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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.07.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19160723018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916072301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916072301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-23
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.07.1916
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*»« « . <» s » « « av « »» s »» « L« ^ »G « Ä r» 8 tzefälltg auSgestattet. In den Schränken und Schräge« an den Wänden sind eine grobe Zahl Dresdner und anderer sächsischer Zeitungen und viele Zeitschriften ausgelegt. Stach dem unter Klavierbegleitung das Deutsche Lied gesungen rvvrden war. richtete Hvfpredtger Dr. Friedrich eine An. spräche an die Versammelten, in der er die Bedeutung der Svldatenheime vor Augen stellte. Sr erzählte von den ähn lirtien Heimen, die er draußen an der Front im Westen und Osten gesehen hätte, von jenem ..Deutschen Soldaten hetiir" in Sedan, das in demselben Hause, wo Napoleon einst gewohnt, eingerichtet morden ist. Er berichtete von Feldgvttesdiensren. die er draußen unter freiem Himmel ad gehalten habe. Leute eines ArmierungSbataillvnS. die wegen der Standesunterschiede vorm Kriege sicherlich nie miteinander znsamniengckvmmen wären, lebten und ar» beiteten seht Einer siir Alle, Alle für Einen. Das sei daS Grobe und Schöne an diesem Krieg, daß er Deutsche ein ander genähert habe, das Trennende sei verschwunden, wir seien ein einig Volk geworden. Das solle auch nach dem Kriege so bleibenl In unmittelbarem Anschluß an die markige, eindrucksvolle Rede des Geistlichen wandte sich Wtrkl. Geh. Rat v. Malortie als Veteran von 1870/71 an die jungen Kameraden, denen er in soldatisch-knappen Worten die Große der Zeit und ihre Bedeutung siir jeden einzelnen der Mitkämpfer vor Auge» stellte. Wenn sie auch Starben aus dem Kriege davontritgen, immer würden sie sich doch mit Stolz an die Tage heißer Kämpfe erinnern: sic seien ..dabei gewesen", und der Dank des ganzen Volkes für sie sei unbegrenzt, sei gar nicht abzutragen. Die Zeit, wo die Feinde ringsum unter der Wucht der deutschen Schläge um Frieden bitten würden, werde kommen. Ein dreifaches Hoch auf unseren Kaiser und aus den König! Mit dem Gesang SeS KönigSliedeS schloß die Feier. Dann nahmen die Damen des Ausschusses mit sichtlichem Eifer ihren Liebesdienst auf. Sic eilten in die Küche, wo der Kaffee aus großen Kannen in die Tassen floß, die von den jungen anmutigen Damen den Güsten kredenzt wurden. Leckerer Obstkuchen erfreute außerdem daö Svldatenherz. ES war ein lieblicher Anblick, die jungen Mädchen ihre kampf- gcstähltc», wunden- und uarbenreichen Schützlinge be treuen zu sehen, die sich das mit schmunzelndem Behagen gefallen ließen. Sie entwickelten denn auch einen erfreu lichen Appetit, und der Neigen der kredenzenden Iung- mädchcn, an denen eines LivtardS, des Schöpfers des „LchokoladenmädchenS", Malcrauge Gesallen gefunden hätte, ging ununterbrochen zwischen den Tischen dahin. Hvfrat Scnfferts nie versiegender Humor meinte zu einem eiugeladenen Gast „in Zivil": „Schon um der Bedienung willen möchte ich den Kaffee trinken!" Und dann, nach der Arbeit, die ja doch eine Freude war, standen die Damen und Junginüdchen in der Küche eng beisammen und stärkten sich mit den Resten, während drüben, erst