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Wochenblatt für A. Fcmsprechcr: Amt Siegmar Sir. 344. Reichenbrand, Siegmar, Neuj ladt, Radenstein nnd Rottlüff. 34. Sonnabend, den 26. August 1S11. Lizetgen Verde» in der Expedition Meichendrand, Nevoigtyraße 1l), sovie von den Hmen Friseur Weber in Reichendrand, üanfman» Emil Winter in Radensiein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen- »enonnnen Mid pro lspaltige P-titzcile mit Ib Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfang» und bet öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt. I-doch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigen-Annahmr in der Expedition bi» spätesten« Freitag» nachmittag» 8 Uhr, bei de» Annahmestellen bi« nachmittag« S Uhr. BereiuSiuferate muffen bis Freitags nachmittag» S Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. Am 1. September s. c. ist der 3. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes auf 1911 fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nach Ablauf der für die Bezahlung zugelassenen 14tägigen Frist gegen Säumige das Mahn- bezw. Pfändungsverfahren ein geleitet werden wird. Reichenbrand, am 25. August 1911. Der Gemeindcvorstand. Bekanntmachung. Am 1 September 1911 wird der 3. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum 15. September IS1I an die hiesige Gemeindekaffe abzuführen sind. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 25. August 1911. Bekanntmachung. Es wird hiermit bekannt gegeben, daß für dieses Fahr eine Pfllchtfeuerwehr-Übung nicht in Aussicht genommen ist, daß aber alle männlichen Einwohner der Geburtsiahrgänge 1879—1885, soweit sie das 26. Lebensjahr erreicht, das 32. Lebensjahr aber nicht überschritten haben, bei etwa ausbrechenden Bränden verpflichtet sind, sich zur Beteiligung an den Löscharbeiten an den Brandplatz zu begeben. Nichterscheinen obne gesetzlichen Grund wird bestraft. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 21. August 1911. Bekanntmachung. Auf Grund des hiesigen Ortsstatuts vom 17. April 1896, die Vertilgung der Feldmäuse betr.. hat der Gemeinderat beschlossen, auf den südlich von Reichenbrand gelegenen Feld- und Wiesengrund, stücken eine gemeinsame Vertilgung der Feldmäuse vornehmen zu lassen. Die infragekommenden Grundstücksbesitzer werden durch besondere Verfügung vom Tage der Aus führung in Kenntnis gesetzt werden. Reichenbrand, am 26. August 1911. Der Gemeindevorstand. Einladung. Am 2. September vorm. 8 Uhr soll in der Schule zu Rottluff eine öffentliche Sedanfeier mit Festakt und sich anschließendem Mädchen- und Knaben-Schauturnen abgehalten werden. Die Herren Schulvorstandsmitglieder, sowie Angehörigen der Schulkinder und Freunde der Schule werden hierzu herzlich eingeladen. Weidauer, Ortsschulinspektor. Hunger, dirig. Lehrer. Meldungen im Fundamt Rabenftein. Gefunden: 1 Ring Zugelaufen: 1 Hund. Der Gemeindevorstand zu Rabenftein, am 25. August 1911. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 24. August 1911. 1. Der Gcmeinderat nimmt Kenntnis: s, von einem Urteil des Kgl. Oberverwaltungsgerichts. Ablehnung einer Werlzuwachssteuer anfechtungsklage betr.; b. von der amtshauptmannschaftlichen Geneh migung des Fluchtlinienplanes für die Verbindungsstraße zwischen der Hohensteiner- und Weststraße, der Gemeinderat beschließt, diese neue Straße „Schulstraße" zu benennen. - 1. «Kd "dtWiHui dk -BrrKigvTtg dn- Fewmkchr -narr^ hiesigen Regulativ auf dem südlichen Teil der Ortsflur vorzunehmen. 