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nicht imstande sein werde, selbst die Feder zu führen. Bei mir heißt cs ganz still liegen und sich nicht rühren. Wie wirst Du Dich mit dem Gedanken abfinden, fortan einen Krüppel zum Manne zu haben? Wie schwer ist doch der Krieg! — Und nun kommt meine Bitte, meine herzliche Bittet Für lange Wochen werde ich an das Krankenlager gefesselt sein. Wie lange, läßt sich heute noch nicht sagen. Vorläufig darf ich auch noch nicht weitertransportiert werden, da mein Arzt das streng verboten hat. Würdest Du Dich wohl entschließen können, mir in den folgenden Wochen Gesellschaft zu leisten, mir die Langeweile ein wenig zu ver treiben, mich zu pflegen? Du ahnst gar nicht, wie ich mich nach Dir und dem süßen Kinde sehne! Ich habe es so gedacht: In der Nähe unseres Lazarettes sind einige sehr hübsche Zimmer zu vermieten, wie meine Pflegerin bereits ausgekundschaftet hat. Wenn Du ein solches bekommen könntest, so würde es vielleicht sich ermöglichen lassen, daß Du unser Kind mitbrächtest. Nur damit ich einmal wieder in seine lieben Augen sehen, mit ihm sprechen kann! Ich habe keinen sehnlicheren Wunsch als diesen. Vielleicht ent schlösse sich Deine Mutter oder Schwester, die Kleine wieder abzuholcn, und Du könntest dann bei mir bleiben, voraus gesetzt, daß Du damit einverstanden bist. Ich harre sehn süchtig Deiner Antwort entgegen. Ich glaube, ich ertrüge alle Schmerzen viel leichter, wenn Du bei mir wärst! Sei tausendmal gegrüßt von Deinem Friede!." Ohne Besinnen telegraphierte Emmi an das Lazarett in Straßburg den, geliebten, so schwer leidenden Gatten: „Reise morgen früh mit dem ersten Zuge ab." Dann begann sie cinzupacken, sie wollte nur das Not wendigste initnehmcn, das andere konnte nachgcschickt werden. Auch das Kind wollte sic mitnchmen, weil Friede! es so sehr wünschte. Es wurde ansgemacht, daß die Großmutter die Kleine in etwa acht Tagen wieder abholen sollte; denn für das Kind war der Aufenthalt in dem Lazarett, in dem Emmi wahrscheinlich die meiste Zeit zubringcn würde, jeden falls wenig geeignet. Emmi wollte durchaus den Vater be stimmen, sie zu begleiten, um selbst nach dem Schwerver letzten zu sehen, doch der alte Herr lehnte es sehr bestimmt ab. „Ich kampjetzt unmöglich abkommen," sagte er. Es sind zu viele da, die mich notwendig brauchen, und gegen Abend komme» schon wieder neue Verwundete an. Dein Gatte befindet sich sicher in der besten Pflege, ich könnte ihm doch nichts nützen. Wenn du cs für durchaus notwendig hältst oder Friede! es haben will, so telegraphiere, und ich komme!" So reiste die junge Frau an einem nebligen Novcmber- morgen mit dem Kinde ab. Klein-Snschen sah neugierig zum Wagcnfcnstcr hinaus und drückte das Näschen platt an die Scheiben. Endlos lang erschien Emmi diese Fahrt. In Straßburg angckommen, fuhr sie sogleich ins Lazarett. — Ward das ein Wiedersehen! — Friede! streckte von seinem Lager aus der geliebten Frau beide Arme entgegen. Mit einem Schmerzenslaut sank sie »eben den: Bette nieder und grub den blonden Kopf in hic Decken. „Mein Friede!, mein armer Friede!!" jammerte sie. „Hast du große Schmerzen? Was mußt du leiden, — ich will ja alles tun, was in meinen Kräften steht, dein Los erträglich zu machen!" Klein-Susi stand scheu von ferne und schaute mit großen Augen auf die ungewohnte Umgebung. Als sie die Mutter weinen sah, verzog sie auch das kleine Mündchen und brach in bitterliches Schluchzen aus. Doch als Emmi sie rasch auf den Arm hob und sie dem Kranken reichte, und als der mit glückseligem Gesicht den lang entbehrten Liebling an sich drückte, da lachte die Kleine schon wieder und ließ sich willig immer wieder küssen. Das Kind war bald der Liebling des ganzen Lazaretts. Alle lachten dem niedlichen Ding freundlich zu; und wenn es auf der Mutter Geheiß ohne Scheu täglich die Gaben an die anderen Verwundeten verteilte, — dann blickte mancher Krieger mit leuchtenden Augen auf das süße Geschöpfchen — und dachte dabei an die eigenen Kinder, die nun den Vater so lang entbehren mußten. Da Susi gar nicht störte und Friede! sich