ein wenig scheu und zaghaft, dann immer gemütlicher der Sang der Gäste und der Klang der Ziehharmonika erscholl und die Rauchwolken stiegen. Sie fühlten sich wohl: das war das deutlichste Zeichen dafür. „Woran ich mei—ine, woran ich mei—ine. woran ich meine—e Freude Hab' . . ." Ja. sie hatten ihre Freude! Und als sie erst von ihren liebens würdigen Gastgeberinnen durch die Hellen, weiten Räume des Seitenflügels und des Hintergebäudes sin dem bis vor nenn Jahren die Maschinen der „Dresdner Zeitung" klapperten! geführt wurden, als sie sahen, wie ihnen in diesem Nachmittagsheim nicht nur Unterhaltung und leib liche Stärkung, sondern auch Belehrung in der Anferti gung k u n st g e w e r b l i ch c r Arbeiten sdurch Fräu lein Gcrth-Norihsckil geboten werden soll, da versprachen sic erst recht freudig daS Wiedcrkvmmen. Mit ihren Schüb lingen sollen und wollen auch die jungen Damen in den Handfertigkeitskünsten, wie sie die von Professor Senfsert im „Künstlerhause" gegenwärtig gezeigte Ausstellung offen bart, unterrichM werden. Sv wohnt dieser Gründung des Nachmittagsheims auch eine gar nicht zu unter schätzende soziale Bedeutung inne. Der Segen wird nicht auSbleiben, und die Krieger werden nach ihrer völligen Genesung, wo sie auch immer seien, mit herzlichem Dank ihrer freundlichen Gastgeberinnen gedenken. Daß diese nun wieder von ihnen etwas gelernt haben, nämlich die militärische Ordnung, bewies ein Anschlag, den man beim Verlassen der gastlichen Stätte laS. Da hieß eS: Dienst: Sonntags: Herr und Frau v. Malortie, Montags: Frau Hassel, Frau Aster, Dienstags: Frau v. Broizem, Frau Gräfin Vitzthum. Mittwochs: Frau v. Zschinsky. Frau v. Malortie. Donnerstags: Frau v. d. Bussche, Frau Schubert, Freitags: Frau v. Römer. Frau v. Kirchbach. Sonnabends: Frau Arnhold, Frau v. Unruh. Auch der Dienst in der Bibliothek, im Lesezimmer uiw. war schon geregelt: in ihn teilen sich die jungen Damen, u. a. Fräu leins Salbach, T. und H. v. Wnck, v. Mangoldt, v. Malortie. Lötich, Scbobloch, v. Zschinsky. Hassel. Unter den nam haften Zuwendungen der verschiedensten Art, die das Heim von freigebigen Gönnern schon empfangen bat, be findet sich auch eine lOOO-Mk.-Spende Sr. Majestät des Königs. — Denkmünze für Fekdzugöteilnchmer. Dem Prä sidium des König!. Sächsischen Militärver ein s b u n d e s ist ein Gesuch zugcgangen. in dem angeregt wird, das Bundespräsidium soll an den maßgebenden Stellen anrcgcn. daß alle ehrenvoll verabschiede ten und in Zukunft zu entlassenden Feldzugs» teil nehmer eine Denkmünze oder wenigstens ein einfachesBand erhalten, das ihr Verdienst um das Vaterland kennzeichnet. In dem Gesuch heißt es u. a. wie folgt: „Tic Mehrzahl dieser Entlassenen besitzt keine .Kriegs auszeichnungen. Alle konnten ja auch nicht damit geschmückt werden, obwohl gewiß jeder von ihnen seine vaterländische Pflicht vor dem Feinde mit Hingabe seiner ganzen Person erfüllte, bis ihn die Kugel traf oder Krankheit meist schwe rer Art zu Boden warf. Diesen vielen Männern begegnet cS nun nicht selten, daß man sic mit dummer Fragerei verletzt, wie: „Sie waren auch mit im Felde? Das sieht man Ihnen aber nicht an. Verwundet sind Sie wohl nicht worden? Haben Sic keine Auszeichnung erhalten? Sic sind gewiß nicht ins Feuer gekommen?" Meist erfolgt dar aus gar keine Antwort, was ja auch das Richtigste ist. Aber innerlich kommt dem verdienten Manne dabei ein recht bitteres