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Dresdner Nachrichten : 20.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-20
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.01.1874
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Ünseraten-Annadmk au«- würl«: üiut»vn»tvli> nnö Vo»I»r tn Hamburg. v«r- ltn, Wien, öripzlg. vascl, vreilau. ffra»Ii»rt a. M. - kuck, ««»»» I» VcrIIn, Leipzig, Wie», Hamburg, tzraulsiirt a, M,, Miln- chen, — Vaud« H c«. iu tzranlfurt a, M, — de. v«i,t tn ilhemnig, — Na- kulitu » Uo. tn Part». Tageblatt für Unterhaltung »nd Geschäftsverkehr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Liepsch Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt vluSw^irtige ?l„no>ict„. AusUrigc von uns undt- kannten stirnien u. Pci» ionen tnserlren wir nur neqcn Pränumerando- Halilung durch Vrtsf- inarkcn oder Poftcinz's-» lun.t- ^ Silven kosten >"2 Nar. Antwort e.e k.'.lncn die ?,al,luna auch auf eine Drctd el^irnw anlveisen. Die Exp. Nr. 20. Neunzehnter Jahrgang. Mitredacteur: vr. Lo»«i Für das Feuilleton: Dresden, Dienstag, 20. Januar 1874. PMUia»«, Die Wahlsiege der Ultramontaner, in Deutschland haben dieser Partei ein Selbstvertrauen eingeflößt, das sie zu gewaltthätigen Schritten fortreißt. Das erste Vorpostengefecht ist bereits im preußischen Landtage geliefert. Im Reichstage jedoch liegt das eigentliche Kampfgesilde. Im Vollgefühle frischer Wahllorbeeren brachte am 15. Januar der clericale Abg. v. Schorlemer-Alst Bis marcks Beziehungen zur Bildung der ungarischen Legion 1866 unter Klapka und seine Sprengung des deutschen Bundestags zur Sprache, worauf v. Mallinckrodt am 16. die angeblichen Anerbietungen Bis marcks zu Landabtretungen an Frankreich folgen ließ. Noch niemals ist in Preußen einem Minister von öffentlicher Tribüne aus so nackt der Vorwurf der L-mdeSverrätherei ins Gesicht geschleudert worden. Bismarck wies diese schmachvollen Beschuldigungen energisch zurück und auch wir glauben, daß er sich nicht in ernstliche Unterhand lungen mit Napoleon behufs Abtretung preußischen Gebiets ein gelassen habe. Daß er Napoleon jedoch geködert, ihm die f«tu mor- gan-i einer Vergrößerung Frankreichs vorgch ckten und Napoleon gründlich hinter das Licht geführt hat, das hat Bismarck früher selbst anerkannt, indem er im Reichstage öffentlich anchprach, das; er mir 'Napoleon dilatorische Verhandlungen gepflogen habe. Dies r vcr Langte deutsches Gebiet und Bismarck lehnte jene Forderung nic'! entschieden ab, um zu den Schlagen gegen Oesterreich und d.n Äund sich Frankreichs Neutralilät zu sicher»; er liest'Napoleon in de,., naiven Glauben, cs werde ein Fetzen Deutschlands schlief,'.ich doch noch für ihn absallcn und als Bismarck Herr der Geschicke Deutsch lands geworden, war von der Abtretung deutschen Gebiets kein. Rede mehr. Bismarck sprach in jener stürmischen Debatte die Erwartung aus, daß ihm die Presse in dem Kampfe gegen die Ultramontanen ihre Waffen leihen werde. Gewiß wird sie das. Bismarck ma, aber hieraus ersehen, daß cs nicht wohlgctha» von ihm sein ivird, der Presse Knebel und Zwangsjacke anznlegen. Was wäre ein. Unterstützung werth, die eine unter dem DamolleSschmert der Unter drückung stetig lebende Presse bieten könnte? Das Bestreben der europäischen Diplomatie, den Frieden zu bewahren, ist unzweifelhaft. Doch steigen jetzt mancherlei Nebel auS den Schluchten auf und der Friedenssonnenschcin, der den NeU- jahrsmorgen vergoldete, kapir, wenigstens nwmcntay, durch allerhand Wölkchen verdüstert