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merksam gemacht, das; die Vorführungsbcstinimungc» allenthalben streng zu be achten, die vorzusührcnden Pferde mit gereinigte», aber nicht geschmierten Hafen möglichst ans Trense mit 2 Ziigcl» vorznführcn sind und vor Ankunft des Herrn Kommissars sämtlich znr Stelle »nd der Nunnneriifolge nach geordnet sei» Massen. Die Bcschlagschmiedi Vormustcrung cingcladcn. Rabenstein, am 3 Sitzung des Kemeinderates zu Reichenbrand vom 26. Februar 1904. 1. ) Es wird Kenntnis genommen von einer Mit teilung des hiesigen Frauenvcrcins, die Abhaltung eines Wanderkochkurscs bctr. 2. ) Zur Vorlage gelangt die Rechnung der Spar kasse ans das Jahr 1903. Ter Gcmcindcrat nimmt Kenntnis und erhebt den Vorschlag des Ausschusses bczügl. der Prüfung der Rechnung znm Beschluss. 3. ) In Wegcbausachcn wird auf Vorschlag des BananSschnsscs beschlossen, ->) den Bau einer Schleuse in dem Verbindungsweg zwischen Hofer- und Hohcn- strinerstassc ans Gcmeindckostc» ausfiihrcn zu lassen »nd die erforderlichen Vanbcdingnnaen ausznstellc»; 1>) den bei der Weitcrführnng der Pelzmühlcnstrassc neu zu erbauende» Fnssweg »ach vorschriftsmässiger Herstellung ans die Gcmcinoe zu übernehmen. 4. ) Beschlussfassung über Angegangene Reklama tionen gegen die diesjährigen Gcineindcanlagcn. 6. In Sparkasscnsachc» wird ein Darlehnsgesuch bewilligt. Gertliches. Ycichcnbrand. Wie eifrig die diesjährigen Kon- firnianden unseres Ortes in der Schnlsparkasse gespart haben, zeigte die am letzte» Dienstag vorgenonnncne Auszahlung der Ersparnisse. Nicht weniger als 5403,13 Mark mnsstc» an die Kinder ansgehändigt werden. Die Summe lässt zur Genüge erkenne», wie segensreich die Kaffe wirkt. Hlcichenbrand, am 1. März 1904. Bei der hiesigen Geincindcsparkassc erfolgten im Monate Februar dss. Js. 130 Einzahlungen im Betrage von 95458 Mk. 13 Pf. und 33 Rückzahlungen im Betrage von 2663 Mk. 77 Pf. Der bare Kaffcnbestand am Schluffe des Monats betrug 27098 Mk. 36 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage vor mittags von 8 bis 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werde» mit S'/?"/» und solche, welche bis zum 3. eines Monats erfolgen, noch für den vollcnMonat verzinst. Alle Einlage» werden streng geheim behandelt. Nalienflein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden im Monate Februar d. Js. 104 Einzahlungen im Betrage von 17781 Mk. 37Pf. geleistet; dagegen erfolgten 54 Rückzahlungen im Betrage von 7170 Mk. 68 Pf. Eröffnet wurde» 22 neue Konten, geschlossen 1 Konto. Zinsbar angelegt wurden 7500 Mk. —Pf. Die Gesamtcinnahme betrug 17 781 Mk.62Pf., die Gesamt ausgabe 14 697 Mk. 68 Pf. und der bare Kassen- bcstand am Schluffe des Monats 6871 Mk. II Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat Februar beziffert sich auf 32479 Mk. 30 Pst Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm, geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit lt"/r°/o verzinst und streng geheim behandelt. Am 1., 2. und 3. des Monats erfolgende Ein zahlungen werde» voll verzinst. Nachbarskinder. Original-Roma» von Irene ».Hellmuth. <IS. Fortsetzung!. Die Verkäuferinnen des Scnnebach'schen Geschäfts erzählten den zahlreichen Kundinnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass es bald eine Verlobung im Hause geben