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An kundiaunoeii aul der Privalleite Helle » Pl« : die rivalti,e Heile auf Herr leite so Pi» . als Einacland» Heile «o Pf« An Nummer« »ach s»u». und Ktierlageu > ioallioe Grundreile so Mo. auf Pribatieiik «o Pia Livaliiae Heile aui rellieite und al» Emaclaudl M Pi,. Auswiirtiae Aui. träae nur acoen Borau>-bc,aliluna. Beleablätter koile» lo Picimiae. Fernsprecher: Nr. ll unv LOW. HauptkelchästSstelle: Marienstr.38. ffeiiulck 2 kr»-er Strsssv 2. Lok« Vsi»ei»d»u«tr»5rs. Lrösrtes Lp« Ni U.iinler, r »-»'Ir 2,7d vt» 23,-. i»*« I» - r Usi-Ic 7,00 di« 29,—. LisljsrekrM kü tFnkI« itvr I» ftsi üoi« - .!«»>»>,«»: ttsi-k 1,25 vis 4,50. ««,?>»r Mark 1,75 vis 5,25. r Herren, Ans «üloi : Mai-K 6,50 vis 17,—. Mark 3,90 vls 15,—. Ken- u. Hinüer Iv» , II - r Mark 1,70 dis 12,—. Wi»«,« Ii- 4*« »l«-n»r Mark 1,90 vis 9,—. Larüerodea! vi»: I : Mark 18,— vis 23,—. I^üstdi - HV« 8toi»: Mark 4,50. Drahtberichte. Geh. Rat Dstr. Tb. Vogel. Dresdner Kriiiiinnlnliiseniii Landwirtschastl. Ausstellung in Berlin VV T» > Ttillllli. Stüimische Dninnsitznng. „Tie Braut vv» Messina" (Winds'Abschied), „Allerseelen", „Sherlock Holms". Herkomer. LvmiiN»cil!>, 16. Irim 1606. Neueste Drahtmeldnntten vom 15. Juni. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Das neue S t e u e r p r o gram m , das durch den Ministerrat seine Billigung erhalten hat, sieht die Schaffung neuer Einnahmequellen zur Bezahlung der Zinsen und zur Amortisierung der auigeiwmmenen Anleihen vor, ferner zur Deckung der Hceresausgaben, zur Deckung der entstandenen Verluste, die den Staat durch Zahlungseinstellungen getroffen aben, und zum Ankauf von Landbesitz für die Bauern. Bon iejen Ausgaben werden jedoch noch 35 Millionen Rubel un gedeckt bleiben. Petersburg. Am 14. Januar 1907 wird das Finanz- Ministerium damit beginnen, der Entscheidung der Duma eine Reihe von Gesetzentwürfen zu unterbreiten, darunter eine Ein kommensteuer und eine Erhöhung der Tabaksteuer. Das Finanz ministerium ist der Ansicht, daß eine allgemeine umfassende Steuerreform notwendig ist, durch die die direkte Be- steuerung ans gleicher Basis geregelt wird und dabei auch eine stufenweise Verminderung der Steuerlast für die ärmeren Be völkerungsklassen erzielt wird. Petersburg. In der Nacht zum 14. Juni ist das dem Grälen Keyserling gehörige Schloß Zinnhof bei Mitau von einer Bande beschossen und inBrand gesteckt worden. Paris. Ein Berichterstatter hatte eine Unterredung mit dem in Vichn zur, Kur weilenden Grasen Witte. Dieser erzählte, er sei freiwillig von seinem Amte zurückgetreten, und zwar aus Gesiind^cilsrücküchren. Es sei zwar noch ein anderer, nicht minder wichtiger Grund vorhanden aeweien, non dem er aber nicht sprechen wolle. Doch hänac dieser Grund nicht mit seinen Beziehungen zum Kaiser Nikolaus zusammen. Kaiser Nikolaus >ei immer äußerst freundlich zu ihm geweicu. Europa kenne Rußland nur in wirtschaftlicher Hinsicht, nicht aber in pspcholoaiicher Hinsicht, und deshalb schenke es Männern seine Sympathie, die nicht anssühren könnten, was sie versprächen. Mas das Ministerium Goremykin betrete, so sei cs schwer sür ihn, seine Meinung über die geaen dasselbe erhobenen Vor würfe auszusprechcn, aber das könne man lagen, cs lei gegen wärtig unmöglich in Rußland, ein Ministerium ,» bilden, wel ches an die Spitze seines Programms die soziale Ordnung stellen dürste, ohne von den versteckten oder össentlichcn revolutionären Parteien in Rußland getadelt zu werden. Potsdam. Heute vormittag legten der Kaiser, die Kaiserin und die Prinzessin Viktoria Luise im Mausoleum bei der Friedcnskirche anläßlich des Todestages Kaiser Fried richs III. einen Kranz nieder. 