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Dresdner Nachrichten : 17.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188202177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820217
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-02
- Tag 1882-02-17
-
Monat
1882-02
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.02.1882
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Srvsdon 18SS. «««»»« KÜ»»I ber «»rtnit dl«,«« «,«>«,»«« «t»»» »M««I »Al«».. «n* t»»nr»rk« Ru»» lo »ui>,»37aoo WW,V«S »IL, »«»t»»lt«. >««««« wr «n« nlMkv »ni D>» <Ul»n»c'«-O«rci>ir V.R«ai«I». «,»« » »«,>«»! — >»»»Is In «trl>,: - «-» m«tz t» r«--!LF-^:L:.rr Tagebkatt für UokitiL, Knierhaltong, Geschäftsverkehr. Lör/enbericht, Fremdeutlfie. 27. z»dnymr. S«I»r»>e «r»«. «»kt»»I>»»t« >3 »t «achm. 5 Uhl ,n,»«»u>»«n. ««>»,,« ti««,ru,»t»u»k. -n §«ul,»dl n«' an L!ochk«i,»»n: ,«. «l^i,l„',k-Ir bbliSachnü,Uhr. —. Lu «iin,oltl-« Priiuellr koiler >» w»e, «In«rla,ldi La Pf,«. «tne «ornnttk ilir da» «Lchft. lirlch,lnra d«r tzuferal« wird »tcht ,«,,»««. >u«wt,»i,e Rnnoactn.LnUrd^ von uudrlonntcn^»r» tmkmrn w» nur ,k,rn >v>ä>,»««„«»„ A»hlu«» durch t>r,«im«llrn oder P»iil'»ta^>un,. »ch, L,id«n koilr» !- Vi»> 2ui«»,ir iür di: -»onia,t>- ' «r »dn Nach «I "- dchGMuÄ», «r. 48. I Wjlttnu.ft vom >«. sfrdrnar: Parvmrirr nach c,I», vviold. WaUIir. rs >«idd«.« u.i'l IS» RM . fr«—-— — - - > «»««ir °»«r..!i»ch «me^r»«P III .seilanirni iv MM. grill,arn rhrrmonriiogl. n. R«u».: irmprr. z»I nirdr. r«m» >>/, ° v.. dilchiie r«w». v » w. üud-Wcfl-Vgnt. dciirr. Aussichten für den l7. Februar-. -Ziemlich heiter, meist trocken, etwas kälter. Freitag, 17. Februar. «crantw-rUich-r Redakteur für PMIisthtH 0r. ümtl vierkh tu D-cidni Goldwährung und Aktiengesetzgebung waren die zwei haupt sächlichsten BerathungSgcgcnständr, nitt denen sich dieser Tage der deutsche LandwirthschastSrath und das preußische Landesökonomie- Collegium beschästigten. Letzteres ist in Preußen ungesähr daS, waS in Sachsen der Landeskulturratk ist; zu dem Elfteren entsenvet der Großgrundbesttz freiwillige Mitglieder. Aus die Beschlüsse dieser Körperschaften über Detailsragen des landwirthschastlichcn Gewerbes brauchen wir hier nicht näher einzugehen! mögen die gebotenen Anregungen der Landwirthschast überhaupt zu Gute kommen! In das Gebiet allgemeinen Interesses aber ragen die obengenannten zwei Berathungsstosse hinein. ES ist zu bedauern, daß die Herren Landwirthc den bescheidenen Versuch, ein Wort für die Doppel- Währung einzulcgen, ablelmtcn. ES geschah dies unter der Motivirung. daß die Landwirthschast kein besonderes Interesse an dieser Frage habe. Das stimmt. Aber unter dem gleichen Vorwand hätten die Landwirtlie auch ihre Wünsche wegen einer Reform der Aktien- gesetzgebung unterdrücken können. Was dem Peter recht ist. kann auch dem Paul nicht unbillig sein. Die Interesse» aller wirklichen Geiverbtreibenden sind eben dem HandclSkapitaliSmuS, dem bloße» Kapitalicnschacher gegenüber ganz identisch. Die Goldwährung ist der eine Lauf in dem Revolver, mit welchem das Handelskapital die Gütcr-Erzeugun, cinschüchtcrt und sich untcrtlmn hält-, dae schlechte Akticngcietz ist der zweite Lauf. Aus beiden Paulen mußten die deutschen Landwirthc die Schüsse hcrauszichen. Statt besten drückten sich die .Herren Rittergutsbesitzer an der Doppel währung mit mehr Vorsicht als Tapferkeit vorbei und überstimmten die Rathschlägc von