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7». Jahrgang. Ai SI4 Adens-Ausgabe Montag, 2Z. August 1921 Begründer 18SS DradlanIchrM: «m,»«. tz»rnl»k»ch»r - Samm-inumm«: SV S41. Am lür Aachlgschrtch» i SO 011. .l-.rl,- »»IN >6. »l»3l.riuauft I02o U»I lagUch i«,unaUq»r Juiwllunp r»> »»uu, »twrk <)öHUll5 ' 1V6OUt)l P»Ä>»iua»vk«t» Un wonai August z Mar« «dn« Poiituft»llu»i>»e»dUdr. 1» VIrnnt». DtO RlNAEtH Anzeigen-Preise: -uß»rd«ld I nach voldinar» orr»chnri: dt» >ür au»w!trt» 1b ^ »ldmar» orrechnri: dt» »tnIpalNa« X> min dr»U» M«. Sami'i«nan»»>i>«n und 6Ie»»ng»iUch« «dn» via- dl« «1 mm dr»ü» L»ktom«,»,l» >.» PI,U uh»»bald ro Pia- . ON»rt»no»büks 1» Pt« Au,w AuNrao» »»a«n v»n>u«d«»n SchNMiMmo und A^up><,e>chiM»sI«lle, «art-nltr» „ 2S/4L Druch u. A«rtan von Ut»»Ich o 21eIN»«r*' m Dr»»d»n. Paf»ch«».Aonw IOSS Lra»d»n. Aachdru» nur mt' 0u»U»Nl'N^,d» Dr-«I>n»r iiiNUNo Unn»ri»n-'tr VlNnlNNttlt,' n»»rd»n NX» >utt>»mobil. Pangalos verhaftet. Die Flucht auf -em „Pergamon". — Von Kriegsschiffen und Wasserflugzeugen verfolg!. Letlegungsaussichlen im mexikanischen Airchenskreik. — Schwere gusammenstöbe bei einer Seimaibund-Deranslaliung in Kolmar. Aach kurzer Gegenwehr. Athen. 23. August. Der auf der Insel Spetsai zum Sommeraufenthalt weilende Diktator Pangalos wurde zu nächst. nachdem er vergeblich versucht hatte, auf einem Seeslug- -cug zu entkommen, an Bord des Kriegsschiffes „Pergamon* gebracht, der sofort in See ging. Es gelang jedoch Pangalos. den Kommandanten des Kriegsschiffes aus feine Seite zu dringe«, worauf mehrere Kreuzer und Flugzeuge di« Ber. folgung des „Pergamon* aufnahmen. der dem Kap Matapan zustrcbte, um dort ins Mittclmeer zu entkommen. Nach mehr» stündiger Verfolgung wurde der „Pergamon* erreicht «ud »ach »ergeblicher Auffordernug. sich zu ergeben, beschosten. Nach kurze« Gefecht gelang eS dem Schiff, sein« Fahrt fortzu, sehen, bis der schnellere und mit stärkere» Geschützen versehene Kreuzer „Lüon* es abermals stellte. Jetzt sah der Komman dant des „Pergamon* die Vergeblichkeit der Flucht ein und er gab sich. Pangalos wurde verhaftet und an Nord des „Läon* gebracht, der in der Nacht in Peratsint eintraf. Derlchlsversahren gegen Pangalos und seine MU. ardetter. Athen. 23. Aug. General KondlkiS erklärte Presse vertretern. daß gegen alle für den Sturz der früheren Regie- rung Verantwortlichen, also auch gegen Pangaloö. nnverzüg- lich ein G e r i ch t S v e r s a h r e n eingelettet werden würde Eine besondere Kommission werde die Verantwortlichkeit des Generals Pangalos und keiner Minister zu untersuchen haben. Die verhafteten Minister befinde» sich im Ministcrpräsidium «o sie scharf bewacht werden. Der Umsturz kam völlig überraschend. General VanaaloS hatte sich noch am Sonnabend abkolut als Herr der tage gewähnt. KondiliS bat ferner mitaeteilt, daß die Zensur sofort ausgehoben werde. IT Ui Das Urletl des ehemaligen KSnlgs von Griechenland. Paris, 23. August. Der Exkönig von Griechen land erklärte einem Politiker, daß er durch die Ereignisse in Griechenland nicht überrascht sei. Er warte die Ent- Wicklung in Griechenland mit Interesse ab und hoffe, baß das Land bald frei sein werde, um feine politische Gesinnung kund zu tun und um über die Regierung, die es wolle, zu ent scheiden. Anfang September wird König Georg nach Ru mänien reisen, wo er Gast der rumänischen Köntgsfamilie sein wird. (T. U.) Wirbelskurm über Berlin. Zahlreiche Vioote gekentert. Berlin und seine weitere Umgebung wurden am Sonntag von einem zyklonartigem Sturm und schweren Regen güssen heimgesucht. In der Nähe des Magdeburger Platzes im Berliner Westen wurde ein umfangreiches Stangengerüst zum Einsturz gebracht. An