werden. In diese ober, Luftschicht gehören die ungeschickten Worte, die neulich der Commandant von Pari», Lad mirault, an die Offiziere seines Corps richtete; gehört die fortdauernd wäthende Sprache französischer Hirtenbriefe; gehören die Eifersüchte leien zwischen Frankreich und Italien; gehören die Katzbalgereien zwischen der Berliner und Pariser offiziösen Journalistik. Trotzdem ist eine ernstliche Störung der guten Beziehungen, die zwischen Frankreich, Deutschland und Italien jetzt obwalten, filr eine längere Frist nicht zu besorgen. In unserm Nachbarlande Böhmen haben in kurzer Aufeinan derfolge Wahlen erst zum Landtage, dann in den Reichsrath statt gehabt. In beiden Wahlgängen siegten die Altczechen mit erheb licher Mehrheit über die Jungczechen. Mit tiefen» Schmerze blicken die Deutschen, blickt das jetzige verfassungssreundliche Ministerium, blicken auch die zu einem Frieden zwischen der czechischen und deut schen Nation geneigten Slaven auf dieses Ergebniß. Die Ohnmacht aller auf friedliches Nebeneinanderwirken beider Nationen gerichte ten Bestrebungen ist damit unzweideutig an den Tag gelegt, ebenso das Ueberwicgen der mittelalterlich-ultramontancn Clique, die auf dem Lande die Wahlen mit Caplanen und adligen Beamten, in den Städten mit Pfarrern und der unwissenden fanatisirten Volksmusik macht, und Bildung, Freiheit und wachsenden Wohlstand von Böh men fernhält. Die wirthschaftliche Erschütterung hat sich jetzt auch auf die Lstreichischcn Eisenbahnen geworfen. Es sind die „ungarantirten", die auf den schwächsten Füßen stehenden, die jetzt als die ersten dem Krache zum Opfer fallen. Bereits ist über die Leobcn-Vordernbcrgcr Bahn der Concurs verhängt und die erste Tagfahrt auf den 29. Januar anberaumt worden. (Tagfahrt ist der deutsche Ausdruck für Termin und nicht etwa der Gegensatz von 'Nachtfahrt.) Cs handelt sich hierbei zwar nur uni ein ganz lleincs Schiencnunter- yehmen, das nur 2Meilen lang ist und mit einem Actienkapital von HA,OOO Gld. und Prioritäten von 960,000 Gld. erbaut und im Betriebe erhalten wurde. Trotzdem ist die Frage, wie sich der Staat zu einer in Concurs gerathencn Privatbahn, wenn er ihr «uch nicht die Zinsen garantirte, stellt, eine äußerst wichtige und für die zahlreichen andern ungarantirten östrcichischcn Bahnen präjudi ziell». Schwierig wird die Sache dadurch, daß öffentliches und Pri vatrecht bei dem Concurse einer Eisenbahn collidiren. Das letztere könnte verlangen, daß Lokomotiven und Wagen, kurz, der ganze Fahrpark veräußert, die Gebäude versteigert, die Schienen hcraus- «erissen und als Bruchciscn verkauft, der Bahnkörper als Acker- oder Forstland seiner früheren Bestimmung zurückgcgeben werde. Das öffentliche Recht sträubt sich aber dagegen, daß eine öffentliche Ver- kehrSstraße eingezogen und dem lokalen Bedürfnisse, der Industrie und dem allgemeinen Interesse ein Commumkationsmittel weggenom men werde, auf welches sich letztere eingerichtet haben. Der Staat, der durch Concessionsertheilung an eine Privatgesellschaft einen an deren Bahnerbaucr ausschloß, muß für die ungestörte BetriebSfort- kührung sorgen. Mit dem Gehenlaffen ist es hier nicht abgethan und in der nächsten Zeit wird das östrcichische Finanzministerium sich der ungarantirten Privatbahncn anzunehmen haben. Sehr lobenSwcrth ist die Energie, mit welcher der Stadtrath von Wien den Vampyren der Gesellschaft, die als Versatz- und Leihämter, als Commissions- und Jneassogeschäfte das elende Ge werbe des schnödesten Wuchers treiben, das