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sic ihn in kurzer Zeit ruinieren niußte, denn sie liebte es, das Geld mit vollen Händen anszugeben, Sic war eine Verschwenderin und Arnold niußte immer darauf bedacht sein, alles Geld sorgfältig wegzuräumcn. Die junge Frau erging sich in bitteren Klagen über ibr hartes Schicksal, sie verwünschte den Gatten und sich selbst. In solcher Gemüts verfassung zerschlug sic dann alles, was ihr gerade in die Hände fiel. Es spielten sich furchtbare Szenen ab; den» der Zorn der schönen Frau artete nicht selten in Raserei aus. Noch eine Hoffnung hielt Arnold aufrecht: — das Kind. Vielleicht das die Mutter sich aus ihre Pflichten besann, daß es ihr endlich klar wurde, welchem Abgrund sie cntgegcn- stcucrten. Alle Vorstellungen des unglücklichen Gatten ver hallten wirkungslos. Seine Frau, der der Leichtsinn im Blute steckte, besaß nicht die Kraft, sich von ihre» verderblichen Gewohnheiten losznmachen. So war denn das Ende vor- auszuschm. Arnold verweigerte seiner Gattin jede unnütze Ausgabe. Sic tobte, flehte, bat und weinte, er aber blieb fest. Doch Berta wußte sich zu helfen, — sie machte Schulden. Sie konnte nicht leben, ohne sich zu schmücken; Gesellschaften, Bälle und Konzerte waren ihr Element. Stets wollte sie bewundert, beneidet sein, stets wollte sie als die Schönste alle andern in den Hintergrund drängen. Es gelang ihr dies auch eine Zeit lang. Da Arnolds Eltern im Anfang für die Schulden der jungen Frau aufkamcn, — aus Mitleid mit dein Sohne, — so gewährte man der schönen, eleganten Dame einen unbegrenzten Kredit. Doch auch die Schwiegereltern sahen nach und nach ein, daß sic außer stände waren, dem drohenden Verhängnis Einhalt zu gebieten. Arnold begleitete seine Frau langst nicht mehr zu den Vergnügungen, die ihre ganze Welt ausnrachten. Das Leben ekelte ihn an. Eine Art stumpfsinnigen Gleichmuts war über ihn gekommen. Er hatte cs aufgcgeben, die Gattin bessern zu wollen und ließ alles gehen, wie cs gehen wollte. Sie hatte einen Kreis zweifel hafter Freunde und Freundinnen »m sich gesammelt. Es wurde hoch gespielt — und verloren. Fast jeden Abend brachte sie bei diesen Freunden zu. Und dann kam, was kommen mußte — das Ende. Berta hatte sich bei dem aufregendem Leben, das sic führte, den Schwindsnchtskcim geholt. Die einst viclbewnndcrte, gefeierte Schönheit war kaum wieder zu erkennen. Sonst war sic von einen: Vergnügen zum andern geeilt, hatte sich nicht Ruhe gegönnt, hatte in der Champagnerlanne das Geld zum Fenster hinaus geworfen, nun lag sie da, ein Bild des Elends und der Vergänglichkeit. Noch einmal lehnte sie sich auf gegen das unerbittliche Schicksal. Sie wollte nicht sterben, sic wollte leben und genießen, sie war ja noch so jung! Ein Aufenthalt an der Riviera sollte ihre zerrüttete Gesundheit wieder Herstellen. Tausende verschlang die Krankheit der jungen Frau. Arnolds Eltern gaben wiederum eine große Summe, um den Wunsch der Kranken, nach den, Süden zu reisen, zu erfüllen. Sic reiste ab und kehrte nach zwei Monaten zu rück, — zu sterben. Währenddem hatte man dem verzweifeln den satten Rechnungen ^auf Rechnungen präsentiert, die er noch Bertas Vater wegen betnigcrischen Bankerosts gefäng lich cingezogen. Noch während Berta in Nizza weilte, nahm Arnold den Abschied vom Heere. Er wurde ihm, wenn auch mit Bedauern — gewährt. Bei seinen Vorgesetzten galt Arnold v. Brandt stets als pflichteifrig und vornehm. Man schätzte seine guten Eigen schaften auch bei den Kameraden. Dennoch konnte ihm keiner helfen. Den» ein Offizier mit solchen Schulden und einem — Betrüger als Schwiegervater, — war unmöglich. Arnold fühlte sich krank an Leib und Seele und untauglich für den Dienst. Er zog sich scheu von aller Welt znrück. Wenn auch der Gedanke, seinem Leben ein Ende zu machen, oft an ihn herantrat — so sträubte sich doch