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fühlte sich sehr erleichtert. Er hatte unter der Launenhaftig keit seines Herrn viel zu leiden. „Ich gehe fort, ich bleibe nicht mehr bei Ihnen," war seine stereotype Redensart geworden. Doch der junge Sänger antwortete höchstens mit einem „Kamel" oder „Einfalts pinsel", und dann blieb alles wieder wie es war. Franz traf einmal, als er gerade verschiedene Besorgungen für seinen Herrn zu machen hatte, mit dem alten Fritz zu sammen. Es stellte sich heraus, daß die beiden einstmals bei demselben Regiment gedient und manches zusammen er lebt hatten. Sie erkannten sich auch gleich wieder, denn sie waren damals gute Kameraden gewesen und die Begrüßung fiel demgemäß auch herzlich aus. „Na, nu sage mir mal, Fritz, was du denn eigentlich jetzt treibst," fragte Franz. Der Angcrcdcte richtete sich stramm empor und erwiderte nicht ohne Stolz: „Ich Hab' cs nicht schlecht getroffen, Kamerad, habe einen guten Posten bei dem reichen Fabrikanten und Fabrikbesitzer Reinan, dem Millionär, da bin ich als Kutscher. „Lakai" nennt mich unser gnädiges Fräulein immer; und du? Wie kommst denn jetzt du plötzlich hierher?" „Ich bin mit meinem Herrn, dem Opernsänger Walter hier, den ich auf allen Reisen begleiten muß. Er ist nun freilich noch kein Millionär, aber er wird es sicher noch werden," äußerte Franz wichtig. „Du, deinen Herrn, den kenn' ich," rief Fritz lebhaft. „Er ist uns schon vcrschicdencmale begegnet, wenn wir, — mein Fräulein und ich, — nach Neulindcn fuhren. Ein schöner Mann ist er übrigens, dein Herr," fügte Fritz wohl wollend bei. „Das will ich meinen," entgcgnete Franz und sein Freund und Regimentskamerad fuhr eifrig fort: „Mein Fräulein muß den Herrn Walter übrigens schon länger kennen, denn die beiden begrüßten einander so vertraut und herzlich wie zwei alte Bekannte. Damals wäre ich beinahe mit ihm in Streit geraten, denn er nannte unser Fräulein — wie glaubst du wohl, daß er sie anricf?" „Nun?" machte Franz, der der Rede seines alten Freundes mit grobem Interesse gefolgt war. Hoffte er doch, hier den Schlüssel für seines Herrn unbegreifliche Launenhaftig keit zu finden. „Ich war aufs äußerste empört, kannst du dir denken, wie der Herr, den ich gar nicht kannte, uns zuruft: „Guten Tag, Fräulein Hasenfratz, wie geht's dem Fräulein Zicrbalg? — Nu bitt' ich dich, hast du so etwas schon gehört? Mein Fräulein lachte ganz ausgelassen, und da sie auch nicht auf den Kopf gefallen ist, so quittierte sic ganz Prompt und nannte den frechen Menschen „Herr Zipfel". Das schien ihn gar nicht zu ärgern, im Gegenteil, mir kam es vor, als freute er sich darüber. Aber mich wurmte es doch, daß er uns solchen Spitznamen aufhängen wollte; deshalb sagte ich ihm klar und deutlich, wie wir eigentlich heißen. Wir brauchen uns doch so etwas nicht gefallen zu lassen, auch nicht von einem berühmten Küisitlcr. Wie mir mein Fräulein später „Ist dein Fräulein hübsch und jung?" fragte Franz, dem bei dieser Erzählung ein Licht aufging. „Ob Fräulein Maja Reinan hübsch und jung ist!" rief Fritz, den schon die Frage allein z» beleidigen schien. „Hübsch und jung, — ha, ha, du solltest sie bloß einmal sehen, — bloß einmal, hübsch meinst du? Sie ist das schönste Mädchen der Stadt, ach, was rede ich, — der Stadt, des ganzen Königreichs!" „Na na, übertreibe nur nicht," wehrte Franz lachend, „halt du 'ne Ahnung, was cs in nnsercm Königreich für hübsche Mädchen gibt! Du hast eben noch nicht so viel gesehen, wie ich! Beim Theater sicht man viel, sage ich dir, ach, es ist eine Pracht, was cs da für Weiber gibt —" er schnalzte mit der Zunge, — „eine Pracht sag' ich dir!" — „Alter Esel," brummte Fritz, „läufst du noch immer jeder Schürze nach, wie damals, wo du die Mädels alle zum Besten hieltest?" „Na, ich sehe noch immer ein hübsches Mädchen lieber als ein häßliches," gestand Franz aufrichtig: „ach, es war doch eine schöne Zeit damals, als wir jung und forsch waren. Erinnerst du dich noch an meine alte Kathrine und was die für herrliche Sachen zu kochen