Empfinden an. zumal ihm daS drückende Los be- schiedcn ist. statt, wie er hoffte, einst mit als Sieger heim- kchren zu kpnncn, elend und krank wieder in die Heimat zu kommen." — sdi. i.s „Den, Verdienste seine Krone": das alte Sprichwort ist vor dem Weltkrieg verblaßt, der dem Kampfer, der sich vor anderen ausgezeichnet hat. als äuße res Symbol höchster Anerkennung nicht die Krone, sondern das Kreuz an die Brust heftet. Wie jedes Land im ein zelnen seine Tapferen ehrt, das ist in der Kriegs-Aus- st e l l ii n g an einem stets dicht umlagerten Schauschranl zu sehen, der in buntem, glitzernden Beieinander alle Kricgsorden und Medaillen der deutschen Bundesstaaten enthält. Um das Eiserne Kreuz und den ?our ie morste, das höchste Ziel allen Ehrgeizes auf dem Schlachtfelde, scharen sich, wie der Sterne Chor um die Svnne sich stellt, all die Kreuze und Sterne aus Süden und Norden. Fast jeder Orden erhält im .Kriege durch die Beifügung von ge kreuzten Schwertern neuen, in den Satzungen vorgesehenen Glanz und ernstere Bedeutung. Daneben haben die meisten deutschen Fürsten eigene Kriegsauszeichnungen, für Kämpfer und für die in der Heimat treu und opfervoll Arbeitenden, geschaffen. Ta sehen wir daS bayrische Lud- wigskreuz in schwarzer Bronze mit dem künstlerisch sehr sein durchgcbildetcn Bildnis des Landesherrn am blau- weißen Bande, das wiirttembergische Wilhelmskreuz, -essen gelbes Band von zwei schwarzen Streifen durchzogen ist. Sehr stattlich erscheint das .Kreuz von Lippe-Detmold, in vergoldeter Bronze mit -er Rose, dem Wappenzetchcn, am gclb-rvt-weißcn Bande, während das anhaltische FriedrichS- lrcnz mit der Jahreszahl 1014 schlichter wirkt. Die Hanse städte haben sich — entgegen ihrer sonstigen demokratischen Gewohnheit, die äußere Ehrenzeichen ablehnt — in dem rot- emaillierten Hnnscatciikreuz, das jeweils als Herzschtld bas Wappen der Stadt führt, eine vorpehm, Dekoration ge- schaffen. Ein» der würdevollsten Kreuze ist da» der Fürsten tümer Reuß: schwär, mit durchgeschlungenem Lorbeerkran» tn grüner Emaille und der Jahreszahl ln Silber, kommt eS der fetnproporttonierten Schönheit des Eisernen Kreuze» sehr nabe. Bon den sonstigen fei nur noch die Sachsen» Altenburgische KrlcgSmedaille mit der Spange wegen ihrer anögeglichenen Prügunck genannt. Die sämtlichen Orden -eS Königreichs Sachsen bieten sich tn einem besonderen Lchautisch -ar. und niemand wird die Gelegenheit, diese prächtigen Stücke einmal in geschlossener Gruppe z» studieren, ohne Not versäumen. — Ausstellung Beschäftiguussaröette« Kriegs« verletzter. Die vom Hetmatschutz im KUnstlerhause, Grnnaer Straße, veranstaltete Ansstellung ist bis aus weiteres werktags vvn ttl bis 7 Uhr, SvnntagS von 11 bis 2 Uhr bei freiem Eintritt geössnet. Die Ausstellung zeigt die in verschiedenen sächsischen Lazaretten angeferttgten Arbeiten und soll zu gleicher Beschäftigung weit und breit anregen. — Wie an den meisten Sonntagen werden wir heute nachmittag sofort nach Eintreffen des amtlichen Heeresberichts ein Sonderblatt heraus» geben. — Besichtigung -er SchrebergLrte«. Wie bekannt, hat auch in diesem Jahre der Rat zu Dresden wieder 1500 Mk. bewilligt zum Ankauf von Gemüsesamen und Saat kartoffeln, die an unbemittelte Inhaber von Schrebergärten verteilt werden sollten. Der Ausschuß für Schrebergärten innerhalb des BereinS zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs hat sich wieder