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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.06.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260628023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-28
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
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Rr. rSS Seite 2 Lande ziehen. DaS Internationale Arbeitsamt lähme mit unglaublicher Reglementlereret das Wirtschaftsleben der Schweiz. Besonders für den »eueit Millionenbau hätte man nicht die Hand reiche» dürfe». Darüber hinaus schädige der Völkerbund Gens wirtichastlich durch Hvchlreibung der Preise. DaS Heer der Angestellten zahlt keine Stenern, «reibt aber die Löhne allgemein hoch durch die immense« Saläre, die daS vereinigte arme Europa hier auSwirst. NebrigcuS können diese exterritorialen Herren und Damen frei init Gepäck über die Dreine, ivas zur Folge hat. das, sie sogar in vielen Fällen die tägliche Nahrung auS dem Baluiaparadies Frankreich iinportieren. Derartige Vorwürfe sind schon viele erhoben worden, und viel ist auch wahr au ihnen. Die Schweiz indessen hat erst recht ausgcnierkt. alS die Halle» deS VundeSvalastkS in Bern davon widerhalltcn. Sicher ist indessen das eine: die Schweiz kann sich nicht den Anschein geben. alS ob ein Staat nur zu sagen brauchte: „Wir schicken keine Delegation mehr nach Gens," und sie würde »»» in allen möglichen und uninög- — »Vresda« Nachrichle«* — liche» Difserenzsüllen nachgeben. SS ist ei» hartes Wort, aber eS wird in Abwandlung der verühmtey Wcndnng: „Nicht die Knochen eines pomnrerschen Grenadier» wert." in Kreisen aller drei Nationen gehört, die die Schweiz bilden: Der Sisl deS Völkerbundes rechtfertigt keinen Bückling Mau weis, dabei sehr wohl, wie wenig besonder» zuletzt der Völkerbund selbst beteiligt ist Aber er rechtfertigt nicht, daß er der Schweiz gleich einem Fläschchen Aether bald von Osten, bald von Lüden oder Westen an die Nase gehalten werden dürfe. Die Schweiz lehnt eS ab, wegen der Beherbergung deS Völkerbundes auf Zumutungen reagieren zu sollen: sie lehnt ihn alS Geschenk bald von diesem, bald von jenem Großstaai ab und könnte deshalb in die Lage kommen, vor seinem Forum gerade diese» Problem ausznrollen. wobei Dausende eine Rede Motta« bei Auloh einer Genfer Session crivarten. die so offen sein mühte, wie die meisten Neden dieses Mannes der nächste» Hahr Präsident -er Eidgenossenschaft wird. Ausdehnung des englischen Bergbau-Konfliktes. Drohungen von beiden Seilen. London, 28. Hu IN. Die Lage im englischen Bergbankoiiflikt hat sich in den lebten Tagen nicht geändert. Da» W a s fe n - st i l l st a n d S a n g e b o t des Sekretärs der Vergarbeiter- gewcrkschafl, Cook. tun zwar viel 'Beachtung gefunden, aber in Kreiien der Gl iibeiibe-sitzer ist nian der Ansicht, das! eS sich nur um ein Manöver handelt, um einen Froiitwcchsel z» ver bergen Wie die 'Blätter berichten, sieht das neue Gesetz eine Arbeitszeit von acht A r b e! t S st n n d e n ankier -er für die Ein- und Ausfahrt gebrauchten Zeit vor. Ter Vollzugsausschuß der 'Bergarbeiter nstvd am Dienstag in Lon don iniammenlreten. um sich mit der durch die neue» 'Bcrg- werksgesetze gesckxlfsenen Lage ,» befassen. Die Wiederholung der von dem Jnneiiinuiisicr wahrend de» Generalstreiks ge gebenen Versicherung, da» alle Arbeitswilligen von der Ne gierung geschützt ivnrdcn. ist von dem Sekretär der Berg- arbciiergciverkschaft. Eovk. mit der Drohung beantwortet worden, daß der tl-vllz-ugsausschusi die Frage der Ablehnung von NoistandSarbeiien in den 