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Ersch. tägl. Mora. 7U. Inserate, d.Spaltzeile 5 Pf, werden b. Ab. 7 (Tonnt, bis 2 U) angenommen in der Expedition: Johannes-Allee und Waisenhautstraße K. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drolnsch. "Mittwoch, oeu 19. September Abonn. vierteljährlich 2S Ngr. bet unentgeldl. Lieferung in'< Haus. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. L8V«. Zur Beachtung. Mit Anfang nächsten Monats tritt unser Blatt seinen fünften Jahrgang an. In höchst erfreulichem Aufschwung und fortwährendem Steigen in der Zunahme seiner Leser, begriffen, zählt unser Blatt allein hier in der Stadt jetzt bereits 36VV Abonnenten. Es gehören somit die „Dresdner Nachrichten" zu den verbreitetsten und gelesensten Tagesblättern der Residenz und der sächsischen Lande. Beim Herannahen des neuen Quar tals erlauben wir uns zu fernerer Pränumeration hiermit einzuladen, einfach, ohne Anpreisung, denn das Maschinen wesen der Abonnenten-Presserei, die hydraulischen Pressen und papiernen Zwangsjacken der Pränumeranten-Debuts sind uns böhmische Dörfer. Also Einladung zur Pränumeration und Inser tion, da bei solch umfänglichen Leserkreis jede eingerückte Annonce nicht ohne Wirkung bleiben kann. Der Pränume rationspreis auf das Vierteljahr beträgt mit freier Zusen dung in's Haus 20 Ngr. Auswärtige haben sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt zu wenden. Die Nedaction. Dresden, den 19. September. — Se. k. Hoh. der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Vormittag von Leipzig hier cingetroffen und auf der Villa Sr. k. Hoh. des Kronprinzen abgetreten — Se. Maj. der König beehrte vorgestern früh das pho tographische Atelier von F. und O. Brockmann mit seinem Besuche. — Gestern Vormittag von 10 Uhr an fand vor Sr. Mas. dem König «ine Revue und Schießübung der Artillerie auf dem Artillerie-Excrcirplatze statt. Hierzu waren ausgerückt: eine Brigade von zwei Fußbatterien mit je vier Granatkano nen, eine Brigade von zwei Fußbatterien mit je vier Sechs- psündern, eine Brigade von zwei Fußbatterien mit je vier langen Zwölfpündern, eine Brigade von zwei Fußbatterien mit mit je vier siebenundeinhalbpfündigen Haubitzen, eine Brigade von zwei reitenden Batterien mit je vier Granatkanonen, eine Mbrserbatterie mit drei zweiunddreißigpfündigen und drei sech- zrhnpfündigen Mörsern. Se. Maj. geruhten nach beendigter Üebung den versammelten Truppen die allerhöchste Zufriedenheit über deren Haltung und Leistungen zu erkennen zu geben. — Von den legislativen Vorlagen, rpelche gegenwärtig die ^„berufenen Awischendeputationen beider Kammern beschäftigen,, scheint vorzugsiveise die Gewerbeordnung die öffentliche Aufmerk samkeit in Anspruch zu nehmen. ES ist seit Jahren zu viel für völlige Gewerbefreiheit, für radikale Vertilgung des In- nungszopfes gesprochen und geschrieben worden, als daß nicht der neue Entwurf der Gewerbeordnung, der, den im letzten gewählten Weg einer Uebergangsperiode verlassend, mit einem Schritt aus der alten in die neue Aera tritt, eines fast all gemeinen lauten Beifalls sich zu erfreuen hätte. Es war dies zu erwarten und erscheint natürlich, wenn wir die weite Ver breitung betrachten, netche die Fabrikthätigkeit in den vorzugs weise von der gewerbfleißigen Bevölkerungsschicht besetzten Land strichen Sachsens gewonnen hat; denn die Idiosynkrasie zwi schen Fabrikbetricb und innungsmäßigem Handwerk gehört ge wiß zu den schärfst ausgesprochenen in den Wechselbeziehungen des öffentlichen Lebens — am Ende ähnlich wie im mensch lichen, wo die den Jahressummen sich nächststehenden Alters klassen weit schroffer sich von einander abschließen, als die durch größere Zeiträume entfernten. Wer mitten in einem Fabrikbr- zirk lebt, dort geboren und erzogen worden ist, dem wird sehr erklärlicher Weise das Gewerbe in den Jnnungsschranken als eine Anomalie erscheinen, und die Zeit wird nicht zu fern lie gen, wo man der Tage, als noch das Fenster durch die In nungen der Schreiner, der Schlosser und Glaser wandern mußte, > ehe der Maurermeister es in den Kalk setzen konnte, um wie der den Anstreicher zuzulassen, mit derselben Heiterkeit gedenken wird, mit welcher man jetzt auf die zwei Tage erfordernden Fahrten der gelben Postkutsche zwischen hier und Leipzig zu rückblickt. Darum ist es wohl auch nur die Weite der zu überspringenden Kluft, die stutzen macht; denn daß in Das, was dazwischen liegt, Mancher fallen wird, darüber ist man allseitig einverstanden. Am häufigsten hört man dagegen Be denken laut werden, daß außer bei den wenige« Polizeigewer- ben, besonders den Bauhandwerkcn, jeder Befähigungsnachweis als Bedingung des selbstständigen Gewerbebetriebs ausgeschlos sen werden soll. Dabei wird besonders auf die preußischen Erfahrungen und die dortigen Vorgänge Bezug genommen. Man hört, daß in der Zwischendeputation der zweiten Kam mer von einer der kompetentesten Autoritäten ein Vorschlag auf Emendirung des Entwurfs in diesem Punkte nach Maßgabe der preußischen Gewerbegesetzgebung eingebracht worden ist. E« würde dadurch etwa diejenige Einrichtung angestrebt, welche in den Prüfungskommissionen für Bauhandwerker bereit« besteht. Ueberblickt man aber den vorgelegten Entwurf, wir in dem selben der an die Spitze gestellte Grundsatz der Gewerbefrrlheit mit strenger Consequenz Schritt für Schritt durchgeführt wor den ist, so wird man sich nicht verhehlen, daß jene« Amen dement ein sehr weitgreifende- ist, und, soll es mit asten sei nen Folgerungen, namentlich zu ernstlicher Geltendmachung sei-