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8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm. geöffnet und expedirt auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit verzinst und streng geheim behandelt. Am 1., 2. und 3. des Monats erfolgende Ein zahlungen werden voll verzinst. h (Nachdruck Original-Roman von Irene v. Hellmuth« <7. Fortsetzung.) Helene trat näher und betastete mit höhnischem Grinsen die Stirn des jungen Mädchens. „Mir scheint, du bist noch nicht ganz bei Sinnen, Kleine!" „Fürchte nichts, Helene, ich wiederhole dir, es ist so, wie ich sagte. Johannes hat mir ewige Liebe und Treue geschworen." Bei dem festen, sicheren Ton Loris erblaßte Helene doch ein wenig. „Dir, — — dir Liebe und Treue ge schworen," rief sie, und verfiel dann abermals in ein gezwungenes Gelächter, — „dir — aber nein, — das ist doch nicht möglich, — das kann ja gar nicht sein." „Und warum erscheint dir denn das so unmöglich?" fragte Lori mit bebenden Lippen. „Hältst du es für so unbegreiflich, das ein Mann mich liebt?" Helene zerrte nervös an den Schleifen ihres Kleides und schaute die Sprecherin durchbohrend an.— „Kleine Schlange!" höhnte sie dann, „aber noch ist es nicht entschieden. Denkst du dir das so leicht, gegen eine solche Rivalin, wie ich es bin, anzukämpfen?" „Ich denke, Johannes wird sein Wort halten, das er mir verpfändet hat; denn er ist ein Ehren mann," sagte Lori einfach. „Wir werden ja sehen. Vorläufig gebe ich das Spiel keineswegs verloren; auch hast du nicht den geringsten Beweis dafür geliefert, daß du die Wahr heit gesprochen, jedenfalls hoffst du, Johannes erst für dich zu gewinnen und willst mich nur abschreckeu. Sein heutiges Benehmen gegen dich war wirklich nicht dazu angethan, deine Worte zu bestätigen; er that ja, als kenne er dich gar nicht!" Lori hatte allmählich ihre Fassung wieder gewonnen und eilte, da sie eben zu Hause aulangteu, in ihr Zimmer, um gleich darauf mit einem kleinen Etui zurückzukehren, das sie Helene entgegenhielt. Die letztere hatte sichs inzwischen auf dem Sofa bequem gemacht und betrachtete, nachlässig einen an ihrer Hand befindlichen zierlichen Ring, dem in der Mitte ein blitzender Diamant eingefügt war. „Willst du nicht das Geschenk ansehen, das Jo hannes mir gemacht hat?" fragte Lori, — „vielleicht glaubst du mir dann." „Nein," rief Helene zornig, „vermutlich irgend ein Schmuckgegenstand, das beweist noch gar nichts!" Lori öffnete vorsichtig das Etui und entnahm demselben einen Ring, den sie mit glücklich strahlenden Augen ihrer Kousine entgegenreichte. Diese stieß mit der Hand danach, daß der Ring auf den Boden fiel, wo er fortrollte und nicht mehr aufzufinden war, so viel Lori auch suchen mochte; er schien wie von der Erde verschwunden. Da es inzwischen dunkel geworden war, ging Lori, sich ein Licht zu holen, um besser suchen zu können. Draußen begegnete ihr die alte Wabi, die schon seit mehr als zwanzig Jahren im Berneckschen Hause diente; sie wollte nach ihrer Art mit Lori ein Gespräch an- fangen. Doch diese eilte an ihr vorbei, mit den Worten: „Halte mich nicht auf, Wabi, ich habe meinen Ring verloren." „Deinen Ring?" wiederholte fragend die Alte. „O Kind, das bedeutet Unglück, wenn man einen Ring verliert!" Ach was, Wabi; freilich ist es ein Unglück, aber ich werde ihn wiederffnden." Damit eilte sie weiter. „Ist mein Vater aus gegangen?" fragte sie, schon unter der Thür stehend, über die Schulter zurück. „Ja, Lori, er wollte noch einen