Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 18.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189802185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-02
- Tag 1898-02-18
-
Monat
1898-02
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.02.1898
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MN Gehalt-aufbefferunaen urld Fftiführuna einer Dienstalter-» Etat- laßt man, soweit sie nicht bereits Erledigung gefunden, aus sich beruhen. Das Gleiche geschieht mit der Petition von einer Anzahl Gymnasiallehrer Die Zustimmung an die von der Re gierung aufgestellten Grundsätze für die Gehalte der Direktoren und Lehrer an den städtischen Real-Gymnasien und Realschulen, soweit solche GtaatSunterstützung erhalten, knüpft die Kammer an die Voraussetzung, daß hinsichtlich des Schulgeldes zwischen ein heimischen uiid Schülern von auswärts ein Unterschied nicht ge macht wird. Ferner war eine Petition der Stadträthe von Borna. Chemnitz. Freiberg und Zwickau eingegangen, die Regierung möchte 50 Proz. der an die Lehrer zu aewähreiiden AlterSzulagcn auf die Staatskasse übernehmen. Nachdem sich die Abga. Ähnert, llhlich-Chemnitz, Seim und Bicepräsideiit Streit für dieselbe ver wendet hatten, läßt man gegen 1 Stimmen die Petition auf sich beruhen. Gegen 1 Stimme des Abg. Paulus, der zuvor im Sinne dieser Petition sich verwendet hatte, läßt man die Petition der Städte Auerbach und Aue aus sich beruhe», soweit sie auf eine Ztaatsbeihilfe in der lausende» Etatperiodc gerichtet ist und giebt sie im Uebrigen der Regierung zur Erwägung. Die Einstellungen bei Kav- 05, Lehrerseminare, werden debattelos genehmigt. Als Kap 96, Volksschulen, in Angriff genommen werden soll, bean tragt Aba. Hosinann Vertagung Der Antrag wird erst nicht ausreichend, weil nur von den 8 Sozialdemokraten, unterstützt. Dann tritt ober das Präsidium dem Anträge bei und die Mehrheit der Kammer beschließt die Vertagung auf heute Vormittag >0 Uhr. — Ein Maskensest des Dresdner Orpheus! Wer die sangesfreudige Schaar noch unlängst auf den, Eoncertpodium sich, um von ihr unter begeisternder Leitung „schwellende Ton- slutben" zu vernehmen, der wird sich nicht wundern, daß eine der geselligen Freude und Erholung gewidmet« Veranstaltung, wie der Maskenball vorgestern im ,,Musenhaus". überaus glänzend besucht war. Die festlich geschmückten Säle reichte» kaum zu, mn den bei den fröhlichen Klangen zweier Kapellen sich sammelnden An gehörigen aller Länder, sogar solchen aus der Umgebung der Kiaotschau-Bucht. den uöthigen Raum zu bieten. Ei» prächtiges Gesammtbild gewährte es, als der „Orpheus" in meist neuen und originellen Kostümen fast vollzählig sich eingcsundcn und nnmnchr im Smne des Prinzen Karneval der Fröhlichkeit und dein Humor in ausgiebigster Weise huldigte. Als um 11 Uhr nach einem interessanten Rundzange dieDcmaskirung erfolgte, fehlte cs selbst verständlich an reizenden Ueberrasckungen nickt, da so Mancher und Manche lange gesucht und — nicht gesunde» hatte. Der in italienischem Stil geschmackvoll errichtete Weinsalon fand hierauf lebhaften Zuspruch; Heiterkeit und Fröhlichkeit herrschte überall. Auch war der von geschickten Händen geleitete photographische Apparat unaufhörlich thätig, mn den Festtheilncbmern eine an genehme Erinnerung mit nach Hause zu geben. Erst in der vierten Morgenstunde lichteten sich die Rechen der Besucher. Wann aber die letzten von den Orpbeidcn ansgebrochen sind, davon „schweigt des Sängers Höflichkeit". — Der heutigen