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SS. Jahrgang. A» so». Sonnabend, 8. November ISIS. VejUgü-vedühr sllr Dre». den tiet lOgltch ,w,t. maliger Zulraaung<an Soun, und Monlagen nur einmal) r,»0 M , durchaurwllrllaeSom. luillionOi« dt» j.bv M. Bei ei,»maliger Zu. llellung durch die Post UM,lohne »«stell,eld». Ausland» Oester reich.Ungarn d,1L Kr., Schwei, b.üi» Fr«».. Ziallen 7,l7 Are. Nachdruck nur mit doutiichor Oxellen- anaab« Dresdner Nachr,">zull>lstg, Un> 188H Druck und Verlag von (iepsch 6c Reichardt in Dresden. Anzeigen-raris Annahme von Antün- dlgungen bl» nachm, Uhr, Eonnlag» nur Marienstratze !i8 von II bl» >/>! Uhr, Die rinlpalttge Zelle (etwa 8 Silben» so Ps„ die zweiloallige Zelle au> 2er,seile 70 Pf,, die iwetspalt, Reklamezelle l.nc» M., Familien Nachrichten au» Dres den dle einspait. Ieiie Lb Pf. — In Num- mern »ach Sonn- und Feiertagen crhdhier Tarif. — Auswärtig! Aufträge nur gegen weid.ntchtaufdewahrt. Tclegramm-Adresse: Rachrichte« Dresden. Sammelnummer für jämtl.Telephonanschlüsse: LS 341. 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Ein Teil der dem Kaiser zngesallcnen Knorrschcn Erbschaft wird voraussichtlich zur Errichtung eines Flug stützpunktes in Plauen i. B. Verwendung siudcn. Die bäurische Kammer der Rcichsräte nahm gestern von der königlichen Botschaft über die Thronbesteigung König Ludwigs lll. Kenntnis. Die wegen der Regelung der braunschweigischen T h r o n so l g e s r a g e beabsichtigten Interpellationen im Reichstage werden wahrscheinlich unterbleiben. Der Altnatiouallibcral<! Rcichsvcrband sprach sich in Braniischwcig einmütig gegen die G r o si b l o ckp o l i t i k aus, Ter deutsche Ausschuß für die Weltausstellung in San Francisco beschlob auss neue, sich um Unterstützung an die amtlichen Stellen zu wenden. Die Vertreter der mabgebenden Organisationen des ge samten deutschen Detailhandels veranstalteten in Berlin eine Kundgebung gegen das S c l b st k o st e n s y st e m. In Wiener diplomatischen Kreisen hofst man. dab die Verhandlungen zwischen der Türkei und Griechen land zu einer Verständigung führen werden. John Lind und der amerikanische Militär-Attachö sind Donnerstag abend plötzlich von Vcracruz nach Mexiko in geheimer Mission abgereist, Felix Diaz wurde in Havanna aus der Promenade das Opfer eines Anschlags: er wurde durch einen Stich und mehrere Schläge verletzt, später aber verhaftet. Sie SvaiitiMlg zwischen der Union und Mexiko ans dem Höhepunkte. Präsident Wilson will offenbar in dem Konflikt mit Mexiko sein Meisterstück ans dem Gebiete der auswärtigen Politik oblegen. Er hat sich in Gemeinschaft mit seinem Staatssekretär Bryan aus die mexikanische Frage fcst- gcbissen und möchte die mittelamcrikanische Republik, deren Existenz und Zustände seinem puritanischen Gewissen so sehr widerstreiten, am liebsten dem Erdboden gleich machen, wenn er sie schon nicht für die amerikanischen Petroleum- königc und Grotzkapitalistcn einsteckcn kann. Die provi sorische Regierung Mexikos und ihr tatkräftiger Präsident Huerta an der Spitze tun aber der groben transatlanti schen Republik nicht den Gefallen, abzudanken und den von dcr Union unterstützten Naubgescllcn, die sich den hoch trabenden Namen „Konstitutionelle" bcigclcgt haben, das Feld zu raumen. Sie lassen sich weder durch Drohnotcn, durch finanziellen Bonlott, noch durch andere Druckmittel schrecken und verharren in goldener Schweigsamkeit. Man weiß im Nationalpalast zu Mexiko die wahren Verhält nisse und die Tinge realer und nüchterner zu behandeln, als in dem zurzeit mit Humanitären und sentimentalen Ideen angefüllten und übersättigten Weiben Hause in Washington. Unter