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Rechte des Herzens. Original-Erzählung von Irene v, Hellmuth. !N»chdr»<> I. Die Saison war vorüber. Die meiste» Badegäste rüsteten sich zur Heimreise. Viele von den Sommer wohnungen standen bereits leer. Auf der Promenade, lvo es in der schönen Jahreszeit von Spaziergängern wimmelte, trieb nnn der kalte Herbstwind die gelben Blätter haufenweise zusammen, um sie in der nächsten Minute wieder im tollen Spiel nach allen Richtungen auseinander zu streuen. Ein trauriges Bild, das lebhaft die Vergänglichkeit alles Irdischen predigte. Die himmelhoch ragenden Berge, die den kleine», aber wegen seiner idyllischen Lage viel besuchten Kurort ringsum cinschlossc», zeigten sich jetzt selten in ihrer ganzen, majestätischen Pracht und Schönheit; denn gewöhnlich waren sie in undurchdringliche Nebel ein gehüllt. Die lctztvergangenen Wochen, wo warmer Sonnen schein die Menschen »och immer hinaus ins Freie lockte, hatten die Hoffnung aufrecht erhalten, daß der rauhe Winter noch fern sei, aber eine einzige Sturm nacht genügte, die Bäume ihres goldgelb und rot- schiminernden Blätterschmuckcs zu berauben und in den kleinen, sauberen Vorgärtchen die letzten Astern und Sonnenrosen zu knicke». Nun sah es plötzlich überall recht öde und traurig aus. Die Wege waren fast unpassierbar geworden, tagelang regnete es ohne aufznhörcn. Der Himmel zeigte eine schmutzig graue Farbe, so eintönig grau, daß auf eine baldige Aenderung des »nsreundliche» Wetters kaum zu hoffen war. Einige Tage hatte man geduldig zugcsehen, fröstelnd sahen diejenigen Kurgäste, die bis in den Spätherbst verweilten, beisammen und suchten sich, so gut cs gehen wollte, die Zeit zu vertreiben. Als aber Tag um Tag verging, ohne daß auch nur ein Stückchen Himmelsblau sich den sehnenden Augen zeigen wollte, da sagte man sich allgemein, daß des Sommers Pracht nun endgiltig dahin sei, und man erinnerte sich plötzlich der viele» Annehmlichkeiten, die die Heimat zu bieten hatte, der vielen, lieben alten Bekannten zu Hause, der gemütlichen Theeabende am Kamin, in dem ein leichtes Feuer brannte, — man sehnte sich mit einem Mal ordentlich heim nach den traulichen Zimmern, — packte schleunigst seine Koffer und rüstete sich zur Heimreise. Aus einem freundlichen, weißgetünchten Hause trat eben ein großer, stattlicher Herr, dessen militärische Haltung und wettergebräunteS Gesicht ihn unschwer als Offizier in Civil erkennen ließen. Ihm aus dem Fuße folgte eine ältere Dame, die eine unverkennbare Achnlichkeit mit dem Voransgehenden aufwics. Wenn ihr Haar auch schneeweiß unter dem schwarzen Spitzen- häubchen hervorschimmerte, so zeigte die gerade Haltung doch deutlich, daß sie nicht so alt war, wie fie viel leicht ans den ersten Blick scheine» mochte. „Nimm Dick in acht, Mutter." mahnte der junge Mann, „der Boden ist sehr schlüpfrig von dein Regen; Du könntest leicht ausglcitc». Komm, gib mir Deine» Arm, ich will Dich zur Vorsicht doch lieber führen." „Ist nicht nötig, Hans," cntgcgncte die Angcredete lächelnd, „so alt und tappig, wie Du anzunchmc» scheinst, bi» ich »och lange nicht." „Aber Mutter," wehrte der Sohn eifrig, „ich weiß doch, daß Du es mit jeder Jüngeren aufnehmen kannst. Hast es ja oft genug bewiesen, bei unser» schönen Ausflüge» in die Berge! Wie tapfer D» auszuschrcitcn im stände bist, manche von den jungen Damen leistete nicht so viel, wie Du! „Ja, die jungen Damen," fiel die Mutter rasch ei», als hätte sie gerade auf dieses Wort gewartet, „sag mal aufrichtig, Hans, wir haben doch hier viele hübsche Mädchen kenne» gelernt, hat Dir denn keine von allen gefallen?" Hans schüttelte lachend den Kopf. „Nein, — Mutter, keine einzige, denn keine glich meinem Ideal." „Wie muß den» Dein Ideal eigentlich beschaffen sein?" „Es müßte Dir ähnlich sein, Mutter," entgegnetc