Rundgang durch die Felder machen," antwortete die Alte und humpelte die Treppe hinab. Als Lori ins Zimmer trat, lag Helene noch auf dem Sofa, lang ausgestreckt und schien zu schlafen, wenigstens rührte sie sich auch dann nicht, als Lori eifrigst nach ihrem verschwundenen Kleinod suchte und schließlich leise weinend das Suchen für diesen Tag aufgab. „Du, — du bist an allem schuld," schluchzte Lori. Helene richtete sich halb aus ihrer bequemen Stellung auf, indem sie bemerkte: „Laß den Ring nur, wo er ist; ob du ihn hast oder nicht, es ist ja egal. Johannes bekommst du deswegen doch nicht. Oder glaubst du, daß dein Vater jemals in eine Verbindung mit dem Sohne seines grimmigsten Feindes willigen würde? Darauf mache dir nur gar keine Hoffnung, meine Kleine, sie wäre ja doch umsonst!" „Mein Vater liebt mich, er wird mich nicht un glücklich machen. Ich bin entschlossen, ihm morgen alles zu sagen, und baue fest auf seine Herzensgüte." „Du thust mir leid," bemerkte Helene spöttisch. „Du mir auch, denn es ist doch hart, zusehen zu müssen, wie eine andere den Geliebten vor der Nase wegnimmt. Du bist diesmal zu spät aufgestanden, Helene. Nun gute Nacht, geh und leg dich schlafen, sonst passiert es dir noch einmal, daß du die rechte Zeit versäumst, um einen Mann zu angeln! Damit warf Lori die Thür ins Schloß. Auf- atmend stand sie einen Augenblick auf dem dunklen Flur. „So, das war ich meiner Gesundheit schuldig," murmelte sie lächelnd. Helene aber schüttelte der sich Entfernenden mit zornrotem Gesicht beide Fäuste nach. Die jungen Mädchen hatten sich schon von jeher nicht besonders gut leiden mögen. Von diesem Tage an aber waren sie erbitterte Feindinnen geworden. — III. Am anderen Morgen erwachte Lori sehr früh, schwere Träume hatten sie die Nacht über gequält und ihr keinen erquickenden Schlummer finden lassen. Durch die Unterredung mit Helene war sie stark aus dem Gleichgewicht gekommen und fühlte eine bleierne Müdigkeit in allen Gliedern. Sie kühlte das Gesicht mit frischem Wasser und kleidete sich rasch an. Der Himmel hing voll schwerer, grauer Wolken, die die Sonne nicht zu durchdringen vermochte; trotzdem herrschte eine drückende Schwüle draußen, wie vor einem schweren Gewitter. Lori durfte wohl kaum hoffen, Johannes jetzt schon zu treffen, doch wollte sie einstweilen hinaus gehen und auf ihn warten; sie mußte ihn heute sehen, um vou ihm die oft gehörte Versicherung seiner wandellosen Liebe und Treue aufs neue zu erhalten und aus seinen Augen zu lesen, daß er sie, nur sie allein liebe, und immer lieben werde. Nicht lange brauchte Lori zu warten — da wurde auch schon die hohe Gestalt des Geliebten zwischen den Bäumen sichtbar, und als das junge Mädchen dann an seiner Brust das Köpfchen barg, von seinem Arm umschlungen, und in süßem Schauer seine Lippen auf den ihrigen fühlte, da legten sich allmählich die Wogen der Erregung, sie wurde wieder die neckische, übermütige Lori, die sie immer gewesen. Johannes besiegte lächelnd ihre letzten Zweifel, er strich lieb kosend über das seidenweiche, blonde Haar, das in unzähligen Löckchen sich über der weißen Stirn krauste. „In Bezug auf Helene brauchst du dir niemals eine Sorge zu machen, mein Liebling," sagte er, zärtlich Loris Hand drückend; „wenn sie mir wirklich jemals sympathisch gewesen wäre, so hätte sie durch ihr gestriges Benehmen den letzten Rest davon aus gelöscht; sie stößt mich direkt ab." „Ich wäre gestern beinahe ein wenig eifersüchtig geworden; wenn