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Ar. 518 Sriie 2 Mittwoch. Z. Aovemter 1S2S Französische Beschwer-en in Aom. Wegen -er Vorfälle in Ventimiglla. Paris, 3. Nov. Die sranzösisäie Regierung hat den französische» Botschafter in Rom beauftragt, bet der italienischen Regierung wegen derZwischenfälle in Benti- miglia energische R o r »t e l l u » g e n zu erheben. Die sgschisüsche» Behörden de» italienischen Grenz« städtchens Beulimigiui haben dem französischen Konsul wegen der Zwischensälle am oergangenen Montag ihr bedauern a»S- gesprochen. Die französische Regierung wartet den offiziellen Bericht deS Konsuls in Veiikttntglia ab. «he sie weitere Schritte in der Angelegenheit unternimmt. Neue slanzöjisch-ilalienische ZusammenMe. «Durch Funkspruch.s Paris, 3. Noo. Rach einer Meldung des „Journal" aus Nizza herrscht bei den französischen Eisenbahnern und Zollbeamten infolge der Borg an ge in Benümiglia Harke Er regung. Einer Meldung auS Nizza zufolge übten die Bor salle in Benliiiiiglia bereits gestern ihre Rückwirkung auS. In Beansoleil kam es zu Zusammenstößen zahlreicher Mitglieder des Berbandes der französischen Frontkämpfer mit einem .luge Italiener, die das faschistische Abzeichen trugen und eine Fahne mit sich führten. iWTB.i Neue Gewaltsamkeiten in Italien (Durch F » n k s p r u ch.s Rom. 3. Nov. Die Blätter berichten von weitere» Zwischenfällen in verschiedenen Städte» infolge des Attentats. In (5 a g l i a r i ivurden zwei Redaktionen gestürmt sowie ein OppositionSabgeordneter verhaftet. In einem Ort in der Nähe von Mailand ivurden daö Bereinslokal der Popolari sowie eine Druckerei in Brand gesetzt. Die Feuerivclir wurde von der Lvichtätigkeit avgehallen, so da» die Gebäude niederbrannten. Auch in Neapel wurden die Wohnungen einiger Antifaschisten vernichtet. (W. T. B.) Verhaslmiq spanischer Revolutionäre in Frankreich. Paris, 3. Nov. In der Gegend von Perpignan ivar eine größere Zahl von Spaniern und Italienern verhaftet worden, die angeblich einer revoliiüvnären Ber- etnigung angehören. Der Agentur HavaS zufolge, wurden gestern nachmittag weitere Berhgstiingen in Zuminmeukaug i.ut der 'Berschivvriina ktr Svoniei, vorgenommen. Das Gerücht wird bestätigt, da» lassen- «nd Munitionsdepots besonders in Eerdagne angelegt worben find Die nach Spanien fahren den Züge werden streng überwacht. Die französisch« Polizei übt an den Grenzposten schärfste Bewachung auS. Die seit zwei Tage» durch zahlreiche chtssrterl« Telegramme auf« merklam gemachten Behörde» bewahre,, über di« Angelegen, heit der Verschwörung und dt« Gründe der Verhaftungen strenges Stillschweigen. Ein französischer Volizrirommtsiar hat auf dem Bahnhof von Milla» t7 Spanier. Engländer und Italiener verhaftet, die einer Abteilung revolutionärer Berschwvrer angohörten. Die Spanier führte» Bomben mit sich. Jn-gefamt find bereits hundert Personen verhaftet war. den. Mehrer« Spanier, die sich im Besitz von Bombe» befan. den. flüchtete» auer durch die Felder. Die Gendarmerie arrangierte mit Hilfe der Ortspolizei gegen die Revolutionäre eine förmliche Treibjagd. Die Verschwörer versuchten in mehreren Grnppen über dir Grenz« zu gelangen. Weitere Verhaftungen werden erwartet. AIS Führer der Verschwörer wird der Spanier Jos<t Lallte aus Barcelona genannt. Immer wie-er Besatzunqsausschreilimyei,. Mainz, S. Nov. Am Sonnabend abend haben in