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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.06.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160601022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916060102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916060102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-01
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
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-rttdaer NachrichtenRr lSI ALtzV sittgo Asssv am Mittwoch abend. Links der Maas säuberte» unsere Truppen die südlich des Dorfes Cumteres liegenden Hecken und Büsche vom Gegner; .'! Offiziere, 88 Man» sielen in unsere Hand. Beim Angrisse am 29. Mai erbeuteten unsere Truppen ein im C a n r e t t e s - W ä l d ch e n eingebautes Marine» geschütz, l8 Maschinengewehre, eine Anzahl Minenwerfer und viel sonstiges Gerät. Unternehmungen deutscher Patrouillen bet Neuve- (shapelle im» nordöstlich davon waren erfolgreich: 08 Engländer wurden gefangengenommen. Der französische Marineministcr teilte im Ministerrat mit, baß die Ueberftthrung der serbischen Truppen von Korfu nach Saloniki beendet sei. Die französischen Minister Biviani und Tho mas sind aus Rußland wieder in Paris eingetroffen. Daö englische Unterhaus nahm den RegterungS- antrag auf Svnderbcstcuerung der amerikanischen Wert papiere an. Der Reichstag stimmte in erster und zweiter Lesung dem Neubau eines GesandtschaftSgebündes in Sofia zu und trat dann in die Beratung der Steuervvrlagen ein. Die K r i e a s a u s st c l l u n g in Dresden wurde heute mittag in Gegenwart des Königs feierlich eröffnet. König I riedrich A u g n st spendete für die durch -aS Unwetter in Reichenau und Markersdorf (Lausitz) schwer Geschädigten 5000 Mt. Der Verein für vaterländische Festspiele zu Dresden beschlvst, von der Feier ans dem Altmarkte und dem gemeinsamen AnSmarsch diesmal abzusehcn. Nischen Politik und der japanischen Interessen in China, *"^Rung»recht sltr die Japaner in gewissen nördlichen und östlichen Gebieten Sibiriens. Fischereirechte in russischen Gewässern, Abtretung der Hälfte Sachalins, das noch in russischen Händen war, und Schleifen der Befestigungen von Wladiwostok. Ueber die letzte Bedingung schweben noch Verhandlungen. Die anderen wurden von Rußland an- genommen. Die Zugeständnisse haben eine starke Erregung der Linken-Parteten hervorgerufen, die eine Interpellation in der Dnma planen. DaS türkische Hauptquartier teilt mit: An der Irakfront keine Veränderung. An der K a n ka s ns f rv n t vertrieben wir ErkundungS abteiluiigcn, mit denen der Feind gegen unsere Stellungen vorgehen wollte. Auf dem linken Flügel kam es nur zu örtliche» Kämpfen. Am 2g. Mai warfen feindliche Flugzeuge 00 Bomben auf einige Stadtviertel von Smyrna, wobei si mehrere Personen teils töteten, teils verletzten und einige Häuser beschädigten. Am 27. Mat gingen ein feindliche? Torpedoboot und feindliche Flugzeuge gegen El Arisch vor. Die von den Flugzeugen geschleuderten Bomben verletzten 7 Personen. Zwei unserer Flugzeuge griffen das Schiff und die Flugzeuge öeö Feindes vor El Arisch an. Sie warfen mit Erfolg Bomben, ab und feuerten aus Maschinen gewehren. (W. T. B.) Meuterei indischer Truppe«. Wie ein Londoner Gewährsmann der „Boss. Ztg." meldet, haben Anfang Mai zwei Regimenter indischer Truppen südlich Kairo aus Mangel an Ernährung ge menter t. 10 europäische Offiziere und 100 englische Sol daten kamen dabei ums Leben. Der Lebensmittelmattgel in Petersburg. d. Laut „Petersburger Vörsenztg." sehen die russischen NcgierungSkreise die Unmöglichkeit einer ausreichenden Versorgung Petersburgs mit Lebensmitteln ein. Ein aus den verschiedenen Ministerien