der Mühe unterzogen, den Samen und die Kartoffeln zu beschaffen und mit Hilfe des BvrstanbeS deS Berbandes der Dresdner Garten- und Schrebervereine in geeigneter Weise zu verteilen. ES wurde dabei wieder darauf gesehen, daß die HandclSgärtner keine Ursache zur Klage hätten. Im ganzen wurden bei der Ber- teilung 80 Kolonien mit etwa 2400 Kleingärten bedacht. Am Dienstag und Mittwoch machte sich nun der Ausschuß auf den Weg, um diese Kolonien zu besichtigen und sich vom Stande des Gemüsebaues in ihnen zu unterrichten. Konnte schon im vorigen Jahre berichtet werden, daß allein in den Veröandskvlvnicn geerntet worden waren: 2715 Zentner Kartoffeln. 4155 Zentner Gemüse, 316)4 Zentner Obst, 734)4 Zentner Beeren, im ganzen also 7021 Zentner eßbare Gartenfrttchte, außerdem aber noch sehr viel Staudensalat, Rettiche. Radieschen, Blumenkohl, Kohlrabi, Rot- und Weiß kraut. Weintrauben nsw., so läßt sich nach dem Ergebnis der diesjährigen Vorprüfung annehmen, daß sich die Masse der erbauten Gartensrüchte noch steigern wird. Die Vorstände der Schrcbergartenvereine sind sich ihrer Pflicht, für die Vermehrung der Lebensmittel zu sorgen, voll bewußt ge wesen. Die Blumenzucht ist an vielen Stellen ganz auf- gegeben. an anderen stark vermindert — nur Mohn und Sonnenblumen sah man viel —, fast der ganze Bvdenbestand ist der Erzeugung von Gartenfrüchten gewidmet. Und nicht bloß in den Gartenkolvnien: wo nur ein freier Fleck i» der Stadt ist, z. B. hinter dem Gesamtministcrialgcbüude (von der Regierung zur Verfügung gestellt», auf dem Feld- herrenplatz, auf dem Riesacr Platz zwischen der Süd-, der Grillenburger und der Dcubener Straße lvon der Stadt zur Verfügung gestellt), auf zahlreichen Baustellen und ehemali gem Brachland, überall sind jetzt Kartoffel- und Gemüse felder und Beete entstanden, wachsen Früchte aller Art empor, die ihren Erzeugern schon jetzt für den Haushalt reichen Nutzen bringen. Fast alles ist gut gediehen, von den Vccrenfrttchten besonders Stachelbeeren. Aber auch Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Karotten. Möhre». Gurken und Kürbisse, Sellerie, rote Rüben und Kohlrüben, Mangold, Rhabarber. Weib- und Rotkraut, auch .Kirschen und Aepfel sah man überall in prächtigem Gedeihen. Nur die Tomaten sind wegen mangelnder Hitze im Wachstum zurückgeblieben. Be sonders gut stehen überall die Kartoffeln, von ihnen ist offenbar eine besonders reiche Ernte zu erwarten. Sv waren die Eindrücke, welche die Mitglieder des Ausschusses ge wannen, überaus erfreulich: wohl jedes benutzbare Plätz chen in der Stadt ist mit Gemüse, Obst oder Kartoffeln be pflanzt, und in sachgemäßer Meise ist durchweg dafür ge sorgt, auf diesem Wege die Nahrungsmittel für die Stadt zu vermehren. Der volkswirtschaftliche Wert der Schreber- und Kleingärten hat sich in diesem zweiten Krlegssahre noch glänzender offenbart als im ersten. Preise für besonders gute Leistungen werden auch in diesem Jahre nicht verteilt, doch sotten wieder, wie Im vorigen Jahre, Erinnern ngs- urkunden in drei Klassen verteilt werden. Hierfür wurden die Kolonien bewertet, wie folgt: I Nudolphia, Sommcrlnst, Laubcnhcim, Erholung, Er holungsheim. II Frübaus, Erdkugel, Erdenglück, Naturfreunde, Nationaler Arbeiterverein, Evangelischer Arbeiterverein an der Lübecker Straße, Näcknitzhöhe, Eichenkranz, Am Wcißeritzufer, Sonnenlehnc, Birkenhain. III Maicngrün. Burcndorf, Hans Sachs, Znr