Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Amt Fernsprecher: Siegmar Nr. 344. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. AS 33. Sonnabend, den 10. Juni 1811. Erscheint jeden Sonnabend nachmittag». Anzeigen werden in der Expedition (Reich enbraud, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen- geuommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 18 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfang» und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Slozeigen-Aanahme io der Expedition bi« spätesten« Freitag« nachmittags 8 Uhr, bei de« Annahmestellen bi« nachmittag« 2 Uhr. vereiu»i«serate müssen bis Freitag» nachmittags S Uhr eingegange» sein und lönnen nicht durch Telephon aufgegehen werden. Bekanntmachung. Am 15. Juni ». o. wird der H. Termin der diesjährigen Rente füllig und ist spätestens bis zum 30. Juni ISN an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 10. Juni 1911. Der Gemeiudevorstand. Meldungen im Fundamt Rabenftein. Gefunden: 1 Handkorb. Der Gemeindevorstand zu Ravenstein, am 9. Juni 1911. Rabeusteiu. Am Trinitatisfest wird hier Herr Pastor Max Weid au er, der Bruder de» Ortspfarrers, predigen. Derselbe ist seit 13 Jahren in der evangelischen Diaspora Galiziens als evangelischer Missionsprediger tätig. Nachdem er als persönlicher Vikar von Herrn Pfarrer Theodor Zöckler nach Stanislau gerufen worden war, hat »x er jahrelang in Wygoda und Broczkow gewirkt. Seit drei Jahren verwaltet er daS ihm übertragene Pfarramt der großen Gemeinde Ugartstal; da sich seine zur dauernden Uebernahme dieses Amtes notwendige Einbürgerung bisher nicht erreichen ließ, wird er demnächst einem Rufe folgen und die deutschen evangelischen Glaubensgenossen in Storotzynetz bei Ezernowitz in der Bukowina pastorieren. Die Kttche dort ist von der deutschen Kindergabe in diesem Jahre neu Monat Mai d. Js. 177 Einzahlungen im Bettage von 21046 Mk. 04 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 76 Rückzahlungen im Bettage von 13064 Mk. 99 Pfg. Eröffnet wurden 18 neue Konten, geschlossen — Konten. Zinsbar angelegt wurden — Mk. Die Gesamtein nahme betrug 21082 Mk. 04 Pfg., die Gesamtausgabe 23584 Mk. 11 Pfg., und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 1651 Mk. 09 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Mai beziffert sich auf ' MOV »k. « M. 1 '——^ Die Sparkasse ist vn jedem Wochentage von 8—12 Uhr vorm. 2—6 Uhr nachm, geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit 3Vs°/o verzinst und streng geheim behandelt. ^ugenvfreundschaft. Roman von G. v. Schlippenbach. Strandhof bot reiche Abwechslung, es gab Bootfahrten und reizende Waldspaziergänge. Ausflüge nach Stubben- kamnier, Binz und dem Rugard, einem Aussichtsturm, das Granitzer Jagdschloß wurde besehen und noch mancher schöne Punkt besucht. — Die Grotenbachschen Kinder nannten Frau Haideck auf ihren Wunsch Tante Anna. Strandhof barg viele Kunftschätze und Gemälde, bunte elektrische Lampen erhellten die Hohen, luxuriös eingerichteten Zimmer. Der Reichtum und der feine Geschmack bildeten ein harmonisches Ganzes. Wenn Thekla dieses alles sah, wenn sie an ihr eigenes, enges, armes Heim dachte, dann war der Gegensatz ein greller, aber keine unedle Neigung des Neides erfüllte das Herz Frau Grotenbachs. „Ich bin doch reicher", dachte sie, „ich habe noch den Gatten und so viele liebe Kinder." Die Jugendfreundinnen hatten lange Gespräche, nach und nach erfuhr Frau Haideck einiges über