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Bubi beherrschte die Lage mid sei» klares Stimmchcn durch schallte den gemütlichen Raum. Doktor Windisch gehörte zu jenen Männern, welche ganz in ihrer Familie aufgehen. Man sah cs ihm an, wie sehr er die wenigen Stunden des Beisammenseins mit den Seinen genoß. So kam es, daß er weniger Auge für seine junge blaffe Schwägerin hatte — der Familienhcld nahm auch jetzt, wie immer, wenn der Doktor sich nicht im Beruf befand, all seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Ediths hatte als sorgsame Hausfrau genug zu tun, ihre kleine Tafelrunde zu bedienen. Annemarie freute sich, einstweilen mit keiner Frage be helligt zu werden. Sic beschäftigte sich mit dem Kleinen, dessen süßes Plappermäulchen nicht für eine Sekunde stille stand, so sehr die Mutter diesen Redestrom cinzudämmen bemüht war. Als Doktor Windisch sich erhob — sein Automobil, mit dem er die Kranken besuchte, war bereits vorgefahrcn — wandte er sich nochmals an seine Schwägerin. „Also, Annemarie, wenn ich zurückkomme," rief Doktor Windisch noch zurück, „wollen wir mal ernstlich die Sache untersuchen. Wir wollen doch Tollen zeigen, was wir können." Als er gegangen war, führte Editha die Schwester in das kleine Fremdenzimmer. „Nun mach dirs erst mal bequem, Annemarie," nötigte sie. „Ich würde dir raten, dich etwas niederzulcgcn." „Das tue ich, Editha," antwortete Annemarie, die froh war, für ein Weilchen ihren Gedanken nachhängen zu können, die trostlos und duster waren wie das Wetter draußen. Kein freundlicher Sonnenstrahl, der in ihr armes Herz hätte eilt wenig Hoffnung hineinschmeicheln können. Alles grau in grau. Editha legte Kiffen zurecht, brachte eine wollene Decke und bettete die Schwester auf das Ruhesofa. Dem Kleinen, der durchaus zu Tante Annemarie wollte, wehrte sie energisch. Und dann war Annemarie allein. Es war still um sie herum. 'Editha ging ihren Haus- srauenpflichten nach; den Kleinen hatte sie mit dem Kinder mädchen spazieren geschickt. Annemarie erwog: jetzt war es elf Uhr. Ihr Brief war längst in Tollens Händen. Wie würde er sich dem selben gegenüber verhalten? War er schon nach Siebeneichen geeilt, sie zur Rechenschaft zu ziehen? Würde er am Ende gar, wenn er erfuhr, daß sie mit der Schwester gegangen. nach Wandsbeck kommen? Wann konnte er dann hier sein? Annemarie warf die Decke ab und sprang auf — nein, sie hielt das Liegen nicht aus. Schlafen konnte sie nicht, trotzdem sie die vorige Nacht kein Auge geschloffen, und krank war sie ja auch nicht. Sie mußte sich zerstreuen, um den schrecklichen Gedanken zu entrinnen. Sie ging zu Editha hinunter. „Aber, Annemarie, du solltest doch ruhen!" sagte diese vorwurfsvoll. „Ich kann nicht, Editha. Wo ist unser Bubi?" „Den habe ich fortgeschickt, damit er dich nicht störe." „So werde ich Leuchen Grotkopp einen Besuch machen." Editha war damit einverstanden. Sie hatte zu tun, konnte sich der Schwester in den Vormittagsstunden nicht widmen, so wars ihr schon recht, wenn Annemarie für sich selber sorgte. Am Abend wollte sie mit ihr ins Theater gehen, man mußte für etwas Abwechslung sorgen. Sie sagte cs der Schwester, Annemarie war mit allem zufrieden. „Um 3 Uhr zu Mittag bist du doch wieder da?" rief ihr Editha noch nach. Annemarie bejahte. Sie bestieg die Elektrische und fuhr nach Hamburg, wo Senator Grotkopp auf der Esplanade sein vornehmes Winterquartier hatte. Da sie jedoch die Freundin nicht zu Hause traf, kehrte sie bald wieder zurück. Im Grunde war es ihr recht, Leuchen Grotkopp verfehlt zu haben. Ihr war nicht nach Plaudern zu Mute. Die furchtbare Angst und Unruhe schleppte sic überall mit sich herum. Der Schwester konnte schließlich das unstete Wesen Annemaries nicht entgehen. „Annemarie, sag. was ist dir nur?" fragte sie besorgt, die Ruhelose neben sich auf den Divan ziehend. Sie redete mütterlich ans sie ein. „Dich quält etwas, mein Schwesterchen. Willst du dich mir nicht anvertrauen? Vielleicht könnte ich dir Helsen, vielleicht raten. Ein guter Rat ist auch etwas wert." Annemarie lehnte wie ein müdes Kind den Kopf an der älteren Schwester Schulter. „O Editha, ich bin so unglücklich! Wenn du wüßtest, wie unglücklich