guten Hoff nung, Svaiigelischcr Arbeiterverein an -er Magdeburger Straße, ,>rcie Sckrcbcr, Immergrün, Blumcntal, Blumenau, Hubertus. An der Pricßnitz, Wildwest, Zur Aussicht. — Der Höchstpreis für Milch hat eine Aenderung inso- ern erhalten, als für Milch, die in das Haus oder die Berkaussstättc des Käufers geliefert wird. 22Vs Pfg- für das Liter gefordert werden dürfen. — Ihr SOjährigeS Stenographenjubiläum können tn diesem Sommer zwei in der Gabelöbcrgcrschen Schule gut bekannte Herren begehen, die auch längere Jahre am König!. Stenographischen Institut zu Dresden, dem etzigen König!. Stenographischen Landcsamt, tätig ge wesen sind. Es sind dies der stellvertretende Vorsteher des tenographischen Bureaus des Reichstages, Kanzletrat Dr. Max Weiß in Berlin, und Tr. Rudolph Tombo in Neuyork. Dr. Max Weiß ist am 8. Juli 1840 in Dreng- furth in Ostpreußen geboren, besuchte dos Gymnasium in Rössel und Königsberg und studierte dann an der Königs berger Universität Theologie und Philosophie. Als Ober- sckundaner hatte er die GabelSbcrgerschc Stenographie er lernt. Auf Veranlassung seines Landsmannes Wilhelm Schesfler sdcs im Jahre 1013 in Dresden verstorbenen Professors der Technischen Hochschule Hvfrats Schesfler, der in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts selbst Mit glied des König!. Stenographischen Instituts war) kam Weiß im Jahre 1871 als Hilfsstcnograph des Sächsischen Landtages nach Dresden und wurde 1873 beim König!. Stenographischen Institut angestcllt. Hier wirkte er bis 1887, in welchem Jahre er als etatmäßiger Neichstags- stcnogrciph in den Reichsdtcnst trat. Seit 1888 hat Weiß sehr oft die von dem Deutschen Kaiser bei den mannig fachsten Gelegenheiten gehaltenen Reden ausgenommen, so daß er vielfach kurzweg „Kaiserstenvgraph" genannt wurde. In Berlin hat er sich besonders in früheren Jahren nam hafte Verdienste um die Förderung des Gabelsbergcr- schcn Systems erworben und sich auch vielfach litera risch aus dem Gebiete der Stenographie betätigt. Auch der zweite Jubilar, Dr. Rudolph Tombo. begann seine Tätigkeit als ausübender Stenograph in Dresden, und zwar tm Jahre 1866. Seit April 1865 hatte er sich, mit der noch heute bestehenden Beihilfe zur Ausbildung als Kammerstcnograph vom König!. Ministerium des Innern ansgestattet, für den stenographischen Berus vor- gcbildct. Unter seinen Kollegen, mit denen er im Mai 1866 verpflichtet wurde, befand sich auch Dr. Bieren,' der spätere Chefredakteur der „Dresdner Nachrichten" und Stadtrat in Dresden. Später wirkte Dr. Tombo als Stenograph beim Norddeutschen Reichstag und wcimart- schcn Landtag und siedelte schließlich nach Amerika über. In Neuyork hat er den Deutschen Stcnographcnverein gegründet und viel Privatunterricht in der Gabclsbcrgcr- schcn Stenographie gegeben. Sein Wunsch, den Jubeltag mit den Nachfolgern seiner damaligen Kollegen in Dres den festlich zu begehen, ist durch den Weltkrieg vereitelt worden. — D»S Sraddenkmal für Oberregteruuasrit Element da» die Gabclsbergersche Schule ans dem Waldsriedhvf Weißer Hirsch ihrem hochverdienten Förderer errichtet bat. tft nunmehr serttggestellt. ES trägt die Inschrift: „Ihrem unvergeßlichen Clemens die dankbare Schule Gabrls- berger . Clemens war vvn 1805 bt» looo Vorsitzender de» Deutschen StenvgraphenbundeS Gabelsbrrger und von 1000 bis 1015 Bvrstand des König!. Stenographischen Landesamts in Dresden. — De« Verein „Heimatdank" für die Stadt Dresden sind überwiesen worden: vvn Herrn Fortbildungsschul- dtrektor Svbe als Erträgnis einer freiwilligen Samm lung von Schülern der 1. Fach- und Fortbildungsschule 300 Mk. und vvn der 3. Kompagnie deS Landsturm- I n f a n t e r t e - B a t a i l l v n S Glauchau X lX. 1 5 10 Mk„ Ergebnis einer Sammlung bet einer kleinen Feier. — Der Eoueesfiouirte Sächsische Schiffer-Berei« hält am 2. August, nachmittags i/j.5 Uhr, in den „Drei Raben" eine außerordentliche Versammlung mit reich haltiger Tagesordnung ab. — Epielsolgr zur Platzmustk aus dr« Altmarkte beute mittag )^13 Uhr Geltung: «önigl. Musikdirektor Reh): Gebet: „Verlaß »ns nicht" von Kücken: Einleitung zur Oper „Oberon" von Weber: Toreador und Audalusierin aus dem „Maskenball" von Nubln- stetn: Die Phanlom-Vrigade, Zwischenspiel von Arnold: Tiroler Weilen, zusammengesteUt von Fütras: Husarenangrits von Eilen» berg. — Landgericht. Der Fleischermeister Paul Guido Fischer war Mitte Mai vom Schöffengericht Dresden wegen Vergehens gegen das Nahrungomittelgesctz zu 500 Mk. Geldstrafe oder 50 Tage Gefängnis verurteilt wor den. Ihm wurde zur Last gelegt, im Januar in der Markt halle gewiegtes Rindfleisch verkauft z» haben, bei Sem die Schleimhaut des Rindskvpfes mit verarbeitet war und das einen Wasserzusatz vvn 40 Prozent enthielt. Fischer legte gegen das Urteil Berufung ein, die jedoch nach längerer Verhandlung verworfen wird. — Amtsgericht. Der Arbeiter Hermann Emil Geiß ler war in der Markthalle gelegentlich tätig: vor einigen Tagen wandte sich eine Frau an ihn um Lieferung von 3 Zentner Rhabarber. Letzterer sollte aus der Gegend von Cossebaude und Niederwartha sein, da dieser sich durch Weich heit auszeichnc. Geißler besorgte sich schnell einen Zentner Rhabarber und schasste ihn zu der Bestellerin. In deren Abwesenheit lieferte er ihn dem Dienstmädchen ab mit der Versicherung, daß cs die gewünschte Ware sei. Die Behaup tung war unwahr. Geißler hatte de» Rhabarber für 22 Mk. eingekaust und für 85 Mk. verkauft, überdies noch 1 Mk. Trinkgeld erhalten. Er wußte, daß cs nicht -er verlangte, sondern auswärtiger Rhabarber war. Wegen Betrugs wird aus 1 Monat Gefängnis erkannt. — Der Kaufmann Karl Emil Eduard Schwarz köpf wir- wegen Betrugs in zwei Füllen zu 200 Mk. Geldstrafe verurteilt. — Wegen falscher Anschuldigung muß sich der 1875 in Grumbach gc- bvrene Kanfmann und Drogist Otto Emil Ktrbach ver antworten. In der Nacht zum 23. April war er bei Ein tritt der Polizeistunde in eine Weinstube der Johannstadt gekommen. Da das Lokal geschlossen werden sollte, wurde ihm nichts mehr verabreicht: darüber ärgerlich, begab er sich zur Polizeiwache und erstattete dort Anzeige, daß die In haberin des Lokals die Polizeistunde überschritte» habe. Die polizeilichen Erörterungen ergaben, daß die Beschuldigung nicht zutraf: darauf wendete sich der Spieß, und Kirbach erhielt eine Anklage wegen falscher Anschuldigung. Er be hauptet. keine Anzeige, sondern nur eine Beschwerde be zweckt zu haben, hätte aber auch aus seiner Erinnerung den Gegenstand der Beschwerde verloren. Das Gericht ist der Uebcrzeugung. daß der Einmand des Angeklagten er funden sei. Er wird zu der gesetzlichen Mindeststrafc von 1 Monat Gefängnis verurteilt. Wahrend des Druckes nachts eingegangene Neueste Drahtmeldungen. Köln. (Eig. Drahtmcld.) Der Kriegsberichterstatter der „Köln. Ztg." meldet von der Heeresgruppe