Volltext Seite (XML)
Hlcichenbrand. Bei der hiesigen Genieindesvar- kassc erfolgten im Monate August dss. IS. 126 Ein zahlungen ini Betrage von 31818 Mk. 86 Pf. und 32 Rückzahlungen im Betrage von 12516 Mk. 13 Pf. Der bare Kaffcnbcstand am Schluffe des Monats betrug 17!,83 Mk. 36 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage vor mittags von 8 bis 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet »ud expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden i»it»>/°"/o und solche, welche bis znm 3. eines Monats erfolge», »och fürdcn vollcuMonat verzinst. Alle Einlagen werden streng geheim behandelt. Ortsverein Rabenstein. Ein stiller, linder Aiignstabciid senkte sich hernieder, am wolkenlosen Himmel stieg in leuchtender Scheibe das Nachtgcstirn aus und warf seinen matte» Schein hinein in de» Fclscnkcsscl, welcher ein anderes Aus sehen als sonst zeigte. Lange Reihen Bänke um schlossen den lauschigen Raum, wehende Fahnen, von frischem Grün umkränzte Lichtständer verkündete», daß hier fröhliche Stunden »ach des Tages Last und Mühe im Gesellschaftskreise verlebt werden sollten. Am Nachmittag schon hatten sich rege Vereins- initglicdcr cingefunde»; sic hatten gebaut und das Festkleid hcrgcrichtct, das nun die nach und »ach cin- trcfscndcn Picknick-Teilnehmer in seinem Glanz, in seinen zum Teil der Natur entlehnten Schmuckstücken freudig überraschte. Langsam schwand die bisherige beschattete Helle. Da flammte cs auf, einzeln, dann mehrfach an Bäumen und Sträuchern, an den über de» Platz gezogenen Drähten, den nunmehr gegen 80 Lampions mit ihrem fahlen Licht übergoffen. Inzwischen wurde cs lebendig an den Tische», deren Platten sich unter den reichen Gaben an Cognak, Wein, gebackenem Schinken, Kartoffelsalat, reizenden Schäfchen aus Butter und andere» Eßwaren bogen, wofür de» srenndlichen Spendern »och hierdurch der Dank des Vorstandes ausgesprochen werden soll. Von diesen Tischen gingen magnetische Strahlen ans; dorthin schob man sich vorwärts, um schnellstens mit hochbepacktcm Teller aus dem Bereich der Nach- drängcndcn zu gelange» »nd an einem ruhigeren Plätzchen sich a» den Delikatesse» zu laben. Gesang verschönt bekanntlich das Leben und er fehlte nicht. Einige von einem Mitglicde auf der Trompete zum Vortrag gebrachte Musikstücke schafften ebenfalls Unterhaltung bis ein Kanonenschlag den An fang des Feuerwerks «»zeigte. Raketen zischten durch die Lust, geschmackvolle Feuerräder sprühten weithin ihre schillernden Blitze, Bündel und Garben feuriger Lohe schossen empor und beleuchtete» in ungewohnter Helligkeit de» grün umhegten Fcstplatz, die austrcbendc» von herabhängcndcm Flechtwerk beschattete» Felsen, die steilen Schluchten, die frohe Schar Ortsvcreinsler und nach Himdcrtcil zählende fernstehende Zuschauer. Welch lichtes, abgetöntes Grün, welch zarte Blatt- gcbildc konnte man inmitte» des farbigen Feuerscheins bewundern! Dann wieder ei» Krachen und alles war vorbei, vorbei für lange Zeit. Sagt doch schon ein Dichter längst verflossener Zeiten: „Wenn alle Tage im Jahre gefeiert würden, So würde Spiel so lästig sein wie Arbeit, Doch selt'ne Feiertage sind erwünscht, Und nichts erfreut wie nnvcrseh'ne Dinge." August Betrachtungen des Rentier Frohlieb Schmerzensreich. Trotz aller Hitze im Angnst — wurd' cs der Mensch heit doch bewußt, — daß nicht mehr fern des Herbstes Nah'», — „ahm doch schon kürzer ihre Bahn — die Sonne an dem Himmelszelt, — und übers kahle Stoppelfeld — stieg hoch