die Sorgen Theklas, obgleich sie noch viel für sich behielt. Der Wunsch, helfend einzugreifen, befestigte sich immer mehr im Herzen der Reichen, nur wußte sie noch nicht, wie sie es am besten anstellen sollte; man verletzt den Armen so leicht. „Mutter, kann ich dich sprechen?" fragte Karls eines Tages und steckte den hübschen Kopf durch die Samtportiere zum Schreibzimmer Frau Haidecks. „Gewiß, Kindchen, was willst du?" Karla eilte auf die Mutter zu und warf die Arme um sie. „Ich will dich um etwas bitten." „Sprich dich aus, wenn es in meiner Macht steht, so soll dein Anliegen Gehör finden", ermutigte Frau Haideck ihr Töchterchen. Karlas Augen leuchteten. „Ich möchte, daß Evchen immer hier bleibt!" rief sie. Frau Haideck lächelte, war es doch ihr eigener Gedanke gewesen, sie wollte mit ihrer Freundin sprechen, aber es war eine sehr zarte Sache, man mußte sie richtig aufangen. Lange schon wünschte Frau Haideck eine gleichaltrige Ge fährtin für ihr Kind, aber würde die glückliche Mutter in die Trennung einwilligen? „Soll ich dir etwas anvertrauen, wirst du schweigen, Karla ?" „Ich verspreche cs dir, Mutter", lautete die feierliche Antwort. „Ich hatte schon selbst daran gedacht, dir in Evchen eine Gespielin zu geben und werde Frau Grotenbach darüber sprechen. Jubelnd flog Karla ihrer Mutter in die Arme. „Freue dich noch nicht allzusehr, wir wissen noch nicht, ob Evas Eltern einwilligen werden!" „O! die tun es, es sind so viele Kinder zu Hause und denke dir, alle zusammen haben nur fünf enge Stuben und keine Pferde und Wagen und Evchen bekommt oft die 1' ^ Melder von Lmä? ' ' — » Das verwöhnte Kind konnte sich nicht genug über das Wundern, was Klara und Eva ihr erzählt hatten. In den nächsten Tagen kam viel Besuch aus Stralsund und der Umgegend, das gastliche Haus füllte sich. Zum Unglück erkrankte die Hausdame in Strandhof, ein Fräulein Müller. „Tante Anna", sagte Lina in ihrer entschiedenen Art, „ich möchte die Wirtschaft übernehmen." Dieses Anerbieten wurde dankend angenommen, Lina ergriff mit kundiger Hand die Zügel des umfangreichen Haushalts, sie stand in der großen, Weißen Schürze am Herde, die Mägde beaufsichtigend, an alles denkend, sich schnell in die freiwillig übernommenen Pflichten zurcchtfindend. Es ging wie am Schnürchen und cs war sür Lina eine Freude, die reich besetzte Vorratskammer unter ihrer Aussicht zu haben, in der großen, blitzsauberen Küche schalten und walten zu dürfen, die Linnen und Silberschätzc des reichen Hauses herauszngeben und das Decken der langen Tafel zu beaufsichtigen. Das Schmücken derselben mit Blumen über ließ Lina gern den jüngeren Mädchen. „Lina ist die Prosa, aber eine sehr wohltuende", hatte Frau Grotenbach ihrer Freundin geschrieben, daran dachte Anna Haideck jetzt oft. Frisch und blühend erschien die neue Hausdame zu den Mahlzeiten in ihren einfachen, Helle» Sommerkleidern, die sie selbst nähte; sie war froh, ihrer freundlichen Wirtin hilfreich sein zu können. „Ich möchte Lina ebenfalls hier behalten," dachte Frau Haidcck; „aber wird Thekla mir beide Töchter abtreten?" Grotenbachs waren schon vier Wochen in Rügen; da überraschte sie eines Morgens Alfred, der, mit der russischen Familie aus der Schweiz kommend, einige Tage mit ihnen in Saßnitz bleiben wollte. Das war ein Jubel! Ein ganzes Jahr hatten sie ihren Aeltesten nicht gesehen. Er umarmte sie lachend der Reihe nach, seine Mutter küßte er besonders innig. „Du siehst ganz rosig aus, Mutti", sagte der