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Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichcnbrmid. Am 12. Sonntag n. Trin., den 10. September, Vorm. Vs9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Oehler. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Die Kriegsbetstunde am Mittwoch fällt aus. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabeastein. Am 12. Sonntag n. Trin., den 10. September, 9 Uhr Predigt gottesdienst mit Beichte u. heil. Abendmahl. Pfarrer Weidauer. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienst. Hilfsgeistlicher Herold. Abends 8 Uhr evang. Jünglingsverein. Hauptversammlung evang. Jungfrauenvereine. Vortrags versammlung im Kaufmänn. Dereinshaus Chemnitz. Abfahrt Gasthaus Siegmar 2 Uhr. Mittwoch, den 13. September, abends 8 Uhr evang. Jung- Freitag, den 13. September, d Uhr Kriegsbetstunde mit Beichte u. heil. Abendmahl. Pfarrer Weidauer. Wochenamt vom 11. bis 16. September Pfarrer Weidauer. Miel M mit «-KW Der Brauer von Gent. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit F U "0" Max Werner. ^ ^ Die Stimme des Statthalters klang mehr als zweifel haft und mit ungläubigen Blicken schaute er jetzt auf Bianca. „Von demselben." „Woher in aller Welt kanntet Ihr den Junker van Duhck, wie und wo seid Ihr mit demselben zusammcn- gctroffen?" „Der Zufall führte den Junker ganz kürzlich in mein Haus," nahm Gerhard von Lenden jetzt an Stelle seiner Tochter das Wort. „Er wollte einer unangenehmen Begegnung auf der Straße ausweichen und so trat er in mein Haus, wo ich mit ihm zusammentraf. Ich lernte in ihm einen achtbaren jungen Mann kennen und forderte ihn deshalb zu einem weiteren Besuch auf. Diesen Besuch hat er erwidert, allerdings zufällig in meiner Abwesenheit und hierbei hat er ohne jede Absicht von seiner Reise nach Brügge erzählt. So, nun wißt Ihr cs — aber ich wiederhole, ich selbst habe den Junker nicht gesprochen." „Ich glaube Euch," entgegnete der Statthalter mit einem riefen Seufzer. „Welch ein sonderbares Zusammentreffen. Sagt, Jungfer, wißt Ihr, warum der Junker van Duyck in meinem Hause weilt?" „Ich weiß cs," entgegnete Bianca, die jetzt jede Scheu vor diesem Manne verloren hatte. „Er soll Eure Tochter freien." „Also das wißt Ihr auch, da hat sich der Junker ja recht offen Euch gegenüber ausgesprochen. „Was sagte er noch?" „Daß Eure Tochter bereits einen anderen Mann liebt und wieder geliebt wird." Bei dieser unverblümten Eröffnung prallte der Brauer von Gent einen Schritt zurück. „Hat der Junker van Duhck Euch dies auch erzählt?" „Ich weiß es aus seinem Munde. Aber er sprach nur mit der größten Hochachtung von Eurer Tochter und Ihr werdet ihm seine Offenherzigkeit doch wohl nicht entgelten lassen." „Wer spricht davon," entgegnete der Statthalter, während sich ein finsterer Schatten über sein Gesicht legte und er eine ungeduldige Bewegung mit der Hand machte. „Habt Ihr den Junker wieder gesehen und mit ihm gesprochen seit der Verhaftung Eures Vaters?" „Nein." „Nun kommt, ich habe schon zu lange hier verweilt, es ist spät geworden." „Laßt mich bei ihm," bat Bianca jetzt. „Nehmt dem alten Manne nicht die liebende Pflege seines Kindes. Habt Barmherzigkeit. Es ist Euch ja so leicht, diese Bitte zu erfüllen." „Es kann nicht sein," entgegnete der Brauherr in etwas milderem Ton. „Es ist besser für Euch und auch für ihn. Wie ich Euch schon versprochen habe, könnt Ihr ihn Wieder sehen." „Ehe man uns für immer von einander trennt, ach, das überlebe ich nicht." „Ich kann hierauf nichts sagen, denn nicht ich werde den Richterspruch über ihn fällen. Aber Ihr müßt doch jetzt scheiden und könnt nicht länger hier verweilen. Wohin wollt Ihr Euch von hier begeben?" „In das Kloster der Clarissinnen." „Dorthin," entgegnete der Statthalter erstaunt. „Mir däuchte doch, Ihr hättet