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Ehe der Gefragte eine Antwort geben konnte, trat aus dem Torweg, der zu vem alte» Herreuhausc führte, eine schlanke, hellgekleidete Mädchengcstalt. Sie eilte mit einer freudigen Bewegung auf Maja zu und streckte ihr lebhaft beide Hände entgegen. „Ach da bist du endlich! Ich dachte schon, du würdest heute gar nicht kommen, ich erwartete dich sehnsüchtig!" rief sie mit Hellem Lachen. Herr v. Brandt verneigte sich artig. „Verzeihen Sic, Fräulein v. Schinettwitz, „an der Ver spätung Ihrer Freundin bi» ich schuld. Wir kamen so ins Plaudern —" „Ja, ja, ich weiß schon", unterbrach die Angercdcte lächelnd seine Entschuldigung, „ich habe das sehr oft erlebt,' wer mit meiner Maja zusaniinentrifft, der möchte sic so laiige als möglich für sich haben, sie ist eben ein Sonnen- kind, nicht wahr?" Sie schlang in aufwallcnder Herzlichkeit den Arni um den Hals der Freundin und küßte sie leicht auf beide Wangen. Herr v. Brandt hatte Lilly indessen aus dem Wagen gehoben und wollte sich mit ihr verabschieden. Doch das Kind sträubte sich heftig. „Ich will bei Tante Maja bleiben, bitte, bitte, laß mich hier, Papa!" Doch das half nun nichts, obwohl die jungen Damen versprachen, die Kleine nach Hause zu bringen. Er zog das widerstrebende Kind mit sich fort. Noch oft wandte Lilly sich zurück, bis die „liebe Tante" ihren Blicken entschwand. „Ein sonderbarer Mensch", sagte Maja, de» Beiden ge dankenvoll nachsehend. „Weißt du Näheres über seine Ver hältnisse, Sylvia?" wandte sie sich lebhaft an die Freundin. Die Gefragte zuckte die Achsel». „Er verkehrt ja zuweilen in unserem Hause, aber über die Vergangenheit spricht er sich nie aus. Ich glaube, er hat viel Schweres durchzumachen gehabt. So viel ich aus nebenbei hingeworfencn Acußcrnngen entnehmen konnte, war er sehr unglücklich verheiratet." „Und seine Frau ist tot?" „Ja, ich denke seit etwa zwei Jahren." „Er hat aber doch das Kind, und das reizende, liebliche Gcschöpfchcn muß ihm doch viele Freude machen. Trotzdem blickt er immer so finster drein. Hat er da ein Recht, stets mit seinem Geschick zu hadern? Weshalb sollten denn nicht auch für ihn wieder freundlichere Tage kommen?" Sylvia drohte der lebhaft sprechenden Freundin lächelnd mit dem Finger. „Mir scheint, du interessierst dich für diesen Herrn v. Brandt mehr als gut ist. Er ist auch ein stattlicher, schöner Mann, nur nicht mehr so ganz jung." Maja war ein wenig rot geworden, doch schlug sie die Augen voll zu Sylvia auf. Ein schalkhafter Ausdruck lag auf ihrem reizenden Gesicht. „Na, höre mal, viel älter als dein Verlobter ist er doch sicher nicht." lieber Sylvias eben noch so heiteres Gesicht flog ein finstrer SHgtK,,. „Und meinst du, daß ich mich ihm angclobt hätte fürs Leben, wenn man mich nicht gedrängt, ja geradezu gezwungen hätte? Die Verbindung Mit ihm ist doch eine glänzende Versorgung! Es ist eine der besten Partien der ganzen Um gegend! — Was will ich denn mehr? Ich, das vermögens lose Mädchen, das nur von der Gnade anderer lebt! Da mußte ich doch zugreifen! Die Welt müßte mich ja für verrückt halten, wenn ich diese Heirat ausgcschlagcn hätte! Ich hielt es anfangs ja selbst für ei» großes Glück, einen reichen Mann zu bekommen! Nur heraus wollte ich, — heraus so bald als möglich aus dieser Sphäre, die mich drückte wie eine schwere Kette! Jetzt —" Sylvia seufzte tief auf, — „bin ich freilich anderer Ansicht!" Maja war aufs höchste erschrocken