Gesammtauslage unseres Blattes liegt ein Prospekt der Deutschen M a l t o n - Gesellschaft Hclbing u. Co., Wandsbek, bei. betr. Malton-Tokaver. — Am 20. Februar 1858 wurde der jetzige Direktor der Ocsfentlichen Handelslehranstalt, Herr Professor Dr. Bcnser, von dem damaligen, letzt hochbctagte», in stiller Zurück gezogenheit hier lebenden Direktor, Henri Professor Dr. Obermann, als Lehrer in sein Amt eingewiesen. Herr Pros. Dr. Benser kann somit auf eine 40jährige Durstigkeit, theils als Lehrer (14>^ Jahre), theils als Direktor (25 V- Jahre) zurückblicken. — Tagesordnung der E rsten Kammer. Freitag, den iS. Febr.. Vormittags II Uhr. I. Vortrag aus der Registrande und Beschlüsse auf die Eingänge. 3. Bericht Uber das König!. Dekret 'Nr. 25, dis statistischen Erhebungen über die Ergebnisse des Gerichtskostengcietzes vom 6. November 1890 betr. 3. Antrag zu dem König!. Dekret Nr. 2V, den Entwurf eines Gesetzes bebuss Abänderung des 8 7, Absatz 3 der remdirten Landgemeinde- vronung vom 21. April 1373 betr. Hieraus: Geheime Sitzung. — Tagesordnung der Zweiten Kammer. Freitag, den 13. Februar. Vormittags I» Uhr. t. Fortsetzung der Schlnstberatbung über Kap. 84 bis 10t des Staatshaushalts-Etats iür >893 99, Gnnmasie», Se minare, Volksschulen re. beir. 2. Schlußberathuna über das König!. Dekret Nr. I, den Rechenschastsbcricht aus die Jahre 1394 und 1895 betr., und zwar über Kap. l bis mit 2l des EiatS der U-berichüssc dieses Berichts. 3. Schtuhbrrathung über Kap. tv? bis t09 des StaatShaiiShalls-Etats stir 1398/99, Wartegelder, Vensionen :c. betr. 4. Schlnstderathung über Tit. 29 des außerordentlichen Staatsbausbatts-Etots für 1898/99, Erweiterung des oberen Bahnhofs ln Plaue» i. V. (erste Rats) betr. 5. Schluhberathnng über Tit. 58. 35 und 38 des außerordentlichen Staatshaushalts-Etats für 1898 99, Erweiterung der Gleisanlage» in Auerbach unterer Bahnhof, Er weiterung des oberen Bahnhois Neichenbach i. V. (erste Note), sowie Um bau und Erweiterung des Bahnhofs Zwickau betr. TiMsgeschichtc. Deutsches Ncich. Noch Eingang der Trauernachricht von dem Ilnglückssalle. von dem das amerikanische Panzcrnlsiss „Maine" im Hafen von Havona betroffen worden ist, har der Kaiser sogleich in einem cm den Präsidenten der Vereinigten Staaten gerichteten direkten Telegramm sein herzlichstes Beileid wegen deS Unter ganges des Kriegsschiffes und des Verlustes so vieler Offiziere und Mannschaften der amcrstcmiichen Marine ansgeiprvcheu. Der Kaiser!. Botschafter in Washington ist gleichzeitig angcwicsen wor den. in einer hei dem Präsidenten nachznsilcbenden Audienz dieser innigen Thestnahme auch mündlich 'Ausdruck zu geben. Der Kaiser wird am 28. Februar der Netmten Vereidigung in Wilhelmshaven beiwohnen. Der Kronrotl, am Dienstag im Königl. Schlosse in Berlin dauerte über zwei Stunden, von 10 bis 12>5 Ubr. Au ihm nahmen sämmtliche. vreugüchenMinister und der Uiiterstaatssekretär Humberr als Protokollführer Dheil. Wie verlautet, ist nicht nur die. Frage der Vorbeugung von Wasserschäden und Hochwasser- Katamophe». sondern auch eine Reche anderer Fragen zur Be sprechung gelangt, u. A. die Befestigung Helgolands- Aeußerem Vernehmen nach sind endgiltige Beschlüsse nicht gefaßt worden, vielmehr hat es sich nur um eine allgemeine Besprechung und die Aufstellung leitender Gesichtspunkte für die Vehandluim und Durchführung bestimmter Ausgaben der preußischen Ltacsts- verwaltnng gehandelt. Deni Kronrath ist. wie gemeldet, übrigens ein« Besprechung mit den, Reichskanzler