sein besseres Ich gegen einen solchen Frevel, namentlich auch um dcs Kindes willen. Was half es nun, daß seine sterbende Gattin in rührenden Ausdrücken um Verzeihung bat, daß sie, die i,inner noch auf Besserung hoffte, gelobte, ein anderes Leben beginnen zu wollen, — es war zu spät. — An ihrer Bahre stand Arnold ohne Groll. Sie hatte bereut und gebüßt. Nicht lange darauf starben auch seine Eltern; das Erbe, daß sie ihm Hinterlieben, ermöglichte es ihm, wenigstens die ungeduldigsten Gläubiger zu befriedigen. Ebenso konnte er mit dem Erlös der Schmucksachen verschiedene Schulden abtragen. Er atmete leichter und freier. Hoffte er doch, daß es ihm gelingen würde, später, wenn auch viel leicht erst nach Jahren, alle Schulden tilgen zu können. So mietete er sich das kleine Haus am Waldcsrand und vertauschte das geräuschvolle Leben der Garnisonstadt mit der Einsamkeit des Landlebens. Die treue Kathrine zog mit ihm, — eine Pflegerin für sein Kind. In Neulinden störte ihn niemand bei der Arbeit. Er fing an zu schreiben, unverdrossen, Tag und Nacht. Es galt ja Brot zu schaffen für die Kleine, lieber die erste Zeit half ihm eine Summe Bargeld hinweg, die er für die nötigsten Bedürfnisse von dem Erbteil zurllckbehalten hatte. Er sparte und darbte, und arbeitete immer eifriger an seinem Werk. Endlich war es vollbracht. Er sandte cs voll froher Hoffnung ab, um es — als „unbrauchbar" znrückzuerhalten. Das traf ihn wie ein Schlag. Er fühlte seine Arbeitslust schwinden, seinen Mut sinken. Gerade uni diese Zeit war cs, als das süße Gefühl einer wahren, echten und großen Liebe in seinem Herzen Wurzel zu schlagen begann. Er wehrte sich gegen die Leiden schaft mit aller Macht die ihm zu Gebote stand. Er schalt sich selbst töricht und einfältig. Umsonst! Die heiße Liebe wuchs, je mehr er sich dagegen wehrte. Sie war stärker als sein Wille. Was halfen alle Gründe der Vernunft? Was half cs, daß er sich vorstellte, wie lächerlich es war, an solches Glück nur zu denken? Niemals konnte er es erreichen. Was war er denn? Wie durfte er hoffen, vor den Augen des verwöhnten Mädchens und vor denen des Mil lionärs zu bestehen? Er hatte ja nichts, — gar nichts zu biete»! Würde man seine Bewerbung nicht als schnöde Geldgier auslegen? Schon seit Wochen tobte dieser Kampf in ihm. Und doch lachten ihn die Augen des geliebten Mädchens bcinahe verheißungsvoll an, so, daß es ihm fast schien, als wäre er ihr nicht gleichgiltig. Die Dämmerung senkte sich leise hernieder, als Arnold v. Brandt endlich aufscufzend seinen Bericht schloß. Er hatte leise gesprochen, um die kleine Lilly nicht zu stören, die sanft und ruhig eingcschlafen war. Die alte Kathrine hantierte nebenan in der Küche. Sonst hörte man nichts. In Majas Angen schimmerten Tränen, als sie erfuhr, wie hart der Mann gekämpft hatte, um die Leidenschaft aus seinem Herzen zu bannen. ^Längst ruhte ihr Kopf an seiner Brust und unter Tränen Er streichelte zärtlich über ihr Haar. „Ich fürchte immer, der süße Traum umß in nichts zerrinnen," sagte er. „Ich kann es nicht glauben, daß ein so großes, unfaßbares Glück bei mir einkehrcn sollte." „Törichter Mann," lächelte Maja, „ich habe dich ja so lieb! Ich wage mich aber kaum meiner Liebe zu freuen, so lange Lilly so krank ist." Hand in Hand traten sie an das Lager des Kindes, das eben erwacht war und Maja glückselig zulächelte. „Wie geht es dir, Liebling?" fragte sic. „Hast du noch Schmerzen?" „Ich habe so schön geschlafen." sagte Lilly, als wäre das Beweis genug, daß cs ihr besser gehe. „Denke dir, Kind," begann Arnold in bewegtem Tone, „die liebe Tante Maja will nun deine Mama werden! Dann geht sie gar nicht mehr fort! Das freut dich doch, nicht wahr?" Das selige Entzücken, das bei diesen Worten über das blaffe Gesichtchen der Kleinen ging, meinte Arnold sein ganzes Leben lang nicht vergessen zu können. Er