Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Nenstadt, Rabenstein nnd Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition tNeichenbrand. Nevoigtstratze 11). sowie von dm Herren Friseur Weber in Reichenbrand. Kaufmann Gmil Winter in Rabenstein !und Albin Thiem in Rottluff entgegen- genommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 16 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Amfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigim-Anuahme in der Expedition bi« spätestens Freitag« nachmittags 1 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. vereinslnserate müssen bis Freitags nachmittags L Ahr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Fernsprecher Amt Siegmar. L44. 4« Sonnabend, den 18. November INI« Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Die GemeindevorstSnde zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Nabenstein und Rottluff, am 16. November 1916. Nr. 12. Roggen- und Weizenausdrusch im Bezirke der Amtshauptmannschast Chemnitz. I. Die Frist zu dem mit Bekanntmachungen vom 6. und 30. Oktober 1916 — Chemnitzer Tageblatt Nr. 279 und 902 — angeordneten Ausdrusch des vierten Teiles der diesjährigen Roggen- und Weizenernte wird bis zum 16. Dezember 1916 verlängert. II. Zum Ausgleich für die durch die Anordnung des Ausdrusches entstehenden Wirtschaftserschwernisse wird für jede in der Zelt vom 16. November 1916 bis 15. Dezember 1916 an die Einkäufer des Kommunal- verbandes der Amtshauptmannschaft Lhemnitz abgelieferte Tonne ausgedroschenen Roggens und Wetzens eine Druschprämie von 10 Mark gewährt. Chemnitz, am 16. November 1916. 1373 X. IV. Der ttommunalverband der Amtshauptmannschaft Chemnitz. Wasserwerk Rabenstein. Um die hiesigen Hausbesitzer rc., deren Grundstücke an die Gemeindewasserleitung angeschlossen sind, vor Schaden zu bewahren, wird mit Eintritt der kälteren Jahreszeit ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß die Wassermesser gut einzupacken und vor Frost zu schützen sind. Bei stärkerer Kälte sind außerdem die Hausleitungen abzustellen und dadurch vor dem Eingefrieren und Zerplatzen zu schützen. Der Gemeindevorstaud zu Rabenstein, am 16. November 1916. Abbildungen unbekannter Verstorbener. In der KSniglichen Amtshauptmannschaft liegen Tafeln mit Abbildungen unbekannter Verstorbener aus. Da anzunehmen ist, daß unter den Abbildungen auch Sächsische Heeresangehörige enthalten sind, ev. hier wohnende Angehörige zur Aufklärung beitragen können, liegen die Tafeln jeden Wochentag von 8—12 Ahr vormittags und von 2—6 Ahr nachmittags zur Einsichtnahme aus. Die GemeindevorstSnde zu Reichenbrand, Siegmar. Neustadt, Nabenstein und Rottluff, am 17. November 1916. Schweizer Vieh. Die Königliche Amtshauptmannschast Ehemnitz hat sämtliche Landwirte, alle Industrielle, die Gemeinderatsmitglieder und sonstige Interessenten zu einer Versammlung für Montag, den 20. November 1916 nachmittags pünktlich 6 Uhr im Gasthaus „Weißer Adler" einberufen. Alle beteiligten Kreise werden ausnahmslos dringend ersucht, zu dieser Versammlung zu erscheinen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 16. November 1916. Gesunden wurde eine Damenuhr. Siegmar, 14. November 1916. Der Gemeindevorstand. Weibliche Jugend — Siegmar. Nächsten Dienstag, 21. November, Liederabend. Liederbücher der Volksschule, 2. Heft, mit bringen! Alle erscheinen! Siegmar, am 16. November 1916. Der Ortsausschuß für Jugenpflege. Dir. Spindler, 1. Vors. Sitzung des Gemeindcrats zu Ravenstein am 14. November 1916. Anwesend: Der Gemeindevorstand und 18 Mitglieder. 1. wird Kenntnis genommen: a) von der Abstandnahme des Ankaufs des Ritterguts Nicdcrrabenstcin durch die Wandererwerke Schönau; b) von verschiedenen Eingängen, insbesondere der Eingabe der freiwilligen Feuerwehr; Ge nehmigung der Wcgeherstellung 1918/1917; von den beab sichtigten Ankauf von Straßcnbäumen für Heereszwecke, und von der unvermutet vorgenommenen Kasienrevision der Gemeinde und Sparkasse, die zu Ausstellungen keinerlei Anlaß gegeben hat. 2. werden einige Armensachen zur Erledigung gebracht. 