Volltext Seite (XML)
Die Beiden hatten cs nicht bcincrkt, daß schon zu Anfang ihres Gesprächs Frau Minna ins Zimmer getreten war. Sie stand, von der schwerer Portiere halb verborgen, mit weit anfgcrissciien Augen wie fest gebannt an der Schwelle und ihr liebendes Mutter- Herz kämpfte einen schweren Kampf. Denn was sie da zu hören bekam, traf sic gänzlich unvorbereitet. Ihr Sohn, ihr Einziger wollte fort, sich in die Gefahre» eines solche» Krieges stürzen, — konnte man ein so schweres Opfer von ihr fordern? Sie biß die Zähne zusammen, um nicht laut aufznschreien vor Weh und verhielt sich mäuschenstill. Kein Wort des Gespräches entging ihr und jede Silbe bohrte sich schmerzhaft in die Seele der gequälten Fra». Aber mit einem Maie verließ sie die Kraft, sie ließ ihre» Tränen freien Lauf, ei» wehes Nufschluchzen drang von ihren Lippen. Fast gleichzeitig wandte» sich die Beiden am Fenster um. „Minna!" klang die Stimme des Gatten an ihr Ohr, — „Du hast gehört?" „Alles!" - - „Umso bester!" murmelte der alte Major und atmete tief auf. „Nun, — und diese Tränen sind Deine ganze Antwort?" fragte er dann und sah ihr in die Augen. Er war zu ihr getreten und zog sic liebevoll a» seine Brust. „Sei stark, mein teures Weib," begann er sie zu trösten. „Wir wollen doch unser» Jungen nicht abhaltcn, das zu tun, wozu sein Herz ihn treibt mit aller Macht. Kaum bezwingt er sich noch um Deinetwillen! Drüben braucht man ihn, Minna! Du wirst seinen Drang doch nicht dämpfe», versprich cs mir!" Die Frau weinte noch heftiger. „Ist cs denn wirklich schon so weit, Erich?" stammelte sic. Er nickte. „Wenn Du Deine Einwilligung gibst, so kan» Hans schon bei der nächsten Trnppenbcfördcrung sein. Wir wartete» auf eine günstige Gelegenheit, Dir die Sache richtig beibringe» zu können. Ich erblicke eine Fügung Gottes darin, daß Du nun alles mit angehört hast. Es traf Dich schwer, weil unvorbereitet. Doch nn» suche Dich zu beruhigen. Hans kann jeden Augenblick kommen und er soll nicht sehen, daß Du geweint hast. Mache mir den Jungen nicht weich, — wir sprechen später über alles." Die Gatte» hielte» sich eng umschlungen. Sie fühlten, daß Eines dem Andern eine Stütze sein mußte in der mm kommenden schweren Zeit. — Als sie sich »ach. Anny umwandten, war diese ' KriTH." .aül' geschlichen und stand nun draußen iu der geräumigen Vorhalle, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Konvulsivisch bebte der zarte Körper unter dem Schmerz, der keine erlösenden Träne» brachte. In ihr tobte zweifache Qual. Daß sic Hans liebte mit der ersten stürmische» Leidenschaft ihres junge», unberührten Herzens, wurde ihr erst in dieser Minute klar, kam ihr erst jetzt zum vollen, klaren Bewußtsein. Und noch nie hatte sie darüber nach gedacht, ob Hans sie wieder liebte. Als ihr nun mit einem Schlage die Gewißheit wurde, daß er nichts für sie empfand als vielleicht eine Art brüderlicher Zuneigung, — da krampfte sich ihr Herz zusammen in nie gekanntem, namenlosen Weh. Denn an Liebe konnte er nicht denken, sonst würde er sicher nicht fort wollen, hinaus in den Kampf. Oder war die Begeisterung für die edle Sache bei ihm so stark, daß alle andern Gefühle darin untergingen? Nein, das war cs nicht. A» ihr, deni kleinen, unbedeutenden Mädchen lag ihm nichts, die Trennung von ihr bereitete