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Wochenblatt für A Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. Reicheilbmnd, Siegmar, Neustadt, Radenstein und Rottluff. ^ 10. Sonnabend, den 11. März 1S11. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. SlM-ig-n werden in der Mieden IR-Ichenbra^ N-doigfftrnß-11), I-Wl- von den Herren Fris-m Weber in R-Ich-nbr°nd, Kan,umnn Emil Winter in Rabenftem nnd Friicnr Thi-m in Rottluff entgegen- genormnen und «ro Ispalttgc P-tUz-U- mir Io Big. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und b-, öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch mir »ach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeigeu-Anliahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 8 Uhr. bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. «creinSixs-rate müssen bi» Freitags nachmittags S Uhr -ingcgang-n sein und können nicht durch Telephon anfg-g-b-n werden. Bekanntmachung. Am 16. März L. v. wird der 1. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 31. März I9II an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 9. März 1911. Der Gemeindevorstand. Vogel. Bekanntmachung. Am 16. März I9II wird der I. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 31. März 1911 an die hiesige Ortssteuercinnahme zu entrichten. Nach Ablauf der gedachten Frist wird das Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden. Der Gemeindevorstand zu Ravenstein, am 10. März 1911. Bekanntmachung. Der Unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß Frau Amalie Auguste Weber geb. Fischer hier, Hofer Straße Nr. 72 von der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Chemnitz als Leichenfrau für die Gemeinden Reichenbrand und Siegmar in Pflicht genommen worden ist und ihr Amt von heute an ausübt. Reichenbrand, am 11. März 1911. Der Gemeindevorstand. Vogel. Meldungen im Fundamt Rabenstein. Gefunden: 1 Lecke. Der Gemeindevorstand zu Ravenstein, am 10. März 1911. Bericht über die Sitzung des Gcmcindcratcs zu Rottluff vom 7. März 1911. Vorsitzender: Herr"Gemeindcvorstand Geißler. 1. Kenntnis nimmt man: a) von einer Verordnung der König!. Krcishauptmannschaft Leipzig, die diesseitige Anschluß-Beschwerde über die Mitgliederversammlung des Gcmeindevcrsicherungsverbandes zu Leipzig vom 9. September 1910 betr.; b) von einer Unterstützungssache; c) von der Hinterlegung der Anliegerleistungssicherung für Flurstück Nr. 100c (Kupfer); cl) von der amtshauptin. Verfügung. Ablehnung der Verlegung des Protokollantenbesugnisses an den Gemeinde expedienten betr. 2. Ein Gesuch um Wertzuwachssteuer-Ermäßigung muß der Konsequenzen halber abgelehnt werden. 3. Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. 4. Das Unterstützungsgcsuch der Brüderanstalt Moritzkurg wird abgelehnt. 6 5. Abgelehnt wird auch d§s. Unte^ikurmsaeb-ck. diL "lieimes^TöblässüllhIe. 6. Die durch Beteiligung an der Bücherei-Ausstellung gegen die Schundliteratur entstandenen anteiligen Kosten werden auf die Gemeinde- Kasse übernommen. 7. In der Bausachr des Zicgcleibesitzers Uhlmann (Trocken- schuppen betr.) wird die gestellte Gemeindebedingung genehmigt. 8. Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. 9. Aus den, Gemeindc-Stamm-Vermögen wird ein Darlehn gegen hypothekarische Sicherheit bewilligt. 