bei den leidenschaft lich hervorgestoßenen Worten der Freundin. Hatte sie auch längst geahnt, daß nicht die Liebe cs war, die Sylvia ver- anlaßte, sich mit dem viel älteren Manne zu verloben, so erfuhr sie doch eben erst, daß Sylvia ihren Verlobten bei nahe haßte. „Du tust sehr unrecht, mit solchen Gefühlen eine Ehe einzugehen," begann Maja, nachdem sie sich von ihrem ersten Schrecken etwas erholt hatte, „du mußt das Band wieder lösen zu deinem eigenen Heil. Solche Verbindung ist ein Unglück." - Sylvia lachte bitter auf. „An das Unglück bin ich schon gewöhnt. Meinst du, daß es so leicht wäre, das Band zu lösen? Nein, — nein, Maja, das will ich nicht, und wenn ich es wollte, man würde es zu verhindern wissen! Davon befreit mich niemand mehr, — niemand!" Die beiden Mädchen waren während dieses Gespräches Arm in Arm langsam auf- und abgewandert. Fritz hatte indessen die Ponnys ausgeschirrt und nach dem Stalle geführt. Jetzt setzte er sich behaglich in die Sonne auf einen alten Baumstumpf nieder, legte die Hände um die Knie und ver harrte unbeweglich in dieser Stellung. Maja trat auf ihn zu und sagte freundlich: „Bleibe hier, in etwa einer Stunde komme ich zurück, dann fahren wir nach Hause!" Der Alte nickte, mit den Augen blinzelnd, denn die Sonne blendete ihn. „Wollen wir den Waldweg zur alten Mühle einschlage»?" fragte Sylvia, ihren Arni wieder in den der Freundin schiebend. „Ja, mir ist es recht," nickte Maja, „doch zuvor will ich rasch deinen Papa begrüßen." „Laß das für diesmal," wandte Sylvia mit finsterem Gesicht ein. „Papa hat heute wieder feinen schlimmen Tag, da bleibt inan ihm ani besten ganz fern. Du kennst das ja und zu dir kann ich offen darüber sprechen. O, du weißt nicht, was ich leide! Papa ist seit unserem großen Unglück ein völlig anderer geworden! Tagelang sitzt er in seinem Zimmer unk starrt vor sich hin oder murmelt unverständliche Worte. Ich fürchte mich manchmal vor ihm, wen» ich allein bei ihm bin. Beständig macht er sich die schrecklichsteil Vorwürfe, als ob er für die Schlechtigkeit anderer verant wortlich wäre. Was kann er denn dafür, daß bei dem Zusammenbruch der Kreditbank unser ganzes Vermögen ver loren ging, daß der grobe Krach alles verschlang? Tausende von Menscheii wurden dadurch um ihre ganze Habe betrogen, sie weinen, klagen mit uns, aber was hilft es nun? Das Geld bekommen wir dadurch nicht wieder. Wir wurden an einem einzigen Tag zu Bettlern und mußten schließlich froh sein, als mein Onkel uns hier eine Heimstätte bot. Platz genug hatte er ja in seinem großen Hause; so ersparen wir wenigstens die hohe Miete. Freilich, den Winter hier auf dem Lande stelle ich mir schrecklich vor. Da wird es sehr einsam hier sein. Ich fürchte mich beinahe davor. Und was hatte ich von diesem Winter für Freude erwartet! Was hatten wir für Pläne gemacht, nicht, Maja? Und nun mit einem Schlage ist alles, alles aus! Nun sitze ich hier- und habe mich mit einem Menschen verlobt, den ich nicht lieben kann, — niemals lieben werde! Ach Liebste, wenn ich dich nicht hätte, cs wäre geradezu trostlos! Du bist mein einziger Sonnenstrahl, Maja! Wenn du bei mir bist, vergesse ich auf Stunden allen Kummer! Versprich mir, daß du recht oft kommen willst, auch im Winter, — hörst du? Und daß nichts imstande sein soll, uns zu trennen, nichts, — daß du fest zu mir halten willst, wie cs auch komme!" Sylvia hatte das alles in heftiger Erregung hcrvorge- stoßen. Jetzt zog sie die Freundin fest