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und die Tiere sind laiimifromm, wie mir glaubwürdig ver sichert wurde." „Du läßt, wie mir dünkt, deiner Tochter zu viel Freiheit," mischte sich jetzt der ältere Stolze, der bisher geschwiegen hatte, in strengem Tone ein, „ich wurde dergleichen nicht gestatten." „Du kennst eben meine Maja nicht," entgcgnete Reinau gleichmütig. „Die fragt nicht viel, ob inan etwas gestattet. Sic ließ einfach anspanncu, und hui, — war sie wie der Wind zum Tore hinaus, daß alles nur so flog. Der alte närrische Fritz unterstützt sie dabei nach Kräften. So war cs schon immer." „Du kanntest aber doch ganz genau de» Grund unseres Kommens," sagte Herr Stolze mit etwas gekränkter Miene. „Es ist dir nicht unbekannt, daß inein Albert leidenschaftlich in deine Tochter verliebt ist, — ich habe dir das deutlich genug zu verstehen gegeben. Leider ist mein Sohn zu schüchtern, uni seine Sache allein zu führen, so mußte ich mich um ihn annchmcii. Ich sagte dir auch schon, daß es mein höchster Wunsch wäre, wenn deine Maja sich entschließen würde, Alberts Frau zu werden. Sein Lebensglück hängt davon ab; cs liegt mir sehr am Herzen. Der arme Junge ist ganz un glücklich, daß er Fräulein Maja nicht sprechen kann. Nicht wahr, Alberts" Der Gefragte nickte melancholisch den Kopf und seufzte: „Ach ja, Papa, — sehr — unglücklich." „Na, tröste dich, Junge, wir kommen wieder; hoffentlich paßt es dann besser und das gnädige Fräulein begucmt sich dann vielleicht zu Hause zu bleibe,.." Es klang eine unverkennbare Gereiztheit aus den Worten des älteren Herrn, aber Reinau schien durchaus nicht gewillt, dieselben ruhig hinzunehmen." „Es besteht wenig Aussicht, daß Maja deinen Sohn je lieben wird," begann er in ruhigem Ton. „Weshalb?" fuhr Stolze wütend auf, während der junge Manu wie in heftigem Schrecken die Hand auf die Brust legte und ganz entsetzt und ratlos seinen Pater anstarrtc. „Du hättest deiner Tochter klar machen sollen," fuhr Stolze fort, „daß mein Albert der beste Mensch von der Welt ist, daß sie weit und breit keinen sanfteren, nachgibigeren Mann finden wird!" „Hab' ich ja getan," nickte Reinau seelenruhig: doch er unterdrückte nur mit Mühe ein spöttisches Lachen, — „alles ist umso,ist! Das eigensinnige Mädel" — hier seufzte der Fabrikant recht tief und fuhr sich in komischer Verzweiflung durch sein dichtes Haar, — „cs stößt das Glück von sich, ich weiß es Wohl, — aber was will ich machen? Als ich ihr erklärte, daß sie heute unbedingt zu Hause bleiben müsse, weil — nun, weil ein Frciersmann sich gemeldet habe, da lachte sie so übermütig, so recht lustig und rief mir zu: „Bitte, grüße mir meinen Freicrsmann bestens und sage ihm, er möge sich das Warten nicht verdrießen lassen! Ich heirate noch nicht! Und Herrn Stolze schon gar nicht! Ich will bei meinem Vater bleiben!" Damit flog sie zun, Tore hinaus und ließ mich stehen. Also es ist, wie du selbst «r-schiK-wirstz wenig-AikSMl l,b.hu»dr»"bub Mapl-büak.. Sohn erhören wird." Reinau sagte das alles mit einer halb spöttischen, halb überlegenen Miene; augenscheinlich belustigte ihn die Sache. Stolze — Vater und Sohn — waren gleichzeitig von ihren Sitzen in die Höhe geschnellt. „Also so steht die Sache!" rief der ältere der beiden, der kaum imstande war, seinen Grimm länger zu bemeistern. „Na, — da können wir also wieder gehen— aber, das sage ich dir, dein Fräulein Tochter wird dir noch genug zu schaffen machen! Sie könnte vielleicht noch