solchen Umständen gewinnt das „Kricgspiclen" zwischen dcr Union und Mexiko allmählich den Charakter eines Frosch-Mänsekrieges, dessen lachender Zuschauer das alte, von den Aankees wegen seiner politischen Methoden zurzeit so verspottete Europa ist. Präsident Wilson glaubt in seinem demokratischen Ideal für die Befreiung der Menschheit zu kämpfen und merkt nicht, dab er aus dem Gebiete dcr auswärtigen Poli tik nur das willkommene Objekt, dcr Spiclball von einigen Dutzend Grohkapitalisten ist, die unter dem neuen Regime genau so wie unter dem alten im Trüben fischen wollen, aber der Vorsicht halber unter dem neuen Herrn die Methode und die Taktik gewechselt haben. So nimmt denn die alte Raubpolilik der Bereinigten Staaten unter dem Schutze der Monroe-Doktrin ihren Fortgang, rollt wieder dcr Dollar, werden die wildesten Raubgesellcn und gewerbs- mäbigcn Revolutionäre Mexikos aufgestachelt gegen die Regierung zu neuem Aufruhr und Bürgerkrieg. Die letzten Tage zeigen die Krisis auf dem Höhe punkt. Einer amerikanischen Meldung zufolge hatte der amerikanische Gcschültsträger dem Präsidenten Huerta ein Ultimatum zugestellt. Es wurde verlangt, Huerta müsse sofort die Präsidentschaft niederlcgen und dürfe weder den Kriegsministcr Blangnct, noch ein anderes Mitglied des Kabinetts alS Nachfolger hintcrlasscn. Eine spätere Meldung will missen, dab die Note nicht den Charakter eines Ultimatums gehabt habe. ES ist indessen möglich, dab die Ablcugnung nur deshalb erfolgt ist, weil man sich in Washington inzwischen überzeugt hat, das; die Note keine Wirkung geübt hat, eine solche Blamage aber nicht gern zugegeben wird, namentlich in Berücksichtigung des Umstandes, dab die Bereinigten Staaten sich immer als die stärkste Macht des amerikanischen Kontinents ge bärdet haben, und in ihrem Grobmachtsdünkcl den mittel- amerikanischen „Raubstaatcn" gegenüber keine Schwäche zeigen wollen. Die amerikanische Negierung hat indessen selbst der in Rede stehenden Note eine auberordentlichc Wichtigkeit bcigcmesscn, denn sie hat sic, wie in diploma tischen Kreisen Washingtons erklärt wird, allen aus wärtigen Negierungen in Abschrift zustcllen lassen. Einen Tag. nachdem diese offenbar das Aenszerste androhendc Note der staunenden Mitwelt mitgetcilt war, verlautete aber schon wieder, dah Wilson mit dcr mexikanischen Negierung verhandele, um Huerta aus friedlichem Wege zur Abdankung zu bewegen. Das sah nicht gerade nach kriege rischem Ernst und änberster Entschlossenheit aus. Vor sichtigerweise wurde gleich hinzugcfügt, die Verhandlungen seien noch im ersten Stadium und würden wahrscheinlich in den nächsten Tagen noch nicht zum Abschluss gebracht werden. Allein Präsident Wilson hatte auch hiermit kein Glück, Tenn im Zusammenhänge damit, so verlautete sofort, sei eine weitere Note in der mexikanischen Hauptstadt über geben worden, die nicht gerade freundlich gewesen sein mub, sonst hätte man nicht in Washington bemerkt, dab die Mitteilung „noch nicht" den Charakter des Ultimatums habe. Man versucht cs also abwechselnd mit Zuckerbrot und Peitsche. Dieses Schanke lspicl wäre wirklich ergötzlich, wenn es nicht einen so ernsten Hintergrund hätte. Präsident Huerta in Mexiko, dessen Wahl zum Präsidenten längst zustande gekommen märe, wenn nicht die Nordamerikancr fortwährend sich in die mexikanischen Wirren eingcmischt hätten, hat alle diese Dinge mit kühler Gelassenheit über sich ergehen lassen und osfcn erklärt, das, er auch einem amerikanischen Ultimatum nicht weichen würde. Er hat natürlich pflichtgemäb die Mitglieder des provisorischen Kabinetts und seine Freunde in den Natio nalpalast zusammcnberufen, um