schlang den Arm um die zarte Mädchengestalt. Eng aneinander geschmiegt, standen sic eine Weile. Lilly betrachtete stumm die Szene; doch das Lächeln schwebte noch immer um den kleinen Mund. Aber als Maja erschrocken erklärte: „Ilm Gottcswillen, Arnold, ich vergesse ja ganz meinen Vater, ich muß nun heim", da verzogen sich die Lippen zum Weinen. Maja tröstete das Kind. „Morgen komme ich wieder, Lilly, und nun weine nicht mehr! Du mußt nun bald gesund werden!" „Dein Fuhrwerk ist wohl drüben im Herrenhause unter gebracht?" fragte Arnold. Maja wurde ganz blaß. Jetzt erst fiel ihr ein, daß sie kein Fuhrwerk hatte. „Mein Gott, Arnold, was beginne ich nur?" rief sic angstvoll. Mit fliegendem Atem erzählte sie, was sich mit dem Vater zugctragcn hatte. Arnolds Stirn verfinsterte sich. „Was wird dein Vater zu deiner Wahl sagen?" bemerkte er niedergeschlagen. „Das laß nur meine Sorge sein," lächelte Maja zuver sichtlich. „Mein Vater hat mich viel zu lieb, um sich meinem Glück in den Weg zu stellen. Er soll dich vor allem erst einmal kennen lernen. Dann wird er schon begreifen, daß ich dich lieben mußte. Uebcrhaupt hat mein Vater bei seinem großen Betrieb Arbeit genug für dich. Er wird noch froh sein, daß meine Wahl auf dich fiel; denn ich stelle mir vor, du wirst ihm später manche Last abnchmcn können. Die Arbeit wird nach und nach zu viel für ihn." Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reichcnbrand vom S.i. bis SS. Oktober IS08. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Otto Walter Knobloch 1 Knabe. Eheaufgebote: Der Handarbeiter Willy Förster in Chemnitz-Kappel mit Anna Frieda Martha Müller in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Schlosser Louis^Milly Müller mit Frieda geb. Müller, 88 Fahre alt. ^ ^ Nachrichten des Kgl. Standesamtes z« Siegmar vom 23. bis 28. Oktober 1908. Geburten: Dem Tischler Paul Richard Müller 1 Mädchen. Sterbefalle: Die Privatmanns-Ehefrau Johanna Emilie Böttcher geb. Dennhardt, 65 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstei» vom 23. bis 29. Oktober 1908. Geburten: In Rabenstein: 1 Tochter dem Eisendreher Emil Karl Schneider. In Rottluff: 1 Tochter dem Handelsmann Ernst . ...Lerujiord HeMt .. - . Eheschließungen: Der Wirtschaftsgehilfe Ernst Paul Förster in Seifersdorf mit Helene Maria Richter in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochic Nabeiisien. Am Sonnabend den 31. Oktober von». >/r9 Uhr Beichte, 9 Uhr Fcstgottesdicnst und Kommunion, nachm. S Uhr Abendkommunio», abends 8 Uhr Parochialcr Familken- abcnd im Gasthaus zum Goldnen Löwen. Am 20. Sonntag p. Irin, den 1. November 1808 vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst (Pastor Bähr aus Chemnitz- Altendorf). Mittwoch den 4. Novcniber Jungfrauenverein. Herrn Kantor Krauße für den erhebenden Gesang. Dir aber, teurer Entschlafener, rufen wir ein „Ruhe sanft" in deine Kühle Gruft nach. Die trauernde Gattin nebst Rindern und übrigen Hinterbliebenen. Siegmar, den 29 Oktober 1908. /Ä> //r §0 ^6556 r/e/rr //a/nro/rre üNi/ //e/?vr /(Q/r/o/' §2-. /Vä'/?r,F. , /zn OLLi-e/' /9SS. ^ Eine schöne ganse Aage oder 2 Halb-Ltagen nebst Giebelstube mit Alkoven ist per 1. Januar 1909 Näh.: Rabenstein, Limbacherstr. 336. IS 111 kann gutes Logis L^d sä "Hallen Siegmar, Siegmar. Wohnung, 3 Zimmer mit Küche und Zubehör ab 1. Januar 1909 beziehbar, an ruhige Familie ru^mwetm. ^ 1 Möbliertes Zimmer Offerten erbeten sub l. 6. Nr. 78. Achtung! Achtung! Kehre heute Sonnabend vom Fortbildungs- kursus zurück.Hebamme i Für die mir anläßlich meines vierzigjährigen Dienst- jubilaums resp. Geburtstags von der Freiw. Feuerwehr II. Komp, überreichten wertvollen Geschenke, sowie allen Freunden, welche mich mit Gratulationen beehrten, spreche ich hierdurch meinen herzlichsten Dank aus. ^ Adolf verthold. 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