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„Seltsam, wie bekannt mir diese Gegend plötzlich vor kommt! Und doch möchte ich zehn gegen eins wetten, daß mein Fuß sie noch niemals betreten hat."' Und wieder blickt er sinnend hinab auf daS trübe Bild dort unten, auf das schmutzige Wasser und den schmalen, schlüpfrigen Pfad, der sich langst des Flüßchens hinzieht. Zur linken begrenzt ihn eine zerbröckelte Backsteinmauer, die augenscheinlich einem Garten zur Einfriedigung dient, denn Flieder- und Jasminbüsche drängen sich über dieselbe und ein wilder Kastanienbaum steckt seine noch fast nackten Arme bis hinab in den kleinen Fluß. Ein plötzliches Erinnern stammt in den blauen Augen des jungen Mannes auf. „Richtig, hier war's, hier habe ich das kleine, blonde Mädchen gesehen, meine gute mildherzige Fee! Was mag wohl aus ihr geworden sein?" Eine Episode aus seinen Knabenjahren steht wieder in greifbarer Erinnerung vor ihm. Er war noch auf dem Gymnasium, ein blutjunger Mensch, der kaum das schützende Dach des Vaterhauses verlassen hatte. Da war er eines Tages in lockere Gesellschaft geraten, man hatte ein Spielchen gemacht, und er hatte verloren, kein Vermögen zwar, aber doch für seine bescheidenen Verhältnisse viel zu viel. Seine bittere Reue konnte das Geschehene nicht ungeschehen machen, und so irrte er von Verzweiflung geplagt in den Straßen eben dieser Stadt, die ihm ja als Pennäler zum Aufenthalt gedient, umher. Seinem Vater durfte er sich nicht entdecken: der war über die Maßen streng, kostete es ihm doch Mühe genug, den letzten Besitz, der dem Freiherrn von Strehlen geblichen war. vor gänzlichem Verfall zu bewahren. Der Vater konnte ihm nichts geben, das war völlig ausgeschlossen, was aber sollte er beginnen? In drei Tagen mußte die Schuld beglichen sein, er hatte sein Ehrenwort gegeben. Wohl war es das Ehrenwort eines halben Kindes, aber gleichviel, cs war das Ehrenwort eines Strehlen und das mußte gehalten werden auf jeden Fall. So war er auf seinem ziellosen Dahinwandern zum Schlüsse gekommen, an der alten, ausgetretenen Fähre war er entlang gewandert. Hier war es einsam, kein Mensch begegnete ihm, aber ihm war es gerade so recht. Blitzartig tauchte in ihm der Ge danke aus: Mache deinem Leben ein Ende! Ein Sprung In die trübe, gurgelnde Flut, und aller ist vorüber. Doch ihn schauerte, er war sich ja des Lebens noch nicht einmal voll bewußt und nun sollte er schon enden? Er war stehen geblieben, Not und Qual bannten ihn an die Stelle. „O Gott! Mein Later! Meine arme, arme Mutter!" rang es sich wie ein Aufschrei von seinen Lippen. Er hatte nicht bemerkt, daß über ihm in den dichten grünen Zweigen der wilden Kastanien ein kleines, blondes Mädchen saß, das mitleidig zu ihm niederblickte. „Was fehlt dir, du armer Knabe? Kann ich dir helfen?" Der Angeredete zuckte zusammen: erstaunt wandte er das finstere, verzweifelte Auge nach oben. Doch Verzweiflung und Qual wichen einem intensiven Leuchten, als er oben auf der Mauer, von den Fliederbüschen mit den duftenden Lilablüten fast verdeckt, die blonde Kleine sah. Wie eine- Vision erschien sie ihm In ihrem weiße» Kleide, wie ein Engel des Trostes. Doch schon bald zuckte wieder ein schmerzliches Lächeln um seine Lippen. „Ich danke dir, du liebe Kleine, für deine Teilnahme, aber helfe» kannst du mir nicht." „Ach, bitte, sag' mir deinen Kummer, vielleicht kann ich dir doch helfen." Sic harte die Händchen gefaltet und blickte flehend zu ihm nieder. Nur um sich für ihre Teilnahme dankbar zu erzeigen, erzählte er, daß er gespielt habe und nun nicht wisse, wo mit er die Schulden bezahlen solle. „Wie grob ist denn die Schuld?" „Dreihundert Mark." . „Da kann ich vielleicht doch helfen, warte einen Augenblick." Und ehe der verblüffte Knabe eine Antwort geben konnte, war sie verschwunden, um aber schon nach wenige» Minuten auf der Mauer wieder aufzutauchcn, erhitzt von schnellem Lauf. „Wie gut, daß ich gerade heute Geburtstag habe, da hat mir Papa das Geld zum freien Gebrauch geschenkt. Bitte, willst du es nicht von mir annehmen? Du kannst es mir natürlich, so bald es dir möglich ist, mit Zinsen zurückgebcn!" setzte sie schnell hinzu, da säe mit ihrem feinen Empfinden erriet, daß der Knabe sich verletzt fühlte. Der war glühend rot geworden. „Nein und tausendmal nein! Das Geld kann ich niemals annehmen." Da» kleine Mädchen wurde blaß, Tränen Katen ihm in die Augen. „Warum magst du das Geld von mir nicht? Ich hätte mich doch so gefreut, dir helfen zu können. Es ist ja auch nur ein Darlehen. Von jedem anderen würdest du es doch un bedenklich annehmen, warum denn nicht von mir?" Herbert von Strehlen senkte den stolzen