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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.08.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280803015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928080301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-03
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.08.1928
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i«r — »vr«-u« Rachrichte»" — Ar. LSS Seite » ktttüi zum Schurr kr SWW«, «HM ... Die öteSjährtgr gutbeluiht, Ha»pt»e rsa m m lu n g leitet« de, 2. Borsttzeßoe, >mt»hau»tman« ». Thümmel »Pirna). Er gedachte zu Beginn der Sitzung der beiden im Geschäftsjahre 10S7 »erstorbenen vorstandsmltglt«der Prof. Dr. Schumann und KunstanstaltSbesitzrr Ostermater. Hier auf wurde vom Schriftführer des Beretnd. Stabtrat « üp - »rn. zunächst der Geschäftsbericht über das ab- gelaufene Geschäftsjahr vorgetragen. Danach sind größere Veränderungen, namentlich in bezug aus den Grundbesitz deö Vereins, nicht eingetreten. Die Mitglieder»--! ist trotz eines Ausrufs im Jahre 192k nicht gestiegen. Ls soll deshalb eine Werbung auf breiterer Grundlage etnsetzen. um dem Verein die notwendigen Mittel für seine gemeinnützige Tätigkeit zu- ,»führen. Besonders gewidmet hat sich der Verein der Be- öslanzung und Befestigung der kahlen Hänge und Halden in den ihm gehörigen Gtrlnbruchgrundstücken in Wehlener, Mathener und Königstetner Flur, die er seinerzeit angekaust hat, um einen weiteren Abbau von Sandstein und damit eine Verschandelung der Naturschvnhriten beS Slbsandstein- gebirgcS zu verhüten. Er hat ferner im Berichtsjahre der beabsichtigten Errichtung von Seilschwebebahnen und äh», lichen Aufzügen entgegengewtrkt und wegen Erweiterung des KraftwagcnverkehrS Beschlüsse im Ginne der Wanber- nnd Naturfreunde gefaßt. Darüber hinaus ist der Verein noch in anderen Fragen fordernd und begutachtend tätig ge- worden und hat damit zur Abstellung manchen UebelstandeS belgetragcn. Den Kassenbericht erstattete der Schatzmeister des Vereins, Dr. Kurt Arnhold. Die Rechnung 1927 wurde rlchtiggesprvchcn und über die Verwendung des Kasscnbestan- des ein Hauöhaltplan für 1028 vorgelegt, zu dem der Schrift- sichrer noch einige mündliche Erläuterungen gab. Zum Schluß fanden noch Ergänz» ngSwahlen zum Vorstand statt. Gewählt wurden Amlogerichtsdirektor t. R. Dr. Gärtner als Vorsitzender der Sektion Dresden des Deutschen und Ocsterreichischen Alpenvereins, Redakteur Wagner und Bürgermeister Ritter tBad Schandau). Es ergeht auch an dieser Stelle an alle, denen die Er haltung der Natnrschönhetlen der Sächsischen Schweiz am -erzen liegt, der Ruf, durch Beitritt zum Verein oder durch einmalige und laufende Zuwendungen mitzuhclsen an der Verwirklichung der gemeinnützigen VereinSbcstrcbungen. Der MitgltedSbeitrag ist für Einzelmitglieder mindestens 3 NM., für körperschaftliche Mitglieder 20 RM. jährlich. Anmeldun gen und Zuwendungen nimmt der Schatzmeister des Vereins beim Bankhaus Gebrüder Arnhold gern entgegen. Ausbau der öffentlichen Derufsberatunv DaS LandesarbcitSamt Sachsen veröffentlicht eine An leitung zur Durchführung -cS Ausbaues der öffentlichen Be