verstand? Ach, die besten Bissen hat sic mir heimlich zugesteckt. Möchte Wohl wissen, was aus ihr geworden ist." „Die Kathrine? Wo die jetzt ist, das kann ich dir gleich sagen," warf Fritz lebhaft ein. „Die ist Wirtschafterin bei dem Herrn v. Brandt draußen in Neulinden. Ich glaube nicht, daß sie dort Gelegenheit hat, Schätze zu sammeln. Ich habe sic schon öfters gesehen und ich sage dir: alt ist die geworden, — alt und dick und häßlich obendrein." „Ja, meinst du denn, daß wir jünger und schöner ge worden sind in der langen Zeit? Bilde dir nur nichts ein, Fritz!" Die beiden Diener waren so ins Plaudern geraten, daß sie kaum bemerkten, wie die Zeit verging. Sie standen in einer sehr lebhafte» Straße mitte» auf dem schmalen Geh steig, und mancher der zahlreichen Paffanten ärgerte sich, daß er, um ausznwcichcn, auf die Straße hinabtretcn mußte. Mancher Puff und Rippenstoß gab Zeugnis davon. Und endlich öffnete sich im Parterre des Hauses, vor dem sie standen, ein Fenster, und eine scheltende Frauenstimme klang heraus: „Das hat aber nun lange genug gedauert! Soll ich den Herren vielleicht einen Stuhl bringen, dannt sie sich setzen können?" „Na, na, man wird doch noch zusammen plaudern dürfen?" rief Fritz giftig. „Ja, aber nicht gleich eine ganze Stunde! Da heißt es immer, die Weiber tratschen, wenn aber so ein paar alte Schwadroniercr beisammcnstehen, ist an kein Ende mehr zu denken!" „So ein Drache," murmelte Franz, schickte sich aber doch an, weiter zu gehen. An der nächsten Ecke blieben sie wieder stehen. Fritz erinnerte sich der verschiedenen Aufträge, die ihm Fräulein Maja erteilt hatte und drängte: „Ich muß jetzt wirklich eilen, habe mich ohnehin schon zu lange aufgehalten!" Franz hielt den wiedcrgefnndenen Freund am Aermel fest. „Aber so pressant wird es doch nicht sein." „Da Hab' ich nun vor lauter alten Erinnerungen die Hauptsache vergessen," Hub er wieder an. „Also, was mich am meisten interessiert: glaubst du nicht, daß mein Herr in dein Fräulein verliebt ist? Ich vermute nämlich, daß etwas derartiges dahinter steckt." Fritz machte sein pfiffigstes Gesicht. „Verliebt kann der Herr Walter schon sein, aber ob gerade in Fräulein Maja Reinan, das bezweifle ich, denn bei unserem Hause sah ich ihn nie. Eher könnte ich glauben, daß ^ ^ is d d ick ' ^Ach, ich weiß doch nicht, ob ich darüber sprechen darf." „Mir kannst du alles anvcrtrauen, ich bin stumm wie das Grab," beteuerte Franz. „Na, na," machte Fritz. Er mochte in früheren Zeiten Wohl gegenteilige Erfahrungen gesammelt haben, denn er schwieg hartnäckig. „Ich möchte nur wissen, wie du zu dieser Frage kommst?" begann er endlich ablcnkcnd. (Fortsetzung folgt.» Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom !>, bis 17. Juli 1S08. Eheschließungen: Der Schlosser Bernhard Richard Richter in Chem nitz mit Minna Klara Reinhardt in Reichenbrand: der Schneider gchilse Karl Gottwald i» Siegmar mit Frieda Ella Dcmmler in Reichenbrand. Sterbefälle: Dem Musterzeichner Wilhelm Richard Hänichen l Tochter, 9 2ahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 1«. bis 1«. Juli 1008. Geburten: 1 Knabe dem Schlosser Karl Maria Richter, 1 Mädchen dem Kernmacher Ernst Paul Reinhardt und dem Kaufmann Max Willi Matthes. Eheschließungen: Der Strumpfpresser Rudolph Oskar Pctzold in Reichenbrand mit Alma Frieda Stopp in Siegmar; der Techniker in Siegmar; der Polizeiexpedient Hermann Julius Kunze in Bautzen mit Marie Susanne Janschke in Siegmar. Sterbefalle: Magarete Elli Alice Leichsenring, 1 Monat 8 Tage alt; Johann Franz Xaver Meier, 7 Monate 16 Tage alt; Klara Martha Frida Ott. 2 Monate 1 Tag alt; Tochter des Schachtmeisters Karl Ott in Siegmar. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Ravenstein vom 10. bis 17. Juli 1008. Geburten: In Rabcnstein 1 Sohn dem Färbercigehilfcn Friedrich Emil Erth, dem Kettenarbeiter Emil Paul Seifert, dem Färber meister Karl Alfred Wunsch, 1 Tochter dem Apprcturarbeiter Paul Arthur Irmschcr und dem Schlosser Hermann Brüning. In Rottluff dem Gußputzer Kurt Anton Wüchtler. Eheaufgebote: Der Fabrikarbeiter Gustav Adolph Lässig in Rott luff mit Ida Marie Gehmlich in Rabenstein; der Handschuhstricker Max Paul Wächtler in Rottluff mit Wally Dora Müller in Rabenstein; der Eisenformer Paul Emil Meier mit Frieda Alma Lohse, beide in Rabenstein; der Geschäftsreisende Ernst Alfred Schlenker in Pulsnitz mit Auguste Anna Maria Pöge in Naben stein; der Handschuhwirker Mar Otto Grunert mit Elsa Anno Reim, beide in Rabenstcin; der Eisendreher Emil Alfred Böttcher in Chemnitz mit Anna Frieda Hartig in Nabenstein. Eheschließungen: Der Landwirt Mar Arno Fritzsche mit Berta Richter, beide in Rottluff. Sterbefalle: Der Privatmann Gottlob Friedrich Hclbig, 77 Jahre alt; die Handschuhstrickersehcfrau Lina Hulda Mardaus geb. Schulze, 26 Jahre alt; die Färbermcisters Ehefrau Frieda Helene Wunsch geb. Ohme. 26 Jahre alt; sämtlich in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochic Reichenbrand. Am 5. Sonntag p. 1>in. den 19. Juli vorm. >/-9 Uhr Predigtlescgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 5. Sonntag p. Drin. d. 19. Juli Lescgottesdienst. Die Christenlehre fällt an diesem Tage aus. Ackert?« Gasthaus mi Konzertpark Wittelbach._ Telephon Nr. 10. Medier Mslugrort. 5ekenrvürSige Särienänlägeii. Morgen Sonntag großes Garten-Konzert, ausgeführt vom Concertina-5llub Mitlelbach. Eintritt krvi. 1'roKran»u 10 kkZ;. Nachmittags von >/„4 Uhr an öffentliche Ballmnsik. Lvlrvrt. d» Privaw-'anns ° ^ ^ Herrn Doktor ^Gebauer für die Aufopferung bei seiner Krankheit, sowie Herrn Pastor Sommer, Röhrsdorf für die trostreichen Worte am Grabe. Dir aber, teurer Entschlafener, rufen wir ein „Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Die trauernden Hinterbliebenen. Nabenstein. dlax Sorstvudvrxvr und rrau geb. Helbig, LmU IVLoüUvr und I^au geb. Helbig nebst Kindern. Zurückgekehrt vom Grabe meiner unvergeßlichen, innigstgeliebten Gattin Frau Frieda Helene Wunsch geb. Oehme fühle ich mich veranlaßt, nur hierdurch allen Bekannten, und Ver wandten für das Geleite zur letzten Ruhestätte, sowie für den überaus reichen Blumenschmuck meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen. Ganz besonderen Dank Herrn Pastor Sommer für die trostreichen Wone am Grabe, sowie dem Gesangverein „Doppelauartett", Kändler Firma Erhard Wunsch ^in Ländler. Dir aber, teure Entschlafene, rufe ich ein herzliches „Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Ravenstein, den 18. Juli 1908. vsi'I Viunsvk nebst Kindern und übrigen Hinterbliebenen. Für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahme bei dem Be gräbnisse unserer lieben teuren Entschlafenen Lina Hulda Mardaus geb. Schulze sowie für den reichen Blumenschmuck und für die ehrende Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte, sagen wir hiermit unseren herzlichsten Dank. Besonders danken wir sowohl Herrn Doktor Gebauer und der Schwester Emma für ihre aufopfernden Bemühungen, als auch dem Gesangverein „Lyra" für den erhebenden Gesang. Der tieftrauernde Gatte ^7l1I1ruu «larüLu» nebst Kindern und Hinterbliebenen. Dein letztes Wort: „Lebt wohl, ihr Lieben", Hast tief in unser Herz geschrieben. Rabensteins Ein Hochparterre mit 2 Wohnzimmern, Vorsaal, Küche, großer Schlafstube nebst Bodenkammer ist ab 1. Oktober zu vermieten. Näheres bei v. Otto Lorxor, Rabensteln, Eurt Müllerstraße 116 c. Schöne Wohnung mit Gartengenuß zu vermieten. Reichenbrand» Neooigtstr. 12. Schöne Me Wohnung, 3 Zimmer, Küche und Zubeh. für 1. Oktbr., ein möbliertes Zimmer für sofort zu vermieten. Näheres in der Expedition d. Blattes. Parterrewohnung ab 1. Oktober mietfrei Rabenstein, Neichenbranderstr. 33X. Eine Erkerivohnnng für einzelne Person sof. zu vermieten bei Llpplux, Siegmar. 1 Herr oder 2 Mädchen können Logis erhalten. Siegmar, Amalienstr. Nr. 6^ l. Hübsches Küchenlogis oder 1. Oktbr. von anständigen Leuten zu mieten gesucht. Offerten unter K. bis 22. Juli in die Exped. d. Bl. erbeten. 3- und 4teilig, 16- und 16nädl. Jahnsdorf Nr. 64. 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