ich bedenke, wie schön und geistreich Helene ist, diese Figur — wahrhaft königlich." „Bah, diese Schönheit täuscht nicht über die Leere und Hohlheit ihres Herzens hinweg; sie ist wie ein schöner Apfel, dem man es von außen nicht an sieht, daß er inwendig zu faulen beginnt. Du hast da denn doch etwas ganz anderes in die Wagschale zu werfen, mein Lieb; etwas, das nie vergeht, wie Jugend und Schönheit, sondern das bleibt fürs ganze Leben: deine Herzensgüte, deinen Zartsinu, deine Reinheit, das sind Grundsteine, auf die man ein dauerndes Glück bauen kann. Glaube mir, das gilt in meinen Augen zehnmal mehr, als die Schönheit Helenens. Die Triebfeder ihres Handelns ist auch nicht Liebe, sondern kalte, abscheuliche Berechnung. Sie würde wohl ebenso gut einen anderen nehmen, als mich, wenn ihm die nötigen Summen zur Ver fügung stünden. „Johannes," begann Lori wieder, „ich werde noch heute meinem Vater unsere Liebe gestehen; ich hoffe, ihn dahin zu bringen, daß er sich mit deinem Vater aussöhnt. Hast du noch immer keine Ahnung, was die beiden entzweite?" „Nicht die geringste. Ich versuchte schon öfters, etwas Näheres darüber zu erfahren, doch mein Vater ist in letzter Zeit so wortkarg geworden, daß er kaum das Nötigste spricht. Er war von jeher eine ruhige, stille Natur und die verschiedenen Schicksalsschläge haben selbstverständlich auch nicht dazu beigetragen, ihn heiterer zu stimmen. Leider hat sich nach und nach zwischen uns beiden eine Kluft aufgethan. Wir zwei sind auch zu verschiedene Naturen: Mein Vater besitzt einen stolzen, hochfahrenden Charakter, der mir nicht zusagt, er betrachtet alles von ganz anderer Seite, als ich, und umgekehrt ist ihm meiu heiterer Sinn zuwider; ich glaube, es wäre ihm lieber, ich wäre ein Kopfhänger geworden, wie er; — mit einem Wort, wir verstehen uns nicht!" (Fortsetzung folgt.) Mannigfaltiges. — Ueber merkwürdige Negersitten schreibt Missionar van Acker vom Viktoriasee. Eines Tages kam ein Neger zu unserm im Bau befindlichen Hause. Er trug auf dem Kopfe ein Dutzend an Grashalmen aufgefädelter Bataten. Die bei dein Bau beschäftigen Schwarzen hatten ihn kaum gesehen, als sie ihn anriefen: „Du da! Laß uns nicht Hungers sterben!" Diesen Ausruf kann man von Negern jeder zeit hören, auch wenn sie eben eine reichliche Mahl zeit genossen haben. Der Besitzer jenes Reichtums nahm sofort sein kleines Bündel von Bataten vom Kopf und verteilte es, bis ihm nur noch zwei Früchte übrig blieben, und das, obgleich seine Ladung als Reisevorrat für 2 Tage reichen sollte. Ein anderes Mal ließ ein Arbeiter unvorsichtigerweise ein soge nanntes Bivaribrot sehen, das aus einem dicken, aus Maismehl bereiteten Teig besteht. Er besaß nur das eine Brot, in dessen Mitte eine Handvoll gekochter Bohnen steckte. Er wollte diese Mahlzeit noch mit seinem Bruder teilen. Kaum aber hatte er die Schüssel von den sie bedeckenden Blättern befreit, als eine Schar von Negerknaben herbeikam und sofort Ansprüche an die Speise erhob. Es fiel dem Neger gar nicht ein, seine Rechte an die Mahlzeit zu wahren, sondern er ließ noch zehn Personen daran teilnehmen. Solche Szenen lassen sich täglich beobachten. Stopft sich ein Neger seine Pfeife (Tabak lieben sie alle), und sein Nachbar bemerkt es, so läßt letzterer sofort seine Arbeit liegen und läuft herzu, um einen Zug aus der Pfeife zu thun. Einen Augenblick später sind 5 oder 10 Leute zusammen, bei denen die Pfeife herumgeht, die vielleicht leer geworden ist, ehe