11m 12 Uhr legten der Kron prinz und die Kronprinzessin gleichfalls einen Kranz nieder. Berlin. (Priv-Tel.s Rektor und Senat der Tech nischen Hochschule zu Charioltenbnrg haben zu E h r c nd o k t o r° Ingenieurs ernannt: Berarat Professor Rateau-Paris in Anerkennung seiner bahnbrechende» Forschungsarbeiten auf dem Gebiete der rotierenden Kraft- und Arbeilsuiaschine», den Geh. Kommerzienrat Fabrikbesitzer R. Wolf in Magdeburg Buckau in Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau der Lokomobile zu einer hochwertigen Dampfmaschine, den Geh. Kommerzienrat Fr. Boith-Hüdenheim a. d. Brenz in Ancrkennuna seiner Ver dienste um die Entwicklung des Baues von Wasserkraitinaschinen und den Ingenieur Westnighonfe ans Pittsbnrg in Anerkennung seiner Berbienste um die Ausbildung raschlausender Kraft maschinen und seiner bahnbrechenden Arbeiten aus dem Gebiete der selbsttätigen Eiscnbahnbrcmscn. Berlin. Der vor der 2. Strafkammer heute anstehende Termin gegen den ehemaligen Diener des Fürsten Wrede, Wilhelm Glase, wegen versuchter Ervressung wurde zum Zwecke der Vorladung neuer Zeugen vertagt. Köln. Wie der Korrespondent der „Köln. Ztg." in Tanger von giltunterrichteter maurischer Seile erfährt, ist der Sul tan v o n M a r o k k o im Grundsatz einverstanden, die Kon - fercnzaktc z» unterzeichnen. Es handelt sich nur noch um einige Förmlichkeiten. Paris. Ter Deputierte Abbö Le Mire brachte einen Gesetzanlrag ein, betreffend Aufnahme einer Anleihe von 500 Millionen Francs, welche dazu dienen sollen, allen be dürftigen Familie», welche keinerlei Besitz habe», e i n Stückchen Land zu geben. Eontaiit brachte einen Gesetz- entwurs ei», durch welchen den Aibellgebcrn untersagt werden soll, ausländischen Arbeitern einen niedrigeren Lohn zu geben als den einheimischen. Paris. Die von der französischen Regierung geplante Internationale Konferenz zum Schutze gegen Hinter ziehung der Einkommen- und Erbschafts steuer ilt hauptsächlich gegen die ausländischen Banken ge richtet, Ivelche das französische Publikum aussordern, seine Wert- Papiere bei ausländischen Banken zu hinterlegcn, um der Ein kommensteuer teilweise zu entgehen. London. Die Flottenmanöver sind setzt in vollem Gange. Die Jnvasionsslotte nahm gestern auf der Höhe ocr irischen Küste zwei Linienschiffe des ailanlöchen Geschwaders, die der Küstenllotte von Plymouth und Portsmouth zugereist waren. Jit der vergangenen Nacht verrichten Torpedoboot zerstörer den Eingang zum Hasen von Portsmouth zu er- zwingen, wurden aber zurückgeschlagen. Das Manöver geht in der Höhe von Plymouth vor sich. Belgrad. Aus amtlicher serbischer Ouelle wird die Meldung von einer Zusammenkunft des Königs von Serb len mit dem Fürsten von Bulgarien als un richtig bezeichnet. — D.r seitherige Irdische Gesandte in Berlin Milistchewitsch ist zum Gesaudic» r„ London ernannt worden. Ocrtliches nnv Sächsisches. Dresden. 