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er zum letzten Male den Vater besuchte, das; es viel schlimmer stand, als der Major schrieb. Das muntere Geplauder Ines verstummte nach und nach, des Bruders ernstes Gesicht fing an, sie zu bedrücken. So schreiten sie schweigend neben einander her. Es war Abend. Die Sonne warf rote Reflexe auf den Wald und den !m Grunde dalsinhiipfenden Fluß. Ueber eine Brücke schreitend, erreichten die Geschwister ihr Heim. Bernhards Befürchtungen bewahrheiteten sich. Er war erschreckt über den Zustand des Kranken. Der Todesengcl hatte an die Pforte des Hauses gepocht; nicht mehr lange dauerte es und er trat über die Schwelle. Als Ines zur Ruhe gegangen war, -blieben die Männer allcin. Bernhard wußte, daß der Vater ihm jetzt die Ent hüllung machen würde, auf die er in seinem Briefe anspieltc. Ein schwerer Kampf malte sich auf den verfallenen Zügen, endlich sagte er: „Schließe die Tür, mein Junge, komm hier an meinen Schreibtisch, rolle einen Stuhl dahin. Was ich dir zu sagen habe, darf niemand hören." „Sic müssen es seit langem erraten haben, Fräulein von der Eiche, daß ich sic liebe. O, geben Sie mir heut' che Sie vielleicht auf lange verreisen, eine Antwort. Haben Sie mit mir gespielt? Haben Sie einen wärmeren Schlag Ihres Herzens für den Mann der Sie als sein kostbares Eigentum auf den Händen tragen will?" Der, welcher diese Worte mit dem Ton tiefster Leiden schaft hervorstieß, war ein untersetzter, nicht mehr junger Herr, dessen Acußcres nichts Bemerkenswertes an sich hatte, cs seien denn die dunklen Augen, die in flehender Bitte ans Herta von der Eiche gerichtet waren. Sie stand hochauf- gerichtet da in ihrer königlichen Schönheit, im Zauber ihrcr Jugcnd und Anmut; ein leises, triumphierendes Lächeln zuckt um ihren roten Mund. „Also doch," dachte sie, die beste Partie in der Gegend der Besitzer des schönen Schlosses Nandcnhagen, er steht vor mir wie ein Bettler, ein Wort von mir macht ihn glücklich. Wenn er nur nicht so häßlich wäre und so alt. Friedrich v. Randenhagcn war erst Milte der Dreißig, wenn er auch älter aussah durch seine wenig jugendliche Gestalt, und das bereits an den Schläfen gelichtete Haar. Allerdings war der erste Eindruck, den er hcrvorriel derjenige eines häßlichen Menschen; wer ihn aber aufmerksam betrachtete, fand, daß er einer jener Menschen sein mußte, die treu und fest das umfassen, was sic lieben. Als Herta noch immer schwieg im Vollgefühl ihrer Macht über ihn, ergriff er die Hand des jungen Mädchens und wiederholte seine Bitte. Kühl und regungslos ruhte die schmale, Weiße Hand in der gebräunten des Mannes; wie ein Marmorbild stand sic da, so schön und eisig. — Es fröstelte ihn unwillkürlich und er gab sic frei. „Verzeihen sie, ich habe also nichts zu hoffen," sagte er und kämpft die Erregung gewaltsam zurück. Wie er sich acmefsen vor ihr verneigte und im Begriff war zu gehen, kam Leben in Herta. Sie machte einen Schrit-i aus-ihn zu und mit leiser aber unbewegter Stimme sagte sie: „Bleiben Sie, Baron Rande». Ich kann Ihnen heute noch nicht die Antwort geben, ein Brief meiner Schwester ruft mich zu meinem kranken Vater — Sie begreife» — ich werde ihnen schreiben." Sein Blick leuchtete auf. „So nehmen Sie mir nicht jede Hoffnung," rief er und che sic cs hindern konnte, drückte er die bärtigen Lippen auf ihre Hand. — lind wieder duldete sie cs. Nicht einmal leises Rot färbte ihr bleiches Gesicht, als er gegangen war, warf sie die Arme wie erlöst empor, ihre maßlose Eitelkeit war be friedigt. Ihr Herz schlug im ruhigen Takt und doch war eben eine ernste Lebensfrage an sie hcrangctreten, sie stand am Wendepunkt ihres Fraucnschicksals. Was würden die Wcllmers sagen, bei denen sic Lehrerin war, wenn sic sich ihnen als die Braut Randens vorstellte, der in dem reichen Kanfmannshause als geehrter Gast und entfernter Verwandter verkehrte. Der Gedanke, daß die