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Merkliches. VaScnstei». Der hiesige Erzgebirgszwcig- vereil, feierte an, 8. Januar im Gasthofc zum „Gol denen Löwen" hier sein diesjähriges Winterfest. Der Saal war prächtig dekoriert und glich einem feen haften Schnccpalastc, dessen flimmernde Eismassen den Bcsnchcr in eine zauberhafte Wintcrlandschast ver seilten. Ein Schnccricse, dessen peripherische Gestalt alle Blicke ans sich lenkte, hatte am Eingänge Auf stellung genommen und begrüßte die Eintretenocn mit mimischcm Lächeln. Wo sonst der müde Wanderer sein trautes Rnhcplätzchc» gefunden, da hatte der trotzige Winter sein Quartier ansgcschlagen, jede Ruhe bank „den, Schutze des Publikums empfehlend", und obgleich er im bewußten Gegensätze zu seine», Tod feinde, den, Sonnncr, alle Teiche mit einer starken Eisdecke überzogen hatte, so verkündete er dessen ungc- achtct an weithin sichtbarer Warnungstafel mit spöt telnder Ironie: „Baden verboten." Nur seinen treue sten Freunden, den befiederten Sängern, hatte er mitten im tanniatcn Grün eine „Fntterstcllc" als schützendes Obdach cingerännit, wo sie alle das kärglich bemessene Gnadenbrot cinnahnicn. Die Natnrfrcmidc unter den Menschen versammelte er unter einem eisbczapften „Pilze", dessen schneeigtcs Dach unter seiner Last fast zusammcnzubrcchen drohte. Auch ein Schnippchen scheint der Winter gern zu schlafen. Infolge der ungeheuren Schnccmasscn, die er überall ausgctürmt und der zahlreichen Schneeverwehungen wegen mußte mancher Steig „Gesperrt" werden, sodaß cs mehreren unserer auswärtigen Mitgliedern leider nicht möglich war zu erscheinen. Die „Grünaer" könne» froh sein, daß sic es vorgczogcn haben, im „warm' Stüb'l" zu bleiben, sie hätten ihren Weg kann, nach Hanse ge funden. Der Wegweiser „Nach Grüna" zeigte gerade nach der entgegengesetzte» Richtung und war so fest eingefroren, daß an eine Berichtigung gar nicht zu denken war. Während im vordere» Teile des Saales der grausige Winter mit erbarmungsloser Strenge sei» eisiges Sccpter führte, versetzte der Hintere Teil des Raumes die Eintrctcudc» ins „ogchazte Stüb'l". Zu beide» Seiten der Buhne hatten unter reisigen Tanneulauben je zwei strahlende Pyramide» Ausstellung gefunden, die in ihrer prächtigen Lichtcrfülle aller Augen er götzten. Die Bühne selbst hatte sich in eine alte crz- gcbirgischc Bauernstube umgewandclt, die tu ihren, markanten Anstriche, ihren, riesige» Kachelofen und ihrer tranlichen „Ils'nbauk" eine» anheimelnden Ein druck inachte. Gegen >/°9 Uhr erschien plötzlich eine ließ ihre „blechernen" Weisen erschallen. Aaum war der letzte Akkord verklungen, so marschicrte dieselbe unter den, Klange eines Marsches durch den Saal, »m vor der Bühne Ausstellung z» nehme». Nachdem sic „a Wink Musste lusgclass'n", ertönte von der Bühne her das Quartett: „Me, Schatz is a schieues gebargi- schcs Mad'l", welches durch seine melodiöse Stiinm- sührung und überaus weiche Tonfülle alle Zuhörer sichtlich befriedigte. Die „Hutzenstub", die als nächste Nummer folgte, suchte ein Stück erzgebirgischen Lebens, das „Hutzcngich" zu veranschaulichen. Die witzige» „Tschnmbcrlicd'ln" der „arzgebarg'schen Mad'ln" ge fielen den Zuhörer» ebenso, wie oie Erzählung von, „Gcschliuk" und die humoristischen Gesangsstücke: „De diese Lieb" und „dc Ladrhus". Auch die „arzgebarg'schen Lied'ln" und „labenden Biller" wurden mit große», Bcifallc