Volltext Seite (XML)
hat, das wäre wie mit glühenden Eisen in meine Seele ge brannt. Es ist ja ein individuelles Empfinden; jeder Mensch denkt und suhlt in solchen Dingen verschieden." „Gott wolle dich vor Enttäuschung bewahren, mein lieber Bruder," sagte Ines innig. „Ich habe überhaupt nicht die Absicht, zu heiraten, be merkte Bernhard lachend. „Wir beide genügen uns, nicht wahr, Kleines?" Sie umarmten sich. „Ich muß noch aufs Werk, morgen nehme ich dich mit. Um acht bin ich bei dir." Bernhard ging. Seine Schwester begleitete ihn bis zum Eingang des Gartens, sie schaute ihm liebevoll nach. „Wie stattlich und vornehm er aussieht trotz des schlichten, grauen Anzuges, und wie edel und gut er ist. Ist es ein Wunder, wenn Luise ihn liebt? Er ahnt es nicht und ich werde das keusche Geheimnis der Freundin hüten, das ich ohne ihr Wissen erriet." — Der Lärm des Werkes tönte herüber, Ines horchte hoch auf. Sie war auf die Veranda getreten. Die hohen Schlote, die mächtigen Eisenzylinder ragten empor. Jetzt ertönte ein gellendes Pfeifen, dann wieder zischte und hämmerte es, die Lokomotiven fuhren hin und her, die Schlackenwagen entleerten sich am Ende der hohen grauen Berge, die immer tiefer ins Land hineinwuchscn und von Jahren harter Arbeit sprachen. Wie glühende Lava floß es hinunter, langsam erkaltend den Schlackenberg allmählich vergrößernd. Am dunklen Abend war es ein herrlicher Anblick. Der Himmel rötete sich, wie ein Riesenfeuerwerk sah es aus. Und drüben im Französischen in Villerupt, im Elsässischen Deutsch Oth bot sich dasselbe Schauspiel. Flammend erstrahlte der Nacht himmel, wie eine Feuersbrunst anzusehen, bis der Schein allmählich verblaßte und alles wieder dunkel wurde. Bernhard machte mit Ines bei den Familien Visiten, bei denen er verkehrte. Beim Generaldirektor gefiel es beiden am besten. Mit mütterlicher Herzlichkeit kam Frau Therese dem jungen Mädchen entgegen. „Fast wie Tante Emma," meinte Ines. Der Generaldirektor scherzte und lachte mit der Schwester Bernhards und Fräulein Elfriede war ganz weg, wie ihr Vater neckte. Sogar das Bild Frau Gerards trat iu den Hintergrund. Sie wurde übrigens demnächst in Mon Rcpos erwartet. Ines fand bald Gelegenheit, ihreKenntnisseinderKranken pflege zu verwerten. Fräulein Müller lag mit einem ihrer öfter wiederkehrenden neurasthenischen Anfälle darnieder. Sie litt dann sehr und bedurfte der Pflege. Ines widmete ihr jede Stunde. Sie versuchte ein neues Mittel, das bei ähnlichen Fällen in Stettin angewandt wurde und cs ging der Kranken bester. Mit dem größten Interesse betrat Ines jedes Mal das Arbeitsfeld ihres Bruders. Sie bekam einen gewaltigen Respekt vor seiner Tüchtigkeit, als sie die vielen hundert Arbeiter sah, die wie Bienen durcheinander liefen; die Werk meister, die Assistenten, das große Kontorpcrsonal, das alles bildete eine Welt für sich, über der ein Man» stand. Sein Befehl war mußgcbrub, ans «in-Wort^voi^'ihm gehorihkn alle. Wie in einem künstlichen Uhrwerk griff eins ins andere, jede Stockung konnte unberechenbaren Schaden bringen. Wenn durch Fahrlässigkeit oder bösen Willen das zu schmelzende Erz in den Hochöfen erkaltete, so brachte das anstrengende, tagelange Arbeit für den Chef mit sich. Er schonte sich nicht, aber er verlangte auch viel von den anderen, von den ihm unterstellten. So jung Bernhard von der Eiche war, er hatte