arme, abhängige Herta von der Eiche, die Cousine der reichen Frau Connncrzien- rätin würde, daß sic eine gleichberechtigte, wenn nicht höhere gesellschaftliche Stellung als Gattin Naudens einnehmen würde, entlockte Herta ein Lächeln. Gewiß, man war recht rücksichtsvoll gegen die junge Lehrerin, aber man ließ ihr es doch gelegentlich fühlen, daß man sie engagiert hatte, daß man sie nach Gefallen entlassen konnte. Und Herta liebte das Wohlleben, den Komfort des reichen Hauses, ihn zu entbehren, wäre ihr schrecklich gewesen. Wenn sie an die bescheidene Häuslichkeit des Vaters dachte, fühlte sie einen gelinden Schauer. Ines war solch hausbackenes, anders geartetes Wesen, für die war alles gut. Randen war im Ostpreußischen begütert. Er kani nur ab und zu nach Königsberg, wo Wellmer ein großes Aktien- unternehmen leitete, bei dem Randen mit einem Teile seines Vermögens beteiligt war. In letzter Zeit war der Guts besitzer oft hcrgereist unter dem Vorwände, Geschäfte zu er ledigen, aber Herta wußte, daß er jede Gelegenheit suchte, um sie wiederzusehcn. Erst nach drei Tagen sollte sie nach Liebenau reisen. Sehr höflich aber sehr bestimmt hatte es die Frau Kom- merzienrätin gewünscht, da sie einige gesellschaftliche Verpflich tungen erledigen mußte und die Kinder dann ohne Aufsicht blieben. „Ja, das ist das Gefühl der Abhängigkeit," dachte Herta, „unfrei sein ist bitter, darum will ich ein Ende machen, so oder so. Der Augenblick war für Randen trefflich gewählt, um seine Werbung anzubringcn. Sic war entschlossen, ja zn sagen, nur wollte sie cs ihm nicht zu leicht machen. Er mußte fühlen, daß sie ihren Wert kannte, daß sie sich der Huld voll bewußt war, die sie ihm erwies. Herta reiste abends ab. Sie hatte einen weiten Weg und konnte erst am andern Morgen in Liebenau ankommcn. Randen mußte von Hertas Abreise erfahren haben. Er war auf dem Bahn hof, nahm für sie das Billct besorgte das Gepäck und brachte ihr einen Straub köstlicher Rosen. Es war ihr lieb, so als Königin behandelt zu werden und doch mischte sich etwas wie leise Ungeduld in dieses Gefühl. Konnte er denn nicht warten bis sie ihm ihre Antwort gab. In der Jagdjoppc, mit der Kappe erschien er ihr noch häßlicher als im Gesell- schaftsanzuge. Nein, nein, sie hatte sich ihren Lebensgefährten ganz anders gedacht; er glich in nichts Friedrich Randen. „Ich hoffe, Sie finden zu Hause ihren Herrn Vater nicht allzu krank," sagte Randen kurz, ehe der Zug abging. „Jeden falls erinnern sie sich, daß ich Ihnen tief ergeben bin. Ein Wink van Ihnen und ich eile dsrthin, wo Sie sind, wo Sie wollen, Gott segne Sic." Die Worte waren sehr warm gesprochen. Noch einmal ruhten die Hände in einander, Randen lüftete die Kappe und der Zng setzte sich in Bewegung. Herta dachte: „Er ist ein guter Mensch, ich müßte wirklich versuchen, ihn zu lieben." Sic seufzte und lehnte sich in die Polster zurück. Ein Plan wurde von ihr erwogen. Sie ahnte nicht, wie krank der Vater war, sic wußte auch nicht, wie schlimm cs um die pekuniären Verhältnisse zu Hause stand. Ihr glühender Wunsch war, nach München zu gehen, um sich in. Male» anszubildcn. Sic wollte jetzt die Frage anregcn, vielleicht konnte der Vater ihr das Geld geben. Sie hatte selbst gespart und sich oft vieles versagt, um von der hohen Gage etwas zu erübrigen, und doch hätte sie gern elegantere Toilette» gehabt, schönen Schnmck, alles, was der Reichtum vergönnte. Verächtlich sah sie auf ihr schlichtes, graues Reisekleidchen nieder. Frau Wellmer ließ bei einer Wiener Schneiderin arbeiten, trotzdem saßen die teuren Sachen nicht gerade schön auf ihrer kurzen, starken Figur. Ja, wenn Herta, die dreihundert oder vierhundert Mark für solch schickes Helles Tuchkostüm bezahlt hätte, wie wäre da erst ihre gerten schlanke, ebenmäßige Gestalt zur Geltung gelangt. Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubraud vom 17. bis 2Z. April isos. Geburten: Dem Rundstuhlarbeitcr Friedrich Rudolph 1 Knabe: dem Schneidermeister Max Georg Ätöckel 1 Knabe: dem Elsen- former Max Hermann Eckardt 1 Mädchen. Aufgebote: Der Kaufmann Carl Robert Winkler in Chemnitz mit Frieda Wilhelmine Flick in Reichenbrand. Sterbefalle: Dem Fabrikarbeiter Otto Walter knobloch 1 Tochter. 1 Jahr alt. Geschäftszeit. Wochentag«: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 16. bis 22. April. 1909. Geburten: Dem Stricker Johann Christian Pöhlmann 1 Knabe; dem Reisszeugarbciter Ernst Felix Grüner 1 Knabe; 1 unehelicher Knabe. Sterbefalle: Dem Stricker Johann Christian Pöhlmann 1 Sohn, 1 Stunde alt; Frau Johanne Koncordia verw. Baum geb. Oettel. 79 Fahre alt. Nachrichten deö König!. Standesamtes zu Neustadt vom 17. bis 23. April 1909. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Hermann Richard Schlegel 1 Sohn. Aufgebote: Der Schneider Hermann Ludwig Friedrich, in Rüßdorf. Sachsen-Altenburg mit Franziska Marie Lehm in Neustadt. Eheschließungen: Der Tiefbauvorarbeiter Karl Denk mit Anna Limr G^stenbergcr, beide wohnhaft in Neustadls ^ Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeufteiu vom 16. bis 23. April 1909. und Alma Meta Lohsc in Rabcm'teim ^ Eheschließungen: Der Schwefeleibesitzer Otto Nestler mit Berthe Martha Krause, beide in Ravenstein. Schulze 55 Fahre alt. Des Handschuhwirkers Otto Eugen^Tetzner Tochter „Doris Herta" 9 Monate alt. Des Bildhauers Max Richard Wolf Sohn „Johannes Karl" 10 Fahre alt. Kirchliche Nachrichten. Parochic Rcichcnbrmid. Am Sonntag Misericordias Domini, den 25. April 1909, vorm. >/s9 Uhr Predigtgottcsdienst. Parochic Rnbciistein. Am Sonntag Misericordias Domini, den 25. Avril vorm. 9 Uhr Predigtgottcsdienst: danach Beichte und heiliges Abendmahl. Hl—12 Uhr Christenlehre für die Ostern 1907, 08 und 09 konfirmicrlen Jungfrauen und Jünglinge. 3 Uhr evang. JUnglingsverein. Am Mittwoch, den 28. April abends 8 Uhr Bibelstundc im Pfarrhause. Freitag, den 30. April, vorm. 9 Uhr Beichte und hl. Abendmahl. Innigster Dank. Amalie Therese MaUhes, geb. Hering Drum ist so schwer der Trennungsschmerz. Rabenstein und Burgstadt. Die trauernden Angehörigen. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, sowie für den reichen Blumenschmuck beim Begräbnis meiner lieben Mutter, unserer Frau Zda Minna verw. Hunger geb. Schulze, wahnem unfern herzlichsten Dank. Ferner Dank der Firma und dem Arbeitsversonal Dietrich L Riedel, Siegmar, sowie Herrn Pastor Weid au er für die trostreichen Worte am Grabe und der Schwester von Rabenstein. Dir aber, liebe Entschlafene, rufen wir ein „Habe Dank" in Deine Kühle Gruft nach. Nabenstein, den 24. April 1909. Willy Hunger nebst übrigen Hinterlassenen. Stube, Schlafstube und Me Emil Winter. Nabenstein. Sonnige Halb-Ctage Rottluff, Limbacherstr. Nr. 20O. Wohnung (2 Stuben) nahe Rittergut Höckericht zu mieten gesucht. Näheres daselbst. Ein großes und ein kleines gut- möbliertes Zimmer für 1. Mat zu ver mieten. Zu erfahren in der Exped. d. Bl. und Geschenke, sagen wir Allen hierdurch unseren herzlichsten und aufrichtigsten Dank. Sslrar Preihler und Zrau. Rabenstein, im April 1909. »» »» Für die uns anläßlich unserer Hochzeitsfeier erwiesenen Auf merksamkeiten und Geschenke sprechen wir allen unseren herzlichsten Dank aus. Besonderen Dank dem Gesangverein „Doppelquartett". Richard Pelz und Zrau Rabenstein und Oelsnitz i. Erzgeb. Emma geb. Müller. »» -»» Weg^ugshalber ist in Nähe des Bahnhofes eme Halb-Etage, Siegma^ Luisenstraße 1. ^ an ruhige Leute per 1. Mai zu ver mieten. Näheres in der Exped. d. Bl. aWneEM Siegmar, Rosmarinstr. 40. Junges Mädchen, welches hier in einem Kontor angestellt ist, sucht baldigst ein freundl. möbl. Zimmer mit voller Pension. Gefl. Of ferten mit Preisangabe unter V. SV in die Expedition d. Bl. erbeten. I . CA e HchrstrG 23 2 Sicht »Me mit Kraft sind per 1. 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