junge Arzt glücklich, dann wandte er sich an Frau Haideck und dankte ihr warm, daß sie so gütig sür die Seinen gewesen war. „Es ist mir selbst die größte Freude, so liebe Gäste in Strandhof willkommen zu heißen; ich hoffe. Sie bleiben lange in Saßnitz und sind oft hier", entgegnetc Frau Haideck herzlich. „Leider reisen wir bald weiter, gnädigste Frau." „O! nennen Sie mich auch Tante Anna, wie alle Ihre Geschwister." Alfred küßte dankend ihre Hand, die sich ihm entgegenstreckte. „Das ist ein prächtiger Mensch", dachte Frau Haidcck bei näherer Bekanntschaft mit Alfred Grotenbach, „und wie schön ist sein Verhältnis zur Mutter!" Ja, die beiden hatten sich immer etwas zu sagen, lange gingen sie in dem schattigen Lindengang auf und nieder; die vor Wutterstolz strahlenden Augen Theklas weilten aus dem männlich schönen Gesicht ihres ältesten Sohnes. — „Ich bin so sroh über mein erstes selbstverdientes Geld", sagte der junge Arzt, „brauchst du nicht etwas, ich meine sür dich persönlich, ich möchte dir gern etwas schenken." „Nein, mein guter Junge, ich habe wirklich gar nichts nötig", versicherte Frau Grotenbach gerührt. - „Jedenfalls stehe ich jetzt auf eigenen WKrmL rief Alfred, "llbtNiillst sehen, MullingTffch werde buni lssiil'Müsse Md' verdienen und dann sollt Ihr Lieben es bester haben." Er reckte seine kraftvolle Gestalt und seine Augen blitzen. Obgleich Karla noch in dem kindlichen Alter stand, das einem Dreiundzwanzigjährigcn recht unreif erscheint, konnte Alfred nicht umhin, das hübsche Mädchen allerliebst zu finden. Er neckte sie und behandelte sie bald als Backfisch, bald als erwachsene Dame mit etwas spöttischer Ritterlichkeit. Unter den Gästen war auch ein schönes Mädchen, die Tochter eines Generals aus Stralsund. Alfred Grotenbach fand Gefallen an ihr und machte ihr etwas den Hof. Das schon ziemlich ältliche Mädchen fühlte sich geschmeichelt, Karla aber ärgerte sich und war oft schnippisch gegen den jungen Arzt. „Welch ein unangenehmer Mensch ist doch dein Bruder," sagte Karla zu Evchen. Alfred stand in der Nähe und hörte es; er trat vor. „Warum mißfällt er dir?" fragte Eva empfindlich. „Er ist eingebildet und —" Jetzt trat Grotenbach auf die Sprecherin zu. „Ersparen Sie sich ein weiteres Urteil" sagte er kurz, „die Ansicht einer so jungen Dame fällt noch nicht ins Gewicht." Er ging davon, Karlas Augen blitzten, sic sagte sich: „Gut, daß er morgen abreist." — — — - — „Thekla", sagte Frau Haideck eines Tages, „ich möchte ein ernstes Wort mit dir sprechen!" „Das klingt ganz feierlich", gab Frau Grotenbach lächelnd zurück. „Ich habe eine große Bitte an dich, aber ich weiß nicht, wie ich die rechten Worte finde, um sie dir vorzutragen." „Ich bin sehr gespannt, liebe Anna." „Willst du mir Eva hier lasten, damit ich sie mit Karla erziehe?" dass Oer geehrten LiuvohnerschLtt von 8IvKMLr eine! Umgebung gestatte ich mir hierdurch gans ergebenst ,mitruteilen, am ic>. Juni d. I. Lin hiesigen Llatxe — Hotvr 8tr»88« 20, LvKv Wiv8VU8tr»88v — unter der Firnis. Vj'0§si'i6 ZisKmar' eine VilOA«!»-, I ltlO»««- Iilttl eröffnen verde. Indem icli die höfliche Litte Lussprecbe, niicli in meinem Unternehmen gütigst unterstützen su vollen, verspreche ich Zugleich, stets bestrebt ?.u sein, die besten Waren ?.u massigen kreisen r-.u liefern. Ich werde meine grösste klirre darin suchen, meine werten Läuter in jeder Weise mitrieden ?u stellen. 81v8wttr, den 9. Juni 1911. hlit vorzüglicher Hochachtung ssvrnsprsoksr dir. 325.