3. Die Angelegenheit der Einlegung von Leitungsröhren in öffentliches Areal wird unter Vorbehalt aller Rechte bis nach Kriegsende vertagt. 4. Ein Gestnndungsgesuch, Hypothekenzinsen bctr., findet Genehmigung. 5. soll das Elektrizitätswerk an der Lungwitz ersucht werden, die Straßenlanipe am Carolabad auf eigene Kosten in Ordnung zu bringen. 8. wird Bericht erstattet über die Abnahme von Schweizer Vieh, sowie Kenntnis genommen von der für 20. November 1916 durch die Königliche Amtshauptmannschast einberufenen Ver sammlung im Gasthaus „Weißer Adler" hier, zu der alle Interessenten zu laden sind. 7. Auf Veranlassung des Königlichen Ministeriums und der Aufsichtsbehörde wird die Hundesteuer vom 1. Januar 1917 ab auf 20 Mk. für jeden Hund, mit Ausnahme der tat sächlichen Ziehhunde, bis auf weiteres erhöht. 8. In einigen Kaufsachen erfolgt Festsetzung der Wert- zuwachssteuer. 9. werden die Gemeinderats- und Gemeindeausschuß- wahlen aus ein weiteres Jahr, bez. bis nach Kriegsende vertagt. 10. Die Vorschläge des Anlagenrestausschusses werden zum Beschluß erhoben. 11. werden die durch Einziehung zum Heere erledigten Gemeindehilssarbeiterstellen anderweit besetzt, bez. die ge troffenen Maßnahmen nachgehends gutgeheißen. 12. werden Ernährungsfragen, besonders die Kartoffel versorgung, beraten und entsprechende Entschließung gefaßt. Siegende Kirbe. Zeitroman aus dem Osten von O. Elster. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Onkel Georg Wilhelm fuhr in seinem Briefe an seine Schwester fort: „Auch Frankreich, der Bundesgenosse Rußlands, rüstet, und wie England, der Dritte im Bunde, sich verhalten wird, Ist sehr ungewiß. Jeder Tag. ja jede Stunde kann die Entscheidung bringen. Im geheimen find schon alle Vorbereitungen für die Mobilmachung getroffen, wir im Kriegsministerium und im Generalstab arbeiten fieber haft Tag und Nacht. Du wirst danach selbst beurteilen können, ob es für Hasso jetzt an der Zeit ist, den Abschied zu nehmen. Hasso selbst, dem Du diesen Brief zeigen kannst, wird demnach seinen Entschluß fallen lassen. Wenn der Krieg vermieden werden sollte, was ich nicht glaube, so ist immer noch Zeit, sich zurückzuziehen." Hasso lieb den Brief finken und sah eine Weile ernst schwelgend vor sich nieder. Keinen Augenblick war er im Zweifel über seine Pflicht. Aber auch darüber, daß mit der Erfüllung seiner Pflicht die Hoffnungen seines Herzens aufgeopfert werden mußten. Ein leiser Schmerz durchzuckte sein Herz und entlockte seinen Lippen einen leisen Seufzer. Er erhob sich und reichte seiner Mutter den Brief zurück. „Ich danke dir, daß du mir den Brief gegeben hast, Mama," sagte er mit ernster Stimme. „Wenn sein Inhalt sich bewahrheitet — und ich glaube, daß Onkel die Lage richtig beurteilt — dann ist allerdings mein Entschluß hinfällig. Ich werde mein Abschiedsgesuch, das schon fertig daliegt, nicht abschicken und mich beim Regiment wieder zum Dienst melden." „Ich habe nichts anderes von dir erwartet, mein Sohn," entgcgncte die Gräfin milder als im Anfang der Unterredung. Hasso schritt in, Zimmer auf und ab, er sand jetzt keine Worte, der Mutter das Geheimnis seiner Liebe anzuvertrauen. Wozu sollte er jetzt von seiner Liebe sprechen, da sie doch seiner Pflicht zum Opfer gebracht werden mußte? Als Offizier des vornehmen Garde-Regiments konnte er an keine Verbindung mit der Tochter des kurländischen Rektors denken. Und wenn der Krieg wirklich ausbrach, dann erst recht nicht! Der Gedanke schmerzte, aber er wollte stark sein, — war doch auch Käte stark und mutig, daß sie sich freiwillig von ihm trennen wollte, um ihn nicht in einen Zwiespalt seiner Pflichten zu