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61. Jahrgang. HS 868. Montag, 6. November 1916. Drahtanschrift: Nachricht«, »reSdnr. Ftrnsprrchtr-Sammrlnummer: LüSLI. Nur für Nachtgesprüche: L00U. ^ , »«btlhr »terUIILHrltch In Dresden del zweimaliger Zukagung <on Sonn- und Moniagen nur ein mal) M., in den Bororlen 3,8a M. Bei einmaliger Zustellung durch die Post 8,80 M, (ohne Bestellgeld), Anzaigen - Preise. Die «inspaiiige Zeile (eiwa 8 Silben) LS Ps.. BorzugrplLtze und Anzeigen in Nummern nach «»nn-und Feiertagen laut Tarif.—AuawiiriigeAustril,« nur gegen Borauabezahiung, — Belegbiaii loPf. Schriftleitung und Hauplgeschästssielle: Marienstratze 38/10. Druck u. Verlag von LIepsch L Reichardt kn Dresden. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe ^Dresdner Nachr.-f^uiilistg, — Unverlangte Schriltstücke werden nicht ouibewahrt. AsucliAurtsnrskt und l hckark. AsueAkurtonpklastor SO Pf, M-MMÄIllllM pglcet I 81. 50 pk. Veisanä nacft SU8VSit8. llWl. «l>kSlIl!ll!8jiK OrssA«:»,, Wettere tzrsolge jenseits des Predealpaffe». vrftürmuug einer stark ausgebauten Stellung.— Insgesamt 174? Rumänen gesangen, 8 Geschütze u. 2V Maschinengewehre erbeutet. - Fortschreitender Angrist südöstlich des Roten-Lurm Paffes. — Begeisterte Ausnahme der Unabhängigkeitserklärung in Warschau. Der amtliche deutsche Kriegsbericht. jAmtlich.) Großes Hauptquartier. 8. November. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht Uebergreisend ans die Front nördlich der Anc're, er reichte die Artillerietätigkeit nördlich der Somme grobe Heftigkeit. Feindliche Teilangrifsc hart östlich der Ancre, nördlich von Courcelette, bei Gnendecourt und nordwestlich von Sailly wurden abgeschlagen. Heeresgruppe Kronprinz Ans die in der letzten Zeit häufigere Beschießung rück wärtiger. von der Bevölkerung nicht geräumter Ortschaften unserer Champagncfront von Reims her. antworteten wir gestern mit Fener ans diese Stadt. Rechts der Maas stellenweise gesteigerter Fcnerkampf. OeftNcher Kriegsschauplatz. Front des GeneralfekdmarschaNs Prinzen Leopold von Bayern Sine wohlvorbcreitete kleinere Unternehmung brachte «n» sass ohne eigene «erltzfte in den Besitz des Dorfes Mosheiki (östlich von Goduzischkis. Der Feind ließ über 6«) Gefangene, mehrere Maschinengewehre und Minenwerser in unserer Hand. Die Lage ist im übrigen unverändert. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Karl Fm nördlichen Siebenbürgen gewannen die Russen im TölgycS-Abschnitte örtliche Vorteile. An der Tüdsront sind gestern cingcleitcte Kämpfe zwischen der Altschanz, und Bodza-Pas,strafte noch im Gange. Die Höhe Rosca ist von nns zurückgenommen. — Durch Erstürmung des Elabucetn Bainlui wurden die bisherigen Erfolge vorwärts des Predeal- Passes vervollständigt; die ganze, besonders stark ans- »cbante «nd mit Erbitterung verteidigte Elabncetn-Stellung ist damit in unserem Besitze. Die verbündeten Trup pen habe« hier mit den gestern eingcbrachte« 14 Offizieren idarnuter ein Negimentskommaudenrs und 647 Mann im Ganze« 1747 Rum Lue« gefangengcnommcu, acht Geschütze nnd 2» Maschinengewehre erbeutet. Besondere Anerkennung verdienen die Leistungen nn- scres Infanterie-Regiments Nr. 188. — Bei der Aus räumung des Gefcchtsfeldes nordöstlich von Eampulnng wurden allein zwischen dem Argesului- «nd Targului- Dale rund IvtM Rumänen beerdigt. — Fm