nicht so rasch wieder von ihr trennen wollte, schrieb Emmi nach Hause, sie möchte vorläufig das Kind hier behalten. Die Mutter klagte in ihrem Briefe, daß sie nun ganz allein sei, da der Vater und Annemarie von stütz bis abends vollends von ihren Verwundeten in Anspruch genommen wären. „Ich hatte mich so auf das Kind gefreut," schrieb sie. „Ich vermisse die Kleine sehr schmerzlich, denn sie würde mich trösten in meiner Verlassenheit. Wie still und einsam ist es nun in unserem Hause geworden! Doch ich hoffe, daß Friede! bald so weit hergestellt sein wird, daß er die Reise hierher wagen kann. Dann quartieren wir ihn bei uns ein und wir pflegen ihn zusammen gesund. Er soll sich nur nicht allzusehr grämen wegen seines verlorenen Beines. Gottloh, daß er wenigstens lebt!" Emmi hatte eine lange Unterredung mit dem behandeln den Arzt und erhielt die tröstliche Versicherung, daß ihr Gatte mit dem Leben davonkommen werde. Ein Freudentag war cs für Friede!, als ihm „für sein tapferes Verhalten vor dem Feind" das Eiserne Kreuz an- gehcftct wurde. Da noch vier andere Verwundete desselben Lazaretts das Ehrenzeichen gleichzeitig erhielten, ordnete das Personal eine kleine, herzliche Feier an zu Ehren der so Ausgezeichneten. Der Chefarzt hielt eine begeisterte Ansprache, man hatte den Saal mit Blumen und Blatt pflanzen reich geschmückt. Als darauf, von den Klängen eines Harmoniums be gleitet, alle Anwesenden die „Wacht am Rhein" und „Deutsch land, Deutschland über alles" anstimmtcn, da hatte mancher Tränen in den Augen, und heiß stiegen aus den Herzen aller Teilnehmer die Wünsche für den endlichen Sieg des deutschen und österreichischen Heeres empor zu dem Throne des Allmächtigen. — Ende. — Die Seemannsbraut. Ein deutscher Seeroman von G. Elster. 1. Kapitel. O, sieh das Schiff, dem stolzen Schwane gleich Zieht es so ruhig seine Bahn. So hoffnungsvoll und so erwartungsreich Wie je den Hafen nur verließ ein Kahn. Zu fernen Landen zieht es wieder fort, Umbraust von Sturm und Wogenungestüm, Kehrt es zurück zum heimatlichen Port? Wird auf dem Meeresgrund ein Grabmal ihm? — Pisa. Der Morgen eines nebelerfüllten Märztages graute. Im Osten begann es sich zu lichten, und aufs neue erwachte das Leben in der Stadt und dem Hafen. Schneidend sanfte der Ostwind durch die mit einer dünnen Schnecschicht bedeckten Straßen Bremerhafens. Flackernd schimmerten die Laternen durch den Nebel. Arbeiter und Matrosen eilten zum Kai,, wo ihr schweres Tagewerk von neuem hcgann. Auch im Hafen und auf den Schiffen wird es lebendig. Draußen auf der Reede liegt gleich einem ungeschlachten Ungetüm ein großer Auswandcrerdampfer. Mit Sack und Pack harren die Auswanderer ans das Zeichen zur Ein schiffung. Agenten und Kommis der großen Reedereien eilen hin und her. Matrosen begeben sich mit gemächlichen breiten Schritten zu ihren Fahrzeugen, auf den, Wasser des Hafens schießen kleine Boote hin und wieder, der Wind pfeift in den schlanken Masten der Segelschiffe, die Raaen und die gerafften Segel knarren und ächzen; in den mächtigen Kesseln der Dampfer erwacht das Feuer und zischend und fauchend steigt der Dampf aus den schwarzen Schornsteinen. Auch auf der großen Bark, die am äußersten Kai fest gemacht ist, herrscht bereits reges Leben. Sie rüstet sich zur Fahrt nach dem fernen Indien. Kapitän Ewarsen, ein alter, erfahrener Seemann, empfängt von dem ersten Buch halter der großen Firma Mainberg und Söhne die Papiere und letzten Befehle des Chefs, dann geht er an Bord, wo ihm der alte Steuermann entgegentritt und meldet, daß alles zur Abfahrt bereit steht. „Ist der Schleppdampfer da, der uns herausbugsieren soll?" fragt der Kapitän. „Jawohl, Herr!" entgegnete der Alte, eine breite, vier schrötige Gestalt mit einem roten Bulldoggengesicht, das ein rötlich-blonder Bart umrahmt, „der „Assecouradeur" liegt bereit, die Tröffe ist ebenfalls befestigt." „So laßt den Anker lichten." Der Kapitän begibt sich in seine Kajüte, um die Papiere zu verschließen. „Alle Mann Anker lichten! — Gangspill bemannt!" erschallt die rauhe Stimme des Steuermanns über das Deck. Die Matrosen