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Rabe»st-i». Am20.Ju„i beging Herr Gemcindcvorstand Louis Wilsdorf sein 25jähriges Slnitsjubiläum. Während am Vorabend die vereinigten Gesangvereine von Rabcnstcin den Jubilar durch einige Gesänge ehrten, wurde der Ehrentag durch feierliche Morgenmuftk cingcleitet. Gegen 8 Uhr hatten sich die Vertreter des Gemeinderats, Schnl- nnd Kirchcnvorstandes sowie der Gemeindebcamten und der beiden freiw. Feuerwehren eingefunden, un, dem Jubilar ihre Glückwünsche durch Ueberreichung von Glückwunsch- adreffcn und Geschenke zu übermitteln. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrand. Am 1. Sonntag p. Trin., den 25. Juni, Vorm. 1/28 Uhr Predigtgottesdtenst. Hilfsgeistlicher Oehler. Dorm. 1/211 Ahr Unter redung für die männliche Jugend. Derselbe. Dienstag Abend 8 Uhr Iungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde. Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Raberrftein. Sonnabend, den 24. Juni, Iohannisfeier. 1/28 Uhr neuer Friedhof Ravenstein. Ansprache Hilfsgeistl. Herold. 1/28 Uhr Friedhof Rottluff desgl. 1/48 Uhr musikal. Feier alter Friedhof Nabenstein. Sonntag, den 25. Juni, vorm. 1/28-1/28 Uhr Christenlehre für Jünglinge. Pfarrer Weidauer. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Beichte und heil. Abendmahl. Pfarrer Weidauer. Abends 8 Uhr evang. Jünglingsverein. Dienstag nachm. 4—6 Uhr Kinderhort für Mädchen. Mittwoch nachm. 4—6 Uhr Kinderhort für Knaben. Abends 8 Uhr evang. Jungfrauenverein. Donnerstag abends 8 Uhr Vorbereitung zum Kindergottcsdienst. Freitag 1/28 Uhr Kriegsbctstunde. Pfarrer Weidauer. Wochenamt vom 26. Juni bis 2. Juli Pfarrer Weidauer. Der Brauer von Gent. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit " ts y von Max Werner. „Freunde, Bürger der Stadt Gent," begann er dann. „Ich bin stets mit Euch und für Euch gewesen, insbesondere wenn es galt, in schweren und bedrohlichen Zeiten die Rechte unserer Vaterstadt nach allen Seiten hin zu ver teidigen, und werde dies auch fernerhin tun bis zum letzten Atemzug, solange ich noch mit ungebrochener Kraft unter Euch zu verweilen vermag." „Wir wissen es und darum vertrauen wir auf Euch," sagte einer der den Brauhcrrn umgebenden Männer und die Beifallsworte bezeugten, daß er im Sinne aller ge sprochen hatte. „Das ehrt mich," fuhr der Brauherr fort, „und auch das; Ihr das Regiment der Stadt in meine Hände legen wollt. Aber diese Hand, fürchte ich, ist doch zu schwach, Ihr bürdet mir eine Last auf, die ich doch nicht zu tragen gewohnt bin! Aber ich sehe auch ein, daß unter den jetzigen Verhältnissen doch einer da sei» muß, der die Verantwortung trägt, der die Verwaltung der Stadt leitet, darum will ich so lange das Regiment der Stadt führen, bis ein neuer Rat der Stadt ordnungsgemäß gewählt worden ist, der dann weiter befinden mag — nur solange und nicht länger! So nun kennt Ihr meinen Willen und diesen verkündet den übrigen Bürgem. Jetzt aber kehrt alle vorläufig heim, es muß in erster Linie dafür gesorgt werden, daß wieder Frieden in der Stadt einkehrt, damit nicht etwa eine Unordnung in Gent Platz greift. Auch werden wir noch manches ernste Wort mit dem Grafen Ludwig zu reden haben — mit seiner eiligen und unvermuteten Abreise ist es sicher noch nicht abgetan. 