15 Juni —* Se. Majestät der König begab sich heute vormittag 8 Uhr 8 Min. ab Dresden-Neustadt nach Salzwcdel znm Be suche des Ulanen-Mcaiments „Hcnnigs von Tressenseid" sAlt- märkisches! Nr. 16. In seiner Begleitung befinden sich General- adjutant Generalleutnant v. Altrock, Flügcladjutauten Oberst v. Wilucki und Major Eulitz und der Königliche Militnr'- bevollmächtiate in Berlin, Oberst Freiherr von Lalzo und Lichtenan. Von Salzwcdel wird sich der König über Bremen nach Rastede znm Besuche des Grvßherzogs von Oldenburg be geben. Die Rückkehr wird nächsten Montag früh 1 Uhr er folgen. — Tie kleinen Prinzessinnen Margarethe und Alir sind heute vormittag in Begleitung der Frau Oberhos. Meisterin von der Gabclentz-Linsingen nach Bad Elster gereist. —* Heute feiert Herr Gcheimrat v. Dr. Theodor Vogel seinen 70. Geburtstag. Der um das sächsische höhere Schulwesen außerordentlich verdiente Mann wurde 1836 in Planen i. V. als Sohn des 1867 verstorbenen dortigen Gym- nasialobcrlehrcrs Friedrich August Vogel geboren. In Berlin studierte Vogel unter Böckh, CurtiuS, Meineke und v. Ranke Philologie und Geschichte. In besonders enge Beziehung trat er z» Martin Hertz. Von Michaelis 1853 an setzte Vogel seine Studien in Leipzig fort. Dort bestand er 1656, erst zwanzig Jahre alt, das philologische Kandidaten-Examcn und erwarb sich gleichzeitig die philosophische Doktorwürde. Von Dezember 1656 bis Ostern 1857 war er als Probelehrcr an der Nikolai- schnle tätig. Ostern 1857 siedelte er nach Dresden über, um bis Mick>aelis sein Probejahr an der Krcuzichnle zu voll enden. Im Juni 1858 betraute ihn das Kultusministerium mit einer ordentlichen Lehrerstelle am Gymnasium zu Zittau.. Schon im Juni 1866 wurde er nach kurzem Aufenthalte in Zwickau an die Fürstcnschule St. dffra in Meißen berufen, wobei er zugleich den Professortitel erhielt. In Meißen verweilte er tag fünf Jahre. In welchem Maße Vogel das Vertrauen seiner Vorgesetzten Behörde besaß, wurde Ostern 1871 ersichtlich. als ihm, der noch nicht 35 Jahre alt war, das Rektorat des uengcgründetcii Gymnasiums zu Ehcmiiitz übertragen wurde In sechsjähriger Tätigkeit daselbst verstand er cs, nicht nur die Anstalt selbst zu boher Blute zu bringen, sondern sie auch in dem industriellen Chemnitz populär zu machen. Im Jahve 1877 folgte er einem vom Liadlral zu Leipzig an ihn er gangenen Ruse, an Liftsins Stelle das Rektorat der Nikolai- ichülc zu übernehmen. Welch feste Stellung sich Vögel auch ui Leipzig zu erringen wusste, geht daraus hervor, daß, all es im Jahre 1884 nach Jlbcrgs Tode galt, die Stelle des ! Res erentc» sür das höher« Schulwesen Sack jens im .Kultusministerium wieder zu besetzen, die Wahl auf Vogel siel. So siedelte er denn in diesem Jahre, zum Geheimen Schulrat ernannt, nach Dresden über. Was Vogel in dieser arbcitsvollcn »nd verantwortungsreichcn Stellung, die er über 2l Jahre bekleidete, alles geleistet und welch bleibende Verdienste er sich um unser höheres Schulwesen nach den verschiedensten Seilen hin erworben hat, bedarf kanni eines näheren Hinweises. Auch schriftstellerisch ist Vogel tätig gcwipcn. In seine Meißner Zeit fällt die Heraus gabe des „Ein-tius Iliikiik" in der Teubnerichen Sammlung oon Schulausgaben mit deutschen Anmerkungen. Ebenfalls aus der Meißner Zeit stammt: „Die Lebensweisheit des Horaz", eins Schritt, die er „seiner alma rnaier, dem Gymnasium zu Planen", 1868 gewidmet hat. Aus der Zahl seiner übrigen Veröffentlichungen sei noch auf „Goethes Setbstzeug- nist'e über seine Stellung zur Religion und zu religiös- kirchlichen Fragen", sowie seine „Charakteristik des Lukas nach Sprache und Stil" hingewiesen. Auf Grund dieser letzten Schrift wurde er von der Universität Leipzig zum voator tsieolaglao honoris causa ernannt. Außer dieser Auszeich nung, die er besonders hochschätztc, sind ihm noch zahlreiche andere Auszeichnungen durch Orden »nd Titel zu teil gewordw. Seit einigen Jahren lebt der Jubilar in Dresden im Ruhe stände. —* Hauptmann von Schroeter. früher beim 107. Jnsantcrrc-Negiment rn Leipzig, bekannt durch «ne in Chciuuitz ausgetragene blutige Duellanoclegenheit, infolge deren er nach Verbüßung einer längeren Festungsstrase den Abschied nahm, H.. zum Gemeindevorsteher von Karthaus in Westpreußen gewählt worden. —* Das Dresdner Kriminalmuseum. Im obersten Stock- werke des neuen Polizcipalastes an der Schictzgasse ist in einem langen, mit Oberlicht versehenen Saale das Dresdner Kriminal- muicuui, das größte derartige Museum Deutschlands, unter- gebracht. Es ist einer Anregung des Herrn Polizeipräsidenten Kocttig zu verdanken, der auch die kürzlich erfolgte Ncuailsstellung des Muieums, die in übersichtlicher und systematischer Weise «r- folgte, ver'önlich leitete. Das 'Dresdner Kriminalmuseum ist der Oessentlichkeit nicht zugänglich und hat den Zweck, die beruf liche Ausbildung der Organe ocs öffentlichen Sicherheitsdienstes zu sörderu und den untersuchungsführenden Beamten der Stras- ocrsolgungsbchörden Beispiele und Vergleichsobjckte bei der Er örterung von Verbreche» ckud Vergehen bereitzustcllen. Ais Mittel zur Erreichung dieses Zweckes gelten sachmänniscd uns wissenschaftlich nach den 'Verbrccherkategorien geordnete Objekte, welche für die Beurteilung des Tatbestandes, Qualifizierung der strafbaren Handlung, Entdeckung der Spuren der Täler. tlebcrfUirung und Identifizierung derselben unter Berücksich tigung der neuesten technischen und wissenschaftlichen Errungen- schafien von Belang sind. Einen sehr breiten Raum nehmen naturgemäß im Dresdner Kriminalmuseum die Da r st e l l u n - aen der Jdentisizierunasmethode ein. weil ja der Kriminaldienst in der Hauptsache nichts weiter als ein fort gefetztes Ermittlungs- oder Jdenti'izierungsoersahren ist. Ist ein Verbrecher entdeckt oder eine Leiche aufgcsundcn worden, so hat der Kriminalist zunächst festzustellen, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Ist dies der Fall, dann muß aus der Masse des Volkes der Täter ermittelt werden, und ist dieser schließlich gesunden, dann sind noch die Persönlichkeit, der Name usw. des Täters testzustellen. Ein wichtiges Hilfsmittel bei diesem Erniillluiiflsoerscchren ist gegenwärtig die Photo graphie im Dien st e der Kriminalpolizei, jedoch Knnst und Wissenschaft. ck* König!. Hosschanspiel: Man gab die „Braut von Messina". Das Hans war brechend voll, die Stimmung glänzend. >Ein illustrer Gast, Frl. Amanda Lind »er, die be rühmteste Jungfrau von Orleans der Meininger — lang, lang isl's berwar an« Berlin berufen worden, um die Vorstellung z» ermögliche», deren Ehren einem scheidenden Künstler galten, Herrn Adolf Winds, vcr gestern zum letzte» Mal in einer Nolle von künstlerischem Gewicht, als Cajeta», auf der Bühne des Neustädter Hauses stand. Er ist nns lieb geworden i» langer Jahre Reihe, der pflichttreue, ehillche