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D»e-d<«, dm 9. Februar. — Dem Leutnant Berger vom 4. Infanterie Bataillon ist bei seiner Entlastung aus der Armee dis Erlaubniß zun Forttragen der Arme-uniform bewilligt worden. Dies zur Be richtigung der gestrigen Notiz. — Gestern wurden Seitens einiger Herren von der Staats- eiscnbahn-Direction auf dem hiesigen böhmischen Eisenbahnhof Knavsignale probirt. So sehr dies in Rückblick auf die be kannten Vor- oder vielmehr Unfälle letz'er Zeit dem Publikum zur Beruhigung dienen kann, so wenig convenirte dies den auf der dortigen Station haltenden Droschkenführern, von denen Mancher aus seinem ckolcv Ine nionto aufgeweckt wurde. — Gestern Mittag um 2 Uhr besuchten Ihre Maj. d'e Königin in nur weniger Begleitung die Geflügelausstellung im Gewandhause und wurde durch den Vorstand, Herrn Fecht meister Prosch durch den Saal mit den nöthigen Explikationen geleitet. Es dürfte namentlich den auswärtigen Einsendern von Geflügeln zur Dresdner Ausstellung nicht uninteressant sein, das Resultat der am Donnerstag stattg-sundenen Prä- miirung zu erfahren Der Verein hat zu diesem Zweck für den ersten Preis eine silberne Medaille (gravirt vom Hofgravmr Jahn, geprägt beim Günter Dämm) in der Größe eines Spe- ciesthalerS ansertizen lasten, die in der Mitte »m llolisl eine Gruppe Geflügel, auf der einen Seite die Worte: „Der Tiriben- züchterverein zu Dresden" und auf der Rückseite der Devise: „Dem Verdienste um die Flügelzucht" zeigt. Eine eben solche Medaille, aber in Bronce, ist für den zweiten Preis best mmt. Der dritte Preis ist ein Diplom mit lithographirter Deko ration von Gefieder. Den ersten Preis erhielten: 1) I. K H. die Prinzessin Karl von Preußen für egyptische Möschen und Rebhuhntauben. 2) Prosch, Winzer und Vrcibling hier, Varth in Leipzig für Isabellen, Springer in Altenburg, E. Nesen in Köln, Destriveaux in Paris für Llmanstümler, Grüner in Hirschfelde für Nothflügel mit weißen Strichen (seltene Schön heit), Krutsch in Trautzschm auf Bagstetten, Fuchs in Alten burg, Listen in Loschwitz für Prinz Albert- und Brahmaputra hühner, Oettel in Görlitz und Otto Turgas hier für schöne Hühnercollectionen. Die zweiten Preise erhielten in Dresden: G. A. Michael, E. F. Bieber, E. Verworner, Seifert, W. und I. Lehmann Hauptmann von Klengel, Heinz«, C. Claus, Pö- nicke, Prosch und Oberleutnant Op eit. In Bautzen Z izmann und Drädler. Auswärts: Lenzen in Köln, Zoologischer Verein in Weimar, O. Dellz in Frankfurt a. O., t-r. Steinhaufen in Tetschen, A, T. und M. Kratzsch in Zeitz, C. Müller in Groß- schallbach, Schülbe in Hamburg, Gestügelverein in Eybau, Kresse in Neuboterschau, Rabe in Weimar, Liston in Loschwitz und W. Diesterberg in Schneverdingen Die dritten Preise ficken nach Bautzen, DrcSdm, Breslau, Altenburg, Magdeburg, Lom matzsch, Braunschweig, Siebenlehn, Loschwitz, Gorbitz, Strehlen, Gera und Pulsnitz. Bcmcrkenswerth ist noch, daß die gefertigten 2000 Loose vollständig vergufstm sind, den noch aber der Verein keine neuen trotz der gestrigen stark;» Nachfrage auSgab. Die von Herrn Prosch hier ausgestellten kghptischen weißen und blauen Möochen tragen nach Aussage der Kenner den Siez davon. Am Freitag war die Ausstellung stürmisch besucht. U — Die Voraussetzung, daß die zwischen der Ktadtgemeinde und Herrn Architekt Neiße und der verwiUwe'en Frau W eßaer abgeschlossene, die nähere Verbindung der Pirnaischen Vorstadt mit der Elbe bezweckenden Kaufs- und Uebercignungsvertrüge dazu dienen würden, diese Verbindung durch Verlängerung der Amalienstraße über den oberen Elbbcrg zunächst der P lln'tz.r- praße mittelst Durchbruchs und dann durch des Neißesche Stadt- gut und die anstoßenden Gärten und autmündend