es verstanden sich überall in Respekt zu setzen. Er wollte es auch hier in Rößliugcn, bei den Luxemburgern, die ein schwer zu lenkendes, halsstarriges Volk sind. Die Zeit war noch zu kurz, um etwas auf dem Werk auszurichten. Die beiden neuen Oefen wurden nach der Angabe Bernhards gebaut, sie würden ihren Zweck bester erfüllen, als die früheren. Bisher waren Roherze und Kohlen aus Luxemburg selbst bezogen. Beide taugten nicht viel; der Erzgehalt war ge ring, die Kohlen hatten wenig Heizkrast. Wie sollten da günstige Resultate erzielt werden? Bernhard hatte weitgehende Pläne. Noch sträubte sich die Generaldirektion dagegen, aber der Hochofenchef hoffte sie mit der Zeit von der Richtigkeit seiner Behauptung zu überzeugen. Bis dahin setzte Eiche seine beste Kraft ein, um die ihm anvertraute Aufgabe zu lösen. Freiherr Bernhard von der Eiche, Leutnant der Reserve, Hochofenchef in Rößlingen-Luxemburg. Freifräulein Ines von der Eiche. Diese beiden Visitenkarten fand Irmgard Gerard vor, als sie an einem köstlichen Oktobertage von einem weiten Spazierritt durch Wald und Flur hcimkehrte. Seit einigen Tagen war bas weiße Schlößchen auf der Höhe von ihr und ihrer Gesellschafterin, Fräulein Hulda Körner, bewohnt. Die junge Witwe war des Umherstreifens müde. Sie war im Sommer in Livland bei ihren Verwandten gewesen und hatte später eine Reise durch Oesterreich und das Salz kammergut 'gemacht. Jetzt sehnte sie sich nach Ruhe und Stille, ihr Haus in Wien blieb geschloffen. Sie hatte eine ausgesprochene Vorliebe für die schöne Kaiserstadt an der blauen Donau. An Mou Repos knüpften sich keine angenehmen Erinnerungen. Hier hatte Irmgard einige Wochen mit dem Gatten verbracht. Sein Rückenmarkleiden begann sich zu zeigen. Zuletzt artete es in Geistesumnachtung aus, bis ein Schlaganfall den Tod herbeiführte. Einer baltischen Adelsfamilie entsprossen, fühlte sich Frau Gerard durch die Karten der Geschwister angenehm berührt. Sie hatte den Federhut abgcnommen und Gerte und Stulpenhandschuhe auf den Tisch geworfen. „Eiche, Eiche," dachte sie, „der Name kommt mir bekannt vor. Wo habe ich ihn doch gehört?" An der einen Wand hing ein großes Gemälde, eine Alpenlandschaft, mit einer Sennhütte. Wie das Auge der jungen Frau zufällig darauf ruhte, durchzuckte sie ein Gedanke. Hieß so nicht der Tourist, mit dem sic die Bergtour machte, der sic vom Stcinschlag rettete und ohne ihren Dank abzu warten, sich so kurz verabschiedete? In dem abwechslungs reichen Leben, das Frau Gerard seitdem geführt, hatte sie die Bekanntschaft fast vergessen. Nun führte die Erinnerung sie zu jenem Augenblick zurück, als zwei starke Arme sie wie eine Feder aufhoben und eine vor Erregung zitternde Männerstimme sagte: „Das hätte schlimm werden können." „Ob cs derselbe ist," dachte Jrnigard. „Die Familie der Freiherrn von Eiche ist in Preußen weit verbreitet. Es wäre doch ein eigenes Zusammentreffen, wenn dieser Hochofenchef und Tourist eine und dieselbe Person wären. Müller ist feines Lobes voll, er hat mir gestern wohl eine halbe Stunde vorgeschwärmt. Ich bin interessiert bei der Sache, leider ist ein großer Teil meines Geldes hier in Aktien angelegt." Irmgard- gingr-emr-fich »mzukleidein -Oic zog «in Helles in Wien gearbeitetes Tuchkostüm an, dann bestellte sie einen Ponnywagcn und fuhr mit ihrer Gesellschafterin zu Müllers. Sie wollte das Hochofenwerk