Prof. Richter-Tharandt »nd v. Oehlschlägcl- Frciberg. Die Doppelwährung würde in der Tliat nicht blos dem ländlichen, sondern auch dem städtischen Grundbesitze und Gewerbe betriebe zu Gute kommen. Die Vermehrung der gleichberechtigten Zahlungsmittel durch Ebcnbürligkeitscrklärung des Silbers würde nicht blos Handel und Wandel in Stadt und Land erquickend be fruchten, es würde auch die Bezahlung der Hnvothekenschulden erleichtern. Und wie traurig es mit dem Grundbesitz in Stadt und Land bestellt ist, Wem braucht i an da noch ein Wort danibcr zu sagen? In einzelnen Theilen Deutschlands geht der ländliche Grundbesitz, in anderen der städtische einer Katastrophe entgegen, zu deren Vermeidung eine Besterung der Lage der Hnpothckcnschulduer durch Schaffung reichlicherer Zahlungsmittel als eines der wirksamsten Mittel erscheint. Das ist aber nur im Rahmen der Doppelwährung möglich» die den künstlich geworfenen Silbcrwerth wieder zu Ehren bringt. Die Goldwährung drückt die Schuldner ungebührlich, sie mehrt die ohnehin größere Macht der Gläubiger und wer die meisten Hypotheken als Gläubiger auSgelieben hat, das weiß man nun ganz genau. Die Hauptgläubiger des Volkes sind eben nicht die Gläubigen, lasten sie aber ganz gehörig daran glauben. Der Telegraph glaubte sich beeilen zu müssen, die Nachricht von einem Zcrwürsniß zwischen dem französischen Couscilpräsidenteu Freycinct und dem Finanzminister San abzuleugnen. Es ist ja möglich, daß die Kluft der Anschauungen beider Minister über die wirthschaktlichen Fragen vorläufig llberbrückt wurde. Aber die Kuckt besteht und auszulüllcn ist sie nicht. Sa» ist Freihändler durch und durch, Begünstiger der Prioateisenbahnen, Schutzpatron der Börse, vorgeschobener Posten, Mundstück und Werkzeug zugleich von Roth schild. Frencinet denkt über volkswirthschaftliche Dinge staats- männischer und volkösreundlrcher. Er verlangt den Rückkauf der Eisenbahnen an den Staat u"d Herabsetzung des Zinsfußes der Rente. So begehrt er namentlich, daß der Bau zahlreicher Bahn linien und die Vervollständigung des Schicnennctzes von StaatS- wegen ausgcfübrt werde; der Freihändler San will mit diesen wichtigen Maßregeln die großen Privatliuien betrauen und damit die ohnehin gewaltige Macht derselben nur noch mehr stärken. Sein Auftraggeber Rothschild besitzt einen beträcht lichen Theil der Aktien der bekannten sechs großen Privatbahncn Frankreichs, San selbst saß bis vor Kurzem als ein Rothschild'schcr Commis im Direktorium der Nordbahn. Welche Meinung schließlich obsiegt, mag niau ruhig der Zukunft cmlicimsietten; verkleistert man jetzt den Riß, so geschieht es nur, um die gute Meinung dcS Publikums über die Dauerhaftigkeit der gegenwärtigen Regierung nicht zu erschüttern. Die Franzosen gaben dem Kabinet Jreyeinet den zutreffenden Spitznamen der „Regierung der Beruhigung". An diesem Ehrentitel will Frencinet nicht rühren lasten, um so weniger, als er an friedlichen Reformen ernstlich arbeitet. Der Minister des Innern hat einen Entwurf cingcbracht, welcher den 2000 großen Stadtgemeinden Frankreichs, die bisher noch nicht das freie Recht der Wahl dcS Bürgermeisters besaßen, dieses Recht ver leiht. Von den 30,000 Gemeinden Frankreichs soll künftig Paris allein seinen Maire von der Staatsrcgiening zugctheilt erhalten und auch diese Ausnahme wird man wohl beseitigen. Der Rcsormvor- schlag Frencinct'ö ist nicht blos vom Standpunkte der Gemeinde- Selbstständigkeit