würde, und richtig, eines schönen Tages nahm der alte Scnncbach den jungen Doktor mit sich, um ihm bei dieser Gelegenheit ein wenig „auf den Zahn zu fühlen", wie seine Frau ihm aufgetragen halte. Es wurde dem ehrlichen Manne herzlich sauer, denn er war kein Diplomat, wie er selbst sagte. Deshalb fiel er auch gleich mit der Tür ins Haus. „Und kurz und gut, mein lieber, junger Freund," schloss er halb ärgerlich, halb lachend seine ungeschminkte Rede, „die Hilda ist Ihnen von Herzen gut und mir und meiner Alten sind Sie als Schwiegersohn will kommen, wir könnte» »ns keinen bessere» wünschen. Ihre Frau Mama ist auch einverstanden, also, was wollen Sie noch? Das Mädel bekommt ausser einer seinen Ausstattung einen schönen Happen Geld mit, — 30000 Mark bar, später noch mal so viel, also, — topp, — Angeschlagen, Schwiegersohn! Jung gefreit, hat nie gereut!" Sigmund wollte etwas erwidern, etwas Herbes, Bitteres, — aber als er in die lustig zwinkernde» Acuglcin Scnncbachs sah, blieb ihm oas Wort in der Kehle stecken. Schliesslich war cS auch ganz glcichgiltig, was jetzt noch kam. Es blieb ihm wenigstens die Möglichkeit, seiner Mutter ein sorgenfreies Alter zu schaffen, sic hatte cs verdient um ihn. Es war seine Pflicht, dafür cinznstchen; denn dass ihr die Rückzahlung des Kapitals schwere» Kummer bereitete, wusste er ganz genau. Als er einmal gelegentlich eines Besuches Hilda allein und mit rotgeweinten Angcn traf, »nd er ans die Frage, was sic den» quäle, zur Antwort erhielt: „Das kann ich Ihnen am wenigsten sagen," da wusste er cs, das Mädchen grämte sich um seinetwillen. Hilda blickte ihm dann so eigentümlich zärtlich und doch vorwurfsvoll in die Auge», dass cs ihm eine Sekunde lang warm ums Herz wurde. „Hilda," begann er gepresst, „warum wollen oder könne» Sic mir nicht anvcrtraucn, was Ihnen fehlt?" Sie senkte errötend den blonden Kops. „Weil — An Mädchen so etwas einem Manne niemals bekennen darf, das verbietet die gute Sitte." Unter ihrem Blick sühltc er sich seltsam beklommen. Er erfasste ihre Hand und drückte sie leise. Er wusste, cs bedurfte nur eines einzige» Wortes, und dies Mädchen war sei». Ihre Hand bebte i» der seinigcn, ihr Athem flog, sie lvar ihm so nahe, dass ihr Haar seine Wange streifte — und da — schlang er plötzlich den Arm um sic, und fragte: „Hilda, — Du hast mich lieb? Willst Du meine Gefährtin sein ans dem ferneren Lebenswege, mein guter Kamerad?" Sie klang eigentümlich, diese Werbung, so kühl, so gemessen, nichts von Zärtlichkeit lag in seinen Worten. Er wollte noch mehr hinzufügcn, von Pflicht erfüllung, von dem ehrlichen Bestreben, sic glücklich zu mache», und dass er Eva geliebt, ihr also nicht An ganzes, volles Herz entgcgcnbringcn könne — doch das Alles ging unter in dem Jubelruf des Mädchens. Er konnte gar nicht mehr z» Worte kommen. Gleich einem entfesselten Strom floss cs von Hildas Lippen. Sie erzählte ihm in fliegender Hast, dass sic ihn lange schon liebe, dass sic nicht be greifen könne, wie er es nicht längst gemerkt, wie seine Kälte und Gleichgiltigkeit sic hcinahe um den Verstand gebracht habe, und ivic sic sich freue, ihm das Alles endlich sagen zu dürfen. Hildas Gcfühlsausbruch schien gar kein Ende nehmen zu wollen, und Sigmund wandte sich ab, um sein Unbehagen zu verberge». Ein gequälter Aus druck lag auf seinem