ich bin!" quoll es wie ein Schrei aus des ' geängstigtcn Mädchens Brust. „Annemarie, so liebst du Tollen nicht?" „Doch, doch, Editha. Ich liebe ihn über alle Maßen." „Abcrdannvcrstehcichdichnicht.SagcmirdeinenKummer." Annemarie schüttelte traurig den Kopf. „Es geht vorüber, Editha, wie alles vorüber geht, Freud und Leid." „O sprich nicht so trostlos. Das Leid mag vorüber gehen, die Freude, Annemarie, wollen wir fcsthalten mit beiden Händen. Das Glück läßt sich zwingen, glaube mir." „Nein, Editha, es läßt sich nicht zwingen." „Mit einem festen Willen, doch." „Nein, und tausendmal nein. Es gibt Schicksale, vor denen mau die Waffen strecken muß." „Wie kann es kommen, Annemarie, daß du umgeben von lauter Liebe und Wohlleben, so trostlosen Gedanken dich hingibst. Es muß ja etwas unendlich Trauriges sein, was dich so hoffnungslos stimmt." „DaS ist cs auch, Editha. Doch wenn du mir eine Wohltat erweisen willst, dringe nicht in mich. Noch kann ich nicht darüber sprechen, ich muß erst selber zur Ruhe gekommen sein. Was aber auch immer geschieht, ich komme zuerst zu dir, Editha. Bei dir, das weiß ich, finde ich Verständnis." „Immer, Liebste, immer. Obgleich ich in furchtbarer Sorge um dich bin, will ich nicht fragen, sondert, warten, bis du freiwillig mir von deinem Kammer sprichst." Diese trostlose Seelenstimmung ihrer sonnigen Schwester legte sich Editha schwer aufs Gemüt. Sic beschloß, sich ihrem Paul mitzuteilcn, der wußte für so manches Rat, vielleicht konnte er der Schwester helfen. Einstweilen aber war nichts zu machen. Man mußte Annemarie, da sie sich nicht mitteilen wollte, ihrem Kummer überlasten und konnte nur das eine für sie tun, daß man sie ein wenig zerstreute. Außerdem würde sich die Sache ja klären. Tollen würde sicher noch heule oder morgen kommen, um nach seiner Braut zu sehen. Ais sie später ihrem Mann von Annemaries seelischer Verfassung Mitteilung machte, brauste er ans. „Dummheiten! Kindereien! Und richtig, wie Tolle» mir sagte: Launen. Und wenn mir nur etwas im Leben zuwider ist, so ist es ein launenhaftes Weib. Um eines bitte ich dich, Editba, laß dich nicht von solchen ungesunden Ideen anstecken. Wenn sie Tollen liebt, so ist ja alles in der schönsten Ordnung, denn er ist völlig vernarrt in das kleine Mädel. Vielleicht verwöhnt er sic zu sehr. Was will sie denn? Wir wollen uns da nicht cinmischcu. Ich werde sie untersuchen, und dann schicken wir sie wieder heim." Slga Flora Weltze nach langem schweren Leiden sanft und ruhig verschieden ist. Die Beerdigung erfolgt Montag, den 24. Marz, nachm. 2 Uhr von der Behausung, Chemnitzer Stratze 36, aus. Ravenstein und Rottluff, den 21. Würz 1919. Dke trauernden Eltern und Geschw r. W Gmg Vchtim» im blühenden Alter von 1?r/s Jahren sanft verschieden ist. In tiefster Trauer Ernst Bolgtmann und Frau Paul Reitzig und Frau Lina geb. Dvigtmann Hans Rüger und Frau Paula geb. Voigtmann Albert Dvigtmann, z. Z. in frz. Gefangenschaft, und Frau Toni geb- Dreißigacker Paul Dvigtmann nebst Braut Alma Sperl Dora Dvigtmann. Siegmar, GrotzTabarz, Mügeln, den 20. Marz 1919. Die Beerdigung unseres lieben Entschlafenen erfolgt Sonntag, den 23. März, nachm. 2 Uhr von der Behausung. Eckstratze 7. aus. Für die liebevolle Teilnahme bei dem schmerzlichen Verlust unseres lieben, guten, so früh dahingegangenen Sohnes und Bruders, des Ober heizers Willy Paul Mmmler sagen wir allen hierdurch unfern innigsten Dank. Dir aber, lieber Willy, rufen wir ein „habe Dank" und „Ruhe s-mst- «n die Lwigk-i, NO». . In tt-se-Trauer Pauline verw. Rümmlcr Ravenstein, den 22. März 1919. und Hinterbliebene. suchtj psul l-SNgk, Ofensetzer, Neustadt. MetMomer-LelirlilM werden Ostern unter günstigen Bedingungen eingestellt. MsIIgierrerei Msnner yennig, Etn Anade mit guter Schulbildung, der Ostern die Schule verläßt, findet gute Lehrstelle als lVillj- 6r8vr, Rabenstcin, Ltth Anstalt, Buch- u. Steindruckerei. Schulmädchen für nachmittags gesucht. Vlvkslt, Rabenstein, Parkstraße 4. Lehrlinge Schlosser Dreher Hobler Schmied stellen wir zu günstigen Bedingungen zu Ostern ein. Maschinenfabrik p. IM»iiii«k«„ G. m. d. H Rekchenbrand, Arzigstraße 11. 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