willkommen zu heißen, er durchbricht auch sehr wohlthätig die Schranken der Ccntralisation, dieses Hauvterbübels unserer Nachbarn. Eö wist etwas sagen, wenn die Eentral-Regie- rung auf das Recht verzichtet, in 2000 größten Städten dcS Landes die Bürgermeister zu ernennen und damit in den wichtigsten Plätzen die Politik einheitlich zu dirigircn. Dieses Decentralislrungssnstem Frencinet sticht sehr wohlthätig ab gegen das Verfahren Gaml-etta's, der, wie jedes persönliche Regiment es liebt, die Ccntralisation noch verschärfen wollte Ein zweiter Gesetzentwurf Frencinet's schafft die Bestimmung ab, daß die Höchstbestcucrtcn auch ohne Wahl iin Ge- meinderathe sitzen dürfen. Gambetta stellt zu diesen sehr heilsamen Reformen äußerst scheel. Auf seiner Rcsormpalctte hatte er tausend Farben, aber aus die Leinwand übertrug er keine einzige. Um diesen ihm in den Ohren gellenden Vorwurf der Unfruchtbar keit zu widerlegen, überschwemmen jetzt seine früheren Minister- Kollegen die Kammern mit Gesetzentwürfen, die sie hätten einbringen wollen, wenn sie am Ruder geblieben wären. Dieser plötzliche Ecker ist gar nicht ernstlich gen,eint; wollte die Kammer diese oberflächlich zusammrngeschluderten Entwürfe der Kambetta'schen Kreaturen ernstlich in Betracht ziehen, so hätte sie jahrelang im Schweiße deS Angesichtes zu scharwerkern, versäumte darüber d,e dringenden, vom Lande begehrten Rcsormcn und gäbe damit den Gamvettisten den Borwand, über Unfähigkeit zu klagen. Diese wollen mtl ihren Stöben von Gesetzentwürfen sich nur Reklame machen und dieKammer diStredi- tircn, um das Land mit dem Gedanken ilmer Auflösung zu befreunden. Dieses Manöver bat Frencinet leicht durchschaut und darum hat er Gesetzcstliaten, während Gambetta nur Flausen bot. An diesen Verhältnissen ändert es nicht das Mindeste, daß Gambetta von Italien aus seinen Anhängern telcaraphirte: sic sollten die jetzige Regierung unterstützen. Aus eine solche Doppelzüngigkeit war man von ihm schon gefaßt. Sie gehört zu seinen Klingen. Gambetta hatte aber noch einen persönlichen Wunsch, sich äußerlich freundlich zu seinen Amtsnachsolgern zu stellen. Frencinet hat den russischen Nihilisten Lawroff auSgewicsen. Darob ein Wuthgchcul unter den Kommunarden, welche diesen greisen Professor wie einen Propheten verehrten. Nun ergiebt sich aber, daß bereits Gambetta dem russi schen Gesandten die Ausweisung jenes Nihilisten zngcsagt batte. Gambetta hat. will er sein Renommö bei den üßarrrtabenbaucrn nicht ganz verlieren, alle Ursache, zu wünschen, daß Frencinet nickst «eine Liebedienerei gegen die rust. Polizei der Ocffentkickikcit preisgiebt. ^ Auch in der auswärtigen Politik muß Frencinet die groben Schnitzer Gambetta o auübcgern. Gambetta wollte sein Land von der tunesischen Anaire zu dem egnvtifchenAbcnteucr verlocken. Tunis ciegt aber den Franzosen sehr unverdaulich im Phagen: sie fanden dort Nichts von dem. waS sie suchten, aber Alles, was sie fürchteten. Ein großer Tbcil ihrer Streit,nacht ist in Tunis festgcsahren; dahin fließen nnuntcrbrachen starke Summen zur Unterhaltung des Bc- iatz»»gsheeres^ Tiefes tunesische Fontnnell schwächt bereits recht merklich die Stenerkrast Frankreichs, das in dem Besitz jencS Ge- bict- s keinen annäbcrndc» Ersatz für das unaufhörlich aufzuwendendc Menschen- und Geldmaterial sich ersieht. Wie. wenn es gar noch z» der von Gambetta vorbereiteten gemeinsame» Besetzung Egnp- tens