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Nr. 39. sMbllEArMmWMllhhaM ^j^hrEch?Ä^ch^-m^ÄuEa^d'^c^I^^Ä-^ng^ Mch" ^ UMMMLsMrstMereMöerNiÄsAjenBMstsäMlei:)ü'^Lpsiy. Leipzig, Montag den 7, Februar 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Das Weihnachtsgeschäft 1915. Wenn in gegenwärtiger Kriegszeit aus feindlichen Ländern hin und wieder bewegliche Klagen zu uns dringen über die Leiden der Geschäftswelt infolge mangelnder Kauflust und Kaufkraft vormals verschwenderischer Kundschaft, von Einschrän- kung überall, zumal im Bücherkaus, so dürfen wir im Reiche, obwohl rings von feindlichen Mächten umstellt, in erfreulichem Gegensatz dazu mit Befriedigung auf einen guten Geschäftsgang der letzten Monate, insbesondere des Weihnachtsmonats zurück- blicken. Nach den uns aus vielen Städten vorliegenden Berichten kann auf einen allgemeinen über Erwarten befriedigenden Erfolg des Weihnachtsgeschäfts 1915 im deutschen Buchhandel geschlossen werocn. Auf unsere Bitte um Auskunft über den Geschäftsgang, die wir im Anfang Januar in Nr. 2 des Bbl. an unsere Leser gerichtet haben, sind uns ans weit auseinander liegenden Orten durchweg befriedigende Ergebnisse gemeldet worden, für deren Mitteilung wir uns den Schreibern zu Dank verpflichtet fühle». Kann auch diese immerhin kleine Auslese nicht den Anspruch aus ein allgemein erschöpfendes Urteil erheben, so gestattet doch ihre wesentliche Übereinstimmung und die Beteiligung von Städten verschiedenster Größe und Bedeutung gleichwohl erfreuliche Schlußfolgerungen von allgemeinerer Geltung. Abweichend vom Vorjahre hatten wir unserer Bitte um Äußerungen diesmal keine besonderen Fragen mit auf den Weg gegeben, die uns bei jenem ersten Versuch als Richtlinien nötig erschienen. Dadurch ist inehr zu allgemeinen Schilderungen des vorherrschenden Eindrucks und zu einer freieren Mcinungs-! Äußerung über notwendige Verbesserungen im Sortimcntsbetriebe' Gelegenheit gegeben worden. Allgemein ist natürlich die Klage über Mangel an geschultem Personal, dem oft sogar die leitenden Kräfte fehlten. In manchen Fällen mußten Frau und Töchter des Hauses den Betrieb aufrecht erhalten, und fast überall war die Nachtruhe des Personals im Sortiment auf ein fehl j geringes Maß eingeschränkt. Auch über ungeübtes Personal im i Verlag und Barsortimcnt, das manche verzögerte oder fehlerhafte Sendung verschuldet haben soll, wird Klage geführt. Nicht min der über die oft versagende Schnelligkeit im Postpaket- und Güter verkehr. Aber auch diese Ungunst der Zeitverhältnisse konnte dem regen und befriedigenden Geschäftsgang keinen Abbruch tun. Geringe Meinung scheint über den Erfolg der großen Weih nachtskataloge zu herrschen. Planlose Versendung, Überschwem mung bevorzugter wirklicher oder nur erhoffter Kunden mit diesem kostspieligen Vertriebsmittel dürften an diesem Mißerfolg ebenso schuld haben wie der große Umfang und der Mangel an Übersichtlichkeit vieler dieser Kataloge, die das Publikum vor eine Fülle von Titeln und Namen stellen, mit denen es nichts anzn- fangen weiß. Sie haben zudem den Nachteil, daß sie den Sorti menter verführen, sein Lager reicher auszustatten, als sich vom kauf männischen Standpunkte aus rechtfertigen läßt, da das Publikum erwartet, alle die in diesen umfangreichen Katalogen besprochenen oder auch nur erwähnten Bücher im Laden vorzufinden, und ent täuscht ist, wenn ihm gesagt wird, daß es sich einige Tage bis zum Eingang gedulden müsse. Den größten Anteil an dem dies jährigen Erfolge