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.- - «.Sichrgang. «e. «r Ab»n--Auss«»e Donnrrslao, is Dezember «»28 Drahtanschrllt: «»chrichten Dresden Kernlprechrr-Temmelnummer: »L»«l Nur für R-chlgtlurLche: Nr. rovtl Schrylletlung u. -auptge>chLst»fteNe: Dresden.«. », MaNenstra», »»/»» Gegründet 18Sb «„„«»gebühr vom l. »I» l». »„ember I»»8 »ei täglich »welmaliger Zustellung srel Hau» 1.70 MI. Vostb„ug»prei« für Monat D„ember 8.»0 M». ohne Posljustellungigebühr. «ttn,einummer la Psg. «n»eigenpre>Ie! Di- «»zeigen werden nach «oldmart berechnet: die einigaittge SO mm breite ZeU, Sä Blg>, lür auiwürl« 40 ivig. gamilienan,eigen und Stellengeluche ohne Rabatt lä P,g., auher halb »» Big., die »o mm brelte Reklame,elle sov Psg.. auherhalb sä» «sg. Lflertengebühr so Pl, «„»willige Aultrige gegen Borau»be,ahlung Druck u. «erlag: Liepsch ck Retchardt, Dresden, istolticheck-tlio. I0«n Dresden Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe lDreSdn.Nachr.l zuliliig. Unverlangte Schrislslücke werden nicht ausbewahrt Wan- mll-ert We RiiumunMele Ein zmkerbrot sllr die Reparattmen Sa» Rartser Echo brr AuSsvrache mlt Strrirmann Paris» 18. Dez. Die ausführlichen Kommentare der Morgenblätter über die zweite Unterhaltung Dr. Strese- «annS mit Brtand bringen übereinstimmend zum Aus druck, daß die Besprechung einen sehr günstigen Eindruck gemacht habe. Im „Echo d c P a r i 8" schreibt Pertinax, der der gestrigen Unterhaltung entscheidende Bedeutung bei legt, daß sich tte sranzvstfche These über die Nheinländräumung merklich gemildert habe. Wenn Gtresemann ein wenig guten Willen zeige, werde Ende der Woche bekanntgegebcn werden, daß die inter essierte« Regierungen in den im September begonnenen Verhandlungen einen Schritt weiter gekommen leien. OsseyHO? habe sich Briand von dem Sinwand Dr. Strese- mannS Überzeugen taffen, daß die Anferlegnng einer Be- dlugnnG. deren Erfüllung nicht allein von Deutschland ab- hiaae.^» der Praxis bedeuten würde, die Befreiung des RheinlandeS zu verweigern. Briand. so meint Pertinax, scheint s-gar wettergegangen zu sein. Während er in Part« öster» eirlärt habe, baß die eigentlichen Besprechungen über die ^seinlandräumung nicht vor Beendigung der Arbeiten scheine er am ^ Sechser ständigen erst etnmalzufammen ge treten seien, auch die Verhandlungen über die Räumung beginnen könnten. So würden dj« Verhandlungen über die Reparationen und über Va Nünmnng nicht «ehr nacheinander, konderu neben einander laufen und bi« Deutschen könnten ihren Lahn erhalten, sobald das RevarativnSabkommcn unterzeichnet sei. Pertinax hat den Eindruck, daß das Entgegenkommen Briands geeignet sei, früher oder später eine allgemeine Ver ständigung zu sichern. Der „Petit Partsien" berichtet gleichfalls, daß die Frage der Fcststellungs- und BersöhnungSkommission und der Nheinländräumung den Gegenstand der Unterhaltung gebildet habe, und schreibt, es sei offenbar, daß es sich nicht darum handeln könnte, endgültige Entscheidungen zu treffen, sondern darum, für die Zukunst gemeinsam die verschiedenen Möglichkeiten des Kompromisses abzuwägen. Die neue Unter haltung sei im Geiste vollkommener Freund schaft verlausen. Der unangenehme Eindruck der letzten Tage sei verwischt. Die Entspannung sei vollständig, und man sei f a st wieder zu dem Geist von Locarno zurückgekehrt. In ähnlichen Ausdrücken bewegt sich auch der Bericht des „Journal", der die Herzlichkeit der Unterhaltung cbenfalls besonders unterstreicht. Durch eine Rückkehr zum Geist des Bertrauens, der die Abmachungen von Locarno beherrsche, sei eine Einigung bald zu erreich««. Das Blatt macht dann aber die Einschränkung, daß die Ziele der Luganoer Unter haltungen allein