der Langen Brücke in Potsdam ken- terte ein mit zwei jungen Leuten besetztes Paddelboot. Einer der Insassen ist ertrunken, während der andere gerettet werden konnte. Auf dem Müggelsee kenterte» etwa acht Segel» «nb Paddelboote. Dt« Insassen wurden sämtlich ge rettet. Der Sturm war auf dem Müggelsee so stark, daß auch Motorboote nicht verkehren konnten. Ergänzend wird weiter gemeldet: . Der orkanartige Sturm, ber gestern nachmittag Groß- Berlin und die wettere Umgebung heimsuchte und der großen Materialschaden angerichtet hat. hat auch Opfer an Menschenleben gefordert. Der Reichswasferschutz In Pok'dam suchte nach sechs Mensche», die von ihren Angchö- rigen vermißt werde«, darunter den RegterungSrat Dr. Wil helm« mit Gattin und zwei Söhnen. Riesiges Schadenfeuer bei Sannover. Am Sonntagnachmittaa brach in de« etwa 10 Siloweter westlich »»« Hannover gelegen«» «agetzerierwnkk Seelze de« Continental Coutchonc «nst Gnttastercha Company Hannover ans, das sich ungeheuer rasch auS» breitete. Innerhalb kurzer Zeit war das ganze Werk, mit Ausnahme einiger weniger Gebäudeteile, bis auf die Um» fastnngömanern nledergcbrannt. Die Sntstehungsnrsache des Feuers ist nicht bekannt, jedoch wird Selbstentzündung «age, nommen. Der Schade« ist sehr groß. Menschenleben sind nicht zu beklagen. . AeberfSNe chinesischer Piraten. Hongkong. 23. Aug. Füns bewaffnete Chinesen über fielen am Sonnabend abend zwei englische Dampf schisse und zwei Motorboote, aus denen sich eine An zahl Europäer befanden, die aus der Höhe der Insel Lantao westlich von Hongkong fischten. Nachdem sie die Motorboote und ein Dampfschiff geplündert hatten, zwangen die Piraten die chinesischen Schiffsmannschaften, sie in dem größten Schiss nach Macao zu bringe«. sW. T. B.) * Paris, 23. August. Nach einer Agenturmeldung auS Lissabon hat die portugiesische Regierung mit Rücksicht auf die gestern gemeldeten Angriffe chinesischer Streikenden aus »ortn» giestsches Militär in Macao beschlossen, zwei Kriegs schiffe an Ort und Stelle zuentsenden. sW. T. B.) Gewalllalen gegen -en Seimalbun-. Schwere Zusammenstöße in Kolmar. Dr. Ricklin tätlich angegriffen. Paris. 28. Aug. In Kolmar kam eS gestern bet einer Versammlung des Heimatbundes zu heftigen Zusammenstößen mit nationalistischen Verbänden, die die Feier störten. AlS der stithrer des Hcimalbnndes. Dr Ricklin. in Kolmar ankam, wurde er von fünfzig französische» Rationalisten überfallen »nd mit Stockschläqcn mißhandelt. Mit Mühe konnte er ent kommen. Vor dem Saal, in dem die Zusammenkunft stattkinden sollte, hatten sich nachmittags um 2 Uhr etwa > m bis 600 französische Kriegsteilnehmer versammelt. Als die Anhänger des Heimatbundes zur Versammlung erschienen, kam es zu schweren Zusammenstößen. Mit Spazierstöcken und Gummiknüppeln gingen die Parteien aufeinander loS. AlS die Polizei erschien, war bereits eine große Anzahl von Teil nehmer« ernstlich verwundet. Dr. Ricklin wnrde erneut an» »earlssen «nd konnte nur durch bas Eingreifen der Gen» ! darmerie vor schweren Verletzungen bewahrt werden. so Millionen Schweizer Franken für Frankreich. Berlin, 23. August. Die Morgenblätter melden auS > Zürich: Am Sonnabendabend wurde nach längeren Verhand lungen zwischen der französischen Regierung und Schweizer Banken ei» Abkommen unterzeichnet. Die Iranzösilche Negierung erhält dadurch zugunsten nnd gegen Sicherheiten der französischen StaatSbahnen eine Anleihe von ili Millionen Schweizer Franken ans 25 Jahre. Die Anleihe > wird schon in allernächster Zeit össentlich anfgelegt werden. Schlich Oranienslein wird durch holländischen Einfluß bemkunqssrei. Wiesbaden. 