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Wochenblatt für A Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 344. Reichenbland, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. 4 Sonnabend, den 28. Januar 1S11. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Nepolgtftraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen genommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeigeu-Aunahme irr der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 5 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. BereiuSinserate muffen bis Freitags nachmittags S Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Kriegsbeorderuiiger» und Patznotizen. Reichenbrand, Ravenstein und Rottluff, am 26. Januar 1911. Die Gcmcindcvorstäiidc. Bekanntmachung. Die Ausgabe der neuen kriegsbeordcrungen und Paßnotizen für das nächste Mobilmachungsjahr (gültig vom 1. April 1911 bis 31. März 1912) erfolgt in der Zeit zwischen dem 1. und 15. März dss. Js. Können Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes, ausgenommen Ersatz-Reservisten, an den vorstehend bezeichnten Tagen nicht selbst zu Hause sein, so haben sie einen erwachsenen An verwandten, Mitbewohner, den Quartierwirt usw. mit der Empfangnahme des Befehls zu beauftragen. Jeder Wohnungswechsel in der Zeit vom 15. Januar bis 15. März ist dem Bezirkskommando sofort zu melden. Wer bis zum 15. März die neue Kriegsbeordcrung oder Paßnotiz nicht erhalten hat, hat dies um» gehend dem Bezirkskommando Ehemnitz schriftlich oder mündlich zu melden. Die Ersatzreserve hat diese Meldung nicht zu erstatten. Chemnitz, den 15. Janua/ 1911. Königliches Bezirkskoinmaiido. Die Herren Mitglieder des Gemeinderats und Schulvorstands hier sind zur Teilnahme an der Prüfung der Sanitätskolonne für Sonntag, den 29. Januar 1911, nachm. 2 Uhr in der Turnhalle der Zentralschule höfltchst eingeladen worden. Um freundliche Teilnahme bittet Rabenstein, am 27. Januar 1911. Der Gemeindevorstand Wilsdorf. Bekanntmachung. Am 1. Februar ds. Jhrs. wird der I. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig. Dieselbe ist spätestens bis zum 10. Februar a. o. bei Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuer-Einnahme zu bezahlen. Dcr Gemeindcvorstand zu Rabcnstein, am 27. Januar 1911. Meldungen im Fundamt Rabenftein. Gefunden: 1 Portemonnaie mit Inhalt, 1 Paar Kinder-Gummischuhe. Rabenstein, am 27. Januar 1911. Der Gemeindevorstand. Schulkinder-Anmeldung. Zur Anmeldung der Ostern 1911 in der Gemeinde Rottluff schulpflichtig werdenden Kinder ist Dienstag, der 7. Februar 1911, nachm. 3—5 Uhr für die Knaben und Donnerstag, der 9. Februar 1911, nachm. 3—5 Uhr für die Mädchen bestimmt worden, und hat die Anmeldung in der hiesigen Schule — Zimmer Nr. 1 — bei dem Herrn dirig. Lehrer Hunger zu erfolgen. Für alle Kinder sind die Impfscheine und für auswärts geborene noch die Geburtsurkunden mit Taufbescheinigungen mitzubringen. Rottluff, am 25. Januar 1911. Der Schulvorstand. Bericht über die Sitzung des Gcmciudcratcs zu Rottluff , ^Vorsitzender: -Herr -Lemeindenc-zHond.G e itz.lk-.i- Der Herr Vorsitzende begrüßt das Kollegium zur 1. Sitzung im lausenden Jahre und wünscht, daß sich die Gemeinde auch im neuen Jahre in so erfreuender Weise weiterentwickeln möge wie im Vorjahre. Nachdem der Herr Vorsitzende die neueintrctcnden Herren Günther. 