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Wochenblatt für A« Femsprechcr: Amt Siegmar Sk. 244. Reichenbmnd, Siegmar, Neustadt, Radenstein und Rottluff. 28. Somabend, den 15. Juli 1S11. Un-eigen werden in der Expedition Meichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Heneu Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen- Seuormoen »nd pro Ispaltige PetitzeUe mit 1b Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Avzeigerr-Armahme in der Expedition bi- spatesten- Freitag- nachmittag- S Uhr, bei den Annahmestellen bi- nachmittag- L Uhr. vereiuSiuferate muffen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können «icht d»rch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. Am 15. Juli ds». I». werden das Wassergeld und der Wasserzins auf den 2. Termin ISN fällig und sind unter Vorlegung des Qulttungabuche» de- Stenerzettes spätestens bis zum 31. Juli 1911 bei Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahren an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Relchenbrand, am 11. Zull 1911. Der Gcmeindevorstaud. Meldungen im Fundamt Rabenstein. Gefunden: 2 Portemonnaies mit Inhalt, 1 Pakelchen Platinen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 14 Juli 1911 Bekanntmachung. Am 15. Zuli 1911 ist der 2. Termin der katholischen Kirchen- und Schulanlagen fällig gewesen. Die Steuer ist spätestens bis zum 29. Juli dieses Jahres an die hiesige Orlssteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen Säumige das Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsoerfahren eingeleitet werden. Der Gemcinbcvorstand zu Rabenstein, am 14. Zuli 1911. Schließung der Expeditionsräume. Die Geschäftsräume der hiesigen Gemeindeverwaltung und des hiesigen König!. Standes amtes bleiben wegen Reinigung u. s. w. Freitag und Sonnabend, den 21. und 22. Juli d. I. für den öffentlichen Verkehr geschloffen. An beiden Tagen werden jedoch in der Zeit von 11 bis 12 Uhr vormittag» dringliche Angelegenheiten erledigt, wie auch standesamtliche Anzeigen entgegengenommen. Rottluff, am 13. Zuli 1911. Der Gemeindevorstand. Zugendfreundschaft.! Roman von G. v. Schlijppenbach. Wie viel ihre beiden ältesten Kinder der Mutter in diesen schweren Tagen bedeuteten, hat Frau Grotcnbach dankbar erkannt, aber auch Eva und die jüngeren Kinder umgaben die Tiefgebeugte mit ihrer kindlichen Liebe: so war sie reich gesegnet mitten in ihrer Trauer um den Gatten und die Tochter. Was nun? Die Frage drängte sich ihnen auf, nachdem die erste Zeit vergangen war. Eine sehr bescheidene Pension war der Witwe von der Bank in Aussicht gestellt worden, aber was bedeutete das für die große Familie? „Gott -wird uns nicht verlass«« »nd oiiS bristrhrn Dieser Gedanke tröstete Thekla Grotcnbach wunderbar, ihr Glaube wankte nicht. Sie mußte sehen, in irgend einer Art für ihre Kinder zu arbeiten, freudig wollte sie den Kamps um die Existenz aufnehmen und nicht verzagen. „Nach oben schau, auf Gott vertrau', — Nach Wolken wird der Himmel blau." Das blieb der Wahlspruch ihres Lebens. In dieser Zeit kam ein Brief Frau Haidecks an, sie schrieb, daß die Verlobung Karlas mit Konstantin Uchatschcff nach der Prüfungszeit der Liebenden veröffentlicht sei, daß der junge Offizier bei näherer Bekanntschaft gewinne, und daß er Karla wirklich zu lieben scheine. Zum Schluß fragte Frau Haideck ihre Freundin, ob sie geneigt wäre, nach Berlin übcrzusiedeln, es sei dort eine Fremdenpension unter guten Bedingungen zu übernehmen. In zartfühlender Weise erbot sich die Reiche, der Armen die erforderlichen Geldmittel vorzustrecken. „Wie du weißt, bin ich eine gute Rechnen»", hieß es, „ich rate dir zuzugreifen, du wirst frei und unabhängig werden und es