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— »> - - »1 - „Bitte, treten Sie ein, Herr Iustizral," sagte die Baronin mit einer sanfte» Stimme, die sich weich und wohlig ins Ohr legte. „Ter Papa erwartet sie schon mit Ungeduld" Tabei trat sie in den Salon, um den Iustizrat vorbei zu lassen. »Sie lassen uns allein?" fragte er erstaunt. „Ist es etwas so Ernsthaftes?" „Ich glaube. Toch sollte der Papa mich brauchen, so bin ich zur Hand. Ich warte hier." I n Lelinfluhl, an dem hohen Fenster iah die hagere Gestalt deS Kranken, in einen mit Pelz gefütterten Schlafroct gehüllt. Sein Kops mit den spär lichen grau-w Haaren war aus die Brust gesenkt, das von einem dichten grauen Bart »mralnnie Gesicht >ah gelblich-bleich aus, die Augen lagen eingesallen in ihren Höhlen Ter Insuzral erschrak. So Versalien lxiiie er den sonst noch immer stramm und vor nehm euiherschretteiiöeil Herrn, der stets ettoas Herrisches. Hvchsakrcndes gehabt hatte, «ich nicht vorgestellt. Und diese zniammengeiunkene Gestalt in dem hvchlehnigen Kranken- siuhl wirkie ni» so trauriger inmitten all der Pracht, die sich um sie breitete. Tie dell- eideiien 'Borbänge an den Fenstern, die Se«sel nnd Sosas mit dem gleichen Heller: tlebcrzug. Sie ebenso zierlichen als ko«!baren Bonleinöbel, die Gemälde an den Wänden, die alle Liebes- und Iagdszeilen -arstellten. daS^ alles iprach von der nnverwüstlichci, Lebenslust des Mirvns. der jetzt ein Bild des Sterbens und Bergehciiü dalag; welch ein Knltlrasi! Ter Insturat vermochte es dennoch über sich, ein Lackeln aus seine Lippen zu zwingen. „Ter Herr Baron haben befohlen ?" ...»onuneil Sie nur näher," sagte der Kranke, Mi! einem leichten Neigen des Haupies den liefen Grnsi des Iustizrales er widernd, und mit einer heberen, mühiani nach Lufl ringenden Slimme sngle er hinzu: „Hetzen Sie sich ganz nahe zu mir, ganz nahe. Sie «ehen, das Sprechen wird mir schwer.' Ter Iustizral rückte sich sogleich einen Sessel dicht an den Stuhl des Kranken, dessen keuchender Alem envas Beängnigendes Hane. „Womit kann ich dem Herrn Baron dienen'?" sragte er. Ein lieier Seufzer entrang sich der Brusl des Kranken. „Es ban delt sich um meinen leinen Willen!" Ter Iuslizrat neigte, als hätte er diese Antwort erwartet, ninimmend das Haupt „Sie willen, ich habe schon bei Lebzeiten meiner Iran ein aeslamein gemacht!" „Tas bei mir deponiert ist und in dem mir die Ehre c-wullen wird, mich zum Testamentsvollstrecker zu ernennen," siel der Iustizral ein, um dem Kranke» das Sprechen zu ersparen. „Wünschen Sie ihm »och etil'as hinzuzu- inaen?" Ter Baron schüttelte den Kops. „Ich Hab: ein Kodizill niedergeschriebcn, weicpes das ganze Testament uingeslaltet." ler Iullizrat konnte eine Gebärde höchsten Erstaunens nickt unterdrücken: „Aber ich dächte, Herr Baron, es war in dem Testament alles anss beste vorgesehen. Tie Hsrrichasr Trauenilcin und das Gut Schvuwaide erbt Baron Dietrich, die Billa und das bare Vermögen die Trau Gräfin Alte» in München. Auch des alten Kammer- dieners Tran; ist gekackt, sowie der Trau Müller, der der Herr Baron durch mich eine tahrliche Rente von Aloo Mark zugehen liegen. Letztere erkält sogar eine ansehnliche Summe." Ter Baron schüttelte ungeduldig den Kops. „Tie Trau Anna Müller braucht i ickts mehr von mir, sie i't 'eit einigen Monate» tot." „Ah so, das ändert allerdings eiwaS die Sache. Habe» der Herr Baron die ihr zngedachte Summe vielleicht für se- mond anderes bestimmt . ' Ter Baron antwortete nickt, sondern grill, sich mühsam aus- richtenv. naa, einer verschlossenen Mappe, die mit einer Anzahl von Büchern und einigen Schreib,:ren>ili«n am eine.» zu seiner Beauemlichkeii au der Tenstcrwand angebrachte« Buckerbretl. lag Tann ossnele er