einmal froh sein, einen Mann wie meinen Albert zu bekommen, — aber dann wird er nicht niehr wollen! Denn der Ruf seiner künftigen Frau muß tadellos sein, — und mau zischelt schon jetzt so allerlei über Fräulein Maja " Er kam nicht weiter. Reinau war mit einem Satze dicht an der Seite des Sprechers und umspannte wie mit eisernen Klammern sein Handgelenk. „Und was zischelt man?" schrie er aufgeregt, während auf seiner Stirn die Zornesader schwoll. „Heraus damit, — ich will es wissen, — alles —!" „Laß mich lob, du tust mir ja weh!" rief der Angegriffene, während Albert seinem Vater beizuspringen suchte. „Rede!" donnerte Reinau mit wütender Stimme, so daß die beiden beinahe ängstlich wurden. „Es ist vielleicht nur ein leeres Geschwätz," versuchte Stolze einzulenken. „Es wird so viel geklatscht, — ich habe vorhin im Zorn gesprochen, — laß mich, — ich weiß nichts — vergiß was ich sagte, — Fräulein Maja tut gewiß nichts Unrechtes, und wir, — na, wir werden uns doch nicht streiten wollen, sind ja alte Freunde!" Reinau hielt die Hand des Sprechers noch immer fest umspannt. „Du verlassest mein Haus nicht, bis du alles gesagt hast. Also rede! Glaubst du, ich lasse mein Kind durch dich ver dächtigen? Wenn du nichts weißt, — dann " Er vollendete den Satz nicht, aber Stolze mochte in den haßfunkclnden Augen seines „alten Freundes" nichts Gutes lesen, er fühlte,, daß er jetzt reden müsse und begann nur zögernd: „Wenn du cs durchaus wissen willst, — meinetwegen! Man erzählt sich, daß deine Tochter so oft nach Neulinden fährt, weil, — nun weil sic dort nicht nur eine Freundin, — sondern auch einen — Freund besitzt " „Aha," machte Reinau, „deshalb hattet ihr cs Wohl so eilig, »m Maja zu werben, ihr wolltet euch den fetten Bissen nicht entgehen lasse», ihr dachtet, es könnte euch ein anderer zuvorkommcn!" „Du tust meinem Sohn sehr unrecht," versicherte Stolze gekränkt, er liebt deine Tochter wirklich." „Ja, ja, ich weiß," nickte Reinau, „aber nun erzähle weiter, du hast dich ja wahrscheinlich ganz genau erkundigt, was meine Maja in Neulinden treibt!" Stolze versuchte noch immer einzulcnken. „Vielleicht ist es auch bloß Zufall, daß deine Tochter auf dem Wege öfters mit einen. Manne zusammcntraf, — wie gesagt, — ich weiß weiter nichts, du kennst ja so gut wie ich die Klatschbasen unserer Stadt?" „Ich bitte, weiche mir nicht aus!" rief Reinau noch immer aufgeregt. „Wer und was ist der Mann, von dem du sprachst, und wie kommt derselbe nach Neulinden?" „Es soll ein ehemaliger Offizier sein, der Schulden halber Abschied nehmen mußte. Doch du kannst stolz sein! Wie man hört ist der Mann aus altadeligem Geschlecht und deshalb auf Neulinden hoch angesehen. Na, und wenn er Schulden hat, du kannst sie ja bezahlen! Was liegt dem reichen Reinau an ein paar Hunderttausendcn, wen» er dafür einen adeligen Schwiegersohn haben kan»! Ein Bürgerlicher ist ihm und den, gnädigen Fräulein Tochter längst nicht mehr gut genug, wie ich ja nur zu deutlich gemerkt habe. Aber vielleicht bereut ihr es beide noch, einen Mensche» wie meinen Albert zurückgcwicscn zu haben." Er hatte sich wieder mehr und mehr in Zorn geredet und fuhr jetzt hastig fort: „Einstweilen soll jener Mann, der übrigens schon verheiratet war und auch ein Töchterchen besitzt, — Schriftsteller ge worden sein. Gelesen hat man freilich noch nichts von ihm. Er hat sich in der Nähe von Neulinden ein kleines, bescheidenes Häuschen gemietet; dort lebt er mit einer alten Wirtschafterin, schreibt