sortschreitenden Angriffe südöstlich des Roten-Tnrm-Passes und im siegreiche« Gefecht westlich der Gznrduk-Paftstrabe gegen hier vorgedrnugene »«manische Abteilungen machten wir über 1SV Gefangene. BaKan-Kriegsschauplatz. Heeresgruppe de» Generalfel-marschalls v. Mackensen Conftautza «nd Mangalta wurde« von See her beschossen. F« Conftautza ist Schaden angerichtet. Durch die Küstenartillerie «nd Fliegerangriffe wurden die fein-, liche» Schisse vertrieben. Mazedonische Front Kein« Ereignisse. Der Erste Generalqnartiermcister: iW. T. B.i , ^ Lndendorsf. Sefterreichilch-tmitnischtt Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird verlantbart den S. Novem ber 1916: veftllcher rmeg-schauplatz. Heeresgrupe de» Generalseldmarschalls v. Mackensen. Eine Grupp« österreichisch-ungarischer Monitors hat am ». November ans der Donau-Fnsel Din« «nd aus dem gegenüberliegenden rumänischen User Abteilungen ans Land gesetzt; diese vertrieben den Feind und «ah, me« ihm zwei Geschütze «nd vier MnnitionSwage« ab. Rumänische Berftärknuge« wnrden in die Flucht geschlagen. Heeresfront de« General» der Kavallerie Erzherzog Karl Westlich derSznrdnk, Paftstrafte setzten die Rumäne« ihre Angriffe ohne Ersolg ssrt. Südöstlich des «örö». T o r o n y - (Roicn Turm-s Passes gewannen wir Ge lände. Südwestlich von Pre deal nahmen deutsche «nd österreichisch-ungarische Truppen in erbitterten Kämpfen die stark verschanzte, zäh verteidigte Clabucctu-Ltellnng. und in scharfem Nachdrängen noch eine zweite feindliche Linie. Der Gegner lieft 14 Offiziere suntcr ihnen einen Regimentskommandeurs und 647 Manu in unserer Hand, womit die Gcsamtbente ans den Kämpfen südlich von Pre- dcal auf 1747 Gefangene, 8 Geschütze „nd 2V Maschinen gewehre stieg. Im Grenzraume östlich von Brasso setzt der Feind erneut zum Angrifse an; i» der Gegend von Tölgycs wurde unsere Front an zwei Stetten um etwa 2 Kilometer zurück- gedrängt. Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prknzen Leopold von Bayern Nichts von Belang. Italienischer Kriegsschauplatz. Ans dem Karst richteten die Italiener gestern ihre tzanptanstrengnngcn gegen nnscrc Stcllnngcn im südlichen Teile der Hochfläche. Diesmal war der Raum nm Fa nt i au o der Brennpunkt des Kampfes. Nnscrc dortigen Gräben wurden von früh an unter lebhaftem Fener ge halten. bas sedeSmal vor dem Borgehen der Infanterie au Stärke znuahm. Alle Angriffe, ganz besonders aber der letzte, der noch nm 8 Uhr nachmittags versucht wnrde, brachen nnter den schwerstenFcindverlnstcn vor unseren Linien zusammen. An den anderen Teilen der Schlachtsront dauert der Artillcriekampf mit «„geschwächter Kraft fort. Südöstlicher Kriegsschauplatz. F« unserem Bereiche nichts Neues. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabcö: sW.T.B.s i ^ v, Höfer, Fcldmarschall-Lentnant. ^ Sin Königreich Polen. Die Lösung der polnischen Frage war für die Diplo matie der Mittelmächte fraglos eins der schwierigsten Probleme, vor die sie sich in diesem Kriege überhaupt ge stellt sah. Durch den gewaltigen Sicgcszug der Heere Hindenburgs nnd Mackensens im Sommer vorigen FahrcS ist Kongreft-Polen freigeworden, das russische Joch, das seit dem Wiener Kongreß auf Polen gelastet hatte, mar zer trümmert, ein neues Zeitalter polnischer Geschichte war da mit eingelcitet. Den Polen leuchtete eine neue