23. August. Eine holländi'che Reisegesellschaft hüte kürzlich während der Niederlande - Woche ln Diez in einem Telegramm den lrainöstichen Kriegsminister gebeten, das Schloß O r a n I e n st e t n bei Diez, das Stammschloß de« holländischen Herrscherhauses, von der Besetzung fret- jzugebcn. Wie nunmehr bekannt wird, hat die französische Negierung ihre Zustimmung erteilt. Die Besatzung wird Ende September zurückgezogen. Diez selbst behält allerdings noch ein Bataillon französischer Truppen. Der „Temps" zur Warx-Ae-e. Paris. 28. Aug. Der „TempS* beschäftigte sich am Sonn tag mit der R e de des Reichskanzlers Dr. Marxin Breslau. Das Blatt gibt zu, daß der deutsche Reichskanzler sich bemühe, eine der Versöhnung günstige Atmosphäre zu schaffen. Zu den Erklärungen des deutfchen Reichskanzlers über die Locarno- poltttk meint das Blatt, der Irrtum gewisser deutscher Kreise habe darin bestanden, von Locarno Unheil zu erwarten. Die Schwierigkeiten in der internationalen Politik ergeben sich nicht wie Dr. Marx glaube, aus dem FrtedenSvertrag, der den Besiegten harte Bedingungen anferlege. BSlkerversöhnnng bedeutete nicht Vernichtung der Vergangenheit »nd das Ver gesse« aller Lehren der durchlebte« Geschichte. Die Deutschen müßten erkennen, daß die Sieger von 1018 den FrtedenSvertrag in einem loyalen und liberalen Sinne ausführten llj. Bisher habe nur Deutschland von der Ausführung des Ver trags Vorteile gehabt. Dies könne niemandem zwelsclhaft sein, ber die heutige Lage des Reiche» mit der beim Ende beS passiven Widerstandes vergleiche. Der „TempS* geht dann auf die Forderung des deutschen Reichskanzlers auf weitere Herabletzuna der Trnppcnzahl im Rhelnlande ein und erklSrt:s Wenn die Botschafterkonferenz von der normalen Truppen, zahl gesprochen habe, so habe sie damit nicht die Zusicherung gegeben, daß die deutsche Garnisonstärke vor 1314 ge» mein« sei. . Bevorstehende Beilegung -es mexikanischen Kirchenslreiles? Renyork, 28. Aug. Nach Meldungen aus Mexiko haben die Bischöse nach einer längeren K o n s erenz mit dem Präsidenten CalleS eine Erklärung veröffentlicht, in der sie Mitteilen, daß daS Ergebnis der Besprechung äußerst befriedigend sei. Präsident CalleS betonte ausdrücklich, daß die Gottes dienste wieder ausgenommen werden könnte«, wenn die Kirche den Grundsatz anerkenne, daß Sirchcngcbände Rational- eigentnm seien. Der Szenenwechsel in Griechenland. Man hat es sich längst abgewöhnt. Staatsumwälzungen in Griechenland irgendwie tragisch zu nehmen. Sie waren einmal ernster, als noch die Gärung eines durch gefährlichste Kriegsabenteuer irregesührten und durch maßlose dema- gogische Machenschaften eines Venizelos aufgewühlten Volkes den Nährboden für dauernde Revolutionen abgab, und als eine Kulturschmach wie der gräßliche Mord des blutgierigen RevolntionStribunals an den fünf konstantinlschen Staats männern den Abscheu der gesamten Kulturwelt hervorrief. Seit aber «ln durch und durch politisch verseuchtes Heer und eine Clique politisierender Generale unter ständig wachsen der Teilnahmlosigkeit der Bevölkerung die Negierungen „macht*, sind die griechischen Staatsstreiche recht ungefährlich geworben, zumal eS sich die Truppen längst angewöhnt haben, wen« wirklich Schüsse fallen müssen, in die Luft zu schießen. Die Staatsstreichmanöver werde» in den Kasernen sorgsam vorbereitet, und eine Nacht genügt, um dem griechischen Volke und der Welt die Tatsache bekanntzumachen, daß ein neuer General das Volk zu Glück und Wohlfahrt führen will. Etwa» ander» sah die Sache aus, als im Frühjahr 1825 durch einen militärischen Putsch der General Thevdoros Pangalos an die Macht gelangt war. Er war politisch ein unbeschriebenes Blatt und hatte sich bisher von alle» Umwälzungen und