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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031011029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903101102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903101102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-11
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
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Sonntag. 11. Oktober 1»v r r e I Kultur und chrer Einwirkung auf die griechische gegeben baden, behandelte i» einem eingehenden Bortrage Pro>essor Dr, I. Noack (Jena!. Sodann hie't Professor Dr. E. Bethge (Gießen! einen u, seinen Schlußsolgerungen sehr bemerkenswerten Vor trag über die trojanischen Ausgrabungen und die Hoiiierkritik bezw. über oft geschichtliche Grundlage der Sage vom trojanischen Kriege. Sie ist weder wörtlich zu nehmen, noch durch die Kolonisationsbestrebungen der Aeoler in Troas zu er kläre» Wie der Vortragende vor zivci Jahren gezeigt, gehören säst alle Hcldenkämpsc, die Homer vor Troja versetzt, ursprünglich nach Griechenland, z. B. die des Achill und Hektar, des Menelaos und Paris, und sind Erinnerungen an die Kriege der Völker wanderung. Eine Ausnahme bildet allein Ajax. . Sein Grab und Tempel stand in Rhoiteio», der Hasenstadt Trojas. Nun haben die Ausgrabungen gezeigt, daß das „homerische Troja", die von Schliemann durchstochene 6. Stadt, um 1200 vor Ehr. zerstört, voch alsbald wieder besiedelt ist, aber nur als offener Ort. Folg lich müssen die Eroberer es von einer anderen nahen Burg aus beherrscht haben. Diese Eroberer waren aber das Volk des Ajax. Denn die Trümmer des homerischen Trojas sind um 1200 der Göttin des Ajax, Athena Ilias, geweiht worden, der noch lange Mädchen aus dem Stamme des Ajax dargebracht wurden. Ilias heißt sie nach Ileus oder Oileus, dem Vater des Ajax, wie auch Troja nunmehr nach ihm Ilion hieß. Da nun Ajax aber auch in Rhoitcion verehrt ivird, so ist der trojanische Krieg eben der Kampf der beiden Städte Troja und Rhoiteion. Hier hatte sich das Volk des Aja festgesetzt. Die Trojaner mußten sie zu ver treiben suchen, da sie ihnen das Meer abschnitten. Diese Kämpfe schildert unsere Ilias im 12. bis 16. Buche als Schlacht bei den Schissen. Sehr auffallend ist. daß sie nur Ajax verteidigt und daß der Platz dieses Kampfes mit Homer bei Rboitcion gesucht werden muß. Zwei Mal besiegt in inserer Ilias Ajax den Hektar, ursprünglich hat er ihn auch getötet. Die Ajaxlieder sind der Kern unserer Ilias, Erinnerungen an lange Kämpfe zwischen Troja sHcktorj und seinem Hasenplatz (Ajax! und dem Siege oes letzteren. An sie haben sich später Lieder der Aeoler von Achill. Agamemnon angesetzt. — In der pädagogischen Abteilung wurde die Debatte über die Eauerschcn Thesen betr. die Be tonung der Eigenart der verschiedenen höheren Schulen zu Ende geführt. Rektor Professor Muff lPsortaj machte einige Bedenken gegen die Forderungen geltend. Professor Kuthe lParchim!, Dr. Kanncngießcr lStraßburg i. E.s und Professor Müller (Char- lottenburgs verlangen, datz dem naturwissenschaftlichen Unterricht auch am Gymnasium mehr Platz eingeräumt werden müsse, wenn nicht anders, so auf Kosten der lateinischen Stundenzahl. Diese Forderung stößt auf mehrfachen Widerspruch, namentlich auch von Seiten des Referenten. Grimnasialdirektors Professor Caucr l Düsseldorf!. Bon einer Abstimmung über die Thesen nimmt die Versammlung Abstand. — Um halb 12 Uhr begann in der Aula der Universität unter Vorsitz von Geheimrat Professor Ditlcnberger (Halle! die zweite allgemeine