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Nachdn»» nur m» d»u»i<d«r Su»ll»nanoad, .Drrrdnrr Na»,.' ,uI«Mo. Unvrrlanat» S»rtM»ü6>« «rrd»" n,a» rutt>»«adrt. ^nskttannl guls pfsig^s^ts - I » »ME MM E fomspi-seksr 13777 Wsiris uncl KUetis <Iokisnn-6so^gsn-/^»ss 8 MIII>I>,W>IWNIIMIIIII>I>>>I>I>I>>>>>>>>>>II>IIII>IM>>>>!IIIII>>II>>>>IIIWI«WMWI>I>>II>>WIIIWIIIIWWIIUWMIIM Das Kabinett Briand gestürzt. Herriot nimmt den Austrag zur Bildung der neuen Regierung an. Oberleutnant a. D. Wüjthosj abgestürzt.— Neue Ausschreitungen in Germersheim. — Der englische Klerus un- -er Vergarbeilerslreik. Mil 24S gegen 288 Stimmen in -er Mn-erheil. Paris. 17. Juli. Dt« Kammer hat «S hente «ach «t««r sehr erregte» Debatte über die SrmLchtigungSvorlag« beS Kabinetts Briand—Caillaux «tt »88 gegen »4» Stimmen ab» gelehnt, in die Stnzclberatnna beS SrmächtignngSgcseticS ein,«treten. Die Regiernag hatte daz« die BertranenSsrage gestellt. Ministerpräsident vrianb hat sich barans «ach Schluß ber kammerslgnng mit leine« Kollege« inS Slqsee begebe«. «« de« Präsidenten ber Republik bie Demissto« beS Kabinetts ,» überbringe«. Präsident Donmergne hat bie Demission «»genommen «nd die Minister gebeten, die Geschäfte vor» iiiutia Präsident Donmergne hat sofort mit seinen veratnngen i«r Bildung de« «ene« Kabinett« begonnen. In RegierungSkretsen war man über bat nnerroartete Eingreifen de» Kamtnerpräsibenten Herrtot äußerft be stürzt. man sprach in den Wandrlgängen der Kammer von einer verschwör««», die Herriot im letzte« «»gen» blick gegen die Regier««« ins Werk setzte. Tatsache ist. daß. noch während Herrtot sprach, in den Wandel, gangen der Kammer eine Liste de» kommenden Kabinett» verbreitet wurde. In diesem Kabinett, da» von Herriot prä- fidiert werden soll, ist Painlevd für da» Portefeuille de» Kriege», Renoult für da» Portefeuille der Finanzen. Boka- noivski sttr da» Schatzamt un- PoincärS für da» Porte» senille des Justizministers vorgesehen. Schließlich wird auch Tardteu als eventuelle» Mitglied eine» neuen Kabinett» Herriot erwähnt. Veaustragung Serrlois mit -er Kabinekls- -il-ung. Herriot nimmt an. Pari». 18. Juli. Der Präsident der Republik hat heute vormittag US Uhr seine Besprechungen zum Zweck der Kabinettsbildung wieder ausgenommen. Tr hat u. a. den Vorsitzenden ber Radikalen Kammerfraktton. Eazal». den zur Demokratisch-Republtkanischen Linken gehörenden Senator Euminal sowie die Abgeordneten Blum, Painlevd, Dariae »nd Flandin empfangen. Um IS Uhr »nrde Kammerpräsident Herriot» der im Linse des Bormittag» eine Reih« politischer Persönlichkeiten, darunter die Abgeordnete« ChantempS. Lonchenr. Dariae «nd Flandin gesprochen hatte, znm Präsidenten der Repnblik de» rasen. Herriot hat de« ihm erteilte« Anstrag zur itobinettöbildnng angenommen. lW. T. v.) Pari», 18. Juli. Kammerpräsident Herrtot hat im Laufe des Nachmittags mit den verschiedensten Politikern über die durch die Regierungskrise entstanden« Lage beraten. Unter ihnen befanden sich Vertreter sämtlicher Fraktio nen von Kammer und Senat, mit Ausnahme ber Kom- munlsten und der äußersten Rechten. Nach dem Pariser „Soir" soll Herriot beabsichtigen, gleichzeitig mit einem Finanzprogramm ei« Manifest an baS Land herauszugeben, um es über di« Maßnahmen un- die hierfür erforderlichen Opfer