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Gäste. Es gehörte zu ihrem besonderen Bergungen, neue Unterhaltnngsmittel zu ersinnen, um ihren Festen einen eigenen Reiz zu verleihen. Deshalb erhoffte sie von dem Markte so plötzlich verschwundenen Milchmädchens eine große llcbcrraschnng siir ihre Gäste, Trotz aller französischen Sitten war in der schwedischen Gesellschaft ein gewisses steifes Zeremoniell übrig geblieben, das durch seine Feierlichkeit jede Gemütlichkeit und Un gezwungenheit bei den Festen entfernte, Ilm so wirkungs voller mußte das Auftreten der bäuerischen, derben Tochter des Hochgebirges wirken. Die Gesellschaft im Boudoir wurde immer zahlreicher. Es stellten sich viele Freundinnen ein, die die Gräfin als geistreiche Dame gern um sich versammelte. Auch Gustav von Tromsö und Mathilde von Karström befanden sich unter den Gästen, In den angrenzenden Gemächern gab man sich dem Spiel hin. Die Gräfin brachte das Gespräch auf das schöne Milchmädchen, Eine Dame gab die Versicherung, daß es auf den Kronprinzen einen großen Eindruck gemacht habe. Allgemein bedauerte man, das Wunder ^on Schönheit nicht gesehen zu haben, „Unsere liebe Mathilde aber hat sie gesehen," bemerkte die Gräfin, Dann teilte sie die näheren Umstände mit, unter denen dies geschehen. Man bat darauf Fräulein von Kar- ström um eine Beschreibung der seltsamen Person, „Ich glaube, diese Beschreibung ist in wenigen Worten gegeben," antwortete Mathilde, „Das Mädchen ist aus Dalarne, also eine robuste Landschöne, die einen Mann in der Umarmung erdrücken kann. Sie weiß das Ruder zu handhaben, wie der kräftigste Matrose. Auf mich üben Frauen, die aller Weiblichkeit bar sind, stets einen wider wärtigen Eindruck aus. Man spricht von ihrer unschuldigen Naivität — ich für meinen Teil zweifle stark daran und finde cs unerklärlich, wie das Bauernmädchen überhaupt in gewissen Kreisen solches Aufsehen erregen konnte," Bei diesen Worten streifte ein spöttischer Blick ihren Ver lobten, der diesen ruhig aushielt. Es entspann sich nun eine lebhafte Debatte über den Grund und Ungrund dieses Gerüchts, Man führte den Aus spruch von Personen an, deren Urteil man als maßgebend anerkennen mußte. Der Gräfin kam dies sehr gelegen, „Um aller Meinungsverschiedenheit ein Ende zu machen, müßte man das Wunderkind einmal selbst sehen," meinte sic. „Jedenfalls ist es von Interesse, den Geschmack unseres verehrten Kronprinzen kennen zu lernen, der doch bekanntlich auch ein guter Maler ist," „Fünfzig Dukaten würde ich geben, wen» dies möglich wäre!" rief eine ältere Dame, „Auch ich," fügten mehrere hinzu, „Wohlan, meine Herrschaften, so übernehme ich hiermit feierlichst die Realisierung dieses Wunsches," sagte Gräfin Brahe, indem sie sich erhob, „Wo? Wann?" riefen überrascht mehrere Stimmen durcheinander, .„Sogleich!^ „Wir werden das Mädchen sehen?" „Ja!" rief die Gräfin, und ihre Augen leuchteten vor Genugtuung, „Sie sind eine Zauberin, liebe Gräfin, aber das schöne Milchmädchen ist längst verschwunden, man kann es hier nicht mehr auffinden," „Mag sein, aber mein Zaubcrstab führt sie wieder her, und befände sie sich in Dalarne, Da ich jetzt das allgemeine Verlangen kenne, will ich als gute Wirtin nicht länger säumen, den großen Wunsch zu erfüllen, Bitte, sehen Sie dort nach dem Saal," Sie deutete mit der Hand nach der Tür, Im Rahmen derselben standen zwei Frauen in der Tracht der Bäuerinnen aus Dalarne, die zu den reichen und eleganten Toiletten