vorausgegaugen. dein der Kaiser am Sonntag einen einstündigen Besuch abaestattet hat. Der Besuch des Reichstags ist andauernd kläglich. Nur am Tage der Generalversammlung des Bundes der Landwirthe iah man einmal ein etwas volleres Haus. Aber auch sachlich beweisen die wenigen anwesenden Reichsbotcn ihre Interesselosigkeit. Jüngst lia,t die Reichstagsmehrhcit beschlossen, die vorgeschlagene Gehalts erhöhung der Staatssekretäre fo lange nicht zu bewilligen, bis nicht auch die vom Reichstag geforderte Aufbesserung der Post-Unter beamten erfolgt sei. Nachdem so schon einigen Kollegen die 6000 Mt. gestrichen waren, wurde vorgestern das Gehalt des Staatssekretärs des Reichsschatzamts unangefochten mit 30.000Mk. bewilligt, weil der Reichstag nickt daraus achtete, als der Präsident diesen Titel verlas und ohne Weiteres, da kein Widerspruch er folgte, alle aufgerufenen Positionen für bewilligt ertlärtc. Das kann ja bei der dritten Lesung wieder korrigirt werden, aber be zeichnend ist das Vorkommniß doch. "Allerlei Gerüchte knrsiren in parlamentarischen Kreisen. So wird erzählt, der Kaiser wünsche, daß es ermöglicht werde, schon ain 15. März die preußische Landtagssession zu schließen und zwar in der Weise, daß die «Schlußsitzung schon im neuen Landlags- hause stattfindet. — Man bringt diese Absicht eines frühzeitigen Schlusses in Verbindung mit dem Plan, das Abgeordnetenhaus aufzulösen und die Neuwahlen im Frühjahr noch vor den Rcichs- tagswahlen vorzunehmen. Der in Braunschweig verstorbene frühere preußische Kriegs- miuister General der Infanterie v. Kaltenborn-Stachcm trat als Generalleutnant und Kommandeur des Garde-Korps am-t. Oktbr.1890 die Erbschaft des Generals Verdi) du Vernois an: General Verdh batte in der Budgettommission bei der Berathuiiq der neuen Militärvorlage Andeutungen gemacht, daß die verlangte Verstärkung des stehenden Heeres um 18,000 Mann und 70 Batterien nur die Avantgarde weiterer, größerer Forderungen sei, daß die volle Durchführung des Scharnhorsi'schen Gedankens, die „wirkliche allgemeine Wehrpflicht", zu erstreben sei und erstrebt werde. Das verdarb die unveränderte Annahme des Entwurfs, ein Kompromiß kam und Verdh ging. Herr v. Kaltenbom-Stachau war weder Politiker, noch Parlamentarier. Er sprach im Reichstag und in der Kommission nur das Allernothwendiaste. Trotzdem nahm der neue Reichstag 1893 die Militärvorlage, die der frühere abgelehnt hatte, noch während v. Kaltenborn's Amtsführung an. Der Kriegsiniilister selbst aber fühlte sich erschöpft, erbat seine Ent lassung, erhielt sie am 19. Oktober unter Gnadenbeweisen und General v. Bronsart H wurde sein Nachfolger. Eilt schweres Grubenunglück wird aus Bochum gemeldet, bei dem nach den bisherigen Feststellungen 37 Bergleute das Lebe» einaebüßt haben. So oft die Sund« von derartigen, meist durch schlagende Wetter verursachten Katastrophen die Welt durcheilt, legen sich alle Menschenfreunde immer wieder die Frage vor, ob es denn nicht endlich einmal den Fortschritten der Technik gelingen werde, die Gefahren, denen die Bergarbeiter auSgeseht sind, auf ein wesentlich geringeres Maß einiuschränken. So anerkennens- werth auch die bereits erzielten Erfolge auf diesem Gebiet sein mögen, so kann doch immer noch keine Rede sein von einer durch greifenden Sicherung gegen den heimtückischen unterirdischeil Feind, der in Gestalt explosibler Wettcrgase de» Bergmann aus Schritt und Tritt bedroht und ihm bei jedem Hinuntersahren zur Schicht ein ernstes und