Darsteller, der nie reicher lcheinen wollte, als er war, stets sein Bestes gab, immer mit dem gleichen hohen künstlerische» Eniste an die ihm anverlrautcn Aufgaben ging und in Gestalte» von aufrechter, kerniger Art an kraftvoller Charakteristik sein Stärkstes schuf, lieber Hamburg, Oldenburg, Berlin, Kacksliibe. Kassel und das Burgtkeater ist er zu uns gekommen vor 11 Jahre», nach der neuen Welt will er nun riehen, zu dem giohen Rattenfänger von Newyork, der sich Sonried nennt. Er läßt Dresden die Ellmieru»a an manche treffliche Leistung: seinen Stanssachcr »nd Götz, seinen Richter von Zalamea und Hagen Tronic, um vier seiner besten Rollen aufS Ge'atcwohl z» »enne», wird Ihm sei» Nachfolger nicht so leicht Nachspiele». Das Publikum sckle» der gleiche» Meinung zu kein. Es feierte den Künstler, der als Caietan eine eiudruckstiefe Leistung von höchster rhetorischer Beseelung bot, gan» außer- aewöhnllch bei jeder passenden Gelegenheit. Am Schluffe wurde die Situation sogar bedenklich, der Enthnsiasinns beängstigend. Gewiß wird man das Gebaren der Generaldirrktivli^ klug gewor den durch bedauerliche Vorgänge bei ähnlichen Anläffen, verstehen «nd begreife», wen» sie streng ans das Einhalten der sogeiiannten »Hervorrufsoldiiiliig" hält: aber Ausnahmen mache» die Regel, «nd vo» einem etwa befürchteten „Theaterskandal" konnte in diesem Falle doch nicht die Rede sei», und sür den scheidenden Künstler bleibt es imnier bitter, am letzten Tage seine? Auftretens nicht den Wünschen dankbaren Applauses sich willfährig zei,rn zu kbnnen. Gestern lag die Sache noch besonder? ungünstig. Herr Winds ließ i» allzu großer Bejcheidriibett Frl. Lindner, als dem Galt de» Laufes, bet den Hervorrufe«, auch «och dem letzte» Aufzuge, stets den Vortritt, so daß er, da der Vorhang nur sechsmal ansgezogen wurde, am Schluffe der Vorstellung überhaupt nicht vor der Gardine erschien. Kein Wunder, daß das Publikum »uu in säusle Raserei verfiel. Man applaudierte wie besessen, rief den Namen „Winds" unter hundertfachem Echo, winkte mit Tücher» und Schals, schrie „Hoch" und „Bravo", — die eiserne Gardine blieb unerbittlich, — oomocii» timt». Wohlgezählte 10 Minuten blieb nahezu das ganze Publikum auf seinen Plätzen: man hoffte noch immer, der scheidende Kniistler werde durch des bewußte Türlei» des „Eisernen" für einen Augenblick hervortreten. Schließlich gnb niim'ö auf. Die Einsichiigen verließen still das Hans : die leicht entflammte Jugend aber stürzte nach dem Bühnenansgange. »in unter freiem Himmel dem so herzlich Verehrten noch eine Eztra- Ovation darznbringen. ehe er sich, umgeben von Blumen n»d Lorbeer, den heimatlirhen Pennten zuwende» konnte. Und all der Lärm nur, weil man von der „SechsmabRcgcl" des Hervorrufs keine Ausnahme mache» wollte. Hoffentlich bekehrt man sich bi? morgen abend, da es Fmu GasnysAbschied zu feiern gilt, eines Bessere». Man sollte nicht gar so mutwillig dem Publikum die Freude an der artigen Ovationen verderben, die doch schließlich zu zwei Tritt- teilen auch oem Theater gelten, daS i» leine» .Künstlern mit ge feiert wild. — Sonst ist von der Vorstellung, in alle» Rolle» völlig wie sonst besetzt, nichts Neues z» sagen. ,>>rl. Lindner darf ma» — es handelt sich natürlich mir uni ein AnShilfs-, nicht um ein Engaaeniriitsgastspiel — für »ihr beherztes Einspringen als Jsabella danken. Sie