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Dresdner Nachrichten : 26.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192703267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-26
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.03.1927
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7lr. 144 Sette 2 — «Dresdner Nachrichten* — Sonnabend. 2S. TNSr; IM europäischen Ideen beschwingter Gründer Sunyatse» war. der einen reinen demokratische» Nationalismus auf seine Kahne geschrieben hatte und vor allein die chinesische Stndentenweit, besondere soweit sie über amerikanische und europäische Hoch, schulen gegangen war. »in sich scharte. »Kamps gegen die Vorrechte der Fremden in China, nationale Einigung un wirtschaftlicher Ausbau Chinas mit chinesischem Kapital'' wur. den die Leitsätze Snnyatsens. Sic blieben die Korderungen der Kuomintang, auch nachdem man die äußere Bundes» genvssenschast Soimetrnßlands gesunden hatte, weil die ge» metnsame Gegnericiiast gegen England und der Kamps gegen den Kapitalismus, der jedoch in China ein Kampf gegen den fremden Kapitalismus war, eine gewisse Interessengemein schaft ergab. Die Kolge dieser BundeSgenvssenschaft der Kuomintang mit dem russischen Kommunismus aber war ein völliges Uebcruehmen der bolschewistischen Propaganda» Methoden für die Ausbreitung der Ideen Kantons, eine Nach» ahmung des Organisatiousapparates der Partei, die einen Zentralvollzngsausschnß. Vollzugsausschüsse als llnterorgani- saltonen und sogar die Form der Zelle» answcist. Bon den russische» Kommunisten lernten die Kantonesen die Kunst der Propaganda, des BontottS, der Massenbewegung, des Gene ralstreiks. Und in dieser Kunst der Massenprvpaganda, in der Werbckrast der zündende» Idee» bei den durch jahrzehnte» lauge weltkapitalistische Ausbeutung »nterdrüektcn chinesischen Masten liegt auch das Geheimnis ihrer beispiellosen mili tärischen Erfolge, die selten aus größeren Liege» beruhten, sondern einfach darin, daß ein immer stärkerer Zulauf auS allen Schichten des chinesischen Bolkes, den breiten Arbcitermassen sowohl wie in zunehmendem Maße auch der Intelligenz, die Widerstandskraft der Gegner lähmte und ihre Lölduerschareu anseinanderlansen ließ. Mehr und mehr scheint aber doch die völlige Angleichung der Knomiutangvrganisativ» und ihrer Propagandaiatigkett an den russischen Kommunismus auch auf den geistige» Inhalt der chinesischen Bewegung Einfluß gewonnen zu haben, zweifellos nicht ohne nachhaltige Unter, stntznng durch die sowjetrussischeu Berater Kantons, Borv- din und General Galant. Und wenn mau auch heute noch Sie Kuomintang keinesfalls als kommunistisch bezeichnen kann, — die Partei als solche tragt trotz aller Anlehnung an Moskau keinen Klastenkampfcharakter —, so kann man doch in ihr bereits seit geraumer Zeit einen sich ständig verschärfenden Gegensatz zwischen einen, mehr und mehr ans kommunistische Bahnen geratenen Flügel und einer hauptsächlich die intellek tuellen Kräfte »msassende» rein nationalen Richtung beobach ten. Die Widerstände, die sich seit der Einnahme HankauS, wo der erste sndchinestsche Zusammenstoß mit England er folgte, gegen die gemäßigte, ausschließlich von nationalen Ge sichtspunkte» geleitete Politik des Führers der