schauervolles Llemsnta mori zuruft. Neuerdings hat mail u. A. versucht, auch die Falb scheu Wetterprognose» der Sicherheit der unter Tag Arbeitenden dienstbar zu machen, indem vielfach an den von Falb vorausgesagten kritische» Tagen besondere Vorsichtsmaßregeln getroffen werden. Trotz aller vorbeugenden Maßnahme» bringen aber immer wieder schlagende Wetter Tod und Verderben für die muihigen Männer, die im Schooße der Erde den Kampf mit den finsteren Gewallen der Elemente sichren. Unser Sachsenland, in dem die bergbaiisiche Industrie eine besondere Rolle spielt, weiß anch von schweren Unglückssälten solcher Alt zu erzählen. Das erschütterndste Ereigniß. das in den Annalen des sächsischen Bergbaues verzeichnet steht, war die folgenschwere Explosion schlagender Wetter in den Zechen „Hvssnungsschacht" und „GotteSiegen" im Plauen'schen Grunde. 279 brave Berg leute fanden damals ihren Tod, zum Dheil erst nach langen, guäl- vollen Leiden, und ihr Untergang verbreitete Kammer und Noch in zahlreiche» Familien Das jetzige Bochumer Unglück hält sich zwar bezüglich der Zahl der um s Leben Gekommenen in engeren Grenzen. Immerhin ist aber die Zahl der Dodten so groß, daß das Ereigniß zu den schwersten gerechnet werden muß, die in der bergmännischen Ehronik seit langer Zeit zu beklagen gewesen sind. Es liegen folgende Meldungen vor: Auf der Zeche „Vereinigt Earolincn-Glück" in Hamme bei Bochum fand gestern früh 6 Uhr eine Explosion schlagender Wetter statt. Tie Explosion erfolgte nach dem Schichtwechsel aus der 5. Soble. Nach bisherigen Feststellungen sind 37 Bergleute, darun ter 5 Steiger, gctödtet. Viele sind schwer verletzt. Die vernmth- tiche Zahl der Totsten beträgt 50. Wie die „Wests. Volks;." meldet, wurden bis V-12 Uhr Vormittags 33 Bergleute totst zu Tage gefordert. Etwa 30 Schwerverletzte lonuteu im Kranken hause „Bcrgmannsheil" Aufnahme finden; 30 bis 40 Bergarbeiter befinden sich noch in der Grube und sind ledenfalls verloren. Durch die 'Nachschwaden werden die RettungSarbeiteu sehr er schwert. Tic Rettungsmannschaften kehrten betäubt ans der Grube zurück. Eine Versammlung der Bürgermeister der deutschen Fesiinigs- stätste wird in dieser Woche in Berlin stattsindcn. wobei zugleich über die Denkschrift des Oberbürgermeisters Dr. Gaßner in Mainz über die Wünsche und Beschwerden der Festungsslätstc bcrathen werde» soll. Die noch immer widerwruchsvollcn Nachrichten über den Ge burtstag des preußischen Finanzministers Tr. v. Miguel rühren, den „B- P. R." zufolge, daher, daß Herr v. Miguel zwar am 19. Februar 1828 geboren ist, aber seinen Geburtstag stets mit einem älteren Bruder, der am 21. Februar geboren war, cm diesem Tage im elterlichen Hanse gefeiert hat uno an dieser Gefloqenheit auch jetzt noch pietätvoll sesthalt. Herr v. Miguel hat übrigens das für seinen Geburtstag a»gesetzte Balltest absaaen müssen, weil sein Schwiegersohn, Herr v. Schcliha. plötzlich schwer erkrankt ist. In dem Cibilprozcß des Oberförsters Lange gegen den Fürsten Bismarck ist als nächster Verhandlungstermin der 11. Mar; von der 2. Civiltammer des Landgerichts zu Altona festgesetzt worden. Frankreich. Die bedenkliche und^ unkluge unbefugte Ein mischung von Fremde» in die Dreysus-Soche wird in Franlreich außerhalb der Dreysus-Paitei höchst unliebsam empfunden. An läßlich des Gutachtens des sircielitnchen Brüsseler Advokaten Felix Franst im Prozesse schreibt das „Echo de Paris" wie folgt: „Jetzt sind cS nicht mir die ausländischen, besonders die