gebildetes Komitee trat unter dem Vorsitze Bobrinskis zusammen, um den Plan zur Räumung der Stadt auszuarbeiten. Alle Fabri ken und Werkstätten, die keine wesentliche Bedeu tung für die Lgiideövcrteidtgung haben, müssen die Hauvtstadt verlass e n. Ebenso erhält die Kommission die Bollmacht, alle beliebigen Personen ohne Angabe des Grundes aus Petersburg auszuiveisen. Die Ausweisung soll sich auf alle Familien erstrecken, deren Aufenthalt in Petersburg nicht für unbedingt notwendig gehalten wird. Die Hauptstadt soll so von einer Million Esser befreit werden. Infolge des Lcbensmttkelmangcls sind zahlreiche Restaurants geschlossen, die Mehrzahl der übrigen bedient nur noch ihr Stammpublikum. Allgemein ist man zum Uebergang zur vegetarischen Kost gezwungen, besonders in den Arbcitcrkrciscn. Französische Ingenieure für Rußland. Dem „Hamb. Fremdenbl." wird aus Neuyork gemeldet, daß auf Grund vor längerer Zeit zwischen Rußland und Frankreich getroffenen Abkommens alle in selbständigen französischen Truppenteilen befindlichen Ingenieure, Techniker und ausgebildctc Metallarbeiter durch andere ersetzt und zum größten Teile nach Rußland ge schickt werden svllen, um in Fabriken Verwendung zu finden, die für die russische Heeresleitung arbeiten. SS soll hierdurch Rußland vvn der japanischen Waffenindustrte unabhängig gemacht werden, gegen deren Ausdehnung man -ie schwersten Bedenken hat. Japan und Rußland. l>. Wie der „Tägl. Nundsch." aus Stockholm gemeldet wird, werden dem Petersburger Gewährs manne des dortigen Korrespondenten des Blattes fol gende Nachrichten übermittelt: Die japanische Re gierung hatte sich im Frühjahr geweigert, -ie Be förderung amerikanischer Munition durch Japan für Rußland zu gestatten, falls Rußland nicht in folgende Forderungen einwillige: Unterstützung der japa- D1* Lebensmittelversorgung in Deutschland. b. Der Vorstand des KrteaSernährnngSamteS beschäf. tigte sich in der DienStag-Sitzung u. a. mit dem gegen, wärtigen Stande der Versorgung a»f verschiedenen Lebens- mittelgrbieten. Insbesondere wurde geprüft, auf welchen Wegen für die nächste Zeit der ichwerarbettenden Bevölke rung besondere Mengen an Nahruiigsmitteln zugeführt werden können. Außer den, wie bereit- bekanntgcgeben, von der Rcichsgetreidestelle für diesen Zweck zur Ber. fitgung gestellten zwei Millionen Zentnern Brotgetreide sollen noch verschiedene andere Quellen erschlossen werben. Sie sollen insbesondere solchen Staaten und Jndnstric- gcmeiiiden zugute kommen, welche die M a s s e n sp e i s u n g in erheblichem Umfange und in zweckmäßiger Weise zur Durchführung bringen. Die bezüglichen Beratungen solle» in der am Sonnabend stattfindenden Besprechung mit den Vertretern ber Städte und Industrtebezirke zum Abschluß gebracht werden, damit möglichst schon vor Pfingsten prak tische Fortschritte erreicht werden. Ferner wurde die Frage der Butter, und F e t t v e r s o r g n n g mit Vertretern aller beteiligten Stellen besprochen. Diese Besprechung soll vom Bvrstaiide zu Ende geführt und das Ergebnis in Form bestimmter Vorschläge dem Herrn Reichskanzler unter breitet werben. Die Tagesordnung für die, wie schon be- kanntgegeben. in der nächsten Woche stattftndenüen Be ratungen mit Vertretern der Verbraucher, ber Landwirt schaft, der Industrie und des Handels wurde fcstgestellt. Besprechungen mit Vertretern des ErnähruugSaewcrbcö (Bäcker, Zuckerbäcker. Fleischer, Gastwirte) sollen alsbald nach Pfingsten stattfinöen. Die Organisationen sollen um Vorschläge von Vertretern ersucht werden. Der im Ncichs- haushaltsauSschuß angeregten Ergänzung des Vorstandes durch zwei Vertreter der Landwirtschaft wurde zugestimmt. Mit den bet den Ernährnngsfragen besonders be teiligten