aufzuklären. Am Dienstag werbe sich die Kammer mit einem Sanierungsprogramm befassen, für ntelches das Verfahren der äußersten Dringlichkeit ge fordert werde. Der Vorsitzende der Demokraiisch-Republikanischen Der- etntgung, Louis Marin, erklärte, er und seine Freunde würden zur Mitarbeit auch in einem von Herrtot ge- führten Kabinett bereit sein unter der Bedingung, daß ein Mtndcstaktionsprogramm festgclegt werde. Louis Marin denkt sich diese Mitarbeit entweder in der Form einer un- mittelbaren Beteiligung an der Regierung ober in der Form einer Unterstützungspolitik entsprechend der Haltung der Sozialisten gegenüber dem ersten Kabinett Herrtot. Bezüglich de, Finanzsanierung und ber Wätzrungsstabilisterung ist LoutS Marin der Ansicht, daß -er Umfang der von der letzten Negierung verlangten Vollmachten «tnzuschränken sei, und daß man gleichzeitig der Kammer entsprechend dem durch ihre gestrige Abstimmung zum Ausdruck gekommenen Willen in der Weise entgcgenkommen könne, daß man auf die Vertagung des Parlaments verzichte und so der Kammer die volle Aus übung ihres Kontrollrechts lasse. » Paris, 18. Juli. Die Nachricht vom Sturz« deS Kabtn«1tS Brtand-Catllaux ist ber Ocfscntlichkeit nicht überraschend ge- kommen, hat jedoch offensichtlich bet einem gewissen Teil deS Publikums eine feindselige Stimmung gegen die Kammer auSgelöst. Die Agentur HavaS berichtet, daß Herriot. der allgemein als ber Urheber d«S Sturzes deS Ministeriums betrachtet wirb. alS er bas Palais Bourbon verlieb, mit unfreundlichen Rufen empsangen wurde, so daß die Polizei genötigt gewesen sei. die Änsamm- lung zu zerstreuen. Das SNinmenverhälfnIs bei der Abfttmm««-. Paris. 18. Juli. An der gestrigen Abstimmung in der Kammer nahmen im ganzen V31 Abgeordnete teil. Gegen öle Regierung stimmt«« 28 Kommunisten, SS Sozialisten. IS Sozialrepublikaner, 48 Radikal«, 7 Mit- glteder der Gruppe Loucheur, 1 katholischer Demokrat. SO Mitglieder der Demokratisch-Republikanischen Bereinigung lGruppe Marin), S Mitglieder der Demokratisch-Republtka- Nischen Linken (Gruppe Maginot), 2g Mitglied«! -er äußerst«« Rechten. 23 Abgeordnete nahmen »n der Abstimmung nicht tetl. und zwar 7 Radikale, 4 von der Radikalen Linken. 1 von der Unabhängigen Linken. 1 Goz.-Republifaner. 1 LinkSrepublikaner, 4 von der Demokratisch-Republikanischen Linken. S von der Demokratisch-Republikanischen Ber«tnigung, 1 Mitglied der äußersten Recht«». 20Abgeordnete waren beurlaubt. sWTB.) (lieber den Verlaus der Sitzung steh« Seite 2.) Franzosen-WMKür am Rhein. Neue Ausschre iungen in Germersheim. Sermersheim. 17. Juli. Der Uebermut der Besatzung», truppen von GermerSheim scheint mit den Borgängen anläß- lich de» KrlegertageS noch nicht verschwunden »u sein. Am li>. Juli wurde ein Arbeiter ohne jeden Anlaß von einem sranzösischen Adjutanten in Gegenwart von Soldaten vom Fußsteig heruntergestoßrn und geschlagen. Am U. Juli nachmittags gegen 211 Uhr verfolgte eine ganze siotte. etwa 20 französische Soldaten, ein aus dem Heimweg iksindlicheS Mädchen. Tin Soldat sprang plötzlich auf daS ALdchen zu, packte es am Arm mit den Worten: »Mit Vromenadel* und als e» den Soldaten zurückstteß, griff dieser »«ch seinem Seitengewehr. Da» Mädchen konnte sich nur durch schleunige Flucht retten. Sm Abend desselben Tage» gegen 