Handwerk legt. Er macht bei solchen Leihgcschästcn, deren blutsaugerischer Wucher consta- *ftt wird, kurzen Prozeß: er schließt die Bude, er entzieht die Eon- > cession. Eine schärfere Beaufsichtigung des schnöden Treibens dieser Wucherer wäre auch anderswo am Platze, denn, so sehr die Börse linier der Geldknappheit leidet — cs giebt immer noch, wenn auch mit unerschwinglichen Zinsen, genug Geschäfte, deren Firma lautet: Geld, Geld, Geld! Locales und Sächsisches. — Der Pfarrer Ll. Lang in Ottendorf hat das- Ritterkreuz vom Albrechts-, der Obcrhofmarschall v. Könneritz das Großkrcuz des Niederländischen Löwen-Ordens, der Forst-Jnspector MannSseld zu Eltcrlein, sowie die Oberförster Crcutz zu Spechtshausen und Uhl inann in Wildenthal das Ehrenkreuz des Verdienstordens, der Zim mcrgcsell Weigert aus Naundorf und der Arbeiter in dem Heinig schen Leinwand-Apprctur-Geschäfte zu Cunnersdorf auf dem Eigen. Gänsrich daselbst, die silberne Medaille vom Albrechtsordeu erhalten. — Nachdem nunmehr die Reichstagswahlen ihren Abschluß gefunden haben, sagen wir allen unfern Freunden, die uns in sc reicher Fülle telegraphische und briefliche Nachrichten über den Aus fall der Wahlen haben zugehen lassen, dafür unfern verbindlichsten Dank. — Sächsischer LandtagS-Ukas. Gestern Mittagbe ehrte uns die 2. Kämmer mit folgender Zuschrift: „Die II. Kammer tcr Ständeveriämmiung hat In der in Br. ick tcr „Dresdner Flcichrichten" befindlichen —übrigens auch nickst genau zutreffenden — Mittheilung über den in der geheimen Sitzung vom 15. d. Mtö. verhandelten Gegenstand eine solche .v andlimgöweisc gesunde», bah sie am Ick. d. Mto. in einer nicht i ssenilichni Sitzung bcschloffcn hat: der Rcdaction der „Dres dner Nachrichten" Ihren Sitz auf der Iournalislentribune biö Gndc d. Mtö. zu entziehen und Ictcm Vertreter dcS Blatt« ani so lauge das Erscheinen ans der Journalistcntribüne zu untersagen." -hiervon wird die geehrte Rcdaction der „DrcSdncr Nach richten" l» Kenntnis! gesetzt. Dresden, am 17. Januar 1874. DaS Präsidium der II. Kammer. 1)r. Schaifrath. Selbstverständlich fügen wir uns diesem Beschlüsse. Wir werden unser schweres Geschick mit Würde zu tragen wissen. An der Berichterstattung über die Verhandlungen der 2. Kammer wird durch jene Temporaliensperre Nichts geändert. Unser Refrreni wird, woran ihn als sächsischen Staatsbürger keine persönliche Ver folgung hindern kann, die allgemeine Tribüne besuchen. Vielleicht gewinnt er von diesem veränderten Standpunkte aus andere An schauungen über unsere hohe Stindekammcr. Jene zu lltägigem Jsolirbesuche der Volkstribüne ist erfolgt, ohne daß unserem Referenten anch nur die Möglichkeit gegeben >var, sich zu vcrtheidigrn. Man verurtheilte ihn ungehört. Welche Beweg gründe die Mehrheit der Kämmer hierbei leiteten, wissen wir. Ob die Kammer ihr Ansehen bei diesem Beschlüsse vermehrt hat, das wird die Zukunft lehren. — Mit dem vom Abg. Beck erstatteten Bericht über das Budget deS Finanzministeriums tritt in der nächsten Zeit die Kammer in die Berathung der Gehaltszulagen ein. Die Beschlüsse über die Gehaltsaufbesserungen bei diesem Ressort werden der Kammer zu gleich Anhalt geben für die Aufbesserungen in den anderen Refforts, sie find in gewisser Beziehung bindend und werden dazu dienen, die ferneren Berathungen wesentlich zu erleichtern und abzukürzen. An einigen Posten hat die Finanzdeputation gekürzt, so z. B. an den Gehaltszulagen für die Minister je 200Thlr. gestrichen. Der Mehr zahl der vorgenommenen Abstreichungen hat