einer Wirtschaft sechs französische Soldaten ie ei« Ala» vier getruu« ken AtS der Gastwirt Zahlung verlangte, wurde er ohne weiteres überfallen und mit Stockhieben mißhandelt, k» daß er mi« einer Schädeloerletzung «ach dem krauleuhau» gebracht werde« mußte. Auch der 18jährige Sohn, der ei«, greisen wollte, wurde mißhandelt.. General Malei» >»ll -»richten. ar!S, 3. Nov. General W al ch ist durch MarsämN Aoch, den Vorsitzende» des Versailler KriegSkomitee», ausaefordert worden, erneut dem Versailler KriegSkomitee über die bcnt- sche» Ostsestungen zu berichten. Erössnuna -es türkischen Parlaments. Angora, 3. Nov. Bei der Eröffnung der türkischen Nationalversammlung betonte der Präsident der Republik die Notwendigkeit, auswärtige Sachr»erständige zur besseren Entwicklung der Landwirtschaft für die Türkei u verpflichten und gab den Rat, tm Staatshaushalte größere Nittel zur Anschaffung von Material für den Bau von Eisenbahnlinien vvrzuschen sowie gleichzeitig nach der Möglichkeit einer Verständigung mit den Privatunternehmern zu suchen. K lazln.Pascha wurde znm Präsidenten der Kammer wicdcrgewählt. Der frühere Finanzminister Hassan Vcy wurde zum Vizepräsidenten gewählt. jW. T. B.) Kabinellsberalung über -ie Berliner Weltausstellung. tT t g. Drahtberichl uns. Berliner S ch r I s t l e > I u n g.s Berlin, 3. Nov. DaS R e i ch s k a b i n e t t ist heute zu- sammeugetreten, um die W a h l r e f o r m v o r l a g e und die Frage der Abhaltung einer Weltausstellung in Berlin zu beraten. Diese Frage beschäftigt das Kabinett zum ersten Male. Es kann also auch keine Rede davon sein, daß bisher irgendwelche Persvnalsrage» erörtert oder gar entschieden worden wären. Die ReichSregicrung wird ihre Stellung» nähme zu dem WeltauSstellungsprojekt davon abhängig machen, daß der Eharakter einer Weltausstellung auch wirklich sichergestellt wird. » Berlin. 9. Nov. Bei den gestrigen Verhandlungen mit den Finanzministern der Ländern ergab sich, daß aus Wunsch der Ländcrmiliister. die Garantie von 1500 Millionen aus der Umsatzsteuer beiznbehalten, verzichtet werden mußte. Dagegen kann das Reich den Ländern in der Be messung der Garantiegrenze für daö Aufkommen auS Ein kommen- und Körperichasissteuer enigegenkommen. Diese Grenze, die jetzt bei 2l00 Millionen liegt, soll erhöbt werden und zwar wahrscheinlich um 3l>v biö 40» Millionen. Nickt durch zusetzen war für die Länder der Wunsch, die Ueberweisungen aus der Einkommensteuer über 75 Prozent hinan- gesteigert zu sehen, auch eine Mittellinie zwilchen den jetzigen 75 und den früheren 90 Prozent wird schwerlich erreichbar sein. Die Ersatzleistungen des Reiches an diejenigen Länder, die unter 80 Prozent des Etnkommensteuerdurch- ichnitts zurückbleiben. und die in dem viel umstrittenen Para graphen 85 des Entwurfs zur Aenderung des Finanzaus gleichs geregelt sind, werden voraussichtlich tedock für die Dauer deS jetzigen Ausgleichs beibehalten werden. Im ReichSsinauZministerlum wird in einem gewissen Gegen satz zu der ron einzelnen Ländern vertretenen Ansicht er klärt. daß diele Besteliernna künftig wegsallen müsie. Grund sätzlich haben die Länder an ihren verschiedenen Stand punkten festgehalten, so daß es nicht zu traeiidmelcken Eini- gungSbeschlüisen kam. Trotzdem wird allerseits damit ge rechnet, daß auch die lebhaften Widerstande der süddeutschen Staaten nicht unüberwindlich sind, und