rufsberatung in Sachsen, in der es heißt: Mit der Eingliede rung der öffentlichen Arbeitsnachweise in die Reichsanstalt sür Arbeitsvermittlung und Arbeitslvscnsürsorge ist die nach dem Gesetz vom 16. Juli 1927 unerläßliche Aufgabe ver bunden, die öffentliche Berufsberatung im Nahmen der Neichsanstalt anszubanen und so leistungsfähig zu gestalten, daß sie den berechtigten Ansprüchen der Ratsuchenden und der Wirtschaft an eine öffentliche Reichseinrichtung in jeder Be ziehung gewachsen ist. Oeffentliche Berufsberatung ist nach 8 1 des Gesetzes Pflichtanfgabe der Neichsanstalt. Alle Rat- suchenden können deshalb erwarten, daß ihnen die RcichS- anstalt einwandfreie, leistungsfähige Einrichtungen für Be rufsberatung und Lehrstellenvermittlung bcrettstellt, daß solche Einrichtungen jeder Gemeinde in sämtliche» ArbeitS- an tsbczirken ohne-übermäßige Schwierigkeit erreichbar sind, und daß sic auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung und praktischer Erfahrung crfolgsichcr beraten und ver mitteln, sowie nach einheitlichen Grundsätzen und Verfahren arbeiten. Die öffentliche Berufsberatung hat ihre Versuchs- nnd EntwicklungSiahre hinter sich, sie erfreute sich in den letzten Jahren schon bet manchem öffentlichen Arbeits nachweis des restlosen Vertrauens und stetig wachsenden Zu spruchs aller in Frage kommenden Kreise. Die Arbeitsämter der Reichsanstalt müssen deshalb alles daran setzen, dieses vertrauen zu erhalten und zu vertiefen, noch bestehende Lücken anSzusüllcn und offensichtliche Mängel zu beseitigen und durch Weiterausbau ihrer Einrichtungen für öffentliche Berufsberatung diejenige Leistungshöbe zu erreichen, die bei den Acmtcrn einer Neichsanstalt als selbstverständlich vor ausgesetzt wird. Tie Erfahrung lehrt, daß einwandfreie Berufsberatung und Lehrstelleuvcrmittlung nur geleistet werden kann, wenn die Abteilung Berufsberatung -eS Arbeitsamtes entweder voll ausgebaut ist, d. h. über ausreichendes, geschultes Per sonal und lückenlose Einrichtungen verfügt, oder wenn sic sich bei beschränkterem Ausbau im Bedarfsfälle auf eine solche nicht allzuweit entfernte Einrichtung stützen kann. Die ver fügbaren Mittel der Reichsanstalt lasten es vorläufig nicht zu, daß bei jedem Arbeitsamt voll nnögebaute Berufs- MrWMWttl tu Msillbkli NMkttlMg 17 ffahtt «ebenjMwtmi sür «eugrbvrtiie Dt« bekannten jährlichen Veröffentlichungen über die Bevölkerungsbewegung lLhen, Geburten. Lterbefälle) und die daraus abgeleiteten Schlüße aus Besserung ober Ber- schlechterung gegenüber der Vorkriegszeit sind nur mit Bor- sicht anszunehmen, weil sie roh aus je 1000 Einwohner be rechnet sind, die Zusammensetzung der Bevölkerung nach dem Kriege sich aber wesentlich verändert hat. Weltliche Personen haben eine günstigere Sterblichkeit als männliche. und Erwachsene eine bessere als Kinder und vor allem Säug- ltnge. Wenn als» der weibliche Bevölkerungsantcil ober der der Erwachsenen anormal übcrwtcgt — und das ist heute säst überall der Fall — muß die wirkliche Sterbeziffer bedeutend niedriger «»gesetzt werden als die rohe Pro-Tauscnb-Zisser. Zu einem richtigen Bild der SterbltchkcitSzuständc kommt man erst, wenn Stcrbetafe