zuletzt in einem kleinen Fischerhäuschen gewohnt." „Bis man mir den Vater entriß und nun will ich nichts mehr hören und sehen von der Welt." „Was wird der Junker van Duhck hierzu sagen — wollt Ihr auch den nicht wieder sehen?" „Auch ihn nicht — es muß aus sein zwischen uns — es darf nur ein Traum gewesen sein." „Bianca, wenn Du Deinen alten Vater lieb hast, so gib diese Gedanken auf," wandte jetzt Herr von Leuven ein. „Unser Herrgott im Himmel wird dafür sorgen, daß Dir an der Seite eines treuen Mannes eine glückliche Zukunft be schicken ist." „Kommt, kommt," mahnte der Statthalter dringend, der Abend schreitet immer weiter vor, wir können nicht länger hier verweilen." Noch einmal sank Bianca in die Arme ihres Vaters, als könne sic sich garnicht wieder von ihm trennen, dann folgte sie wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, aus der Zelle.^ 24. Kapitel. Mehrere Tage hinter einander hatte Hendrick van Duhck seine Nachforschungen nach Bianca von Leuven mit un ermüdlichem Eifer fortgesetzt — vergebens, er hatte keine Spur von ihr entdecken können. Er hatte Humbert, sowohl wie auch Meta von Artcvelde in sein Geheimnis cingeweiht, auch diese beiden, die seinen Schmerz Wohl begriffen, konnten ihm zunächst nicht helfen. Der Brauherr hatte ihm gegenüber mit keiner Silbe verraten, wie er mit Bianca von Leuven im Gefängnis ihres Vaters gewesen war und was er hierbei erfahren hatte. Dem jungen Manne entging cs sogar, daß in dem Wesen des Brauherrn eine wesentliche Veränderung vorgegangen war, indem derselbe viel ernster erschien und die gemein schaftlichen Mahlzeiten sehr einsilbig einnahm. Es waren vier Tage vergangen, da erst fiel es Hendrick van Duhck auf, wie des Brauhcrrn Wesen nahezu an Ver- störung grenzte, als er zum Mittagsmahl erschien. Zwar änderte sich das sofort, als er seine Hausgenossen um sich versammelt sah und man sich an der Tafel niederlicß. Nach Beendigung der Mahlzeit nahm der Brauherr den jungen Mann bei Seite und zog ihn in eine der Nischen des Speise zimmers. „Unserm Richterstuhl ist eine schwere Pflicht erspart ge blieben, Hendrick. Gerhard von Leuven weilt nicht mehr unter den Lebenden —" Der junge Mann rief einen leisen Ausruf entsetzter Ueberraschung aus, den aber der Brauherr nicht zu beachten schien. „Man fand ihn heute morgen tot in seiner Zelle —" „Von eigener Hand, oder hat man ihn gar ermordet?" „Nein, Hendrick, solange ich Statthalter von Flandern bin, ermordet man niemand, wenn ich es verhindern kann. Er wollte selbst von dieser Welt scheiden — erspare es mir, Dir die näheren Umstände zu erzählen — Friede seiner Asche!" Eine peinliche Pause entstand. Die Brust des jungen Mannes hob und senkte sich heftiger als sonst, vor Aufregung. Harte Worte der Anklage schwebten auf seinen Lippen, aber er unterdrückte sie, denn noch ahnte er nicht, daß der Brau herr bereits Kenntnis von seinem Verhältnis zu Bianca vou Leuven hatte und so wollte er sich nicht vorzeitig verraten. Nach einer kleinen Weile fuhr der Brauherr wieder fort: „Hendrick, ich weiß alles —" „Wie, Ihr wißt?" „Ja, ich weiß, daß Du mit Bianca von Leuven zusammcn- getroffen bist, daß Du Dich in sie verliebt hast und daß durch ein unbedachtes Wort von Dir, Leuven aus den un seligen Gedanken gekommen ist, mich beseitigen zu lassen." „Mein Gott, wie ist das möglich?" „Nicht nur möglich ist das, sondern Tatsache. Eine Schuld trifft Dich aber nicht, sondern es ist dies lediglich eine Verkettung unglückseliger Umstände. Wir wollen da rüber nicht weiter sprechen. Trotz Deiner jungen Jahre ist durchdenTodGerhardsvonLeuveneineschwereVerantwortung aus Dich gekommen." „Wie meint Ihr das?" „Durch den Tod ihres Vaters steht seine einzige Tochter ohne Schutz da." „Bianca — o, könnt Ihr mir sagen, wo sie augenblicklich weilt?" Der Brauherr warf einen verstohlenen