an sich und küßte sie leidenschaftlich. Maja war ganz bestürzt. So aufgeregt hatte sie Sylvia noch nie gesehen; sie gab sich alle Mühe, etwas auszusinnen, was das Mädchen zerstrencn und beruhigen könnte; aber es wollte ihr gar nichts einfallen. Es war freilich ein großes Unglück gewesen, das die Familie betroffen. Sylvias Mutter, eine schöne, sanfte Frau, hatte dem Gatten ein großes Vermögen zugebracht. Sie inachten ein großes Hans, gaben Gesellschaften und wurden überall gern gesehen. Die Ehe war eine sehr glückliche und als Hauptmann v. Schmettwitz seinen Erstgeborenen auf den Armen halten durfte, da hätte er mit keinem Fürsten getauscht. „Ein Sohn, — ein strammer In,lye!" jubelte er immer wieder. „Das gibt einmal einen tüchtigen Soldaten, er soll, gleich seinem Vater, des Königs Rock in Ehren tragen!" Als ihm dann zehn Jahre später ein Töchterchen geboren wurde, bedauerte er von Herzen, daß es nicht ebenfalls ein Sohn war. „Der König braucht tapfere Soldaten," pflegte er zu sagen, „was soll ich mit dem Mädel anfangcn?" Fest behielt er das Ziel im Auge, das er seinem Knaben schon bei der Geburt gesteckt. Er erzog ihn mit militärischer Strenge. Doch der Junge zeigte sich, je älter er wurde, desto halsstarriger und trotziger und verweigerte in verschie denen Fällen den Gehorsam. Als er aber dem Vater rund- w°a erklärte, er, "mide aut keinen Fall Saldat werden, „ vir,« .-Vor Äbmichimiyen seiner Frau und deren anderen Verwandten beschloß er, den trotzigen Jungen zu zwingen. Er übergab ihn einer Anstalt und voii dort traf eines Tages die niederschmetternde Kunde ein, daß der Kadett Leon v. Schmettwitz heimlich auf und davon gegangen sei. Er hatte nach einem wohlerwogenen, längst vorbereiteten Plan gehandelt, sonst wäre ihm der Streich bei der strengen Aufsicht nicht gelungen. Er war als ein schlauer, geriebener Bursche in der ganzen Anstalt bekannt, hatte sich von einem vermögenden Kameraden Geld geborgt, sich heimlich Zivilkleider angeschafft und die Uniform zurückgelaffen. Spurlos war er verschwunden, als hätte der Erdboden ihn verschlungen. Ob der Vater auch tobte und sich in den lebhaftesten Verwünschungen gegen den ungeartete» Sohn erging, ob er ihn auch verfluchte wegen der Schmach, die er ihm angetan, — der Sohn kam deshalb doch nicht zurück. Der königs treue Soldat vermochte wohl niemals den Schlag ganz zu verwinden. Wenn sich mit der Zeit auch der wilde Grimm legte, der ihn anfangs beherrschte, so ließ der Streich doch seinen Stachel zurück. Und damals sing das Unglück an. Frau v. Schmettwitz kränkelte, ein heftiges Nervenfieber kam zum Ausbruch, von dem sie nie mehr tzanz genas. Zwar erholte sie sich körperlich wieder, aber ihr Geist blieb umnachtet. Jahrelang lebte sie still und in sich gekehrt dahin, aber schließlich stellten sich heftige Tobsuchtsfälle ein, so daß der tiefgebeugte Gatte sich entschließen mußte, die geliebte Frau einer Nervenheilanstalt zu übergeben. Dort wurde sie nach einigen Jahren durch den Tod erlöst. Hauptmann v. Schmettwitz war ein gebrochener Mann. Er nahm den Abschied und zog sich von aller Welt zurück. Vielleicht hätte er sich, da seine Heranwachsende Tochter ihn mit liebender Fürsorge unigab, nach und nach wieder auf- gerichtet, wäre der letzte entscheidende Schlag ihm erspart geblieben. Er hatte sein bedeutendes Vermögen einer der angesehensten Gesellschaften, der Kreditbank anvertraut. Der Direktor derselben genoß im weiten Umkreise das höchste