'Bergwerken erörtern würde. Die australi'chen Gewerkschaften sind telegraphisch nm sofortige llobersendung von vBid zur Unterstützung der Bergarbeiter gebeten worden. London, .'7. Juni. In Kreisen der Arbeitervarici cr- ivartet man im Verlaufe der Woche eine bedeutsame Eniivict- lung der K ohlcnkris e. Es hat den Anschein, als ob die gesamte englische Gewerkschaft--« und Arbeiterbewegung sich wieder zniaminenfinden wird, nm die Bergarbeiter zu unter stützen. Die Bcrgarbeitersiihrer haben sich mit den Ver tretern des GenerairateS der Trade Union ansgesöhnt und mit ihnen gemeinsam einen Akkionsplan gegen das Negie- ruiigsgcsetz über den Achtstundentag im Bergbau auS- gcarbeitet Es besteht weniger die Absicht, TeilstreikS zu in szenieren. als vielmehr durch freiwillige Beitrüge den Bergarbeitern Geldmittel zur Verfügung zu stellen. England oerzichlel auf die Schulden des Irak. Paris, 28. Juni. Nach einer Meldung aus Bagdad, hat -er englische O b e r k o m in i s s a r bei einem Bankett, da» König Fessal anläßlich der Unterzeichnung des englisch-lurki- schen Mossulabkvmmenö veranstailele. erklärt, England ver richte aus seine Forderung an den Irak, die sich aus 750 066 Pfund Sterling beläuft und im Lause von 20 Jahren ab getragen werden sollte. Es handelt sich um einen Kredit für BewäfferungSarbeiken, Wegebanten und zur Einrichtung eines Telephon- und Tclegraphenuetzes. Dr. Neinhol- vereidigt seine Finanzpolitik. Berlin, 28. Juni. Der H a » S h a l t a u s s ch n s« des NeichstageS beriet heute zunächst die Novelle zum Bankgeietz, die die Rediskonlmöglichkeit für Schatz-I Wechsel des Reiches durch die Neichsbank ldie vor der In der Etat ohne Defizit abschlicfie». Wenn jetzt von gegnerischer Seite darauf verwiesen werde, das« die Ausgabe vvn Ml Millionen Schatzanweisungen infolge einer leichtsinnigen Finanzgcbgrung notwendig geworden sei und das, diese Schatzanwctsiingen gewissermaßen das letzte Mittel dar- stellken, um die Reichsfinanzen in Ordnung zu Hallen, so müsse er darauf verweisen, daß schon lange vor Inangriff nahme der Steiiermiiderungeii durch seinen AmlSvorgänger im Etat ein Zinsbetrag von 2ll Millionen Neichsmark ein- gestellt worden war. der der Ausgabe von Schatzmechseln dienen sollte. Dieser Zinsbetrag vo«M<20 Millionen Rcichs- mark entspreche einer Ausgabe von 4M Millionen NcichLsnark Schatzanivcisiingen, wenn man der Berechnung eine 7Apro- zcntige Ver.insung zngrundelegt und berücksichtige, das« die Ausgabe der Schatzaiiweisuugen erst im Lause des Etats- iabreS zu tätigen ist. die Zinszahlen all«, nicht für daS ganz« Jahr berechnet sind. Der Minister müsse also ans daS aller- schärsste den Vorwurf zuriickweisen, daß orst seine Finanz politik die Notwendigkeit geschaffen habe, Schatzanweilungen in dem veranschlagten Betrage hera«S""'eben. Im Gegen teil müsse er seststellen, daß im Augenblick gar keine Not wendigkeit voriicgc, zur Begebung von Lchatzwechscln zu schreiten. —— Die Neuregelung -er Schaumweinsleuer. Berlin, 28. Juni. Zu d«M Schanmweinsteuergeseh, daS am 1. Juli in Kraft tritt, bat das Neichsfinanzministerium Ausführuiigsbestimmilngen erlassen. Danach betragen die Steuersätze >>,12 :v!k. bis 2 Mk. für Schanmiveiil. je nach «tröste der Flaschen. Für schaumweinähnliche Getränke und Fruchtweine beträgt -er Steuersatz 5 bis 40 Ps. Die Vor schriften regeln im einzelnen die Kontrolle und Durchführung der Versteilerung, lieber die N a ch v e r t e u e r u n g der vor handenen Vorräte sind ebenfalls Ansführungsbestimmungen erlassen worden. Bestände bis HO Flaschen bleiben vvn der Nactiversteucrung befreit. Verlängerung ves Nollorlss für Reichswafser- Ilrahen. Berlin. 