Romane — und wartet auf bessere Zeiten. Da kannst du dir wohl denken, daß ihm eine Frau mit einem Milliönchen sehr willkommen wäre. Und mit dem verkehrt deine Tochter dort draußen. So, — nun weißt du alles, ich habe nichts mehr zu sagen!" Albert Stolze machte eine tiefe, linkische Verbeugung, während sein Vater hastig der Türe zustrebte. Reinau sah den beiden grimmig nach. Dann lachte er laut und zornig auf. „Nun Hab' ich euch erkannt," rief er, mit dem Fuße stampfend. „Elende Berechnung führte euch her? Mein Geld wolltet ibr haben, um damit euren höchst mangelhaften Finanzen aufzuhelfen! Diesem Menschen hätte ich meine 'Misu uchnchlü' >»qr-grM»! "«HS»e- FreundsHM däsfl Mich reut es fast, daß ich die beiden Heuchler nicht hinaus werfen ließ!" — Unmutig schritt er auf dem weichen Teppich, der das Zimmer bedeckte, hin und her. „Es ist alles Lüge und Verleumdung," murmelte er dann, „wie kann ich mich nur so aufregcn wegen nichts! Maja ist ein Kind, — was weiß so ein kleines Mädchen von der Welt! — Indessen, wenn ihr so ein Windbeutel den Kopf verdrehte —" Wieder stampfte er mit dem Fuße auf. „Herrgott, die Geschichte geht mir im Kopfe herum und läßt mich nicht zur Ruhe kommen!" Plötzlich schien er zu einem Entschluß gekommen zu sein. Er klingelte so heftig, daß es durch das ganze Haus schallte. „Rasch, — sofort anspannen!" befahl er dem bestürzt herbcieilenden Diener. „Ich will ausfahren, — aber sputet euch, den Kutscher brauche ich nicht!" Der Diener stürzte davon und in kurzer Zeit war alles bereit. Die Dienerschaft steckte verwundert die Köpfe zusammen. So aufgeregt hatte man den sonst so ruhigen Herrn noch selten gesehen. — II. Inzwischen fuhr Maja ohne eine Ahnung von dem über ihrem Haupte sich zusammenziehenden Gewitter seclenvergnügt in ihrem leichten Wägelchen dahin. Das Ziel ihrer Fahrt kam bereits in Sicht. Auf einer steilen Anhöhe lag das alte Herrenschloß mit seinem hohen, spitzigen Giebeldach, feiner in der Sonne blitzen den Fensterreihe mit den grün gestrichenen hölzernen Läden. Es war ein langgestrecktes, zweistöckiges Gebäude, rings unigcben von alten Linden, deren Laub teilweise schon gelb gefärbt war. Malerisch verstreut lagen am Fuße des Berges die sauberen Häuser des Dorfes mit ihrer kleinen Kirche. Das Ganze gewährte einen hübschen, freundlichen Anblick und schon von weitem vernahm man das Bimmeln der Glocken und Glöckchen, welches von den weidenden Kühen und Ziegen ausging. Sonst herrschte tiefe Ruhe und Stille ringsum. Nur der Wind raschklte leise in dem gelbe» Laub der Bäume und von ganz fern her drang das Bellen mehrerer Hunde. Bläulicher Rauch drang hie und da aus einem der Schornsteine und stieg kerzengerade in die Höhe. Der Weg wand sich jetzt ziemlich steil empor, schon pas sierte man die ersten Häuser des Dorfes, als Maja sich an Fritz wandte: „Komm, Alter," sagte sie mnnter, „wir wollen ausstcigen und die kleine Strecke zu Fuß zurücklegen, die 2 iere Plagen sich auf der schlechten, ausgefahrcncn Straße doch zu sehr. Ich bin ohnehin lange genug gesessen." „Die jungen Pferde machen es aber mit Leichtigkeit," meinte Fritz, folgte aber doch seiner Herrin, die bereits aus dem Wagen gesprungen war und nun liebkosend den Hals ihrer Lieblinge klopfte. Be, einer Biegung blieb sic lauschend stehen, denn man vernahm in nächster blähe das Geplauder eines Kindes. Gleich darauf trat ein stattlicher, hochgc- wachsener Herr, der etwa ein vierjähriges Mädchen an der Hand führte, aus