6. Punkt wird vertagt. 6. Die Beihilfe für die freiw. Feuerwehr wird neu geregelt. 7. Auf das Gesuch des Bezirksschornsteinfegermeisters, Ein- führung der Schornsteinneubau-Prüfung betr., nimmt man abwartende meindeanlagcn wird vorgenommem ^ ^ ^ 9. Mit der Einschätzung zu den Gemeindeanlagen für 1911 wird begonnen. Reichenbrand. Bei der hiesigen Gemeindesparkaffe erfolgten im Dezember v. I. 206 Einzahlungrn im Betrage von 40280 Mark 52 Pf., 95 Rückzahlungen im Betrage von 46165 Mk. 77 Pfg. Die Gesamtein- uahme betrug 89369 Mk. 70 Pfg., die Gesamtausgabe 52135 Mk. 36 Pf. und der bare Kaffenbestand am Schluffe des Monats 37234 Mk- 34 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Dezember 1910 beziffert sich auf 141504 Mk. 96 Pfg. Relchenbrand. Es sei auch an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß das im Gasthaus Reichenbrand (1 Treppe) aufgestellte mechan. Kunstbergwerk nur noch bis morgen Sonntag zu sehen ist. Da das selbst in seinen kleinsten Teilen wohldurchdachte Werk, zu dessen Fettigstellung jahrelanger emsiger Fleiß nötig gewesen ist, großen Kostenaufwand erfordert, so wäre dem Besitzer ein zahlreicher Besuch noch zu wünschen, Rabenstein. Der 4. Dolksleseabend, der am vergangenen Witterung gut besucht. Als Vorleser hatte sich freundlichst Herr Herwin Arnold zur Verfügung gestellt. In dem Leseplan war eine Ver schiebung eingetreten. Für Hebbel sollte Otto Ludwig an diesem Abend das Wort haben. Nachdem H. Arnold den Lebensgang des guten Erzählers Ludwig, der auch den Theaterliebhabern durch den vom hiesigen Dramatischen Verein aufgefühtten „Erbförster* bekannt sein dürfte, den Zuhörern bekannt gegeben hatte, las er einige Proben aus Ludwigs Werken vor z. B. „der siebenjährige Krieg* und „Line Bauernhochzeit bei Meißen." Der feinsinnige Humor, die anmutige Kleinmalcrei, mit der O. Ludwig auch den nüchtersten Dingen poetischen Glanz verleiht, kamen durch das gute Vorlescn recht zur Geltung und verschafften den Zuhörern eine sehr angenehm-Abendstunde. Jngeborg. AK Eine altschwedische Geschichte von Karl Karolus. ilForts-tzung.)! Die Gräfin Brahc besaß auch eine poetische Ader. Aber nur die allcrocrtrautcsteu Freunde und Freundinnen lernten die Werke ihres romantischen Geistes kennen. Herr von Brenkendorff gehörte zu diese» Auscrwählten, auch erfreute er sich sonst des besonderen Vertrauens der Gräfin. Er war, wie diese, unverheiratet, und man sprach in der Gesell schaft von dcr platonischen Liebe dieser beiden älteren Leute. Läßt sich auch nicht Nachweisen, inwieweit dies zutrifft, so läßt sich andererseits nicht leugnen, daß diese zwei Un- vermählten ein sonderbares Frcundschaftsband verknüpfte, das sie oft zu allerlei Torheiten verleitete, wie sie so häufig bei älteren, unverheirateten Leuten sich finden. Heute hatte die Gräfin eine besonders reiche und geschmack volle Toilette gewählt. Ihre grauen Haare, die sie durch aus nicht zu verdecken suchte, ringelten sich in kleinen Löck chen um die Schläfe, die Stirn schmückte ein blitzender Goldreif, in dessen Mitte ein kostbarer Diamant erstrahlte. Ihr schweres Seidenkleid, von himmelblauer Farbe, fiel in reichen Falten hernieder. Den Besatz bildeten die teuersten