nicht bedauern, meinem Vorschlag Gehör geleistet zu haben." Da Lina und Alsred mit diesem Plan einverstanden waren, beantwortete Frau Grotcnbach sofort den Brief im bejahenden Sinne. — Drei Wochen später war der Haus halt in Memel aufgelöst, die besseren Sachen nach Berlin geschickt. Lange kniete die Witwe am Hügel der beiden Ver storbenen, ihre Tränen fielen auf die Blumen, die sie als letzten Gruß brachie. — Am Abend verließen Grotenbachs die Stadt, in der sie viele Jahre gelebt hatten. Eine neue Epoche ihres Lebens lag vor ihnen. Wie wird es ihnen ergehen? „Mit Gott voran, Mutter", sagte Alfred leise, als, der Zug abfuhr. 5. Kapitel. PensionIGrotenbach-1 „Geh nur ruhig zu Tante Anna, Mutter, das Mittag essen ist ja vorüber, ich werde für den Kaffee und für das Abendessen sorgen; unsere Pension ist ja augenblicklich weniger besetzt, bleibe nur recht lange fort." Die Sprecherin ist ein frisches, junges Mädchen mit freundlichen blauen Augen und schlichtem Blondhaar, sie ist groß und schlank und trägt ein gut gemachtes, dunkles Kleid, darüber ein zierliches Latzschürzchen. Es ist Klara Grotcnbach, jetzt ein blühendes Mädchen von achtzehn Jahren, die ihrer Schwester Lina gleicht. Sie ist die rechte Hand ihrer Mutter geworden und nimmt ihr gern die große Arbeitslast ab. Während Klara spricht, ist sie Frau Grotenboch beim Ankleiden behilflich, sie legt ihr den modischen Frühlings- umhang um die Schultern und rückt den Kapothut mit den Veilchen zurecht, dann tritt sie etwas zurück und mustert mit liebevollen Augen die stattliche Erscheinung der ge liebten Mutter. „Wie hübsch du bist", sagte Klara, „du bist hier ganz g-.vu!rl>,ir.c —Mir meinen gra,«mj.Hnoi-en? Du iiver- treibst, Kind." „Ja, du stellst alle deine Töchter in den Schatten, selbst Eva, die doch unsere Schönheit ist." „Fandest du nicht, daß Evcheu gestern sehr ernst aussah?" sragte Frau Grotcnbach, sich die Handschuhe zuknöpscnd. ^Es war gewiß nur die Ermüdung von der Reise", meinte Klara. „Hoffentlich" versetzte Frau Grotcnbach, „sage den Brüdern, wenn sie von der Turnstunde kommen, daß sie mich abholen sollen." Als die Mutter gegangen war, eilte Klara in die Küche, streifte die Aermel ihres Kleides bis rum Ellbogen auf und griff tapfer zu. Flink ging ihr die Arbeit von der Hand, sie griff alles am rechten Ende an und die Dienstboten ge horchten ihr gern: der Haushalt war in tadellosester Ordnung. Frau Grotcnbach batte auch dieses Kindes Anlagen erkannt, sie hielt cs für bester, Klara nicht mit Musik und Sprach- stunden zu quälen, von denen sie doch wenig Vorteile gehabt hätte. Statt dessen besuchte Klara wie einst Lina eine Haushaltungsschule und in der Pension verwertete sie die dort gesammelten Kenntnisse. Uebcr alles Erwarten gut war es mit dem von Frau Grotcnbach gewagten Unternehmen gegangen; die Preise für die Pension waren nicht allzu hoch und das dafür Gebotene ausgezeichnet, nie waren die sauber eingerichteten freund lichen Zimmer ganz leer und oft war der Zudrang so stark, daß man nicht alle Gäste aufnehmen konnte-! Thekla Grotcnbach ging am Reichstagsgebäude vorbei; ihre Pension lag am Ende der Dorotheenstraßc. Wie ein zarter, lichtgrüner Schleier lag es über dem Tiergarten; Berlin war im Maienschmuck. Zahlreiche Reiter, Equipagen und Spaziergänger belebten die breiten Wege, der Lärm der Großstadt verhallte. Frau Grotcnbach atmete tief und wohlig, sie war heute in gehobener Stimmung, sie trug in der Tasche die erste Ratenzahlung für ihre treue Jugend freundin, tausend Mark, die der Ilcbcrschuß ergeben hatte. In Gedanken durchlebte Thekla dieses letzte Jahr, es hatte oft Ermüdung und anstrengende Arbeit gebracht, aber auch Stunden der Befriedigung und