10. Ein Gesuch um Aufnahme in den Sächs. Staatsuntertanen- Verband soll befürwortet werden. 11. Auf 29 Gemcindcanlagen-Reklamationen wird Beschluß gefaßt. 12. Der Bebauungsplan 8 der Stadt Chemnitz liegt vor. Hierzu saßt man entsprechenden Beschluß. — Noch nicht allenthalben bekannt dürfte es sein, daß der Zentralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes E. V. Berlin d-l. XV. 7. Dorotheenstr. 13, eine Zentralstelle geschaffen hat, deren Zweck cs ist, der betrügerischen Ausbeutung leichtgläubiger und unerfahrener Personen durch minderwertige Bankgeschäfte vor zubeugen. Die Zentralstelle wird den einschlägigen Stoff sammeln und prüfen, sowie die Verfolgung der einzelnen Fülle durch Weiter- Sachverstünlüge benennen. Ferner wird der Zentralverband die miß bräuchliche Verwendung von Geschäftsbezcichnungen wie „Bank". „Bankgeschäft", „Finanzicrungsinstitut" und dergleichen tunlichst zu verhindern suchen, namentlich wenn es offenbar auf eine Ausbeutung des Publikums durch Entlackung von Spargeldern, Kautionsschwindcl oder Kreditwucher abgesehen war, wozu unter gewissen Umstünden die Vorschriften des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vom 7. Zuni 1909 eine Handhabe bieten. nur!" Dann schloß sie sich einem Kreis von Damen an, die sich an dem kecken, ausgelassene» Tanze Inge ergötzten. Durch das erste Erscheinen Inges in dem Palais der Gräfin Bratze war das Glück des Mädchens gemacht. Sie wurde zur Modeperson, die ein jeder gesehen und gesprochen haben mußte, um sich in den vornehmen Kreisen über sie unterhalten zu können. Denn die elegante Welt in ihrer Blasiertheit liebt Erscheinungen dieser Art, da sie dem öden Salonlcben eine willkommene Abwechslung bieten. Man hascht darnach, wie nach einem neuen Roman, der desto mehr Leser hat, je mehr er kritisiert wird, gleichviel ob gut oder schlecht. Auch über Inge bildete sich eine Kritik; sie hatte warme Verteidiger, aber auch gehässige Anfcchter, Nach einigen Wochen war es eine ständige Einrichtung, Rabenft-In. Die hiesige Freiwill, Feuerwehr I, Komp, begeht in diesem Jahre bas 86jährige Bestehen, Die Festtage sind auf den 24., 25. n. 26. Juni gelegt worden und sind die Vorarbeiten im Gange, um das Fest in würdiger Weise zu feiern. Verschiedene Ortsocreine haben ihre Mitwirkung in Aussicht gestellt. Es wird aber an dieser Stelle der Wunsch ausgesprochen, daß die gesamte Einwohnerschaft Rabensteins den die Feuerwehr beehrenden Güsten einen freundlichen Empfang bereiten wolle. Da unser Ort immer gern besucht wird, so dürste der Zuzug auswärtiger Wehren kein kleiner sein. Zngeborg. A-L" Eine altschwedische Geschichte von Karl Karolus. „Fortsetzung.» „Sie werden mit mir tanzen, lieber Herr," sagte Inge, die durch das reiche Geschenk des Prinzen in die übermütigste Laune versetzt war, „Ja, Sie müssen mit mir tanzen, denn die alte Exzellenz ist mir viel zu langsam," Mit diesen Worten ergriff sie des Grafen Hand und zog ihn in den Saal hinaus. Er konnte dem ungestümen Mädchen keinen Widerstand entgegensetzen, ohne eine peinliche Szene hcibcizuführcn. Er mischte sich daher, um Aufsehen zu ver meiden, mit ihr unter die Tanzenden, Mathilde von Karström aber hatte ihren Geliebten mit Inge aus der Nische treten sehen. Zitternd vor Aufregung nnd Eifersucht hielt sic den Fächer vor ihr leichenblasses