die Regierung zuge stimmt. Wir kommen morgen auf die Sache ausführlich zurück. -Landtag. Die 1. Kammer berieth gestern unter großer Thellnahme deö Publikums die Abschaffung der Art. 92 und 103 unserer BerfassungSurkunbe und die Einführung des sog. Pairö- schubs. Erstere Artikel bestimmen bekanntlich, daß eine Regie rungsvorlage, der die eine Kammer beigestimnrt hat, nur dann als abgelchnt anzuschen ist, wenn sie von der anderen Kammer mit Mehrheit abgelchnt wird. Die 2. Kammer aber bat be schlossen, die 1. Kammer dadurch gefügiger zu machen, daß die Krone beliebig viel Mitglieder lPairö) der 1. Kammer ernennen darf- Hiergegen sprach sich zunächst Präs. v. Zebmen ans. Cr sinder, taff in jenen Artikeln unserer Verfassung, so sehr sie ein ilnicnm sind, die gefährlichste Klippe deS konstitutionellen Lvsicmö: daß eine kompakte Mehrheit in der einen Kammer die ganze Gesetzgebung und Verwaltung auf die Dauer lahm- lcgcn kan», glücklich umschifft Ist. Diese Artikel haben sich sehr nützlich erwiesen, hätte» es ermöglicht. daß große umfassende Gcsctzgcknngswerke, wie Civir- und Militär-Strafgesetz-und Prozeßordnung, bürgerliches Gesetzbuch und dcrgl., ohne Zerreiß ung deS innerlichen Zusammenhanges in Sachsen ln beiten Kam mern durchgcsetzt werden konnten. worüber man im AuSlande mit Anerkennung geurtheilt. Der von der 2. Kammer be schlossene PairSschub sei sehr bedenklich. Jetzt schon er nenne die Regierung 21 Mitglieder der 2. Kammer; darin liege die Gewähr, daß es jetzt schon an sich schwierig sei, eine zwei Drittel - Mehrheit gegen die Regierung ziisainmenzn- brinacn; wen» die Negierung aber durch Ernennungen die Zahl der Mitglieder beliebig erhöhen könne, so würde die 1. Kammer nur ei» einfaches RcgicrnngSorgan werde». Die jetzige l. Kammer besitze mehr Rückhalt tm Lande, als die Liberalen zuaebe» wollte»; die geringe Beibringung an den Wahlen zur 2. Kammer gebe auch Manches zu bedenken. Der ganze Gedanke des PairSscbubö lanie auiSchwächung der 1.Kammer hinaus, aufMachtvermeh- rnng der 2. Kammer. Seien diese aber etwa der Zukunft so sicher, daß sie wüßten, daß die Macht immer in ihren Händen bleiben werde und nicht einmal an Sottaltemolratcn falle» könne? Hier sei eine feste 1. Kammer wohl am Platze. — v. d. Planitz will aus daS wenig schmeichelbaile Bild, daö in der 2. Kammer von der l. gemalt worden sei,nichts erwidern. Die beide» viel- angeiochtenen Artikel seien bisher stets gegen die 1. Kämmer an gewendet worden, die sich patriotisch gefügt habe. Nun, da sie beim Schulgefttze einnral'gegen die 2. Kammer Anwendung fan den, sollten sie plötzlich inconstltutioncll sein? Wenn die 1. Käm mer einen PairSschub beschlösse, so verstümmele sie sich selbst. WaS sei der Werst, der I. Kammer? Die Unabhängigkeit ihrer Abstimmungen. Sie frage nicht darnach, ob Ihre Beschlüsse dem Throne angenehm sind, aber sie hasche auch nicht nach Popularität, dem Beifall der Menge. Würdige man mittelst-PälrtschuvS die I. Kammer zu einer Reglerungö- maschine herab. zwänge man sie durch daS candlnische Joch der jeweilige» TagcSmeinnng, so verdiene die 1. Kammer nicht mehr zu existiren. Sie möge sich also sest um das Palladium ihrer Unabhängigkeit schaarcn! lLcbhaitcr Bestall.) Grat Rex in ähnlichem Sinne. Bürgermeister Hirschberg weist historisch »ach, daß hob Zweikammcrihstcm mitseincrVerinittclnngzwischen de» Prtncipicn der Bewegung und der Beharrlichkeit dlm SiaatS- wohl anr meisten entspreche. Tie I. Kammer widersctztc sich bis her nur dem leichtwechsclndc» Strome