darin beständen, von einander Aufklärung über die Art zu erhalten, in der die Parteien die Aus sührung der Septcmberbeschlüsse von Genf vorzubcretten beabsichtigen. Sauerwein schreibt im „Matin", daß die Außen minister am Mittwoch wirklich von der Zukunft gesprochen hätten, und daß sie aufbauenüe Arbeit geleistet hätten. Saucrwein meint jedoch -ur Frage der Unabhängigkeit der Sachverständigen, daß diese in voller Selbständigkeit die Reparattonsfrage lösen würden, aber bas Problem besteh erüssnet werden könnten, darin, die Forderungen vmt beiden Regierungen».lo rvie>ste Dyioch zugegeben zu haben, daß. wenndte den Sachverständigen selbst mttgeteilt seien, in Uebereinstim- mung zu bringen lalso doch keine Unabhängigkeit!). Was die Fcststellungs- und versöhnongskommiffion aubetreffe, so machten die Dentschen bis 1SSS keinerlei Einwendungen, aber wenn es sich «m die Verlängerung darüber htnans handele, erhöben sie ei« großes Geschrei und vergäßen, daß der Ber - tragvonBe r f-a illes dauernde Untersuchungen in ganz Deutschland znlasfe. Die offizielle Er öffnung der Rheinlandvcrhandlungcn werde in dem Augen blick erfolgen, wo die verantwortlichen Minister zusam-nen- kämen, um auS dem Sachverständigenbericht die praktische» Forderungen zu ziehen. In der Hanas-Mel-nng aus Lugano wirb zum Ausdruck gebracht, daß Brtand bei seiner Rückkehr sehr befriedigt zu sein schien. Strestmami wahrt »st Rechst»«»Saargebsttö ' L»gaa», 18. Dez. In öffentlicher Sitzung beschloß dcrl abend zu Ende zu führen. ES stehen jedoch noch eine BölkerbundSrat, den Antrag der Saarregieruugskommission große Anzahl Fragen auf der Tagesordnung, die noch un zur AnfleMrng einer langfristigen Anleihe für die Durch- siihrnvtz gewiffer öffentlicher Arbeite« dem Finanzkomitee zur wettere« Prüfung zu überweisen. Retchsaußenminister Dr. Stresemauu betonte in einer kurzen Erklärung, daß die Anleihefrage, wie auch die Er neuerung des Mandats der Mitglieder der Saarregierungs kommisston mit einer sehr kurzen Frist auf die Tagesordnung gesetzt wurden. Er verkenne keineswegs, daß in diesem Falle gewichtige sachliche Gründe für eine solche Be schleunigung gesprochen haben, und werde deshalb keiner- lei Einwendungen dagegen erheben, daß beide Fragen schon heute behandelt werden. Nctchsaußenmintster Dtrese mann benutzte jedoch diese Gelegenheit, um dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß künftig in Fällen dieser Art, wen» irgend möglich, die Aufnahme in die Tagesordnung mit einer längere« Frist erfolgt. Dies scheine ihm. wie er hinznfügte. insbesondere deshalb angebracht, um auch der Bevölkerung des Saargebietes genügende Zeit und Gelegenheit zu geben, ihre Aussaffung über die hier zu behandelnden Fragen zu erkennen z» geben. Aus diesen Punkt lege naturgemäß gerade die deutsche Regierung Gewicht. Im übrigen erklärte sich Dr. Strcsemann mit dem Bericht Uber die Anleihcsragc einver standen. betonte aber unter Zustimmung des Rates, daß daS Finanzkomitee bei der Prüfung dieser Frage auch den Ge sichtspunkt zu berücksichtigen haben werbe, d7ß die einzelnen Modalitäten der geplante» Anleihe so gestellt werden» daß sich daraus bei der allgemeinen Regelung des DaarproblemS keine Schwierigkeiten ergeben. (WDB.) Lrspmdmia Slrestmami-Briand-Sdamderlain Lugano. 