Gesicht, Die kleine Hand ballte sich zur Faust und heiser flüsterte sic vor sich hin: „Das sollst Du büßen, warte zu sehen. Eine Gesellschaft galt für unbedeutend, wenn Inge dabei fehlte, die ruhig ihren Tee trank, sich anstaunen ließ und nachher die Geschenke zufrieden annahm. Die kluge Base wußte diese Verhältnisse auszubeuten, und wenn ja einmal Inge unschlüssig war, ob sie eine Einladung annehmen sollte, so hatte die erfahrene Bäuerin die gewichtigste» Gründe zur Hand um ihre Nichte zum Hingehen zu bewege». Ein Brief von dem Dorfschullehrer aus Sätcrie Ornäs brachte um diese Zeit einmal die Kunde, daß der alte Klaasen gestorben sei nnd seinem Sohne nichts als Armut und Schmerz hinterlasscn habe, Erich werde bald nach Stockholm zurück kehren, er habe nur noch einige wichtige Geschäfte zu er ledigen. Der Lehrer stellte den Schmerz Erichs so rührend dar und setzte den Burschen in ein so gutes Licht, daß Inge ihn nur noch mehr geliebt haben würde, wenn nicht die ver schlagene Base, die ganz andere Pläne mit ihr hatte, den Brief beim Verlesen gefälscht hätte, Sic ließ, da Inge des Lesens doch unkundig, die rührende» und lobenden Stellen einfach sort, flickte dafür aber in freier Erfindung einige Sätze ein, die Erichs Treue in ein zweifelhaftes Licht stellten, Inge weinte bitterlich, als sic die Trauerbotschaft ver nahm, Die Alte suchte sie zu trösten. „Ein Glück ist es für den alten Mann, daß er tot ist; er hat ja doch nur in Sorge und Kummer gelebt und dabei noch oft Hunger gelitten. Und ans seinen Sohn war schon gar kein Verlaß," „Warum denn nicht? Verdiene ich jetzt nicht Geldlgenug?" „Gewiß, Du für Dich Verdienst viel," „Nun also. Sobald Erich mich geheiratet hätte, wären sein Vater und meine Mutter zu uns gezogen, denn ich habe vor, ei» hübsches Häuschen zu kaufen. Und jetzt, ach Gott, scheint der schöne Plan zerstört," „Denkst Du denn schon jetzt an die Heimfahrt?" fragte die Base mit strenger Miene, „Natürlich!" „Du albernes Mädchen! Dein Glück geht hier so wie so nicht immer so fort. Deshalb mußt Du das Eisen schmieden, so lange es noch warm ist," „Nur soviel will ich haben, als nötig ist, um meinen Erich zu heiraten," „Baue nur nicht zu fest auf ihn!" „Oho, warum denn nicht?" „Nun, ich meine so. Du weißt doch, alte Liebe rostet nicht, und in unser« Dorfe gibt es ein Mädchen, das in unser» Erich vernarrt ist. Jetzt, da Erich mutterseelenallein und arm in der Welt steht, wird er schon zugreifen, wenn sich ihm Rettung bietet. Und dann kann er doch auch gewisser maßen gar nicht anders." „Er kann nicht anders?" wiederholte Inge tonlos, „Nein, er kann nicht anders, weil das Mädchen, das ich meine und das Du auch gut kennst, den alten Klaasen in seiner langen Krankheit hilfreich unterstützt hat. Der hilflose alte Mann wäre im Elend umgekoinmcn. Deshalb scheint mir überhaupt die ganze Reise Erichs verdächtig, " „Base, Du irrst! Ein Sohn muß heim, wenn der sterbende Vater ruft, und wenn er tausend Meilen weit wandern müßte. Das ist Pflicht der Kindesliebe." „Ganz recht, dagegen habe ich auch nichts. Aber wenn dann der sterbende Vater sagt: „Mein Sohn, Du hast ge wußt, daß ich arm und alt bin und auf Deine Fürsorge rechnete; trotzdem hast Du mich verlassen und bist mit einem Mädchen in die Fremde gezogen. Dieses Mädchen hat kein gutes Herz, daß