ln berechnet werden, ge- trennt nach Geschlechtern und nach Altersklassen, vor dem Kriege wurden derartige, nach komplizierten mathematischen Methoden konstruierte Tafeln in bestimmten Perioden aus gestellt, so die letzte sür das Reich 1910/11. Soeben ist eine neue Reichst« sei auf Grund der Derl>ältutsse von 1931/20 berechnet worden, und cs wird danach festgestellt. daß gegenüber den früheren Perioden eine ungeheure Verbesserung -er bentlche« Durchschnitts« fterblichkcit erreicht worben ist. Heute werden also dem deutschen Volk weitaus mehr Lcbenswcrtc erhalten als vormals — eine Folge der besseren sozialwtrtschastlichc» und hygienischen Zustände, trotz der immer noch uubesrtedigcnden Erwerbsverhältnisse. Es handelt sich bel solcher Sterbetafel um ein Dreifaches: 1. um die durchschnittliche Sterbens»'ah rscheinltchkeit jedes Altcröiahrgaugs, 2. um die Frage, wieviel von lOOOlXl gleichzeitig Geborenen durchschnittlich ein bestimmtes Alter erreiche», z. B. SO Jahre oder 80 Jahre, 3. um die jeder Altersstufe durchschnittlich noch bevorstehende Leben dauer fmittlere LcbcnSerwartungl. Vergleichen wir die beiden Ncichstafeln für 1871/81 und 1921/26, männ liches Geschlecht, so ergibt sich für diese 80jährige Periode folgende fast unglaublich klingende Verbesserung: Die Stcrbenöwahrscheinlichkcit hat sich für den 20jährigen Jungmaiin von 780 auf 127, also fast auf die Hälfte ver mindert: von 100 000 gleichzeitig lebendgeborencn Knaben er reichten damals nur 80lX>0, heute aber 83 000 das 20. Lebens jahr: ein Zwanzigjähriger hatte in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts tm Durchschnitt nur noch 38,8 Jahre vor sich, heute jedoch 10,7, also über acht Jahre mehr. Welche volkswirtschaftliche und familiäre Bedeutung eine solche efektive Lebensverlängerung hat, ist gar nicht abznlchätzen, in Zahlen jedenfalls kaum auszudrücken. Jede Herabdrücknng dec Sterblichkeit erhöht automatisch die Zahl der Uebcrlebenden und die individuellc Lebcnsaus- sicht. Die Sterblichkeit der Länder ist aber eine ganz ver schiedene. Daher wurden vor dem Kriege spezielle Länder- taseln berechnet. Wie nötig das war, möge man daraus ent nehmen, daß z. B. nach den Sterbetafeln für 1801/1000 sich die zukünftige Lebensdauer eines neugeborenen Knaben in Schweden auf 81 Jahre belief und in Mecklenburg aus 17 Jahre, dagegen in England auf 11, in Preußen ans 11, in Bayern auf 88 und in Sachsen auf 37,8 Jahre. Damals waren Bayern und Sachsen typische Gebiete mit höchster Kindersterblichkeit: heute »st da« ander« geworden, «ber auch die anderen Altersklassen weisen solche geographischen Dtsfe- renzen auf, z. B. hatte Schweden sür den Zwanzigjährigen eine Lebenserwartung von 11,7 Jahren, Preußen und Sachse» nur 11 Jahre. Naturgemäß drängt sich jetzt die Frage auf, wie et heute mit ber sächsische« LrbenSauSsicht steht. Das Statistische Loudeöamt hat eine neue sächsische Sterbetasel in Bearbeitung: die Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Vergleicht man die rvhe Protausend-Sterblichkeit, so wie die Säuglingssterblichkeit der iicniizigcr Jahre mit den heutigen Zahlen, so bars man mit Bestimmtheit sagen, daß die neue