Kantonarmee, Tschangkaiichek. und deS Außenministers Tscsten entgegen- gestellt haben, sind bekannt. S- liegt auch auf der Hand, daß die Kantonbewegung tn dem Matze an Stoßkraft verlieren und der Gefahr einer wetteren Radikalisierung auSgefetzt fein muß, in dem sie sich au-brettet und vor allem demoralisierte gegnerische Truppen zu ihr überlaufen. In diesem Zusammenhänge gewinnen die AnSschrcitun» gen in Nanking eine über einen augenblicklichen Konflikt hinanSgehende Bedeutung, weil sie alS ein erstes Anzeichen beginnender Zersetzung einer bisher von einer groben Idee zusammengehaltcnen wohldisziplinicrte» Truppe und einer ttberhandnehmenden Bolschcivisiernng der Kantonarmee zu deuten sind. ES gibt heute ein nationales Ziel, baü daS riesige 100-Mtlltonenvolk der Chinesen eint, das ist die Ab» schüttelung der Kremdherrschast. Zwischen Nord und Süd steht aber trennend Rußland, und niemals wird es eine Ber» ständigung Kantons mit dem Machthaber tn Nordchtna, Tschangtsolin, geben, solange Kanton nicht an die Beseitigung der russischen „Ratgeber" hcrangeht. Das ist die einzige Kor» derung TschangtfoltnS. Darum wird für daS große Ziel der Einigung Chinas gegen die Borherrschaft der Kremde» alles davon abhänge», ob es der nationalen Richtung innerhalb der Kuomintang gelingt, den kommunistischen Klügel zu über winden. Gelingt das nickt, dann würde aber nicht nur jede Bcrständtgnng mit Nordchina illusorisch, sondern dann würde sich für das heute mächtige Südchina die Gefahr ergeben, daß der jetzt schon sehr ernste Gegensatz zwischen den beiden Rich tungen der Kuomintang zu einer Spaltung Südchinaö wird, die auch das bedeutende Ergebnis erneut iu Krage stellt, das bisher durch die gewaltigen Erfolge SüdchinaS erreicht ist. Denn die fremden Mächte haben „m so leichteres Spiel, je mehr sich China in inneren Kämpfe» aufrcibt und je mehr sie einen Teil des Sandes gcgeu de» anderen ausspielen können. Die Entscheidungsstunde der Kuomintang ist da. Die Bewegung hat Gewaltiges für ihre eigene Geltung und für die Durchsetzung der nationalen Korderungen Chinas erreicht, aber sie steht auch an einem entscheidende» Wende punkt. Denn man wird nicht außer acht lassen dürfen, daß das bisherige Ziel der Bewegung in China iu erster Linie negativ war, insofern als es sich mehr auf die Abwehr der fremden Einflüsse als auf die Einigung Chinas selbst ge richtet hat. Und es liegt in der Natur jeder Abwehrbeweguug, daß sie eine Zcitlaug auch auScinaudcrstrebcnde Kräfte zu einheitlichen« Zusammenwirken zusammenfasscu kann. Ob cS der Kantonrcgicrung gelinge» wird, die kommunistischen Zer- setzungSbestrebuiigen zu banne» und de» Einfluß Sowjct- rußlauds so weit auSzuschalten, daß sich China nicht völlig zum russischen Kampfplatz der weltpolitischen Auseinander setzung zwischen England und Rußland machen läßt, ist nun mehr die Kernfrage, von der die ganze Weiterentwicklung der Dinge im Fernen Osten in stärkstem Maße abhängcn wird. Die Neuregelung im Arbeitszeitnotgesetz. Ueberstundenbe Zahlung auch für Angestellte. iT r a h i m e l d u n g unserer Berliner 2 ch r i s I l c i t u n g.i Berlin, 25. März. Die zwischen den Regierungsparteien vereinbarte und vom Kabinett gutgehcißene neue Fassung deS RcgicrnnaSeinwnriS znin