der öffentlichen Meinung, nicht aber tcr Meinung, die hervorging auö tcr ernste» Denk arbeit tcr 'Nation. Rüttle man nicht in Zeile» wie die unsrigen a» den Säulen der Verfassung, taste man nicht ein so wichtiges Bollwerk der Sicherheit und. Wohlfahrt, wie tie 1. Kammer, au! (Beifall.) Grat Hohenthal berichtet von der Zeit, wo ec als sächsischer Gesandter In Münchcn und Berlin war, daß man dort Sachsen um WettassuiigSartikcl wie 92 und 103 beneitet habe: Hätte Vaicrn und Preußen gleiche Bestim mungen gehabt, so wäre ersicreö rascher vorwärts gekommen, rem letzteren aber der Vcriässnngöcvnslict eriparr worden. Doch halte er selbst jene Artikel iüc solche, die nur äußersten Falls und maßvoll zur Anwendung komme» dürften. Daß aber tie 2. Kammer der I. zugemuihct habe, sich für einen PairSschub aiiözusprechku, sei noch nicht tagcwcscn. Ncdncr vertieft sich so- dann in den PairSschub in den Parlamenten Englands, Frank reichs und Preußens, um daraus zu lolgcrn, daß ein PairSschub. aus Sachsen angcwendet, nur eine Carricatur weide. Jetzt sei die 1. Kammer bei nutz eine Vertretung deö Grundbesitzes und der Städte, ruhe auf der Grundlage des Mittelstandes. Bloße Figuranten wollten ihre Mitglieder aber nicht werden. Jetzt haben beide Kammer» gleiche Rechte und Pflichten. Mit An trägen aber, die alle Rechte der I. Kammer nähme», daö hoffe aber entschieden gegen einen PairSschub, weicher der Würde der Negierung und LandcSvcrtrctnng widerspreche und mir ein zwei schneidiges Schwert sei. Prof Dr. Fr icke spricht sich in einer ziemlich unklar bleibenden Rede einmal entschieden gegen den Pairöjchub aus, zugleich aber auch gegen den Anlrag der Depu tation, tccdciiPairöschubverwiest. ErwünscistzumSchinssceineRe- iorm tcr 1. Kammer, daß in ihr mehr Vertreter tcr Industrie und des Handels, d»S GroßgcwcrbeS und der höheren BildungSanstaltcn sitzen und empfiehlt das würtcmbcrgische Verfahren, wornach bei Differenzen beide Kammern zusammcntrcien, um sich vertrau lich behuiS cincö Ausgleichs zu besprechen. - 'Nach dem beifällig auigenommene» Schlußworte des Rei. v. Eric gern lehnt die Kammer gegen 1)r. Frickc'ö Stimme den Pastöschub ab. — An einigen RcichStagßwahIstcllc» ist cö vorgckommcn, daß einzelne Stlmmabgebcr von dem Wahlvorsteher bei dem Versuche, stäkt bioö eines, mehrere ineinander gelastete Stimmzettel in die Wahlurne cinzuschmuggclu. betroffen tvorde» sind; aber auch, daß dies, qugcwanttcr Sorgsalt, solches zu verhüten, ungeachtet, denn- »och stdclüKlncn Fällcu-gelnngen ,mw, da bei der nachiuatigc» Sknnmzcttel-Entfaltung und Stiinmcn-AuSzählnng dergleichen zwei ineinander gesteckte Stimmzettel saus de» Namen des 1)r. Jacoby lautend) oder auch m ehr Stimmzettcl, a!S Slimmcn- Abgcber zuvor dagewcse» und cinrcgislrirt worden waren, sich vorlauten: z- A. weil zwei ineinander gesteckt gewesene Stimm zettel bereits vor ihrer Entdeckung bei tcr wiederholten Auszäh lung der noch uneröffnetcn Slimmzcttcl wieder anScinandcr gc kommen sei» muhten. Der Wahlvorsteher, welchem nach K 15 deö Wahlreglemcntö jeder Stimmzettel vom Wähler einzubäiidi- aen und von welchem sodann dieser Stimmzettel nncröffnct in die Wahlnrirc cinznlcgc» Ist. soll »ach der Schlußbcstimmung der oben gerächten ReglementSvaragraphen „insbesondere" dar aus zu sehen haben, daß nicht statt cincS, mehrere Stimmzettcl abgegeben werte». Leichter gesagt alö gelhan! Dcunzrclche Mit tel stehen wohl dem Wahlvorsteher, dieses wahrzunehmcn und sich vor Täuschungen zu bewähren lzumal, wenn zwei Stimmzettel von dünnem u»p leichtem Papier, gleichgroß, sorgfältig in einander gesalzt sind), zu Gebote, da er ja dieselben „nneröfs- net" in daS Wahlurncn-Gcsäß einlcgen soll?