12. Kapitel. Zu seinem größten Verdruß war es Hendrick van Duyck nicht gestattet, an dem Zuge nach dem Prinzenhof teilzunehmen. Der Brauherr hatte nicht allein seine Begleitung abgelehnt, sondern ihm auch geradezu untersagt, das Haus zu verlassen. „Was wir, das heißt, ich und meine Mitbürger mit dem Grafen abzumachen haben, dazu reichen unsere Kräfte vollständig aus," sagte er zu dem junge» Manne, als ihm derselbe seine Bitte um Teilnahme vortrug. „Dann hat Dich Dein Vater nicht nach Gent in mein Haus gesandt, damit Du Dich hier in Dinge mischest, in welche junge Männer Deines Alters noch nicht mit zu sprechen haben. Ich würde cs auch übel vermerken, wenn Dein Vater in Brügge mit meinem Philipp anders verführe. Die Zeit kommt noch rasch genug, wo Ihr Jungen an unsere Stelle treten müßt." Auch seinen Brauknechten hatte der Brauherr gleich im An fänge verboten, sich unter die zusammenrottende Volksmenge zu mischen und nach dem Prinzenhof zu ziehen. Bei diesen war das Mißvergnügen hierüber noch größer und machten sie noch verdrießlichere Gesichter als Hendrick van Duyck. Die gräflichen Söldner, die beim Ertönen der Sturm glocken nicht mehr Zeit fanden, das Brauhaus zu verlassen, befanden sich nun gewissermaßen als Gefangene in demselben und hatten nun den ganzen Unmut der Brauknechte zu ertragen. Aber sie befanden sich in ihrer jetzigen Lage immer noch in größerer Sicherheit, als draußen in den Straßen oder in dem von der Volksmenge umtobten Schlosse Prinzen hof, das erkannten sie wohl, denn ein wirkliches Leid fugte ihnen in dem Brauhaus kein Mensch zu. Eine Stunde und mehr mochte verflossen sein, da drang auch bis zu dem i» banger Erwartung verharrenden Hendrick van Duyck die Kunde von dem, was sich ereignet hatte. Der Brauherr selbst sandte zur vorläufigen Beruhigung seiner Angehörigen einen Boten und ließ sagen, daß soweit alles günstig stehe, indem der Graf von Flandern geflohen sei und er, Jakob von Artevelde, vorläufig das Regiment in der Stadt führe. Ein sonderbarer Gedanke überkam mit einem Male Hendrick van Duyck — so plötzlich und unvermutet, daß er sich selbst darüber wunderte. Gleich in der ersten Unterhaltung hatte er herausgefunden, daß Herr von Leuvcn, der Vater Biancas, ans Seiten des Herzogs von Flandern stand und demnach einer von den Franzoscnfreunden sein mußte und gegen diese Franzosen- frcnnde war der Haß der großen Mehrheit der Genter Ein wohner gerichtet, ein Haß, der sich bis zum offenen Aufruhr gesteigert hatte. Schwebten da Herr von Leuven und seine Tochter nicht in Gefahr? Er fühlte alles Blut aus seinem Herzen nach dem Kopfe strömen, sowie er nur an die Mög lichkeit dachte, daß Herr von Leuvcn und seine Tochter in Gefahr schweben könnten. Er begab sich zu dem alten Dirks, der die verschlossene Haustüre sorgsam hütete und übel gelaunter als sonst erschien. „Laßt mich hinaus," bat der junge Mann. „Warum?" fragte Dirks kurz. „Ist es draußen bisher ohne Euch gegangen, so werden sie Euch jetzt, wo cs viel leicht zu Ende mit dem Tanz geht, auch nicht erst noch brauchen." Hendrick van Duyck sah sofort ein, daß er bei dem gewissenhaften alten Manne, der sicher auf Anweisung des Brauhcrrn handelte, seine Absicht nicht erreichen würde und so eilte er zu Humbcrt. Dieser Ivar ihm in den ersten Tagen seines Aujenthaltes im Brauhof mit der größten Freund lichkeit entgcgengekommen. Erst in letzter Zeit glaubte er ein etwas zurückhaltendes Wesen an demselben