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Wochenblatt für ' Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 1-14. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. A 3. Sonnabend, den 18. Januar 1908. ^ ^ , Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Pelzmühlenstraße 170), sowie von den Herren Friseur Weber ln Neichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Nabenstcin entgegcngenommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Arrzeigen-Anrrahme bis spätestens Freitags nachmittag S Uhr. Bekanntmachung. Denjenigen Steuerpflichtigen, welche mit den Gemeindesteuern und den Schulgeldern auf das Jahr 1907 noch im Rückstände sind, wird andurch bekannt gegeben, daß nunmehr das Mahn- und dezw. Zwangsvollstreckungoverfahren beginnt und die Säumigen die dadurch entstehenden Kosten Rabenstein, am 17. Januar 1908. Der Gemeinderat. Wilsdorf, Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Im Interesse eines geordneten Kassen- und Rechnungswesens wird hiermit ersucht, alle rückständigen Rechnungen über im Jahre 1907 ausgesührtc Lieferungen für Gemeinde- oder Schulzweckc sofort, spätestens aber bis zum 31. Januar 1908 bei der hiesigen Kassenvcrwaltung einzureichen. Rabenstein, am 17. Januar 1908. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Die Anmeldung der Ostern 1908 schulpflichtig werdenden Kinder in der Gemeinde Neustadt hat Mittwoch, den 22. Januar 1908 nachmittags 2 Uhr in hiesiger Schule zu erfolgen. Für sämtliche Kinder sind die Impfscheine und für auswärts geborene außerdem die Geburts urkunden und die Taufbeschelnigungen mitzubringen Neustadt, am 10. Januar 1908. Der Schulvorstand. Gcm. Vorst. Geißler, Vorsitzender. Bekanntmachung. Der bisherige Hausmann ^ i N rh sucht«» ist heute als Schutzmann und Wegewarter für hiesigen Ort angestcllt und in Pflicht genommen worden. Neustadt, am 15. Januar 1908. Der Gemeindcvorstand. Geißler. Bekanntmachung. Nach 8 22 der deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888 beginnt die Militärmcldepflicht mit dem 1. Januar desjenigen Kalenderjahres, in welchem der Militärpflichtige das 20. Lebensjahr vollendet und dauert so lange, bis über die Dienstpflicht des Wehrpflichtigen endgiltig entschieden ist. Nach Beginn der Militärmcldepflicht haben sich die Wehrpflichtigen zur Ausnahme in die Stamm rolle anzumelden. Es werden daher alle diejenigen, welche nach den vorstehenden Bestimmungen der deutschen Wehr halb der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar 1908 behufs der Eintragung ihrer Namen in die Stammrolle bei dem Unterzeichneten sich persönlich anzu- melden. Dabei ist von denen, die sich zum ersten Male anmelden und nicht im hiesigen Orte geboren sind, der hierfür besonders bestimmte Geburtsschein, von den Meldepflichtigen der früheren Jahrgänge aber der Losungs- und Gestellungssche m vorzulcgen. Gleichzeitig ergeht nach 8 57* der deutschen Wryrordnung an Eltern, Vormünder. Lehr- und Brot- oder Fabrikherren die Aufforderung, den in 8 25 enthaltenen Bestimmungen allenthalben nach zukommen und besonders die unter ihrer Aufsicht stehenden militärpflichtigen Personen, welche von hiesigem Orte zeitig abwesend sind, rechtzeitig zur Anmeldung zu bringen. Rabenstein, am 2. Januar 1908. Der Gcniciiidcoorstaiid. Wilsdorf. Bekanntmachung. fleißige Benutzung derselben ersucht. Die Bibliothek enthält gegen 800 Bände, sie befindet sich im hiesigen Schulgebäude und ist Sonntags vormittags von 11 — 12 Uhr geäfft,et. Bibliothekar ist Herr dir. Lehrer Benndorf. Neustadt, am 20. Dezember 1907. Der Gcmeiiidcvorstand. (Vcißler. Die Sparkasse M Neustadt _ . "/p. r. _ . werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert tägttch vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags von 2—6 Uhr. Sitzung des Geu.eindcrats zu Rabenstein am 11. Januar 1908. 