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!/ 7V. Jahrgang. AS 208 ükUlkNv-AAKAgyk Moulage 28. Juni 1928 Gegründet 18SS Dradlanichrist: «achrichl.n Dr»,d»». Fernipricher-Sammetnummer - 2S241. Nur Mr Nachlgeiprüch« - 2O VN. - kÄokJikri- °»m lb. di, so.Juni IV2V !>«, iSattch »weimaliger LutleUun^ ir«i Iiau» i^o Mord. >r-tzvUl)r Poftdeiug»pr,i» tür Mono! Juni z Marli ahn» Poftju»eUunq^,ediU)r. «in,,»»«»« Id P,»a»i,. Di» Anj»«o«n werden nach Voldinard »erechnea di» »mlpalNge -0 nun dretl« Klriioigon-KUnoika« 3«i>« 30 Pß>- Itir auiwLrt, z» Pig. stamUienanzeigei, und ÄeUenae.uch« ohne LIIIgLiAkli^^Al LilL. Radal >0 Mg- auhrrtzald 20 Pia- dir A> mm dreile Reklomezeile ISo Pia. niherkald 200 Ptg. Osserlengebllkr >0 Mg. Au»w. Auitraqe ?>ea»n Dorauadez-idl SchriMeitung und ü-upIgeIchSIt,«e0«! Larienllr«,» ^S/^2. Druch u. Drriao von -Ueplch » 2t«ia>«rdl m Dre»d«n. Poftlcheck-Konlo 1OSS vr«»de«. DachdriuK nur mii deuiltcher QueNennnoad« .Dresdner liardr ' mlnMa Unnerlnnaie öMriNftiikk, werden niw awnewadrt. Spaniens Mehr vom Völkerbund. Erklärungen des Königs Alfons in Paris über die Fehler der Genfer Politik. Laillaux' Kamps gegen -ie Bank von Frankreich. — Neue Gefahr im Eibe- un- O-er-Gebiek. — Er-beben-Kalaslrophe im Mittelmeer» Die „Politik -er Täuschung". 1^' «Durch Fui, kIpruch.» Paris, 28. Juni. Der in Paris anwesende K önig von Spanien hat in einer Unterredung mit einem Journalisten über die Frage dcS Weltfriedens und den Locarnopakt erklärt: Er sei ein warmer Anhänger des Völkerbundes, aber es scheine ihm. das, cs gefährlich sei. diese Versammlung einzig »nd allein ans ehemals kricgssilhrcnden und interalliierte« Nationen zusammcnzusetzcn. Wäre es nicht viel heilsamer, N e u t r a l e hinzuzuzichc»? Er glaube, das, cs besser gewesen wäre, Deutschland von Anfang an zum Völkerbünde zuzu lassen. Man hätte ans diese Weise viele Schwierigkeiten ver meiden können. Es scheine ihm, dasi man Spanien nicht die Behandlung zuteil werden lasse, auf die es ein Anrecht habe, nämlich aus einen st ä n d i g e n Sitz im VölkcrbnndSrat. Aus die Frage, ob Spanien Im entgegengesetzten Falle daran denke, den Völkerbund zu verlassen, erklärte der König: Wenn über diesen Punkt der Standpunkt sich nicht ändere und wenn Spanien nicht eine gerechte Befriedigung erlange, könnte cs dazu gebracht werden, dem Völkerbünde nicht mehr das gleiche Interesse entgegenzubringcn. Aber cs wünsche von ganzem Herzen einen Ausgleich. Ehemals habe man mit Recht die ver hängnisvollen Folgen der Politik der Gchcimdiplomatie ge tadelt, an ihre Stelle habe man seht eine Politik der Täuschung der Nationen gesetzt. Sic könne sehr schlechte Er gebnisse zeitigen. Man dürfe aber nicht an dem gesunden Sinn weder der Nation, noch der Individuen verzweifeln. «WTB.) Jnkernallonake Währungsunion. Zollunion und Dereinigke Staaken von Europa. Brüssel, 28. Juni. Im Verlaufe dcS Kongresses der L i g a für Menschenrechte wurde von den französischen Ver tretern aus die Währungskrise in Frankreich hin- gcwiescn und von belgischer Seite die Schaffung einer der inter nationalen Postunion entsprechenden Währungsnnion gefor dert. Ein deutscher Delegierter trat für eine Zo l l u n i o n ein, ei» portugiesischer für Schaffung eines Bundes der Kolonialvölker unter der Leitung des Völkerbundes. Das militärische Element solle bet der .Kolonisierung soweit wie möglich anSgcschaltet werden. Tchlicsilich nahm der .Kongress, der beschlossen hat, in zwei Jahren in Lissabon wieder zu- sammenzutretcn, eine Entschließung zugunsten der Schaffung der Bereinigten Staaten von Europa an. «W. T. B.) Die Gründe für Robmeaus Rücktritt. Paris, 28. Juni. In einer halbamtlichen Auslassung des Finanzministeriums werden die Gründe erörtert, die für den Personalwcchiel in der Leitung der Bank von Frankreich maßgebend gewesen sind. Zunächst