Arbeitszeitnotgesetz unterscheidet sich von dem früheren Eniwnrf hauptsächlich in drei Punkten: 1. Der Lohn- und Gehaltsznschlag für die Mehrarbeit soll nicht mehr wir im srühcrcn Entwurf vorgesehen war, nur bei behördlich genehmigter Mehrarbeit gewähr« werden, sonder» bei jeder Mehrarbeit, vor allem auch bei der tarif- vertraglich vereinbarten. Ausnahmen sollen lediglich bestehen für die Falle der Arbeiisberciischaft. für die ErganzungS- arbeiten nach 8 l und für Arbcücn in Notfällen, insolgc non Natnrercignisten oder sonstigen unvermeidlichen Storungen. Die Bergütung soll grundsätzlich in einem Lohnzuschlag von 23 v. H. bestehen. Nur wenn die Beteiligten selbst nach In krafttreten des Gesetzes ein»e>S anderes vereinbare», oder be sondere Umstande eine andere Regelung recht«'c»tigcn, soll die Höhe deS Zuschlages geringer beniesten werden können. Der Lohnznichlag soll seiner Zweckbestimmung »ach nur für Mehr arbeit, über aclit stunden hinaus aewährt werden. Wenn nun für die stille Zeit eine kürzere Arbeitszeit als ach« Stunden vereinbar« wird, die alcichen Arbeiter aber in der Saison ent sprechend läuacre Arbeitszeiten haben, lieg« daher ein Anlaß zur Gewährung des Lolinznschlagcs »ich« vor, um so »Ringer, als der Lohn in den Saisonzeiten üblicherweise der verstärk ten Arbeit bereits Rechnung trägt. Um die Anwendung der Ausnahme aus die Fälle z» beschränken, in denen diese Voraussetzungen wirklich voriiegen, soll der Wegsall der Ver- gütnug nicht ohne weiteres Platz greifen, sondern von einer besonderen Anordnung deS NeichSarbcitsmiinsters ab hängig sein. Der Kreis der Arbeitnehmer, denen der Zuschlag zugute kommen soll, ist erheblich über den früheren Entwurf hinaus ausgedehnt wurden, insofern als der Zuschlag nun auch den Angestellten gewährt werden soll. Dabei ist der Begriff der Angestellten ebenso abgegrcnzt wie im sonstigen Bereich der Arbettszcitvcrordnniig, so daß also lediglich Angestellte in leitender Steilung und solche mit einem Iahresgehalt von mehr als MM Mk. anSgenvinmen sein werden. 2. Tie Höchstgrenze von 10 Stunden war auch schon bisher gegeben. Der wesentliche Unterschied besteht aber darin, daß die Ucbcrschrcituiigen künftig stets nur mit behördlicher Ge nehmigung zulässig sein sollen, während die Entscheidung über daS Bvrliege» der Boransscynng bisher Lache der Beteiligte» war. Ein Hauptzweck des Notgesetzes ist eS, die strenge Durch führung der Arbeitszeitvcrvrdnnng künftig unbedingt sicher- zustcllen. Diese Absicht macht cs aber anderseits unerläßlich, geringfügige Ueberschreitnngen der Arbeitszeit, die bisher ohne besondere gesetzliche Bvrschriften stets unbeanstandet stattgesunden haben, nunmehr ausdrücklich zuzulassen. Das Bedürfnis, Arbeitern gewisse Bor» oder Nacharbeiten aus nahmsweise zu gestatten, ist unabweisbar. Es würde daher eine unnötige und kaum erträgliche Belastung der Unter nehmer und der Aufsichtsbehörden sein, wenn man jeden der artige» Fall von einer Genehmigung abhängig machen wollte. Ein Mißbrauch ist bet den strengen Voraussetzungen, die der Entwurf aufstellt, kaum zu befürchten. 