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kl. Jahrgang. sL 14» Abend-Ausgabe Montag, SS. Mürz 1VSS DkMI-mIchMi »«cheichl«, «r«»»». V»r»chk,ch»k - Somm-tnumac« > 2S 241. v« ftk A<utzlg«k,rach«i 20011. B-jug-.S-bühr Dt, vn^Il 3»tl» 3ü'Äsa Uir auiwLN» 3» Mg. Yamtt?«nanz»tg«n und Äeu»ng««ch« ödn, Änzeigen<preiie. KL»-»! (0 °uk«-»ald so Pia- di» »o nun dr,it» Reklom^ik P,p. uk»rdo>b roo Via. offnirnqebükr w Via. Aurw Auitrcka» "»arn Voran,»«,"5> X) m« drrti» «urng»mch« odne SchrtM^imia und Lunpigesch!iN«A^l« Dru» u. V«>ao von 3t„i«d » V«<»,i0> m Dr«»b«. Poftlch^-Äonto >OSL u»r«d«. Dachdru-, nur mtl druMidrr 0u»U«nnnoad» .Dresdner Nach» > ,ul»Ma Unnerinnnl» S<dr«Ni>üri>» werden mW u'vewadrt. bin Bund der Sslam-Stkateu? Das Kalifat als Bereinigung -er Delegierten aller mvhamme-anischen Staaken. Deutsch-österreichische Besprechungen im Auswärtigen Amt. — Eine neue Ge-enkseier -es Faschismus in Rom. Bor einer Reformierung -es Kalifats. London, 29. März. »Daily News" meldet aus Kairo: Im Islam ist die Bewegung zugunsten der Errichtung eines nach modernen Gedanken radikal reformierten Kalifats ständig im Wachsen begriffen. Der Hauptgedanke ist, bas Kalifat z« einer Vertretung ordnungsmäßig beglaubigter Delegierter der ganze« mohammedanischen Welt um» zngestalten. Den Vorsitz dieser Versammlung soll ein Titular- kalif führen. Hinter dieser Organisation soll als reale Macht ein Bund der mohammedanischen Staaten stehen. Ein ständiger Kalifatsrat in Mekka werde einen Faktor der Weltpolttik darstellen, der für all" am Orient interessierten Großmächte in erheblichem Maße von Bedeutung sein werde. Der vom Al-Azhar-Kalifats-Komitce für Mai nach Kairo ein- bcrnfene mohammedanische Kongreß, der über die Wahl eines neuen Kalifen beraten soll, könne rasch zu Ereig nissen führen, deren Folgen noch nicht abzusehcn seien. (MTB.) Belebung -er Kampstäligkeil in Marokko. London, 29. März. Wie die „Times" ans Marokko berichtet, muß man in nächster Zeit mit neuen Kämpfen in Marokko rechnen. AbdclKri m hat die Absicht, bei Eintritt besseren PZeitcrS und nach Beendigung der Fastenzeit die Offensive M ergreifen. Schon jetzt macht sich In einzelnen Abschnitten der Front eine regere Kampstätigkeit bemerkbar «nd das Blatt bedauert, daß einige französische Zeitungen immer wieder behaupten, die moralische «nd materielle Unterstützung der Nisbcvölkernng seitens Englands erhalte den Krieg aufrecht und Englands Ziel in Marokko sei letzten Endes die Errichtung einer Rifrcpnblik unter englischer Ober hoheit. Dadurch würden die Hoffnungen der Rifleute auf recht erhalten und Abd el Krim benutze diese Ausführungen der französischen Zettiingsanfsätze zur Propaganda unter seinen Leute». Er habe niemals ansgehört, seinen Anhänger» die Möglichkeit einer englischen Intervention zu seinen Gunsten darzuiegen. Die „Times" weisen die französischen Verdächtigungen zurück und machen den Franzosen den Vorwurf, baß innerhalb ihrer eigenen Verwaltung in Marokko ein heilloses Durcheinander herrsche. Die einzelnen Ressorts machten sich gegenseitig Vorwürfe und einer verdächtig« den anderen. * Paris, 29. März. Nach einer Meldung des „Newyork Herald" aus Tanger, rücken Rifabteilungen vo-n der Mtius-Front gegen di« französisch« Hauptstellung von Taunat an. Km französischen Hauptquartier glaube man jedoch, daß vor Beendigung des Ramasan kein ernster Kampf stattfinden werde. Neue Angriffe aus Damaskus. London, 29. März. »TtmeS" berichtet aus Haifa: Nach An kunft des Oberkommissars de Jouvenel in Damaskus griffen die Aufständischen an allen Punkten an und hielten das Feuer die ganze Nacht aufrecht. <W. T.B.) Der Bürgerkrieg in China. London» 29. März. Nach Meldungen aus China tst TschangtsolinS Kavallerie nicht mehr weit von