der Damen einen seltsamen Kontrast bildete. Es waren wirklich Inge und ihre Base, Beide trugen ihre besten Sonntagskleider, Inge sah mit ihren großen, himmelblauen Augen die glänzende Gesell schaft an, verwundert wie ein Kind, wenn es den lichter- strahlenden Ehristbaum erblickt. Die Base hielt sie fest an der Hand, als ob sie fürchtete, daß ihre Nichte plötzlich davonlicfe. Aber Inge dachte gar nicht daran, den Rückzug anzutreten. Sie freute sich über den Anblick des prächtigen Raumes und schien die anwesenden Personen gar nicht zu bemerken, die sie fast mit den Blicken verschlangen. Ein Beifallsgeflüster erhob sich, da die Wirklichkeit dieVorstellungen noch übertras, die man sich von dem schönen Milchmädchen gemacht hatte, Gräfin Brahe hatte ihr goldenes Lorgnon an die Augen gehalten und betrachtete verwundert das reizende Wesen, das fast gar nicht die Aufmerksamkeit zu ahnen schien, die es erregte. Die eintretende Stille unterbrach der Inten dant, indem er Inge zu der Gräfin hinsührte, „Hier, mein liebes Kind, ist die Danie, die Dich ein geladen hat, statte ihr Deinen Dank ab!" Inge reichte der Gräfin zwanglos, nach der Sitte ihrer Heimat, die Hand, „Nun, ich bin auf Ihren Wunsch gekommen; was soll ich jetzt hier?" sagte sic unbefangen, „Du sollst ein Stündchen bei uns verweilen, antwortete mild lächelnd die Gräfin, „Und uns eines Deiner Heimatslieder Vorsingen," fügte der Intendant hinzu, „Du wirst dafür gut belohnt werden," „Damit die schönen Damen sich über mich lustig machen," rief Inge, „In meinem Dorfe kann ich wohl singen, aber hier, nein, da werde ich mich schön hüten. Herr Exzellenz, ich nehme hiermit mein Wort zurück. Sie haben mir nicht gesagt, daß ich hier große Gesellschaft finden würde," Die Gräfin griff vermittelnd ein. Sie führte Base und Nichte zu einem Sopha und sagte: „Gut, mein Kind, ich erlaße Dir das Lied, Aber bleibe nur hier, wir wollen dann etwas Plaudern." Mathilde von Karström wußte sich kaum zu fallen, als sie sah, wie Gustav kein Auge von dem Mädchen verwandte. Und wie ungerecht mußte ihr Urteil jetzt erscheinen, da der Augenschein das Gegenteil von dem bewies, was sie vorhin ungerechter Weise gesagt hatte. Sie zürnte der alten Gräfin ob ihren romantischen Einfells, Zugleich aber nahm sie sich vor, dafür zu sorgen, daß Inge so bald wie möglich aus der Residenz entfernt würde, Sic mußte sich wieder Willen eingestehen, daß das Ba..er»mädchcn neben all den bleichen Damengestchtern eine pikante Schönheit war, wodurch ihre Eifersucht noch erhöht wurde. Da trat der Obcrhofmcistcr der Gräfin ein und meldete mit lauter Stimme: „Seine königliche Hoheit, Prinz Oskar!" . _ Dem Sprecher aut dsm.Fuße folgte der Prinz, Die Gesellschaft erhob sich, ihn zu begrüßen. Nur Inge und ihre Base blieben ruhig sitzen und beobachteten die steife Be- grüßungszcremonic, die mit schwedischer Umständlichkeit aus- geführt wurde. Kaum aber batte der Prinz Inge erblickt, als er betroffen stehen blieb. Doch schnell faßte er sich wieder und zur Gräfin gewandt, sagte er: „Bcrciirtc Gräfin, Ihr Unicrhaltnngstalent ist unerschöpf lich, Wahrlich, Pikanter konnten Sic Ihr erstes Fest nicht gestalten," „Ist es recht so?" flüsterte der Intendant. Der Prinz antwortete mit einem kaum merklichen Neigen des Kopfes, dann lud er die Damen, die sich bei seinem Einkitt erhoben hatten, mit feiner Aufmerksamkeit wieder zum Sitzen ein, „Ist das der Kronprinz?" fragte Inge leise. Die Base nickte, „Desto besser, dann