ihnen Mitteilung zu machen von den befehlenden Bedingungen der Washing toner Regierung, und nach ersolgter Beratung Präsident Wilson wissen lassen, daß er binnen kurzem eine definitive Antwort geben werde. Tab diese nicht in zu stimmendem Sinne ansfallcn wird, kann man sich denken, denn Huerta hat mutig bekannt, daß er auch eine amerika nische Invasion nicht fürchte, ist ihm doch nur zu gut be kannt. daß ein mexikanischer Krieg für die Union ein außerordentlich schwieriges und kostspieliges, wenn nicht gar unmögliches Unternehmen sein würde. Er richtet sich, wie man aus den Meldungen der letzten Tage entnehmen muß, durchaus häuslich im Präsidcntcnpalastc ein, er ver stärkt weiter und organisiert das Heer und hat durch ein Staatsdckret dem Silbergcld und den Banknoten Zwangs- kurs verliehen. Abdankungsabsichten kann man aus solchen Maßnahmen beim besten Willen nicht erkennen. Mag man über die Persönlichkeit dieses Mannes denken wie man will, mag man insbesondere seine moralischen Qualitäten nicht allzu hoch einschätzen, ausschlaggebend ist doch seine Qualität als Staatsmann. Ein Land wie Mexiko ist nicht ohne starke Han- zu regieren, es ist nicht mit europäischen Begriffen zu messen, weil die halbzivilisierte Mischlingsrasse daselbst die Freiheit nicht zu gebrauchen weiß. Uns Deutschen kann cs daher nur recht sein, wenn ein Mann an die Spitze des Landes gelangt, der mit starker Hand Ordnung zu schaffen und der Regierung Autorität zu verleihen weiß. Die Union trägt die Verantwortung, wenn die unhaltbaren Zustände in Mexiko sich ins Endlose verlängern. Die Einsetzung einer neuen provisorischen Regierung unter Ausschaltung Huertas, einer Regierung, die sich in der Hauptsache aus den von den Amerikanern unterstützten Rebellen zu- sammensetzcn würde, müßte einen neuen Wirrwarr herauf- beschwören und eine Verewigung der Unruhen bedeuten. Denn weder G c n e r a l C a r r a n z a noch einer dcr anderen Mexiko so reichlich bevölkernden „Generale" hat die genügende Autorität, nm Ruhe und Ordnung zu schaffen. Es ist bedauerlich, daß die am meisten beteiligten europäischen Großmächte, England, Frankreich und auch Deutschland, sich dem Millen dcr Union gefügt haben. Entschließungen in dcr mexikanischen Angelegenheit solange aufzuschieben, bis die Vereinigten Staaten ihre Entscheidung getroffen hätten, Laß insbesondere Groß-> Lritannicn seinen energischen Vorstoß gegen die Union wieder anfgcgcben und Frankreich ein von Huerta ans- gegangcnes Ersuchen um Vciinittlnng abgelchnt Hai, Ein energisches Einschrcitcn dcr drei Großmächte zugunsten dcr provisorischen Machthaber Mexikos wurde dem Aztckcnlande schnell Ordnung und Sicherheit ivicdergebcn und der halb zaudernden, halb gewaltvollen Politik dcr Vereinigten Staaten ein Ende setzen. * John Lind und dcr amerikanische Militärattache Burnside sind Donnerstag abend plötzlich von Veracrnz nach dcr H a u p t st a d t Mexiko a b g e r c i st und haben jede "Angabe über den Zweck ihrer Reise verweigert. Sic gedenken in wenigen Tagen wieder in Vcracruz ein» zutresfcn. Ein Anschlag gegen Felix Diaz. Felix Diaz, der aus Veracruz in Havanna ein getroffen ist, wurde vorgestern abend ans der Promenade das Opfer eines Anschlages. Er erhielt einen Stich hinter das Ohr und mehrere Schläge mit einem Stocke. Der Täter konnte verhaftet werden. Diaz wurde ins Hospital gebracht. lieber den Vorfall wird im einzelnen gemeldet: Felix Diaz hörte mit einem anderen mexikanischen Flüchtlinge und einem Kubaner auf der Promenade drr Musik zu. Als eine Gruppe von Mexikanern vorüberging, soll Diaz eine verletzende Bemerkung über die Anhänger Earranzas gemacht haben, worauf er mit einem Mann namens Guerrero in einen heftigen Wortwechsel geriet. Dieser stürzte sich mit einem Messer auf Diaz, Beide rangen einen Augenblick miteinander, bis ein Polizei beanncr Guerrero fest nahm, der von einem Un bekannten durch einen Revolverschuß schwer ver letzt worden war. Diaz ist bei dem Kampfe nur leicht verwundet worden. Trahtmeldungen vom 7. November. Deutschland und die Ausstellung in San Francisco. Berlin. iPriv.