sächsische Sterbetafel uns ein ähnlichesganz über raschende- Bild bieten wird, wie die neue Nctchstafel. Seit 1900 verbesserte sich nämlich die sächsische Gcsamtsterblich. keit von 21,1 auf 10,6 pro Tausend, und die Kindersterblichkeit von 27,9 aus 8,9 Proz. In de» 26 Jahren wurde also die Ge- samtfterblichkett um 86 Pro,., die Kindersterblichkeit sogar um 68 Proz. günstiger. Schon der Vergleich der alten sächsischen Sterbetafeln für 1891/1900 und 1908/13 zeigte einen energischen Fortschritt: die Sterblichkeit für das Sänglingsalter ging von 301 aus 201 zurück, und für den 10—18 jährigen von 12,15 aus 8,80. Die heute »och unbekannten Zahlen der neuesten sächsischen Tafel werden diesen Fortschritt sicher völlig in den Schatten stellen. Auf Grund der NeichStaseln und der sächsischen Sterbezissern können wir bas schon heute mutmaßlich abniessen. Bo» 100ooo lebendgeborenen Knaben blieben nach der sächsische» Sterbe tafel für die neunziger Jahre nach dem 1. Lebensjahr 70 000 am Leben, heute werden es etwa 87 000 Uebcrlcbende sein. Das 20. Lebensjahr erreichten nach der damaligen Sterblichkeit von jenen 100 000 nur 60 000, gegenwärtig mindestens 82 000, und vaS 70. Jahr rund 19—20 000 Männer mehr als vor einem Biertcliahrhundert. Und kommen wir zu der Hauptfrage, die ein jeder beantwortet haben möchte: «-Welche Lebensaussicht habe ich voraussichtlich noch?" oder: „Wieviel Lebensjahre ' stehen mir nach menschlichem Ermessen noch bevor?" — so wird die neue sächsische Sterbetafel den einzelnen Altersstufen gegen früher schützungswetse etwa folgende mittlere Lebenserwartung zuschreiben: Alter 18S1/1V0» irri/isr« 0 Jahre 87,6 86 Jahre 1 . 82F 61 . 20 „ 11,2 16 „ 80 , 18,6 21 . 70 . 7^ . DaS weibliche Geschlecht darf sich in beiden Reihen durch schnittlich 1A bis 8 Jahre mehr zurechncn. Praktisch besagt obige Lcbensdauer-Tabclle, baß der Würgengel des Säug- lingsjahres dem neugeborenen Knaben in Sachsen beute volle 17 Jahre mehr an LcbcnSaussicht belassen muß als vor drei Jahrzehnten: baß ein 20 jähriger heute eine um etwa 6 Jahre bessere Lebensaussicht hat als früher: daß ein 60 jähriger auf ein Plus von 2 bis 3 Jahren rechnen darf. Vater und Mutter bleiben also heute ihre» Kindern durchschnittlich mehrere Jahre länger erhalten, und die Lebenskraft der Nation hat ohne wesentlichen Kostenauf wand einen zusätzlichen Wert erhalten, der in die Milliarden Reichsmark geht Wenn die neue sächsische Sterbetafel erscheint, wird es sich wahrscheinlich Herausstellen, daß unsere rechnerischen Schätzun gen noch zu bescheiden ausgcsallen sind. beratungsabieilnngcn errichtet werden. Die Ausbau- anwcisnngen der Hanptstelle der Rcichsanstalt an die Landes- arbcitsämter sehen deshalb mit Recht vor. baß die verfüg baren Mittel zu einem vollen Ausbau von BerufsberatungS- abtcilungen nur bet solchen Arbeitsämtern anfgemendet werden sollen, wo eine ausreichende Entwicklung der öffent lichen Berufsberatung zu erwarten ist, und daß diese Stellen dann benachbarten, weniger beanspruchten Arbeitsämtern als Stutzpunkte zu dienen haben. Der Vermaltungsausschnß des Landcsarbeitsamtcö Sachsen hat vorläufig als Stützpunkte die Bernssbcratniigsabteilung