ihm nicht den geringsten Schmerz. Sie vergegenwärtigte sich im Geiste, was sie während der letzten Zeit zusammen gesprochen. Jedes freundliche Lächeln, jeden Scherz, jede Neckerei rief sie sich ins Gedächtnis zurück. Aber von Liebe war nichts zu finden. Da befiel sie plötzlich eine furchtbare Angst. „Wenn er, der Well und Menschen bester kannte als sie, — die Unerfahrene, — bereits bemerkt hätte, wie es um sie stand? Wen» er vielleicht im stillen über das dumme, törichte Mädchen lächelte? Sie hatte ihre Blicke vielleicht nicht immer so ganz in der Gewalt gehabt, sie hatte sich am Ende damit verraten! Ihre Singen hingen oft bewundernd an seinem männlich schönen Gesicht. Sic mußte sich immer Zwang auf- crlegen, wenn er in ihrer Nähe war! — Wenn er in ihren Zügen zu lese» verstand, — dann mußte er auch Wiste», wie cs ihr aussah." Diese Gedanken jagen Anny die Röte der Scham in das liebliche Gesicht. Wenn Hans eine Ahnung davon hatte, so mußte sic ihn in Zukunft belehre», daß er sich getäuscht, daß er auf ganz falscher Fährte war. Es gab kein anderes Mittel, er mußte jetzt glaube», sie sei ihm abgeneigt, oder doch, er sei ihr völlig glcichgiltig. — Mit diesem Entschluß, der sic einigermaßen beruhigte, trat sic vor das Haus. Der Regen hatte etwas nach gelassen, ei» starker Wind rauschte i» den.Kronen der alten Bäume. Anny schritt den breite», kicsbestreutcn Weg entlang bis hin zu dem hohen, eisernen Gitter, welches das Besitztum nach der Chaussee zu abschloß. Rechts gelangte sie durch einen laubcnartigem Gang zu einer Gruppe hoher, prächtiger Kugel-Akazien, welche ein wunderschönes Rondell mit herrlichen, in allen Farben prangenden Blumen umgaben. Daneben lag ei» ausgedehnter Rasenplatz, in dessen Mitte aus hohen, Sockel die lebensgroße, in Stein gcmeiselte Gestalt Fortunas stand. Sic hielt ein marmornes FÜllhorn-IM" Arm Md unermüdlich Wtscherr- 'ein starker, Heller Wasserstrahl nieder in das weite Becken, das üppige Farnwedcl und saftiggriinc Blattpflanzen dicht umwncherte». Eine Steinbrink, auf welcher sich durch den fortwährend hernicdersprühende» Tropfen- rege» der Fontäne ein moosiges, grünschimmerndes Polster gebildet hatte, lief im Halbkreis »m den Brunne», während sich ans der entgegengesetzten Seite ein Boskett mit eleganten, modernen Gartenmöbeln befand, überdacht von einem riesigen Schirm und »Hi eben von herrlich gedeihenden Palmen, deren Pflege ein alten Gärtner ganz besonders am Herzen lag und die im Winter in dem geräumigen Gewächshaus untergebracht wurden. Forts-hung folgt. Nachrichten des K.Standesamtes zu Reichcnbrand vom l». bis 2l>. November 1KN4. Geburten: Dem Färber Karl Eduard Barth in Reichenbrand I Knabe. Aufgebote: Der Fabrikarbeiter Herma»» Emil Jänig ln Stelzendorf mit Selma Lina Steinert in Siegmar. Eheschließungen: Vakat. Stcrbcfälle: Der ledigen Zuschneiderin Marie Elsa Hentschel iu Ehemnih 1 Tochter, 4 Monate alt: dem Kohlenhändler Emil Otto Pähler in Reichenbrand I Sohn, 2 Monate alt! dem Zementwarensabrikanten Gustav Anton Starke in Neichen brand 1 Sohn, l Monat alt, Krpeditionszeil des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—k Uhr nachm. Sonntags: V»>2—lS Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von TotgeburtSanzcigcn. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Nabenstein vom IN. bis 2S. November liXit. Geburten: 1 Tochter dem Handschuhwirke.- Ernst Emil Leutritz, dem Expedienten Robert Albin Täuscher, beide in Rabenstein wohnhaft, dem Gußputzer Karl Hermann Uhlig in Rottluff. Eheaufgebote: Der Kaufmann Max Paul Trommer in Siegmar mit Emma Klara Stäche in Rabenstein. Ehefchlietzungeu: Der Fabrikarbeiter Max Alwin Petzold in Einsiedel bei Chemnitz mit Frieda Elsa Neßmann in Rabenstein. Sterbefälle: Der ans. Tischlermeister Julius Hermann Lohse, 64 Jahre alt, in Rottluff. 1 Tochter dem Handschuhstricker Max Willy Weichert in Rabenstein. 1-'» Wochen alt. dem Gußputzcr Karl Hermann Uhlig in Rottluff, 6 Tage alt. Zusammen: 6 Geburt und zwar 6 wcibl. 1 Eheauspebot. 1 Eheschließung. 3 Sterbefälle und zwar I männl. und 2 wcibl. Heschästszeil. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: 11—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgcbrrrtöanzcigen. Kirchliche Nachrichten. Parochic Reichcnbrand. S.'m 1- Adventsonntag den 27. Novbr, n. c. vorm. S-l>hr Pked-Lj. Freitag den u. Dezember vorm. 1» Uhr Wochen- kominunion. Parochic Rabenstein. Am 1. Advent den 27. Novbr. n. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdicnst. Freitag den 2. Dezember vorm. 10 Uhr Wochcn- kommluiion. Vom 1. November d. I. ab habe ich die Filiale des Herrn Rechtsanwalt llr. 1ak88ing in Siegmar übernommen, und bin jeden Dienstag nachmitt. 4 Uhr persönlich in Siegmar zu sprechen. Mein Bureau befindet sich wie bisher Hoferstraße 43. Rechtsanwalt Alle Herbst- und Winterschuhwaren von den einfachsten bis zu den elegantesten sind wieder eingetroffen, und halte solche, wie auch alle anderen Schuhwaren, vom besten Nindleder bis zum feinsten WDGk" Boxcalf- und Ehevreauxstiefel "WM bestens em pfohlen. Auch halte, wie immer, in Gurnmi- nnd Rofthaaretnziehschuhen großes Lager. kniK ltm», ksdMtiiii. l-OSS zur 147. König!. Sachs. Landeslotterie (Ziehung am 7. und 8. Dezember 1901) empfiehlt Buchhandlung und Zeitungsspedition, 81«Kni»r. Telephon Nr. 19. AM frischt Psmkiichc« >»ii> CchMst empfiehlt llsvßvrsi um! Konliitoroi Kunrmann, Siegmar. wird anukvr und Lvllfrue I>»»e ««»<,. kt, vonl einfachsten bis zum feinsten Gold- inonogramni. Fra.i kl»e kskin, Rabeiisteln 80, neben Gasthof Goldner Löwe, Eine Frau sucht Beschäftigung zu Hause. Selbige ist auch im Ketteln bewandert, Gefl. Off. »nt. A. N In gsstnsr's öiiclihsriill. Siegmar erbeten. Telephon »». zur 147. K. T. Landes-Lotterie «Ziehung I. Klage am 7, und 8, Dezember I90Y empfiehlt die Verkaufsstelle von IL«rni. I littx, Reichenbrand. I-0SV zur 147. Kgl. Stichs. Landes-Lotterie (Ziehuna der I. Klaffe am 7. u. 8. Dezember) empfiehlt die Verkaufsstelle vo» »kiMLim Hecker. Nelchenbrand. L od. r Herren erh. frdl. Logis, mit Kaffee Woche 1,80 Mk. Umdaoborstr. 121, r-, Waldschlößchen. Einen Heizofen verkauft e„,il ISIikIkonn, Neichenörand, MIttelbacherstr. 79. Schöne Mkr-MWdllttes-Mnk verkauft Kugsn Ilsil, Reichenbrand. z. Tmtiiinm wird a» eigensinnige Tambouriercr ausgcgebeii Siegmar, Hoferstraße 2. Fette Gänse st Pfd. «S Pf., Im einzelnen st Pfd. 7S Pf., dcsgl. Gänsefett st Pfd. 1 Mk. empfiehlt Griina, Fabrikstr, 72. Paffende in fertigen Tischlerarbeiten empfiehlt äußerst billig Reichenbrand. Große AnSwahl in Spiegeln, Hardinen- und Aitragenstangen.