-Tel.s Die Frage, ob sich Deutschland an dcr mit dcr Eröffnung des Panama-Kanals verbundenen Weltausstellung in San Francisco beteiligen soll oder nichi, scheint jetzt doch ein etwas anderes Gesicht bekommen zu sollen. Bisher mar die Ablehnung einer offiziellen Beicili gung seitens der amtlichen Stellen mit einer Ausstcllnngs- mndigkeit dcr Mehrzahl dcr Indnstrickrcisc begründet wor den. Dcr zweite Einwand, der von dcr Regierung erhoben wurde, mar der, daß England von einer offiziellen Be teiligung auch nichts wissen wollte. Dagegen ließ sich ja ernstlich nichts einwendcn, und die Anstrengungen, die be sonders von großen deutschen Schissahrtsgesellschaften gemacht wurden, eine Aenderung dcr Beschlüsse hcrbcizusühren, ge wannen weder ans die Negierung einen Einfluß, noch konnten sie eine allgemeine Begeisterung in industriellen Kreisen Her vorrufen. Doch jetzt taucht die Nachricht aus. daß sich in Eng land schon seit längerer Zeit eine Organisation gebildet Hai, die für eine private englische Ausstellung Propaganda macht. Außer den englischen Schiffswerften sind namentlich die eng lische Textil-Indnstrie, die Nahrungsmittel-Industrie, die Kautschuk-Industrie, die keramische und die Linoleum- Industrie stark dabei beteiligt. Dieses Komitee will bei dcr eng lischen Regierung Vorstellungen erheben und die englische Regierung auf Grund eines neuerdings gesammelten Materials ersuchen, ihre Entschlüsse anfzuhebcn. Es scheint so, als ob auch besonders die englische Schwcr-Industrie die Unlust der deutschen Industrie ansnützen wolle, nm durch eine alleinige Vertretung der englischen Lchwer-Industric in San Francisco einen geschäftlichen Vorteil über die deutschen zu erlangen. Unter dieser Begründung hat nun dcr deutsche Ausschuß für die Beschickung dcr Weltaus stellung auss neue den Plan gelabt, sich an die amtlichen Stellen zu wenden, um auch deutscherseits eine Aenderung des früheren Beschlusses hcrbeizusührcn. Die Möglichkeit scheint nicht ganz ausgeschlossen zu sein, daß sich die amt liehen Stellen wegen der veränderten Sachlage noch einmal mit der-Frage beschäftigen werden und dab dadurch cventzicll eine deutsche Privatansstcllnng ins Leben gerufen wird, dcr die Regierung ihre Unterstützung nicht versagen würde. Berlin. lPriv.-Tel.j Zwischen dem Vorsitzende» der Kunstabtcilung der Panama-Ausstellung, der jüngst in Ber lin weilte, einerseits und der deutschen Zentralstelle für die Weltausstellung in San Francisco und der Gesellschaft sür Deutsche Kunst im Auslände, die die Organisation der Kunstabtcilung in San Francisco übernommen bat, anderseits ist bereits Endgültiges über Art und Platz der deutschen Abteilung sestgestellt worden. Mit einer Naum- übcrlassnng von käst Quadratmetern am nördlichen Ende der Ausstellung für schöne Künste dürfte sür die deutsche Knnst- abtcilnng ein hervorragender Platz gesichert sein. Von amerikanischer Seite sind die Rohbauten einschließlich dcr Oberlicht-Anlage, sowie der Ranmabteilung im Innern garantiert worden. Selbstverständlich genießt auch dieser Teil der deutschen Ausstellung die von dcr Hamburg-Amcrika- Linte zugcsichertc Transportfreiheit von Hamburg nach San Francisco und zurück. Eine Platzmictc wird nicht erhoben.. *