wird sestgcstellt, daß die Unabhängigkeit der Bank nicht angetastet werden soll, um so weniger, als sie gesetzlich geregelt ist. Der Bank von Frankreich könne man indessen nicht den Rorrvursersparen, daß sie ans ihre Privilegien zu eifer süchtig bedacht sei. und den Interessen des Staates nicht ge nügend Rechnung trage. Die Rank sei vor allem in den Fehler verfallen, das, sie vor aller Welt verkünde, das, an dem Gold bestand von fünf Milliarden nicht gerührt werden solle. Das habe zur Folge gehabt, daß sowohl im Innern wie auch nach außen hin die Spekulation ungestört habe zu Werke gehen können. -» Neuyork, 28. Juni. Die Mitglieder der amerikanischen Schuldenkommission weisen in scharfer Form die französischen Versuche zurück, die Schuldcnverhandlungcn mit Amerika wieder auszunehmcn. Die Frankreich gewährten Bedingungen lägen völlig im Bereiche seiner Zahlungsfähigkeit. Französische Royalisten im Elsah. Paris, 28. Juni. In Straßburg hatte die Nona- listischc Partei gestern eine Versammlung veranstaltet, in der der Chefredakteur der „Action Francaise", LSon Daudet, sein Programm im Hinblick auf die örtlichen Forderungen des katholiscli-en Elsaß entwickelte. Als die Ver sammlungsteilnehmer einen Umzug veranstalten wollten, der verboten war, kam es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei. Drei Siu>denten wurden verhaftet. «W. T. B.) « Paris, 28. Juni, dkm Ostbahnhos in Paris kam es gestern nach Rückkehr der Faschisten, die in Reims eine Ver sainmlniig abgehalten hatten, zu einer Schlägerei mit K o m m u ii i st c n. lW. T. B.) Zusammenslötze in Dpern. Brüssel, 28 Juni. In Upern kam es am gestrigen Sonntag bet der Enthüllung eines Denkmals für die Ge fallenen des Weltkrieges zu heftigen Zusammenstößen zwischen flämischen Kriegsteilnehmern und der Polizei. Anlaß hierzu bot die Weigerung der Stadt verwaltung, die f l ä m i s ch e F l a g g e neben denen Englands Frankreichs und Belgiens anzubringen. Zahlreiche Ver haftungen wurden vorgenommen. DerhastungvonSpielleulenimbesehtenGebiel Koblenz, 28. Juni. Zur Feier des 75jährigen Bestehens des katholischen Gcsellenvereins waren mehrere Vereine aus dem unbesetzten Deutschland eingetrosfen, die zum Teil eigene Musikkapellen mitbrachten. Als der Gesellenvcreiu Hildes- Heim mit Spicllenteii, die im besetzten Gebiet verboten sind, vom Hauptbahnhof mit klingendem Spiel zur Festveriamm- lnng marschierte, erschien französische Gendarmerie, verhaftete die Spielleute und brachte sie mit einem französischen Auto zum Arrestlokal. Erst ans die Vorstellungen des Oberbürger meisters und -er Geistlichkeit beim Oberkommissar der Rhcin- landkommission Tirard hin wurden die Verhafteten wieder frcigelasien. MM Morgen märkischer Boden unter Wasser. Der Wittenberger Dammbruch. Der Wittenberger Pegel wies Sonntag früh aber mals eine Steigerung um sieben Zentimeter auf. Die Lage ist also noch immer bcdrvhlich. doch hasst man. daß der Höchst stand erreicht ist. Allerdings wird das Wasser vor vier Tagen nicht fallen. Die Wittenberger Hauptdciche begin nen zu sickern. Aussig meldet 07 Zentimeter Steigerung. Der bei Schnackcnbnrg gebrochene Damm ist ein sogenannter Sommerdcich und dem eigentlichen Deich vorgelagert. Die ganze Arbeit, durch die der Deich aus IS Kilometer um 70 Zentimeter erhöht worden war. ist zuschanden. Man sürchtet, daß auch der übrige Teil megsacken wird. Wasser spiegel und Deichkrone bilden eine Fläche. Bei Werben, 20 Kilometer oberhalb von Wittenberge, entstand in der Nacht Bruchgesahr. Ans 800 Meter Länge gnvU das Wasser durch den Deich. Durch Anfuhr von 1000 Sandsückcii wurde die Ge fahr beseitigt. Bei einer Rundfahrt durch die besonders betroffenen Hochwasser gebiete der Oder ergab sich, daß das Ge biet des mittleren Oderbrnchs einigermaßen von der Flut ver- schont geblieben ist. Insgesamt sind an 10 000 Menschen in die sen Tagen ständig ans den Odcrdcichen beschäftigt. Während der Höchststand des Wassers bei Frankfurt 4,68 Meter am Sonnabend betrug, war das .