wahrgenommen zu haben. Er konnte sich aber auch täuschen, denn ihm war nicht bewußt, einen Grund zu dem veränderten Benehmen Humbcrts gegen ihn gegeben zu haben. „Wollt Ihr mir eine Gefälligkeit erweisen?" fragte Hendrick van Duyck Humbert mit aufgeregter Stimme. „Was wäre es, womit ich Euch dienen könnte?" war die etwas frostige Antwort. „Dirks weigert sich, mir die Haustür zu öffnen." „Ja, das kann ich auch nicht ändern, das Türcnöffnen und Schließen ist eine Obliegenheit Dirks und darein hat sich ein anderer nicht zu mischen." „Aber ich muß hinaus — ans der Stelle muß ich hinaus." „Müßt hinaus — auf der Stelle, das ist sonderbar," lachte jetzt Humbert. „Ja, und Ihr müßt mir dazu verhelfen, wenn es nicht anders geht." „Ich muß?" „Äcrzeiht, das war nicht das rechte Wort von mir. Von Eurer Freundschaft, die.Jhr mir bisher bezeugt habt, erwarte ich, daß Ihr mir dazu verhelft." „Von meiner Freundschaft — wie kommt Ihr dazu, zu behaupten, daß ich solche für Euch an den Tag gelegt hätte? Ich glaube vielmehr, an meiner Freundschaft oder Feind schaft wird Euch überhaupt nicht viel gelegen sein und Ihr werdet wenig danach fragen." „Eure Worte lassen ja durchblickcn, als fühltet Ihr Euch durch irgend einen Umstand von mir gekränkt," fuhr Hendrick van Duyck fort. „Davon ist mir aber ganz und gar nichts bekannt. Aber jetzt habe ich keine Zeit, wir wollen uns ein anderes Mal aussprcchen, wenn Ihr es für gut finden solltet. Jetzt helft mir, daß ich hinaus kann." „Ich kann doch mit Euch nicht durch die Lüfte aus dem Haufe fliegen," antwortete Humbert. „Ich wäre auch lieber draußen, um mir das Schauspiel anzusehen. Aber der Meister hat nun einmal befohlen, daß wir hier bleiben sollen und Ihr werdet nur klug tun, wenn Ihr Euch diesem Gebot fügt wie ich." „Ach, wenn Ihr wüßtet, was mich hinanstreibt," drängte Hendrick van Duyck. „Der Graf ist geflohen, den Prinzenhof hat man erstürmt und niemand kann wissen, ob man nicht noch mit der Plünderung der Stadt beginnt." „Und da wollt Ihr doch nicht etwa mit dabei helfen?" „Ich will Euch Euren Spott verzeihen. Ich will nur einen alten Mann und seine Tochter schützen, die bei den jetzigen schlimmen Ereignissen schon in der größten Lebens gefahr schweben können." „Einen alten Mann und seine Tochter?" fragte Humbert jetzt aufmerksamer. „Und was kümmern Euch denn diese Beiden? Ich denke, Ihr seid zum erste» Male in Gent und noch unbekannt?" „Das bin ich auch, aber fragt nur jetzt nicht lange, sondern helft mir aus dem Hause. Später will ich Euch alles ein mal erzählen. Vorläufig will ich Euch nur soviel gestehen, daß mir das Mädchen teuer ist und mein ganzes Interesse beansprucht." „Ihr liebt wohl jene Unbekannte?" rief Humbert aus und seine Augen leuchteten jetzt auf wie vor sehr großer Freude. „Nun ja, wenn Ihr cs durchaus wissen wollt — ich liebe das Mädchen, trotzdem ich es erst einmal gesehen und gesprochen habe und wenn Ihr je auch einmal geliebt habt —" „Ob ich je geliebt habe," fuhr Humbert fort, ergriff die Hand Hendrick van Duycks und schüttelte sie mit einer so ausgelassenen Freude, daß Hendrick van Duyck fast fürchtete, er sei Plötzlich toll geworden. „Freund, Ihr liebt eine andere und seid nicht der für Mcla von Artevelde bestimmte Bräutigam? Viktoria, nun ist ja alles gut, nun sind wir wieder Freunde wie vorher, Herzensfreunde, wenn Ihr wollt und ich