-! Und wie ver lockend ist nicht daö fragliche Manöver für gewisse eifrige Wähicr- Parteiclasse». da ja eine Strafe, z. B. sofortige gänzliche Zurück weisung von der diesmaligen Wah betbciiigimg, den auf dem iri schen Versuche ertappten Stimmzcttcl-Abgebcr ganz und gar nicht erwartet, vielmehr dleWahl-Jnstruktion ln dieser Beziehung unter Punkt XU1 zu dem vorhin angczogcncn Wablreglcinenw- Paragiavhen 11 nr so viel verschreibt, daß der Wahlvorsteher, wenn er die in Siede siebende Wahrnehmung macht, den Wähler zunächst aus die Unstatthattigkcit rcö UntcnangcnS aufmerksam zu machen (sie) und erst, salio seidiger sich dennoch nicht auf Ab. gäbe bloS eines Stimmzettels beschränken will (sie), von tcr Ab stimmung znrückzuweisen bat." Ei nun. warum soll cö da eia uistcrnchmcnter Parteigänger, ein kecker Abstilinner nicht daraus ankommcn lassen, ob er erwischt werden wird, oder nicht? — da er ja im schllmmslcn Falle doch niclstd weiter riskirt, als eine Ab- Mahnung seitens dcS Wahlvorstehers, weicher er sich ja alsdann fügen kann, um nicht Von dcr Walstthcilnahmc iür diesmal zuriici- gcwiesen zu werden? —! Er gicbr eben nunmehr bios ieincii eine» ordnungsmäßigen Stimmzettel ab »nd denkt vielleicht dabei: „Na, wenn'S weiter Nicksts ans sich hat, da können wir'ö ja daS nächste Ma! wieder versuche»! Wenn s Nichts nützt, so schadet ö doch auch Nichts! Und ein- oder das aiitcrc Mal wirt'S ja doch schon glücken!" — Es tritt nun bei solcher Lage tcr Sache tie Frage ernst an die bei den demnächsligcn Stichwahlen funk- tlonirendcn Wahtvorstänte heran: ob eS ln den cinschlägi- genGcsetzen kein wirksameöAbwehr - nndGegen mittel wider deirgerügten argenStimmrechtö- Mißbrauch gebe? Denn waS sollte wohl auö der ganzen Wahlhandlung werden, und wie sollte wohl sich selbige gestalten, wenn etwa ganze Wahlpartcicn i»r Hinblick auf die Schlaffheit der vorhin angezogene» gesetzlichen Bestimmungen sich so zu sagen gewerb mäßig auf de» Schmuggel der Stimmzettel lcgcn wollten und lvürden? — Daö einzige (korrektiv hiergegen möchte wohl lediglich in einer stramme» Ausübung dcS Ännitsatzcs sei tens aller Wahlvorstände: alle ineinander aeslccktcn und i» der Wahlurne alö s 0 eingeschmuggelt sich vorfindcudcn Stimmzettcl ausnahmslos für ungnlig zu erklären u»d mithin auch nicht ein mal einen davon als ailtig mitzuzählcn, zu finden sein. So wenigstens hat eS, >vie wir e;fahren habe», der Advocat Fränzel alS Wahlvorsteher im 8. hiesigen Wahlbezirke bei der letzten Reichötagöwahlhandlung gehalten. Freilichäbcr erscheint es, um die Hanthavung eines solchen MahIgrundsatzcS zu einem recht zweckentsprechenden Abschreckungsmittel zu erheben — wohl auch zur Herstellung der vollständige» Lcgalisirung desselben — nvthlg, daß von den betreffende» Wahlvorstehern die conseguente Durch- sührnna deö derartigen PrlncipS schon in Zeiten und gleich im Voraus dem Wähler-Publikum ausreichend öffentlich angckündigt würde. Dasselbe wäre alödann ein- für allemal bereits ver warnt, und wer also nichtsdestoweniger seine ordnungswidrige Beharrlichkeit durch die Thatsache tcr Zuwiderhandlung an den Tag gelegt hätte, würde vollkommen mit Recht durch die über eine Stimmzettel zu verhängende UngiltigkeikSetklärimg mit der nachträgliche» Ausschließung von der diesmaligen Abstimmung bestraft.
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