Trcibunds-Zeit- niige» und 'Avcs-Gunot's Briesschrciber in allen Welttheilen, die ihre Meinung über eine Strafsache abgeben. die uns allein augctst, jetzt kommen sogar ausländische Sachverständige, und man hört ihnen stundenlang zu! Ob man sich wohl vorstellt, was in jedem anderen Lande geicneheii würde, wenn in einem Falle, wo die Eine eines Offiziers ans dem Sviele steht, ein Franzose ausiagen wollte? Der Internationalismus nimmt in dieser Angelegenheit wirtlich zu viel Platz ein, das allein sollte denen die 'Augen öffnen, deren guten Glauben man überrumpeln konnte, indem man Grundsätze anries, die, was inan auch sage, niemals vergewcstligl wurden. Man zittert, wenn man bedeutt. wohin eine derartige Anarchie »ns sichren tan». Tie Ausländer nehmen einen Ve'ehls- tv» an in der hcitetsten Sache, die es iür ein Land giebt, und man wundert sich über den Zorn, der sich knndgielst und bei erster Gelegenheit furchtbar ausbrechen mag ?" Die Mittwvchpcrhandlungen im Folanrozcß wurden vollständig von der Zeugenaussage des Generals Pellienx beherrscht. General Pellienx hezog sich auf fünf Schriftstücke, die im Verjähren gegen Esterhazh Vorgelegen haben und bezüglich deren Esterhazy von der Anklage, sie zu ilngunsten des Exlapitäns Diensus gefälscht zn haben, steigest»ochen worden ist "Geiieiol Pellienx: „Ich will beweisen, daß der Offizier, der die Schriftstücke geliefert hat. ein zum Dienste beim Generalftab Proben»»' bcsi'blener Artillerie Offizier sein mußte Das erste Schriftstück in -me Arbeit »bei die hpdraulische Brenne des 120 Millimeter-Ge'chutzes und die Art. wie dieses die Feuerprobe bestanden Hai. Der augeweudeie Aus druck ist da „ecmt-vjupE chundertzwanzig», so spricht mir ein Artillerist. Ein Infanterist hätte geschrieben „äs lu pivev äv ceat- vmxt" (des Geschützes von hiniderlzwanzig). Die 'Artillerie hütet ihre Geheimnisse eifersüchtig, und ich, ein General, kenne diele hydraulische Bremse noch nicht. Man behauptet, Esterhazy habe sie bei den Feldübungen kennen lernen können: das ist nicht der Fall. Nur ein Ossizier deS Großen Generalstabes kvmite über diese Bremse Auskunft geben. 'Nie bat ein Jirfontcrievfsizier einer Schießübung mit dem >20 Millimeter-Geschütz beigewvhnt. Das zweite Schriftstück ist ein Bericht über die Grenzdeckuugs-Truvp.e», da der neue Molstlmachuiigsvlan einige Aenderungen veranlassen werde. Wie konnte ein in Rouen stehender Offizier etwas über die Teck»ngstruvpen wissen? Er hat das Motistmachuugs-Tage buch seines Regiments, aber von der Zusammenzickung, vom Ani marsch des Heeres au der Grenze weiß er nichts. Er weiß nur, wo er sich mit seinem Regimenr im Kriegsfall einruschifsen hat. Dann kennt er aber nur eine belanglose Haltestelle, wohin das Regiment sich zunächst begicbt und wo ihm erst der endgiltige Be stimmungsort bekannt gemacht wird. „Ter neue Molsilmachungs- vlan wird einige Aenderimgeu bewirken", so heißt cs im Begleit schreiben. Wie sollte Esterhaz» wisse», daß ein neuer Plan vor bereitet wurde? Dazu hätte er einen Spießgesellen im Genernl- stab haben müssen. DaS dritte Schriftstück ist ein Bericht über eine Aenderung in den Artilleriesormativnen. Wie sollte Esterhazy davon Keniltniß haben? In Rouen steht gar leine Artillerie. DaS vierte Schriftstück ist ein Bericht über Madagaskar. Einzig ein Offizier des Generakstabes konnte wissen, daß das Landhccr am Mndagastärzuge Iheil- nehmen werde. Das Begleitschreiben ist vom Mai, und erst ini August wurden die erste» AuSführungsmaßregeln zu diesem