meine es gewiß aufrichtig." Der jetzt ganz redselig gewordene Humbert fuhr fort: „Wenn Ihr erst alles wißt, werdet Ihr mein anfängliches sonderbares Berhalten erklärlich finden — aber Ihr sollt alles wissen — Pertrauen auf Vertrauen! Doch jetzt nicht! Jetzt ist das Nächste, daß Euch geholfen wird, aber wie? Wie bringe ich Euch aus dem Hause?" „Durch das Kanalpförtchen." „Ihr habt rechr; ich Dummkopf, daß ich nicht gleich daran gedacht habe. Das Pförtchen ist zwar verschlossen, aber ich habe einen Schlüssel, draußen liegt ein Kahn." „Ich danke Euch von Herzen für den Dienst, den Ihr mir jetzt erweist." „Ihr allein könnt aber auch nicht viel ausrichten gegen viele. Ihr werdet nur ein schwacher Schutz sein für die Dame, die Eurem Herzen so nahe steht." „Doch immer noch besser, als wenn sie ohne Schutz sich befindet. Im Notfälle schützt mich doch auch Artevelds Name, der in der ganzen Stadt einen so guten Klang hat." „Ob der Name des Meisters heute allein noch genügend Schutz verleiht, will ich doch stark in Zweifel ziehen, soviel er auch sonst gilt" „Ist das Eure Meinung?" „Gewiß; wenn es einmal so darunter und darüber geht, wie heule in unserer Stadt, da ist die Menge nicht leicht zu zügeln. Da ist cs schon besser, ich begleite Euch sogleich mit einer Anzahl handfester Leute." „Wollt Ihr das wirklich tun?" „Wenn es der Meister erfährt, wird er gar nicht damit einverstanden sein. Für Euch will ich aber diese Verantwortung schon auf mich nehmen, weil ich ein gewisses Unrecht Euch gut zu machen habe. Wartet nur einige Augenblicke, ich werde gleich wieder zurück sein." Was hatte diese Plötzliche Umwandlung in der Gesinnung des jungen Brauers gegen ihn zu bedeuten? Welche In teresse konnte Humbert an seiner Liebe, über die er bis zu diesem Augenblicke selbst noch nicht im klaren gewesen war, haben? Aber es blieb ihm jetzt keine Zeit, darüber nachzusinncn, denn eben kam Humbert wieder mit einer Anzahl handfester Brauknechte. Mit diesen zusammen verließ er den Brauhof durch ein Hinterpförtchen und setzten in einem bereitliegenden Kahn über den Kanal, was schnell von statten ging. Die Straßen waren noch von hin und herwogcnden Menschcnmasien angcfüllt und oft mußten sich Hendrick van Duyck und seine Begleiter mit aller Gewalt einen Weg bahnen, wobei es nicht ohne derbe Püffe und heftige Verwünschungen abging. Hier und da sah er auch mit Schaudern, wie ein Hans erbrochen wurde, in das dann immer eine heftig lärmende Volksmassc cindrang. Das Wehgeschrei der Be- -wohncr hörte er und die sich darbictcndcn Szenen der Zerstörung, der Ausflüsse der Volkswut empörten ihn. Endlich hatten er und seine Begleiter die Straße erreicht, in der das Haus des Herrn von Leuvcn lag' Auch sie war mit Menschen ungefüllt, wie fast alle andere» und als er näher kam, sah Hendrick van Duyck zu seinem größten Entsetzen, daß eine Rotte Menschen noch dabei war, die feste und gewiß widerstandsfähige Hanstüre aufzubrechen. „Wir wollen eilen!" raunte er Humbcrt zu. „Dort wohnt sie, um die mein Herz bangt und ich sehe eben, daß ich recht hatte, um sie besorgt zu sein." „Das ficht böse aus," cntgcgnetc Humbert. „Laßt mich hier vorangehen, ich weiß schon etwas besser mit dem Bolle umzugehen." Nach einiger Anstrengung gelang es denn auch'den Brauknechten, sich gewaltsam einen Weg zu bahnen bis vor das so arg bedrohte Lcuvcnsche Haus und