zur Lust sür jedes Kind — der Drache wiederum im Wind I — Gott lob bracht' schön in jedem Ort — im wahrsten Sinuc von dem Wort — der Bauersmann sehr frühe schon — „ins Trockne" seiner Mühe Lohn! — Denn trocken war der Erntcmond — und hat uns dadurch nicht ver schont, — daß ncb'n der Dürre noch entstand — so mancher wilde Fcnersbrand. — Der äscherte bei Hellem Schein — gleich Städte, Dörfer, Wälder ein, — zur Hilfe war der Mensch zu schwach, — verstecht war'» meistens Fluß und Bach. — Macht es nicht bald gewaltig »aß — und regnct's nicht oh»' Unterlaß, — noch vieles Elend nns bedroht, — groß ist bereits schon heut' die Not! — Das zeigt, daß in der Reichs- Hauptstadt — man jüngstens schnell beschlossen hat, — weil hoch der Schaden sich belief, — zu helfen durch Notstandstarif. — Dort wurd' nach langer Wartezeit — den Farmern endlich auch Bescheid, — die das südafrikansche Land — in banger Sorge her- gcsandt. — Die Botschaft, die sic bring'», ist gut, — sie sagt, daß voller Edelmut — der Kaiser, warm von Lieb' umweht, — auf seiten der Betroffne» steht. — Auch Trotha hielt da drüben Wort, — er klopfte kräftig fort und fort, — zu unsrer schwarzen Feinde Graus, — den Hereros die Hosen aus— Nur schade, daß manch' deutscher Sohn, — der wack'ren Tapfer keit zum Lohn, — in früher Jugend, frisch »nd rot, — dabei erlitt den Heldentod. — Das dankt durch der Erinurung Band — für alle Zeit das Vaterland! — Schön gab den Dank für Alesund — auch Nor wegens Schlachtflotte kund, — die zu Besuch in Ham burg war — mit ihrer blauen Jungcnschar. — Nicht so entzückt war die Türkei — von einer Demonstriereiei — der Flotte von Amerika, — die wegen Roos'velt's Wahl geschah. — Natürlich gab der kranke Mann — gleich nach, weil er nicht anders kann! — In Oester reich stand Hand in Hand, — zu kräftigen der Freund schaft Band, — mit Englands König voller Glanz — der alte greise Kaiser Franz, — Indes Frankreich durch Noten scharf — sich mit dem Papst ganz über warf. — Währ'nd unter Bebels ZukunstSstern — die internationalen Herrn — frisch hab'n getagt in Amster dam, — ward plötzlich Serbiens Geld so klamm, — daß es gewiß für dieses Jahr — noch nichts mit Peters Krönung war. — In Rußland herrschte durch den Krieg, — trotz Plehwes Mord und Japans Sieg, — trotz Port Arthur und Manschurei, — viel Freud' und groß' Hurra-Geschrei! — Der Zarewitsch traf endlich ein; — groß muß das Glück vom Vater sein, — denn er ernannte seinen Sohn — zum Hetmann der Kosaken schon. — Und außerdem hat voller Kraft — die Knute er gleich abgeschafft. — Italiens König sah's mit Neid, — er denkt: „Wärst du nur auch so weit!" — und bange schlägt's in seiner Brust, — entscheide» soll's noch der August! — Mag immer kommen was da will, — die Zeituhr steht deshalb nicht still, — wir treten in de» Herbstmond ein — und hoffen auf recht guten Wein. — Den trinkt in wackrem Zecherkreis, — dem Bacchusgott zu Lob und Preis, — bei heit'rem Lied und lust'gem Streich — auch sehr gern Frohlieb Schmerzensreich. Die Sühne des Fischers. Original-Erzählung von Ludwig Blümcke. (9. Fortsetzung.) M-chd-mr Die Eltern erfüllte es mit großer Freude, daß ihr Sohn, mit dem sie in letzter Zeit garnicht zufrieden gewesen waren, sich plötzlich so ganz und gar ver ändert hatte. Wohl war Jens nach wie vor schweigsam und in sich gekehrt, aber er murrte doch nie mehr und begegnete Vater und Mutter mit wahrer kindlicher Liebe. Auch Hansiue nahm die Veränderung an ihrem Geliebten mit der größten