Beschlüsse getroffen. Das fünfte Schriftstück ist der Entwurf einer neuen Feldartillerie-Schießvorschrist vom 11. März 1894. Diese Vorschrift war keinem Jnfaiiterievsfizier zugänglich: sie wurde nur den Artilleristen geschickt. Selbst im Generalstab waren es nur einige Offiziere der dritten Abtheilung, die sie hatten. Der ver- urtheilte Offizier war in der Lage, Euisicht in die Schießvorschrift zu nehmen. Seitdem ist bewiesen worden, daß die Schießvvrschnst, die Bernheim, zufällig ein jüdischer Offizier. Esterhaz» geliehen hat, wcrthlos war. ^ie war im Buchhandel erhältlich und Ester hazy borgte sic sich, um einen Vortrag in seinem Regiment zu halten. Picguart hat den Unteroffizier Hulot verhört; er zeigte chm die neue Schießvorschrift und fragte: Haben Sie dieses ab- aeschrieben? Hulot erwiderte: Nein, das Buch war viel dicker. Piequart antwortete: Ueberlegen Sie sich's, wenn Sie ftrr einen Reservisten etwas wünschen, wenden Sie sich an mim. Was bleibt also von den ausgebauten Anklagen? Meines Erachtens nicht viel, und doch hat man wackere Offiziere beschuldigt, ans Befehl einen Unschuldigen, pardon einen Schuldigen fteigesprochcn zu haben. Denn das allein steht hier zur Verhandlung. Jaurös hat ül einer wundervollen Rede, denn eine Zeugenaussage war es nicht, behauptet, der Generalstab bereite die Niederlagen des Vaterlandes vor. Ich bin keine Krlistallseelc und habe genug au den Schlammflnthen, mit denen man Männer zu besudeln sucht, die nur daran denken, ihr« Pflicht zu iliun Ich tann cs nicht- länger ertragen, ich sage eS: «-ist sikwyast, e- ist verdrechnffch, dem Heer daS Vertrauen zu seinen Führern zu rauben. Am Tage der Gefahr, der vielleicht näher lst als Sie denken, mys wird unser Heer a»sangen? Ihre Söhne werden zur Schlachtbank gefühlt werden. Meine Herren Geschworenen, an diesem Tage wird sjola einen neuen Sieg erfochten haben. Er wird eine neue „Töbacle" schreiben, und sie wird in ganz Europa massenhaft gekauft werden, in dem Europa, woraus Frankreich verschwunden sein wird. (Händeklatschen, anhaltende Bewegung.) Noch ein Wort, die Wiederaufnahme ist uns aleichgiltig. Ich bin sicher, im Namen aller Kameraden zu sprechen. Wir hätten uns glücklich geschätzt, wenn das Kriegsgericht 1804 hätte freisprechen können eS wäre dann bewiesen gewesen, daß es im französischen Heer keinen Berräther giebt. Das Kriegsgericht von 1898 gber hat nicht gewollt, daß inan einen Unschuldigen an die Stelle des Vcrurtheilten setze, er sei schuldig oder nicht General Pellieu: schloß mit den Worten: „Machet in Gottes Namen die Revision des Drensusprozesses. aber verdächtigt, das zweite Kriegsgericht nicht!" Hieraus applandirten die anwesenden Offiziere. 'Lellieux sagte laut mit befehlender Gcberde: „Das ist überflüssig." Sofort wurde der Applaus eingestellt. Die sin den Gencralstab eintretenden Blätter heben als Hamstereigniß des vorgestrigen Verhandlunastages im Zo!o-Prozeß die Rede Pellieur' bervor. die im ganzen Lande mächügen Wide: ball finden werde. Die Zola srenndliche» Blätter venmhesteii sely stark das allzu durchsichtige Manöver Pellieur', aur die Geichxoore- nen Eindruck machen zu wollen, indem er eine Campagne z» Gunsten der Revision des Prozesses Trenftts als Vorbereitung zn künftigen Niederlagen hingeftellt habe. Ter aus der Fahrt von Maneille nach Colon begriffene Dampfer „Flachat" der „Oompsgnis eänsrals tran8stlsi>tigus" ginn Nachts I Uhr am Änaaa-Kap (Afrika) vollständig verloren. Dec Kapitän, der erste Offizier und l