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das ganz bestimmt von mir. Widerspruch vertragen solche Kranke nämlich nicht." „Was flüsterst du denn, Willibald?" fragte seine Frau in kläglichem Ton. „O, nichts von Bedeutung, Liebste!" „Sie müssen nämlich wissen," fuhr Baron von Albersdorf leise fort, „der Doktor nimmt die Sache sehr ernst. Er bedeutete mir mehrmals, daß Vorsicht geboten sei." Er seufzte und fügte laut hinzu: „So willst du also hier bleibe», mein Schatz?" „Wenn wir die nötigen Zimmer bekommen, gewiß!" „Ich denke, es ließe sich einrichten," meinte Sylvia nach denklich. „Im Dorfe freilich ist nur ein einziges Gasthaus, aber es kehren öfters Fremde dort ein und die Wirtin ver steht wenigstens zu kochen. Wohnen könnten Sie ja bei uns. Wir Huben Platz genug im Hause. Wenn das gnädige Fräulein mein Zimmer mit mir teilen möchte und Ihnen unser bescheidenes Gastzimmer genügt, so ließe sich das leicht machen." Die Baronin zeigte sich ganz entzückt von diesem Vorschlag. Ihr feines Gesicht rötete sich. „Sic sind sehr gütig, mein Fräulein!" rief sie, „ich hoffe, Sie besuchen uns auch einmal in Berlin, daß wir ihre Liebens würdigkeit vergelten können!" Sylvia mußte die zarte Frau immer betrachten, sie wußte selbst nicht, warum. Ihr war, als hätte sie dieses Gesicht schon irgendwo gesehen. Sie grübelte darüber nach. Auch die Stimme klang so ungemein sympathisch. „Der Aufenthalt hier hat für Sie auch besondere Vor teile," mischte sich Maja in das Gespräch, „denn es ist gewiß angenehm, auf dem Lande zu wohnen und doch nicht allzu weit von der Stadt entfernt zu sein. Der Weg dahin ist gut passierbar und wenn Sie sich langweilen, so können Sie in der Stadt Zerstreuung suchen. Wir haben da ein sehr gutes Theater, wenn es sich auch mit einem Residenz- thcatcr nicht messen kann, so" „In das Theater gehen wir nicht," unterbrach Baron von Albersdorf die Rede des jungen Mädchens so ungestüm, daß dieses verwundert aufblickte. „Aber wenn ich es wünsche, liebster Willibald, nicht wahr, dann — dann gehst du doch mit?" fiel die Baronin mit ihrer sanften Stimme ein. Die junge Baronesse lachte wieder in ihr Taschentuch hinein, was ihr von der Mutter einen vorwurfsvollen Blick eintrug. „Otti, was aibts denn dabei zu lachen?" fuhr der Vater sic streng an. „Natürlich gehe ich mit, wenn du es wünschest, mein Schatz — natürlich" — wandte er sich freundlich an seine Frau. „Nur nicht widersprechen," murmelte er gegen Sylvia. „O das wird sehr hübsch werden," jubelte Maja. „Nicht wahr, Sylvia, dann kommst du doch auch?" Die Angeredete seufzte leise und Maja wandte sich mit schelmischem Lächeln an Baronesse Otti: „Sie müssen nämlich wissen, unser Stadttheater besitzt Heuer einen Sänger, einen Tenor, der seines Gleichen sucht. Er bildet natürlich den DaüMnzieyüKgsputkri/ Wik' verpacken ssetn' Hiersein "auch nur einem ganz merkwürdigen Zufall. Er hat sich nämlich in eine junge Dame verliebt, die hier wohnt. Deshalb nahm er das Engagement an. Sonst wäre er längst am Hoftheatcr. Wie ich höre, singt er in einigen Tagen de» „Prophet!" Meine Herrschaften, das dürfen Sie sich nicht entgehen lassen. Vielleicht haben Sie schon von ihm gehört? Es ist der berühmte" „Ach lassen Sie nur, der Name tut nichts zur Sache," fiel die Baronin rasch ein. Sie räusperte sich ein paarmal und zeigte sich so unruhig, daß der Gatte ihr wiederholt besorgte Blicke zuwarf. „Ist dir nicht Wohl?" fragte er zärtlich. „O, doch — doch! Ich hoffe, mein leidender Zustand bessert sich bald. Ich habe so eine Art Vorgefühl." „Das gebe Gott," seufzte der Baron. Für Maja wurde es allmählich Zeit, an die Heimfahrt zu denken. Leon begleitete sie an den Wagen. Er hielt ihre Hand in der seinen und drückte sic leise. Maja machte sich rasch und ungeduldig los. Dann rollte der Wagen davon. X. Es war am folgenden Tage. Hermann Walter lag lang ausgestrcckt auf seinem Ruhesofa. Es mußten ange nehme Gedanken sein, die ihn beschäftigten, denn ein glückliches Lächeln lag auf dem männlich schönen Gesicht. Er hatte