8 Uhr wurde ein «udere» Mädchen in ber Ringstraße von vier sranzv- Men Soldaten vom Rade heruntergestoben. Kur» «raus packte einer dieser Soldaten ein andere» Mädchen, da» «t Freundinnen spazirrengtng, am Arm. Al» sich diese» frei- t»u>achen versuchte, versetzte er ihm mit ber Faust einen Stoß «ul den Magen. Ferner wurde einer jungen Frau» bie indem Welßenburger Tor mit zwei Bekannten spazterengina, n» einem französischen Soldaten an die Brust Utklsfen. al» sich diese da» verbat, machte brr Soldat eine i Mliche Gebärde. ' Wehrlose Deulsche wie Freiwild niedergeknaM. Im Preußischen Landtag haben bie Deutschnatlonalen fol gende Kleine Anfrage eingebracht: „Im Geiste von Locarno ist wieder einmal ei« wehrloser Deutscher wie Freiwild »»« französische« Soldaten «ie-ergeknallt «vr»e«. Die Lat ist vor einige« Lage« im Saargebiet geschehe«, »v sogar »ach dem FriebenSvertrage überhanpt kein französischer Soldat sich ans halte« dürste, «nd zwar t« dem preußische« Saarbrücken. E» scheint, daß durch diese sich auch tm Saargedtet tmmer wieder- holenden Hergänge die Stimmung erst geschaffen werden soll, bte da» Berbletben ber Truppen zur Begründung der franzö- fischen Stellung und Ansprüche auch vor dem Völkerbünde rechtfertigen soll. Wie gedenkt da» preußische StaatSmtnisterium tm Benehmen mit der ReichSregteruna da» Leben preußischer Staatsbürger und die Rechte preußischer Gebietsteile zu schützen?* O-erleuknanl a. D. Wlijihosf abgepürzl. Bei de« Werbeffiege« sür ein Jmmekmann-Ehrenmal s» Dresdeu-Sabltz stürzte Oberkentnant «. D. Wüst» hoff, ber letzt« überlebend« Ponr.le-m^ritc.Alieger ber säch- stfche» Ar«««, bei et»«« Kunftslnge ab ««» erlitt lehr« schwere ««rletznnge». >> (Nähere, ans «eite » »lese, Platt«,.s Der Sturz des Kabinetts Briand— Caillaux. Die französische Kammer hat eS nicht über sich gebracht» dem Beispiel des Brüsseler Parlaments zu folgen, da» über- raschend schnell und in einem auf fast völlige Selbstaus- schließung hinauslaufenden Umfange ein« halbjährig« Dik tatur des belgischen Königs aufgerichtet hat. um di« Finanzen und den belgischen Franken zu sanieren. In Frankreich hatte vielmehr schon der Verlauf der Verhandlungen tm Finanzausschuß der Kammer am Freitag die Schwierigkeiten erkennen lasten, dt« für Caillaux in der Kammer zu über- winden waren, wenn er sein für die Sanierung Frankreich» unerläßliches Ermächtigungsgesetz durchbring«« wollte. Den« bereits in der Finanzkommisston war eS gegenüber dem Ent wurf Laillaux' gelungen, eine Abänderung de» Bericht erstatters tzhappedelaine durchzus«tzen, deren Ziel darauf ge richtet war, die Generalvollmacht der Regierung in ein« Reih« von einzelnen Vollmachten zu verwandeln un- über jede von ihnen die Kammer einzeln abstimmen zu lasten. Caillaux hatte diese Versuche zur Durchlöcherung der Er mächtigung rundweg abgelehnt und seine Absicht durchgesetzt, in der Sonntagspause der Börse, die ein« Einwirkung d«r Frankenspekulation auf die Kammerverhandlungen ausschloß, die Entscheidungsschlacht zu schlagen. Er fühlte sich für diese Schlacht besonders stark, da er einmal den sehr beachtlichen Erfolg -es englischen Schuldcnnachlasies errungen halt«, anderseits aber niemand aus den Reihen der bunt zusammen gewürfelten Opposition — mit Ausnahme vielleicht der So