dem die Straße cinsänmcndcn Gesträuch. Die kleine machte sich ungestüm von ihrem Führer los und eilte mit freudigem Aufjauchzc» und dem Rufe: „Tante Maja, — sieh nur Papa, da kommt Tante Maja!" auf das junge Mädchen zu, das, die Arme ausstreckend, das jauchzende Kind auffing, cs lachend wie eine Feder hoch em porschnellte, um cs ebenso rasch wieder auf den Boden zu stellen. Die Kleine jedoch wollte das Spiel nochmal wieder holen, streckte die Händchen empor und bettelte: „Bitte, Tante Maja, hebe mich recht hoch!" Der Herr hatte sich inzwischen rasch genähert, er zog grüßend den Strohhut und wehrte dem ungestümen Drängen seines Töchterchens: „Lilly — sei doch nicht so wild! Du plagst das Fräulein sehr! Wie oft soll ich dir »och sagen, daß man das nicht darf!" „Sich, lassen Sie Lilly doch," wehrte Maja, deren Gesicht eine Helle Röte färbte, jedenfalls hervorgerufen durch die ungewohnte Anstrengung. Jetzt erst erblickte das lebhafte Kind die hinterher trot tenden Pferde mit dem Wagen. „O, sieh nur, Papa, was Tante Maja für eine wunder schöne Kutsche hat!" rief es mit leuchtenden Augen. „Ach und die hübschen Pferde! Lilly will auch solche Kutsche und solche Pferde und solche Peitsche! Lilly will auch fahren, Papa, du mußt mir das alles kaufen, hörst du!" (Fortsetzung folgt.. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reichenbrand vom 22. bis 2». Mai 1908. Geburten: Dem Stricker Otto Erwin Schnciderheinzc 1 Mädchen; dem Flcifchbcschaner Heinrich Gustav Seifert 1 Knabe, dem Stricker Mar Arthur Weiß 1 Knabe, dem Schuhmacher Kart Otto Friedrich 1 Mädchen: dem Kutscher Karl Max Wagner 1 Knabe, dem Hobler Friedrich WüWuöMSckel I Mädchen Aufgebote: Der Geschirrführer Max Guido Puschmann mit Anna Frieda fknhucrt, beide wohnhaft in Reichenbrand. Ttcrbefälle: Der Anstreicher Atbin Ernst Ficker aus Chemnitz, 32 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 15. bis 28. Mai 1908. Geburten: 1 Tochter dem Schachtmeister Kart Ott, je 1 Sohn dem Elsendreher Richard Alfred Pftiller und dem Schlosser Georg Camillo Engelstädter. Sterbefülle: 1 Sohn dem Holzarbeiter Erlist Clemens Voigt 9 Monate alt, 1 Sohn dem Eisendreher Richard Alfred Pfiiller und die Ehe frau Paula Anna Pfiiller geborene Friebel 20 Jahre 9 Monate 3 Tage alt. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt vom 22. bis 29. Mai 1908. Geburten: 1 unehelicher Sohn. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeusteia vom 22. bis 29. Mai 1998. Geburten: 1 So^i dem Handschuhwirkn Ernst Albin Steiner, dem und 1 unehelich geborenes Mädchen, sämtlich in Rabenstein. Eheaufgebotc: Der Kartonmacher Louis Moritz Baumann mitJda Clara verw. Möbius geb. Fichtner, beide in Rabenstein. Sterbcfälle: Der Handarbeiter Arthur Richard Lindner, 19 Jahre, in Rottluff. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Exaudi, den 31. Mai vorm. >/»S Uhr Predigtgottesdienft. — Vorm. 11 Uhr Unterredung für die Jungfrauen. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Exaudi, den 31, Mai, vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — 11 Uhr Christenlehre. Mittwoch, den 3. Juni, abends 8 Uhr Bibelstuude im Pfarrhause, LL In ilUvll kroislLKeii, »s LL» MM-L.1sL.xM». AK. 1,30 ^ AK. 1,50 pr. k'lascke oäer L I^iter pr. k'lascke 06er a enrpkelrit im Hnrelverllauf airtiongesellsoliaN veukelie Lognaebl-ennkk-k« »»»»- »»» ' Bestes lZOlkW zu billigsten Preisen XliMi'L Heim Inh. Clara verw. 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