durch französische und englische Trupven gek-nimre» wäre! Fren cinet bläst deshalb zu», Rückzug auch in der egnptischcn Frage, ob gleich man anznnclmien hat, daßdieEtablirnng eines kräftigen muliame- danischen Staats im Nilthnle ans den Scibstständigkeitstricb auch der Mubamedancr in französisch Algerien und Tunis elektrisirend wirken muß. Arabi Be», ocr energische, ehrgeizige und skrupellose Führer der Nalionalpartei in Egnpten, wird über kurz oder lang zur Ent thronung des j'tzigrn Herrsche rhauieS schreiten müssen. Der erste revolutionäre Schritt reißt den zweite» mit sich ; wer sich im Oriente wider den Landesherr» ausgclehnt hat oder ihn als Puppe lenkt, wird dazu getrieben, ilm zu stürzen oder er endet selbst auf dem Schafiot. Die Dnnastie des Paschas von Egnpten bat ihre schöpfer ische Kraft verloren, sie theiit darin das Schicksal aller anderen orientalischen Dnnastien, welche bei dein ungemeinen Krastanswande und Gcnußleven, den der Absolutismus besonders dort erheischt und erzeugt, nach kurzem Glanze zusannneiizusiiiken pflegen, um einer neuen Platz zu mache». Arabi Ben strebt nach der Begründung einer neuen Dnnastie; das von ihm in Nordasnka zu etablircndc Er oberer-Regiment ist für Deutschland ungefährlich, nicht aber für Staate», die in Afrika Defitzthümer mit stark islamitischer Bevöl kerung haben. Trotz ein muß augenblicklich Frankreich den Dingen in Egnpten freien Laus lasten. Straf- und Versorganstalten «Res. Abg. Heger) entspann sich eine Ncilestcrcltgramme der „Dresdner Nachr."vom 16.Februar Berlin. Abgeordnetenhaus. (Berathung des Lanvwirtd- schastsetats). Richter greift heftig die Staatanwälte an, welche politisch-tendenziös verführe». Die Staatsanwälte, welche nicht poli tisch rührig genugscien.würdeilbeicitigt.TcrIustizminister fragr,welche Fälle Richter meine. Richter erklärt, er habe erfahre», daß die Inruhcstandsetzungeu, welche er im Auge hatte, nickt aus politischen Gründen ersogst feien, er ziehe daher seine bezügliche Behauptung zurück (Heiterkeit). Berlin. Die Vorschläge Englands und Frankreichs wegen Behandlung der cgnptischen Frage sind dem auswärtigen Amte beute übergeben woroen. Wenn die Andeutungen von Blättern, welche der französischen Regierung nahe stehen, sich bewahrheiten, so würde unter Umständen eine Conferenz der Congretzmächte in Aussicht genommen. Beruncr Börse. Die günstig verlaufene Medioliqurdation in London und Paris, sowie eure in Kurzem bevorstehende Herab setzung des Lankdiscvntü der europäischen Hauptbanken kam in den gestrigen höheren Abendcourscn der auswärtigen Börsen bereits zum Ausdruck. Die hiesige Börse schloß sich der Bewegung nach den stillen Tagen der letzten Zeit gern an und bot ein recht freundliches Bild. Auf allen Gebieten zeigte sich rege Kauflust, die Course nahmen einen, wenn auch maß vollen Aufschwung auf allen Gebieten. Kreditactien, animirt. stiegen um 12 Mark auf das Gerückt, daß Kreditanstalt und öster reichische Bodenkreditanstalt 40 Mill. Gulden östcrr. Rente über nommen hätte». Franzosen waren 5 Mark, Lombarden 4'd> Mark höher» desgl. Galizier 1 Proc. Deutsche Bahnen zwar ruhig, aber meist besser. Lbmchlesische '/s " Spekulative Bankwerlhe recht lebhaft, Diskonto gewannen I Ve Proc. Kastadeviscn noch still. Deutsche Anlagewerlhe waren behauptet, zeigten aber wenig Geschäft. Fremde Fonds, namentlich Ungar. Goldrentc und Italiener meist besser. Ebenfalls fester waren Bergwerke und Industrien. Laura und Dortmunder zogen je 2 Proc. an. — An der Nachbörse war die Stimmung etwas schwächer. Ara»n»r« a. M., N! Frliniar Rb-ndS. Cr-rtl,'N.eo. Li.ialSIMn Lovi- dl>:dc» IV7,.V>. KOcr Soisc . LNderren!. -. PnjiicrrcM- —. SÜNijirr 24S.W. vclicrr. Goldrknte . Unqi>r.0,o!dr«a- -—-. 