8. Bedenke» könnten wohl nur dagegen erhoben werden, daß die Ucbcrschrcitnng der gesetzlichen Arbeitszeitgrcnze künftig auch dann zulässig sein soll, wenn die Nichtcrledtgung vo» Arbeiten einen unverhältnismäßigen wirtschaftlichen Schade» befürchten läßt. Diese Bedenken erscheine» aber un begründet, wenn »>a» die strengen BorauSsetzungen prüft, von denen der Gesctzcntivnrf die Mehrarbeit in solchen Kalle» abhängig macht. Es soll sich stets nur um eine geringe Zahl von Arbeitnehmern und um Arbeiten „an einzelnen Tagen" handeln dürfen. Die Arbeikgeber gegen -as Aolgeseh. Gefährdung der Arbcitsrrchtssichcrhcit. Berlin, 2-'>. März. Die Bereinigung Deutscher Arbeit geberverbände vcrösscntlicht anläßlich der Beendigung der Reichsratsberatungen über das Arbeitszeitnotgesetz eine Erklärung, i» der sic zunächst daraus hinweist, daß sic bereits im vergangenen Nvvember grnndiätzlich ihre Bedenken gegenüber de». Plane einer plötzlichen Abänderung des gel tenden ArbcitSzcitrechtcS znm Ausdruck gebracht habe. Nun- mehr macht die Bereinigung in umsasscndcr Kvr», gegen die technischen Einzelheiten des Entwurfes Bedenken geltend, die sic damit begründet, daß die rechtlichen Bestimmungen des Entivurss zur völligen ttneinheitlichkeit und Unübersichtlichkeit des deutschen Arbeltörcchtcs zum Schaden der Rechtssicherheit und der Entwicklungsmöglichkcit des deutsche» Rcchtswcsens nnd zum Nachteil für den sozialen Kricdcn führen müßten. Berlin, 25. März. Das Präsidium des Rcichsverbaiidcs der deutschen Industrie hat sich mit dem Arbeitszeitnotgesetz, mit der Erhöhung der Beitrage zur Invalidenversicherung, sowie mit der in der letzten Zeit zutage getretenen, auf Lohn erhöhung hinzielendc» Praxis der Vorsitzenden deS Schlich. tungSausschusscs beschäftigt. DaS Präsidium betrachtet dem Bericht zufolge einhellig die zu erwartende Entwicklung der wtrtschastspolitiichcii Lage nur mit größter Sorge. Die in dem Anträge der Regierungsparteien zu dem Arbeitszeitnotgesetz scstgelegten Bestimmungen bedeuteten eine nntragbare Nerschärfnng der Schematisierung der Ent lohnung. sW. T. B.i Zer Kanal-Etat bleibt gekürzt. Annahme des Verkehrselals im Reichstag. ID r >> I> i m c I d u ii „ unterer Berliner 2 ch r i i l i e I l u n a.i Berlin. 25. März. Ein Gesetzentwurf über die Prüfung der B c r s a s > u ii g s m ä ß i g k c i t von Bvrschriften des Rcichsrechts wird dem R e ch t s a u s s ch u ß überwiese». Eine zweite Ergänzung znm Haushaltsplan für 1027. die ncuc Beamte,«stellen j», Bereich der Ltcucrvcrwaltung ansordcrt, damit die Finanzämter ihre Arbeiten erledigen können ies handelt stch um insgesamt 2110 Bcamtes gebt an de» Haus halt a n s i ch n ß. Dann mird die 2. Lesung des Etats des Bcrkchrsministcriums iortgeictzt Abg. Dietrich >Franken» iNat.-Svz l erklärte eS siir bezeichnend, daß man sich über alle möglichen K analproble in c unterhalte und alles ängstlich meide, was die Verhältnisse bei der Reichs bahn nnd das R c i ch ö b a h » g c s e t; betressc. — Abg. Geck iMannhcimi lSoz.s erklärte, daß der Nhe-nverkehr besonders unter den schweren Lasten der Kriegs- und Nachkriegszeit zu leiden habe. So mache der Hake» von Maiinheim den Ein druck eines vcrkchrspvlitischen FricdhoscS. Abg. Menzel iD.