bei den Arbeitsämtern Aue, Bautzen, Eliemnitz, Döbeln, Dresden, Freiberg, Leipzig, Pirna, Plauen, Riesa, Zittau, Zwickau bestimmt. Ter volle Ausbau von Bornfsberatiingsabteilnngen bei den übrigen Arbeitsämtern ist bis auf weiteres nicht durchführbar. Jedem Stützpunkt soll ein entsprechend vorgcbtldeter er fahrener Letter vorstchen, dem die schwierigeren Ver- waltiingvgeschäste der Abteilung Berufsberatung neben seiner eigentlichen Beratnngstätigkett obliegen. Neben dem Leiter soll jeder Stützpunkt mindestens noch eine Bcruss- beratcrin und einen vsnchologisch erfahrenen Eignungsprüfer dann zur Verfügung haben, wenn die Veratcrltnnen) die Eignungsprüfungen nicht selbst durchführen dürfen. Die Vornahme von Eignungsprüfungen ist nur Personen ge stattet, die der Präsident des Landesarbeitsamtes hierzu aus- drücklich zngelassen hat. — Heldrparktheater, Haltestelle Saloppe. Am Sonntag, 8. August. Hl Uhr, wird unter Leitung von Nenne Schönstedt die Operette von I. Qffenbach: „Die Zauberaclgc" gegeben. Musikalische Ein- studicrung: Ernst Schicketanz. Vorher: „Der Kurmarker und dte Pikarde" von LoulS Schneider. Mtlwirkendc: Margrete Stock, Ernst Schicketanz, Arthur Zahn, Richard Sommer. VS« PS5SSNÄ« Krills Kug«nun»«p»ue»,ung / An«I»«r l.t«I«r»nt »II «r »eSS «ren U a« ««n Litten Sie Idre Nass« ev. um Zuweisung an tz Diplom-Optiks«- «SllHSH Vilrcinikker LtraÜe LS, schrägüber tAessorv 6- >VaIcisckml«it Joses Eorreck anSdrncksvoll vorgetragcncn Liszt-Liedern. Mächtigen Eindruck erweckte aber besonders der Fcstvortrag des Münchner Privatgclchrtcn Tr. Georg Schott, der in flammender Begeisterung die deutsche Jugend zur Wahrung ihrer heiligsten Kulturgüter ermahnte. Nichtendcnwollendcr Beifall dankte dem Redner für seine prächtigen Worte. Den Abschluß des Bnndesscstes brachte ein großes, etwas zu lang entwickeltes Festkonzert, daS in seiner Dnrchsührung durch Professor Julius Dahle, Berlin »Klavier), Dr. Ulrich Joachim, Luzern (Gesang), Dolore« Royola, Ncuyork »Ge sangs, Julius Ehrambach, Augsburg »Rezitation), »nd Otto Taube, Leipzig »Klarterbcgleitnng), einen vollen Erfolg für die Künstlerschast der Mitwtrkcndcn bedeutete. Mit dem obligaten Srhlußschoppen in der unvermeidlichen „Eule" nahmen die BnndeSfesltage ihr Ende. — Mögen die Eindrücke desselben und vor allen Dingen die erhebenden Festspiele selbst, tn allen Teilnehmern das Gelöbnis erneuert und be stärkt haben, daß der Bayrenther deutsche Geist eine Hoffnung auf die Gesundung unseres gesamten Kulturlebens und eine innerliche Befreiung von allem Parteihader, eine Offenbarung deutscher Gesittung und deutschen Glaubens und somit ber Wca zur kultureller^ WIcdcrbcsinnnng unseres Volkes be deutet! — p. Sin Besuch Lm Weinkeller von Serez Von Gregers Nissen, Altona. Spanien ist ein Land des Weines. Die Produktion ist gewaltig. Wer einmal mit der Eisenbahn oder im Auto von Madrid bls Kadiz gefahren ist. wird erstaunt sein über die unübersehbaren Wcinfeldcr in der Gegend von ValdepenaS »nd Jerez. Das Gebiet um Jerez umfaßt etwa 78 000 Hektar. Im Frühling machen die Felder allerdings einen trostlos ein- sörmigen Eindruck: man sicht ans den weiten und baumlosen