auf die große Ziegelgaste vor dem Schulzute zu bewerkstelligen, hat sich, näherer Erkundigung zufolge, als irrig erwiesen, indem die vor. gedachten Käufe nur weiter hin gelegene Feldzrundstücke zum Gegenstände haben. Sonach liegt die Ausführung des oSerwähn- ten Projekts zur Zeit wohl noch in weiter Ferne, wenn gleich dasselbe schon vor mehreren Jahren und mit besonderer Rück- stcht auf di« über kurz oder lang doch erbaut werdende dritte Elbbrücke, der Glacirstraße gegenüber, lebhaft in Anregung ge bracht und dabei auch d e gleichzeitige Herstellung eines Fahr« »ege« längs des M.ritzdenkmalS durch den Zeughol nach der Rampeschen Straße besprochen wurde. — Bescheids man sich nun zwar auch, daß diese Ausführungen nicht Sache der Stadt- Gemeinde, sondern der Prioatspeculation sein könne, so würde doch immer zu brd,.uern stin, wmn letztere der Sache sich nicht annehmcn wollte. D.-nn abgesehen davon, daß d e schöie Ama- lienstraße in der ro>g d ,chtm Weise in fast gerader Richtung f-rtgeführt werden könnt«, erscheint e§ auch gerade in der j tzgcn Zeit, wo die Verschaazungen eine weiter: Ausbreitung der Stadt nach außen zum Stillstand gebracht haben, als ein Gebot der Rothwendigk it, sich nach Bauplätzen, welche in unmittelbarer Nähe der Stadt liegen, umzusehen. — Wohl wäre es daher in der angedeuteten Beziehung höchst wünschenöwerth, daß Bau unternehmer, um unseren Gewerbs- und ArbeitSleuten die sonst fehlende lohnende und ausreichende Beschäftigung möglichst bald zu verschaffen, sich vereinigen möchten, die Fortsetzung der Ama» lienstraße über das vorbezeichnete bedeutende Bauterrain in ihrem und im allgemeinen Interesse anzustreben — Gestern (Freitag) 10 Uhr brachte die Kapelle des k. preußischen 8 Leibinsanterieregiments auf Schloß Albrcchtsburg in Loschwitz eine Morgenmusik. — Um die Differenz zu beseitigen, die in der Quartier- aeldvsrgütungssrage zwischen der Zweiten Kammer und dem zum Beschluß der Ersten Kammer erhobenen Antrag des Krön» p- inzen besteht, hat daö Vereinigungsrmfahrcn stattgesunden, dessen Resultat gestern vorgetragen wurde. Man hat sich zu folgendem Antrag vereinigt: Die Regierung solle in denjenigen Ortschaften, wo die bisherige Quartiergeldvergütunz (1 Ngr.) unter den gegenwärtig vorwaltenden Verhältnissen unzulänglich erscheint, auf Antrag der betrofstnden Gemeinden den Qaartier- wirthen dar», höhere QuartiervergütungSlätzr geben, wenn nach j den angestellten Erörterungen sich die Unzulänglichkeit und Uu- r verhättnißmäßigkeit der bisherigen Vergütung herausstellt; hier» H bei insbesondre die Größe der betreffenden Orte, den etwa nöthig geworbenen außerordentlichen Aufwand für Unterbring ung der Truppen in Standquartieren, sowie sonstige Erwerbs» und E'näh'ungsverhäliniffe des Ortes unter Berücksichtigung des verschiedenen Aufwandes im Sommer und im Winter, in Erwägung ziehen; die Sätze von 3 Ngr. im Winter und 2 Ngr. im Sommer sollen die höchsten und beziehendlich nur aus nahmsweise zu gewährende sein, auch nur auf Standquartiere und die Dauer des gegenwärtigen Z .standeS beschränkt werden. — Das Wichtigste aber hierbei ist, daß dieser Antrag nicht in das Gesetz als Bestimmung ausgenommen werden, sondern in die ständische Schrift kommen soll; übrigen« soll das Gesetz nur dann genehmigt werden, wenn die Regierung erklärt, diesen Antrag berücksichtigen zu wollen. Dies letztere erklärte in der Ersten Kammer Hcrr Minister v. Falkenste'n im Namen der Regierung, worauf obiger Antrag einstimmig Annahme fand. Außerdem bewilligte die Kammer noch 50,000 Thlr. für das zwecke chemische Laboratorium in L ip ,ig. — Zu derselben Zeit hielt die Zweite Kammer eine bis 4 4 Uhr fortdauernde geheime Sitzung, nach deren Ech'uß die