daß eS tm Retchsrat demnächst zu einer Einigung kommen wird, die sich möglicher weise über das finanzpolitische Gebiet hinaus erstrecken wird» Neben der Konferenz der Finanzminister von acstern bat auch noch eine Besprechung deS MelchsinntnmlntsterS mit dem banrischcn Innenminister stattgcfunden. in der u. a. daS Reichsschulgcsetz. das Reichskriminalgesetz und die so genannte kleine Berwaltnnasresorm besprochen wurde. Das Arbeitsprogramm -es Reichstages. Berlin, 8. Nov. Nach einem Beschluß des Aeltesten- rateS des Reichstages wird morgen zunächst die Wahl deS zweiten Vizepräsidenten an Stelle de» zum ReichS- minister ernannten Dr. Bell erfolgen. DaS Zentrum wird voraussichtlich den Abgeordneten Esser Vorschlägen. Am Frei- tag und Sonnabend wird die Erwerbslosenfrage be handelt. Von Montag ab findet eine Aussprache über die auswärtige Politik verbunden mit dem NachtragSctat statt. Präsident Löbe teilte ferner mit, daß er aus ein« Ber« schärsung der Geschäftsordnung dringe» werd«, wen« die Kommunisten versuchen würden, ähnliche Szenen hervor« zuruse» wie im Preußischen Landtage. Der Kommunist Stöcker ermiderte. baß lein« Araktia« durch solche Anküudtguug sich nicht davon adhalte« lasse» merd«. dt« Taktik, die st« für richtig halte, einzuschlage». sW. T. B.) Berlin. 8. Nov. Der Reichskanzler empfing heute den bayrischen Ministerpräsidenten Held, sowie den deutschen Gesandten in Kopenhagen, v. Hassel. Oerlliches und Sächsisches. DorschlagsMre -es Freien -LkGerttchO« ^e» für -ie Sia Hugo Veriv llrno 1 ^ Seidel, Obertelegraphensrkretär, Vorstandsmitglied de» Land«Sver»a»dks der kriegSbeschädiaten und Kriegshinter bliebenen. b. Guft. >. Walther. Bildhanermetster. s. Wist» - V"- - H«, - - Ausschusses für -ie Sla-iver»»-«esenw«Hl. 1. Dr. Hugo Schubert, Rechtsanwalt. 2. Vit» Dittrtch, Verwaltungsdirektor und Gemetudevorstgnd a. D. 8. Arno Walther, Steuerinspektor. S. Alwin »a, P« az « l. Geschäftsführer. 7. Hermann N i e tz s chke. Be- rufsschulleitrr. S. Gustav Geißler. Werkmeistrr. 9. Alfred Rüaert^ RegierungS-Vberfekretär, Vorstandsmitglied de» Zeißig, Kaufmann, Vorsteher de» Bezirks Dreßben tm Lacks. Militärvereinsbnnd. lü. Ehrciisrted Heer klotz, Kaufmann. U>. Max Le „ tzsch, Filialdirektor» stellvertreten der Vorsteher deS Bezirks Dresden im Sachs. MllttärverelnS- bund. 17. Retnh. Mar Weida »er. Eisenbahnasstftent. 18. Martin Pietz sch. Architekt. 19. Mar Oertel, Kauf mann. SO. Martha Pappe ritz, KrieaerSwitwe. 21. Fritz Erdma » n, Angestellter. 22. Beruh. Lenk, Malermeister. 23. Arthur Reinhold, Baumeister. 24. Otto Müller» Kaufmann. 2N. Magnuö Edwin Arnold. Gemclndevorstaud t. R. 2«. weorg Heyne. RegierungSsekretür. 27. «ruft Näther, Gemeindevorstand I. R. 28. Emil Ahlhelm» Stadtrat a. D., Bersicher»»gSdirekIor. Der Freie bürgerliche Ausschuß für dte Stadtverordneten- wähl ist gemeinschaftlich von den Vereinigten Bezirks- und Vürger-Veretnen, den Militär-Berrtnen des Bezirk» DreSdr» im Sächsischen MilttärvereinSbiind sowie einigen wirtschaft liche» Gruppen errichtet worden. Für die Ausstellung der Kandidaten war die AnSschaltnng jedweder parteipolitischer Einstellung Bedingung. Mitteilungen ans -er Gefamfraf»-Sitzung am r. November las«. 1. Die beim OrtSamt sür Sriegersürsorge in diesem ahre voraussichtlich eintrrtrnde Ucberfchreitung der im .auShaltplan vorgesehenen Mittel sür Unterstützungen von Kriegsbeschädigten und Artegerhtnterbliebenen um «t»a 400OM Mark wird genrhmtgt. Zustimmung brr Stadt verordneten ist herbetznstthren. 