Peking entfernt. Im Süden hat Marschall Wupeisu die Provinz Hvnan von den Truppen der Kuomingtungt gesäubert und setzt seinen Vormarsch aus Peking weiter fort. Der Führer der K u o m t n g t u n g tru ppe n versucht, den Vormarsch der Verbündeten möglichst lange aufzuhalten, um tn der Zwischen zeit FricöcnSverhandlungcn zu führen. Seine Versuche, sich Geld für die Bezahlung der Truppen und um Peking zu be- schasse», sind bisher gescheitert. Neber die Lage in Kanton berichten die „Times", daß sich Chang Kai Shek in seinem Kampfe gegen die Kommunisten nicht habe durchsetzen können, da der Widerstand der Gewerkschaften zu groß ist. Infolgedessen sind einige Verhaftete, darunter zahlreiche Russen, wieder frci- gelaffcn worden. Sofort zeigten sich wieder Streikposten, die die chinesischen Passagiere von dem Betreten der Dampfer nach Hongkong abhalten. Auch die fremdenfeindliche Bewegung hat wieder zugenommen. (TU.) Aameks Besuch in Pois-am. Ein Frühjahrsausslug mil Damen. Berlin, 29. März. Der österreichische Bundeskanzler Namek machte heute vormittag tn Begleitung des Retchs- außenministers Dr. Stresemann, der Staatssekretäre v. Schubert und Dr. Meißner, des bayrischen Gesandten Dr. v. Preger, der Gesandten Morath und Köster und mit ihren Damen einen Ausflug nach Potsdam. Dort wurden das Schloß Sanssouci, das Stadtschloß und daS Nene Palais be sichtigt. Die Rückfahrt erfolgte um 1 Uhr. (W.D B.) Besprechungen im Auswärtigen Amk. (Durch Funkspruch.) Berlin, 29. März. Der Besuch des österreichischen Bundes kanzlers Dr. Namek in Berlin hat Gelegenheit zu wieder» holte« Besprechungen im Auswärtigen Amt gegeben. Zu nächst handelte es sich naturgemäß um dte persönliche Fühlung nahme der leitenden Staatsmänner und um eine gegen seitige Orientierung über die Beziehungen Deutschlands und Oesterreichs zu den verschiedenen Staaten. Dabei wurden sowohl die allgemeine politische und wirtschaftliche Lage, wie auch insbesondere alle diejenigen Fragen behandelt, an denen beide Staaten ein besonderes Interesse baden. Dte Be sprechungen ergaben eine völlige U eberein st tmmung tn der Auffassung der Verhältnisse, wie sie durch Locarno und Genf geschaffen wurden. Einen breiten Raum in den Ver handlungen nahmen die wirtschaftlichen Fragen tn Anspruch, wöbet auf beiden Seiten der Wille znm Ausdruck kam, den wirtschaftlichen Interessen beider Länder in besonderer Be- rücksichtignng der augenblicklichen Notlage soweit wie möglich Rechnung zu tragen. Im besonderen wurde vereinbart, nach Oster« Verhandlnngen über einen Zusatzvertrag zum Handels vertrag anfznnehmen. Nci dem Charakter der Belvrechnngen kamen sonstige Entschließungen oder Beschlüsse irgendwelcher Art nicht in Frage. «W.T.N.j Kein Verzicht auf den Anschluß. Berlin, 28. März. Wie die Mvrgeublätter ans Wien melden, erklärte im VnndeSrat zum Vergleichs- n»d Schiedsgerichtsverfahren mit der Tschecho» Slowakei Berichterstatter Dr. -H u g c l m a n n iEhristlich- sozialj: Der SchiedsgcrichtSvertrag könne nicht den Sinn habe», daß er als Verzicht aus das Selbstbestim- muugS recht -cS Volkes aufzusasie» fei. Derartige Ver träge könne Oesterreich mit alle» Nachfolgestaaten mit um so gröberer Beruhigung abschlieben. in einer Zeit, ln der daS vertrauensvolle und Uber alle Formel» solcher Verträge weit hinausgehende Verhältnis zwischen Oesterreich und dem Deutschen Reich außer Zweifel stehe, was in der Reise des Bundeskanzlers nach Berlin einen weithin sichtbare» Ansdruck finde. Stimmen -er englischen unü französischen Presse. London, 29. März. Der Berliner Besuch des österreichi schen Bundeskanzlers Dr. Namek wird tn den Berichten der englischen Blätter aus Berlin allgemein als ein poli tisches Ereignis von großer Bedeutung bezeichnet. Die amt liche