3. erfolgt Richtigsprechung der 1910" Schulsparkassen-Rechnung. 4. wird in Bausachen beschlossen; s, in einer Bausache von Stellung von Gemeindebedingungen vorläufig Abstand zu nehmen, b, die für einen Neubau gestellten Gemeindebedingungen gutzuheißen und c. einen Wirtschaftsweg als Fußweg auszubauen. 5. Schätzung Zugezogener. 6. erfolgt Einschätzung eines in Erbe übergegangenen Grund stücks zu den Besitzwechselabgaben. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Rottluff vom 22. August 1911. Borsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. Anwesend: Sämtliche (11) Mitglieder sowie Herr Regierungsamt. mann Eckhardtals Vertreter der Kgl. Amtshauptmannschaft Lhemnitz. 1. Die in den Gemeinderat gewählten Herren Franz Hofmann und Ernst Schmiedel werden nach Bekanntgabe des Ergebnisses der letzten Gemeindevats-Ergänzungswahl vom Herrn Vorsitzenden eingewiesen. Hierauf erfolgt die Auslosung der Sitzplätze für die Neueingetretenen. 2. Nach der vorgenommenen Losung über die Amtsdauer der eingetretenen Herren haben Herr Hofmann am 31. Dezember 1914 und Herr Schmiedel am 31. Dezember 1912 aus dem Gemeinderate auszuscheiden. 3. Der als Vertreter der Kgl. Amtshauptmannschaft erschienene Herr Regierungsamtmann Eckhardt gab zu dem berechtigten Anträge auf Verleihung der Pensionsberechtigung für den Straßen- Wärter und für den Nachtschutzmann die weitgehendsten Aufklärungen, jedoch wurde sein Vorschlag, für die beiden Stellen die Pensions berechtigung zu verleihen, mit Majorität abgelehnt. 4. Zur vorläufigen weiteren Belastung eines in der Kinder abteilung der Bezirksanstalt Altchemnitz untergebrachten Kindes gibt man seine Zustimmung. Don einer weiteren Armensache nimmt man Kenntnis. 5. Zur Anschaffung einer Kontrolluhr, zwecks Einschränkung der ungesetzlichen Fahrgeschwindigkeit der den hiesigen Ort berührenden Kraftfahrzeuge, werden die Kosten verwilligt. 6. Die Vorschläge des Bauausschustes über Bewertung der Vor- gärten rc. werden zum Beschluß erhoben. 7. Auf die Verfügung der Kgl. Amtshauptmannfchaft, Vernichtung der Feldmäuse betr., setzt man die Beschlußfassung aus. 8. Ein Gemeindeanlagen4Lrlaßgesuch findet entsprechende Berück- sichtigung. 9. u. 10. Punkt eignen sich nicht zur Veröffentlichung. 11. Die Anschaffung einer Krankenfahrbahre wird beschlosten und die Lieferung der Leipziger Krankenwagenfabrik übertragen. 12. a) Don der Genehmigung des Schulvorstandes zur Aufstellung des Gemeinde-Schneepfluges auf dem Schulgrundstücke nimmt man Kenntnis; b) die Einschätzung 40 zugezogener Personen zu dm Gemeindeanlagen wird vorgmommm. Dugendfreundschaft. Roman von G. v. Schlippenbach. „Wer war diese Person?" fragte Frau Latour hochmütig. „O! eine flüchtige Bekannte von früher," entgegnet ihr Mann. „Nun, du hast sie ja wie eine Fürstin gegrüßt," spottete sie. „Du bist wieder einmal unnütz eifersüchtig," war alles, was Latour sagte. Im Hochsommer reiste Frau Haideck zu ihrer Tochter und Eva begleitete sie. Sie kamen recht müde von der langen Eisenbahnfahrt, in Petersburg an, wo Alfred sie ermattete. Am folgenden Tage begleitete er die Damen nach Kaporinoff, wo Katta seit Anfang Mai mit ihrem Söhnchen lebte. In sehnsüchtiger Ungeduld wurden die lieben Reisenden erwartet. Endlich war das Rollen der Räder auf dem Weichen Wald boden zu hören. Karla war sehr bewegt, als sie die geliebte Mutter und die entbehrte Pflegetochter wiedersah, so vieles .war-iiWMev-,tzMehtn,.