Volltext Seite (XML)
E^St-N-n- ! ^u^i-^-n^-».^ ^,t^d-r M^a?Uich«EsU«d" ' Nr. 163 (N. 93). Leipzig, Sonnabend den 2. August 1919. 86. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Rundschreiben des Vorstandes des Börsenvereins an die Kreis- und Ortsvereine zur Frage der Erhöhung des Sortimenter-Teuerungszuschlags. Leipzig, den 24. Juli 1919. An die Vorstände der Kreis- und Orrsvercinc. Am 1. Juli d. I. hat der Vorstand des Börsenbereins dem Beschluß der letzten Hauptversammlung folgend gemeinsam > mit den Vorständen des Deutschen Vcrlegervcreins, des Verbandes der Kreis- und Ortsvercinc, der Deutschen Buchhändlergildc, des Vereins der Deutschen Musikalienhändler und des Vereins von Verlegern deutscher illustrierter Zeitschriften über die Er höhung des Sortimentcr-Tcuerungszuschlags eingehende Beratungen gepflogen. Es hat sich hierbei herausgestellt, daß hin reichende statistische Unterlagen über die Hauptfrage, inwieweit im laufenden Geschäftsjahr der voraussichtliche Reingewinn durch die erhöhten Spesen, insonderheit Gchaltsspescn, auf ein unerträgliches Maß herabgcdrückt wird, noch nicht Vorlagen. Es wurde daher beschlossen, die Entscheidung über die Erhöhung des Teuerungszuschlags zu vertagen und erneute Ermittelungen nach der genannten Richtung hin anzustellen. Der Vorstand des Börsenvcreins sieht sich um so mehr zu einer eingehenden und sorgfältigen Prüfung der Verhältnisse ge nötigt, als seitens mehrerer Staatsbehörden sogar schon mit einer Aufhebung des 107»igen Teucrnngszuschlages gerechnet wird, und seitens des Reichswirtschaftsministeriums sowohl wie seitens der Wucherämter und Preisprüfungsstellen beim Börsen verein fortgesetzt Anfragen und Anregungen dieser Art einlaufen. So schreibt das Reichswirtschaftsministerium, das bisher dem Teuerungszuschlag gegenüber eine loyale Haltung einnahm, unterm 26. Juni 1919: »Die volkswirtschaftliche Abteilung des Reichsernährungsministeriums hat mir die folgende Anregung übermittelt. .Nachdem die Bücherpreise sich dauernd in steigender Richtung bewegen, dürfte es angebracht sein, zu prüfen, ob der 107»igc Sortimenterzuschlag noch weiter Berechtigung hat. An jeder Steigerung der Papierpreise, der Kosten für Satz, Druck, Einband, der höheren Gewinne der Verleger und Autoren ist der Sortimenter mit 30-357» beteiligt. Ob ein Sonder zuschlag von 107» auf den vorgeschriebenen Ladenpreis hiernach gerechtfertigt ist, müßte einheitlich fürs Reich geprüft werden? Ich ersuche ergebenst um tunlichst beschleunigte Äußerung hierzu und behalte mir vor, die Angelegenheit demnächst auch zum Gegenstand einer Besprechung mit den Organisationen des Buchhandels und den beteiligten Behörden zu machen.« Ebenso will die Landespreisprüfungsstelle für Sachsen bei einigen Sortimentern Ermittelungen anstellen, ob das Ver hältnis von Umsatz, Gewinn und Unkosten seit.1913 die Beibehaltung des 107°igen Teuerungszuschlags rechtfertigt. Eine Erhöhung wird um so schwerer durchzuführen sein, als die bedeutendsten Verleger erklärt haben, daß sie unter ! keinen Umständen in eine weitere Erhöhung des Sortimentcr-Tencrungszuschlags einwilligen und sogar vor der Öffentlich keit gegen eine solche Maßnahme Einspruch zu erheben gezwungen sein würden. Ebenso hat sich der gesamte Musikalienverlag und die Vereinigung der Schulbuchverleger gegen eine Erhöhung ausgesprochen. Aber auch aus Sortimenterkreisen liegen zahlreiche Äußerungen vor, wonach auch hier mannigfache Bedenken gegen eine ! Erhöhung bestehen und eindringlich vor einem solchen Vorgehen gewarnt wird. Außerdem hat der Vorstand folgendes in Erwägung zu ziehen: Eine Erhöhung des Teuerungszuschlags wird aller Vor- ! aussicht nach den Umsatz Herabdrücken. Sie stellt insofern eine Ungerechtigkeit dar, als sic auch diejenigen Verleger betrifft, die ausreichend rabattieren. Sie würde mutmaßlich vielfach mit einer Kürzung des Verleger-Rabatts beantwortet werden. Sie ! sucht, obwohl der Tcnerungszuschlag ursprünglich nur als ein vorübergehender Notbehelf eingeführt war, ein Korrektiv für eine Spesencrhöhnng zu schaffen, die aller Wahrscheinlichkeit nach eine dauernde sein wird und greift so in das freie Vcrtragsver- hältnis zwischen Verleger und Autor wie in dasjenige zwischen Verleger und Sortimenter ein. Die rechtliche Grundlage hier für ist um so schwankender, je mehr Verleger und Sortimenter widersprechen. Die Erhöhung wird zwar hauptsächlich als Aus gleich für erhöhte Gehaltsspesen gefordert, kann aber ebenso auch für die Angestellten der Anreiz zu erneuten Forderungen sein. Ungeachtet dieser schweren Bedenken hat die Buchhändlergilde in einem Rundschreiben vom lO. Juli 1919 zur Selbsthilfe ! ausgefordert und eine unverzügliche Erhöhung des Teuerungszuschlags auf 207 empfohlen. DerVorstand des Börsen bereins betont demgegenüber, daß er nicht im st anbei st,aufGr und desbisherigen st ati st ischen Materials ei n en solchen 20 7» igcn Tcnerungszuschlag zu schützen und ihn vor Behörden und Publikum zu vertreten. Die Orts- und Kreisvereine, die in dieser Hinsicht selbständig Vor gehen, gefährden sogar den 1V7Piozentigen TcuerungsZuschlag,gegen den sichschonjetzt die oben erwähnten Angriffe richten. 653