l Schiffsleute wurden gerettet 40 Passagiere und 38 -ichiffsleutc sind umaekommen. Spanien. Der amerikanische Generalkonsul in Havona. Herr Lee. telegraphirte dein „Globe" zufolge aus Havana, man möge in amtlichen Krenen mw auch sonst sich keine bestimmte Ansicht über die Explosion des „Maine" bilden, bis etwas über die Ursache der Katasi'rophe lnlamst geworden sei Die AusdruckSweisc der Depesche Lee's lasse erkennen, daß er, Lee, einen Verdacht hege, den e> nicht in Worte» nusdrücken wolle. Dem „Globe" wird außerdem aus New-Ävrl gemeldet, daß nach Allem, was bisbcr bekannt ge worden. die Ervlosion nicht in Folge einer gewöhnlichen durch läisigleit eittjlanden iein könne: dieselbe sei erfolgt, nachdem jeder Theil des Schiffes für die Nacht inspizirt worden sei. lieber den Untergang des amerikanischen Kriegsschiffes „Maine" im.xxafen von Havana liegen folgende weitere Nachrichten vor: Rach der Aeußerung eines Matrosen des untergegangenen Kreuzers soll die Explosiv» in dem zur Aufbewcchrung von Schieß baumwolle iur Torpedos benutzten Magazin stattgeiunden habe». — Einer Meldung der Offiziere des Kreuzers „Maine" zufolge fand die Explosiv» im Hauptmagaznr statt. Das Schiff wurde aus dem Wasser gehoben und brach thatsächlich in Stücke. Die Mehrzahl der Mannschaften und Offiziere war zur Zeit der Explosion unter Deck. Die offizielle Todteuliste verzeichne: 253 Mann und 2 Offiziere. Nach einer weiteren Mittheilung wird das Unglück einer Unvorsichtigkeit zugeschrieben, die beim Reinigen eines Torpedos begangen worden sei. —- 'Nach dem „Bcrl. Taaebl." erfolgte die Explosion Nachts, als Alles schlief, wahrscheinlich infolge von Ucberbeizung der Kessel. Als die Kessel exvlodirte», flog der Dampfer in hundert Stücken auseinander Tie einzelnen Tbeile singen Feuer und Alles sank innerhalb fünf Minuten. 'Niemand hatte Zeit, die Situation zu begreifen. Was- sich von lebenden Wenn an Bord befand, wurde entweder durch oie Explosion getödtet oder versank nn Kampfe mit den Wellen. Nur der Kapitän, 12 Offiziere und 17 Matrosen retteten sich dwech Schwimmen. 50 Matrosen batten Nachtnrlaub, wodurch sie der Katastrophe entgingen. Die Explosion, welche meilenweit gehört wurde, verbreitete eine allgemeine Panik. Man glaubte, ein Tyn nnitainchlag der Insurgenten lei erfolgt. Die Einwohner von Havana slürzien in furchtbarem Schrecken halbnackt aus" die Straßen. - Mehrere verstümmelte Leichen sind bereits auigexunden worden. Dü: Königin von Svanien und Ministerpräsident Sagasta sandten Beileidsdeveichen. Sagasta besuchte den amerikonnchen Gesandten in Madrid, Woodsorb. um ihm zu kondoliren. — Der Kreuzer „Maine" war ein sehr stattliches Schiff, ein Panzerkreuzer neueren Typs, wie sie seit dem Anfang dieses Jahrzehnts in der amerilannchen Marine gebaut werden; sie tragen meist den Nmnen eines Staates der Union. Erst vor sechs Jahren war das Schiff vom Zkapel geianic» : es war ein sehr stark bewaffnetes Fahrzeug van 6682 Tonnen, also großer als unsere neuen Kreuzer 2. Klasse „Hertha", .,'Vittoria Luiie" und „Vineta". Tie Kosten hatten über IO Mill. Ml. betragen. Belgien. König Leopold tritt mit einem langgehegten Plane bervor. Der belgische König hat keinen Job». seift einziger Bruder, der Graf von Flandern, der sehr schwerhörig ist, hat mir einen Sohn, de» körperlich nicht sehr starken Prinzen Albert. Auf diesem allein beruht die ganze belgische Thromolgc. Nach der belgischen Verfassung tann der König, sin Falle der Thron frei wnd. seine» Nachfolger