Hindenburg: Mit täglich sich erneuernden Teilvor stößen beharren die Russen bei ihrer Angriffstätigkeit. Der russische Angriff auf der langen breiten Front von der Ostsee bis zur Bukowina ist ein Menschen massenmord. Denn von allen Teilen kommen nur immer wieder die gleiche» Nachrichten, die neue große Ver luste des Feindes melden, der Tausende von Mann mit jedem neuen Kampftage vor unseren Linien liegen läßt. Man übertreibt nicht, wenn man die Anstrengungen der Russen als einen unerhörten Kraftaufwand bezeichnet, zu mal die Kämpfe an manchen Stellen eine Heftigkeit er reichen, die an das große Ringen vor Verdun erinnert. Bei Baranvwitschi entbrannten die Kämpfe am stärksten. Das Grcnadierkorps der Russen stand deutschen Landwehrtruppcn gegenüber und erlitt im Ringen um den Besitz des Eisenbahnknotenpunktes eine furchtbar blutige Niederlage. Tic deutschen Mannschaften standen wie angewurzelt und lieben die Eiscnsaat dem Feinde ent gegenfahren. Furchtbar räumten die in den Flankierungs- graben eingebauten Maschinengewehre aus: sic rissen tiefe Lücken in die Sturmwcllen des todesmutig angreiscnden Gegners. Um ihren kraftvollen Angriff muß man Sie Russen, die hinsanken, ehren. Größeren Ruhm aber ver dienten sich die deutschen .Kämpfer, die den Russen gegen über im Abwchrkampfe erfolgreich so lange aushielten, bis die Kraft des Feindes gebrochen war. Mit schweren Ver lusten bezahlten die Russen die Unternehmung bet Elan- Kekkau durch den Einsatz großer Mcnschenmassen, ohne den geringsten Erfolg für ihre Waffen zu erzielen. Auch dort stand der Teil der Ostfront, so daß man der Angrisss- tntigkeit des Feindes mit aller Ruhe weiter cntgegen- sehen kann. Wie«. sEig. Drahtmeld.) Mit atemloser Spannung verfolgt man hier die gigantischen Hclbcnk 8 mpfe des deutschen Heeres an der Somme, die allen Bc- urteilern Worte der höchsten Bewunderung entrücken. Auch die Abwehr der russischen Offensive gilt als völlig gesichert. Tic Gcsangenen-Aussagcn ergeben ein Bild großer Fricdenssehnsucht. Die Gefangenen klagen über schlechte Verpflegung und brutale Behandlung. („Köln. Ztg.", Rotterdam. Dem „Nicuwe Nottcrdamschen Eourant" zufolge meldet die Londoner „Times" aus Washington vom 21. Juli: Die Erbitterung der Kanflcnte über die Schwarze Liste der britischen Negierung nimmt zu. Neutrale Mächte habe» Vorstellungen erhoben, daß die Vereinigten Staaten die Führung vvn Unterhand lungen übernehmen möchten, die in der einen oder anderen Form gemeinschaftliche Repressalien zum Zwecke hätten. Die Haltung der amerikanischen Negierung wird durch diese Vorschläge anderer neutraler Mächte, gemeinsam vor- zugchen, bestärkt. Die Forderung der öffentlichen Mei nung und die offenkundigen politischen Vorteile, die er reicht werden könnten, haben zu der bestimmten Absicht geführt, Einspruch zu erheben. Der Einspruch wird wahr scheinlich die Form einer scharfen Ertlärung über die Nach teile anncbmcn, die den Amerikanern zugcsügt worden sind, und mit der Aufforderung enden, derartige Maß nahmen einznstcllen. Andernfalls würde das Auftreten Englands als unfreundliche Haltung ausgcfaßt werden. Ferner verlangt man Repressalien ans legislativem Ge biete. Der niederländische Gesandte in Washington ent faltet eine lebhafte Tätigkeit, um die öffentliche Auf merksamkeit ans die Beschwerden der Neutralen zu lenken. (W. T. B.)
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