Morgen röte der Freiheit. Das hat der Reichskanzler ausdrücklich bestätigt, als er im Reichstage feierlich erklärte, Polen werde nicht wieder unter die russische Herrschaft zurückfallcn. tteber die Regelung der polnischen Frage im einzelnen konnte oder wollte sich der Kanzler damals noch nicht ans- sprechen, die Polen haben aber aus seinen Worten die Hoffnung geschöpft, -aß endlich der alte Traum von einem autonomen polnischen Staate, für den 1831 »nd 1863 so viel polnisches Blut geflossen ist, verwirklicht werde. Der Staatsgedanke, den die russischen Bedrücker aus den Herzen der Polen vergeblich auSzurotten versuchten, wurde wieder wach, und mehr als te zuvor fühlten sich die Polen als Nation, als einheitliches Volk von alter Kultur. Die deutsche »nd österreichisch-ungarische Verwaltung hat diese Ge fühle des polnischen Volkes geachtet, ja. sic hat den Polen gezeigt, daß sie gewillt ist. dem Volke den Anschluß an seine große Vergangenheit zu erleichtern. Hingcwicscn sei nur auf die Eröffnung der Warschauer Universität, auf den Zu sammentritt der Warschauer Stadtverordnetenversammlung, der die Durchführung der Selbstverwaltung In allen pol nischen Städten cinleitcte. Die Mittelmächte haben durch diese Taten dem polnischen Volke bewiesen, daß für sie das Wort von verstaatlichen und kulturellen Freiheit Polens, mit dem seit einiger Zeit die russische Negierung krebsen geht, nicht nur eben ein Wort ist. Man hat das auch in Polen anerkannt, hat dort, von gewissen Eigcnbrödlern abgesehen, begriffen, daß ein selbständiger polnischer Staat nur m i t Len Mittel mächten, nicht aber gegen sie errichtet werde» kann. Was der Anschluß an Deutschland für die allgemeine kulturelle Hebung des polnischen Volkes bedeutet, hat die Verwaltung Bcsclcrs eit mehr als einem Fahre jedem bewiesen, der sich nicht von vornherein abseits stellte und aus widernatürlicher Liebe zu Rußland oder einer heute nicht verständlichen Schwärmerei für Frankreich gegen die Mittelmächte Partei ergriff. Die Zahl btcsrr Leute ist gering, ste haben auch, wie man aus der Haltung der polnischen Presse entnehmen kann, aus keinerlei Anhängerschaft in der Gesamtheit Leo polnischen Volkes zu rechnen. Der polnische Bauer hat Rußland kennen gelernt — gerade während dieses Krieges, er wird cs nicht vergessen, daß Nikolajcwitsch, der erst er klärte, als Befreier zu kommen, in echt russischer Zer stürungswut ganze Dörfer hat nicdcrbrcmicn und unge heure Strecken von Kulturland hat verwüsten lassen. Es sind also in Polen zweifellos starke Gesühlsmomcntc vorhanden, die gegen Rußland und für ein Zusammengehen mit den Mittelmächten sprechen. Auch Ucbcrlegungcii rein vcrstanbesmäßigcr Art müssen die Polen zu der Erkenntnis führen, daß, da nun einmal das Geschick ihres Landes i» die Hände der Mittelmächte gelegt ist, sic beute und in der Zukunft auf ein Zusammengehen mit ihnen angewiesen sind. Dieser Gedanke ist denn auch in zwei Entschließungen zum Ausdruck gekommen, die der Klub der Anhänger des polnischen Staatswcscns in Warschau in zwei Versamm lungen im September und Oktober dieses Jahres ange nommen hat. Hier wurde u. a. gesagt: „Der absolute Feind des Gedankens an einen polnischen Staat und dessen Auf bau ist Rußland. Der Sieg Rußlands würde zum Ruin unserer nationalen Existenz führen." Weiter hieb es: „Die Zukunft dcS