forschenden Blick auf den jungen Mann, den derselbe in seiner Aufgeregtheit aber garnicht bemerkte. „Ja, ich weiß es, ich habe mit ihr vor einigen Tagen in Gegenwart ihres Vaters gesprochen." - „Die Aermste — ich bitte Euch, erweist mir die ein zige Wohltat, die Ihr mir bezeugen könnt und sagt mir, wo Bianca von Leuven zur Zeit weilt — ich will nicht verschweigen, daß ich bisher wie wahnsinnig nach ihrem Verbleib gesucht habe und zwar ohne Erfolg." „Da könntet Ihr noch lange suchen — sie weilt im Kloster der Clarissinnen — dort kannst Du sie treffen." „Auf den Gedanken, daß sie dorthin sich begeben habe, bin ich freilich nicht gekommen. Ich werde mich aber beeilen und das Versäumte sofort nachholen." „Ich hegte einstmals eine andere Hoffnung, Hendrick, und mein Wunsch traf mit dem Deines Vaters zusammen, aber nun sehe ich, daß diese Hoffnung für immer vorbei ist." „Ich hegte die größte Hochachtung vor Meta, aber mein Herz hat anders gesprochen. Auch Meta liebt bereits und deshalb war ihr Benehmen in den ersten Tagen mir gegenüber ein abweisendes. Seitdem aber alles aufgeklärt ist, sind wir treue Freunde und Verbündete — auch in unserer Liebe." „Also sogar eine Verschwörung in meinem Hause gegen mich." „Nein, keine Verschwörung, sondern der Weltenlanf ist das, daß Herzen einander sich finden und es eine Sünde ist, diese gewaltsam von einander zu trennen." „Stehe ich in dem Verdacht bei Euch jungem Volk, ein solch arger Sünder zu werden?" „O, nein, Ihr werdet Euch nicht gegen Euer eigenes Kind versündigen und mein Vater wird sich auch mit meiner Wahl einverstanden erklären." „Da bin ich doch gespannt, wen mir Meta als Eidam präsentieren wird." „Erstaunt mögt Ihr wohl dann sein, aber ihre Wahl wird sicher Euren Beifall finden." „Kann man de» Namen des Mannes nicht erfahren?" „Nicht aus meinem Munde, denn ich habe Schweigen darüber gelobt." Diese Unterhaltung war ziemlich leise zwischen dem Brauherrn und Hendrick van Dupck geführt worden und da die Nische am äußersten Ende des geräumigen Zimmers lag, so war von den anderen im Zimmer noch anwesenden Personen kaum etwas von dem Zwiegespräch der beiden Männer vernommen worden. Der Brauherr warf eine» Blick hin nach seiner Tochter, die noch au der Tafel saß und eben in einer Unterhaltung mit seinem Geschäftsführer Humbert begriffen war. Der Brauherr stieb einen leisen Zischlaut zwischen den Zähnen hervor. Es begann eine leise Ahnung in ihm aufzusteigen, aber er wußte im Augenblick selbst noch nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Er wandte sich wieder an den jungen Mann: „Noch eins, Hendrick, mache Dich darauf gefaßt, von uns zu scheiden. Es ist eine Zeit für Flandern angebrochen, in der cs sich nicht ziemt, daß junge tatkräftige Hände im Schoße liegen. In den Kämpfen, die das Vaterland bedrohen, bedarf es seiner rüstigen Söhne. Ich werde mit der Er laubnis Deines Vaters dafür sorgen, daß Du an den richtigen Platz kommst, auf welchem Du den: Vatcrlande dienen kannst." 2ü. Kapitel. Die Tage des Jubels und der Freude wollten in Gent nach der Vertreibung des Grafen Ludwig von Flandern kein Ende nehmen; wieder drängten sich eines Tages die Menschen auf den Straßen in Haufen und alle fühlten sich stolz als Flänüngcr und alle wollten Zeugen des neuen, groben Ereignisses sein — denn mit grobem Gepränge zog soeben eine Gesandtschaft des Königs von England in die Stadt Gent ein, um nunmehr ein Bündnis mit dem freien Flandern zu schließen und wieder war auf dem Rathause zu Gent eine feierliche Sitzung und war der Statthalter, sowie die Räte der Abgesandten der anderen Städte versammelt, um die englische Gesandtschaft würdig zu empfange». Nur im Brauhof fand dieser hochbcdeursame Vorgang die wenigste Interesse, außer bei dem Brauherrn selbst, der als Person natürlich im Mittelpunkt der