haben zweifellos die vielen Zeitungsberichte über das Interesse unserer wackeren Krieger draußen im Felde und auf den Meeren, das sie dem Buche entgegenbringen. Sie zu , dauernden Bücherfreunden zu machen, wird eine unserer vornehm sten Aufgaben sein müssen, schon weil daran zu denken ist, daß die ! erstrebte Erhöhung des Rabatts mit der Erhöhung der allge- i meinen Lebensbedingungen gleichenSchritt halten wird. Auch das i überall mahnende Plakat »Schickt Bücher ins Feld« mag gleich- ^ falls seine Schuldigkeit getan haben. Hier ist auch die Stelle, , wo der Buchhändler mit seiner persönlichen Empfehlung eintreten , kann und wird. Daß ihr Wert übrigens auch von erfahrenen ! Kunden richtig und dankbar erkannt wird, ist aus manchen der vorliegenden Berichte zu ersehen. Es ist bekannt und begreiflich, daß unsere Lieben im Felde ! in den wenigen Ruhestunden, die ein Lesen gestatten, möglichst ab- l gelenkt und nicht immer erneut auf den Krieg hingewiesen sein i wollen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhangs ist die Ab neigung auch der Daheimgebliebcnen gegen Kriegsliteratur jeder Art, obwohl sic vielleicht hier in mancher Beziehung zu weit i gehl, da neben vielen rein spekulativen und naturgemäß unzu- ! länglichen Erzeugnissen doch auch eine ganze Reihe gediegener i Schriften erschienen ist, die bei der nach dem Kriege geplanten wirtschaftlichen und politischen Neuordnung nicht übersehen wer- j den dürfen. Den Nebenzweigen im Buchhandel wird mehrfach das Wort l geredet. Sicher mit vollem Recht. Sind sie doch ein herkömm- - liches, sicheres und auch gewinnbringendes Mittel, den Laden mit Kundschaft zu beleben. Sie bieten die beste Gelegenheit, auch manches Buch zu verkaufen, das andernfalls den bekannten Rückweg zum Verleger oder als Ladenhüter schmerzliche Ver ewigung gefunden hätte. Auch die schon viel erörterte Frage erhöhten Verlegerrabatts findet in mancher Bemerkung der nach stehenden Berichte eine praktische Lösung, die nicht allen Ver legern genehm sein dürfte. Jugendschristen kriegerischen Inhalts waren vielbegehrt. Ju gend leidet glücklicherweise nicht an schwachen Nerven. So kam cs, daß auf diesem Gebiete die Kricgslilccatur fast Alleinherr scherin war. Natürlich sehr zum Schaden älterer bewährter Bü cher, was sogar bei der Auswahl für Mädchen zu bemerken war. Der Verkauf von Kindcr-Bilderbüchern scheint dagegen völlig dem Warcnhause Vorbehalten zu sein. Daß die wissenschaftliche Literatur im Verkauf zurückgeblieben ist, erklärt sich ohne wei teres aus den Zeitumständen. Erfreulich dagegen ist die fast all gemein betonte Barzahlung mit Kassenumsätzen, die nicht nur weit das lahmere Vorjahr 1914, sondern auch manches glückliche Friedcnsjahr übcrtresfcn. Daß diese Einnahmen nur wenig aus teuren Werken erzielt wurden, sondern fast ausschließlich aus dem Verkauf billiger und billigster Bücher und aus einer erstaunlichen Vielheit kleiner Posten sich zusammensetzen, läßt einen Schluß auf die große Lebhaftigkeit des Ladcnverkehrs zu und stellt der hingcbenden Arbeit der Verkäufer und Verkäufe rinnen ein ehrendes Zeugnis aus. Diesen allgemeinen Betrachtungen mögen nun Auszüge und auch ganze Berichte folgen, wie wir sie aus fast allen deutschen Gauen erhalten haben. Den Anfang hat schon Herr Justus Pape, Hamburg, mit dem Bericht über das Weihnachtsgeschäft der Herold'schen Buchhand lung gemacht, der in Nr. 17 d. Bl. vom 22. Januar zum Ab druck gelangt ist. Auch er äußert sich um so befriedigter, als er, 137