77er Russen —. Russe»-. 2. Orlculunlclhc . Rcucsic »»»ar. Goldunlelhc —. L. Orseiilnnscl-c . Un- gurtsche Pavierrente —. Diöconlo IS4 LS. Mail Wien, iü. gtiuuar. Rbcndr. v.cdil rW.ov. ÄtaalSbahnnoo.ao. Lombarden IAi,70. Anglo-twslria-BanI . Napolcviibd'or—. Galizier-—. PM'icrrcnie —. vesierr. K»a>re»tc —. Ung. Goldrcnle —. Ung. Goidmilc —. Ungar. Credit L>2,a<>. UniondankEtt'cihali'alm —. Banivorei»-. Rordwesi 20 .20. Marluoienöiz.dü. Pom«, w. szedruar. lStsilusi.) Reine »2,S2. AMess,e ll >,72. Italiener SS,70. Staai-chalm »ii2,So. Lomdardc» 27»,LS. do. PrierNälc» L7l,0S. Sgypter 227,00. vcslcrr- Gosdreiae —. gcsi. LokalrS nnv Sächsisches. — S. K. H. der Landgraf von Hess e n stattete vor gestern Mittag den Königlichen Majestäten in der Villa zu Strebten einen Besuch ab. Nachmittags ü Uhr fand zu Ehren des hohen Gastes im Rcsideiizfchloste Hostafei statt, zu welcher auch der hiesige prußische Gesandte Gras Dönhoff geladen war. — Landtag. Dw l. Kammer erklärte sich mit den Bestim mungen des Entwurfs, welche die Gebührcntnxen für die Ver richtungen von Thierärzten in gerichtlichen, polizeilichen und Verwal tungs-Angelegenheiten behandelt (Ref. v. Erlegern) durchweg ein verstanden. Sodann beschloß die Kammer aus Antrag der 1. Deputation (Res. v. Zezschwitz) abweichend von den Beschlüssen der 2. Kammer, die Petition des Gutsbesitzers Augustin in Mittelherwigsdors der Re gierung nur insoweit zur Berücksichtigung zu überweisen, als sie aus Erstattung des ibm verloren gegangenen Kapitals von 3O0O M. gerichtet ist. Die Gewährung von Zinsen und Rückerstattung der Kosten wurde mit 19 gegen 16 Stimmen abgelebtst. — Landtag. DieL Kainmer nabm Mern die Gesetz entwürfe über die Löschung von Rcallasten im Grund» und Hnvo» thekenbuch (Ref. Abg. Streit) und über die Entmündigung und die Bevormundung Geisteskranker, Gebrechlicher ,und Verschwender (Ref. Abg. Speck) ohne Debatte in der Fassung der 1. Kammer an, ebenso die definitive Abschreibung der von der Ministcrialkafse in Hobe von 171,237 M. 49 Pf. zu Wafferregulirungszwccken geleiste ten Vorschüsse. Bei Schlußberathung deS Etat» der LandeS-Heil», >» vrn >s>ouiui»iuur» «»>« allzu »Iitvr geben scheint, daß notorisch manche Leute Verbrechen begehen, um nur ins Zuchthaus oder Gcsängniß zu gelangen. Die angesleUten Erörterungen haben aber ergeben, daß das Verfahren in den An stalten in der Hauptsache ein den bestehenden Bestimmungen völlig entsprechendes war. Einige Uebertreibungen in Aostgcwährung, welche aus zu weitgehender Geltendmachung prophylettischer Ansich ten beruhten, sind abgestellt worden. Ucbrigcns stimmen die ab gegebenen Gutachten bann überein, daß in einigen Fällen eine Verschärfung der bestehenden Vorschriften erwünscht wäre, nament lich für jene Kategorien von Gefangenen, welche bei der von ihnen an den Tag gelegten Böswilligkeit oder als Gewohnheitsverbrecher in der Regel den Bestcningsbesirebungcn nicht zugänglich sind. Definitive Beschlüste dmiwer sind zwar seiten der Oberleitung noch nicht gefaßt worden, sieben aber in nächster Zeit zu erwarten. Abg. vr. Pleiffer labest das unrichtige Verhälnüß des Strafvollzugs