^Mfredstand..bescheiden.iw. Hintergründe und wartete, bis auch er sie begrüßen konnte. Karla streckte ihm lächelnd die Hand hin. „Kolja kann gehen," sagte ste mit strahlendem Gesicht, „o! ich bin so glücklich!" In einem weißen, gestickten Kleidchen kippelte der Kleine noch etwas zaghaft auf den jungen Arzt zu. „So, mein tapfrer Mann, das geht ja vortrefflich," lobte Grotenbach erfreut. „Das ist Ihr Werk," sagte Karla herzlich, „ich fange an zu glauben, daß mein Kind mir erhalten bleibt. Sieh doch, Mutter, er hat ganz rosige Bäckchen bekommen und er hat prächtigen Schlaf und guten Appetit." So plaudert Karla im neuerwachten Mutterglück. Später saßen die vier unter den hohen Tannen vor dem Hause in Kaporinoff, würzig zog der Odem des Nadelholzes durch den Wald; es dunkelte bereits, das Zwielicht des Nordens sank hernieder, es waren jene „weißen Nächte," in denen es nie recht dunkel werden will. Karla kannte durch Alfred Grotenbach ihres Mannes Leiden: sie hatte viel geweint, als sie es erfuhr, jetzt suchte auch ste in Gottes Fügung stille zu werden und nur noch das tiefste Mitleid gegen den Mann, den sie heiß geliebt, erfüllte ihre Seele. Sie begriff, daß er oft nicht zurechnungs fähig war, wenn er die heftigen Szenen machte, vor denen sie zitterte, daß Konstantin nicht für Dinge verantwortlich gemacht werden konnte, die er unter dem Drucke seiner Krankheit sagte und tat. In diesem Sinne sprach sie sich auch gegen ihre Mutter aus, es ging auch durch Frau Haidecks Herz etwas Versöhnliches, Verstehendes. Der Sommer war ungewöhnlich lang und schön, so recht dazu geeignet, das Welke und Kranke herzustellen. Mit heimlicher Freude beobachtete Frau Haideck Tochter und Enkelchen, die sich von Tag zu Tag erholten; Kolja entwickelte sich schnell, er plapperte fröhlich und war von Eva unzertrennlich und Karlas schönes Gesicht gewann einen ruhigen, glück lichen Ausdruck, über den sich alle freuten, und wohl am meiste» der Arzt, dessen Kunst sich auch hftr glänzend be währte. Alfred war aber so beschäftigt, daß er nur sehr selten nach Kaporinoff kommen konnte; seine Praxis in der Stadt wuchs, die höchsten Personen konsultierten ihn, es war Modesache geworden, sich von dem jungen Deutschen behandeln zu lassen. Eva schickte der Redaktion in Hannover, der Hammer Vorstand, aus Kaporinoff einige Feuilletons, es lockte sie, ihn noch weiter zu necken; aus Süden und Norde» sollte er E. Nordens Gedichte und Novellen erhalten. Sie bekam schnell die Antwort auf ihr Eingesandtes, dieses Mal war es ein längerer Brief Hammers, er schrieb: „Verehrte Mitarbeiterin! Wo verbergen Sie sich? Bald aus dem sonnigen Süden, dann wieder aus hohem Norden höre ich von Ihnen. Werden Sie denn nie die Maske fallen lassen, daß meine leiblichen Augen Sie erblicken? Ich höre Ihr energisches „Ich tue es nicht, nein, ich