die Hände unter den Kopf gelegt und schaute zur Decke empor. Hie und da sang er ein Paar Takte aus der Partitur. Sein alter getreuer Diener Franz steckte den struppigen Kopf zur Türe herein. Nur einen Blick warf er auf seinen jungen Herrn, dann trat er vollends ein und sagte, nachdem sein leises Räuspern unbemerkt geblieben war: „Gnädiger Herr — verzeihen Sie die Störung, aber es wird Zeit zur Probe." Hermann Walter sah auf die Uhr und sprang dann rasch auf die Füße, indem er, wie in Verwunderung über sich seihst den Kopf schüttelte: „Nanu, schon zehn Uhr, jetzt hätte ich wirklich heinahe die Probe versäumt! Ja, ich sage es immer, die viele Nebenbeschäftigung ist schuld daran!" „Nebenbeschäftigung?" murmelte Franz erstaunt. „Ich habe noch nichts davon benierkt." „Was brummst du, du altes Haus?" rief ihm sein Herr gutgelaunt zu. „Aber nun tummele dich!" fuhr er eifrig fort. „Rasch bringe meine Sachen, Kragen. Kravatte, Rock, Stiefel, Hut, — na, du weißt schon alles, was ich brauche!" Franz machte sich, nachdem sein Herr gegangen war, an das Aufräumen des Zimmers, schloß dann sorgfältig hinter sich ab und verließ das Haus, um einige Besorgungen zu machen. Zufällig traf er wieder mit seinem alten Freund Fritz usammen. Das war ihm sehr angenehm, denn während ein Herr sich in der Probe befand, hatte er nichts zu tun und daher Zeit, ein halbes Stündchen zu verplaudern. „Du, komm mal her," rief er deshalb schon von weitem, „ich hätte so allerlei mit dir zu reden!" „Hab keine Zeit," entgegnete Fritz, „unser Fräulein ist heule so schon ungeduldig und schlechter Laune, ich muß nur schnell etwas besorgen und darf nicht so lange ausbleiben. Herrgott, man hat doch seine Not mit den jungen Leuten, alle Augenblicke wechselt ihre Stimmung — einmal Regen, dann wieder Sonnenschein." „Also, das wollt ich sagen," begann Franz die Unter haltung, „und die Kathrine, — von der du neulich erzähltest — die habe ich dieser Tage mal besucht. Die freute sich doch wie närrisch, als sie mich nach so vielen Jahren wiedersah." „So, so," machte Fritz gedehnt, „hast ihr wohl ordentlich den Hof gemacht?" Franz tat ganz beleidigt. ' „Wv weckst."Ich werde so cMcr'MewSkykinloe den Hof machen! Da gäbe cs in der Stadt doch noch ganz andere — ganz andere! So alt und so häßlich habe ich nlir das ehemals so frische Mädel nicht vorgestellt, lind gut scheint sie es auch nicht zu haben. Ich saß bei ihr in der kleine» Küche. Was wahr ist, muß man sagen: sauber wars ja bei ihr, blitzsauber und nett, aber — nicht die kleinste Kleinigkeit hat sie mir vorgcsetzt, wo sie doch früher immer irgend etwas Feines auftischte. Ich glaube, jetzt ist Schmalhans Küchenmeister bei ihr." „Ja," meinte Fritz mit bedauerlichem Achselzucken, Kath rine erzählte mir neulich ein Stück aus der unglücklichen Ehe ihres Herrn, der hat halt Pech gehabt, wie es so vorkommt im menschlichen Leben. Herr v. Brandt ist ja ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle, weißt du, aber stolz und vor nehm tut er, trotzdem er kaum das Nötigste besitzt. Und die alte Wirtschafterin darbt mit ihm, wenn es sein muß. Ich glaube, die ist im Stande, heimlich ihr Geld dabei zuzusetzen. Denn wissen darf der gnädige Herr das nicht, das gäbe einen Höllenskandal!" „Aber warum sucht sich denn die Kathrine nicht einen andern Platz, wo sie es besser hätte?" „Aus alter Anhänglichkeit. Sie diente schon bei den Eltern ihres Herrn und folgte dann diesem, als er sich ver heiratete. Nun will sie ihn natürlich in der Not nicht verlassen." (Fortsetzung folgt.» Meldungen im Fundamt. Zugelaufen: 1 Hund. Rabenstein, am 4. September 1908. Der Gemeindevorstand. I. D.: Eugen Merkel, I. Gem.-Aelt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubraud vom 28. August bis 4. Scplcmbcr 1808. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Mar Hermann Neubert 1 Mädchen; dem Heizer Hugo Oswald John 1 Mädchen; dem Monteur Ämst Max Tischendorf 1 Mädchen. Aufgebote: Der Lehrer Ernst Julius Schleich in Wildenbörten S. A. mit Frida Rosa Lange in Reichenbrand. Sterbefalle: Die Strumpfwirkers-Ehefrau Minna Bertha Arnold geb. Gebhardt, 63 Jahre alt; die Näherin Christiane Wilhclmine verw. Haase geb. Rupf, 70 Jahre alt. Nachrichten des König!. Standesamtes zu Neustadt Vom 28. August biS 4. September 1908. Geburten: Dem Schäfer Johann Baptist Zellner 1 Sohn. Aufgebote: Der Schlosser Max Emil Hofmann in Schönau mit Eamilla Priska Hofmann in Neustadt. Eheschließungen: Der Eisenhobler Paul Max Grunert mit Hedwig Anna Fischer, beide in Neustadt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabensteiu vom 28. August bis 4. September 1908. Geburten: In Rabenstein: 1 Sohn dem Handschuhstricker Richard Albert Martin; 1 Tochter dem Schlosser Louis Arthur Knoth und dem Metallwarenfabrikant Albert Max Lindner. In Rottluff: 1 Tochter dem Korbmacher Emil Richard Ilhlig. Eheaufgebote: Der Eisenhobler Ernst Rudolph Großer mit Lina elene Müller, beide in Rottluff; der Kutscher Maximilian Linus lemm mit Ida Martha Nollau in Rabenstein. Eheschließungen: Der Mechaniker Clemens Otto Tittmann in Einsiedel mit Lina Elsa Burkhardt in Radenstein. Sterbefalle: Der Strumpfwirkermeister Adolf Theodor Hknel, Otto Karl l^tzner, 1 Monat ^alt; sämtlich in Rabmstein. In , schlier Glistnv. ,Max.K^aukI Z^Lllgnate alt und 1 Tocht-r Spachtelschleifers.Ehestau Frieda Hulda Krauß gew. Bon? mann geb. Oeser, wohnhaft in Chemnitz.Aliendorf. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubraud. Am 12. Sonntag p. Irin, den 6. September s. c. vorm. l/»9 Uhr Predigtgottesdicnst. Pfarrer Hartung-Mittelbach. Parochie Rabensteiu. Am 12. Sonntag p. Irin, den 6. September vorm. >/e9 Uhr Beichte, 8 Uhr Prcdigtaottesdienst. Mittwoch den S. September 8 Uhr Abendunterhaltung für Jungfrauen. Dank. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme und den reichen Blumenschmuck beim Begräbnis unserer lieben Tochter und Schwester, Natalie Marie Dittrich bewohnern unfern herzlichsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pastor Dinter aus Grüna für die überaus trostreichen Worte am Sarge der Dahingeschiedenen. Dir aber liebe Entschlafene rufen wir ein „Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Reichenbrand, den 5. September 1908. Die traucruden Hinterbliebene«». Zurückgekehrt vom Grabe unserer viel zu früh dahingeschiedenen uns unvergeßlichen Tochter, Schwester und Schwägerin, der Jungfrau Anna Rosa Knchler, drängt es uns, allen denen, welche ihre Teilnahme durch den schönen Blumenschmuck, sowie durch Wort und Schrift kund gaben, herzlichst zu danken. Besonders Dank ihren Freundinnen für das schöne Geschenk. Dank auch Herrn Pastor Weidauer für die trostreichen für die zahlreiche Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte. Rabenstein, am 2. September 1908. Die schwergeprüften Eltern nebst übrigen Hinterbliebenen. Menschenhilfe konnte Dich nicht retten. Gott allein nahm weg von Dir den Schmerz, Sckwcrgebeugt wir an Dein Grab nun treten Tief in Trauer um Dein edles Herz. Adolf Theodor Mhnel Schl ett der Firma Winkler L Gärtner und deren Arbeitspersonal für den Blumenschmuck und die zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhestätte unseren herzlichsten Dank. Herzlichsten Dank den werten Hausbewohnern. Herrn vr.^Geballer für die Bemühungen bei seiner Dir aber, teurer Entschlafener, rufen wir ein »»Ruhe sanft" in Deine fülle Gruft nach. ^ . Amalie verw. Hähnel Rabenstein. nebst Hinterbliebenen. pur Zje uns snlttßlieft unserererwiesenen Aufmerksamkeiten sagen wir kiermit unseren lieblichsten Dank. Max kl'unsnl unä §ed. Ziselier. Pleustsclt, Tn6e August 1S08. Zu verkaufen: eis. Bock, 1 Lehnbank, Tische und Stühle, 1 eis. Geier, 1 eis. Igel, 1 Pflug mit Gestell Reichenbrand, Nr. 60. Roggen- nnk> Haserstroh, sowie gutes Heu AU verkaufen Mittelbach, 2 c. In gutem Zustande befindliche elektr. ZllglMpe zu kaufen gesucht. Off. unt. ..Lampe' in die Expeditton d. Bl. erbeten. Ein glatthaariger Pinscher zu verkaufen Nevoigtstraße I. Eine Ziege verkauft ». 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