notorischen Vagabonde» gegenüber sonst ehrlichen, rechtschaffenen Männern. Einzelne Fälle, die Redner citirt, lasten die Möglichkeit erkennen, wie Jemand durch Verstöße gegen Polizeiordnungen, Fahr lässigkeit rc. in die Lage kommen könne, baS Loos dcS gemeinen Verbrechers im Gesängnistc t'.iriien zu müssen. Der Strafvollzug verhalte sich zur Sstasgesetzgel'nng wie die Praxis zur Theorie. Ei» wirkliches Heilmittel zur Besserung der Verbrecher liege in der Errichtung von Strafkolonien, welche die Regierung nicht aus dem Auge verliere» und bei der Rcicksregierung in geeigneter Werse ve>-ircte» möchte. Abg. Roll, macht aufmerksam, daß in dcm llnter- stützungswohnsitz ein gewisses Hinderniß zur Rchabilitirung Straf entlassener liege. Die Meisten werden durch den Umstand, daß sie nach Entlastung an ihren Untcrstühungswolmsitz gewiesen werbe», zur Riicksälligkeit getrieben, weil es ihnen an jenem Orte, wo jedes Kind aus sie weift, und in der Umgebung, wo sie sich früher bewegt, unmöglich wird, sich wieder vorwärts zu bringen. Abg. Frentag: Der Sckluß auf eine zu milde Handbabung des Strafvollzugs rer ein durch und durch ungerechter. Richtig sei, daß Manche rückfällig werden, aber nicht lediglich bann», um nur wieder ins Gcsängniß zu kommen, sondern weil sie unfähig geworden, in der Freiheit zu kämpsen. Man dürfe den, der ins Zuchthaus zuriickwill, nicht als arbeitsscheuen Vagabunden bezeichnen, denn dort gicbt es reinen Scknapü. kein Vagsten, vielmehr strenge Arbeit und Disziplin. Wenn sich daher in Armenanstaitcn Detinirtc zu Verbrechen hin- reißei! lullen, um iuö Zuchthaus zu kommen, so müsse in den Arnicnanstaltcn die Behandlung geradezu eine entsetzliche sein. Im Zuchthause herrsche bei strenger Disziplin Gerechtigkeit — im Armcn- lmuse nur Willkür, nicht einmal unter den Beamten selbst Disziplin, Jeder kann nach Laune Strafen ausüben. Redner denwnstrirt dies an einen, Falle, in welchem ein Detinirtcr durch die Willkür eines Unterbcamten zum Verbrechen getrieben worden sei. Der Strafvollzug unterscheide das Verbrechen nicht ; die Humanitär gebiete aber, indwidualisirend zu Werke zu gehen. Die grausame Harte, welche mit den Koststrascn verbunden, verletze das RcchtS- aefübl und führe zu Krankheiten. Gegen die Anwendung der Prügelstrafe nimmt Redner entschieden Stellung unter .Hinweis darauf, baß dieselbe selbst von dem Congrcß der Strafanstasts- beamten in Stuttgart für lnovportun erachte! worden sei. Ein tüchtiger Gefän>pnßdirektor brauche keine Prügelstrafe. In einzel nen Fällen möge fick fa wohl dieselbe alü einziges Zuchtmittel er weisen, eine allgemeine Einführung aber führe mir zur Robbest und Grausanrkeit und widerspricht der Würde deS Staates. Red ner berührt sodann die große Sterblichkeit in den Strafanstalten und die vielen Fälle von Wal»,sinn als Folgen der stren gen Behandlung und empfiehlt dann Vorkehrungen, um der Rück-älligkest vorzubcuaen. DieL sei am geeignetsten durch Zwischeuanflalten zu erreichen, in welcher den Entlassenen Arbeit vermittelt und dadurch ein allmäligcr Uebcrgang in die Freiheit und die Gesellschaft ermöglicht wird. Abg. Strauch erklärt aus eigener Prüfung, daß die Behandlung in den Bezirksanstalten zum mindesten eine ganz humane fei. Abg. Opitz äußert sich in ähn licher Wecke. Ebenso Abg. Or. Heine. Letzterer betont aber iwch ganz besonders, daß die menschliche Gesellschaft cS zuweilen mit Individuen zu thun hat, die