beeilen sich, den Befehl anszuführeu. Es ertönt noch ein Kommando des zweiten Steuermanns, eines jungen Seemanns von fünfundzwanzig Jahren. In taktmäßigem Schritte dreht die Mannschaft das Gangspill, kreischend, knirschend windet sich die Ankerkette auf, lang sam bewegt sich die Bark nach der Stelle, wo der Anker im Grunde sitzt. „Auf und nieder," ruft der zweite Steuermann. Das Schiff steht über dem Anker, nur noch eines Ruckes bedarf es, um cs ganz loszulöfen. Fortsetzung folgt. beuLliL elelitnlctie Olütilarripe kür kiauLbelLULftttzüH. ln Slvxwar bei Lbemnitr erliättticti beim LIvktrlLttLtswvrk. Neustadt bei Chemnitz. Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monat November dieses Jahres 72 Einzahlungen im Betrage von 12796 Mk. 20 Pfg., dagegen wurden 73 Rückzahlungen im Betrage von 9822 Mk. 47 Pfg. geleistet. Eröffnet wurden 7 neue Konten. Die Gesamteinnahme betrug 48816 Mk. 33 Pfg., die Gesamtausgabe 37880 Mk. 63 Pfg. und der bare Kassenbestand am Schlüsse des Monats 12097 Mk. 82 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monate November bezifferte sich auf 86695 Mk. 96 Pfg. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubraud vom 4. bis 10. Dezember 1915. Eheschließungen: Der Armierungssoldat Louis Walter Wolf, wohnhaft in Grüna, mit Anna Elsa Günther, wohnhaft in Reichenbrand. SterbefäUe: Amalie Henriette verw. Hoyer. geb. Sättlcr, 81 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 26. November bis 10. Dezember 1915. Geburten: Dem Landschaftsgärtner Rudolf Emil Böttcher 1 Tochter; dem Versandleiter Theodor Walter Zimmermann 1 Sohn; ferner 1 uneheliche Tochter. Aufgebote: Der Dreher Alfred Erich Schoffke mit der Repassiererin ^ Helme Gertrud Ke^ler.^eide wohnhaft in Siegmar^ ^ ^ Elise 2hle, wohnhaft in Siegmar. ^ Sterbefalle: Der Soldat der 1. Kompagnie im Ins.-Reg. Nr. 351 Kutscher Friedrich Otto Koch. 36 Fahre alt, am 13. Oktober 1915 Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 3. bis 9. Dezember 1915. Geburten: Dem Fabrikarbeiter, z. Zt. im Kriegsdienst. Ernst Albin Stopp 1 Knabe; dem Postschaffner Max Bruno Schreiter 1 Mäd- chen; hierüber 1 unehelicher Knabe. Aufgebote: Der Färbereibesiher Paul Max Mittag in Rabenstein mit Agnes Johanne Herold in Grüna. Eheschließungen: Der Architekt und Baumeister, jetzt Gefreiter der Landwehr, Alfred Oswin Richter in Chemnitz mit Margarethe Fohanna Nestler in Rabenstein. Sterbefalle: Die Näherin Elara Sidonie Klose geborene Emmrich, 57 Fahre alt; Magdalena Regina Sander geborene Wolle, 71 Fahre alt; der Landsturmmann. Geschirrführer Max Alfred Hennig, ge- fallen am 25. September 1915 bei Hooge in Belgien. 32 Fahre alt; Frida Lotte Uhlig, 2 Monate alt; der Eisenfräßer Richardt Hugo Lohse, 34 Fahre alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrmid. Am g. Advent, den 12. Dezember, Denn. S Ahr Pr-dialaoNe-dienst. Hilfsgeistlicher Oehler. Dienstag Abend 8 Uhr Fungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde. Pfarrer Rein. Donnerstag Nachm. 2 Uhr Großmütterchenverein. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabensteiu. 3. Advent, 12. Dezember, vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Weidauer. — 8 Uhr evang. Fünglingsveretn. Montag, den 13. Dezember, abends 8 Uhr Nähabend für Frauen im Pfarrsaal. Mittwoch, den 15. Dezember, abends 8 Uhr Bibelstunde. Hilfs- geistlicher Herold. Freitag, den 17. Dezember, abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. Pfarrer Wochenamt vom 13.—19. Dezember: Pfarrer Weidauer. Otto Dittrich, welcher am 15. Oktober bei Auvriers in Frankreich den Heldentod fürs Vaterland erlitten hat, rufen wir hiermit ein „Habe Dank" und „Ruhe sanft" in seine^ Kühle Gruft in fremder Erde nach. Federzeit werden ^ S. S. Mlkürverelu Reicheubraud. sofort zu vermieten. Näheres Siegmar, Amalienstraße 4, bei Meinig. Kleine Wohnung ab 1. Fanuar an ruhige Leute zu ver mieten. Daselbst steht auch ein großer Laden frei. Rabenstein, Antonstr. 5. Erkerwohnung sofort oder später zu vermieten Siegmar, Rosmarinstraße 13. 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