2. ) von den Anträgen des Ktrchenvorstandes und der freiwilligen Feuerwehr, Kirchenanlageu und Beschaffung von Requisiten betreffend, und beschließt, die Beschaffung einiger Ausrüstungsstücke, die sick anläßlich des Jubiläums der I. Kompagnie erforderlich macht, dem Feuerwehrausschuß zur Berichterstattung zu überweisen; 3. ) von der derzeitigen Einführung von Osramlampen abzusehen; -1.) die nach den bereits in den Händen der Gemeinderatsmitglieder gedruckt befindlichen Haushaltplanvoranschlügen festgestellten Ab schlüsse, als ^ 38100 Mark — Pfg. Bedürfnisse, 20610 „ — „ Deckungsmittel. 17850 Mark — Pfg. Fehlbetrag, k. Armenkasse 9615 Mark — Pfg. Bedürfnisse. 5838 .. — .. Deckungsmittel, 3777 Mark — Pfg. Fehlbetrag. C. Feuerlöschkasse 810 Mark — Pfg. Bedürfnisse. 760 „ — „ Deckungsmittcl. 60 Mark — Pfg. Fehlbetrag. l>. Lokalparochlalkasse 7886 Mark - Pfg. Bedürfnisse. 145 .. — „ Deckungsmittel, 7741 Mark — Pfg. Fehlbetrag. k. Frledhofskasse 580 Mark — Pfg. Bedürfnisse. 580 „ — .. Deckungsmittel, gutzuhcißen. hierzu kommt noch die Schulrasse mit 40162 Mark — Pfg. Bedürfnissen. 16080 „ — „ Deckungsmittel. 25082 Mark - Pfg. Fehlbetrag. Das vorläufige Schätzungsergebnis zeigt 57800 Mk. Deckungs- mittel, währenddem der Gcsamtvoranschlag mit 54500 Mark Bedürfnis ' abschließt. Infolgedessen beschließt man weiter 5. ) die Ausschreibung der Anlagen mit 10 Pfg. pro Steuer- Einheit und den einfachen Steuersatz mit 10 °/o Nachlaß vorzunehmen. Es wird weiter Kenntnis genommen von 6. ) einer Entscheidung in Wasscrleitungssachen, und 7. ) einiger dergl. in Reklamationssachen. Zum Beschluß gelangt noch 8. ) die Wiederwahl der dem Schätzungsauoschuß für 1907 zu gewiesenen Herren aus das laufende Jahr, 9. ) die nachträgliche Genehmtgungserteilung in einer Pfand- entlassungssache, 10. ) die Annahme des neuen Entwurfs des II. Nachtrags zum Anlagenregulativ in erster Lesuim unter Zurücknahme des I. Entwurfs 11. ) die Ablehnung einer Reklamationssache, 12. ) die Einholung von Kosten-rc. Anschlägen über die Anbringung von Läden oder Vergitterung vor die Fenster des Rathauses. Gertlicftes. Aus dem kirchlichen Jahresbericht für Reichenbrand auf das Jahr 1907 sei Folgendes mitgcteilt: Geboren wurden 256 Kinder. 21 mehr als 1906, in Neichenbrand 144, in S.egmar 112, davon 138 Knaben und 118 Mädchen. 207 ehelich und 49 unehelich geborene, 4 totgeborcn, 3 Zwillingspaare. Von den unehelich geborenen Kindern entfallen 26 auf das in Reichenbrand bestehende Entbindungs institut. Getauft wurden 209 Kinder. 114 von Neichenbrand, 95 von Siegmar. Trauungen fanden 42 statt. 34 von Reichenbrand. 8 von Siegmar; kirchlich aufgeboten wurden 93 Paare. 10 mehr als 1906. Verstorben sind 121 Personen, 3 mehr als 1006. und zwar 57 männ liche und 64 weibliche Personen, 65 Kinder. 56 Erwachsene, von den letzteren 17 Ehemänner, 18 Ehefrauen, 5 Witwer. 7 Witwen. 9 Ledige. 3 Gemeindeglicder haben durch Selbstmord geendet. Die Zahl der Kommunikanten in der Parochie betrug 1537: für Reichenbrand wurden 947 (366 männliche und 591 weibliche Personen), für Siegmar ^90 (232 männliche ^rnd 358 weibliche Personen) gezählt. In 19 eine jährlich sich steigernde Zunahme der Kommunikanten entsprechen. So gewiß die Ziffer der Abendmahlsgäste der Gradmesser für das kirchliche Leben einer Gemeinde ist. so dringend ist es zu wünschen, daß der beschämend geringe Prozentsatz der Kommunikanten (26 ''/o). unter dem seit Jahren unsere Kirchgemeinde leidet, künftighin in aufsteigender Linie eine erfreuliche Änderung erfahre. Die kirchlichen Unterredungen wurden durchschnittlich von 30 Jünglingen und 35 Jungfrauen besucht. Der Ertrag der der Gemeindekrankenpflege zufließenden sonntäglichen Kirchenkollekte belief sich auf 319,68 Mk., gegen das Vorjahr 31.08 Mk. mehr. Für die besonderen vorge schriebenen Landeskollekten wurden 154,54 Mk. eingelegt. Die Haus- sammlung für christliche Liebeswerkc (Verein für Limbach und Um gegend) ergab in Reichenbrand 163,05 Mk. Es ist erfreulich, daraus zu ersehen, daß die gebende Liebe nicht geringer geworden ist. Die selbe ist namentlich gegen den Schluß des Jahres in einem Geschenk für die Kirche zum Ausdruck gekommen. Am