nicht inehr zu den Menschen zu rechnen sind, bei denen man mit Philantrovie nicht viel mehr er reichen kann, wo cs vielmehr Pflicht des Staates und der Gesellichast ist, sich solcher Leute, die mitunter von dem bösartigsten Thier nicht mehr zu unterscheiden, zu erwehren. Abg. Bebel glaubt die Wurzel aller Verbrechen nur m den gegen wärtigen sozialen Verhältnissen zu erblicken. Ter Umstand, daß die Ansialtsdirektoren selbst für humane Behandlung cingetreten, spräche lebendig dafür, daß die Zustände doch noch schlimmer seien, als sic die Berichte darstellcn. Frentag habe aus die Unzulänglich keit der Bestrebungen h,„gewiesen, Entlassene wieder in die ehrliche Gesellschaft einzusühren." Der gute Wille zu ehrenhaftem Fort kommen sei bei den Meisten vorhanden, aber unsere sozialen Ein richtungen mache,i eS ilmen unauSsübrbar und daher — die große Zahl der Rückfälligen, welche jener Unmöglichkeit gegenüber jedes Verbrechen vom Zaune brechen. Redner erklärt sich für Einführung von Ackcrbou-Kolonien. welche gecignel erscheinen. Enllastcncn aus diesem Gebiete ihr Fort komm,» zu sichern. Regierungs-Kommissar Iäpvelt erklärt, daß die eingelwltcn Gutachten in der Hauptsache darin übereinstiiiimcii, daß nach einzelnen Richtungen hin Ver schärfungen allerdings geboten erscheinen. Zwei Anstalten haben sogar wiederholt um Einführung der Prügelstrafe nackgesucht. Was die Kost anlangc, ist eine,Verringerung oder Verschlechterung durch aus nicht beabsichtigt. Die Sterblichkeit in den sächsischen Anstalten beziffere sich aus 2 Proe. Abg. Man erinnert an die fetzt schauder haft überhandnehmenden SittlichkeitSverbrcchen. Baumfrevel und ähnliche Vergehen, denen gegenüber eine Humanität entschieden nicht am Platze sei. Hier müste die Pr-tigelstrafe eingieisen. Draußen im Lande kann man es nicht begreifen, wie man Angesichts besten aus dem Humanitätsprinzip hernmtrommeln könne. In so »lanchcn brutalen Fällen griff deshalb die Bevölkerung sogar zur Lnnchilistiz. StaatSministcr v. Nostitz-Walkwitz erklärt, dafür zu sorgen, die den sächsisckfc» Strafanstalten gewordene Anerkennung zu erhalten, daß berechtigten Wünschen Rechnung getragen werde, aber auch dafür zu sorgen, daß die Einrichtungen nicht Jenen zun, Acrgerniß gereichen, die sich ehrlick, durch s Leben schlagen müssen. Er erkennt daS warme Gesübl an, welches den Abg. Freytag zu seinen Darlegungen geführt habe und bestreitet, daß er nicht weniger Mitgefühl für feine Mitmenschen habe als jener. Allein es gehöre auch zu den Hauptzwecken des Staates, seinen Ange hörigen den nötln-en Schutz z» gewähren gegen Bosheit und Ver brechen. Für eine Hebung der Sittlichkeit durch Einrichtung von Strafkolonien könne er fick nickt viel versprechen. Die Einrichtimg von sogenannten Zwischciianstalten müste zunächst dem Gemeinde- Wesen und der Vereingtliätigkeit Vorbehalten bleibe». Der Vor schlag des Abg. Rath sei in Anbetracht der dermaligcn Reichs- aesetzgebung mit zu großen Schwierigkeiten verknüpf!. Referent Abgeordneter Heger unterzieht in seinem Schlußwort die Noth- wcndigfcit der Prügelstrafe einer sehr interessanten pädagogi schen Beurtbeilung. in welcher er jene Diseiplinarmaßregel ganz mit Recht als eine ulttina rntio für gewisse Ausschreitungen bezeichnet. Erwachsene seien in vielen Beziehungen Kindern glerch, sobald sie die Gewalt über ihre Lridenschaftcr vcmelci Da müsse
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