28. Juni. Der ReichsverkehrSintnister hat den Nottarif sür die Reichswasser st rasten vom 22. Oktober 1025. dessen Geltungsdauer am 30. Juni 1026 ab gelaufen mar, bis zum 30. September l026 cinschl. verlängert. Zusammenbruch Du-apeslerMühlenkonzerne. Budapest, 27. Juni. Das Tagesgespräch in Budapest bildet der Zusammenbruch eines großen Mühlen - k o u z e r » s. Auf Veranlasfung -er Budapcster Staats anwaltschaft wurde» der Präsident -es Viktoria - Mühlen- kvnzcrns Einil Bacher und der Direktor der Konkvrdia- Dampsniühle Fabrn in Haft genommen. Als im Januar dieses Jahres die ersten Gerüchte über größere Verluste des Viktvria-Mühlenkvnzcrns auftauchten und infolgedessen die Aktien sielen, wurde seitens des Finanzministeriums und der Nation» vorsieht. Ein Komvrvimßanirag. der unter allen k weilige Bestand der durch Diskontierung oder Kauf er worbenen und geliehenen Schatzwechsel in den Veröffent lichungen der Neichsbank anszuweiscn ist und nicht als Nvtcn- deckung im Sinne des 8 28 gelten soll. In der allgemeinen Erörterung ersuchte Abg. Hcrgt >D.-N.) um Angabe des Abschlusses der Kaste vom l. Juni 1!>26 in Einnahme und Ausgabe und ferner um Erläuterung der Schätzungen, ans die der NcichSfinanzminister !m Plenum hingewicse» habe. Reichssinanzminister Dr. Reinhold betonte, wenn Neusordcrnngcn nicht mehr erhoben würden und wenn die Wirtschaftslage sich nicht weiter verschlechtere, würde» sich seine Vorausberechnungen als richtig erweisen und die Wege geleitet, an der sich auch Geldinstitute und Groß industrielle beteiligten. Tiefe Aktion begegnete jedvch unüber- ivindlichcn Schwierigkeiten. Seit einer Woche ging das Gerücht »m. daß man Un regelmäßigkeiten aus die Spur gekommen sei. Eine englische Gesellsclxift. die 1,2 Million Kronen gegen Hinter legung von Mchlbcständen gegeben hatte, die aber schon ver kauft waren, erstattete schließlich Anzeige. Einstweilen ist noch »ich« abzuschen. welchen Zusammenhang die Verhaftung deS Direktors der Konkordia-Muhle mit der Verhaftung des Präsidenten des Viktoria-Konzerns hat. da die Konkordia» Mühle ein vom Vikivria-Mtthlcnkonzern völlig unabhängiges Unternehmen ist. Die Aktionäre erleiden große Verluste. Monlog. r». J«il isrs Oeriliches un- Sächsisches. Varlenfesr im Schlotz Pillnitz. Der Sieg von Pillnitz hieb die geschichtliche Szene, die da» Gartenfest im Schlosse zu Pillnitz die Veranstaltung der Frauenortögruppe im Verein für daß Deutschtum im Auslande, krönte. Und der Name war da» «uslösungswort sür diesen Tag Warum? Auf zierlich bedruckten Einladungen im Watteauschen Geschmack hatte die OrtSgrnppenlrÜung ihre Mitglieder be nachrichtigt: mit hingebendem Fleiß war seit Wochen im Schloße geschafft worden. WaS man alle» hrrzubringen wußte! Die Prunksäie standen bar alle» HauSrat». den man zur Herbergung zahlreicher Sommergäste braucht. Tische und Stühle. Büfett», die VelcuchinngSanlagen. tm Lustgarten der Springguell, alle» war. wenn nickt überhaupt zu besorgen, »lindestenS in Einzelheiten zu erneuern, zu ergänzen. Zu letzt brachte der wackere -Hofgärtner Herzog noch köstliche Pvrzcllankübel herzu, in die man die großen vlumerwftanzcn verstaute. Ein Sieg von Pillnitz? — Ja. bsnn er halte Francnstnn zu nach- und neuichöpserischer Emsigkeit inspiriert. Aber nun blieb noch daS große Rätselraten diese» Sommer». daS Wetter. Mißmutig, in Ucbrrklcibern. den Parapluic t» der Hand, bestiea man am Terraßenufer den Sonderdampser: eS sah lehr, sehr mißlich aus. Die An- landung bei der Schloßlrevvc in Pillnitz märe bet Sonnen, blick eine Köstlichkeit für sich gewesen. Wohl winkten an mutsvolle Frauen, aber Ihre zarten Schultern fröstelten. Man durchschritt. Herzensfreude voll, künstlerischer Berückung voll, was alles für dieses Fest bereitet war: den großen Saal im Wasserpalais. den großen Festsaal und seinen Nebensaal im »enen Schlosse und den Watteau- und großen Saal tm Berg- palai». Hat sich da einer schon sattgesehen. Und überall die Tischchen und Tafeln, sauber gedeckt, mit Blüte» geziert. 