Ebenen nur die dunklen Nebenstümpfe ans dem gelben Lehm boden empvrragen. Im Herbst, zur Zeit der Weinlese, be kommt die Landschaft Leben. Viele Tausende von Arbeits kräften eilen aus allen Gegenden Spaniens herbei, um mög- lichst rasch den kostbaren Traubcnsaft tn die Bodega» zu be- fördern, bevor Regcnfälle etntreten und ihren ungünstigen Einfluß auSttben aus die Trauben. Früher beförderte man die Trauben direkt In die Bodegas, während man jetzt die Kcktcrci allgemein aus den Feldern vornimmt. Jerez ist durch seinen Wein tenglische» Sherry) und Kog. nak weltberühmt. Die Stadt hat nur reichlich 80 000 Ein wohner: sie ist aber die drittrelchite Stadt Spaniens. Bei einem Gang durch die sauberen Straßen, die unterbrochen werden von prachtvollen, mit Palmen bestandenen PlazaS, macht sich schon die Wohlhabenheit erkennbar an den wirklich hübschen Häuserfronten, deren Fenster mit kunstvollen Schmiedcgittern versehen sind, sowie durch die vielen lauschi gen Vorräume lPatios) in den Häusern, die schon an Sevilla erinnern. An der Plaza „Fortun de Tvrre" erhebt sich der einzige Uebcrrcst auö der Manrenzeit, der Alkazar, umgeben non einer hübschen Palmenpromcnade. Am Abhang der West seite dehnen sich die weitläufigen Baulichkeiten der welt berühmten Bodega von Gonzaleö, Byas L Co. au«. Ihre Er zeugnisse gehen weit tn die Welt hinaus. England ist der Hauptabnehmer: dann folgen Kanada und Dänemark. Vordem Krieg: sah man die Kognak- und Weinmarken auch in Deutsch land, aber der hohe Zoll hat die Geschäftsverbindung unter» brachen. Aus meine Anfrage, ob eine Besichtigung gestattet sei, er hielt ich umgehend eine freundliche Einladung. Im EmpfangS- raum, zu dessen beiden Seiten sich moderne und geräumige Büros ausdehnen, begrüßt mich mein Führer in deutscher Sprache, was nicht zu verwundern mar, da seine Wiege tm schönen Sachsenland stand. Auf den Tische» liege» dicke Bände, nach Jahrgängen geordnet: es sind die Fremdenbücher deS Hanseö. Könige und Fürsten haben sich hier eingetragen. Namen findet man selten: der letzte deutsche Gast war der Vertreter von Bädcker. Wir gehen zunächst in den Versandraum. Hier liegen ständig 7000 Fässer Sherry-Wein und Kognak versandbereit. Fässer von 8i>0 Liter Inhalt. Von jedem Faßinhalt wird eine Flasche voll ziirückvchaltcn und mit einer genau bezelch- nctcn Etikette versehe». Ans diese Weise hat sich im Laufe der vielen Jahrzehnte ein großes Lager von Flaschen anaesam. mclt, so daß die ältesten Flaschen, vom Gründer der Firma zurückgestellt, äußerlich alle Spuren des Alters aufwcisen. Der nächste Raum ist für große Empfangsfeierlichkeiten und Festlichkeiten bestimmt und in Gestalt einer riesigen Muschel hergerichtet. Vei dem vor einiger Zeit stattgesun- denc» Besuch des Prinzen von Wales ging es hier hoch her. Solch« Tage hat die Vobaga aber schon oft gesehen. 