ausgenommen. Den meisten Applaus erntete der Schwank: „A dieser Traam". Der würzige Humor in Verbindung mit einer anerkennenswerten Dar stellung nwchte nicht zum wenigste» zu». Gelinge» dieses Stückes beigetragen haben. Der nun folgende Ball wurde mit einer „Schnie- ballnpullnäse" eröffnet, lieber 700 Bälle wurden dabei in wenig Minuten verschossen, und es gewährte einen wahrhaft winterlichen Eindruck, wenn man die Millionen von Papierschnitzeln im Saale umherfliegen sah. Der »iedergcfallene „Schule" schien jedoch die tanzlustige Menge nicht zu stören, den» die Mitter nacht war schon längst vorübergezogen, als die „biehm- schc Musste" ausblics. Ein am Ausgange befindlicher Wegweiser mit der Aufschrift: „Nach Hause!" wies die Zurückgebliebenen, wenn auch etwas spät, aber sicher nach Hanse. Der hiesige Erzgebirgszweigverci», der sich seit längerer Zeit wieder einmal zu einer derartigen Ver anstaltung entschloß, schien damit den Wünsche» seiner Mitglieder in vollem Maße gerecht geworden zu sein. Möge erzgcbirgische Gemütlichkeit und Fröhlichkeit auch bei alle» zukünftigen Veranstaltungen nie fehlen I Glück auf! Nachbarskinder. Original-Roman non Irene v. Hellmuth. (16. Fortsetzung.) Die Träne» ranne» der Frau Linde nun doch über das gutmütige rundliche Gesicht, es tat ihr ordentlich wohl, daß sic endlich wieder zu fließe» begannen, sic erleichterten das geängstigte Mutterhcrz. Sigmund aber lag plötzlich vor ihr auf den Knien und barg den lockigen Kopf in ihrem Schoß. „Ich bin ein schlechter Sohn gewesen, Mutter, kannst Du mir verzeihen?" stammelte er, ohne das Gesicht z« erhebe». Frau Linde nickte schon halb befriedigt. Es muß ihr gelingen, ihn wieder auf den rechten Weg zu leiten! Ein sinnender Ernst lag auf ihrem Gesicht, während die Hände durch das wellige Haar des Sohnes glitten. Wieder entstand eine Pause, der junge Mia»» rührte sich nicht, nur von Zeit zu Zeit lief ein Zittern durch seinen Körper. „So rede doch endlich," drängte die Mutter, „raffe Dich auf aus diesem unerträglichen Zustand! Suche Deine Leidenschaft zu bekämpfen, sei ei» Mann I Du bist noch jung, das Lebe» wird auch für Dich manche Freude bringen. Warte es nur geduldig ab." Er schüttelte den Kopf. „Ich kau» nicht recht daran glauben, Mutter. Aber ich will versuchen, ,„ der steten, unverdrossenen Arbeit Vergesse» zu suchen. Alles soll von heute au anders werden, und ich hoffe, Du bist später wieder zufrieden mit Deinem Sigmund. Was an mir liegt, soll geschehen." Er saß nun neben der Mutter, ihre Hand in die seinigc nehmend. „So ist's recht, mein Junge," lobte die alte Frau, „und nu», Kopf hoch! Wir werden in Zukunft fest Zusammenhalten, nicht Sigi?" lieber ihr Gesicht huschte schon wieder ei» Lächeln. „Längst habe ich mir vorgcuommcn, ei» wissen schaftliches Werk zu schreiben," fing der junge Mann wieder an, „jetzt solls begonnen werden. Das gibt mcincu Gedanke» eine bestimmte Richtung und füllt meine freie Zeit aus. Noch heute besorge ich »,ir das Nötige." „Ja, das ist gut, — das freut mich! — Aber nun beichte mal ordentlich, was gestern geschehe» ist!" Man sah es der alten Frau a», cs wollte ihr doch ein wenig bange werden vor dem, was sic zu hören bekommen sollte, aber es mußte ja sein. „Verschweige mir nichts, Sigmund, hörst Du, ich will alles wissen. Diese Ungewißheit ist nicht länger zu ertragen, sie »mrtert mich." Er senkte den Kopf, ein Zug peinlicher