13. Dez. Der französische Außenminister Briand atbt als Ratspräsident am heutigen Donnerstag das übliche Pressesrühstück, an dem sämtliche vierzehn Mitglieder des Rates, sowie der Generalsekretär des Bülkerbundes teilnehmen. Ansck'leßend an das Frühstück ist dann die Be sprechung zwischen Briand. Strcsemann und ebaMberlain vorgesehen, die am Mittwoch nicht ftalt- «estmbe« hat. Der Rat hält am Vormittag »nd Nachmittag Sitzungen «». PS " " " " erledigt sind, da die gestrige Sitzung ausschließlich dem polnisch litauischen Konflikt galt, der am Freitag weiter behandelt werden soll. Am Sonnabend wirb die oberschlesischc Schul frage zur Sprache gelangen. Dr. Strcsemann wird nach dem Schluß der Ratstagung noch einige Zeit ln Lugano bleiben. ^«sfebt die Absicht, die Ratstagung am Sonn- hnndeln, che man abschlöffc. Bolivien und Baraguad bestätigen Lugano» 18. Dez. Die Antworten der bolivianischen und der paraguayischen Regierung auf daS Telegramm Briands sind am Donnerstag früh hier cingetroffen. Die Noten be stätigen kurz den Eingang der Depesche Briands und be schränken sich darauf, mitzutellen, daß die Empfehlungen des Ratsprästdenten den Präsidenten der Republiken vorgelegt worden sind. llkine Verständigung Slallen -rankreich Eine halbamtliche italienische Berichtigung Rom, 13. Dez. In einer augenscheinlich inspirierten redak tionellen Bemerkung verseht das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" der Pariser Verständigungsmache eine kalte Dusche, indem es schreibt: „Wenn man einige Pariser Journale liest, so muß man glauben, daß alle Punkte der Unterredung zwischen Italien «nd Frankreich erschöpft feie» und der Abschluß der betreffenden Verträge bevorstehe. Zu eilig, ihr Herren Pariser, wir raten den Marsch z« verlang samen. Der Ausgleich ist noch weit. Alle diese aus führlichen Pressenotizen sind das Ergebnis einer fruchtbaren Phantasie ober stammen von verfrühten Indiskretionen französischer Funktionäre und Diplomaten, denen man eine größere Zurückhaltung ln einer delikaten Aufgabe anraten möchte. DaS „Giornale d'Jtalia" weist darauf hin. daß man in Italien im Gegensatz dazu äußerste Zurückhaltung be wahre und die Verhandlungen nicht durch verfrühte Ber- öffentllchungen störe. Die Unterredung, die Granbi mit Briand und anderen verantwortlichen Leitern der euro päischen Politik gehabt habe, rechtfertige keinerlei Lchlnß'olgc- rnng Es sei noch viel Zeit nötig, um z« prüfen nnd zu ver- Die Stimmung in Lugano (Von unserem Sonderkorrespondenten) Lugano» 12. Dez. 1828. „dl688isur8 kaite8 V08 jsux." Einförmig und aufpcitschend hat im „Völkerbundssaal" von Lugano dieser Rus jahrelang erklungen, und wenn der BölkerbundSrat die gastliche Stätte von Lugano verlassen wird, dauert cs nicht mehr lange, bis an der gleichen Stätte ein monotoner Croupier wiederum rusen wird: dls88isurs kaits8 vo8 jsux. Ter Völkerbunds- rat tagt gegenwärtig in einem Spielsaal, und man wäre fast versucht, zu fragen, was denn der Unter schied zwischen dem frühere» und jetzigen und bald wieder beginnenden Spiel ist. Beim Roulette geht es um Geld, etwa um zwei Franken die Minute, und man kan» auch niedriger setzen. Beim Völkerbundsrat ist der Einsatz höher. Die Spielmarken lauten auf europäische und menschhcitliche Traktanden, aus Krieg zwischen zwei amerikanisch» Staaten und, wenn man den Kreis erweitern will, aus das Rcpara» tionsproblem, die Rhcinlandbesehung: ans Milliarden Geld nnd Soldatenbataillone. Unter den Palme» von Lugano, die im Regen stehen und fast vom Schnee gestreift werden, entwickelt sich demnach, wie man im Jargon des Fremdenverkehrs sagen würde, ein rcgcS internationales Leben. Vom meteorologischen Standpunkt ans hat die Verlegung, äußerlich besehen, nicht viel genützt, denn in Gens ist etwa gleiches Wetter. Aber trotzdem: Lugano ist die südlichste Stadt der Schweiz: strotzt sozusagen in südlichen Momenten, was für die Stimmung nicht ganz ohne Einfluß Ist. Man müßte einen Artikel schreiben darüber, wie das alles miteinander harmoniert, das Gewollte des Südens trotz Regen und granem Himmel, das Gewollte der politischen