spielte die Niesenrolle mit edlem Anstand, war ganz Niobe, fast zu weich in de» psychologischen Grnudlinlen des Charakters, so gar nicht heldische Frau, aber im Heraus- arbeiten der Höhepunkte der Dichtung von verblüffender Sicher heit und stilvoller Größe, wenn auch bisweilen etwas äußerlich in den Ausbrüchen deS Affekts (..Himmlische Mächte! Es ist mein Sohn!">. Das Publikum zollle ihrer Leistung rückhaltlose Anerkennung durch lebhaften Applaus, mit dein übrigens — wohl ei» wenig demonstrativ?! — auch Frl. Pölitz als Beatrice bei ihrem ersten Auftreten begrüßt wurde. Sonst leiste» sich »och die Herren Wiecke und Blankenstein als Manuel »nd Cesar in die Ehren des großen äußere» Erfolges, der dem gestrige» Abend seine Signatur gab. IV. f* Im Residenztbcater gab's gestern abend jo etwas wie ein theatralisches Ereignis: eine veritadle Uraufführung. »nd obendrein eine, die eine» Autor vom Rufe Hermann Hcyer- m a n s zu Worte kommen ließ. „Allerseelen" betitelt sich das jüngste Opus des Dichters von „Die Hoffnung auf Segen" lind „Bete und arbeite". Wie der neue HcpermanS, ein drei ästiges Schauspiel düster-ernsten Gepräges, gerade zu diesem Titel kommt, ist wohl iiicniandcm recht klar geworden; denn die rein äußerliche Grnppierniig der im Stücke geschilderten Vorgänge um den Alleiseelentag rechtfertigt die Titelwahl nur unzureichend. Es handelt sich i» dem Dreiakter weit weniger um den Aller seelcntag, als vielmehr um aller Menschenseelen Heil und um die verschiedenen Wege, zn solchem Hell zu gelangen. Der recht schassene Pfarrer Nansen, der treue und aufopferungsvolle Seel sorger eines DörfleinS an der holländischen Küste, sucht es in erbarmender Nächstenliebe, indem er eine in KindeSnöten befind liche Weibsperson, Rita, die im Torfe als Dirne verschrien ist. zu sich in-? Pfarrhaus anfiiimmt: sein orthodoxer, unduldsamer AinISbruder Bronk sucht es im starren Festhalten an den Dogmen der „alleinseligmachenden" Kirche und an dem Grundsätze, daß ei» Priester vor allem sich von jedweder Berührung mit einem übel beleumundeten Weibe fernrnhalten habe: die unglückliche Rita wiederum sucht es lediglich t» irdischer Freude, i» der lockenden, sprießende» »nd blühenden Natur, in dem berauschenden Wonne aefühl, Mutter z» werden und Mutter zn sein, in der Liebe zum Manne und zn ihrem Kinde. Wie Heycrinans diese drei arnnd- verichfedeiien Ledensaiischaliiinsen in seinem neuesten Drama gegeneinander aussviclt, wie er an einer schlichten und überaus packenden Dorfgeschichte darzntnn versucht, wie unter gewissen Umständen eine jede dieser LcbciiSaiischauungeii ihre Daseins berechtigung hat. das kann im Rahmen einer kurzen Würdigung des Stückes nicht des näheren ausgeführt werden. Daß es der Dichter in hochgradig fesselnder und tiefgründiger Weise tut. wird niemand von einem Heyermans, dem „holländischen Gerhart Hmiptmami", anders erwarten. Manche Unwahrscheinlichkeit — insonderheit die, daß die der Hefe des dörflichen Volkes ent sprosse»? Rita im Stück eine Sprache führt, als wenn sie min destens sechs Sen,estcr lang alle erdenklichen Kollegia über moderne Naturphilosophie gehört hätte — nimnit man gern mit in Kauf angesichts der sonstigen unleugbaren Vorzüge des Stückes, als da sind: Großzügigkeit der Ideen, Plastik und Anschaulichkeit der Sprache, treffsichere und teilweise auch originelle Zeichnung der