Versamm lung. Den ersten Vortrag hielt der Rektor der Landesschnle Pforta, Professor Dr. Muff, über die Bedeutung von Sophokles ,n der Schule. Professor Dr. Eduard Sievers sLeipzigs sprach im Anschluß an frühere Mitteilungen über ein neues Hilfsmittel der philologischen Kritik. Zum Schluß der Sitzung sprachen noch Dr. B. Keil (Straßburg i. E > über einen vergessenen Humanisten. Carlo Valgoalio, der 1450 bis 1-517 in Brescia lebte, und Privat- vozcnt Dr. R. Petsch (Würzburg) über Chor und Volk im antiken und neueren Drama. Abends fand ein Empfang durch die Stadt Halle im „Ratskeller" statt. . —* Ter 8. Bericht für die Jranen-Hilfs.Vereine der evangelisch-lutherischen Mission zu Leipzig, verfaßt vom Missionsdireklor I). v. Schwartz, ist soeben erschienen. In der Einleitung wird u. a. der Freude Ausdruck gegeben, daß tue Mission von dem Dresdner und dem Hannoverschen Diakonissen hause. dem Henrietten-Stift, die Zusage empfangen hat. daß sie die Frauenarbeit der Mission ähnlich wie das Neuendettelsauer Diakömssenhaus zu unterstützen bereit sind. Aus mannigfachen Gründen, so heißt es in dem Bericht, ..können wir uns nicht entschließen, ein Seminar zur Ausbildung von Missionslehre rinnen selbst zu errichten oder uns an einer von anderer Seite geplanten Gründung dieser Art zu beteiligen. Und doch können wir auch nicht die Zukunft unserer Frauenmission davon abhängig machen, ob sich oon selbst geprüfte Lehrerinnen, die zum Missions- dienst willig und geeignet sind, in genügender Anzahl finden. So haben wir viel Ursache zur Dankbarkeit, wenn die großen luthe- rischen Diakomssenhäuser, in deren Dienst die Schwestern so vieles von dem lernen können, was eine lutherische Missionslehrerin braucht, uns Helsen wollen in unserer Arbeit an den Mädchen- schulen und in den Frauengemächern. Zwei Dresdner Schwestern, Aurclie Herget und Rosa Büschs die durch Missionar Zeyme und dessen Frau seil Februar tamuiüchen Unterricht empfangen haben, werden, so Gott will, mit ihnen im Winter nach Indien reisen. Und im übernächsten Jahre hoffen wir ihnen dann zwei Hen riettcn-Stiftsschwestern nachsenoen zu können. So wird es hoffent lich in Zukunft gelingen, eine Unterbrechung zu vermeiden, wie sie nun schon zum zweiten Male in der Frauenmissionsarbeit in Madras nötig wird." — Nachdem sodann die Einzelberichte der Schwestern züm Abdruck gebracht sind, gibt O. o. schwartz eine Ueoersicht über die finanziellen Verhältnisse des Berichtsjahres. Danach beliefen sich die Gaben für die Frauenmission, die im Vorjahre fast 20000 Mark betragen haben, im Jahre 1902 aus 21207,81 Mark. Dazu haben beigetragen: Sachsen 8569 Mk.. Bayern 2369, Hessen-Nassau 2117, Mecklenburg-Schwerin 1788, Hannover 1766, Hraunschweio 961, Livland 897, Mecklenburg. Strelitz 691, Oldenburg 520, Esthland 428, Kurland 286, Baden 206. Thüringen 152. Hamburg 146 Mark. Mit weniger als je WO Mark sind vertreten: Altpreußen, Elsaß-Lothringen, Amerika, Großherzogtum Hessen, Sachsen-Altenburg. Reuß j. L. und Ruß land (abgesehen oon den baltischen Provinzen!. Tie Ausgaben letzen sich zusammen wie folgt: 1. In Indien für die Misstons- lehrerinnen und Bauten insgesamt 17 476.75 Mark, Dazu treten noch die Gaben, welche zur Verfügung der einzelnen Missions lehrerinnen gegeben und in Indien von diesen nach eigenem Er messen verausgabt sind, nämlich 800,97 Mark. Tie Gesamtaus gabe in Indien stellt sich demnach auf 18277,72 Mark. 2. In der .Heimat für Ausbildung und Ausicndung zweier Schwestern und den Jahresbericht 2491,35 Mark, also insgesamt auf 20 769 