Volltext Seite (XML)
6600 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 149. 29. Juni 1L07. (Björnson: »Ein fröhlicher Bursch- — Dreyer: -Vater und Sohn- — Francois: »Fräulein Mütchen- — Gerstäcker: -Der Schiffs zimmermann- — Tolstoi: -Auf Feuer Hab' acht- — Silberstein: »Der Gerhab) in jedem Hause des Heffenlandes zu finden sind. Andre gute Bücher, die die bestehenden Buchhandlungen neben diesen Volksbüchern mit Fleiß vertreiben, dienen wohl auch zur Förderung deutsch-christlichen Sinnes. 4. Ob die »Darlehen- »gut verzinslich- werden, wage ich stark zu bezweifeln. Jeder Geschäftsmann, der ein Geschäft begründet, muß zuvor eignes Geld in seinen Beutel tun, dann muß er sich fragen, ob er sein Fach auch genügend kennen ge lernt hat, um als tüchtiger Geschäftsmann darin bestehen zu können, und ferner, ob auch das zu bearbeitende Feld genügend Absatz bieten wird. Aber dies alles tut die Wartburg-Buch handlung nicht! Sie borgt sich das nötige Geld erst zusammen; sie stellt mit 4000 ^ Gehalt erst einen tüchtigen Fachmann ein. Zu diesen 4000 ^ kommen aber noch die andern Spesen für wettere Arbeitskräfte, Miete, Fracht, Porto, allgemeine Unkosten und nicht zuletzt die buchhändlerischen Kommissionsspesen. Haben die Gründer sich schon einmal ausgerechnet, daß sie jährlich erst zirka 10 000 ^ verdienen müssen, um die Unkosten heraus zuholen? Und wenn diese nicht herauskommen, wer zahlt dann die gute Verzinsung? Haben sie sich schon berechnet, daß sie mindestens einen Umsatz von 60 000 erreichen müssen, um erst einmal die Unkosten zu verdienen? Wird ihnen nicht schon bange um die gute Verzinsung? Oder zahlen nachher die Ge noffen, wenn sie keine Verzinsung sehen, ruhig weiter und bluten um -höheren Interessen- zu dienen, mit gutem Herzen? Ist es wirklich notwendig, durch diese Neugründung den ganzen ehrsamen Buchhändlerstand in Hessen zu schädigen und diesen der Kirche und den Geistlichen zum Feinde zu machen? Der für die Wartburg-Buchhandlung so notwendige Umsatz in Hessen geht doch zum großen Teil den hessischen Buchhändlern gerade ab! Ich meine, die hessische Geistlichkeit hätte bessere Aufgaben zu erfüllen, als Unfrieden zu säeni Besser Kanzelreden zu halten, welche mächtig anziehen zu lebhafterem Kirchenbesuch! Und ist es nicht eine herrliche Aufgabe, groß genug, das ganze Leben auszusüllen, für die Herren Geistlichen: die Kranken zu besuchen, den Bedrängten zu helfen, die Toten zu begraben und die Waisen zu erziehen? Das nenne ich edler, als Zeit und Geld zu opfern, damit auf dem platten Lande eine Anzahl guter Bücher mehr gekauft werden, — oft sogar mit Unmut, weil der Pfarrer hinter dem Angebot steht I Weshalb nicht Gelder zu sammenschaffen, um gute Bücher auch denen unentgeltlich zu geben, die zu arm sind, solche zu kaufen! Dazu würden die Herren Geistlichen gern bereite Helfer finden! Also weg mit einer geistlichen Buchhandlung mit beschränkter Haftung! Beleidigung durch Aufforderung zur Unredlichkeit« — Der in München wohnhafte Briefmarkenhändler CH. sandte Ende August 1906 einem Dresdner Kaufmann Nachahmungen japanischer und italienischer Briefmarken und mutete dem Empfänger zu, diese als echte Marken zu verkaufen. Für die Sendung verlangte CH. 35 das ist der Handelswert echter Marken. Die Nachahmungen waren so täuschend, daß es nach fachmännischem Urteil leicht gewesen wäre, sie als echt zu ver kaufen. Der Empfänger fühlte sich aber durch das an ihn ge stellte Ansinnen beleidigt und übergab die Sache der Staats anwaltschaft, die darauf gegen CH. wegen Beleidigung des Kaufmanns vorging und das Strafverfahren im öffentlichen Interesse übernahm, nachdem der an seiner Ehre Verletzte Strafantrag gestellt hatte. Die Strafverfolgungsbehörde erwog, ob die Bestrafung des CH. nicht aus andern Gesichtspunkten er folgen müsse, z. B. wegen Anstiftung zum Betrug, in welchem Falle härtere Strafen in Betracht kommen würden. An der Ver handlung nahm als Sachverständiger Herr Kaufmann