nun rief Humbert mit donnernder, all den anderen Lärm über tönender Stimme: „Schafft Platz für die Brauer des Herrn Jakob von Artevcldc!" „Hoch Jakob von Artevelde! Hoch die Brauer! Nieder mit den Welschen! Nieder mit den Franzosenfreunden!", war die vielstimmige Antwort aus dem wirren Menschenhaufen. Nun waren die Arteveldschen bis dicht an die Haustüre vorgedrungen, aber es hielt immer noch schwer, sich vollends Eingang zu verschaffen, da zu viel Menschen sich gerade hier znsammcndrängten. „Gebt Raum, im Namen Jakobs von Artevelde!" rief jetzt Hendrick van Duyck; aber wenn auch zehn und zwanzig Menschen dieser Aufforderung Folge leisteten, so drängten ebensoviele andere nach, und nur Schritt für Schritt war vorwärts zu kommen. Aus den oberen Räumen schallte wildes Geschrei, ein Zeichen, daß von den Belagerern schon welche nach oben gelangt waren und dazwischen tönte ein Hilferuf, welcher Hendrick van Duyck fast das Herz zerschnitt. Keinen anderen Widerstand mehr achtend, riß er diejenigen zurück, die ihm zunächst den Weg versperrten und kam eben »och zur rechten Zeit in dem Zimmer an, das ihn: von seinem ersten Besuche her noch gar wohlbekannt war, um zu sehen, wie Bianca mit ihrem eigenen Körper den Vater zu schützen suchte, gegen eine Anzahl erregter Männer, von denen einige schon die Waffen gegen den alten Mann zückten. Noch eine letzte verzweifelte Anstrengung und Hendrick van Duyck stand bald darauf zwischen den Angreifern und den beiden Opfern, auf die es dieselben abgesehen hatten. „Zurück!" rief er, seinen Degen den Angreifern entgegen streckend. „Im Namen Jakobs von Artevelde?" „Platz für die Brauer Jakobs von Artevcldc!" rief auch Humbert, der Hendrick van Duyck auf dem Fuße folgte und mit ihm zugleich die schon verdutzt zurück weichenden Angreifer noch weiter zurückdrängend, sodaß die ärgste Gesghr für Herrn von Leuven und seine Tochter zunächst beseitigt war. Ein lauter, freudiger Ausruf belehrte den jungen Brüggcr, daß auch Bianca von Leuven ihn wiedererkannt hatte und in ihm nun ihren Retter erblickte und weiter sah er, wie sie bittend die Hände nach ihm ausstrecktc. In diesem Augen blick des Ucberganges von der Verzweiflung zur frohen Hoffnung auf Errettung ans höchster Not, von der Todesangst zur Lebensfreude, kam sie ihm noch schöner, liebreizender vor, wie bei ihrer ersten Begegnung. Ihr schwarzes reiches Haar hing aufgelöst über ihrem Nacken und ihre Schultern; ihre Wangen waren vor Zorn und Aufregung gerötet und in ihren Augen standen noch Tränen, die sie soeben vergossen hatte. Gerhard von Leuven stand todenbleich hinter seiner Tochter. Sein Gewand war in größter Unordnung, es hatte demnach schon ein Hand gemenge zwischen ihm und den Eindringlingen stattgefunden. „Dieser Mann und seine Tochter sind zunächst unsere Gefangene," nahm Humbert jetzt wieder das Wort, der sofort die ganze Situation überschaut und erkannt hatte, daß es hier rasch und entschlossen zu handeln galt, ehe die Angreifer noch selbst richtig begriffen, was eigentlich vorging. „Wir kommen im Namen Jakob von Arteveldes; entfernt Euch vorläufig, Freunde, und wartet drunten, was weiter folgt. Wir suchen nur nach Briefen und wenn wir diese haben, dann wird sich sicher alles Weitere ausklären." „Ach, das ist ja Humbert, Herrn Arteveldes rechte Hand!" rief einer der Männer, die sich jetzt ganz ruhig verhielten.