'Aber keine Sonne, kein hereinleuchiendeS Grün, wie die Sonne es eben schafft. Der erste Akt de» Festes begann. Man sammelte sich zur N c i t c r a n a d r t l l e der spanischen Reit- schule Hantkes, die acht Damen vorsühren sollten. Da siegte Pillnitz zum dritten Male: die Sonne brach sich blauen Himmel. Was nun folgte, war verklärt von ihrem Lichte. Was für ein Bild! Vvr den französisch verschnittenen Hecke» zu beiden Seiten der Hauptallee die frohgekleidete fugendliche Gesellschaft: am Ende fern ein dicker Abschlußrand von Pillnitzer Weiblichkeit und Jugend, die sich am Gitter drängte. Wohlig dehnen die Kastanien ihre Zweige über dem KieSweg. Und rot- und weißlenchtend ziehen die Reiter und Reiterinnen im sridertzianischen Dreispitz. Major v. Haugk aus schlankem Renner voran, unter den Bäumen herauf. DaS war wie ein tiefer Schritt in die Vergangenheit. Halb träumend schaute man den edlen Reiterpaaren zu, die vor ihrem Führer hin- und Herzogen. Bis der Fridcricus. Marsch aufklang, die kleine Schar langsam die Allee davonritt. Fridcricu» Rex. unser König und Herr . . . Ilm plätschernden und perlchcnwerfenden Springbrunnen vorüber zum neuen Schlosse. Vor der Freitreppe ist ein Plan errichtet. Florence von Hossmanns historische Szene hebt hier an: Der Sieg von Pillnitz. Die Spieler sind zum Teil Kräfte des Albert-TheaterS: Jähntg al» Angust. Carla Holm alS die Cosel. Zlmmermann alS Narr Fröhlich. Sehr trefflich fügten sich Hauptmann Hausse und fügen sich Herren und Damen der Gesellschaft «in: Frau Wy Magito und vier Schülerinnen wirken al» japanische Tänzerinnen mit. Die Gesellschaft hat sich im Halbkreis aus Gartenstühlen gruppiert. Und da» war nun der -weite Höhepunkt dieses küns». lerisch gewonnenen Nachmittage». Das Spiel vom Stege der Liebe über die Staatskunst — mag es eine Sage ver körpern. es ist genial aus genialer Geschicklichkeit heraus gestaltet. Und in dieser Umgebung! Wo die Sonne leben», voll strahlt, über Rosen und Blütenranken und Wasserkünste, wie zur Zeit des Geniefürsten, um den un» ewig Sehnsucht benagen will. Er selbst, so blutvoll, herrisch, galant, wie er gewesen, in trefflicher MaSke verkörpert, und die Cosel mit zarter VerführungSelegan» ihm gegenüber. Wie ein Jubel der Farbe ergoß sich darauf die Festpolonäse durch den weiten, grünen, zauberischen Garten. Pillnitz feierte wieder ein Fest von fürstlichem Stil. Noch Elsen- und Fackeltanz und Gondclserenade schloffen sich zur Nachtzeit daran. Tanz ging dazwischen. Die Finderin dieser erlesenen Festlichkeit war die Ortsgruppenvorfftzewde, Frau S o f I e L e o. Jede Arbeitsstelle dem Arbeitsnachweis Anruf r 25881 u. 24831 Die tole Tanke un- andere Begebenheiten. Drei Einakter von Cnrt Goetz. E r st a u f s ü h r u » a i m S ch a u s p i e l h a u s, 27. Juni 1026. Cnrt Goetz. Schauspieler seines Zeichens, ist der Mann der kleinen Biilmenspäße. Er gibt seine Einfälle in kleiner Münze aus, ohne erst das Kapital zu einem Lustspiel an- wachsen zu laßen. Ich stelle mir so vor, wie ihm am Stammtisch, im