obige Anqeleg uheit zur Sprache kam. Die Kammer nahm nach kurzer D barLe gegen 7 Stim men den obigen Antrag, der aus dem Vcreinigangs verfahren hetvorgezangen war, an. — Im Dresdner Conscrvatorium für Musik fanden im Laufe dieses Winters 4 musikalische und 4 theatralische Ab.nd- Unterhaltungen statt. Zur Aufführung kamen in ersteren: Sinfonie (L-äur), Clavierconcert (ll-äor), Clarinetienquintett, Streichquartett (s)-mo!I), Sonate für 2 Ciaoiere, A.tm aus „Figaro's Hochzeit", „Don Juan" und „TituS" von Mozart; Sinfonie (L-uwII) und Arie aus der „Schöpfung" von Haydn; Claviertuo Gp. 70, Nr. 2) und „Adelaide" von Beechosm; der 100. Psalm von Händel; Arie aus „Orpheus" von Gluck; Clavierseptett von Hummel; Streichquartett (op. 12, Es <lue) und Arie aus „Paulus" von Mendelssohn; Cocert für Vio line von Beriot; Arie mit Chor aus „SemiramiS" von Nos» sini; Variationen für Violoncello von Stranöly; Fantasie für Clarinrtie von Nsissizcr; 8»Ivum lao regem für Chor vmr Nütz, und Lieder von Schumann und Destauer. Dw theatra lischen Aufführungen brachten: „Der Barbier von Sevilla", Oper von Rossini; Scsnen aus „der Freischütz", Oper von Weber; die L»stspielr „das Salz der Ehe" u,d „Schwarzer Peter" von Görner; „Badekuren" von Pu'.tlitz; „die Gouver- nante" von KL.ner, und „Ehestandsex rciüen" von Gene; -- Seit dem 6 d. M. ist die Dampssähre bei Mißen wieder im Gange und befördert, nach euer Unterbrechung alles Frachtverkchrs von 9 Tagen, wieder Güter und Wagen aller Art zwischen beiden Elbust'rn. — Morgen, Sonntag, eröffnet die Cächsckch - Böhmische Dampfschifffahrts-Gesellschaft ihre Psrsonenfahrten zwischen Dresden-Mcißcn.Nirsa und Dresden-Lchmdau und zwar von Dresden Vormittags 10 und NachmiOazL 5 Uhr bis M ißen, Nachmittags 3 Uhr bis Metßen und R.esa, sowie Nachmittags 8 Uhr bis Schanvau. — Drei Leipziger Aerzte und ein junger Kaufmann haben in Anerkennung ihrer Wnksamkckt in den internationalen Lazarethen während des letzten Feldzugs österreichische Orden erhalten. Professor Ile. Sonncnkalb erhi'lt den O den der eisernen Krone, zwei seiner Oberärzte (Professor I)r. Brnno Schmidt und Privatdocent Ur. Kühn) den Franz Joseph Orden. Von Privaten wurde noch ein junger Kaufmann, de L:azre, dccorirt. — In diesen Tagen sind die im vorigen Jahre in dir ! Qip,lg:-r Stadtgemeinvr c-rckgenommenen jungen Bürger ausgr- r fordert worden, in die C'mmuuslzrrdr ciiuutreten, aber, wie j sich denken läßt, ist in diesem Jahre eine noch größere Mini« gung Vorhände»«, als in früheren. Es ist die gewiß nicht grundlose Meinung verbreitet, da.ß das Institut keine lange Lebensdauer mehr hat, vielleicht stchon den nächsten Sommer nicht mehr erlebt, und so kann man es Niemandem v.rdenken, wenn er dis Ausgaben für die Eqaiplr ung, dis immerhin einige zwanzig Thaler kostet, scheut und keine Last hat, mit dem Elnexercirer, eine schöne Zeit zu verbringen. Es kann ja doch nicht bezweifelt werden, daß nach vollendeter Einführung der preußischen Herrverfafsung unsere Communalgarde endlich den Tod der Entkräftung stirbt, — wozu nun noch diese letzte kost spielige Anstrengung? Nehme man die Lsuü', die sich freiwillig melden (wenn es auch nur ein halbes Dutzend sind!) und er» spare den Anderen Zeit und Geld. — Die Herren Nadobili und Zeller aus Wim sind mit ihrer hier in Dresden so beliebt gewordenen Stereoskopensamm» lung vL« Altstadt nach Neustadt gezogen und haben ihre ma» lerischs Reise um die Welt in den geräumigen Par'.erreloeali» täten von Kaiser's Hotel am Markt ausgestellt. Interessant ist auch eine im Schaufenster ausgestellter Phantasielundschaft, an welcher Herr Zeller drei volle Jahre gearbeitet. Die nächste Station, an welcher die schöne Stercoskopmsammlur.g ausgestellt