Ansehen. Niemand ahnte, daß er sich in gewagte Speku lationen eingelassen hatte. Lange Zeit hindurch verstand er es, die riesigen Verluste geschickt zu verdeckeil, und als das nicht mehr möglich war, entfloh er unter Mitnahme aller flüssigen Geldmittel. Es stellte sich bald heraus, daß alles verloren war. Was half es, daß man den ungetreuen Direktor und seine Helfershelfer nach eifrigem Suchen dingfest machen konnte? Zu hoffen blieb den Betrogenen deshalb absolut nichts mehr. Hauptmann v. Schmettwitz wollte die unfaßbare Nachricht zuerst nicht glauben. Als er aber die Bestätigung des namenlosen Unglücks erhielt — da fluchte er nicht und tobte nicht, er saß nur ganz starr und stumm, ohne sich zu rühren, in einer Ecke. Er kümmerte sich um nichts und wenn Sylvia, die damals gerade aus der Pension kam, angstvoll fragte, was nun werden solle, so brnmmte er mürrisch: „Mache was du willst, mir ist alles gleich — nur laß mich in Ruhe!" In ihrer Not wandte sich das geängstigte Mädchen an den Bruder ihres Vaters, den Gutsbesitzer von Schmettwitz auf Neulinden. Dieser kam und wollte dem unglücklichen Bruder Vorwürfe machen, daß er leichtsinnig und unverant wortlich gehandelt hätte. Doch Sylvia, die in wenigen Tagen aus einem spielenden, tändelnden Kinde eine zielbe wußte, sorgende Tochter geworden war, wehrte dem Onkel ernst und bestimmt: „Mit Vorwürfen ist uns nicht gedient," rief sie ihm zu. „Wenn du keinen Nat weißt, dann tut es mir leid, dich bemüht zu haben. Siehst du denn nicht, wie schwer mein armer Vater ohnehin an dem Unglück trägt? Ich dulde es nicht, daß du ihn quälst!" Dem Onkel imponierte das sichere Auftreten der Süchte ungemein. Nach kurzem Zögern bot der im Grunde gut mütige Mann den Verwandten ein Asyl in seinem Hause an; denn daß sie von der Pension allein nicht leben konnte:,, das sah er ein. Er wußte es wohl, es würde einen harten Kampf mit seiner Frau geben, — denn Frau v. Schmettwitz auf Neulinden war als sehr geizig überall bekannt, — aber schließlich mußte man ihr eben zeigen, wer der Herr im Hause war. Sie fügte sich, wenn auch mir widerwillig, in die Anordnung ihres Gebieters. Für Sylvia kam nun eine schwere Zeit. Sie mußte alles Ueberflüsstge verkaufen, cs blieb ihr die ganze Last der Sorge für den Haushalt allein, denn der Vater kümmerte sich um nichts. Ob er in der Stadt blieb oder nach Neulinden hinausging, war ihm gleichgiltig. Mit schwerem Herzen trennte sich Sylvia von manchem wertvollen Stück der Einrichtung, das ihr lieb und vertraut war wie ei» alter Freund. Doch die Tante bestand darauf, daß alles Entbehr liche verkauft wurde und das junge Mädchen fügte sich seufzend in das llnvermeidliche. „Du darfst mir nicht das Haus mit all dem Kram voll stopfen, dafür habe ich nicht Raum genug," wiederholte sie immer. „Und du mußt auch froh sein, ein paar Groschen in die Hand zu bekommen, denn wenn ihr euch auch noch so bescheiden cinrichtet und wenn man in Neulinden auch viel billiger leben kann, als in einer großen Stadt, — Geld braucht man deswegen doch. Deine Toilette ist auch viel zu reichhaltig," fuhr sie dann fort und ließ ihre kalten, grauen Augen prüfend über die geschmackvoll gearbeiteten Kleider der Nichte hinschwcifcn. „Du lieber Gott, wozu braucht man denn so unglaublich viel Sachen! Das muß nun in Zukunft alles anders werden. In Neulinden hast du gar keine Verwendung für solchen Luxus, man lebt dort sehr einfach." So war endlich der für den Umzug festgesetzte