hübschen Gesicht. Er atmete wie befreit aus, als Scnnebach ins Zimmer trat. Hilda flog dem Vater entgegen und hing sich an seinen Hals. Er erriet sofort den Zusammenhang, trat auf Sigmund zu und schüttelte ihm bewegt und wortlos die Hand. Anders bei Hildas Mutter. Sigmund musste wiederum einen Redeschwall aus- halten, der ihn fast zur Verzweiflung brachte. Die Verlobung sollte durch ein „korpulentes" Mahl gefeiert werde». Dass Hilda die Mutter durch den Einwurf „opulent heisst cs, Mama" — korrigierte, merkte diese gar nicht, weil sie eben an den Fingern alle die „korpulenten" Gerichte aufzählte, die man den Gästen vorsetzen wollte. Alles musste so vornehm werden, wie in den besten Familien. Der Kosten punkt brauchte nicht in Betracht gezogen zu werden, denn — man hatte es ja dazu. Zuerst musste natürlich „Kasfiar" kommen, dann verschiedene Braten feinster Sorte, „Kapriol" und alle sonstigen feineren Gemüse, nicht zu vergessen die „Hummermagnesia". Hilda druckte die Hände an die Ohren. „Mama, hör' auf, man bekommt sonst gleich Lust nach all den Herrlichkeiten, die Du uns aufzählst." „Und wenn man das alles gegessen hat, nachher kriegt man — Leibweh," bemerkte der Alte und lachte laut Uber seinen famose» Witz. Das einzige, was Sigmund Freude machte an diesem Abend, waren die glücklichen Augen seiner Mutter, als er, hcimkehrend, sic noch fand und ihr von seiner Verlobung erzählte. Zum ersten Male sah er sie wieder heiter und fröhlich. Sie faltete die Hände und Tränen der Freude liefen ihr über die Wange». „Werde glücklich, mein Junge, und Gott segne Dich!" sagte sie bewegt. „Mir fällt eine Centncrlast vom Herzen." „Aber Hildas Mutter ist schrecklich," warf er ein. „Sei zufrieden, Du heiratest ja nicht die Mutter, sondern die Tochter." In seinem stillen Zimmer fass er dann noch lange »nd starrte in die trübe brennende Flamme der Petroleumlampe. Aber leichter wollte es ihm nicht ums Herz werden. XII. So war Hilda denn Braut. Es gefiel ihr sehr, Braut zu sein. Wenn sie ain Arm des schönen, stattlichen Mannes die Strasse hinuntcrschritt »nd hörte, wie die Leute hinter ihnen die Fenster aufrissen und ihnen nachschauten, dann pochte ihr das Herz vor Stolz und Freude. Man beneidete sie um den »nd Pfcrdcbesitzer werden zur Teilnahme an der . März 1904. Der Gemciiidcvorstand. Wilsdorf. Bräutigam, das wusste Hilda; besonders Eva machte immer so sonderbare Augen, wenn sie ihr bei gelegent lichen Besuchen von ihrem grossen Glück erzählte, und wie zärtlich und ansmcrksam Sigmund war. Hilda übertrieb dabei freilich stark, aber das konnte nicht chadc»; denn sic wusste, Eva hatte sich eine Zeit lang eingebildet, der Doktor sei in sic verliebt — deshalb musste man cs der Freundin unwiderleglich beweisen, dass alle und jede Hoffnung auf seinen Besitz ganz und für immer dahin sei. Eva wäre auch leine Partie für den Doktor gewesen, das sagte Hildas Mutter, die Fra» Seifcnfabrikantcngattin Scnncbach, immer. Lieber Gott, man musste doch leben, und dazu gehört vor allem Geld, viel Geld, und Eva befass nichts, das wusste jeder. Und der Doktor? Na ja, der befass vorläufig auch nichts, aber das würde schon kommen unter ihrer — Frau Scnne- bachs — Protektion. Die redselige Frau erzählte allen Bekannten, wie ungestüm und ungeduldig der junge Verlobte ihrer Tochter wäre, dass