Mark. Ter Kasscnbeftand betrug danach 16 716 Mark. Nahezu die .Hälfte davon ist inzwischen für das Schwestern- heim in Kodaikancil verausgabt, und von dem, was übrig bleibt, werden die Reisekosten in diesem Jahre eil ^ herzliche« ^ r Lencbt schließt mit dem herzlichen Danke für alüe treue ilfe und Dpferivill»gkelt der Leiterinnen und der Mitgli rauenmissionSverelne. —» Die Geselligkeits-Abteilung „Hansa" im Kreisverein steSden des Vereins deutscher Handlungsgehilfen zu Leimig beging gestern abend im „Eldorado" Steinstrabe. ihr erstes Wintervergnügen. bei dem die Victoria-Sänger (ehemalige Alnter-Tvmian»! da» Programm auSfükrten. Vor Anfang der Darbietungen nakm Herr Kaufmann Fichtmann atS Vorstand der GesclligkeitSobtellung .Hansa" da- Wort, um im Namen des Vereins alle Erschienenen willkommen zu heißen, seiner Freude über den zahlreiche» Besuch Ausdruckzu geben und zugleich dt« Hoffnung auszusprechen, daß nicht nur da» bentiae. sondern auch die noch kommenden Vergnügen, welche der Vorstand so genuß reich als möglich zu gestalten bemüht lein wird, eine angenehme Erinnerung vinlerlassen möchten. Er schloß mit einem Hoch auf den Verband deutscher HandlunaSgehtlfen und dessen gesellige Abteilung, Sodann begannen die Vorführungen der Vlctorta- SSnger. Da» Programm bot so viel drastischen und seinen Humor, daß sich die Zuhörer förmlich vor Lachen schüttelten und wahre Beifallssalven durch den Saat brausten, die die Künstler liebenswürdig immer mit nrnen Einlagen vergalten. Die erste Nummer, ein Studenteniiedervotpourri. wurde von 6 Herren ge radezu vrachtvoll gelungen, ebenso ein Solo deS Humoristen Herrn Ottemar „Der arme Honvcd". Besondere Helvorhebung verdient daS Allitreten des Damen-ImitatorS Herrn Sakcha von Günther. Seine Vorträge waren dem zarten Geschlecht bis ins kleinste Detail hinein ebenso feinsinnig abgelanscht. als seine Maske und Bewegungen vollendet waren. Ein zum Schluß aufgrführleS Ensemble „Soldatenstreiche' gab jedem einzelnen Künstler Gelegen heit. sein Talent nach der komilchen Seite bin für sich zu ver wenden und wurde lebhaft applaudiert. Damit endete der konzrrt- licbe Teil Ein aiiimierter Ball bildete den Schluß des sehr ge lungenen Abends —* Polizeibericht. 10. Oktober, In der Nacht zum Freitag sprang ein in einer hiesigen Privcitknmk untergebrachter Postunterbeamter in einem Zustande krankhafter Erregung aus seinem im dritten Stocke gelegenen Zimmer in den gepflasterten Hof hinab und erlitt dabei einen rechtsseitigen Vorderarm- bruch, einen Beckenbruch und Brüche beider Fersenbeine. Ein Verschulden dritter Personen soll ausgeschlossen sein, — Gestern früh erhängte sich ein hiesiger Droschkenkutscher, wahrschein lich aus Furcht vor dem Ausgange eines wider ihn eingeleileten Verfahrens, — Vorgestern fischte in Cotta ein Arbeiter eine in der Elbe treibende Flasche heraus, in oer sich ein Zettel mit folgender Aufschrift befand: „Habe mich in Deuben ertränkt. 19./9. F. N." Der Zettel befindet sich in Verwahrung der König!. Polizeidirektion. — In einer hiesigen Maschinenfabrik wurde gestern einem Eisendreher beim Ausdrehen eines sogen. Kopfstückes einer Ziegelpresse die rechte Hand derartig zer quetscht, daß deren Amputation in Frage kommr. — Gestern früh gegen 5 Uhr svrang von dem auf der Neustädter Seite befindlichen wasserfreien Teile der Augustusbrücke ein 18jähriger Kellner von hier hinab und blieb auf dem steinernen Sockel liegen. Schwerverletzt und ohne Bewußtsein wurde er mittelst des Unfallwagens in das Stadtkrankenhaus gebracht. Vermutet wird, daß er sich eines unglücklichen Liebesverhältnisses wegen zu töten beabsichtigt hat. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. — Am 2. d. Mts. ist auf dem Güterbahnhofe von einem Last wagen eine neue imprägnierte Wagenplane (auf beiden Seiten befindet sich mit handgroßen Buchstaben die Firma: „Max F>ranz Rost. Drcsden-A."! ge st ob len worden. Sachdienliche Mit- teilungen werden zu C. Unbek. A. 3566 an die Kriminalabteilung Hauptpolizei. Zimmer 29 — erbeten. —* In einer Dachwohnung deS Grundstückes Weißegasse war gestern abend eine in der Wand stehende Holzfäule infolge einer defekten Stelle im Schornstein in Brand geraten, aber nichts davon bemerkt worden. Das Feuer war dann an der Säule fortgeloufen. hatte die Balkenlage einer Bodenkammer und schließ lich auch den Tachstuhl ergriffen und io in kurzer Zeit eine ziem liche Ausdehnung erlangt. als die in der 12. Stunde alarmierte Feueiwehr eintraf. Diese brachte ioiort zwei Schlauchleitungen vom Straßenhydranten in Betrieb, mit denen sie die Gefahr bald zu beseitigen vermochte. Ter mit ausgerückte Damvisvritzenzug brauchte nickt in Tätigkeit zu treten. Nach fast zweistündiger Tätigkeit konnte die Feuerwehr wieder abrücken. Heute vormittag nach 9 Uhr erfolgte eine Alarmierung nach Fürstenstraße 69, wo im 3. Stock in einem Badezimmer unter dem Oien Feuer ent standen war. Dieses zerstörte einen Teil des Fußbodens und der Balkenlage, konnte aber nach Abträgen des Badeosens bald unter drückt werden. —* In Chemnitz fanden gestern wiederum Verhandlungen über die Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in der Vorstadt Altchemnitz statt. An oen Verhandlungen nahmen, wie das dortige „Tagebl." mitteilt, als Vertreter der Königlichen Generaldirektion der Staatseisenbahnen die Herren Obcrbaurat Andrä, Finanzrat Tr. von Geldern»Crispendorf, Eisenbahn- betriebsdirekwr Baurot Weidner, Baurcst Cunradi und Finanz assessor Ritterstädt. als Vertreter der Stadt die Herren Ober bürgermeister Dr. Beck, Oberbaurat Hechler, Stadträte Moebius, Lehmann, Duderstädt, Zacharias, Giehler und Stadtbaurat Bahse teil. Dafern die getroffenen Vereinbarungen die Genehmigung des König!. Finanzministeriums und der städtischen Kollegien finden, darf nunmehr dem Abschlüsse des Vertrages über die Um gestaltung der Eisenbahnanlagen auch in diesem großen Stadt gebiet entgegengesehen werden. — Der landwirtschaftlichen Arbeiterin Anna verw. Hentsch ^eb. Pcmnasch in Lomske bei Neschwitz ist das Ehrenzeichen ür Treue in der Arbeit verliehen worden, —»Amtsgericht, Gegen den 33jähr. Schneidergehilfen Franz Otto Tatter aus Böhmen wird auf Grund einer gegen ihn aus Rache erstatteten Anzeige verhandelt. T. sand im vorigen Jahre in der Nähe der Bürgerwieie auf seinem Wege ins Geschäft ein Portemonnaie mit 6 Mk, Inhalt, machte seinen Kollegen Mit teilung von dem Fund, mit der Bitte, ihm Kenntnis zu geben, wenn sie einem Inserat des Berluftträgers in den Zeitungen be gegneten. Er selbst ist Tscheche und beherrscht das Deutsche nicht. Ter mit T. beschäftigte Zuschneider riet ihm aber ab, um die Zu stellung des Fundes an den Verlierer besorgt zu sein, Md emfHahl. das Geld zu vertrinken. Die Einrichtung oes Fundbüreaus der Lord Caslleroad warf die Locken zurück: „Ich bettle nicht um mein Leben! Mein Gewissen ist rein, wie mein junges Glück — Frei darf ich die Stirn erheben. Doch fleh' ich um eins, wenn cin Herz du trägst: — Sich mich, den Lord, dir zu Füßen — Zum Abschied gewähr mir, zum letztenmal, Mein junges Weib zu begrüßen. Sie weilte in Tnnbar, mir nahe zu