des Glückes. Adam und Kurt waren in Berlin in verschiedene Schulen eingetrcten und lernten fleißig. Auf Alfreds Rat besuchte sein jüngster, SsUrvI, Harke, k^ssekealaek, ferner sÄmtucke Noloalalwsrea in bester Qualität zu billigsten Preisen Hofer Str. 20. empfiehlt Fernsprecher 325. sehr begabter Bruder das Prinz-Heinrich-Gymnasium, Adam eine Realschule. Im Weitergchen tauschte Frau Grotcnbach Grüße aus, sie war nicht mehr fremd in der großen Stadt, etwas wie ein Heimatsgefühl durchflutete ihr Herz, die Sorgen traten in den Hintergrund, lohnende Arbeit erhebt immer. Dankbar blickte sie zum blauen Frühlingshimmcl empor, die kummer vollen Jahre, die ihre Spuren mit scharfem Griffel auf das Antlitz Theklas gegraben, lagen hinter ihr. Sie erreichte das Haus ihrer Freundin, ehe sie es selbst gedacht. Leichte Schritte eilten über den marmoraetäfelten Flur, Eva warf sich halb jubelnd, halb weinend in der Mutter Arme. „Endlich habe ich dich wieder, Mutti", rief das reizende Mäd-ben. -ick vielt es vor Sfbniuckit satt nickt mebr aus!" So sprudelte es Wer die jungen Lippen, zärtlich IWi die Tochter Hände und Gesicht der Langentbehrten. „Wie stürmisch du immer bist", sagte Frau Grotcnbach mit leisem Tadel. „Du mußt dich nicht so gehen lasten, liebes Kind!" „Ich bin außer mir vor Freude, Mutti! Schnell nimm deinen Hut ab, deinen Umhang, komm in mein Zimmer, Tante Anna ist ausgefahren!" Eva zog die Mutier durch die hohen, prächtig möblierten Zimmer, die reich an schönen Statuen, Gemälden und Reise- crinnerungen waren. „Hier ist meine Kemnate", sagte Eva, den blauen Plüsch vorhang fortschiebcnd, „es ist dasselbe reizende Nest, das Karla vor ihrer Verheiratung mit mir bewohnte." Eva drückte die Mutter in die schwellenden Polster eines Lehnsessels und setzte sich zu ihren Füßen, sie lehnte den lockigen Kops mit den braunen Haaren an die Schulter Theklas. „Nun erzähle mir von allen Geschwistern", bat das junge Mädchen, „acht lange Monate war ich mit Tante Anna auf Reisen und von euch gekennt." (Fortsetzung folgt». Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom 8. bi- ,4. Juli 1911. Gehörten: Dem Schlosser Ernst Paul Weber i Sohn; dem Klempner meister Philipp Oskar Schumann 1 Tochter. Eheschließungen: Der Monteur Theodor Walter Fels, wohnhaft in Ehemnitz. mit Meta Franziska Neubert, wohnhaft in Reichen- brand; der Handarbeiter Max Fritz Großer mit Frieda Lina Fleischer, beide wohnhaft in Reichendrand; der Bauarbeiter Karl Oskar Sandig, wohnhaft in Siegmar, mit Erna Dora Hortense Kahl, wohnhaft in Reichenbrand. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Rabenstein vom 7. bis I». In» 1S1I. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Paul Arthur llhle 1 Tochter Hier über 1 unehelich geborener Knabe. Eheaufgebote: Der Schlaffer Alfred Willy Schmidt mit Elise Lina Thierfelder, beide wohnhaft in Rabenstein. Sterbefälle: Martha Ella Quellmalz, 6 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluff vom 7. bl» 13. Jul! IS11. Eheschließungen: Der Brauerei-Dorarbeiter Friedrich Max Heintzig in Rabenstein mit Minna Clara Hälsig in Rottluff; der Handlungs gehilfe Ernst Martin Burkhardt in Ehemnitz mit Ella Frieda Reinhardt in Rottluff; der Fabrikarbeiter Earl Walther Nitzsche mit Elara Minna Eidner, beide in Rottluff. Sterbefälle: Carola Elfriede Merkel, 3 Monate alt. Kirchliche Nachrichten. Parochle Rcichcnbrand. Am v. Sonntag p. Trin. den 16. Juli o. c. Vorm. VrV Ahr Prcdigtgottesdicnst. Parochle Rabenstei». Am s. Sonntag p. Trin. den 16. Juli vorm, s Uhr Prcdtgt- gottesdienst Hilssg. Gebhardt. — GelLndespiel siehe i. d. Chemnitzer Blätter. Mittwoch, den 19. Juli Iungsrauenverein. Amtswochc NOM 17.—2S. Juli Hilssg. Gebhardt.