«mchwasser Sonntag ans 4,87 Meter znrückgegangc». Inzwischen wurde aber gemeldet, daß Ratibor wieder einen Pegelstand von 6,12 Meter gegenüber einem Normalstand von 8,80 Meier anzeigt. ES Ist also eine neue Hochwasscrwcllc im Auslutc», die in einigen Tggen Frankfurt a. d Oder erreicht, hier aber nicht die gleiche Höhe haben wird, wie in Ratibor. Man schätzt, daß rund 800 000 Morgen märkischer 'Boden unter Wasser gesetzt sind. Drei neue Deichbrüche. Wittenberge, 28. Juni. Der Sommcrdcich bet Dannenberg ist in der letzten Nackt an drei Stellen gebrocken. Der Rückstau von der Elbe trieb das Master ,n ekner solchen Höhe, daß aestern abend gegen 10 Ubr sämtliche Hilssmannschaftc« zurückgezogen werden mußten: 12 000 Morgen find auss neue überschwemmt. Gartow «nd Gerieben gleiche» einem See. Weitere Dörfer sind bedrobt. Erdbeben auf Kreta und Rhobus. Bcrlin, 28. Juni. Wie der „Montag" ans Athen mclbet, ist der größte Teil der Inseln im ägäischen «nd öst, licheu mittelländischen Meer von einem Erd beben heimgesncht worden, daS besonders aus de« Inseln Kreta und Rhodns beträchtlichen Schade» angcrichtet hat. Zahlreiche Dörfer wnrdc« verwüstet. Am heftigsten waren die Erdstöße im südliche« Teil der Insel Rhodns, wo «. a. der Leuchttnrm zusammen stürzte «nd den Wächter unter sich begrub. Auch ans den Sporadc« sind Erdstöße ver spürt worden. Nach einer Meldung ans Kairo ist auf dem Hcluan - Observatorium insolge -er Heftigkeit der Stöße -er Seismograph außer Funktion ge treten. In der Stadt selbst «nd in Port Said waren die Er schütterungen noch so stark, daß die Bevölkern«- im Dunkel der Nacht verstört anf die Straßen flüchtete. Auch auf Sizilien «nd in Süditalic« find hcfiigc Erdstöße in wellenförmiger Bcwegnng »erspürt worden. In Messina waren sie besonders heftig und dancrte» etwa LÜ Sekunden. Kalafkrophale Lage in Mexiko. Große Teile der mexikanischen Stadt Billa de Leon sind noch überflutet. Etwa 1000 Häuser sind bereits von den Fluten weggeickmcmmt worden und noch stürzen täglich Häuser zusammen. Bisher liegen noch keine genauen Angaben über die Zahl der Toten vor. Man befürchtet, daß noch zahlreiche Leichen sich unter den Trümmern befinden. Tankende von obdachlosen Familien wurden in öffentlichen Gebäuden unter- gebracht. Wegen der P e st g e s a h r im UcbcrschwcmmiingS- gcbiet hat die Regierung angeordnct, daß sämtliche im Wasser liegende Leichen zu verbrennen sind. Der Völkerbund als -iplomattsches Druck mittel europäischer Mächte. Die Schweiz beugt sich nicht. «Bon unserem Genfer Vertreter.) Genf, den 22. Juni 1S26. Den europäischen Mächten ist ein neues Druckmittel ge-i worden, das dem den Völkerbund beherbergenden Land —« gegenwärtig die Schweiz — Perspektiven ganz neuer Art eröffnet über die Art. wie es im Bedarfsfälle unter diplomati schen Hochdiuck gestellt werden kann, falls es in irgendeine Differenz oder einen Konflikt mit einem dem Völkerbund angehörenden Staat eintritt. Der neueste italienisch schweizerische Zwischenfall von Plainpalais hat neben anderem gewissermaßen einen neuen „schweizerisch - russischen Konflikt" geschaffen: Meldungen darüber sind allerdings schon vor einigen Tagen aufgetancht, bestätigt worden sind sie erst durch die soeben veröffentlichte Rede Mottos im Schweizer Nationalrat wie auch durch eine Auslassung Chamberlains. Motto teilte mit, daß Italien die Drohuna ausgesprochen habe, sie sogar durch den Botschafter Garbasso in Bern offiziell anbringen ließ, „bei Wiederholung solcher Zwischen fälle keine völkerbundlichen Delegationen mehr nach Genf zu schicken, weil nur eine ruhige Atmosphäre ein erfolgreiches Arbeiten -er Italiener gewährleiste", während Chamberlain sich