2. Den Stadtverordneten wird die Bewilligung von <500 Mark zur Verstärkung der Hochdruckwasserlettung im VvlISbad Louifeustraße vorgeschlagen. 8. Dir Bestimmung des Gesetzes, betr. Nnfallsttrsorg« sür Beamte, soll auch aus das »ichtversickierungopslichtige Pflege personal deS SarvlahauseS. de» Mari«-An»a»Kinderh»spttaIS und der Lößnitzanstalte« erstreckt werden. 4. Dte neue Straße 33 tm Stadtteil Bühlau zwischen Quohrener Straße und Flur Weißig wird „Hornwe, ge- nannt. . —* Das Kurhaus «ud daS Parkhotel Weißer Hirsch sollen nunmehr am 22. Dezember d. I. zwangsweise »er steigert werden, nachdem ein vor einigen Monaten zum gleichen Zweck angesrtzter Termin damals aufgehoben worben war. Nähere Einzelheiten veröffentlichen wir unter „Be- kanntmachungen der Dresdner Amtsgerichte" im Börsen-- und Handelsteil der vorliegenden Nummer. Der üdersretfche EhriWvNen - Versand hat begonnen. FeinbSckerei «Paul «auSwaid. Soflieserant. Drrvde«, Pirnaische SIrah« 3«. 8 ^usenciilette «l»»I et«,» »SH« «u, »II»,»,»,»>»,»»8^1«». ,t»l «,ch »I, «»»»f,»««»«,, M«1»r»IstiMtz» 17 Anni«: »oove «ml »»»»» Kunst un- Wissenschaft. Liederabend Oneqln. Sigrid Onegin ist ein seltener Gast in Dresdner.Konzert sälen geworden. Um so ereignishafter wirkte nun der Einzige Liederabend, den sie im dichtgefüllten Vereinöhaussaal vor einem hvchvvrnehmcn Gesetlschasts- und Kennerpublikum gab. Ihr Mezzosopran ist nach wie vor ein Instrument edelster Prägung, die Singart aber erscheint gegen früher wen» mög lich noch vervollkommnet: nickt nur daß im Vortrag das zeit weise einmal etwas Ueberakzentuierte sich verloren und zu verinnerlichter Linie ausgeglichen hat auch die Technik ist noch idealer belkantistisch geworden. Bruchlose Verschmelzung der Register, fabelhafte Beherrschung des Atems schlackenlos freier Tonansatz, Geläufigkeit, mcra cki vcx:e, klare Bokalisation: alles was so etwa zur GesangSmeißerschaft gehört, ist in rest loser Vollendung da. So ist der Gesang der Onegin heute mehr denn je ein Gesundbad sür Gehör und Seele. Das Programm sah, selbst wenn man mit einem stattlichen Zngabenteil rechnen durste, zunächst säst etwas asketisch a»S: ein wenig bekannter Händel, ei» ausgegrabencr Handn, vier nichtschlagcrische Brahmslieder »nd vier Gelänge von dem in Norddeutschland noch wenig eingesührte» Armin Knab — ob das zünden würde'? Aber cS zündete doch dank der großen Kunst der Sängerin. Diese konnte sich sogleich bei den Händel- nnd Handn-Nummern von ihrer besondersten Sette zeigen. Die Arie der Dejanira „^haro »ball I k>v" aus HändrlS HerakleSoratorinm ist ein Stück gewaltiger dramatischer Musik in freiester Formgebung. Wüßte man den Komponisten nicht, so würde man aus Gluck rate». Eine Sache also, die pathetische Größe des Stils und echten alten Belkanto ner- einigt — mithin ctivaS sür die Onegin. Auch die drei Ge sänge von Handn nach Dichtungen Shakespeares taten jenseitö des historischen IittercilcS lebendige Wirkung. Sie entstammen wohl den als Opus 87 seinerzeit bei Andre in Okkenbach ge druckten „Sechs englischen Liedern" die Handn anläßlich seiner Londoner Knnstreisen sch»? nnd deren einzig bekanntes Druck- ckemplar sich in der Münchner Staatsbibliothek befindet Die Künstlerin hat also nicht verschmäht, aus