Verlegen heit malte sich in dem hübschen Gesicht. „Dv hast vermutlich gespielt?" begann die alte Dame resolut, als er »och immer schwieg. Sigmund nickte nur. „Und, — und verloren?" Wieder erfolgte ein Kopfnicken, statt der Antwort. VOio d" ES schien, als würgte die alte Frau irgend etwas hinunter, sie sah angstvoll z» dem Sohne hinüber, während die Hände nervös an der gestreiften Schürze zupfte». „Ich weiß nicht, Mutter, — ich habe wirklich keine Ahnung, wie hoch sich meine Verluste beliefen." Er redete plötzlich schneller, als könnte er nicht rasch genug damit fertig werden: „Ich hatte immer gehofft, das Verlorene wieder zurückzugewinnen, aber je mehr ich mich bemühte, das entflohene Glück zu erhaschen, desto weiter wich eS von mir zurück. Ich war halb wahnsinnig gestern Abend, alles schwamm wie ein roter Nebel vor meinen Augen, ich spielte und spielte, immer mit der verzweifelten Hoffnung, mein Ungeschick müsse sich wenden. Die ganze Woche hatte ich nichts als Verluste gehabt, und doch zog cs mich mit dämonischer Gewalt jeden Tag an den Qrt, den ich fliehen sollte. Ich wollte dort die quälenden Gedanke» bannen, wollte vergessen lernen, was ich doch nicht vergessen kann. Ich habe die Sache eben ganz verkehrt «„gepackt, das ist sicher nicht das rechte Beruhigiingsinittel, und ich möchte mich selbst verachten ob meiner Schwachheit! Aber cs ist nun einmal geschehe», ich muß sehe», wie ich wieder herauskonnnc aus dem Sumpf, in den mich ein Irrlicht gelockt! Aber es soll wieder anders werden, Mutter, ganz anders! Alles wollte ich er tragen, wen» ich nur diesem — Kloßmann nicht eine bedeutende Summe schuldig wäre! Das muß bezahlt werden, gleichviel auf welche Weise. Der Gedanke ist mir unerträglich, gerade dem etwas schuldig zu sein, den ich am meisten Haffe von alle» Menschen an, der Welt!" „Ja, aber woher sollen wir den» jetzt eine größere Summe nehmen?" fragte Frau Linde bang und be klommen. „Das weiß ich noch nicht, aber beschafft muß sie auf jeden Fall werden." ES klingelte. Sigmund sprang auf, fuhr mit der Bürste einige Mal durch das Haar, zupfte an der Kravatte und schlüpfte in den Nock, als das Dsenstmädchcn eben die Tür öffnete und Fritz Engel hardt eintrete» ließ. Das Gesicht des Angekommene» zeigte eine» ernsten, beinahe traurigen Ausdruck. Er begrüßte Frau Linde sehr umständlich und wandte sich dann an den Freund, der erwartungsvoll auf ihn blickte. „Dein Antlitz verrät nichts Gutes, mein Alter, was bringst Du mir?" versuchte Sigmund zu scherzen. „Ich hätte mit Dir zu sprechen," begann der Andere zögernd, „wollen wir die Sache nicht lieber allein ." Er warf eine» fragenden Blick auf die alte Frau, als wollte er ermessen, ob sic das, was er zu sagen hatte, auch ertragen könne. „Wem, Du etwa wegen des gestrigen Abends mit mir reden willst, so — kannst Du es ungeniert, meine Mutter ist bereits unterrichtet," wars Sig mund hin. „So, — hm, — dann allerdings, — ich komme eben von Kloßmanu, — habe mit ihm gesprochen, weil ich dachte, Dir damit einen Dienst z» erweisen. Du warst gestern Abend nicht in der ." Er stockte. Wiederum streifte ein halb scheuer, halb ängstlicher Blick das Gesicht der alten Frau, deren Augen mit beinahe furchtsamen Ausdruck au den Lippen des Erzählers hingen. „Fahre doch fort," sagte Sigmund, scheinbar ge lassen, und kreuzte die Arme ans der Brust. „Nun also, da ich gestern bemerkte, daß D„ nicht