Frauen beabsichtigt das KriegSernährungs amt ständige Fühlung herzustellen, indem die Ernennung einiger Frauen zu Mitgliedern des Beirats in Aussicht ge nommen ist, wegen deren Auswahl noch verhandelt wird. Daneben soll für die Fragen, die die Frauen besonders be rühren. ein auS Vertreterinnen ber verschiedenen Berufe und Organisationen bestehender, nach Bedarf cinzubcrufen- bcr Frauenbeirat für baS KriegSernährungSamt ge bildet werden. Z« dem Besuche des Reichskanzlers in München schreibt die „Bayerische Staatszeitung": Während seines Vierseins hatte der Kanzler Gelegenheit, dem König in langer Audienz ausführlichste Mitteilungen zu machen über den Stand der internationalen Lage, über alle damit zusammenhängenden wichtigen Fragen der äußeren und inneren Politik, die bann auch noch den Gegenstand einer eingehenden Besprechung des Reichs kanzlers mit dem Ministerpräsidenten Grafen Hertltng bildeten. Es versteht sich von selbst, wie dankbar eS an den hiesigen leitenden Stellen empfunden wird, daß der Reichs kanzler, trotz der auf ihm lastenden Ncbcrfüllr an Arbeit, auch jetzt wieder, wie schon wiederholt während des Welt krieges, Anlaß genommen hat. zu einer persönlichen Aus sprache hierherzukommen. Daß ein unmittelbarer Mei nungsaustausch über die bedeutungsvollen Angelegenheiten, die der Entscheidung immer näher rücken, für alle Be teiligten von höchstem Werte ist, ist nur zu natürlich; um so unverständlicher ist es, wenn hier und da mit dem Be suche des Kanzlers am hiesigen königlichen Hofe alle mög lichen törichten Gerüchte und willkürlichen Kombinationen, die eine Widerlegung gar nicht verdienen, verknüpft wur den. Der Kanzler wird ans den gepflogenen Besprechungen zweifellos erneut die Uebcrzeugung gewonnen haben, daß die von ihm vertretene Politik auch hier volles Vertrauen und verständnisvolle Zustimmung findet. Die herzliche und sympathische Aufnahme aber, der ber Kanzler nicht nur in den offiziellen Kreisen, sondern auch bei der hiesigen Bevölkerung überall begegnete, wo er sich zeigte, mag Herrn v. Bethmann-Hollweg von neuem bewiesen haben, ein wie gern gesehener Gast er in München ist und welche Verehrung ihm. der in bedeutungsvoller und großer Zeit zur Leitung der Reichspolitik berufen ist, in Bayern ent gegengebracht wird. tW. T. B.) Ein Berliner Bericht des „Pester Lloyd" macht zur Veröffentlichung der Petersburger Be richte vom April 1909 in der „Nordd. Allg. Ztg." folgende Bemerkungen: Die jetzt veröffentlichten Berichte wurden gleich manchen anderen bisher absichtlich geheimgehalten. ES konnte einen ernsten diplomatischen Zwi schenfall schaffen, wenn die Treibereien des Botschafters Nicolson bet der damaligen all gemeinen Stimmung aller Welt kündbar gemacht worden wären. Die russische Regierung selber wäre gezwungen gewesen, zwischen der Wahrheitsliebe de» Herrn Nicolson und ihrer eigenen zu optieren. Dieö hätte interessantes Schauspiel abgegeben; die politischen Folgen weise wäre das durch den vorhergkgangenen diplomatischen Schritt erztelte Ergebnis von der anderen Seite her wieder in Frage gestellt worden. So liegt in ber Zurückhaltung dieser Berichte vor der Oesscntlichkeit ei» weiterer, wenn auch eigentlich überflüssiger Beweis vvn der tatsächliche» Friedensliebe Deutschlands, dem seine Gegner alle müg. ltchen Pläne nach Weltherrschaft und Niederdrllckung aiide- rer Nationen und Aehnliches andtchtetcn. Wetter heißt es: Die Petersburger Berichte sind nicht die einzigen, die die zielbewußt friedenSscindliche, gegen Deutschland und Oester- rcich-Ungarn gerichtete Politik des Londoner Kabinetts während der Etnkreisungszcit unwiderleglich beweisen. Es kann sein, daß noch weitere derartige Aktenstücke jetzt ans