Brüsseler Kanten. Ein Meisterstück an Zierlichkeit und Eleganz war der Fächer, de» sie graziös zu handhaben verstand. Dcr Intendant trat ein. Er trug ein feines Hofkleid von kostbarem Stoff. Au seiner Seite hing ein zierlicher, goldener Galanteriedegen. Beide stellten sich nach dcr ersten Begrüßung an den großen Marmorkamin, dcr mit einer Menge bizarrer Nippfiguren geschmückt war. Hell erleuchtete der vergoldete Sims im Scheine der Züngelnden Flammen. Flüsternd führten die beiden ein angeregtes Gespräch, während an einem entfernten Tischchen eine Gruppe von Damen und Herren eine lebhafte, laute Unterhaltung führten. „Sie Schelm," sagte die Gräfin, indem sie mit dem Fächer leise die Schulter des Intendanten berührte. Der Intendant verneigte sich graziös. „Meine gnädigste Gräfin wissen, daß ich nicht eigennützig bin. Gilt es, Ihnen zu Gefallen zu sein, so bin ich zu allem bereit." „Also die schöne Inge kommt?" „Jawohl, Gnädigste." „Sie sind ein liebenswürdiger Kavalier!" „Ach, Leonore, hätte ich mich nur vor zwanzig Jahren Ihrer Freundschaft zu erfreuen gehabt, es wäre heule so ganz anders! Lächelnd sah ihn die Gräfin an. „Viktor, war mein Gesicht „Verzeihung, Leonore, aber —" „Bitte, unterbrechen Sie mich nicht!" „Es ist meine Pflicht, daß ich rede." „Nun, und was?" „Vor zwanzig Jahren war ich eben im Anfang der dreißiger Jahre." „Und das soll heißen?" „Ich hätte Ihnen damals ein glühendes Herz zu Füßen legen können. „Und heute, mein Freund?" Nur die Freundschaft eines überreifen Mannes." „Das genügt vollkommen einer armen Frau, die längst auf die wahre Liebe Verzicht geleistet hat. In meinen Jahren wäre cs ein Unglück, wenn diese Leidenschaft sich noch einmal regen sollte. Ich fehne mich aber auch nicht nach jenem Lebensalter zurück. Doch verlassen wir nicht unser Haupt- thcma! Also das schöne Mädchen aus Dalarne kommt? Ich bin wirklich neugierig, es zu sehen, nachdem es unser Kronprinz ein Muster von Schönheit genannt hat." „Das Mädchen muß schon hier sein," sagte der Inten dant mit einem Blick auf die Uhr. „Wodurch haben Sie eigentlich die spröde Schöne zum Herkommen bewogen?" „Ich habe ihr zehn Goldstücke versprochen." „Ah, Gold also ist der Talisman» !" „Nein, in diesem Falle nur die Liebe." „Wie, die Liebe? Doch wohl nicht gar zu Prinz Oskar? Das wäre!" „Nein, zu einem einfachen Landsmann von ihr. Inge will Geld erwerben, um ihn heiraten zu können. Nur die Aussicht auf raschen Erwerb der nötigen Sumnic veranlaßte sie, meiner Einladung zu folgen." „Und der Bräutigam wird nicht eifersüchtig? Das ist doch seltsam!" „Er weilt nicht mehr in Stockholm. Er befindet sich auf der Reise zu seinem sterbenden Vater. Das Mädchen will ihn bei der Rückkehr mit dcr Nachricht überraschen, daß der Heirat nichts mehr im Wege steht. Glauben Sie mir, Inge ist ein reines, unschuldiges Naturkind!" „Gerade diese Versicherung erhöht mein Interesse an dieser merkwürdigen Person. Um zehn Uhr erst beginnt die Tafel, das Mädchen mag uns bis dahin unterhalten. Diese Ueberraschungen ist neu, ich verspreche mir einen vollen Erfolg." Herr von Brenkendorff küßte galant die Hand der Dame und entfernte sich. Die Gräfin näherte sich der Gruppe der Sie, tten voi'LÜglicfien beste vom besten! krisckmecf<fsettfgut u. bekommt susgereictmet.