Tag ge kommen. Am meisten schmerzte Sylvia die Trennung von ihrer über alles geliebten Freundin. Denn da Maja in der Stadt nur wenige Häuser entfernt wohnte, war es den beiden Mädchen möglich gewesen, sich zu sehen, so oft sie Lust hatten. Das ging nun freilich nicht mehr. Doch znm Glück konnte man Neulinden in etwa einer Stunde erreichen, und Maja versprach, oft zu kommen. Ihr standen ja jeder zeit Wagen und Pferde zur Verfügung, ein Besuch in Neu linden bot also keinerlei Schwierigkeiten. Frau v. Schmettwitz hielt'allerdings keine 'Kutschiekpferoe,' wril'tna» das nach' ihrer Ansicht nicht nötig hatte. „Zu Fuß gehen ist viel gesünder," pflegte sie zu sagen, „und auch viel billiger. Wozu hätte denn der Mensch zwei Beine, wenn er sich im Wagen spazieren fahren lassen wollte!" Sie besaßen nur ein paar schwerfällige Ackergäule, die sie zum Feldbau brauchten. Sylvia war noch nicht sechs Wochen in Neulinden, als die Tante schon mit allerlei Heiratsplänen hervortrat. Sie sorgte mit großem Eifer, das Mädchen so bald als möglich wieder los zu werden. Und als sic bemerkte, daß ein benach barter Gutsbesitzer sich ernstlich um Sylvias Gunst bewarb, . da redete sie der Nichte so lange zu, bis diese endlich in die Verlobung mit Herrn Hugo v. Trostberg willigte. Die Tante freute sich innerlich ungeheuer über den ge lungenen Plan. Denn wenn Sylvia heiratete, nahm sie selbstverständlich auch ihren Vater mit sich in das neue Heim, und man war auf diese Weise die Verwandtschaft wieder los. Sie hatte kaum gehofft, daß sich die ihr unangenehme Sache so schnell würde erledigen lassen. Daß Herr Hugo v. Trostberg viel älter war als Sylvia, erschien ihr durch aus kein Hindernis. Die Nichte machte eine gute Partie, das war die Hauptsache. Frau v. Schmettwitz war eine höchst prosaische Natur, die für romantische Jugendschwärmer eien kein Verständnis hatte! Und außerdem war Herr Hugo v. Trostberg bis über die Ohren in Sylvia verliebt, was wollte diese denn noch mehr? Die Sache war nach der Meinung der Taute in bester Ordnung. III. Der alte Fritz war, nachdem die beiden jungen Mädchen ihn verlassen hatten, auf seinem Baumstumpf sanft eingeschla fen. Er nickte mehrmals mit dem dicken Kopfe; ein gutmütiges Lächeln spielte um seinen bartlosen Mund; denn der Traum gott gaukelte ihm bunte Bilder vor: Ihm war, als sähe er seine geliebte junge Herrin immer vor sich herlanfen, sie rief ihm zu, er solle sie Haschen, doch da kam Herr v. Brandt und schlang den Arm um sie und küßte sie. Das wollte Fritz nicht leiden, er versuchte das lachende Mädchen wegzu ziehen, — und plumps — lag er mit der Nase im Sande. Verwundert, im ersten Augenblick kaum wissend, wo er sich befand, richtete er sich schwerfällig auf und kratzte sich mit leisem: „Hm, hm, ich glaube, ich habe geträumt," hinter dem Ohr. Dann blinzelte er nach allen Seiten hin und da sich ringsum nichts regte, setzte er sich beruhigt wieder auf seinen Platz. Bald verkündeten die tiefen Atemzüge, daß er fest eingeschlafeu war. Er hörte auch nicht, daß ein Wagen in schnellem Tempo den Berg herauffuhr und gleich darauf dicht bei den Linden Halt machte. Er fuhr erst erschrocken empor, als ihn je mand heftig an beiden Schultern rüttelte und eine ihn: be kannt scheinende Stimme in sein Ohr schrie: „Du sitzest hier und schläfst wie ein Murmeltier! — Wo ist meine Tochter? — He! So wach doch endlich ans, alte Schlafmütze du!" — Fritz stand im Nu auf den Füßen, als Herr Ferdinand