Ereignisse stand. Nicht einmal die gewöhnliche Tätigkeit ruhte unter Humberts umsichtiger Leitung und Meta von Artcvelde war im Haus wesen mit der alten Haushälterin genau so tätig, wie an jedem anderen Tag. Oben in seinem kleinen Erkerstübchen stand Hendrick van Duhck reisefertig, um vorläufig wieder nach Brügge in das Haus seiner Ellern zurückzukchrcn und dort den weiteren Verlaus der Dinge abznwarten. Er hatte gerötete Augen, ein Zeichen, daß er geweint haben mußte, aber es waren Tränen gewesen, deren er sich als Mann durchaus nicht zu schämen brauchte — Tränen des Abschieds waren cs gewesen, als er sich vor einigen Stunden von Bianca von Leuven verabschiedet hatte. Es war nicht allzuleicht für ihn gewesen, nachdem er von Jakob von Artcvelde ihren Aufenthalt erfahren hatte, zu ihr zu gelangen, nach den strengen Regeln des Klosters, unter dessen Schutz Bianca sich begeben hatte. Nur dem Einfluß des Statthalters war es erst gelungen, Hendrick van Duhck ein Zusammentreffen mit der Geliebten zu er möglichen. Der junge Mann fand Bianca vollständig fassungslos, so hatte sie der plötzliche Tod ihres Vaters erschüttert. Als Hendrick van Duyck zu ihr kam, war sie soeben von der Leiche ihres Vaters zurückgekehrt, nachdem sie für immer Abschied von dem teuren Toten genommen hatte. Er fand selbst keine Worte, um sie zu trösten und so standen die beiden jungen Leute in dem kahlen Empsangsraum des Klosters eine ganze Weile fassungslos sich gegenüber. „Bianca, warum willst Du Dich von mir abwendeu, warum wolltest Du Dich vor mir verbergen?" fragte endlich Hendrick mit bewegter Stimme. „Muß ich denn nicht, wie kann eine Gemeinschaft zwischen uns bestehen, nach dem was vorgefallcn ist?" „Ich verstehe Dich nicht, Bianca, was ist denn vorgefallcn, was diesen Entschluß von Dir rechtfertigen könnte?" „Denke an meinen Vater, sein Schatten wird immer zwischen uns stehen." „Nie und nimmermehr laste ich diese Worte gelten, Bianca. Was ist das Vergehen Deines Vaters? Ich weiß es — auch ich kann nicht billigen, was er in der Verblendung gefehlt hatte, aber eines ist gewiß, es war keine unehrenhafte Handlung, die er zu begehen im Begriff stand. Seine Gegner würden im entgegengesetzten Falle auch nicht anders gehandelt haben. Es ist eine Zeit des Streites der Parteien wieder Uber Flandern hereingebrochen, wobei die Wahl der Kampf mittel nicht immer in den Formen des Erlaubten bleibt." „Trotzdem wird immer ein Makel an dem Namen und dem Andenken meines Vaters haften bleiben, der sich auch auf die Tochter übertragen wird. Daher ist es das Beste, Hendrick — verzeihe mir, wenn ich nicht anders handeln zu könne» glaube, wir trennen uns für immer »nd sehen ein ander nicht wieder —" „Auf keinen Fall." „Es wird die Zeit kommen, wo Du meinen Entschluß segnen wirst." „Deinen Entschluß, der mein Lebensglück zerstört? Nein, ich werde alles ausbieten, diesen Entschluß zu Falle zu bringen. Mein bist Du, Bianca, und nichts auf Erden soll uns trennen. Der Name Deines Vaters ist in meinen Augen nicht weiter belaster, wie der jedes anderen Bürgers auch, der sich in den Streit der Parteien mischt. Er ruhe in Frieden — sein Andenken wird zwischen uns immer heilig gehalten, wie Kinder das Andenken ihrer Eltern heilig halten sollen." SWlie sonnige Wohnnng ab 1. Oktober mietfrei. Preis 210 Mk. VUlzf VtuLlsr, Buchbinderei. Rabenstein. Kl. l. Stube, Nähe der Bahn, sofort zu mieten gesucht. Wenn möglich Gas. Angebote u.^.v. 28 an die Geschäftsstelle dieses Blattes. Eine Halb-Etage zu vermieten Liegmar, Amalienstratze Nr. 5. Fraulein, kaufmänn. Angestellte, sucht srennül. Ml. Zimmer. Nähe Bahnhof Siegmar. Offerten unter 2. X. 48 an die Geschäftsstelle d. Bl. Areundl. 1. Halb-Etage in besserem Hause baldigst zu mieten gesucht. Angebote mit Preisangabe unter L. L. 3 an die Geschäftsstelle d. Bl.