stürzen. Die Gräfin beobachtete ihn mit leisem Lächeln. Als er sich dann, wie unter einem festen Entschluß, straff aufrichtete, sprach sie nihig und freundlich: „Willst du mir jetzt noch deine Mitteilung machen?!" Hasso zuckte ein wenig zusammen, dann entgegnete er mit gepreßter Stimme: „Sie sind gegenstandslos geworden.". . . „Ich dachte es mir," sagte die Gräfin ruhig. Hasso trat an das Fenster und sah in die dunkle Nacht hinaus. Die Bäume des Parkes bogen sich unter der Wucht de» Sturmes, und das Rauschen ihrer Kronen klang in das ferne Brausen der Meeresbrandung. Ab und zu zerriß ein greller Blitzstrahl die Finsternis, und majestätisch rollte der Donner durch die schwarze Lust. Dann rauschte ein heiliger Platzregen nieder; klatschend schlugen die Regenttopfen gegen die Fensterscheiben und jetzt prasselte ein Hagelschauer nieder, daß es wie knatterndes Gewehrfeuer klang. Die Gräfin erhob sich. Hoffentlich macht der Hagel nicht zuviel Schaden," sagte sie. „Wir stehen dicht vor der Roggenernte." Hasso zuckte die Schultern. Die Gräfin trat zu ihm und legte ihre Hand aus seine» Arm. „An was denkst du, Hasso?" fragte sie sanft. Er wandte sich langsam um. Sein von dem Aufenthalt in Sonne und Lust gebräuntes Antlitz zeigte eine» ernsten, traurigen Ausdruck. „Mir war es," sagte er gedankenvoll, „als donnerten schon die Geschütze und knatterte das Gewehrfeuer — Mutter, wir gehen einer furchtbaren Zeit entgegen!" „Einer furchtbaren, aber auch großen Zeit, mein Sohn, in der Mann und Frau ihre Kraft, ihren Mut, ihre Stand haftigkeit beweisen können. Manch Opfer wird da gebracht werden müssen, Hasso, — auch du wirst Opfer bringen müssen." . . . „Liebste Mutter." . . . „Laß, mein Sohn! — Dein Geheimnis ist für das Mutterauge kein Geheimnis geblieben. Ich wußte es seit Wochen schon, vielleicht eher als du selbst, aber ich halte das Vertrauen zu dir, daß du deine und dieses Hauses Ehre nicht beflecken würdest." . . . „Bei Gott, Mutter, ich dachte nicht daran! Käte sollte meine Braut, mein Weib werden!" Die Gräfin lächelte. „Der Traum ist ausgeträumt," sagte sie. „Ich will dich nicht schelten, ich schelte auch Käte nicht — wer kann für sein Herz einstehen! Aber dein Name, deine Ehre, dein Stolz — die müssen dir höher stehen als deine Liebe. Jetzt ist es nutzlos, darüber zu sprechen." „Ja, cs ist nutzlos . . ." Es klopfte an die Tür. Auf das „Herein!" der Gräfin betrat der alte Friedrich das Zimmer. Auf silberner Platte trug er einen Brief. ---- „Was hast du da?" fragte die Gräfin. „Fräulein Richter hat gebeten, diesen Brief der Frau Gräfin zu Lberbringen." Die Gräfin nahm den Brief und öffnete ihn. Ein Lächeln der Befriedigung duschte über ihr Gesicht. Sag' dem Fräulein Richter," wandte sie sich an den Diener, daß ich noch heute abend mit ihr zu sprechen wünschte. Ich lasse bitten, mich in dem Musikzimmer zu erwarten." Der Diener entfernte sich. „Weißt du," fragte die Gräfin Hasso, „was Fräulein Richter mir schreibt?" „Wie sollte ich . . .?" „Nun, sie bittet mich um ihre Entlassung, sie möchte zu ihrem Vater nach Kurland zurückkehren." „Ich konnte es mir wohl denken," sagte Hasso mit einem bitteren Lächeln. „Du wirst sic natürlich entlassen." „Ich weiß es noch nicht . . ." „Behalte sie bei dir, Mama," bat Hasso. „Sie ist dann in sicherer Hut, wenn der Sturm des Krieges daherbraust. Ich reise morgen zu meinem Regiment zurück — wir weiden uns kaum noch Wiedersehen — ich werde ihr schriftlich Lebe wohl sagen." „Tue das, mein Sohn, und reise mit Gott. Ich behalte Käte bei mir . . ." „Ich danke dir, Mama." Er ergriff ihre Hand und küßte sie. Mit der anderen Hand strich die Gräfin ihm über das Haar. „Nun geh, Hasso, — ich habe noch mit Fräulein Richter zu sprechen . . ." „Sei nicht hart, Mama!" „Unbesorgt," lachte die Gräfin. „Käte ist ebenso tapfer wie du, Hasso, — da sind harte Worte unnötig. Sie findet