besehen. Die auf demselben gereinigten Eisenerze wurden teils an westfälische Hütten verkauft, teils in Rößliugcn auf dem Stahlwerk zu verschiedenen Zwecken verarbeitet. Heute wurde ans dem Hochosen in fieberhafter Tätigkeit gearbeitet, denn eine größere Lieferung mußte in einigen Tagen nach auswärts abgefertigt werden. Zum ersten Male betrat Frau Gerard das Feld der Tätigkeit aller der Arbeiter und Angestellten, die in ihrem Interesse ihre Kraft und ihren Schweiß opferten. Ihr Mann hatte es nie erlaubt, daß „seine Prinzessin," wie er sie gern nannte, die Sohlen ihrer feinen Schuhe mit dem Staub des Werkes in Berührung brachte. Er hatte sie wie in einem goldenen Käfig gehalten, mit Luxus und Reichtum überschüttet. Aber sie fühlte sich unfrei, sie fror innerlich, denn ihre Impulsive Natur brauchte Wärme und Ungebundenheit. Auch wenn die Klausel in Gerards Testament, ihr eine zweite Heirat nicht erschwert hatte, auch dann wäre sie fest entschlossen gewesen, keinen Mann zu wählen, dem sie sich abermals fügen mußte. In Livland hatte eben ihr Vetter, Graf Frauenfeld, um sie geworben. Er war reich, einer der be gütertsten Majoratsbesitzer des Landes. Sein Schloß lag in der sogenannten livländischen Schweiz, einer Gegend, die sich mit den schönsten Punkten Thüringens bemessen konnte. Der Graf war eine ritterliche Erscheinung. Trotz aller dieser Vorzüge hatte Irmgard Gerard ihn abgcwiesen, allzusehr genoß sie ihre Selbstständigkeit. Ihr Herz hatte noch nie der Liebe Leid und Lust empfunden und sie hielt cs für ausgeschlossen, daß es je über sie kommen könne. Als der Generaldirektor Müller und jFrau Gerard das Hochofenwerk betraten, war die Arbeit in vollem Gange. Mit ohrenbetäubendem Zischen waren die riesigen Gebläse maschinen dabei, die zum Schmelzen der Erze glühenden Oefen durch kalte Luftzufuhr vor dem Platzen zu schützen. I» die langen Reihen der auf den: Boden liegenden Formen floß das rotglühende Metall. Unzählige Arbeiter verteilten die Masse, die nach und nach eine dunklere Farbe annahm und wenn sic nach mehrere» Stunden ganz abgekühlt war, von den wuchtigen Hämmern, die sehnige Arme schwangen, zerkleinert wurde. Irmgard wollte den Generaldirektor um etwas fragen. Sie bewegte die Lippen, aber solange die Gebläsemaschincn in Tätigkeit waren, war kein Wort zu verstehen. Obgleich auch später der Lärm und das Getöse des Werkes nicht nachlieben, so erschien es doch fast wie wohltuende Stille, im Vergleich zu dem, was vorhergegangen war. Eine markige Männerstimme rief Worte des Befehles; knapp und klar übertönte sie alles. Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Reicheabrand vom 12. bis 18. Juni 1909. Geburten: Dem Eisenformer Fritz Karl Melzer 1 Knabe; dem Geschirrführer Emil Otto Dittrich 1 Knabe. Sterbefalle: Dem Fabrikarbeiter Otto Walter Knobloch 1 Tochter, 3Zahre alt; dem Stricker Willy Max Weinhold 1 Tochter, 2 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Siegmar vom 11. bis 17. Juni 1909. Geburten: Dem Fabrikschlosser Kurt Emil Schönfelder 1 Mädchen. Nachrichten des Königl. Standesamtes zn Neustadt vom 12. bis 18. Juni 1909. Geburten: 1 uneheliche Tochter. Nachrichten de« Kgl. Standesamtes zu Rodenstein vom 11. bis 18. Juni 1909. Geburten: 1 Sohn dem Brauereiarbeiter Paul Richard Otto, dem Schlosser Hermann Richard Rüger; 1 Tochter dem Kaufmann Arthur Willy