kennen wir uns ja schon; er hat auf dem Markt bei mir ein Glas Milch getrunken. Ich will hingehen und ihn anredeu," „Bleibst Du sitzen!" zischelte die Base, „er wird schon zu Dir kommen. Vergiß nicht, was ich Dir gesagt habe." Gräfin leitete nun geschickt ein Gespräch ein, dessen Hauptgegenstand natürlich Inge war. Sie mußte von ihrer Heimat erzählen, von ihrem alten Mütterchen und dem Jugend gespielen, Sie kam der Aufforderung mit einer geradezu bewundernswerten Naivität nach. Ohne Scheu erzählte sie mit heiteren Mienen von ihrem Dorf, ihren Spielen und sogar der alte Schullehrer wurde nicht vergessen. Als sie aber aus ihr altes, armes Mütterchen zu sprechen kam, traten ihr Tränen in die Augen, Diese Gcfühlsübergänge kamen so rasch und unerwartet, daß jeder Beobachter merken konnte, daß sie ohne Berechnung und ohne Koketterie erfolgten. Wo sollte sie auch diese gesellschaftliche Untugend der Städter gelernt haben, sie, die ihre arme Heimat bisher noch nie verlassen hatte und selbst noch gar nicht wußte, warum sie mit solcher Aufmerksamkeit behandelt wurde?" Sie hatte tatsächlich keine Ahnung von ihren körperlichen Reizen, mit denen sie Mutter Natur so verschwenderisch begabt hatte. Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rcichenbrand vom 2l. bis 27. Januar >«>>. Geburten: Dem Heizer Hugo Oswald John I Mädchen; dem Tischler Ernst Paul Grüner I Mädchen: dein Hausdiener Emil Otto Pätzler t Knabe. Sterbefalte: Der Spulerin Anna Wotruba 1 Tochter. 1 Monat alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 19. bis mit 25. Januar 1911. Geburten: Dem Handlungsgehilfen Gustav Adolf Vogel 1 Mädchen ; 1 unehelicher Knabe. Nachrichten des Kgl, Standesamtes z» Rabcnstein vom 20. bis 27. Januar 1911. Geburten: Dem Maschinenschlosser Emil Eugen Elling 1 Sohn; dem Strumpfwirker und Musiker Hermann Ernst Dietrich 1 Tochter; Hierüber 1 unehelich geborener Knabe, sowie 1 totgeborenes Mädchen. Eheschließungen: Der Fabrikarbeiter Bruno Otto Winkler mit Johanne Gertrud Baumann, beide wohnhaft in Rabenstein. Sterbefälle: Dem Buchhalter Earl Oskar Kamprad 1 Tochter. 0 Monate all. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluff vom 20. bis 26. Januar 1911. Geburttn: Dem Gußrichter Herrmann Paul Lippmann 1 Knabe; Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am -1. Sonntag p. Epiph. den 29. Januar 1911 vorm. 9 Ahr Dred'ataottesdienst. — ^ , Parochie Rabenstem. Mittwoch den 1. Februar abends 8 Ahr Bibelstunde im Pfarr- hause. (hilfsg. Gebhardt.) Wochenamt von 30. Januar bis 5. Februar Hilfsg. Gebhardt. Volksbücherei Rabenstein. Morgen Sonntag geschlossen. Nächste Bücherausgabe Sonntag, am 5. Februar. Die Büchere^Derwaltnng. Bruno Winkler und grau , Rabenstein, den 22. Januar 1911. N vognso in a»on pi-kislsgvn, empüellt im kinrel-Verkauf vöiikekk lIvWgelirkiinkrki M» tk» M, IlM Inh Li»»»» s->»-»or Hofer Strotze 37 empfiehlt sein reichhaltiges Lager sämtlicher MMWWllll zu billigsten Preisen. Reparaturen und Maßarbeiten prompt und billig Giebelstube ab 1. April zu vermieten Nelchenbrand, Hofer Str. 60. Die bisher von Herrn Appreteur Earl Merkel innegehabten Räume in unserem Grundstücke Siegmar, Mühlenstr. 8 sind im ganzen, oder geteilt, zu Mll-u.MMs!ll riM ab 1. Januar 1911 zu vermieten. Näheres Siegmar, Mühlenstr. 8 oder Hofer Str. 23. Halb-Etage, schöne gross. Halb-Etage Gartenbenutzung zu vermieten. Siegmar, Friedrich-Auguststr. 11. 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