Kopf mit de» feingcschnittcncn, rassigen Zügen. „Es wird mir sehr schwer, das Geld zu nehmen, aber ich sehe wirklich keinen anderen Ausweg. Ich werde am ersten eines jeden Monats von meinem Taschengeld zurück- erstatten, soviel ich vermag." De» Kindes Augen leuchteten auf. „So werde ich am ersten eines jeden Monats hier aus dich warten. Ist es dir so recht?" „Anny! Anny!" klang der Ruf einer weichen, müden Frauenstimme vom Hause her. „Das ist Mama! Sie braucht mich, sie ist immer krank, mein liebes, schönes Mütterchen. Lebe Wohl! Auf Wieder sehen!" Noch ein kameradschaftlicher Händedruck, dann eilte die Kleine davon. Der junge Mann auf der Brücke fährt zusammen, als ein besonders starker Windstoß heftig an dem eisernen Gitterwerk rüttelt. Wie aus tiefem Traume erwachend, blickte er umher, Indes die schmale, weiße Hand wieder und wieder über die hohe Stirn fährt, als wollte sie das Traum bild verscheuchen, das hier in allzu greifbarer Deutlichkeit an ihn herangetreten. So deutlich stand die Episode seiner Kindheit vor seinem Auge, daß er beinahe glaubte, er stehe hier wieder wartend auf seine kleine Freundin, wie er dort unten so manches Mal vergeblich wartend gestanden, denn nach jener erste» Begegnung hat er sie niemals wieder gesehen. Fortsetzung folgt. Hierdurch die traurige Nachricht, daß heute mittag 1 Uhr mein lieber Mann, unser guter Vater Otto Hölscher nach kurzer schwerer Krankheit verschieden ist. In tiefer Trauer Marie Hölscher und Kinder. Siegmar, den 17. Juli 1919. Die Einäscherung unseres teuren Entschlafenen findet Montag, den 21. Juli, nachm. 3 Uhr im Krematorium statt. Ei» treues Vaterherz hat ausgehört zu schlagen! Klempnermeister Adolph Ssrar Muler in seinem 7°. Leb-nojahre. 2n tiesstem Schmer,- die schwergeprüfte Gattin Alma Winter geb. Apitz und Mnder nebst übrigen Hinterbliebenen. Rabensteln, Kirchstrabe 13. den 18. Juli 1919. Die Beerdigung unseres teuren Entschlafenen erfolgt am Sonntag, den 20. Juli, nachm. 3 Uhr von der Behausung aus. Statt Karten! Bet der Beerdigung meiner innigstgeliebten teueren Entschlafenen sind uns überaus zahlreiche Beweise der Liebe und Teilnahme dargebracht worden. Allen Verwandten, Freunden. Bekannten, welche durch Wort und Schrift unfern herben Schmerz zu lindern suchten und meiner lieben Gattin durch Blumenschmuck und Begleitung zur Ruhestätte die letzte Ehre erwiesen, sprechen wir hiermit unfern tiefgefühltesten Dank aus. Besonders danken wir auch dem Frauenverem I! und dem Verein .Erholung", Siegmar. Dir aber, liebe Gattin und Mutter, rufen wir nochmals ein .Habe Dank" und .Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Der tieftrauernde Gatte Rudolf Böttcher uedst seinen S Kinder», Gustav Kodlischeek uu» Kinder, Großmutter und übrigen Hinterbliebene«. Siegmar und Reichende >nd. den 18. Full 19l9. In allen Winkeln Eurer Wohnung liegt Geld! Rur suchen! Sämtliche Haus- und Industrie-Abfälle kaust Uiilin«!, Siegmar, Arnbtstraße 1. Die Eltern der erkannten Kurve», welches am Donnerstag, den 10. Full, in der Schule SieMar wahrscheinlich au» Ver sehen das Lape vertauscht hat, werden ersucht, selbiges sofort umzutauschen bet Lmrurtost, Siegmar, Luisenstraße 12. wurde ein Brütet mit Inhalt. Abzuholen bei »»»vor, Reichendrand. Weststr. 14. Guterhaltene» trichterioses Grammophon preiswert zu verkaufen M. Mllig?, Siegmar, Am Wald Nr.! 8er Jacquard-Maschine, Tetferl L Donner oder Sandrr L Lras, zu kaufen gesucht, Angebote unter l, ue. »7 an di- DefchSst-st, d. Bl, erb. lEUUeÄHeWM. Kühle Gruft nach. Die tieftrauernde Gattin Klara verw. Herrmann und Kinder nebst allen Angehörigen. Siegmar, den 19. Juli 1919. Kurt sagen wir allen Verwandten und Bekannten, den lieben Hausbewohnern, seinem Klassenlehrer und den Mitschülern unfern herzlichsten Dank. Ganz besonderen Dank Herrn Hilfsgeistlichen Kroll für die trostreichen Worte am Grabe, Herrn Kantor Krauße für den erhebenden Gesang und dem Turnverein für das freiwillige Tragen. Dir aber, liebes Kurte!, rufen wir ein .Ruhe sanft" in deine Kühle Gruft nach. Die tieftrauernde Familie Theodor Schubert. Reichenbrand, hohenstetner Straße 11. Kein Arzt, kein Helfer war für dich, Bis Jesus sprach: „Ich Helle dich " Im Naturtheater zu Rabenstein kommt nächstens zur Aufführung: Die Gründung Rabenfteins. Verfaßt und neu bearbeitet von Superintendent Weidauer in Grimma. Textbücher» pro Stück 1 Mark, sind zu haben in der Buchhandlung von Herrmann Blührr, Rabenstein, sowie in der Geschäftsstelle des Wochenblattes. Möbliertes Ammer von älterem Herrn z» mieten gefacht. Angebote unter W >. 2 an dte Ge- schäftsstelle d. Bl erbeten. 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