sie an den Besitzer zurückgelangt. Der Neger muß eben immer und alles teilen. Es gibt nur einen Ausweg, nämlich den Besitz von Nahrungs- oder Genußmitteln nach Möglichkeit zu verheimlichen; und das geschieht denn auch. Wenn man einem Negerknabcn eine Frucht oder Tabak reicht, so versteckt er das Geschenk augenblicklich mit größter Sorgfalt, um die Frucht erst in der Einsamkeit zu verzehren, oder den Tabak in der elterlichen Hütte zu rauchen. Wird er dabei von anderen bemerkt, so muß er seinen Genuß mit ihnen teilen, das ist allgemeiner Brauch. Sein Nach bar hat das Anrecht auf die Hälfte, und sind mehr Zeugen zugegen, so geht das Ganze eben in noch mehrere Teile. Man kann beobachten, daß eine Zitrone in 10 oder 20 Stücke geschnitten wird, so daß der einzelne kaum noch etwas erhält. Dieser Kommunis mus besteht nur zwischen Personen des gleichen Ge schlechts. Eine Frau darf niemals beanspruchen, von den Männern bei einer Teilung berücksichtigt zu wer den; nicht einmal gegenüber ihrem Gatten darf sie eine solche Forderung stellen. Wenn ihr dieser eine Teilung anbietet, so geschieht es aus Herablassung, nicht aber aus Pflicht. Nachrichten des K. Standesamtes zu Neichenbran^ vom I. bis 7. November 1SOS. Geburten: Dem Schlosser Georg August Franz Matz in Reichenbrand 1 K-; dem Grünwaarenhändler Karl Robert Herrmann in Siegmar l T.; dem Werkführer Georg Camillo Engelstädter in Siegmar 1 T.; der ledigen Dienstperson Louise Martha Spindler in Reichenbrand 1 T.; der ledigen Näherin Minna Alwine Hofmann in Reichenbrand 1 T. Aufgebote t Der Kernmacher Oskar Hugo Hedwig in Reichen brand mit der Strickerin Lina Hulda Dreßler in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Schlosser Willy Max Weinhold in Siegmar mit der Handschuhstrickerin Flora Alma Weinrich in Rabenstein. Sterbefälle: Dem Monteur Ernst Wilhelm Gerlach in Siegmar 1 S-, 4 Monate alt; dem Baumeister Max Oskar Strunz in Reichenbrand 1 S., I Jahr alt- Krpeditionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm. Sonn- und Festtags geschlossen. Nachrichten vom Kgl. Standesamt Rabenstein vom 3L Oktober bis mit 7. November Geburten: Ein Sohn: Dem Gutspachter Herm. Richard Uhle hier. Ein Mädchen: Dem Bauunternehmer Wilh. Robert Müller. Eheaufgebote: Paul Hugo Wagner, Eisendreher, Chemnitz mit der Strickerin Amalie Auguste Ellemann, Rabenstein. Eheschließungen: Der Schlosser Georg Arthur Meyer mit der Handschuhstrickerin Alma Frieda Hoppe, beide in Raben stein wohnhaft; der Schlosser Otto Emil Steuer, Rottluff mit der Näherin Ella Rosa Neubert, Reichenbrand. Sterbefälle: 1 Tochter des Fabrikarbeiters Ernst Emil Grünzig in Rottluff, 1 Monat alt; 1 Sohn des Gußputzers Karl Hermann Uhlig in Rottluff, 2 Monate alt; 1 Sohn des Eisengießers Max Otto Hering in Rabenstein, 3 Monate alt- Zusammen: 2 Geburten und zwar 1 mäunl. und 1 weibl. 1 Eheaufgebot. 2 Eheschließungen. 3 Sterbefälle und zwar 2 männl, und 1 weibl. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm. Sonntags: 11—12 Uhr Vorm. nur zur Entgegennahme von Todtgeburtsanzeigc«. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 24. Sonntag p. Irin, den 9. November 3. c. Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst verbunden mit Kirchen parade anläßlich der Einweihung des innerlich er neuerten Gotteshauses. Parochie Rabenstein. Am 24. Sonntag p. Irin, den 9. November 3. c. Vorm.9 Uhr Predigtgottesdienst. ?.Eckert-Bubendorf. Freitag, den 14. November Vorm. 10 Uhr Wochen kommunion.