Weihnachtsfcste ist von dem Missions und Jungfrauen-Derein für die hohen kirchlichen Feste eine weißleidene Bekleidung für Altar. Kanzel und Taufstein gestiftet worden. Dieselbe, in der Paramenten-Anstalt des Diakonissen hauses zu Dresden angefertigt, ist mit reicher Stickerei versehen. Die Kanzelbekleidung wird noch besonders gehoben durch ein wunder volles Antependtum, das in leuchtenden Farben das Symbol des Kreuzes zeigt, während die Altarbekleidung als den geweihten Mittel punkt das Lamm, das überwunden hat, erkennen läßt. Es sei auch an dieser Stelle allen den freundlichen opferbereiten Schenkgeberinnen für diesen überaus prächtigen und dem Innern unseres Gotteshauses mit seinen zarten Fardentönen in so harmonischer Weise entsprechenden Schmuck herzinniger, aufrichtiger Dank ausgesprochen. Möchte die Liebe zu unserem Gotteshause, die in dieser wertvollen Gabe sich bekundet, allezeit lebendig unserer Gemeinde erhalten bleiben. Neichenbrand. Bet der hiesigen Gemeindesparkasse erfolgten im Monat Dezember vor. 1.188 Einzahlungen im Betrage von 53048 Mk. 49 Pf. und 64 Rückzahlungen im Betrage von 45037 Mk. 17 Pf. Die Gesamteinnahme betrug 83902 Mk. 96 Pf., die Gesamtausgabe 83524 Mk. 55 Pf. und der bare Kassenbestand am Schlüsse des Monats 17737 Mk. 02 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat Dezember beziffert sich ans 167427 Mk. 51 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage vormittags von 8—12 Uhr und nachm, von 2—6 Uhr geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit 3>/zv/o und solche, welche bis zum 3. eines Moatns erfolgen, noch für den vollen Monat verzinst. Das Heimatlied. Original-Roman von Zrcnc v. Hellmuth. (Fortsetzung.) rriochd,»» «->>»»„.> Trotzig und entschlossen stand sie vor mir, cs ist, „ls sähe ich sic noch, wie ihre Augen funkelten, — da trug sie sich wolil schon mit dem Plan, den sie nachher ausgefülirt hat. Als ich ihr cntgcgenschric: „Nein, nein, hoffe nicht, mich nmznstimmcn," da sagte sie kein Wort mehr. Ein- gcsperrt hält' ich das Mädel, hält' ich eine Ahnung gehabt von allem. So tat ich nichts, — nichts. Am Abend ist die Lisbeih bald in iyr Stübchen gegangen, — ich habe sic nicht wiedergcschcn —" Der Alte schwieg. Er suhr sich init dem rotgewürfelten Taschentuch über die Stirn, es war ihm ordentlich warm geworden bei seiner Erzählung. Frau Bel») weinte jetzt wirklich. Ein süßer Dust kam von de» Beeten hcrüber- gezogen, man vernahm nichts, als das Girren der Tauben auf dem Dache, das Schnattern der Gänse und das Gackern der Hühncrschar. Lothar faßte nach der Hand des Alten und sagte, einen eigentümlich forschenden Blick auf das erregte Gesicht des selben werfend: „Und sonst wissen Sic nichts?" „Nein, gnädiger Herr, — nichts." „Nun, was Sie da erzählten, Trantmann, ist mir nichts Neues, ich — kenne die Geschichte Ihrer Lisbeth besser als Sie!" „Wie?" entfuhr es den Lippen des Berwalters. Frau Betty hörte einen Moment ans zu schluchzen. „Ja, — ich kenne die Geschichte," wiederholte Lothar, „ich will Euch alles erzählen. Doch zuvor versprecht mir, daß ihr von deni, was ich Euch sage, zn niemanden ein Wort verlauten laßt." Als die immer erstaunter aufhorchendcn Alten dies feier lich gelob- hatten, fuhr Lothar fort: „Ich sagte Euch vor hin, als ich von Äirer Tochter sprach, nicht die volle Wahrheit, denn ich bewunderte Lisbeth nicht nur, — nein, ich liebte sic, — liebte sie, wie nur ein Mann ein Weib lieben kann! Ihr wußtet nichts davon? O, das wunderte mich!" fügte er Hinz», als die beiden Alten gleichzeitig mit einem Ruf der größten Verwunderung von der Bank in die Höhe fuhren. „Freilich hielt ich meine heiße Liebe geheim, denn hätte der stolze Graf Düren davon erfahren, er hätte mich wahr scheinlich fortgeschickt. Ich war ja damals noch sehr jung, und so hoffte ich mit der Leichtigkeit meiner Jugend auf die Erfüllung meiner Wünsche. Ich schlich damals traurig umher, ihr müßtet es eigentlich bemerkt haben, wie ich immer um Euer Haus herumstrich, den Augenblick er-