er darauf dringe, die Hochzeit schon in vier Woche» folge» zu lassen. „Er lässt einem in seiner Verliebtheit nicht einmal Zeit, die Aussteuer richtig zu besorgen, als ob man so etwas über das Knie brechen könnte," schloss sic gewöhnlich seufzend ihre vorgebrachtcn Klagen. Die Aussteuer machte der Fra» Scnncbach freilich viel Sorge, nicht wegen der damit verbundenen Aus gaben, Gott bewahre, »nd weil sic beinahe alles allein zu besorgen hatte, den» „Hildachcn, das Goldkind", kümmerte sich durchaus um gar nichts, sie lieh der Mutter freie Wahl und hatte nur einen Gedanken, den an ihren Bräutigam. Obwohl zwA Hausnäherinncn immcrzn mit der Aussteuer beschäftigt waren, und ein grosses, sehr leistungsfähiges Stickereigcschäft mit den einschlägig».,! Aufträgen betraut wurde, war cs doch nicht möglich, alles in der kurzen Zeit fertig z» bekommen, und Frau Scnncbach bestürmte, — wie sic erzählte, — täglich ihren Schwiegersohn »m eine neue Frist von zwei Wochen. Doch er wollte ja von einem Aufschub immer nichts hören. Wenn Mutter und Tochter auch in allein stark übertrieben, in dem letzteren Punkte sprachen sie die Wahrheit. Ja, Doktor Linde drängte mit der Hoch zeit, weil er hoffte, wenn erst das Band zwischen ihm und Hilda fest geknüpft sei, wenn es kein Entrinnen und kein Zuriickwciche» mehr gab, dann musste cs auch ruhiger in ihm werden, dann mussten die Ge danken sich bannen lassen, die Gedanken an Eine, die er nicht vergessen konnte und doch so gern vergessen hätte. Es war ja Sünde, dass er immer noch an sie dachte, Sünde gegen seine Braut, die in kindlichen, Vertrauen z» ihm anfsah und nicht ahnte, dass das Herz ihres Bräutigams einer Ander» gehörte. Wenn erst die Hochzeit vorüber war, musst: das Alles ja anders werden. Dann hatte er eine liebe, kleine Frau, die, wenn sie auch wenig Verständnis für seinen Berus und seine Arbeiten zeigte, ihm doch von Herzen zu getan war, und das musste auch ihn mit der Zeit erwärmen und versöhnen. Mit Hilda allein würde er schon anskommcii, redete er sich in schlaflosen Nächten vor, aber ihre Mutter, — diese war ihm geradezu unerträglich mit ihrer unfeinen Art, mit ihrer gräß lichen Fremdwörter-Verwcchslung, die ihr von Seite des Gatten manch derben Verweis zuzog. Die täglichen Visiten, die der Doktor anstands halber bei seiner Braut machen musste, wurden ihm nachgerade zur Qual. Er fühlte cs selbst, er war kein zärtlicher Bräutigam. Manchesmal machte er sich Vorwürfe über seine Kälte, da Hilda ihm doch mit solch rührender Zutraulichkeit entgcgenkam. Aber er konnte es nicht ändern, so viel Mühe er sich auch gab, und fragte er sich angstvoll, ob cs nicht doch bester wäre, die Verlobung rückgängig zu machen. (Fortsetzung sota». Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichcnbrand. Am Sonntag Oculi den 6. März ». c vorm. 9 Uhr Prediglgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Oculi den 6. März c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichcnbrand vom 2?. Februar bi» 4. Mär, 1it«4. Geburten: Dem Schneidern«!!!» Earl Ernst OSear Gut schalk in Siegmar l Mädchen; dem Kaufmann Pani Oskar Müller in Siegmar 1 Mädchen; dem Handarbeiter Ernst Bruno Krämer in Siegmar I Mädchen; dem Schlosser Karl Otto Rcinhold Marquardt in Siegmar I Mädchen; dem Fruermann Hugo Oswald John in Reichenbrand I Mäd-