der Sohn zärtlich, und heftete die dunklen, ausdrucks vollen Auge» liebevoll auf die neben ihm schreitende Frau, über deren Gesicht eine leist Röte huschte. „O, Du bist ein Schmeichler!" „Nein, Mama, ganz im Ernst gesprochen. Ich habe geprüft, — Dir zu Liebe habe ich eS getan, weil es doch einmal ein Herzenswunsch von Dir ist, daß ich mich bald verheirate. — Aber ich fand bei keiner, was meine Mutter In so reichem Maße besitzt: Den Sinn für ein stilles, zurückgezogenes Leben, für häusliches Glück, für den Frieden, der in solch einem Leben zu finden ist, für die Hingabe an die Ihrigen. Wenn ich mir einmal eine Frau nehme, so muß sie ihr Glück im eignen Heim suchen, nicht draußen in der Welt und bei rauschenden Festen. Aber unsere jungen Damen sind meistens vergnügungssüchtige Geschöpfe, deren Hauptzweck es ist, einen möglichst reichen Mann zu bekommen. In der Gesellschaft wollen sie glänzen, eine Rolle möchten sie spielen. Eine will die Andere in den Schatten stelle»! O, ich habe es wohl bemerk, wie die Mütter und Töchter Dich umschmeichelten, aber nicht, weil sie Deinen wahren, inneren Wert erkannte», — darnach fragen die ja gar nicht, — sondern weil sie sehr bald aus gekundschaftet hatten, daß Dein Sohn .einst der al leinige Erbe eines großen Vermögens sein wird! Des halb suchten sie uns zu gefalle»! O, wie er mich anekelt, dieser Tanz ums goldene Kalb, dieser Götzen dienst! Um Geld geben diese Menschen alles hin: Liebe, Treue, Freundschaft, — alles, — alle»!" Der junge Mann hatte sich in eine tiefe Erregung hineinaesprochen, jetzt atmete er tief auf. „Ganz so schlimm ist es Gott sei Dank nicht," beruhigte die Mutter, „wenn ich auch zugeben muß, daß manches wahr ist. Du sprichst eben wie einer, der die Liebe, die echte, rechte, noch nicht kennen gelernt hat. Glaube mir, wenn Dir einmal ein Mädchen begegnen wird, das Du wahrhaft liebst, dann wirst Du für alle ihre Fehler blind sein, ja, dieselben für Tugenden halte». Du wärst der Erste nicht, den die Liebe alles übersehen läßt, was andere, nüchtern denkende Menschen sehr bald herausfinden! Ich hoffe Dich doch noch im Besitz eines geliebten Weibes zu sehen." „Schon möglich, Mutter, indes, das liegt noch in weiter Ferne. Eine reiche Frau werde ich niemals nehmen. Das Mädchen meiner Wahl muß arm sein, völlig anspruchslos erzogen, nicht nach Geld und Gut trachtend. Meine Frau soll alles aus meiner Hand empfangen, was das Leben Angenehmes zu bieten vermag. Siehst Du, Mutter, diese Grundsätze habe ich mir als Feststehende gemacht." ^ Die Mutter lachte. - - - „Du wirst diese Grundsätze vielleicht einmal alle zusammen über dm Haufen werft». DaS ist schon öfters vorgekommen. Uebrigens, was sagen denn Deine Kameraden zu solch schwärmerischen Ansichten?" „Die? Ich werde mich hüten, ihnen gegenüber dergleichen laut werden zu lassen. Sie würde» mich höchstens auslachen. Bon meiner zukünftige» Frau spreche ich nur mit Dir, mit jenen niemals. Ich habe keinen aufrichtigen Freund und Vertrauten unter ihnen gesunden. Die meisten sind mir neidisch wezrn nielucs Geldes. Wen» sie wüßten, wie wenig inir daran liegt!" Der Sprecher wurde unterbrochen. Einige Bekannte begegneten Ihnen, die sie lebhaft begrüßten. „Wann reisen Sie, Herr Freiwald?" rief eine der junge» Damen schon von weitem. „Ich bin eben im Begriff zur Bahn zu gehen," gab der Angeredete ziemlich kurz zurück. Seine ruhige Antwort stach seltsam ab von der lebhaften Freundlich keit des jungen Mädchens, das nun in bedauerlichem Tone fortsuhr: „Ach, das ist aber sehr schade! Wir hofften, Sie würden bis morgen bleiben, dann hätten wir eine Strecke zusammen fahren können! Am heutigen Abend werden wir Ihre liebenswürdige Gesellschaft sehr vermissen." Hans warf seiner Mutter einen Blick zu, der zu sagen schien: „Merkst Du was! — DaS goldene