dagegen verwahrt hat, Saß der Völkerbund zu einem In strument in der Hand jeder beliebigen Macht gegen diejenige werden könne, in deren Land der Bund seinen Sitz hat. Unter diesen Umständen müßte wohl der Völkerbund jedes mal in einem andern Land residieren, um zuletzt überhaupt keinen Punkt der Erdoberfläche mehr zu finden, gegen den nicht einer der Völkerbundsstaaten etwas einzuwcnden und Grund hätte, ihn zu boykottieren. Rußland besucht keine Bölkcrbundskonferenzcn weil der Völkerbund auf Schweizer Territorium installiert ist und dieses den Russen als Mord- bodcn erscheint: bei Rußland geht das noch an, well es von der Schweiz nicht anerkannt ist. Italien macht eine ähn liche Einschränkung, ihm erscheint der Boden in Genf als zu unruhig. Es will keine Delegationen mehr schicken, wenn . . , lfolgt die einem Ultimatum ähnliche „freundschaftliche Be dingung"). Auch von Frankreich ist schon Achnliches, wenn auch in anderer Form, angedcutct worden: es würde auch keine Delegationen mehr nach Genf schicken, falls die Schweiz den Zonenkonilikt vor den Völkerbund bringen wollte. Schließlich ist beinahe von Ungarn etwas Der artiges erwartet worden, weil aus dem exterritorialen Gebiet der Halle im Völkcrbundpalast eine Ohrfeige geklatscht hat. Auf die einfachere Formel gebracht, lautet der Satz so: Entweder die Schweiz pariert jedem Lande. ober der Völkerbundssitz wird in Frage gestellt, ganz unabhängig davon, ob cs sich um leichte Differenzen oder um schwerere Konflikte handelt, ob diese mit dem Völker bund etwas zu tun haben oder nicht. Das ist natürlich etwa-, was sich die Schweiz nicht gefallen läßt und ihr keineswegs andere Richtlinien zu geben vermag. Leidtragend ist nur das Ansehen des Völkerbundes, dessen weltumspannende Be deutung allmählich geradezu als Kompensation verwendet wird, um die innere und ankere Politik der Schweiz vom Ausland her regieren zu können. Motta hat tu seiner großen Rede deutliche, aber immer? noch viel zu diplomatische Worte gegen Italien gefunden. Besonders pikant ist die immerwährende und in der Rede wiederum verwendete Behauptung, zu keinem Lande be ständen so herzliche Beziehungen wie ausgerechnet zu Italien. daS wie Rußland Genf bonkottiercn will, falls die Schweiz nicht gesonnen sein sollte. Versammlungen ihrer Bürger zu verbieten, sobald die in der Schweiz wohnhaften Italiener dies verlangen . . . Natürlich ist sie das nicht! Wenn also Mussolini Wort halten will, io wird Italien gewiß schon im Herbst keine Delegation nach Gens mebr schicke« können, denn bis dahin werden die lebbasten Genfer noch manches tn«. waS den Römern nicht gefällt. Das Erschwerende ist. daß cs bei den letzten Zwischenfällen italienische An gestellte des Völkerbundes und des Inter, nationalen Arbeitsamtes waren, die sich, selbst exterritorial, die Kompetenz anmaßten, in fremdem Land die Regierung unter Druck stellen zu wollen, selbstverständlich ergebnislos lieber die Exterritorialität der Angestellten wird daS letzte Wort noch nicht gefallen sein, sicher ist aber jedenfalls, daß sich Lagen ergeben könnten wo diele Immunität auf gehoben werden müßte, sobald sic mißbraucht wird. Es handelt sich nun also bereits um verschiedene Fälle, wo von Regierungen der Völkerbund als diplomatisches Druckmittel verwendet wird, um das Land keines Domizils zum Entgeaenkommen zu verpflichten. Diele Geschichte längt an. den Schweizern etwa? langweilig zu werden, und die Ungeduld findet ihren Ausdruck in sckarken Attacken gegen VsilkerbnndSkesretarsg« "-*> ^«»erngtiongleS ArbritSamt im Schweizer Nationasrat ES io setztbin darüber eine lange Rede geßgltcn worden, die Im Palais deS Nation- wobl ge hört werden konnte: „Der Völkerbund sei ein Krebsschaden sür Gens. Er Internationalisiere die schweizer Stadt und entfremde sie dem Volksleben. DaS Lckrelariat würde besser aus dem