Planderzimmcr -es Tbcaters, beim Lesen von Zeitungen und Witzblättern ein Einfall kommt, ein Witz gefällt, eine Anekdote zusliegt. gus denen sich „etwas machen" läßt. So ein kleines Bühnen-Etwas, das die Ausgabe erfüllt, zu spannen und lachen z» machen. Je verrückter solch ein Ein lall, »m io geeigneter sür die Er-Goetzung des Publikums. Manches ist schon der reine „Sketch", also dein Kitsch klang- nnd artverwandt. Aber immer sind die Stückchen bühnen- sichcr und mit schauspielerischem Instinkt für Publiknms- wirknngcn angefertigt. Drei ziisgmmcn machen einen Bühncn- nbend und bekommen eine» Gesamttitel wie „Menagerie" oder ..Ngchibelcnchtung", oder neuestens „Die tote Tante". Eine Trilogie ansgesallencr Begebenheiten, denen man einen Hguptreiz nehmen würde, ivenn man ihren Inhalt erzählen wollte. Sie seien deshalb nur ganz allgemein gekennzeichnet denn man muß die Dingerchen selber sehen, nm zu erkennen, daß ihnen erst die Ausführung das rechte Leben verleiht. In diesem Sommer unseres Mißvergnügens, der von Wasser troff, scheinen auch die jüngsten Bsthncnkindc'r des Goetz von Beriinchen Wasserköpfe bekommen zu haben: ivenigstens ist durchgängig der Raum, de» sie entnehmen, zu groß sür den geistigen Inhalt. Es fehlt allen drei Einaktern das reckte Maß zwischen witzigem Einfall und szenischer Ausführung, die knappe Verdichtung dcö zu brrit geratenen Behagens. Ver söhnlich stimmt, das, in allen drei Stücken ausgiebig getäfelt und gegessen wird, eine an sich alltägliche Begebenheit, der aber das Publikum mit 'Vorliebe znschant. Hat man die drei Gänge des BühnenträiicurS Goetz hinter sich, so spürt man Hunger nach einem rechten Komödienhavven. etwa nach einem geselchten Aristophancs. einem gctriisfelten Moliörc oder einem gepufferten Ludwig Thoma. Indessen ein bißchen was vvn allen Würzen hat Goetz an seine leichten Lommer- gcrichie schon getan: die „iolc Tante" schwimmt sogar in einer pikanten Soße. Schon die Titel sind sa vielversprechend: Der Mörder", eine ärgerliche BegeScnheit: „Das Märcken", eine kitschige Begebenheit; „Die tote Taute", eine erbauliche Begebenheit. Gesegnete Mahlzeit! „Der Mörder" ist nur halb so schlimm, als die» rauhe Worl verheißt. Aber es rumort Sturm und Gewitter tm Saal des kleinen Jagdhauses wie i» einer alten Sckicksals- tragödic, und Ponto als «in alter Apotheker mit zwei Holz- beiiicn turnt auf Krücken durchs Zimmer wie eine Spuk- gesialt von Hosfmann. nicht dem Erfinder der Hosfmanns- iropfen, sondern von Hofsmanns Erzählungen, ohne Musik von Osfenbach. Es kann einem ganz gruselig werden bei Pontos verrosteter Stimme, mit der er von Jagdnnfälftin er zählt, die Ehebrechern das Leben kosteten, und bei seinen ver trackten Gebärden, die das kleine Frauchen erschrecken. Und Lotte Grüner, recht niedlich im grünen Kleidchen, hat doch noch nichts weiter getan, als dem Hausfreund einen nassen Teddnbärcn ins Bett legen lassen, eine nicht unbedingt un moralische Handlung. Trotzdem wird sie von K l e t n o s ch e g g. dem weidgerechten Ehemann, zwischen Suppe und Braten weidlich gefoltert, ehe sie erfährt, ob mit der Ente auch der Hgnssreund abgesklwssen worden ist. Daß sie unter dem Drucke der Angst gesteht, „wie weit sie mit ihm kam" lbis zum nassen Teddn), das ist die ärgerliche Begebenheit, die sich in Wohlgefallen auflöst. Man hat seine Freude an Klein- oichcggs ingnisitorischcr Ebemännlichkeit und Lotte Gruncrö kindlicher, netter, wenn auch »och nicht affe seelischen Wechsel- stimmungcn deutlich spiegelnder Fraulichkeit. In der Wirkung keine ärgerliche Begebenheit. — Im „Märchen" ist alles souverän kitschig, das Schloßzimmer, der Snobismus der Diener seiner Lordschaft. Mnlords Entschluß, sich um 1 Ubr nachiS zu erschrecken, nnd das Ztgeunermädchcn. das ilm in Erfüllung der eigenen Prophezeiung an dieser unvorsichtige» Handlung hindert. Das Märchenhafteste ist T o in F a r c ch t s Kartoffelnase und seine Offenbarung der psychischen Mechanik einer Lakaienseele. S t c i n b v cks mvhlgepflcgtcr Spleen stammt ans dem englischen Gesellschaftsalbum Oöcar Wildes nn-d wird von ihm mit müder Vornehmheit und Seelenruhe zur Schau getragen, nur am Schluß anfgepnischt von der nackibcinigen Zigennerrvinantik. mit der Jenny Schaffer in Zimmer und Herz des jungen Lords einbrtcht. Ganz be rechtigt, daß der juristische Rationalismus, mit dem der Advokat Kottenkamp dieser Zigeuilervrtnzessin magnetische Anziehungskraft auf goldene Zigarettenetuis nachn>ri,en will, elend Schjssbruch leidet in diesem Märchen der Kitsch romantik. da.-, ein bißchen sad endet. — Dasür schildert die „erbauliche" Begebenheit von der toten Tante sehr nüchtern den Seelenkampf eines Obcrlchrcrtnpus ans der Simvli- ztssimus-Perspektive. der eine reiche Erbschaft durch das Opfer der Tugend der Aeltesten von seinem Dutzend Kinder erkaufen möchte, aber durch eine sophistische Wendung über die Klausel wegznkommen hofft. Man muh Alfred Meyer als blondbartumwallten Professor am Familienttsch «it Clara Salbach alS sorgender Gluckhenne gesehen haben, seine Korrektheit, seine Würde, seine lateinischen Zitate un feinen Storcheittrttt erlebt haben, um zu wissen, was Charakterkomik ist, die Menschengestalt in einseitig gesteigerter, aber typischer Lcbcnscchihclt prägt. In seiner Darstellung wie in dem Stücke ist etwas von Luwig Thoma» unerbitt lichem Svteßerhas, und grausamer Entlarvung. Aber die sächsische Schüchternheit und Bescingenhett. die Paulsen alS Brautwerber mit Vorleben belustigend anbrtngt, versöhnt mit der Schärfe der Satire, wie auch der klug-überlegene Pastor, den Schröder hintnscht. An Komik der Szene, de» Kinder- chor», mit Gisela Ztdek an der Spitze, hat Georg Ktesau. der Spielleiter des Abends, Ergötzliche» geleistet, so daß überhaupt alle drei Goetz-Späße zum vtelbelacht«« Sommervergnügen wurden. Dr. Felix Zimmermann. Kunst un- Wissenschaft. s* Mitteilungen der Sächsischen StaatStheater. Opern haus: Mittwoch, den 30. Juni, außer Anrecht, „Die Fledermaus" von Johann Strauß, mit Richard Tauber als Gast «Eisenstein), Liefe! v- Schuch. Waldemar Staege- mann, Helene Jnng, Max Hirzcl Rudolf Schmalnauer. Robert Büffel, Grete Nikisch, Lndivig Crmvld. Musikalische Leitung: Kurt Strieglcr: Spielleitung: Waldemar Staege- mann. Anfang 7 Nbr. S ch g u s p i e l h a n S: Dienstag, den 20 Juni. AnrechtS- reihc V. „Die Mitschuldige n" und „Die Laune de» Verliebten" von Goethe. Spielleitung: Josef Gielen« Anfang V-8 Mir. Mittwoch, den 30. Jnnl, erste Wiederholung deS Einakter- Zyklus »Die tote Tante und andere Begeben heiten" von Cnrt Gvetz. Spielleitung: Georg Ktesau. An« fang ^8 Uhr. -s* Albert-Dheater. DnS Lustspiel „Antonia" mit Frau Hermln« Körner in der Titelrolle blclbt wettere acht Tage auf dem Dptelplan, so daß die Premiere „Die Bar auf Montmartre" bls auf weit«» verschoben werden muff 1 * Katholische Kirchen« und Fcstmusik. Dem Gedenken de» 17 5. Iah reöiagcsderEtn weih ung unserer Katho lischen Hosklrcke, jenes in aller Welt berühmten BarockprachtbancS. zu dem der Italiener Chiavext de» Plan entwarf und in dem die Äuplen «aoru von jeher mit bc«
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