-N.l »erwies an, die Berkehrslage im Oste». Ostpreußen, Pommern und die Grenzmark fühlten sich bis heule in tedcr Hinsicht vernachlässigt. — Abg. Groß jZ.) dcdnneite die Streichung der Mittel für den Neckar- Kanal, wahrend man große Summen für Kanalbauten km Norden Deutschlands bewilligt habe. Im Interesse der Gerechtigkeit müsse hier ein Ausgleich geschaffen werden. — Abg. Schuld, iDem.i bckänivit die Absicht der Reichsbahn, die bestehenden Fahrvreisermanignngcn besonders für Jugend fahrt-'» nieder aiiiznIuOe». RcichSverkchrsministcr Koch ging da»» ans verschiedene Anfrage» ein. Subvention':,, würden weder der Lust- noch der Seeschiffahrt ü kcmcks pc-rcku gegeben. Steuermittel dürsten nicht einzelnen Unternehmungen zugutckommen. die unter Umständen „faul" und. Tie Luftfahrt werde gefördert in der Weise, daß den Leistungen des Reiches Gegenleistungen der Industrie gegcnübcrstehcii. Auch die deutsche Handels flotte ist im Gegensatz zu andere» Ländern im wesentlichen ans sich selbst angcmicsen. Der Minister erklärte, daß auch ihn das Verhältnis zur Reichsbahn noch nicht befriedige. ES müsse dem der Bergangenheit noch mehr angcglichcn werden. Der Minister erklärte sich bereit, für die Wünsche des Personals, im BcrwaltnngSrat vertreten zu sc>". eia- zutretc». ebenso für die Berücksichtigung kleinerer Firmen und Handwerker bei Bcrgebnna von Aufträgen. Die Ans- nahmelarife für die Ingeich würden nicht aufgehoben Lohn- nnd Gehaltserhöhung seien notwendig, aber die Reichsbahn habe keine Reserven, »m sie zu decken. Der 'Minister schloß mit der Erklärung, daß er die Wünsche des Reichstags mit Cneraic vertreten werde, wo cs notwendig nnd möglich sei. Der Etat wnrde nach den Auskchußbcschliisfen angenom men, ferner eine Entschließung deS Bcrkehrsansschusicö. wo nach der Ausbau bestehender nnd Schannna neuer Wasser straßen auch weiterhin überall dort dnrchaeführt werden soll, wo ei» volkswirtschaftliches Interesse vorhanden ist. Da mit war dann die zweite Beratung des Etats deS Reichs- verkehrsministerium erledigt. Das Halls wandte sich der S. Beratung deS Haushaltes deS Reichstages zu. — Abg. Frau Dr. Lttders lDcm.s führte Klage über die s ch l e ch I e L ii sinn g im Reichstage und über das s ch l e ch t e Eisen ii» Rcichsiagöreitaiiranl. — Der Etat des Reichs tages wurde dann genehmigt und das HanS vertagte sich aus Sonnabend. Aus der Tagesordnung steht die Beratung de» Haushaltes deS Ministeriums für die besetzten Gebiete. Ein Vorschlag zur Regelung -er Liquidalionsschüöe«. Berit». 25. März. Die „Arbeitsgemeinschaft für den Tr. satz von Kriegs- und BerdränguiigSschäden" bat tn ei»ti Denkschrift an den Reichstag die Vorschläge formuliert, dir sie zur Herbeiführung einer befriedigende» und rndgtilllim Entschädigung für die durch dr» Krieg ihre» Bermöaen- dc. raubte» Liquidation--, Gewalt- und AuSgleichSgcfchädigtn, für geeignet hält.'Zunächst mird darauf htnaewtesen. daß dit Forderungen auf. den vom RetchSentschädtgimgsamt sch. gesetzten „Frieden-werten" basieren, die gegenüber dr„ tatsächlich etnaetretenen Schäden stark verkürzt worden sind. Auch ist auf Entschädigung für ganzen Schaden, auf Ersah sii, Nutzung», und Zinsvrrlust und auf die Differenz zwischrn Frieden-wert und WicderbeschaffungSwert verzichtet worden. Es wird ein prinzipieller Unterschied gemacht zwischen Eni, wurzelten nnd Verdrängt» «schädigten und den- jentgen Geschädigten, bet denen keine Entwurzelung und Verdrängung