sein, Als draußen die Schwerter klangen —" Streng winkte Cromwell. „Verschwörer. Nein. Ich waro zu oft hinterga-ngen." Nun harrt die Menge in bangem Grau» lind sicht die Sonne verblassen Und sicht den Glöckner zur Kirche gehr» Und steht ihn den Strang erfassen — Und sieht ihn ziehen mit aller Kraft — Schon reckt sich o«r Henker zum Schlaget Doch die Glocke, die mächtige Glocke bleibt stumm, Als ob sie dem Mord sich versage. Die Menge murmelt. Es braust wie Orkan Durch die bunten, wogenden Reihen: „Schuldlos! Die Glocke von Dunbar bleibt stumm Held Cromwell möge verzeihen!" Des Sheriffs Stimme bändigt den Sturm. „Volk! Ruhe! — Es muß gelingen! Zwei starke Söldner hinein in den Turm: Sie werden die Glocke schon zwingen!" Zwei starke Söldner ziehen am Strang, Daß bläulich die Sehnen schwellen — Doch die Glocke versagt auch ihnen den Klang, Ten markigen Kriegsgesellen. Das Volk tobt entfesselt: „Ein Wunder von Gott!" Der Shcrift gebietet Schweigen: „Drei Mannen hinaus in den Glockenstuhl» So ivird sich das Wunder zeigen!" Drei Mannen stürmen zum Glockenha-uS Empor über steile Stiegen. Sie sehen die Glocke hinein, hinaus. Wie sonst im Takte sich wiegen: Loch mit ihr schwebt eine Engelsgestalt, Fest hält sie den Klöppel umschlungen, Ihr weißes Gewand cs wogt und wallt, Ihr.Haar weht wie Jcuerzungen. Geblendet stehen die drei und schaun Und wagen sich nicht zu regen — Ta sehn sie cs blutig herniedertaun Bei des Klöppels wuchtigen Schlägen. Und einer stammelt, bleich wie der Tod, Und all seine Glieder beben: „Schaut hin — es ist Lady Caslleroad, Sie rettet dem Gatten das Leben!" Und niederwärts eilen, mit schlotternden Knie n, Die Boten, das Wunder zu melden: „Herr Sheriff — Erbarmen — das Läuten stellt ein, Ihr tötet das Weib des Helden!" Dem Jeldherrn trug man die Kunde zu. Er lauschte in tiefem Bewegen: „Nie brach ich mein Wort — fest bleibt cs bestehn — Doch die Liebe kehrt' es zum Segen! Ich schwur dem Empörer, beim ersten Geläut Zu sterben von Henkershänden: Die Glocke blieb stumm. Gott hat eS gefügt. Der Lord mag sich heimwärts wenden. Aus dem Prachtwerk »Mir unser Leim". (Leipzig, I. I. Lieber) König!, 1 er folgte vev denen itl» Var dem lag, seines Z zum best«, ott^AuSlände^urWrutt. gefundenen Betraaes iüm 'bestmV 'h« anderen Teil schenkte er seinen Kindern. Vor einiger Zeit nun erzürnten sich T und der Zuschneider, worauf letzterer hinging und die von seinen, ehemaligen Freunde begangene Fundunterschlagung «rr Anzeige bracht«. In der Verhandlung stellt der Angeklagte das Portemonnaie nebst 6 Mk. Inhalt dem Gericht zur Verfügung, mN damit den Nach weis zu liefern, daß er sich mit dem Gelbe nicht habe bereichern wollen. Das Gericht billigt dem T. mildernde Umstände zu und erachtet b Mk. Geldstrafe als ausreichende Sühne. Gegen den Anzeigeerstatter wird möglicherweise auf Grund der Ergebnisse der Hauptverhaudlung wegen Anstiftung zur Fundunterschlagung und Hehlerei noch nachträglich voraeaangen werden. — Di« Aue- schreitungen, wegen deren sich die 23 bezw. 19 Jahre alten An- geklagten Konlordiener Joseph Franz Mar Kundmüller und Hais- bursche Johannes Friedrich Max Schlachter »u verantworte» haben, betrKen noch einmal die bekannte» Vorgänge, di« sich an- läßlich der Bauarbeiter-Aussperrung absvielten. Berde Angeklagte befanden sich am Abend de» 28. Mai'» ver Neustadl und mischten sich au» Neug'.er unter die Tumultuanten. Bei der Vornahme einer Verhaftung rief K.. der Arrestant sei unschuldig und müsse freigelassen werden, er könne da« au» eigener Wahrnehmung de- zeugen und