im Einverständnisse mit den beiden gesetz gebenden Körperschaften ernennen, doch müssen zwei Drittel der Senatoren und Repräsentanten beistimmen. Als künftiger Thron folger wird hentc den Belgiern warm der jetzt 21 Jahre alte Sohn des österreichischen Generals Prinzen Philipp von Sachsen-Kobmg- Koharp und der ältesten Tochter des belgischen Königs, Prinzessin Luise. Prinz Leopold, emmohlcv >md die dem Hisse nahestehende ..Ewste Helge" versichert, daß ..die Wahl des Landes und des. Souveräns sich eher aus seinen Enkel als aus jeden Anderen lenke:: wurde" Daß König Leopold diese Wahl wünscht, ist sicher; daß aber ein derartiger Vorschlag in den Kammern und im Lande heftige Kämpfe uird Gegenströmungen Hervorrufen würbe, ist ebenso sicher, ganz abgesehen davon, daß fortschrittliche, radikale And sozicstisinche Kreise eine republikanische Bewegung im Lande an- sachen würden. Nufrland. Bei Schneesturm brach an der Oittüste des finnischen Meerbwens plötzlich das Eis, und 240 Fischer und mehrere Pferde wurden auf den Eisschollen in's Meer hinaus getrieben. Wie aus Wiborg gemeldet wird, wurden 40 Fisch«', gerettet. Das Schicksal der übrigen ist noch nickt bekannt. Türkei. Ter bulgarische diplomatische Agent in Koustcutti- »opel Markow erhielt die Mittheilung, daß der Sultan, um Bulgarien und dessen Fürsten seine Freundschaft zu beweisen, eine .Konimission, bestellend aus dem Kommandanten von Volo und Euver. dem Adiittanken Saab Eddin und drei Obersten, nach Ucsknb entsandt habe. Alle verhafteten Bulgaren werden unter der Bedingung, den Eid der Treue zu schwören, begnadigt, aus genommcir 15 Hauptaiigeklagte. Alle KaimalamS, die ihre Amts gewalt mißbraucht haben, werden ihres Amtes entictrt H-ricchenland. Die Entwürie des Komiolgentze-.- und des Arrangements mit den Gläubigem sind von allen Mächten, aus genommen England und Frankreich, genehmigt worden. Man nimmt an, dag diese beiden Mächte imr deshalb mit ihrer Zu ftimmung zögern, weil sie gleichzeitig ihre Bereitwilligkeit, die Anleihe zu garcintircn, erklären wollen Hierzu aber bedarf es der Zustimmung der Kommern. Der Bettag von 165 Millionen, dessen Griechenland bedarf, wird in zwei Anleihen von 100 und von 65 Millionen ausgenommen werden. Erstere Anleihe wird zur Deckung der Kriegsentschädigung dienen, letztere zur Tilgung der schwebenden Schuld, des Defizits im Budget und zur Vornahme der anderen von der Kvnttolkommission angeregten finanziellen Maßnahmen. Amerika. 'Nach einer Meldung aus Kingston aus Jamaika ist ein nach Cuba bestimmter Freibeuterzug behördlich angehalten worden. Eine Menge von Waffen und Munition, welche von Kingston in Fässern verschifft werden sollte, die angeblich Eemcn enthielten, ist beschlagnahmt worden Asien. Den „Times" wird aus Kobe (Korea) berichtet, daß der 'Minister des Acnßeren und die japanischen Gesandten in London und Peking der japanischen Regierung anrathcu, daß Eliina für die Zahlung der Kriegsentschädigung ein Anftchnb be willigt werde, um eine Aussöhnung zwischen Japan und China hcrbeizusühren. Es werde bezweifelt, ob der Stand der japanische» Finanzen dies gestatten werde. Kunst und Wissenschaft. ss Ini Königl. Hosopernhaus Liie Reaime »tstochter"; Das König!. Hosichanspiel giebt stcllungen beginnen halb 8 Uhr. .. heute zur Aufführung: «allet-Dibertissement. „H e i mathluf t". Die Bor- Abend der Liebe" von auswärtigen st Dr-sdne* VaH-riHteir. 48. Seite 3 M» Freitag» 18. Februar 18S8
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)