Tageslicht kommen, wenn Veranlassung dazu vorhanden fein wird. tW. T. B.) Mehreinnahmen der österreichische« StaatSbah«. Nach vorläufigen Ermittlungen zeigen die Einnahmen der österreichischen StaatSbah» für April 1910 bei Ausschal tung der Ergebnisse im Bereiche ber galtzischen Gtaatöbahn- birektion gegen April 1918 eine Mehret« nahm« von rund 4,7 und gegen April 1014 eine solche von rund 4H Mil lionen Kronen. (W. T. B.) Die neuesten Meldungen laute«: Deutscher Reichstag. Berlin. (Eia. Drahtmclb. unseres Berliner Mit arbeiters.) Auf der Tagesordnung steht zunächst eine Nach- forüerung zum Etat für den Ban eines neue« GesandtschastSgebündeS in Sofia. Staatssekretär v. Iagow bittet um Bewilligung, da wir in Sofia wie die anderen Staaten ein eigenes Gesandt- schaftsgebüude besitzen müssen. Die bulgarische Re gierung hat der deutschen ein gut gelegenes Grundstück zum Geschenk angeboten. ES bedarf nur noch der Zu stimmung der Sobranje. Der Nachtragsetat wird in erster und zweiter Lesung angenommen. Es folgt die Be ratung des KriegSgewinnsteuergesetzes und aller übrigen Steuervorlag««. Den Bericht des Ausschusses erstattet Abg. Dr. Eüöeknm (Soz.). Abg. Herold iZtr.): Die vorliegenden Gesetz entwürfe beruhen auf einer Verständigung der bürgerlichen Parteien mit der Regierung. ES darf hierbei nicht übersehen werden, daß sowohl die Etnzelstaaten wie die meisten Kommunen schon erhöhte Steuern erheben» die in erster Linie direkte sind. Im Wesentlichen ist hieran durch das jetzige Gesetz nichts geändert worden. Wir wollen kein Privileg schaffen, wenn wir der einmaligen Ver mögensabgabe zustimmen. Das Kriegsgewinnstcuergesetz ist sehr populär geworden. Ohne die großen Vermögen wären wir nicht imstande, den Krieg zu bestehen. Der Wehrbeitrag als solcher ist nicht erneuert worden, weil er eine einmalige Steuer sein sollte. Der Qutttungs» stempel ist in der Kommission abgelehnt worden. Wir einigten und auf die Warenumsatzsteuer. Bet ber Erschließung neuer Einnahmeguellen werden wir sicher zu Monopolen kommen, aber es müssen solche sein, die auch Ertrüge abwerfcn. Die Erhöhung des Tarifes der RetchS- post trifft die breiten Massen verhältnismäßig wenig. Kein Parlament bewilligt gern Steuern. Wir haben uns aber schließlich geeinigt. Wir müssen Opfer bringen, um znm Siege zn gelangen. » Der Entwurf über die Feststellung der Kriegsschäde«. Berlin. Der 14. Ausschuß des Reichstages beendete gestern abend die erste Lesung des Entwurfes über die Fest stellung von Kriegsschäden im Reichsgesbiete. Der Entwurf wurde mit unwesentlichen Aenderung-n,angenom men. (W. T. B.) » Eine KriegSftiftnng des Fürste« Leopold z«r Lippe. Detmold. Fürst Leopold zur Lippe hat aus Anlaß seines heutigen Geburtstages eine reichbotterte Stiftung für Lippischc Kriegsinvalide und unversorgte Hinterbliebene im Weltkriege 1914/16 gefallener Helden ins Leben gerufen, die ihren Sitz in Detmold haben wirb. sW. T. B.» Post verkehr Belgiens mit Spanien. Brüssel. Die deutsche Postverwaltung in Belgien hat nunmehr auch den Briefverkehr mit Spanien aus genommen. Zugelassen hierfür sind Antwerpen, Brüssel, Hafselt, Lüttich, Turnhout und BervterS, sämtlich mit Vor- nnd Nachbarorten, ferner Löwen und Welkenraad. Im Verkehr mit Spanien ist die deutsche, flämische, nieder ländische. spanische und französische Sprache gestattet. (MSB.) Heimkehr deutscher Zivilgesangener ans England. Blissinge». Der heute hier angckommene Postbampfer aus England brachte 40 deutsche Zivilgefangene mit. (W. T. B.) Biviani und Thomas wieder in Parts. Paris. Die Minister Viviani und ThomaS sind aus Rußland wieder hier eingetroffen. (W. T. B.) Die Besteuerung amerikanischer Wertpapiere in England. London. Im Unterhause