politischen Ereignissen sorgsam zurück- gehalten, aber er überragte seine Vorgänger und Gegenspieler in der Arm?e sowohl durch überlegene Bildung und Wissen als auch durch eine recht zielbewußte politische Energie. Er erkannte die Unhaltbarkeit eines parlamentarischen Systems, daS sich in parteipolitischen Reibungen und Machenschaften erschöpfte, und das tm Volke selbst kaum noch Anhänger fand. Niemand kann verkennen, daß Pangalos sowohl in bezua auf die Verwaltung als auch aus die Ordnung der verfahrenen tnnerpolitischen Zustände Ersprießliches geleistet hat. Er hat eS zunächst mit einem Uebergangsregime versucht, indem er dem Parlament ein Scheindasein gestattete. Er bewog auch den bisherigen Staatspräsidenten Konduriotis, auf seinem Posten zu bleiben. Im Herbst 1925 aber schickte er das Parlament nach Hause, ohne über eine Neuwahl oder einen Wiederzusammentritt irgendetwas verlauten zu lasse«. Im Jcrnuär d. I. ließ er sich vielmehr von den Offizieren zum Diktator ausrufen, und als Konduriotis schließlich auf seinen Schattenposten als Staatspräsident verzichtete, schrieb Panga los Im April die Neuwahlen für den Staatspräsidenten aus, die mit SV Prozent für Pangalos ausflelen. Der griechische Diktator schien damit für alle Außenstehenden auf dem Gipfel punkt seiner Macht angelangt. Ob die Wirklichkeit aber diesem Schein entsprach, ist bis heute unklar geblieben. Denn die drei Parteien, in die sich die einst mächtigste Partei der Beni- zelisten gespalten hatte, hatten Wahlenthaltuna proklamiert. Desgleichen die früheren Royalisten unter dem General Metaxas, den Pangalos noch am Vorabend seines Sturzes hatte verhaften lassen. Während nun die Gegner des Dikta tors behaupten, daß nur einige wenige Gefolgsleute für Pangalos gestimmt hätten, und alle Meldungen über die starke Beteiligung an der Wahl nichts als Wahlbctruq barstellten, bezeichnet« ^pangalos Im Siegerstolz die Wahl als ein Votum des gesamten Volkes, da die Parteien nur aus ihren Führern beständen, hinter denen längst keine Anhänger mehr ständen. Zweifellos hatte der Diktator damit nicht so unrecht: denn das Volk hatte aufgehorcht, wenn der neue Machthaber die verrottete Parlamentshcrrschaft geißelte, wenn er betonte, daß er, kein Politiker, sondern nur Patriot und Soldat sei, und es hatte mit der Parteiwirtschaft nicht viel tm Sinne. Was der Diktator für die Zukunft plante, ist stets recht unklqr geblieben. Er selbst hat seine Negierung als eine „Regierung der momentanen Lage* bezeichnet, deren Zweck es sei. den Partelhader auszuschalten, dem Währungsverfall zu steuern, die Bolschewisterung des Landes zu verhindern und die anderthalb Million Flüchtlinge als Erbschaft des mißglückten antitürkischen Kriegsmanüvers in die Wirtschaft etnzuglledern. Daß er mit Energie an diese Aufgabe ge gangen ist. kann man nicht verkennen. Aber ob es ihm mit seinem Versprechen sehr ernst war. dem Lande die Volksver tretung ivleberzugeben. wenn die Verhältnisse wieder normal geworben wäre; wirb man dahingestellt sein lassen. Seine Pläne gingen »war In der Richtung einer Stärkung der Stellung de» Staatspräsidenten nach dem Muster Amerikas, wie sie auch Ptlsndskt in Polen tatkräftig verfolgt Aber in der Praxis hatte PangaloS noch keinerlei Maßnahmen erkennen lassen, die auf eine wenigstens scheinbare demokratisch parlamen tarische Unterbauung seiner Diktatur HInauslicsen, wie sie selbst Mussolini in seinem Falchistenparlament geschaffen und der Spanier Prlmo de Rivera in der Gründung seiner Partei (der Union patriotica) angebahnt hat. Möglich, daß diese Unterlassung die anfangs durchaus Pangalos freundliche Stimmung im Volke etwas beeinträchtigt hat. Maßgebend