in, stände warst, Deine — Verluste genau zu kon trollieren, so tat ich cs. Heute ließ ich mir vo» Kloßmanu eine Zusammenstellung machen, »m zu ver gleichen. Seine Angaben stimmen allerdings, — aber ich muß offen gestehen, ich begreife nicht, wie Du gestern dazu kamst, mit jenem Menschen z» spielen. Ich traute ihm von jeher nicht, er ist mir mindestens sehr unsympathisch. Seine Augen blicke» niemals gerade und offen, was ich stets als ein Zeichen von Falschheit betrachte." Fritz Engelhardt schien aus eine Antwort zu warten, doch da diese nicht erfolgte, fuhr er fort: „Ich sprach also mit Kloßmann und stellte ihm vor, daß Du gestern nicht mehr so ganz ." „Znrcchnnngsfähig warst," vollendete Sigmund halb spöttisch, als der Freund stockte. „Nun gut, lassen wir cs gelten; Du warst nicht Herr Deiner Sinne, sonst hattest Du nicht solche Summe geopfert. Das sagte ich jenem auch und versuchte, ihn zu eine», annehmbaren Vergleich zu bewegen. Er hat Dich tatsächlich durch geschickt cin- gcstrcntc Bemerkungen immer mehr aufgcstachclt, — und nun besteht er auf seinem Schein. Wenn Du die Sache gerichtlich zu». Anstrag bringen willst, ich stehe als Zeuge gern zu Deiner Verfügung, und ich bi» sicher, er verliert de» Prozeß." „Wo denkst Du hin?" fuhr Sigmund zornig ans. „Dieser Herr Kloßmann soll sein Geld bei Heller und Pfennig bekommen, ich will ihm nichts schuldig bleiben, — gar nichts!" „Ucberlcge Dir die Sache erst," riet der Freund. ,K's könnte immerhin-seitt, daß wenigstens- die Hälfte der Summe gespart würde." „Unmöglich, — ich sollte diesen Vorfall, der mir ohnehin schon so überaus peinlich ist, auch noch vor das Gericht zerren, damit die Leute wieder etwas zu reden hätten? Nein, Fritz, das Geld muß beschafft werden, und sollte ich betteln gehen." (Fortsetzung folg«. Nachrichten des K.StaiidcSamtcS zu Ncichciibrand vom 6. biö 12. Februar 1904. Geburten: Dem Glaser Friedrich Richard Stall in Siegmar 1 Mädchen; dem Fabrikarbeiter Karl Ernst Voigtmann in Siegmar 1 Mädchen. Aufgebote: Der Schlosser Herm. Eduard Naumann in Siegmar mit Sclma Toska John in Neichcnbrand. Eheschließungen: Vakat Sterbefällc: Dem Fabrikarbeiter Karl Ernst Voigtmann in Siegmar I Tochter, 4 Tage alt; dem Strumpfwirker Karl Otto Drechsler in Neichcnbrand 1 Tochter, 6 Monate alt. ELpedilionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: >/gl2—12 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von Totgeburtöanzeigen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabcnstein vom 5. biö 12. Februar 1904. Geburten: 1 Sohn dem Strumpfwirker Friedrich Wilhelm Uhlich in Rabenstcin; dem Strumpfwirker Heinrich Emil Scheffler in Nabenstein. 1 Tochter dem Handschnhfabrikant Ernst Anton Dietzc in Rabcnstein. Eheaufflebote: Keine. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: 1 Tochter dem Geschirrführer Wenzel Wilfling in Rabenstein, 1 Monat alt. Zusammen: 3 Geburten und zwar 2 männl. und 1 weibl. - Ehi ' ^ 1 Sterbefall und zwar 1 weibl. Geschäftszeit. Wochentag»: 8—12 Uhr vorn,, und 2—L Uhr nachm. Sonntag»: N—,2 Uhr vorm, nur zur Entgegennahme von LotgeburtSanzcigcn. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Estomihi den 14. Februar ». c vorm. 9 Uhr Prcdigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Estomihi den 14. Februar s. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Freitag den 19. Februar vorm. 10 Uhr Wochen- kommunio».