Zuversicht trotz der Schwere der ausgcstccktcn Pro bleme. Man sicht es den drei Ministern an, daß sic gefährliche Krankheiten durckgemacht haben: Chamberlai» ist in Haltung und Gebärde bedeutend älter geworden, Strc se in ann bewegt sich nicht mehr in alter unverwüstlicher Vitalität und Briand — dessen Krankheit politischer Natur gewesen ist — drückt deutlich aus, daß sein Optimismus eher ein Gewvhnheitscrgebnis denn eine innere Einstellung ist. Im persönlichen Verkehr der drei Locarnominister merkt man ge wissermaßen an der gepflegten Freundschaftlichkeit, baß etwas zwischen dem letzten und dem jetzigen Wiedersehen liegt und daß mit großem Geschick versucht wird, so zu tun, als ob der Geist von Locarno oder von Genf allein regierte, während man anderseits mit ebensolcher Gewißheit wahrnehmen kann» daß der Geist von Lugano doch ein ganz anders geartete- Gewächs ist. Das Hauptmoment in Lugano ist die Feststellung, daß Europa wieder in eine ganz unlocarnestsche Atmosphäre des Mißtrauens cingetreten ist und daß etwas getan werden müsse, dieses die ganzen Beziehungen beherrschende Mißtrauen in seinen schlimmsten Folgen zu beseitigen. Dahin ziele» die gepflogenen Unterbandlungen zwischen dem franzö sischen und dem italienischen Vertreter, für die sich Chambcrlain warm eingesetzt hatte. Möglich deshalb, daß ans Lugano wenig stens der Versuch resultiert, die ärgste» SpannnngSmomente zwischen den lateinische« Schwestern beizulegen. Obwohl natürlich großes Schweigen herrscht, herrscht doch der Eindruck vor, daß eine Beruhigungsbasis gefunden ivorden ist. Dabei braucht man allerdings nicht so weit zu gehen, schon non einem Besuch Briands in Italien oder aber — wie weiland in Locarno — von einer Ankunft Mussolinis im Motorboot zu sprechen. Das Hauptgewicht von Lugano liegt natürlich ans den Problemen der Reparationen, der Nheinländräumung und der Rhcinlandkontrolle. Auf die Besprechungen zwischen den Staatsmännern, von denen man im allgemeinen nur vernimmt, daß sie selbstverständlich „in freundschaftlichem Geiste geführt worden seien —konzentriert sich hundertmal mehr Interesse als aus die Sitzungen des Böller- bundsratcS. Vorderhand stellt man indessen in der Hauptsache fest, daß zuerst einmal dos Neparationsproblcm gelöst werden müßte und daß von dieser Schuldenregelungskonferenz alles andere abhänge, während für die Franzosen die neue Form der möglichst ewigen NhctnlandkontroNc im Vordergrund steht, und zwar mit optimistischer Unterstreichung. Man scheint davon überzeugt, daß die Vorbereitung eines dem franzö sischen Begehren günstigen Bodens ohne weiteres gelingt, glaubt also stark daran, daß Deutschland für die Räumung viel mehr bewilligen werde, als aus der bekannten deutschen Einstellung hcrvorgeht. Ein Teil dieses französischen Optimismus hat merk würdigerweise auch auf deutsche Kreise abgesärbt. Die franzö sische Führung hierin wird kaum zu erschüttern sein, um so weniger, als in der englischen Haltung nicht das geringste Abwcichen vom bisherigen, die französische Auffassung an erkennenden Standpunkt z» bemerken ist. Es wird allerdings große Mühe darauf vcrmendet, gewisse Gründe der letzten Bcrstimmnngcn — auch die Chamberlainsche Auslegung deS Artikels 43l — abzuschwächen. Die Bemühungen bleiben aber an der Oberfläche konventioneller Höflichkeiten haften und verändern die Tatsache um keinen Deut, daß in der rhcinländischen Rechtsfrage gegen Deutschlaud die Einheitsfront geschloffen ist und die ehemaligen Alliierten an Räumungsmöglichkeiten nur unter der VoranSiehnng denken, daß „weitsichtige Politik" getrieben, mit anderen Worten aus Doll- und Haben- manler unterhandelt werde. Indessen vxrsichers man immer