wurde der Antra« Mae zwar ein ganz Kennas. von amerikanischen Wertpapieren eine " besondere Einkommensteuer von 2 Schilling auf 0 Pfd.Gterl. wären aber sicherlich nicht erwünscht gewesen. Möglicher-!zu erbeben, scharf beurteilt, dann aber ohne Widerspruch Kunst md Wisteuschast. s* Mitteilungen der Sönigl. Hoftheater. Die Ausgabe der So n ö e r - Ab on n e m en ts für den Zyklus klassischer deutscher Opern, besten nähere Be dingungen bereits bckanntgegeben wurden, erfolgt noch täglich bis mit 2. Juni an der Opernhauskaste. Ter Baritvnist Robert Burg vom Stadttheater in Augsburg ist vom 1. August 1916 ab an die hiesige König!. Hosoper verpflichtet worden. 's* Dresdner Literarhistorischer Abend. Hofrat Professor Dr. W. Creizenach hielt einen Vortrag „Zum besse ren V e r st ä n ü n i s v o n S h a k e s p e a r e s „H a m l e t"." Seine Ausführungen gingen besonders auf die Quellen fragen näher ein. Shakespeares „Hamlet" erweist sich als Neugestaltung eines früheren Dramas, das vermutlich um 1588 von Kyd, dem Verfasser der spanischen Tragödie, ge schrieben worden ist. Dieses ging verloren, aus zeitgenössi schen Anspielungen allein hat man auf sein Vorhandensein schließen können. So sagte Lodge 1596 in einem Pamphlet von jemand, er sähe aus wie der Geist, -er in ber Tragödie von „Hamlet" Rache heischt. Die indirekte Quelle Shake speares, aus welcher Kyd unmittelbar geschöpft hat, ist -ie französische Erzählung der „Hamlct"-Geschtchte, welche Bel- forcst ber dänischen Chronik des SaxogrammaticuS ent nahm. Einige Gestalten des späteren Dramas sind schon hier gegeben: Loch in keinem seiner anderen Stücke, viel leicht nur in „Cmnbelinc", hat Shakespeare so viel Neues zum gegebenen Stoffe hinzncrfnndcn. So hat er z. B. die ganze norwegische Staatsaktion neu in die Handlung hin- eingetragen. Das Ucbernommene aber hat er in reichem Maße umgestaltet und vertieft. Der Ausgang ber Er zählung läßt Hamlet über seine Feinde triumphieren, bet Shakespeare geht er in der allgemeinen Katastrophe unter: eine tragische Umgestaltung, die dem Geist Shakespeares durchaus entspricht. Der Charakter Hamlets ist vorgebilbet in dem jungen grüblerischen Köntgssobn in Marstons Drama „Antonio und Mellida", besten Handlung der des Shakespeare-Dramas sehr ähnelt und schon einen Ansatz zur Vertiefung und Verwicklung trägt. Der Geist, eine konven tionelle Figur auS den Scneca-Dramen, wird mit un geheurem Schauder umkleidet durch Hereinziehung deS BolksaberglaubenS. Bor allem umgeändert hat .Shakespeare das Milieu. öaS er von Jütlaub nach dem Jnselreich ver legt und völlig modern gestaltet, so daß die Menschen wie zugehörig zur Hpfgesellschaft der Königin Elisabeth er- scheinen. Ein Typus dieser Art ist die Laertesgestalt. die Shakespeare völlig frei erfand. Hamlet- GemÜtssttmmung zeigt Verwandtschaft mit Gefühlen, wie sie in Shakespeares Sonetten sich spiegeln. Eigenes Erleben des Dichters liegt zugrunde, welcher Art, ist unbekannt und läßt sich nur ver muten. Hamlet erlebt an sich, wie wohl Shakespeare selbst, die tiefe Tragik eines getäuschten Vertrauens, einer schnöden Treulosigkeit. ES gibt gar kein „Hamletproblem". Einzelne Widersprüche oder Unklarheiten in den Charakteren ber Handlung weisen auch andere Shakespeare-Dramen auf: daS kommt wohl daher, daß Shakespeare manche derben und rohen Züge aus der Quelle unverändert übernahm, öle zum feinen Charakter de- Helden, wie er ihn zeichnet, nicht stimmen und vor allem unserem heutigen Geschmack nicht mehr paffen. Des Dichters Zeitgenossen verletzte bas nicht. Die scheinbaren Widersprüche in Hamlets Charakter wur den auch Gegenstand der lebhaften Aussprache: sie lösen sich, wenn man das eigentlich Tragische an