Freude wahr.. Seine so ernste, Mlvcilen traurige Miene' freilich befremdete sie gar manches Mal, ersah sie ja doch aus derselben immer wieder, daß Jens etwas auf dem Herzen hatte, das sie noch nicht wissen durfte. Aber einmal sollte sie ja des Rätsels Lösung erfahren, das hatte Jens ihr versprochen und sein Wort brach er niemals. XII. Die Saison war beendet, und die vielen verschiedenen Badegäste waren gleich Zugvögeln davongezoge». Nur einige wenige vermochten sich »och nicht von dem stillen, friedlichen Overby zu trennen. Unter diesen wenige» befanden sich auch Brodersens. Jens Olusscns sah zu seiner steten Beunruhigung den junge» Maler noch immer abends, wenn er vom Fischfang heimkehrte, am Strande auf und nieder laufen. Heute sah er ihn von seinem Schiffe aus wieder, doch auffälligerweise nicht allein. Eine Frauen- estalt bewegte sich da neben ihm. Sollte das Han ne sein? Der junge Fischer strengte seine Augen an, so sehr er cs vermochte, aber noch war die große, schlanke Mädchenfigur nicht zu erkennen. Es konnte Hansine sein. Nun legte der Maler seine Hand um ihre Taille. Jens erbleichte. Nie hatte ihn die Eifersucht so schrecklich gequält wie in diesem Augenblick. Ueber die Wogen hätte er wie eine Möve fliegen mögen, um sich Gewißheit zu verschaffen. Jetzt standen die beiden eng aneinander geschmiegt am Ufer und wiesen auf sein Schiff, das so schnell auf de» Wogen dahinglitt. Jens machte sich bereits bittere Vorwürfe, daß er auch nur einen Augenblick an die Möglichkeit glauben konnte, daß seine Braut mit einem anderen Manne vor seinen Augen lust wandeln könnte. Aber Aehnltchkeit hatte das Mädchen mit Hansine. Nun sah er die beiden Leute deutlich. Eine feine Dame war eS, eine Komtesse von Wiborg, die dort neben seinem Rivalen stand. Er wurde von Herzen froh, als er dieselbe erkannte. Nun hatte er den Maler, den Hansine so oft gerühmt, von dessen Talent sie so entzückt war, nicht mehr zu fürchten. Derselbe hatte sein Herz verschenkt. Die Komtesse mußte seine Verlobte sein. Jens irrte sich nicht, der reiche Maler war bei ruhigem Ueberlegcn zu der Erkenntnis gekommen, daß das liebreizend; „Fischermädchen" nicht sein werden konnte, darum hatte er ihm entsagt und in der Komtesse von Wiborg Entschädigung gesucht. Diese junge Dame war ebenfalls sehr schön, war hochgebildet und besaß ein großes Vermögen. Daß nun Hansine mit der Wahl des jungen Künstlers nicht minder zufrieden war als Jens, wurde diesem zur völligen Gewißheit, als er z» Hause ankam. Dort erwartete ihn seine Geliebte nämlich bereits sehnsüchtig, da sie vor Begierde brannte, ihm wichtige, erfreuliche Mitteilungen zu machen. „Zwei Verlobungen," rief sic mit strahlenden Augen aus, „stehen uns bevor, gegen die Du mein Geliebter, gewiß nichts einzuwendcn haben wirst. Der junge Brodersen wird sich mit der Komtesse von Wiborg, einer sehr netten, edlen Dame, verloben, und Peter Lund feiert Sonntag über acht Tage mit einer Lehrers- tochtcr aus der Stadt Verlobung. Nu» sage, lieber Jens, bist Du damit zufrieden?" Das gute Mädchen, das des Bräutigams crnsten Sinn im stillen noch immer auf Eifersucht zurückführte, meinte, daß Jens laut ausjubcln würde bei dieser Kunde, aber Jens lächelte nur ein wenig und sagte dann ganz schwermütig: „Gebe Gott, daß sic alle glücklich werden." Wieder, wie so oft, traf ihn ein verwunderter, fragender, trauriger Blick aus HanstneS blauen Auge»., Nach längerer Pause ergriff Hansine seine Hand' und fuhr fort zu sprechen: „Was ich Dir eben er zählte, scheint Dich doch nicht so sehr zu interessieren, wie ich meinte. Aber nun sollst Du »och etwas wissen, über das ich eigentlich vorläufig »och nicht spreche» sollte. Doch ich kann mich nicht halten, ich möchte Dich so gerne einmal wieder so recht von Herzen fröhlich sehen. Höre denn, was mein Vater beschlossen hat. Er meinte gestern, Du wärest schließlich doch der wackerste Bursche, er hätte gesehen, daß Du zu arbeiten verständest, darum will er unserer Hochzeit jetzt nicht länger entgegen sein. Denke nur, was der gute Vater nun vor hat. Er will die „Landstclle" neben den Solaaard kaufen, und da sollen wir beide in dem niedlichen kleinen Hause, das mitten in den fruchtbaren Feldern liegt, wohnen. D» sollst Land wirt werden und die Fischerei nur noch als Neben geschäft betreibe». Ich bin überglücklich und weiß gar nicht, wie ich dem Bater danken soll" Jetzt strahlte auch des jungen Fischers Gesicht vor Freude. „Liebe, liebe Sine," sagte er, des Mädchens Lockenkopf sanft an seine breite Brust drückend, „wäre es doch nur erst so weit, wie will ich dann arbeiten für Dich, Du Gute, um Dir meine Liebe z» beweisen. — Aber laß uns nicht zu frühe jubeln, noch haben Wir das Glück, von dem Du sprichst, nicht erreicht." ' " ' . ° Es war ein warmer, sonniger Oktobcrtag. — Olufsens Häuschen war festlich geschmückt: Aster» und Georginen standen in zwei zierlichen Vasen ans dem Tische neben einem große» Napfkuchen. Die Dielen waren weiß gescheuert und niit frischem Sce- sand bestreut, Zinnteller und Löffel glänzten im Schranke, als wären sie nagelneu. Spinnrad und Wcbstuhl waren beiseite geschoben, und das Schiff, das an der Decke hing, war mit Ephen bekränzt. Olufsen, die beiden Alten sowohl wie Jens, trugen ihren Sonntagsstaat und schauten abwechselnd durch die spiegelblanke» Fensterscheibe» zum Dorfe hinüber. Sie erwarteten Besuch, denn heute war ein Tag, an dem sich viele Biederleutc im schlichten Fischerstübchen cinzufinden pflegte». Es war nämlich des alten Olufsens Geburtstag. Ovc Outze» und Hansine, Onkel Steffen mit seinem Enkel Nis, der in den Fetten hcimgekonimcn war, der alte und der junge Lund, sowie viele andere Leute, die ihre Tagesarbeit nicht unbedingt daran hinderte, mußten zum Glückwünschen kommen. Outzens waren die ersten, die sich einstellte». Nach dem der gestrenge Ove gratuliert hatte, sah er Jens befremdet an und sagte: „Das ist ja etwas Neues, daß Du Dich durch Deines Vaters Geburtstag vom Fischen abhalten läßt. Du bist ja doch in letzter Zeit so fleißig gewesen."Fortsetzung folg,. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichcnbrand vom »7. August bi« 2. September »»»4. «ebnete«: Bakat. Aufgebote: Vota« Eheschließung««: Bakat Eterbefiille: Dem Maler Paul Hermann IunghanS in Reichenbrand I Sohn, 4 Monate att. Der pensionierte Weichenwärter Johann August Bogel, 7» Jahre alt und dessen Ehefrau Karoline Wilhelmine Bogel gcb. Martin, 7l Jahre alt, beide in Reichenbrand. Krpeditionszeit des Standesamtes. Wochentag»: 8—12 Uhr dorm, und 2—8 Uhr nachm. Sonntag«: 12 Uhr vorm. »»r zur Entgegennahme von Totgeburt«»«,eigen. Kirchliche Nachrichten. Parochi« Reichcnbrand. Am 1t. Sonntag p.Tnn. den t. Sept. ». c. vorm, lv Uhr Predigtgottesdienst. I'. Dinier-Grüna. Parochi« Rabenstei«. Am 14. Sonntag p.Tttn. den 4. Sept. ». c. vorm. Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottesdicnst mit hl. Abendmahl, besonders für die diesjährige» Rekruten nebst Angehörigen.