Kalb." „Meine Eltern bleiben noch etwa acht Tage hier," bemerkte er dann lächelnd, „und wenn Sie, meine Damen, für den heutigen Abend Gesellschaft brauchen, so wird mein Papa Ihnen gewiß gern zu Diensten stehen. - Mich ruft die Pflicht nach Hause. Pflicht geht über das Vergnügen, Fräulein!" Er lachte etwas spöttisch, die Mädchen aber machte» lange Gesichter, während die alte Dame das Wort ergriff: „Ich wollte meinem Sohn ein kurzes Stückchen das Geleite geben. Wie Sie sehen, bin ich ohne Hut und Handschuhe. Wir kamen unterwegs ins Plaudern, und ich vergaß ganz, daß mich mein Mann zu einer Partie Schach erwartet." Nachdem die anderen sich verabschiedet hatten, mahnte Hans die Mutter: „Du nmßt nnn aber wirklich umkehren, Papa möchte sonst ungeduldig werden." „Ja, ja, mein Junge, Ich gehe schon." Sie reichte ihm die Hand, die er herzlich schüttelte. „Grüße mir einstweilen die Heimat," sagte die alte Dame. „In acht, längstens zehn Tagen sehen wir uns wieder, lind siehe zu, ob zu Hause alles in Ordnung ist, — schreibe bald. Sollte das Wetter nicht besser werden, so komme» wir wahrscheinlich schon früher." Fortsetzung folg,. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichrnbrand vom 16. bi» 16. September Ivibl. Gekurte»: Dem Kohlenhändler Emil Otto Pästler in Neichen- drand I Mädchen und l Knabe; dem Fabrikarbeiter Otto Emil Hartig in Reichenbrand l Knabe. A»fgeb»tr: Der Kaufmann Mar Oswald Schumann in Helbersdorf mit Flora Franziska Friedrich in Reichenbrand. Sheschlleg,,»,«»: Bakat. Strrbcfällc: Dem Kutscher Ernst Wilhelm Richter in Sieg mar I Sohn, 2 Jahre alt! dem Zimmermann Ernst Mar Breilfeld in Siegmar I Sohn, 2 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstcin vom 6. bis 16. September 1661. Geburten: l Sohn dem Vahnarbeiter Karl Emil Berthold in Rabenstein! dem Eisengiester Hermann Willy llhlig in Rolilnss. 1 Tochter dem Werkführer Hermann Ewald Küchler in Rabenstein; dem Stirkireivorarbeiier Ferdinand Ennl Berthold in Rabenstein l totgeborencr Knabe dem Eisen- former Paul Richard Rottluff in Rabenstein. Eheaufyebote: Der Ofensetzer Richard Paul Penndorf in Chemnitz mit Emma Elsa Soldammei in Rabenstein; der Eisensormer Richard Paul Syrbe in Chemnitz mit Elsa Frieda gtränz in Rabenstcin. Sheschlieffuugeu: Keine Sterbrfiille: 1 Sohn dem Cieschirisührer Franz Josef Bernard im Rittergut Oberrabenstein, ll Wochen alt; dem Sisen- sormer Emil Linus Fiedler in Rabenstcin, >0 Tage all. l Tochter dem Tischler Mathias Valentin Biegler in Raben stein; dem Cieschirisührer Otto Bernhard Meier in Rottluff, 8 Wochen alt. Zusammen: !> Geburten und zwar 3 männl. und 2 weibl., 2 Eheausgcbote. sdarunter l Totgeburt. — Sh-schtzkung. 1 Sterbefälle und zwar 2 männl. und 2 weibl. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am l6. Sonntag p.lnn. den 18. Sept. n. c. vorm. V-9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte für de» Kirchcn- bau in Nauwalde bei Großenhain. Parochie Ravenstein. Am 16. Sonntag p.Tnn. den 18. Sept.». c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. WWltMi Lbmckchiii offeriert Erdbeerpstanzen, 100 Stück 2 M., desgl. Salat und Spinat. Fette Gimse, d Pfd. 7« Pf, L empfiehlt inll 8vLii», Grüna. s«cht Einen WM» zum ReijWlkkn vnoanan, Pelziimhlcnwcg. HtlM. Zimmer Mittagstisch 10 Pfg. , an I od. 2 anst. Herren zu l vermieten. Woche 1,80 Mk., Waldschlvhch., Limbacherstr. kM8l lLveli. llsdmlsiii Um für die neu eintreffenden Wlnter-Echllh- waren etwa« Platz zu schaffen, verkaufe ich all« farbigen Schuhwaren io«/» billiger: ich führe einige Posten davon an: Rote und gelbe Domen- und Kinder-Knopf. und Schnür stiefel, Herrenfchnürstiefel und -Schnürschuhe, Herren-, Damen- und SindcrhauSschuhe, rote und gelbe Lederpantoffeln, Herren- und Knaben- s-g-lluchfchuhe. 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