Hamlet im Leiben des seelisch feinen Menschen erkennt, der durch zu viel Denken belastet ist. So muß er immer die Tat hinauS- schieben. weil er -Ie Folgen seiner Handlung zu klar Vor aussicht, und kann dann nur wieder in Augenblicken han deln. die kein Ueberlegen und Grübeln möglich machen, freilich dann um so heftiger und entschiedener. Shakespeare hat selbst in ber 4. Szene de» 4. Akte« eine solche Deutung von Hamlets Wesen angebahnt, wenn er Hamlet sich mit dem jungen Forttnbras vergleichen und dessen Tatkraft -er eigenen Zweifelsucht gegenüberstellen läßt. f* Sächsischer »nnstoerei« z« Dresden tBrühlsche Terrasse). Die soeben eröffnet« n e u e A u s st e l l u » g ent hält im Hauptsaal eine Sammlung Werke von Professor Walther Georgt, Karlsruhe, Bilder aus der Bre- tagne und von -er Front im Westen, wo ber Künstler als KriegSmaler geweilt hat. Den zweiten Teil des Haupt- saaleS nehmen Gemälde ein von Paul Paeschke. Berlin, dessen graphisches Werk ber Kunstveretn vor einigen Mona- ten ausstellte. Der künstlerische Nachlaß de- verstorbenen Münchner Tiermaler» Paul Neuenborn. SonderauS- stellungen de» jungen Leipziger Malers und Bildhauers Kurt Kluge, ber Maler Alfred H. Pellegrini. München. Professor Gustav Kampmann» Grötzingen (Baden), und Max Schenke, Dresden (Radierungen). Etnzelwerke hiesiger und auswärtiger Künstler vervoll ständigen die Juni-Ausstellung, die am HimmelsahrtStag von 11—2 Uhr geöffnet ist. -j* Ei« unbekanntes Bildnis Menzels. Tin Berliner Antiquar hat ein bisher unbekannte» Bildnis Adolf Men zels erworben. Es trägt das Zeichen G. R. und stammt aus dem Jahre 1867. Die Malwetse deutet auf Paris hin: auch läßt ber Umstand, daß Menzel bas Band der Ehren legion im Knopfloch trägt, diese Vermutung noch bestimm ter werden. Menzel besuchte 1867 die Pariser Weltaus stellung und erhielt wohl bei dieser Gelegenheit die Ehren legion. Es ist daher mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen» daß ein Pariser Künstler den jungen Ritter damals por trätierte. Man hat das Zeichen G. R. zuerst auf Gustav Richter gedeutet, aber diese Annahme trifft jedenfalls nicht zu. Richter malte ander», und e» erscheint al» sehr unwahrscheinlich, daß Gustav Richter Menzel gerade tm preußischen Berlin mit dem Bande der französischen Ehrenlegion abgebildet hätte. Alle Anzeichen ber Mal- technik weisen vielmehr auf Pariser Maleret hin. s» Schopenhauer-Gesellschaft. Soeben ist da» 8. Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschast tm eigenen Verlag erschienen. S» enthält wertvolle Beiträge von Stefan v. Bezeröbj, AlsonS BUHarz (Offener Brief cm Wilhelm v. Gwlnner): Ein offene» Antwortschreiben Wilhelm v. Gwimierv an BUHarz,- Paul Deusscn über Kant» Kritik ber reinen Bernmrft al» Grund lage der Schopenhanerschon Philosophie,- Fritz Schwarzenberg«!, Zur Metaphysik de» Kriege»; SchoprnHauer-Btbltographte usw. Vielseitiges Interesse werden mich drei Nachbildungen finden-. Tin dem Vater Schopenhauer» angebotene», von diesem aber nicht benutztes Pvlvtloglum mit ber Unterschrift Friedrich» be» Großen: Schopenhauer» Ankündigung seiner Vorlesungen am schwarzen Brett der Berliner Universität und ein Gedicht au» dem Jahre 18VS, da» die Stimmung Schopenhauer» während seime» Auf enthalte» in Weimar wiebcrglbt, mit «lnem Hinweis auf bi« idealen Werte de» Leben». s* Professor Hugo Jentsch. der Direktor de» Gubener StadtmuscumS, ist gestorben. Er stammte au» Luckau und stand im 76. Lebensjahre und hat sich besonders um die Altertumskunde der Lausitz verdient gemacht. Jentsch war Mitglied verschiedener Lausitzer Gesellschaften für Altertumskunde, Verfasser zahlreicher Werke über Stet»^
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