wolle dies auch tun: man solle ihn als Zeugen notieren. Schl, benabm sich ähnlich und rief u. a., die Gendarmen könnten weiter nicht» als unschuldige Leute festnchmen. Beide Angeklagte müssen zugestehen, daß sie gar nicht» besehen hatten und auch gar nicht unterrichtet waren, lvarum die Arrestanten festgenommen wurden. Das Verhalten deS Angeklagten K. stellt sich als Unfug dar, er wird zu 5 Togen Haft verurteilt. Schl, ist der Beamten- beleidigung schuldig und erhält 5 Tage Gefängnis, — Der 1S8( geborene Handlungsgehilfe Johann Nepomur Wilhelm Irma wird in geheimer Sitzung wegen öffentlicher Vornahme m- züchtiger Handlungen zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. AmUiche Bekanntmachung«». Für den 57. Armenpslegerverein ist der Produkten- bändler und Schuhmacher Herr Max Paul Besthold. Conrad- straße 4, als Obmann gewählt worden. Tagesgeschichte. X Deutsches Reich. Die Enthüllung der Denkmäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich auf dem Platze vor dem Brandenburger Tore in Berlin wird am 19. Oktober, dem Ge burtstage des Kaisers Friedrich, stattsinden. Ferner wird die Ent hüllung des 'Denkmals für Kaiser Friedrich in Potsdam am 21. Oktober, im Beisein des Kaiserpaares, erfolgen. x Die aus Wien und Brüssel verbreiteten Meldungen, wonach der König der Belgier einen Besuch in Berlin abzustatten gedenke, finden in unterrichteten Berliner Kreisen keine Bestätigung ES ist nicht bekannt, ob der König Leopold eine solche Reist be absichtigt : jedenfalls ist sein Besuch bisher nicht angemclvet worden. X Eine große politische Debatte über die Lage in Bayern ist, nach Zentrumsblättern, sehr bald zu erwarten. Am Montag kommt schon im Finanzausschuß der Etat des Ministeriums des König!. Hauses und des Aeutzeren, dessen Chef der Minister. Präsident Frhr. o. Podewils ist, zur Beratung. An diesen Etat wird die Erörterung der Lage und des Sturzes des Grafen Crailsheim angeknüpst tverden, nämlich vom Zentrum. X Zum Metallarbeiter streik in Berlin teilt der „Vorwärts" mit, daß die Zahl der Ausgesperrten 2483 betrage. Dazu komme noch die große Zahl der Ausständigen. x Das „Tüb. Taget,!.' berichtet: „Die skandalösen Vorgänge ans deni Dresdner Parteitage und das dort, wie auch in den Stuttgarter Versammlungen den akademisch gebildeten sogen. „Revinonisten" ausgesprochene Mißtrauen haben auch den kiesigen Vertrauensmann der Gewerkschaften. Professor a. D. Dr. Mai«, der der Bollmarschen Richtung lmidigle, zum Austritt aus der sozialdemvkratilchen Partei bewoarn." X Ter sozialdemokratische „Vorwärts" teilt mit, daß Dr. Brauns Wochenschrift „Die neue Gesellschaft" vorläufig das Erscheinen einstellte, da sich eine solche Summe von Miß verständnissen und Mißtrauen gegen sie angesammelt hat, daß sic unfruchtbar bleiben müsse. X Oesterreich. König Georg von Griechenland wird auf seiner Rückkehr nach Athen in der letzten Woche dieses Monats in Wien eintreffen und mit Kaiser Franz Joseph eine Besprechung haben. König Georg wird auch den Minister des Aeußern Grasen Goluchowski empfangen. Diesem Besuche des Königs von Griechenland wird politische Bedeutung beigelegl, umsomehr, als der Wiener Besuch offenbar über gemeinsamen Wunsch des Zaren und des Kaisers von Oesterreich erfolgt. X lieber die bereits erwähnten Stuomszenen im böhmi schen Landtage wird des Näheren berichtet: Das Haus trat in die Spezialdebatte betr. die Abänderung der Gemeindewahl- ordnung ein. Bei Beratung des Paragraph 1 (Ausschließung der Ehrenbürger von der Wahlberechtigung! protestieren sämtliche deutschen