vorlicgt. Diese zweite Gruppe soll bis zu« Schaden von t» Millionen mit 25 Prozent, darüber hinaus mit 15 Prozent entschädigt werde». Die Zahlungen a» dH Verdrängten und Entwurzelten sollen solgendermaßen ge staffelt werden: Vis zum Schaden von 10 OM M. 100 Prozkvt insgesamt, darüber hinaus bis zum Schade» von 80 000 M. 80 Prozent insgesamt, darüber hinaus bis 200 000 M. 00 Pro zent insgesamt, darüber hinaus bis zu 2 Millionen 50 Pro zent insgesamt, darüber hinaus bis zu 10 Millionen 10 Pro. zent und darüber hinaus 15 Prozent. Eine Etnschräiirung soll gemacht werden dadurch, daß die Zuschüsse bei Schäden -wischen 200 000 M. und 10 Millionen »nr solchen Schaden- trägern zugute kommen, die früher selbständig wirtschaftlich tätig waren und iinninchr selbständig wieder ausbaiie» wollen. Die Durchführung der Entschädigung soll zu einem Ttil durch auf den Inhaber lautende Schuldverschreibun gen desReicheS erfolgen, die mit 0 Prozent z» verzinsen »nd Innerhalb 10 Jahren durch Auslosung zu tilgen sind. Zum anderen Teil sollen nicht tilgbare Dchnldzertt- fikatc ausgcgcben werden, die mit 5 Prozent zu verzinsen sind. Die auf diese Weise erfolgte Belastung des Retch-etat- würde sich »ach den Berechnungen der Denkschrift ans jährlich 100.2 Millionen Mark belaufen. Ansicrdem ist ein Luztal- fo n d s siir Klctnaeschädigte in Höbe vo» 20 Millionen Mark und ein für besondere Fälle bestimmter Härtefoiidß in Höhe von 25 Millionen Mark vorgesehen. Dir vom Reichtz- cntschüdigungSamt im BerglctchSwegc festgesetzten Enlschäti. gungc» sollen, soweit dabei willkürlich verfahren worben isi, neu festgesetzt werden. Dr. Schähels Aussage im Barmak-Prozed. Berlin, 25. März. In der heutigen NachmtttagSvcrhand- lnng im Barmaiprvzeß wurde die Bernehmnng des Rcichs- postministcrs Schätze! fortgesetzt. Die Krage des Vorsitzenden, ob in der ganzen Zeit v»» Barmat eine Andeutung darüber gemacht worden sei, daß der Verwendungszweck ein anderer sein könnte als für die be setzten Gebiete, beantwortete Dr. Schätzet: Nie, niemals! - Minister Dr. Schätzet gibt dann noch an. daß bezüglich der Deckung des Verlustes für. die Post aus dieser An gelegenheit annähernd 100 000 M. zurückgcslossen seien. Er glaube, daß die NeichSpost durch andere Maßnahmen wieder in den Besitz ihrer Gelder gelangen könne. Ter Vorsitzende empfiehlt dem Angeklagten Länge- Hege r m a n n , eine Ausstellung darüber anzufcrtigcn, was er auS eigenem Vermögen für die Rückzahlung getan Hai. Der Zeuge Schmidt, damals technischer Leiter der Köttewitzer Papierfabrik, hat an den Verhandlungen Langc-Hcgcrmau»- mit Schäfer iBonnt teilgenommen. Lange-Hegermann, so be- knirdct er, habe kein Hehl daraus gemacht, daß das Geld vo» der Post komme. Ter Zeuge hat auch mit Dr. Hösle ver handelt. Der Vorsitzende fragte Julius Barinat, was er von ein» Beteiligung Lange-HegermaniiS an der Köttewitzer Papi«- sabrik wisse. — Barmat: Ich weiß nur. daß Lange-Hegermam mich fragte, ob i ch mich beteiligen wolle. Daß er selbst daran beteiligt mar. habe ich angenommen. — Zcnge Schmidt be kundet. er habe in der Buchführung der Papierfabrik Köttewitz eine sträfliche Unordnung seststcllcn müssen. Die Plä-oyers im Willms-Prozeh. Berlin, 25. März. Im weiteren Verlaufe der Vormittags- vcrhandlnngcn im Willms-Prvzeß stellte der Verteidiger des Angeklagten Schulz, R.