werden soll, ist Chemnitz. — Auf der Schillsrstroße hat man am Mittwoch Abend 130 Equipagen gezählt, welche wegen des großen Ballfester auf dem Schlosse Sr. K. H. des Prinzen Albrecht nach demselben gefahren sind. — In einer Straß« der Pirnaischen Vorstadt ereignete sich bekanntlich im vorigen Jahre der Frevel, daß eine oder mehrere gewisse Personen es ausfindig zu machen gewußt hat ten, an der Hofseite eines Grundstücks Fenster einzuweefen und dem Theil des Publikums, der sonderbarer Weise immer noch geneigt ist, dem Aberglauben zu huldigen, weiß zu machen, daß es spuke. Alles Reden der Vernünftigeren, daß jeder Spuk seine natürliche Ursache habe, half nichts, und schienen nur ge wisse Andeutungen, daß die Gegenstände, mit denen geworfen worden war, keinesfalls aus großer Entfernung kommen konn ten, den Spukgeist zum Schweigen gebracht zu haben. Denn die Umgebung des Hofraurrus ist so frei gelegen, daß man in Ansehung der Leichtigkeit der geworfenen Gegenstände (Stein kohlen, Ziegel- und Kalkst ückchcn) den Werfer unbedingt hätte sehen müssen. In den jüngsten Tagen hat nun das Werfen wieder stattgefundrn und ist man bemüht, dis That wieder einem Spukgeist zuzuschreibcn. Diesmal soll sich der Werfer zumeist d:r Steinkohlen bedient haben, und cs gewinnt nun die Hoffnung B^dcn, endlich dem Spulgeist den Zaubrrmantel herunterzureißen, denn die Steinkohlen können nur aus näch ster Nähe kommen. Der Spukgeist hat sich die Verwerflichkeit seiner Handlungsweise und die Folgen derselben, wenn er sei ner Anonymität entkle det sein wild, wahrscheinlich noch nicht vergegenwärtigt. Bereits ist die Schnur seines ZaubermanklS gelöst und schon in einigen Tagen dürfte er ganz herunter- fallen. Der Thäter wird dann Gelegenheit zum Bereuen sei« ner That finden. — En neuer Industriezweig scheint in Dresden wieder aufzutauchen, ein Jndustrirzweig, der jungen Leuten, die nach ter jetzigen Zeilrichiung Niemand gehorchen wollen, aber doch Geld zu ihrem Unt »halt brauchen, die Gelegenheit hierzu bietet. Es sind dieselben die stg. VaumauSschneidsr, junge Bur schen, in einer Art GäUncranzug, die Bai msäge in der Hand, treten sie mit der in jetziger Zeit üblichen Unverschämtheit und Dreistigkeit bei Gartenbesitzern ein und bi.ttm ihre Dienste als B.vmlarMchneider an. Sie finden auch zum Bedauern der Obstbäume in den meisten Fällen williges Ohr, begeben sich dann nach dem G uten, sägen eine kurze Zeit an den Bäumen herum und lassen sich dann Bezahlung für diese eiaent.lcke Wissenschaft erfordernde Arbeiten geben. Daß diese Bursen so häufig auch angenommen werden, mag seinen Grund wohl darin haben, daß j.dcr Gartenbesitzer fühlt und weiß, daß die Bäume ausgeschnitten werden müssen, u-,d daß dieselben in dm mcistcn Fällen nicht wissen, an wm sie sich deshalb wenden sollen, dr die Zahl der hiesigen wirklichm, mit den uöthigen Kenntnissen vmehencn Fruchrbaumgärtner nur cine sehr geringe ist und Blumengärtner bekanntlich ihre Zeit vollständig ihrm Pst glingen widmen müssen. Daß durch solche umherziehende Naumausschneidcr ein weit größerer Schaden zug fügt wird, a'S wenn gar nicht; an dem Baume geschehen, scheinen viel« Gartenbesitzer verzeihlicher Weise nicht zu wissen. — OeffenUiche Gerichtssitzung am 8 Februa».' Der Handarbeiter Friedrich August Müller ist wegen thatlicher Beleidigung gegen die Emilie Püschner zu 5 Thlrn. Geldbuße oder 8 Tage Gefängniß verurtheilt. Die Püschner wohnte auf der Seminarstraß«, in demst.ben Hause hatte auch der Hand arbeiter Müller cine Wohnung Eue. Am 4 August v. I. trocknete di« Ehefrau Müllcrö Wäsche im Hofe, die Püschn« ebenfalls. Z oischrn beiden Frauen kam es wegen der Wäsche zum Wortwechsel, und namentlich wollte die Püschner sich nicht