oder halbamtliche Feststellung, daß man bei den Ver handlungen die Frage des Anschlusses Oesterreichs an Deutsch land nicht berührt habe, findet wenig Glauben. fT.ll.) * Paris, 29. März. Der „TempS" widmet dem Besuch Rameks in Berlin einen Leitartikel, in dem er zugibt, daß -er Besuch einen offiziellen Charakter trage und die Er- widerung eines deutschen Besuchs tn Wien sei: aber die Deutschen sprächen nur vom Anschluß der Mächte. Jede deutsch-österreichische Kundgebung sei eine verdächtige Sache. Die Anschlnßpropaaanda in Dcntschland bilde eine ernste An gelegenheit für die Wiener Negierung, die nach den Aenße, rungen Seipels gar nicht an den Anschluß denke. Auch in Deutschland freilich gebe cs Kreise, die sich lieber mit Italien zusammenschlicßen würden. Keine Revision -es Fürslenabkommens in Braunschweig. Braunschweig, 28. März. Die braunschweigische Regier'nng hat in einem Schreiben an den Ncchtsausschuß des Reichstages ihre Stellungnahme zur Revision der Fürsten abfindungen bekanntgegeben. Sie hat erklärt, daß sie es ad- lehnen mttffe, ans Grund der sich in Vorbereitung befindlichen Gesetze fn eine Revision des mit dem Herzog von Braun» schwcig-Lttncbnrg abgeschlossenen vermögcnsrechtliche« Ver trages einzntretcn. Der Vertrag sei auf Grund von Vor» schlügen des Obcrlandesgcrichts Braunschweig und auf Grund des Mehrheitsbeschlusses bcS Vraunschwetgischen Landtages zustandcgekommen und der Grundsatz der Vertragstreue bedinge cs, an diesem Abkommen auch festzuhalten. Irgend eine Revision des Vertrages müsse deshalb von der braun- schweigischcn Regierung abgclehnt werden. Der tn Vor bereitung befindliche Gesetzentwurf sei deshalb für die braun schweigischen Verhältnisse ohne Interesse. Rückfragen wegen der Sinladnng zur Raks- Kommission. Berlin, 29. März. DaS N ei ch S kab 1 n e tt hat der „B. Z." zufolge zu der Aufforderung, sich in der Genfer Studienkommisston für die Ratscrweiternng vertreten zu lassen, noch nicht Stellung genommen. Wie das Blatt wissen will, scheint eine Rückfrage darüber notwendig zu sein, welche Art von Stellungen den deutschen Vertretern in der Studienkommisston zugedacht sind. Das gemeinsame autzenpolikifche Endziel. Von Dr. Ellenbeck lM. d. R.j. Noch waren die maHnendek Worte HtndenburgS, mit denen er am Rhein alle Deutschen zur Einigkeit aufrtef, nicht verhallt, da flammte im Reichstage die Leidenschaft deS Kampfes um Genf hoch auf. Aber dte Auseinandersetzung war notwendig. Sie hat der Entente gezeigt, daß eine starke Minderheit — nicht die Befriedigung Europas, nicht eine grundsätzliche Verständigung mit den Kriegsgegnern, wohl aber die Behandlung ablchnt, die auf dem Wege zu einer Politik der europäischen Solidarität Deutschland bisher unü ganz besonders wieder in Locarno und Genf erfahren hat. Sie hat ihr zudem gezeigt, daß auch von der Mehrheit deS Reichstages kein Zweifel daran gelassen wurde, daß auch sie in dieser Beziehung ähnliche Forderungen zu erheben hat und beachte ivtße will. Der Kampf, bet dem dte Rechte notwendig eine scharfe Oppositionsstellnng beziehen mußte, — jene Opposition, von der der Reichskanzler Luther zutreffend bemerkte, sie sei eine „technische Notwendigkeit zum Regieren" — ist vorüber. DaS Gebot, gegenüber der neuen Lage geschlossen zu handeln, tritt in den Vordergrund. Welches ist das außenpolitisch« Endziel, aus das der politische Wille aller Par teien sich richten kann? Ein Vorfrage sei erörtert, über die in der deutsche» Oeffentltchkeit vielfach Unklarheit besteht. Wie ist denn nach dem Absttmmungsbilö am Schlüsse der ausmärttgen Aus sprache eine Geschlossenheit der Arbeit überhaupt noch möglich? Stehen sich nicht vielmehr Negierung und Opposition feind selig gegenüber, statt gemeinsam nach außen zu