-A. Dr. Sack, fest, man könne sich des Eindruckes nicht erwehren, daß seitens der Verhandluugs- lcitung nicht rein objektiv vorgegangen worden sei. Er l»abe daher die Justizverwaltung, den damaligen preußische» Innenminister Scvertng und den Rcichswchrministcr all moralisch schuldig anznklagcn. Die Angeklagten seien all Ueberzengungsverbrecher im weiten Sinne deö Wortes an- zusprcchcn. Der Verteidiger kritisierte dann die einzelne» Be lastungszeugen. vo» deren Aussagen vieles erlogen sei. Die Indizien deö Ersten Staatsanwalts seien sehr schwach. Alle Momente, die subjektiv für Schulz sprächen, seien nicht be sprochen worden, weshalb er Freisprechung für ihn beantrage. Am Nachmittag wurden die Plädoyers fortgesetzt. Aach dem Schlußworte der Angeklagten, die sämtlich ihre Unschuld beteuerten, wurde die Urteilsverkündung ans Sonn abend mittag 12 Uhr vertagt. Der Giehener Fememord-Prozeß. Gießen, 25. März. In der heutigen Sitzung wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Die Zengc» äußerten sich sehr niigünstig über den Zeugen S ch m t d t - H a l b s ch n h. der nach den Angaben deö Zeugen Wurster seinen Unterhalt durch Raub von Geldtaschen bestritten habe. Schmidt habe auch Angaben Uber Kememordc an die Polizei verkauft, was Schmidt im Will»,S - Prozeß zugegeben habe. fDtcS ist ein Gegensatz zu seinen gestrige» eidliche» AnSsagcn.f Der Bruder des Angeklagten v. Salomon bekundete, daß Schmidt sich er boten habe, einen Meineid zu leisten. Nach einer kurzen Pause verbreitete sich Zeuge Karl Tillcsscn über die Nauhcimer Sache, von der er erst am Tage nach dem Vorfall von Schwing nnd Schröder erfahren habe. Bet einer Zusammenkunft mit Wagner habe dieser siir die Verletzungen in 'Nauheim eine Entschädigung verlangt. Während der Verhandlungen kam cS wiederholt zu hef tigen Debatten zwischen der Verteidigung und der Staats anwaltschaft, die den Zeugen v. Salomon beeinflußt haben soll, Aussagen gegen Heinz zu machen, durch die der An geklagte v. Salomon entlastet werden sollte. Die Staats anwaltschaft kündigte bei weiteren Angriffen an, sich selbst als besangen abzulehn cn. Nach Vernehmung weite rer Zeugen, die aber nichts Wesentliches anssngteii, wurde dic Vcrhgndlnng ans Nachmittag vertagt. Der Sklarz-Prozetz erle-igl. Zurücknahme der Ncrnsung. Das Urtcii rechtskräftig. Berlin. 28. März Ein überraschend schnelles Ende nahm dic Llernfnugsverhandliina in dem Strafverfahren gegen den Kaufmann Heinrich Sklarz, die seit de», 8. Februar vor der Große» Strafkammer des Landgerichts I verhandelt wurde, und deren Ende vorläufig noch nicht abznieheii war. Nachdem alle Hasleiillassungsaiitrage des wegen Verdunke lungsgefahr tn Haft befindlichen Sklarz abgelrhnt worden weiren, g«rb N.-A. Dr. Bendix die Erklärung ab, daß sich de» Angeklagte genötigt sehe, seine Berufung gegen das Schöfse,- gcrichtsurteil zurückzunchmen. Damit ist das Urteil gegen Heinrich Sklarz, der wegen Betruges in Tarelnheit mit Un treue und Erpressung zu Jahre« Gefängnis und SVM Mark Geldstrafe von der ersten Instanz verurteilt worden ist, rechtskräftig geworden. Heinrich Sklarz wnrde ans der -ist entlassen.
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