sie Dich beredete, sie dem kranken Vater vorzuziehen. Aber da ist ein anderes Mädchen, das mich gepflegt hat, das für mich sorgte, als ich ganz allein, hilflos und elend war. Diesem Mädchen gegenüber hast Du jetzt eine heilige Schuld abzutragen. Ich kann nicht ruhig sterben, wenn Du mir nicht nersprichst, diese meine. Wohltäterin zu heiraten," wenn so der alte Pater aesvrochen4utt, .Inns" 'c —ftmi' Nep- ^ngc cMrnW Klaasen nicht gesagt und kann es nicht gesagt haben, denn er hat uns ja seine Einwilligung zu der Reise gegeben". „Aber nur, weil er nicht anders konnte, weil er gewußt hat, daß Erich eigensinnig ist, und weil er auch sein Ende noch nicht so nahe glaubte. In der Zeit, während welcher wir hier sind, hat sich dahcin, sehr vieles geändert. Warum soll da der alte Klaasen seine Meinung von Dir nicht ge ändert haben? Geschäftige Zungen, welche die Umstände benutzen, sind immer an dcr Arbeit. Wenn Erich erfährt, daß Du reicher bist wie jenes Mädchen, das seinen Vater gepflegt hat, so besinnt er sich doch vielleicht noch auf Dich." „Oh, pfui, Base, dann wäre er ja ein ganz abscheulicher Mensch! Also das blanke Geld soll ihn zu einer doppelten Schandtat verleiten? Erstens soll er mir nur des Geldes wegen heiraten, und zweitens soll er dieses Geldes wegen die Pflicht der Dankbarkeit und den letzten Wunsch des sterbenden Vaters vergessen? Nein, einen solchen Menschen mag ich nicht und wenn das Herz darüber brechen müßte!" Inge lehnte den Kopf an den Stuhl und weinte bitterlich. Die Base lächelte tückisch, sie war mit der Wirkung ihrer Worte zufrieden und wartete auf die Ernte der Teufelssaat, Die kluge Alte kannte ihre Süchte zu genau, um zu wisse», daß sie kein anderes Mittel wählen durfte. Und Inge war viel zu charakterfest und zu brav, als daß sie ihre Hand einem Mann gereicht hätte, der sie nicht lediglich um ihrer selbst willen liebte. Zehn Minuten waren verflossen, Inge trocknete ihre Tränen und sagte dann mit Entschiedenheit: „Ich will sehen, wo er hinaus will. Zeigt er sich eigennützig, so gebe ich ihm den Abschied nnd in meiner Heimat steht man mich nie wieder," „So ist es recht, Inge! Wenn Erich sich Deiner nicht würdig zeigt, so findet sich leicht ein anderer Mann für Dich." Aber wehmütig schüttelte Inge das hübsche Köpfchen, Sie war von dieser Stunde an wie umgewandelt, Ihre frühere Heiterkeit war dahin und ein Aller Ernst trat an ihre Stelle. Stundenlang konnte sie allein sitzen, ohne ein Glied zu rühren, Wohl hielt sie es für ausgeschlossen, daß Erich mit solchen Gedanken umgehen konnte, wie die Base meinte, und im Grunde ihres Herzens hoffte sie, daß die Rückkehr des Geliebten alles zur vollsten Zufriedenheit auf klären würde, aber der böse Wurm des Zweifels fraß an ihr und sie konnte sich der Beklommenheit nicht erwehren, die ihr Tag und Nacht keine Ruhe ließ. Gnes Tages fragte sie die Base: „Nicht war, der Schullehrer hat mich durch seinen Brief vorbereiten wollen?" „Es scheint so." „Und was denkst Du in Wirklichkeit von der Sache?" „Ich bin der Meinung, daß Erich in der Heimat bleibt und daß er, falls er doch kommen sollte, von Deinem Glück nichts erfährt. Darum wollen wir unsere jetzige kleine Wohnung behalten und scheinbar die armen Leute bleiben, die wir waren. Aber, Inge, was willst Du tun, wenn er gar nicht kommt?"