ste mit einem kleinen an seiner Nhrkelte vesestiaten Schliisselchen. nahm ein gröberes, sorgsam versiegeltes Schriftstück heraus und über reichte cs mit einer gewissen Teier'ichkeit dem Iuslizrai. „Gott se: gedankt! Jetzt werde ich ruhig sterben können." kam cs nun wie er- leichtcrr über lline Lippen. Ter Iustizra! ilutzie. Tür io ernst und wichtig hatte er be, dem groben Bermögen des Barons die'e kleine Legal nicht betrachtet. „Sie sehen mich 'ragend an. lieber Iustizrat," subr der Mrron nach kurzem Hustenaniall iorl. ..'Als aeiiamenlSvLllstrecker herben Sie ein Recht, wissen zu wollen. waS in diesem Kodizill liebt, lind Sie sollen es wissen, alles, sollen meine Kinder aus den Inhalt vor bereiten. wozu mir." er «enizte schwer aus. „um ollen zu sein, der Mut sehlt." Ter Inmzral konnte sein Befremden bei den letzten Aorten des Barons nicht ganz ver hehlen. Wenn irgendwo, hätte er geglaubt, dag hier die Verhältnisse klar lägen. „Ja, mm, nach kurz fallen." fuhr der Baron hastig fort, „denn weine Kräfte reichen nicht weit, und es wird mir schwer. Ihnen zu gestehen, waS ich ?o lange im tiefsten Herzen verborg".! gehalten, weiche Schuld aus meinem Leben iastcl. eine Schuld, die ich bei nahe mil nur ins Grab genommen, wenn nickt das arme, verlassene Weib mit sterbender Hand mein Gewstien gillgerüitell nnd mich on meine P'licht gemahnt hätte. Sie er rate». cs handeli «ich um Anna Müller." Ter Insnzrar konnte nun doch ein leises Lächeln nickt unterdrücken. Er. der «eine Menschenkenner, batte sa gleich geahnt, das: iw nicht bloh Memchenliebe war. die kn: leden-.-lustigen Herrn hcwoaen lmlte, der Tochter 'eines alten Aduiiiustratorü eine io reiche Unierstützring zu gewähren, sondern das ihm Anna Müller einst näher gestanden „Sir lächeln, Justiziar," fuhr d«r Baron fort, «und ich ahne, was Sie denken; . - " chi. - --- hatte. » aber Sie tun der armen Heimgegangenen Unrecht. Sie war mein rechtinähia anae- trautes Weck. Der Sohn, den sie hinterlassen hat, steht mir ebenso nahe, wie Dietrtch, er »st mern Erstgeborener. Ter Iustizral fuhr mit einem Laut höchster Ueberraschuna von seinem Litze empor. „DaS — das ändert allerdings alle«. Ein rechlmähiger Erbe? Lie aber ist es möglich, ^ah bis jetzt —?" „Es war Feigheit. Iuslizrat, erbärmliche Feigheit, die nur den Mund verschlossen hat gegen mein Weib, meine Kinder!" Ter Iustizral schüttelte noch immer zweifelnd den Kops: „Ich begreife noch immer nicht. Herr Baron, wie alles sa kommen konnte." „Sic begreifen nicht, und doch ist es so einfach! Gewih erinnern Sie sich noch, das, mein Vater anher der Herrschaft Frauen- slei» und dem Allcdialgut Schönivalde noch ein Gut in Osivreuhen besah, das ihm meine Mutter zugebracht hat. Dieses sollte einst, da meinen beiden älteren Brüdern Frauen- slein und Lchönumlde zusiel, nach des Balers Tode mein Besitz werden. Ein seit langen Jahre» ini Dienste meines BctterS stehender Administrator bewirtschaftete es mit Treue und Geschick. Ich stand bei de» Garde-Husaren in Potsdam, ein flotter, lustiger Ölst» zier. Meinen Urlaub im Herbst benutzte ich fast alljährlich dazu, uieinen künstigen Be sitz auszusucbe» und dort mit benachbarten Freunden und den Offizieren der nahe» Garnisoustadt der Jagd obzuliegen " TeS Barons Kops sank tieser auf die Brust herab, aus der cS wie ein Stöhnen ausstieg. „Da gcschak's," fuhr er nun >o leise fort, dah der Iustizral sein Ohr fast an den Mund des Kranken legen muhte. „Ter Administrator l-atte cm liebreizendes Töch- icrleiu. Wir beide ivaren jung, empsänglsch und liebten uns. Aber ich war kein Lump, der cs über das Herz gebracht hätte, zum Verderber des einzigen Kindes eines alten, braven Beamten zu werden. So warb ich den» als ehrlicher Kerl um