Dietzel. Eheaufgebote: Der Handschuhzuschneider Hermann Otto Schönfeld und Minna Klara verw. Lorenz geb. Neubert, beide in Rabenstein. Eheschließungen: Der Gießereihandarbeiter Friedrich Eduard Spalte holz mit Ida Frieda Gebhardt, beide in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochir Ncichcnbraud. Am 2. Sonntag p. Trinitatis, den 20 Juni, vorm. >/-9 Uhr Predigtgottesdicnst. Vorm. II Uhr Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Pnrochic Rabenstei». Am 2. Sonntag p. Trinitatis, den 20. Juni, vorm. 9 Uhr Predigtlesegottesdienst. Abends 8 Uhr geselliges Beisammensein des Jünglingsvcreins im Pfarrhause. Mittwoch, den 23. Juni, abends 8 Uhr evangel. Jungfrauenverein. Sonntag, den 20. Juni, nachm. Uhr: Kirche. Dank HwILssIich unserer uw iz. ^suni stuttxekunäenen unä so würäix verluutenen I'urllKallvll« vlllv spreche ich hiermit iw K»wen äer k'rvivll fkuruorsvliakt äeir geehrten Linrvolinern von Leieftendronä kür äie LchwüchllllA äer bk Luser uuä Ltrussen, sowie äew Arbeiter-R.näkLkirerverein »kkrisch unk- nnä äew Gesungsverein »Zuartett«, welche ebenfalls äurch ihre xütixe hkitwirhiwx unser kkcst verschönern halten, äen besten Oanh aus. Kpiehpnbrsnä Achtungsvoll »eicnsnoi-sno. . vttrlvli. Für die uns anläßlich unserer Hochzett dargebrachten Ehrungen -Z ' und Geschenke, sagen wir unseren aufrichtigsten Dank. Besonderen 2 1 Dank dem Verein „Eonzertina" für die Ehre am Vorabend. Eduard Spalteholz und zrau Rabenftein, im Juni 1909. geb. Gebhardt. Wohnung, bestehend aus Stube, Küche und Alkoven (event. auch Dachwohnung) von jungem Ehepaar per 1. Juli oder später in Reichenbrand oder Siegmar zu mieten gesucht. Offerten unter X. L,. mit Preis- angabe an die Gxped. d. Bl. erbeten. Möbliertes Zimmer und Schlafstelle frei Siegmar, Amalienstraße 4,1 l. Stube mit 2 Kammern an einzelne Person oder ältere kinderlose Leute zu vermieten. Zu erfahren in der Expedition dieses Blattes. Freundliche sonnige Hinterhaus wohnung, Stube, Schlafstube und Küche per 1. Juli oder später zu vermieten. Zu erfahren in der Exped. d. Bl. Kleine Wobnung in Rabenstein per 1. Juli zu vermieten. Offerten unter L. in Bahners Buch- handlung, Siegmar, erbeten. Me Vb-W mit W» für 1. Zu« mietfrei. Siegmar, Hofersttaße 49, I. Etg. IMM« l W Grenze Neustadt-Siegmar, 5 Zimmer, Küche, Bad, Innenklosett, nebst reichlichem Zubehör, pr. Mitte Juli oder später zu vermieten. Näheres bet ^rtbur LüLu, Siegmar, Hofersttaße 2, I. Eine Krau, Herren Fabrikanten freundlichst, ihr eine solche Maschine ins Haus zu geben. Zu erfahren beim Zeitungsttäger Müller, Nordsttaße 71 in Nieder-Rabenstein. k. Mm Tanz-Unterricht LkemnUr, Mdrimrtr. ZZ' Sonntag, den 20. Juni, nachm. 3 Ahr Beginn eines neuen SmtlO-Klllsus. Anfang Juli Beginn eines büUIüMMlM-IlM. Lrtrastunden in Polka, Walzer^ Rheinländer Meis tWMtztzM mivtz! Mtz Ein gulerhalieiies Fahrrad billig zu verkaufen Reichenbrand, Hoferstaße 25, p. Bettstelle mit Matratze fortzugshalber billig zu verkaufen Nevoigtftraße 35, l. LuoUdinäei'si üttoklax,Krüns bSIl sieb bei KMs beslm emMen. zum Mitbewohnen eines möblierten Zimmers gesucht. Reichenbrand, Hohensteinerstt. 21. FrellnW möbl. Zimmer mit Pension ab 1. Juli zu vermieten Nevoigtstrahe 8. Werhaltenes Fahrrad mit Freilauf billig zu verkaufen Rabenstein, Röhrsdorfersttaße 66. Ein gut erhaltener Kinderwagen Rabenftein, Burgstt. 38 c, pari. l.