1001 war König AtsonS XIll. Gast des Hanse». Zahlreiche Fässer, auf denen zum dauernden Gedenken Inschriften angebracht wur den, geben Kunde von dem Besuch hochgestellter Personen. Bevor wir die weitläufigen Lagerhallen mit den Niesen- sässern betrete», betrachten wir den lebhaften, hochinteressanten Betrieb in der Küferei, wo über 200 Personen beschäftigt sind. Hier werden die Fässer hergestellt, lieber den zahlreichen offene» Feuerstellc», wo das Feuer mit Holzsvänen geschürt wird, werden die Nivpen dvr halbfcrtigc» Fässer durch Hitze und Abkühlung mit Wasser gefügia gemacht und die eisernen Faßbänber anfgeschlagen. Neue Fässer müssen erst präpariert werden, bevor sie Verwendung finden können. Da» geschieht' zunächst durch Ausspülen mit Kognak und sodann in gleicher Weise mit jungem Wein. Nunmehr betreten wir die Hallen. Wer öfters Gelegenheit gehabt hat, Wetnkellereien zu besuche», weiß, daß damit eine unvermeidliche Weinprobe verbunden ist. An die von Jerez werde ich stets mit Vergnügen zurückdenken, vielleicht mit einem leisen Unterton von Sehnsucht. Es kommen sechs ver schiedene Sorten von Kognak zum Versand. Eine Kostprobe non Nr. 2 entlockte sofort meinem Reisegefährten aus Kiel, der Fachmann ist, ein begeistertes „Donerwctterl Das ist aber 'ne Marke!" Auf eine bescheidene Anfrage nach dem Preis erfahre ich, baß eine Flasche ab Lager aus 18 Peseten »12,60 Mark) zu stehen kommt. Wie hoch nun der Preis dafür Im Ausland sein wird, nachdem dte Zollgebühren entrichtet sind und der Ver» dienst tm Zwischenhandel in Ansatz gebracht ist. möge jeder sich errechnen. In den nächsten Hallen unübersehbare Reihen von Fässern, manche mit einem Inhalt von 60 000 Liter. Der ver» kaussfertige Wein wird durchweg ans zwei verschiedenen Sorten zusammengemischt. Bor uns liegt eine Reihe von dreizehn Fässern: zwölf davon mit 27 Hektoliter und tn ber Mitte eines mit 168 Hektoliter Inhalt: Christus und die zwölf Apostel. Diese Weine sind im Jahre 1862 in Gegenwart der Königin Jsabella II. aufgelegt worden. Tie Apostclwetne sind hell: der ChristuSwein dunkler. Es sind köstliche Tropfen, namentlich letzterer. Weiterhin wird unsere Aufmerksamkeit gelenkt auf eine Reihe von Fässer in hübscher Umrahmung lieben» und übereinander: die Tcdikationcn der Firma an die königliche Familie, alle mit Aufschriften und königlichen Wappen. Wir lesen z. B.: „1886 Dcdtcabo a. S. M. Kl. Rey AlsonS XIll." sowie „1867 AlfonS XII.". „1860 La Nein« Christina", „1880 La Reina Isabel ll." usw. Dte königlichen Fässer »800 Liter) sind versiegelt und werben nur entsiegelt, wenn ein Rcanftragter erscheint. „Solera de Ren" ist die Be zeichnung für den LtevlingSwein des Königs. Mir probieren ihn, jedoch au» einem anderen Faß. Er läßt sicß trinken! ES gibt aber noch eine Steigerung: mir sind noch nicht am Ende. Da liegt der „Onkel Joses", ein feiner Wein. Ans ein Alter von 125 Jahren blickt ber „Vater Noah" zurück: auch vor trefflich. Nicht viel jünger, nur 118 Jahre alt. ist der „Methu- salem". Er ist eine Nummer für sich, dte Krone. Unser Führer reicht uns vorher Käseplatten, um einen reinen Genuß von dem herrlichen Tropfen zu haben. Hier verweilen wir etwa? länger: er hat es verdient. Wir sind am Ende der Proben, es war eine stattliche Reihe. Unser srenndlichcr Führer aibt uns das Prädikat: „Gut bestanden! Man sieht, daß Sie von der nordischen Wasserkante sind. Manche verlassen unsere Hallen mehr tanzend, als gehend."
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