ihre Hand. Was es für Kämpfe da gegeben bat, ehe ich mein Ziel erreichte, das können Sie sich denken. Aber ich setzte meine» Willen durch, reichte meinen Abschied ein und heiratete Anna, mein junges Glück in der Einsamkeit meines ostpreuhischen Gutes bergend." Der Baron schwieg einen. Augenblick. Mit gespanntester Erwartung folgte der Iuslizrat der Er zählung. „Sie wissen," sagte der Baron, sich nach kurzer Pause wieder ausrassend, „dah der Tod jäh und unerlvartet, erst meinen Baler, dann meine Brüder ereilte. Ich wurde dadurch einziger Erbe des alten Familienbesitzcs. DaS war der Ruin unserer m jugend lichem Leichtsinn eingegangenen Ehe. Anna Müller pahle Nicht zur Gattin des Majo- ratsherrn von Trauenstein. Sie und ihr Vater sahen das selbst ein. Die Trennung der Ehe >var beschlossene Sache. Ick glaubte mich srci und warb um die Gunst der schönen Gräfin Heldbcrg. für die mein Herz erglübt war. Ta Ira> mich wie ein Blitzschlag aus heitere'» Hiinmel die Kunde, dah Anna sich Mutter sichle. Alle meine Hosinungen. meine Aussichten für die Zukunst schienen dadurch mit einem Schlage vernichtet. Mich aus die Eisenbahn sehen und nach Preuhen scchrcn, war der Eittscmutz eines Augenblicks, ttchnz unerwartet trat ick vor das bis zum Tode erschreckte arme Weib. „Ist cS wahr?" sröhuie ick aus, ihr zu Fühen sinkend und ihre Knie wie ein Berzweiselter umfassend. „Sage, dah eS nicht iv ist' Es kann ja nicht «ein!" Sie neigte statt aller Antwort nur schweigend nnd errötend den Kops. „So ist alles aus." jtteh ich tonlos hervor. „Tie ganze Zukunft vernichtet und zerbrochen." Jetzt erhob sie den Kops, und mir. der wie ei» Rasender ciusgcschnellt war und jetzt mit groszen Schrillen das Zimmer dnrchmah, mit einer Würde entgegentretend, die ich ihr nie zugclraiik hatte, sagte sie ernst: „Sei ruhig, Georg. Ich will und werde Deinem Glücke nicht ui: Wege stehen, weder ich, noch mein Kind." Etwas wie neubelebte Hoff nung muhte wohl in meinen Zügen anslenchlen. denn zum erstenmal sah ich es um ihren sanften Mund wie Bitterkeit auszucken. „Und was, >vas soll iverdcn?" sragte ich. „Nur ein wenig Geduld sollst Tu »och mit mir haben," gab sie mir traurig zur Antwort „Meine nnd meines Kindes Ehre darf ich Tir nicht opfern. Bis zu seiner Geburt bleibe ick Teine Gattin. Tann aber soll der Ersüllung Deines Wunsches nichts mehr entgegenslehe». Doch stelle ich Dir eine Bedingung: Das Kind, dem ich das Leben gegeben, :ii mein, mein allein! Du entsagst alle» 'Ansprüchen darauf. Ich will nicht, dah seine junge Seele gleich in den Zwiespalt versetzt werde, zwischen Vater und Mutter wühlen zu müssen. ES ist vaterlos, ehe cs nur zur Welt kommt, es soll das auch bleiben." Ich atmet-' a:ft. Tamit kam ste i« nur meinen eigenen Wünschen entgegen. „Und Tu willst allein die Sorgen für die Erziehung dieses Kindes aus Dich nehmen'?" „Das will ich nnd bin iesl cittlchlossen, mein Kind in den Verhältnissen zu erziehen, in denen ich selbst zu leben gewohnt bin. Es soll nicht, wie sein Baler, aus mich hcrabsehen. «Sein Rech: aber aus seinen Namen soll ihn: bleibe». Ueber seine Zukunft schon heute Entschlüsse zu fassen, wäre verfrüht." „Ich konnte dem nichts enlgcgenieden. und jo schieden wir, nm uns nie mehr wieder zu sehen." 'Fortsetzung solgl.» Metall u.XsutscbuIcstempelf. ^glnnmsrclim. u.aepraKui' 5titts lRölrer Wer billig Kanon will, knnr» lürsii urrä?sN5rs?. Winteriemt. Einfahr tsrore.eis. Ganengeländer, dergleichen Tore. Windfangtüren, Glasvorbane ii a. m. gcbr.. am billigsten bei N. Nosentkrafte I'l. vseLä«, lxsuf "sZIILioNL-KbtLkhXkvtlSI, Ltijslcen emiHähneuHpafatupsn UnsickkdskE Plomben LelÄUdUNg d. klinriefter, Kutter billiger! 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