polnischen Staates im Bündnis und in der zivilisatorischen Verbindung mit diesen Mächten (Deutsch land und Oesterreich-Ungarn) erblickend, sind wir der Mei nung, Laß dieses ans gemeinsamem Interesse hcrvorgchendc Bündnis in Militär ko nvcntionen und Handels verträgen seinen Ausdruck findet." In demselben Sinne sprachen sich in der letzten Zeit andere Versamm lungen aus; so hieß cs in einer Entschließung, die von über tausend polnischen Bauern kürzlich angenommen wurde, daß „als größtes Unglück für die Polen eine Rück kehr unter die russische Negierung" erachtet werde. Betrachten wir daraufhin das Manifest, Lurch das Polen zum selbständigen Königreich mit erblicher Mon archic und konstitutioneller Verfassung erhoben wnrde, so ist zu sagen, daß sich eine Differenz zwischen dem, waö die Polen — zum mindesten diejenigen, die Sen erwähnten Resolutionen zugestimmt haben — sich wünschten, und dem, was ihnen von den beide» verbündeten Herrschern gegeben worden ist, nicht erkennen läßt. Polen ist von der rnssi scheu Herrschaft befreit und hat durch den Anschluß an die beiden verbündeten Mächte die Möglichkeit zu freier Ent saltung seiner Kräfte erhalten. Es muß aber bemerk, werden, daß die jetzt getroffene Regelung sich i» ivcseni lichen Punkten von Wünschen unterscheidet, die von pv! nischcr Seite früher geäußert worden sind. Erinnert sei nur an jenen Aufruf, den der Präsident des Obersten Pol uischcn Nationalkomitecs v. Faworski nach der Einnahme von Warschau erlassen hat. Hier fanden sich folgende Sätze: „Festgestcllt muß jedoch werden, daß die Ber cintguiig dcS ungeteilte» Königreichs mit dem ungeteilte» Galizien die Grundlage der Be strebililgcn der Polen bildet. Eine Teilung dieser Länder wäre eine Wunde, die sich durch nichts vernarbe» ließe. Statt einer Beruhigung und Schaffung friedlicher En, wicklungsmöglichkeit würde eine solche Lösung eine »»ans hörlichc Gärung schaffen." Herr v. Faworski hat kurz darauf diese Sätze abgcschwächt und hat zugegeben, „daß bei der Regelung dieser Fragen Deutschland und Oester reich-Ungarn eigene Lcbensintcresscn zu wahren haben". Der sogenannte „g r o ß p o ln i sch e Gedanke", -er durch den Ausruf des Nationalkomitees ivachgcrufcn wurde, war damit aber noch nicht tot. Ob er heute »och so kräftig ist, daß er das gute Verhältnis, das zwischen dem jungen Königreich und de» beiden Großmächten angebahnt werden soll, zu stören vermag, das ist c i n e F- r a g e v v n sch iv c r wiegender Bedeutung — trotz der Erklärung der Selbstverwaltung Galiziens. Es sei jedoch anerkannt, daß beispielsweise ein Man» wie Studnicki, Ser vordem auch zu den Verfechtern der großpolnischen Idee gezählt werde» mußte, die crivätmten Warschauer Entschließungen, die freilich noch manche Türe offen lassen, mit nnterzcich net hat. Alles in allem darf man aber wohl aiiiiehmcn, daß man in Polen das Geschenk -er Freiheit zu würdigen wissen wird, daß man erkennen wird, daß cs den fiktiven Wert der großpolnischen Idee hundert- und tausendfach auswicgt. Ein Bedenken gegen die getroffene Neuregelung wäre da mit hinfällig. Für uns erhebt sich aber die Frage: Ent spricht die Neuordnung in allen Punkten Sen Interessen Deutschlands? Wir wollen bessere Grenzen Rußland gegenüber haben, wollen nicht wieder wertvolle Teile des Reiches der russischen Gefahr aussetzcn. War dieses Ziel