Redner gegen die in dem Masoritätsantrage liegende Vergewaltigung der deutschen Minorität. Der Antrag bezwecke nur, den Tschechen in bisher deutschen Gemeinden die Majorität zu verschaffen. AlS die Abstimmung vorgenommen werden soll, kommt es zu einem heftigen Streite zwischen Tschechen und Deutschen, oie die Vertagung der Abstimmung unter großem Lärm, heftigen Zwischenrufen und Schlagen mit den Pultdeckeln verlangen. Unter andauerndem Lärm wird der Antrag auf Unter brechung der Sitzung angenommen. Die drei Stunden dauernde Unterbrechung wird mit Parteikonferenzen ausgesüllt, welche jedoch nicht zu dem erhofften Kompromiß führen. Um 4 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet. Auf Antrag des deutschen Abgeord- neten Pergelt wird die Sitzung für vertraulich erklärt. Nach Wiederaufnahme der Oeffentlichkeit setzen die Deutschen mit der Obstruktion ein, indem sie wiederholt namentliche Abstimmungen und Unterbrechungen der Sitzung auf 10 Minuten beantragen. Es kommt verschiedentlich zu lärmenden Kundgebungen seitens ver Deutschen. Die Abstimmung über Paragraph 1 kann nicht vor genommen werden, da die deutschen Abgeordneten den Sitzungs saal verlassen und erst wieder zurückkchren, nachdem der Oberst- landmarschall wegen der vorgerückten Zeit (6 Uhr abends) die Fortsetzung der Beratung ans Dienstag anberaumt hat. X Ungarn. Die ausständigen Setzer in Budapest veranstalteten vor der Redastion des „Budapcsti Lirlap" eine Kundgebung, Etwa 900 Setzer erschienen gegen 8 Uhr vor dem Gebäude, schrien, vfiffen und lärmten. Die Polizei wurde bn ihrem Eingreifen mit Kot und Steinen beworfen und war schließlich genötigt, mit der blanken Waffe vorzugehen. Sieben Schutzleute und viele Ausständige wurden verletzt; 35 Setzer wurden »er- hastet. x Frankreich. In 16 von den gestern abend in Lille stati- acbabten 18 Verlammlungen der Ausständigen wurde die Fort' setz u na des Aus st an des beschlossen. In Tourcoing ist dir Ruhe wiederhergestellt. In Halluin dauert der Generalstreik feü. Es wurde eine Anzahl von Verhaftungen vorgenommen. auch mehrere Belgier wurden wegen Beschränkung der ArbcltSfreiheit verhaftet. In Roubaix fand eine Kundaeduna der AuSständis» statt, in deren Verlaus viele Jensterlcheiben «»geworfen wuro« und ein Polizeikommissar schwer verletzt wurde. X Türkei. Ter Sultan empstna nach dem Selamlik vor russischen Botschafter, den britischen Botschafter und den bul- aarischen Agenten nacheinander in Audienz. . x AiS die türkischen Behörden in Kazcch Braniech (?) ein neue» Steuersystem einsüdren wollten, stießen sie auf bewaffneten Widerstand. Es kam zu einem blutigen Zusammenstöße zwischen den Truvpen und der Bevölkerung, wobei aus otldkn Seiten mehreie Personen verwundet wurden. x Bet Dewebaiir griff eine türkische Soldatenabteilung den bulgarischen Grenzvosten mit Flintenschüssen an. Die Bulgaren erwiderten das Jener. Auf beiden Seiten gab es La- mundete. x Serbien. Der oberste Militäraerlchtühof bestätigte da von» Kriegsgericht argen die in Nllch verhafteten O N r« ziere gefällte Urteil vis auf das Urteil gegen Hauptmarm Zwetkowmch n> d die Oberleutnant» Drandarewltich. Todoroww- und Georaewltsch, die die Ausrottung der Verichwörer forderte». wrSbaib ibre Strafe von 9 ans 18 Monate erhöht wurde mit Ver lust ihrer Charge. X Asien. Die Londoner „Morning Post" meldet au» Ti-, dort gehe andauernd da» Gerücht um, Japan habe bezug» der Räumung der Mandschurei an Rußland ei» Ultimatum nestelst, da» in zwei Tagen ablaufe.
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