wirken? Diese so häufig gestellte Frage verkennt die positive Aufgabe der nationalen Opposition im Parlament. Ein Beispiel mag diese erläutern: Reichskanzler Luther hielt der Kritik der Rechten mit Leidenschaft den Vergleich zwischen 1928 und heute entgegen. In der Tat zeigt die heutige Lage unbestreitbare Fortschritte im Vergleiche zu dem damaligen Höhepunkte des Poincaröismus. Wenn der Führer der politischen Geschäfte diesen Fortschritt zu dokumentieren Gelegenheit nimmt, so kann man ihm nicht bestreiten, daß ein solcher Hinweis zur Hebung der gedrückten Stimmung deS Volkes, zur Ver stärkung deS Willens, weiterzuhoffen und wetterzuarbeiten, notwendig tst. Ebensowenig freilich kann verschwiegen werben, daß gleichzeitig Frankreich gegenüber solch ein optimistisches Urteil unzweckmäßig ist, denn jedesmal verzeichnen hinterher die französischen Zeitungen, und zwar nicht nur dte chauvinisti schen, solche Feststellungen mit großer Befriedigung als sinn fälligen Beweis für das außerordentliche Entgegenkommen der französischen Politik gegenüber Deutschland. So ist es dringend notwendig, nnd zwar nicht nrrr deS Auslands wegen, sondern auch um dem eigenen Volke den weiten und schweren Weg, der noch vor uns liegt, recht ein dringlich klarzumachen, -aß die Opposition «ruf di« Kehrseite des Bildes hinweist und de« ungeheure« Abstand unterstreicht zwischen de« Rede» der fremden Staatsmänner über die Rück» Wirkungen des neuen Geistes der Verständig«»« «nd ihre« Tate«. DaS Betonen dieses Abstandes ist ein unerläßliches Mittel, weitere Verhandlungen vorwärts zu treiben, und ist um so wirksamer, als die Auffassung im Ventralen Ausland dieser Betrachtungsweise nur entgegenkommt. Solche stärkste Wirksamkeit einer harten Betrachtung der Dinge, die, ohne durch diplomatische Rücksichten gebunden zu sein, bei jeder Illoyalität des Gegners auftrumpft und bi« Stellung -er deutschen Unterhändler möglichst weit vorschtebt, bevor sie schließlich Konzessionen machen müssen, ist vor allem deshalb erwünscht, weil bei dem Kampf Deutschlands um «tn« geachtete Stellung unter Len Staaten der Welt seine Aus sichten infolge -er bestehenden ungleichen Kräfteverteilung von vornherein nicht günstig sind. Ueber das Endziel dürfte ein« Meinungsverschieden, heit kaum bestehen. Aus irgendeine Welse muß der Kampf aller gegen alle in Europa durch eine Solidarität der Nationen ersetzt werden. Wirtschaftliche Notwendigkeiten wirken mit stärkster Kraft darauf hin. Das wird auch von der Rechten keineswegs bestritten. Der Unterschied liegt nicht so, wie ihn der demokratische Führer, Nbg. Erkelenz, unlängst im „Berliner Tageblatt" präzisierte: „Auf der einen Seite Politiker, denen der Gedanke des Nationalstaates der letzte Endpunkt der Entwicklung tst, und auf Ser anderen Sette solche, die darüber hinaus ein Gemeinschaftsleben der Staaten als di« höhere Entmicklungsform erstreben". Die Frage steht nicht auf entweder — oder. Sondern darum geht es. daß unseres Erachtens allerdings, wenn eine Völkersolidarität überhaupt möglich sein soll, die geschlossene, in sich gefestigte national-bewußte St aatspersön- lichkeit die unerläßliche Voraussetzung dafür i st. Nur sie kann jenen Anspruch auf Gleichberechtigung und Gegenseitigkeit, ans Respektierung ihrer Persönlichkeit und ihrer Würde mit Erfolg vertreten, der die Voraussetzung jeder Gemeinschaftsarbeit ist. Je weniger Deutschland als natio naler Staat bewußt gestaltet wird, um so sicherer ist eS in jedem Bund von Nationen der Willkür der anderen aus. geliefert. Wenn Deutschland dazu beitragen will, aus dem Völkerbund, der ein Instrument von Versailles ist. einen Bund der an der Befriedung der Welt interessierten Mächte -u machen, der diesem hohen Ziele wirkliche Dienste zu leiste«