will inkognito bleiben." Schade! Es wäre mir sehr interessant, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen. Wissen Sie, welches Bild ich mir von Ihnen ausmale, Berehrteste? Ich nehme an, daß Sie neugierig sind, wie die meisten Ihres Geschlechtes. Also: Sie müssen noch jung sein, es liegt etwas wie Blütenstaub auf Ihren Gedichten und Novellen. Wi: Sie sehen, kann ich auch poetisch werden. Sie haben nicht nur hie Sonnenseiten des Lebens kennen gelernt, das Leid hat Sie heimgesucht, daher die schwermütige Färbung in Ihrer SchrMell-rei, aber diefes Leid liegt jetzt Sinter Ihnen, dafür spricht der gesunde Humor und ine Schelmm^U* Ihren Arbeiten. Sie sind begeisterungsfähig, prüfen aber oft zu oberflächlich und kleiden Menschen und Dinge in ein zu ideales Licht. Etwas mehr Energie wäre wünschenswert; Aeußerlichkeiten verletzen Sie leicht, Sinn für Schönheit und Anpassungsvermögen find Ihnen eigen. Wundern Sie sich über diese Deutung? Nicht wahr, sie ist richtig? Nun ich will Ihnen ver raten, daß ich Grafologe bin und Ihre Handschrift mir das Gesagte ausgeplaudert hat. Da haben Sie des Rätsels Lösung, Verehrteste. Nun ihr Aeußeres. Da gebe ich der Fantasie vollen Spielraum. Hören Sie: Sic müssen groß und schlank sein, von biegsamer Gestalt, Ihre Bewegungen sind weich und anmutig. Ihr Haar ist hellbraun, es lockt sich in weichen Ringeln um Ihr Köpfchen, der Teint ist eher blaß, als rosig, aber es ist keine krank hafte Bläffe. Nun die Farbe der Augen, hm! das ist am schwierigsten zu bestimmen. Ich hoffe, Sie sind blau mit langen, dunklen Wimpern und feinen, schwarzen Brauen; ste können kindlich, fröhlich lachen, diese blauen Augen, aber ste können auch ernst und nachdenklich dreinschauen. Sollte ich mich irren, so bitte ich Sie gütigst, meinen Irrtum richtig zu stellen. Ihr Mund ist frisch gefärbt und schön geformt, ein Grübchen im Kinn deutet auf Schalkhaftigkeit. Ich schwärme nämlich für Grübchen, der lose Schelm steckt darin. So, da haben Sic Ihr Bild, den inneren und den äußeren Menschen. Bitte, um Gnade, wenn ich nicht das Rechte traf. Mittbesonderer Hochachtung Bjenno Hammer, Redakteur." „Geehrter Herr," lautete Evas Antwort: „Da Sie Grafologe sind, haben Sie die Beurteilung meines Charakters ziemlich richtig gekosten; ich muß es zugeben. Desto lückenhafter aber ist das Bild, das Ihre Fantasie sich über meine äußeren Vorzüge ausmalt. Gestatten Sie, daß ich einige Pinselstriche verlösche und andere hin zufüge, selbst auf die Gefahr hin, die Jdealgestalt, die Sie schildern, zu zerstören. Aber der Wahrheit die Ehre! Also: Mein Haar ist nicht braun, dazu ist es zu hell, es ist auch nicht blond. Können Sie die Farbe erraten? Denken Sie an die des Bindfadens, so zwischen grau, braun, blond. Schön? Nicht wahr? Es scheint Ihnen interessant, daß ich blaß bin. Wieder gefehlt, geehrter Herr, denn ich habe ungemein frische Farben, wie ich zu Ihrer Enttäuschung eingestehen muß. Die Augen sind auch nicht blau, sondern grünlich-grau, Wimpern und Brauen hell und gewöhnlich. Leider fehlt das Grübchen vollständig. Nun noch der Mund. Man findet ihn zu groß, ich finde selbst, daß er kleiner sein könnte." Eva lachte laut. „Ich muß ihn etwas necken," dachte sie, „dieser Brief wechsel ist zu amüsant!"