Petritz teil; er bestritt, daß es, entgegen der Behauptung des Angeklagten, üblich sei, Nachahmungen als echte Marken zu verkaufen. Der Wert der unechten Marken wird auf höchstens 5 ^ beziffert, während CH. 3b X dafür verlangte. Für 30 will dieser sie selbst gekauft haben. Das Urteil lautete, den -Dresdner Nach richten- zufolge, gegen CH., der sich vom persönlichen Erscheinen hatte entbinden lassen, wegen Beleidigung auf sechs Wochen Ge fängnis. (Lx. in: Papier-Ztg.) Friedrich Theodor Vischers 100. Geburtstag. — Der morgige Sonntag, 30. Juni, bringt die hundertste Wiederkehr des Geburtstags des berühmten Ästhetikers Friedrich Theodor Bischer, geboren am 30. Juni 1807 in Ludwigsburg, gestorben am 14. September 1887 in Gmunden am Traunsee. Friedrich Theodor Bischer lehrte in Tübingen, Zürich und Stuttgart, wo er seit 1866 seinen bleibenden Wohnsitz hatte. Seine schwäbische Heimat bereitet für den Gedenktag an mehreren Orten Feierlichkeiten vor. In Ludwigsburg wird der Histo rische Verein eine Gedächtnisfeier veranstalten, bei der Familien angehörige des zu Feiernden zugegen sein werden, unter andern sein Sohn Professor Or. Robert Fischer aus Göttingen und seine Enkelin Frau Professor Meißner aus Königsberg. Die Uni versität Tübingen ehrt das Gedächtnis ihres großen Toten durch einen Festakt. In Stuttgart, wo der Verstorbene am Poly technikum als Lehrer gewirkt hat, wird sein Nachfolger im Lehramt, Professor vr. Harnack, bei einer Feier die Gedächtnisrede halten. In Marbach a. N. hat das Schillermuseum eine Vischer-Ausstellung eröffnet, die bis Ende September d. I. täglich geöffnet bleiben wird. Das dankenswerte Entgegenkommen von Familien-Angehörigen und Freunden, insbesondere des Sohnes Professor vr. Robert Bischer in Göttingen, hat es ermöglicht, dem eigenen Besitz des Schiller-Museums an Handschriften Vischers eine reiche Samm lung von Bildnissen Vischers aus allen Lebensaltern, Zeichnungen von seiner Hand, Handschriften seiner wissenschaftlichen und seiner Dichtungswerke, Briefe von und an Bischer u. a. m. beizufügen und so in über 200 Nummern ein anschauliches Bild seines Lebens und Schaffens vorzuführen, das jedem Verehrer Vischers bei einem Besuch der Ausstellung Genuß bereiten wird. (Red.) Post. — Vom 1. Juli 1907 ab können Postpakete mit Wert angabe nach Großbritannien und Irland bis zum Höchstbetrage von 8000 (statt bisher 2400 versandt werden. (Red.) Reu« Bücher, Katalog« re. für Bnchhändlerr Usus Lüobor, von äsvsv man spriobt. Lilllaffs klr. 24, luli, ill X. X. Xosbloro (UsipriA) uusvscbsslbarss 8llba.uksastorplLlrg.t. 1 Siatt. VsrLsicbnis sinsr veortvollsu 8o.mmluv^ von IVsrtzsa aus cism 6oi>isto äsr Utnlosopbis, rvisssusobaktliobsu Ideolo^is, obristl. u. prokaosv XuustASsobiobts, äoutsobsa unä krsmäsu 8pruvb- uvä I/itoruturlrunäs, Oosobiobts stc. 8". 84 8. 2620 kirn. XI. Lüobsr-Vorstsixsruug am 10. luli 1907 u. kolA. Is-As äuroli Uoinrioli 8obövivAli in blünstsr i/W. Monatliches Verzeichnis der erschienenen Nettigkeiten des dentschen Knnfthandels. — Das vom Deutschen Buch- gewcrbeverein zusammengestellte -Monatliche Verzeichnis der er schienenen Neuigkeiten des deutschen Kunsthandels- fällt für den Juni 1907 wegen zu geringen Eingangs von Neuigkeiten aus. (Red.) Personalnachrichten. Gestorben: am 18. April 1907, wie wir verspätet erfuhren, 75 Jahre alt, Frau Marie Sophie verw. Werner geb. Kuntze, In haberin der Verlagshandlung Julius Werner in Leipzig. (Red.) (Sprechsaal.) Zu den Artikeln: Unwahre Angaben eines Gehilfenstellen-Vewerbers (vgl. Nr. 116, 138 d. Bl.) empfingen wir folgendes Schreiben, das wir gern zur Kenntnis bringen: (Red.) In Nr. 116 de« Börsenblatts vom 22. Mai 1907 finde ich unter Sprechsaal einen Artikel über -Unwahre Angaben- eines angeblichen Gehilfen Walter Müller. Zur Aufklärung wollen Sie, bitte, aufnehmen, daß ich mit dem betreffenden Markthelfer nicht identisch bin. Hochachtungsvoll Grevenbroich, 26. Juni 1907. Walter Müller, Buchhandlungsgehtlse.