Entdeckungsreisen auSzngehen. worin sie mancher minder berühmten Kollegin als Muster dienen kann Eine hübsche gewandte deutsche Ucbersetznng bat ihr Ggjtze Dr Penzöldt besorgt Die Gesänge sind halb no» Rokoko halb schon Romantik nnd bergen große gi angliche AnSdriickSmöglichkeiten. So wußte die Künstlerin de.in auch namentlich mit dem wehmütigen Ophelia-Lied groben Eindruck zu machen Hier hörte man mit dem mächtig anwachsende» und zurückaehendcn Tckwellton an? „Lächelnd im Schmerz" ein me,;» cki voco von seltenster Vollkommenheit. Weniger wollten als Kompositionen die Lieder von Armin Knab ansprechen. Der Komponist, der keinem bürgerlichen Berus nach Amtsrichter im schönen Rothenburg <st, hat tn Bayern einen Namen als feinempsindender Melodiken im VolkSton. Die hier gehörten Nummern aber zeigten zum Teil eine gewollt pathetische Knnstlledausmachung, di« äußer lich wirkt. Da sie aber dankbare Dtimmentsaltung ermöglicht, fehlte eS bet solchem Prachtorgan nicht an Erfolg. Und aus einen billiaen Scherz wie den „Ball der Tiere", zumal ivenn er io liebcnswürdia dargeboten wird, fällt jede» Publikum tod- sicher herein. Das Reifste, Tiefste und Schönste des Abends, auch im Bortrag, waren doch die BrabmSlleder. Hier beson ders suhlte man. wie sehr die Kunst der Onegin an Verinner lichung gewonnen hat. Daß sich nach der al» Zugabe ge brachten, mit wundervollem Ausdruck und ideal großlintger Atcmphrasierung gesungenen „Sapphischen Ode" die tn der ersten Reihe sitzend« greise Therese Malten impulsiv erhob und ihr Blumensträußchen der Konzertgeberin aufS Podium reichte, bedeutete für diese wohl die schönste Anerkennung des chrcnrcichen Abends, an dessen Erfolg übrigens auch die grund- musikalische seinsühliae BegleitungSkunst Franz Dors- müllerS redlichen Anteil batte. Den begeisternden Schluß bildete wie üblich eine bunte Reihe stürmisch begehrter Zugaben: darunter der »Erlkönig", fremde Volksweisen und nochmal zwei belkantistische Selten heiten: daS „Allelusah" von Mozart und das Trinklied «>I rckwcto per c,8k-r kohci" auS Donizcttis »Lucrezla" mit einer verblüffenden Koloraturkadenz. So kam zu guter Letzt auch die Vielseitigkeit der Künstlerin noch zur Geltung. Dr. Eugen Schmitz. s* Mitteilnng der Sächsische» StaatStheater. Opern- hanS. Freitag, am 5. November. 8. Sinfoniekonzcrt der Reihe F unter Leitung von Generalmusikdirektor Fritz Busch, solistischc Mitwirkung: Marianne Thei- ner aus Prag: 1. Ouvertüre. Notturno und Scherzo aus „Sommernachtstraum" von MendelSsohn-Bartholdy; 2. Vto- linkonzert in A-Moll mit Begleitung deö Orchesters von Anton Dworlchak; Solistin: Marianne Thetner; 8. Ein Heldcnleben, Tondichtung für großes Orchester von Richard Straub. Anfang K8 Uhr. — Die öffentliche Haupt probe zu diesem Konzert findet am gleichen Tage vor mittags 14,12 Uhr statt. Schauspielhaus: Freitag, den 8. November, Anrechtsreihe 8, wird daS Lustspiel „Der Revisor" von Gogol gegeben. Spielleitung: Georg Ktesau. Anfang X8 Uhr. t* Albert-THeater. In der am nächsten Frettag. dem st. No vember, unier der Regte »an Hannl Fischer stattilndendrn Lrstaus» ttt-rung von Ludwig Bergers „Luise, »ronprinzesstn »an Preußen" wirb die Titelrolle »an Lotte Klein verkSrveK. Die «ännltche Hauptrolle, den Prinzen Laut» Ferdinand von Preußen, hat Theodor Becker tibernominen. t« Mttteilu», de« Restdeuz-Theater». In der Operettenneuhelt Hab' dich lieb . . .1" sinnt ab Donnerstag- den 4. November, Hugo Böhm di« Partie de» Friu von RbeinSseld. Li« Operette wird auch weiterhin irden Abend IjS Uhr gegeben. Am Lonntag, dem 7. November, nachm. A4 Uhr. gelangt bet kleinen Preisen dl« erfolg reich« Operette „Die lustige Witwe" ,ur Ausführung. -s* Li« K,«S»i«. SS wird nochmal« daraus aufmerksam gemacht, daß di« Borstellungen von „Der Garten Eden" pünktlich >4 8 Uhr beginnen. — In der am Freitag, dem b. November, ftatt- sinden»en Aufführung de« Schauspieles „U e b r r s a b r i" sind tu den Hauptrolle» beschäftigt die Damen: Varia Holm, Gertrud Epalke, Drude Wenelu und die Herren: Karl Koch. Paul Lrwitt, Otto Ott» bert, Theodor Rocholl, Adolf Wohlbrtick, Regle: Renata Mordo» Bühnenbild: Leopold Lustig. t* Drittes Bolkswohl-Orchesterkonzert. Dte Beran- staltung trug den Eharakter eines Franz-Schubert- Abends. Dte von Liszt für Klavier und Orchester be arbeitet« Wanderer-Fantaste stand zu Anfang. Dabei fand dte Wiener Pianistin Lilli Krauß Gelegenheit, sich al» treffliche Vertreterin ihres Fache» zu betätigen. Sie spielte überaus warmblütig und mit feuergeistigem Schwung«. Dte technischen Fertigkeiten stehen auf ragender Höhe. Der Ge- sangston war von bestrickendem Reichtum an Farben. Dte Dynamik brachte Kraftentfaltungen, dte dem vollen Orchester wacker standhlclten. Der wuchtige AuSklong im Ftnal-Allegr« kam fast allzu draufgängerisch. DaS am Anfänge etwa» wacklige rhythmische Gefüge brachte Mörikc rasch in Ordnung. Man ehrte dte Solistin mit Begeisterung. DaS Orchester, Dresdner Philharmonie, bewährte sich rühmlich. Bon kunsterziehlichem Werte war der einführende Bortrag tn dte C-Dur^Stnsonie des LiederkünigS. Mörike sprach sich in knapper, allgemein verständlicher Weise au» über Form, Aufbau und thematischem Inhalt dieses Großwerke». da» Wichtigste dabei am Flügel erläuternd. Dann folgte die Tondichtung selbst, tn ihrer „himmlischen Länge" dte Seele der Hörer zu lichten Höhen emvortragrnd. Schade, daß der GeiverbehauSsaal nicht bis ans den letzten Platz besetzet war. s* Dresdner Goethe-Gesellschaft. Im vollbesetzten Gaal« deS Hotel Bristol sprach der Leipziger Literaturhtstortker Prof. Dr. K o rff über oaS „W e se n Goethrscher Ge bt chle". Er legte daS Mort Goethes »u Grunde, daß «in Gedicht tm ganzen vernttnsttg. tm einzelnen «tn wenig un- vernünstia sein müsse, und zeigte den Stpn diese- Worte» auf durch die Analyse und Deutung mehrerer Gedichte Goethe» aus verschiedenen Lebenszeiten. Ueberall lieb sich daS Erlebnis als Keim, die Impression al» formgebendeS Prinzip erkennen und somit ber Mensch Goethe als Be- kenn», dann erst der gestaltende Künstler al» Former Nach weisen. Dte vernunftgemäße Gtnnhasttgkeit de» Gedichte» wird immer durch dte Willkür de» Phaniastrbilde» ergänzt.' wo da« Erlebte den Eharakter de» Symbol» anntmmt, wie k«e Reise tn der Postkutsche zum Sinnbild ber LebrnSsahrt wird, behält Goethe doch immer da» bei, wa» er selbst seinen »realistischen Tick" genannt hat, die «in wenig ««vernünftige, springende Mannigfaltigkeit der Lebenseindrücke. Wie er einmal gesagt hat, daß ein Gedicht um so besser sei, je „inkommensurabler" sür den Verstand e» wäre, so hat der aroße vitaltft Goethe auch immer der strengen Ratnrgesetzlich. seit der mechanischen und unorganischen velt dte Frethett der organischen Welt entgegengestellt. DaS Wesen seine» Gedichte»