zialisten. deren Sanierungsplan in der Praxis undurchführ bar ist — dem in sich geschlossenen Projekt Laillaux' oder dem Gutachten der Sachverständigen, aus das er sich in den wesent lichsten Punkten stützte, irg«»i-ein gleichwertiges Programm entgegenzustellen hatte. Zudem war Caillaux unbestritten der Vertrauensmann der internationalen Finanz, ohne di« ein französischer Finanzminister kaum zum Ziel« kommen dürfte. Trotzdem hat ein sich überschlagender und blind auf sein« Macht pochender Parlamentarismus das zehnt« Kabinett Briand gestürzt und damit die Unfähigkeit dieser Regie- rungSform zur Erfüllung irgendwelcher dedeutenden Auf. gaben erneut in einer für Frankreich vielleicht recht verhäng, nisvollen Weise dargetan. Der eigentliche Henker der Regierung Briand—Caillaux ist Herriot, -er zu diesem traurige« Werk eigens von seinem Prästdentenstuhl in di« Reihen der Abgeordnete» herabgestlegen ist, und ber die Durchbrechung einer alten französischen Tradition, nach welcher ein Kammerpräsident nicht aus seiner Neutralität heraustritt, nicht gescheut hat, um daS Kabinett zu stürzen, daS sich zum weitaus grüßte» Teil au» Mitgliedern seiner eigenen Partei zusammensetzt, und desto« umkämpfte Persönlichkeit Caillaux' ebenfalls seiner Partei angehört. Man kennt die letzten Gründe nicht, die Herriot zu seinem Vorgehen veranlaßt haben. Mag es sein« bekannte doktrinäre Einstellung zu Demokratie und Parla mentarismus sein, die ihn zu seinem sehr bezeichnenden Rede, duell mit Briand auf demokratisch-parlamentarischen Prin zipien herumretten ließ, wo es sich nur darum handeln konnte, di« Staatsnotwendtgkeiten allein sprechen zu lasten, mag eS persönliches oder Partei-Jntereste gewesen sein, da» ihn zu seinem aufsehenerregenden Vorstoß veranlaßt«, jeden- falls hätte man wegen der allseitig recht geringen Neigung, in diesem heiklen Augenblick das Erbe der gestürzten Regie- rung anzutreten, ohne sein Eingreifen mit der Wahrschein lichkeit eines knappen Sieges der Regierung durchaus rechne» können. DaS französische Parlament hat jedoch mit seiner Abstimmung gezeigt, daß eS den großen Ernst der Lag«, in der sich Frankreich infolge eines übermächtigen Machtstrebens seiner Parteien befindet, noch in keiner Weise begriffen hat, daß eS znm mindesten keineswegs befähigt ist. eine» AuSweg au» -t«s«r heiklen Situation zu finden, zumal di« Abstimmung weder ein« irgendwie einheitliche, zur Uebernahm« der Re gierung tu Frag« kommende Opposition, noch auch die Mög lichkeit einer neuen MehrheitSbilbung gezeigt hat. Lediglich die Sozialisten und Kommunisten haben geschlossen gegen di« Regierung gestimmt. Ein« Regierungsbildung durch di« Sozialisten ist aber deswegen unmöglich, weil alle anderen Parteien bet der Abstimmung für und, gegen dt« Regierung gewesen. Der der Pariser Kammersitzung tet darum eine sehr starke Verschärfung der tnner- olitischen Gegensätze, die in Verbindung mit einer voraus- find"' ichttich recht idlichen Auswirkung de» RegterungS- euw turze» ans den Krankenrur» die wirtschaftlichen und ftnan ztellen Schwierigkeiten Frankreich» noch bedeutend erhöhe» müssen. Mit bemerkenswerter Schnelligkeit hat die neue franzö» sische Kabinettskrise insofern ihren vorläufigen Abschluß gefun den, al» Präsident Donmergne In der Erkenntnis, daß längere»